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Stationen der Ortsentwicklung 1965 bis 1990

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Autorenverzeichnis

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Kapitel iii

Stationen der Ortsentwicklung (I) 1965 bis 1990

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TExT DIEtEr Sturm Mit der Stadtwerdung 1965 und nicht zuletzt mit der Gebietsreform 1974 änderten sich auch die städtebaulichen Herausforderungen in der Stadt Haren (Ems). Mit 208,6 Quadratkilometern Größe umfasst das Stadtgebiet eine Fläche, die größer ist als die der Landeshauptstadt Hannover (204 qkm). Während dort jedoch rund 2.600 Einwohner auf einem Quadratkilometer leben, sind es in Haren (Ems) nur 115 bei völlig unterschiedlichen Siedlungsstrukturen. Dies erfordert andere Maßnahmen, um überall im Stadtgebiet eine hohe Lebensqualität zu ermöglichen.

Bild: Fußgängerbrücke über den Haren-Rütenbrock-Kanal

Dauerthema in den letzten Jahrzehnten ist der Aufbau der Infrastruktur mit Straßen, Wegen und Plätzen, die Ver- und Entsorgung mit Strom, Gas, Wasser und Abwasser, der Hochwasserschutz und die Straßenbeleuchtung. Diese Themen sind zeitlos. Sie gehören zur Kernkompetenz der gemeindlichen Planungs- und Gebietshoheit. An vielen Stellen hat die Stadt von Förderprogrammen der Stadtsanierung, Dorferneuerung und Flurbereinigung sowie von Mitteln des Gemeindeverkehrsfinanzierungsgesetzes profitiert.

Mit dem Ausbau der Schmutzwasserkanalisation wurde erst 1968 begonnen. Knapp 20 Jahre später waren rund 70 Prozent der Haushalte angeschlossen. Anfang der 90er Jahre folgte Tinnen als eines der letzten Siedlungsgebiete. 1987 taucht das erste Mal eine Initiative der Deutschen Bundespost in den Akten auf, in Haren (Ems) mit der Breitbandverkabelung beginnen zu wollen. Das Kabelnetz wurde im Innenstadtbereich 1988 in Betrieb genommen. Meilenstein der Entwicklung in den 60er und 70er Jahren war die Neufassung des Flächennutzungsplanes im Jahr 1969, der den bis dahin gültigen aus 1958 ersetzte und zunächst nur für das Gebiet der alten Samtgemeinde Haren galt. Mit dem neuen städtebaulichen Leitfaden konnten vorhandene und geplante Gewerbe- und Wohngebiete durch neue Bebauungspläne ausgefüllt werden. Die heute noch vorhandene Struktur am Neuen Markt rund um das Rathaus und der Alte Markt mit den Umring- und Zubringerstraßen sowie dem Busbahnhof an der Papenwiese haben ihren Ursprung aus dieser Zeit. Mit der Schaffung der Sportanlagen im Emspark erfolgte auch die fußläufige Anbindung über den Haren-Rütenbrock-Kanal. 1978 trat der erste Flächennutzungsplan für das ganze Stadtgebiet in Kraft.

Die Lange Straße in den 60er Jahren und während der Sanierung 1997. Die Sanierung des Ortskerns war bereits Anfang der 70er Jahre ständiges Thema. Die Stadtverwaltung versuchte stets, von Fördergeldern zu profitieren. Doch immer wieder, bis Ende der 80er Jahre, war der Weg in das Städtebauförderprogramm leider verschlossen. 1989 erfolgte die Aufnahme in die Städtebauförderung (Strukturhilfe). Anschließend konnte mit dem Ausbau des Marktwinkels begonnen werden. Es war geplant 13,5 Millionen DM zu verbauen, wobei Fördermittel in Höhe von 9,0 Millionen DM eingeplant waren. Für die Neugestaltung des Neuen und Alten Marktes wurde ein Architektenwettbewerb ausgeschrieben, fünf Gebäude sollten abgerissen werden. Gleichzeitig standen der Ausbau des Nordrings sowie der Straße „Am Schulzentrum“ an. Vorzeitig wurde das Programm zugunsten der neuen Bundesländer 1994 eingestellt. Trotz ständiger Bemühungen wurden erst in 2008 neue Städtebaufördermittel bewilligt. Das Programm „Aktive Stadt- und Ortsteilzentren“ läuft über acht Jahre und hat ein Investitionsvolumen von 5,2 Millionen Euro. Der Martinusplatz vor der Kirche und dem Seniorenwohnheim, Kirchstraße, Emsstraße, Mittelstraße, Burggraben und Lange Straße sollen davon profitieren. Der Alte Markt sowie das Umfeld der Großsporthalle mit direktem Zugang zum Haren-Rütenbrock-Kanal sollen aufgewertet werden.

