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Rütenbrock
Rütenbrock aus der Vogelperspektive
In den 70er Nordschau“ Jahren war die „Sportschau der für den NDR auf Werbe-Tour. Die Gastspielorte wurden mittels einer Glückskugel ermittelt, die über eine Landkarte rollte und einmal „zwischen Emmen und Meppen an der holländischen Grenze“ hängenblieb. So konnte sich der Sport in Rütenbrock am 19.11.1976 einem breiten Fernsehpublikum präsentieren.
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Wahrzeichen Rütenbrocks ist die St. Maximiliankirche, die von 1868 bis 1870 erbaut wurde und das Herz der Ortschaft bildet. Gegründet wird Rütenbrock durch 36 Siedlerfamilien, die im Jahr 1788 die ihnen per Los zugeteilten „Plaatzen“ beziehen.
In nördlicher Richtung trennt der gleichnamige Haren-Rütenbrock-Kanal den Ort von Rütenmoor, der nördlichsten gelegenen Ortschaft im Stadtgebiet. Der 14 km lange Kanal ist heute die einzige schiffbare Verbindung von Nordwestdeutschland in die Niederlande und wurde zur Entwässerung des Moores in der Zeit von 1870 bis 1878 durch französische Kriegsgefangene gebaut.
Die Ortschaft Rütenmoor steht für regenerative Energiegewinnung im Stadtgebiet. Dort befindet sich ein Windpark mit 33 Windkraftanlagen und einer Gesamtleistung von rund 70 Megawatt. Damit erzeugt der Windpark Rütenmoor schon heute mehr Energie als innerhalb eines Jahres im Stadtgebiet benötigt würde.
Neben Haren-Mitte ist Rütenbrock mit der Maximiliangrund- und Oberschule zweiter Schulstandort im Stadtgebiet. Im April 1931 gründen 25 Einwohner von Rütenbrock, Lindloh und Erika die Freiwillige Feuerwehr Rütenbrock: auch heute noch eine von zwei leistungsfähigen Wehren im Stadtgebiet.
Seit 1969 ist Rütenbrock das Mekka des emsländischen Motorsports. Traditionell findet dort jeden Pfingstsonntag das internationale Motor-Cross-Rennen des MSC Rütenbrock auf dem Gelände „Casper Gerd“ statt. Das Spektakel lockt jährlich mehrere Tausend Besucher in den Ort.
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Johann Düthmann
Johann düthmann, Jahrgang 1921, wurde in rütenbrock geboren. nach dem einsatz im Zweiten Weltkrieg wurde die Familie dühtmann zunächst für elf monate aus der sperrzone rütenbrock umgesiedelt, das vorhandene Vieh musste auf verschiedenen Höfen untergebracht werden. die Gaststätte düthmann hat ihren ursprung im Jahr 1825 und gilt in rütenbrock als institution. Johann düthmann hat sie über Jahrzehnte betrieben. er hat u.a. den örtlichen landwirtschaftlichen Ortsverein sowie den reit- und Fahrverein mitgegründet.
Herr Düthmann, wie gestalteten sich die nachkriegsjahre in rütenbrock?
unseren Hof mit der Gastwirtschaft hatten bis 1946 polnische truppen als kommandantur benutzt. das dörfliche leben entwickelte sich danach in erster linie durch Handel und tausch, vieles im „kleinen Grenzverkehr“. ich selbst konnte mir als freier Viehhändler eine existenz aufbauen. durch Beziehungen in den raum ahlen-dörpen war ich häufiger mit Pferden und rindern unterwegs und war nicht auf den Handel mit offiziellen Papieren angewiesen.
Hatten die menschen damals Geld und muße für einen Besuch im Gasthaus?
den rütenbrockern ging es vergleichsweise gut. schon seit 1928 hatten wir elektrisches licht und strom in vielen Häusern. es gab mittel und Wege, sich die benötigten Waren zu besorgen.
so blieb dann auch immer etwas für den Besuch in der kneipe. 1956 organisierte der landwirtschaftliche Ortsverein die erste große tierschau auf unserem Hof. daraus entwickelte sich die kirmes in der heutigen Form und auch bei den großen Ortsjubiläen war ich mit dabei.
Gab es dabei früher schon Berührungspunkte mit der öffentlichen Verwaltung?
Für die tierschau brauchte ich eine schankerlaubnis. dabei stellte der zuständige landkreis meppen fest, dass die saalerweiterung ohne Baugenehmigung errichtet worden war. ein architekt hat dann schnell die statik überprüft, das Genehmigungsverfahren haben wir dann später nachgeholt. es lief vieles über Vertrauen und mündliche absprache.
War das ein Grund, warum viele 1974 der Gebietsreform skeptisch gegenüberstanden?
es war mehr die sorge, dass vieles jetzt nach Haren geht. Wir hatten doch alles, um selbstständig zu bleiben: Geschäfte, kirche, schulen, kindergarten, einen arzt, neun kneipen und sogar regelmäßige kino-abende bei Büter. es wäre schon schön gewesen, zumindest übergangsweise einen eigenen Gemeinderat zu haben. der Ortsvorsteher muss sich heute für alles rechtfertigen, ohne dass ein Gremium nur für rütenbrock zuständig wäre. als nach 1974 das Ordnungsamt der stadt Haren (ems) bei mir einen durchsichtigen schlauch der Zapfanlage bemängelte und ich dafür später sogar noch ein Bußgeld zahlen musste, war ich richtig verärgert und habe mich bei Gerd knoll beschwert: „da müsst ihr euch nicht wundern, wenn alle gegen die neue stadt sind!“
Gibt es Wünsche von Ihnen zum Jubiläum?
Für rütenbrock wünsche ich mir einen supermarkt. der ausbau der straße „alter Ortskern“ ist ja aktuell in der Planung. Beim Bau der straße habe ich damals sogar selbst mitgeholfen. trotz der armut waren solidarität und Gemeinschaftsgefühl früher stärker ausgeprägt als heute. ich wünsche mir, dass das wieder zunimmt.