Zurück in die 60er Jahre: Anfangs stand die Ausweisung neuer Wohnbauflächen im Vordergrund. Die Bebauungspläne für die Wohngebiete „Weeden“, „Pascheberg“ sowie im Zentrum von Altharen und Erika stammen aus dieser Zeit. Zur Gebietsreform lagen 50 Bebauungspläne vor, die in den Folgejahren fortentwickelt und angepasst werden mussten. In dem darauffolgenden Jahrzehnt wurden über 1.000 Ein- und Mehrfamilienhäuser neu errichtet. Ein Grund dafür sind sicherlich die bis heute moderaten Baulandpreise, die 1983 bei durchschnittlich 10 bis 60 DM/ qm lagen. Der Stadtrat legte 1999 grundlegende Vergaberichtlinien für städtische Baugrundstücke fest, in denen auch eine Bau- und Selbstnutzungsverpflichtung aufgenommen werden.

Straßenausbau und Straßenunterhaltung im Stadtgebiet obliegen dem jeweiligen Träger. So sind Bund, Land und Kreis kontinuierlich gefordert. Viele Kreisstraßen befinden sich aus der Tradition des Landkreises Meppen im westlichen Stadtgebiet. Intensiv warb die Stadt Anfang der 70er Jahre für den Bau einer Umgehungsstraße im Zuge der B 402 (heute B 408) sowie für die Bundesautobahn „Emsland-Linie“.

Im November 1978 wurde der Rathausneubau mit einem Festakt gefeiert. Vier Wochen vorher hatte die Bevölkerung bereits Gelegenheit, einen Blick in das neue Gebäude zu werfen. Dazu wurden sogar kostenlos

Pendelbusse aus allen Ortsteilen eingesetzt. Die Umgehungsstraße wurde im Rahmen eines Sonderprogramms des Bundes von 1978 bis 1981 für 18 Millionen DM ausgebaut. Es folgten der Ausbau in Emmeln-Dorf sowie die Kreuzung Tinner Weg/Hünteler Straße/B 408.

In Trägerschaft der Stadt stehen 405 Kilometer Gemeindestraßen. Der Neubau der Umgehungsstraße gab die Möglichkeit, den innerstädtischen Verkehr neu zu regeln. Die Durchbrüche Mittelstraße/Burggraben und Sandkühlerstraße/Papenwiese sowie der Ausbau der Kirchstraße, Deichstraße und der Börsenbrücke mit Anbindung zur B 408 sind Ausfluss dieses Verkehrskonzeptes. Später musste der Bereich wieder zurückgebaut werden, um die Sicherheit vor der Kindertagesstätte St. Elisabeth zu erhöhen. Überlegungen zur Einrichtung einer Fußgängerzone sorgten schon 1981 für heftige Diskussionen mit den Einzelhändlern. Die Einbahnstraßenregelung gilt seit 1984. Für das Jahr 2000 wird später die probeweise Einführung einer Fußgängerzone mit wissenschaftlicher Begleitung für zunächst zwei Monate beschlossen. Der Kolpingplatz konnte 1986 fertiggestellt werden. Die Kreuzung Burggraben/Nordstraße erhielt 1990 eine Ampelanlage. Die Parkraumbewirtschaftung folgte ab 1992. 2000/2001 erfolgt die Umstellung auf eine Parkscheibenregelung.

Die Niedersächsische Landesbehörde für Straßenbau und Verkehr ist neben den Bundesauch für die Landesstraßen verantwortlich. Mit der L 48 (Versener Straße/Wesuweer Hauptstraße/Wesuweer Straße/Landegger Straße) zieht sich eine bedeutende Landesstraße als SüdNord-Tangente durch das Stadtgebiet.

Alter/Neuer Markt 1979/1980

Emmelner Straße Tankstelle Einhaus

Für den örtlichen Verkehr hatte auch die Aufhebung der sieben Bahnübergänge zwischen Hilter und Tinnen 1979/1980 im Zusammenhang mit dem zu der Zeit aufgenommenen elektrischen Zugbetrieb große Bedeutung. Der Ausbau der Straße von Emmeln nach Raken und Emen brachte diesen Ortsteilen eine leistungsstarke Verkehrsanbindung. Zur Planung einer Umgehungsstraße für Emmeln wurde bereits 1980 ein umfangreiches Verkehrsgutachten erstellt.

Verkehrssicherheit und Verkehrsberuhigung haben bei allen Maßnahmen an gemeindeeigenen Wegen und Straßen höchste Priorität. Dies gilt besonders für die Straßenbeleuchtung.

Für die Schulwegsicherung ist der Bau des Radweges von Erika und Altenberge nach Rütenbrock mit über 300.000 DM eine der größten Einzelmaßnahmen in diesem Bereich in den 80er Jahren. Radwege werden auch von den anderen Ortsteilen nach Haren unter besonderer Berücksichtigung der Schulwege gebaut.

Die neue Dachkonstruktion an der Friedhofskapelle Rütenbrock eröffnet den Reigen der Renovierung aller städtischen Friedhofskapellen in dieser Zeit. Die gemeinsam mit der Linksemsischen Kanalgenossenschaft (LKG) durchgeführte Sanierung der sieben Brücken und vier Schleusen am Haren-Rütenbrock-Kanal schlägt deutlich stärker zu Buche. Die Modernisierung kostet 8,5 Millionen DM. Wesentliches Ziel der Maßnahme war es auch, dem landwirtschaftlichen Verkehr mit immer größeren und schwereren Fahrzeugen die problemlose Querung zu ermöglichen.

Gaststätte Hanses

Feuerwehrkameradschaftsfest im Saal Heidfeld. Dekoration war damals u.a. Torf, der zur späteren Stunde auch als „spaßiges Wurfgeschoss“ eingesetzt wurde. Versehentlich wurde ein SPD-Ratsherr davon getroffen. Montags drauf bat der Stadtdirektor Kley, wegen eines Anschlags gegen die SPD offiziell ermitteln zu lassen.

Die Dorferneuerung hat in nahezu allen Ortsteilen eine nachhaltige Entwicklung ermöglicht. In jüngster Vergangenheit profitierten Fehndorf und Wesuwe-Siedlung bzw. Wesuwermoor von einer Förderung. Das Kirchspiel Rütenbrock wurde Anfang 2015 in die Förderung aufgenommen. Recht umfangreich war das Umlegungsverfahren „Kämpe“ in Wesuwe, mit dem ein zusätzliches Baugebiet erschlossen werden konnte. In diese Zeit fällt auch der endgültige Ausbau der Maximilianstraße in Rütenbrock sowie der Gerhard-Book-Straße in Emmeln.

Pläne zum Bau eines Yachthafens mit angegliedertem Ferienhaus- bzw. Wohngebiet existieren schon seit Ende der 70er Jahre. Er wurde 2007 fertiggestellt. Seitdem wurde die Steganlage aufgrund der hohen Beliebtheit bereits zweimal erweitert. Ein „Haus des Gastes“ ist dagegen nie realisiert worden.

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