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Stationen der Ortsentwicklung 1990 bis 2015
Kapitel iii
Stationen der Ortsentwicklung (II) 1990 bis 2015
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TExT DIEtEr Sturm In den 90er Jahren widmet sich die Stadt verstärkt dem endgültigen Ausbau von Wohnstraßen in den Ortsteilen. Beispielhaft stehen „An der Mühle“ in Rütenbrock und „“Fasanenstraße/Falkenstraße“ in Emmeln. Ausdrücklich soll damit der aufgebaute Investitionsstau abgebaut werden. Angesichts der häufig noch zu zahlenden Anliegerbeiträge und entstehenden Einschränkungen während der Bauphase sind dazu vielfältige Gespräche zu führen. Damit einher geht auch die Diskussion zur Einrichtung von 30 km/h-Zonen.
Neubau Flutbrücke
Deutlich schneller darf auf der B 408 gefahren werden. Hier regt die Stadt wenige Jahre nach der Fertigstellung eine Geschwindigkeitsbegrenzung in einigen Teilabschnitten auf 70 km/h an. Auf der BAB A 31 wird in den 90er Jahren von Norden kommend an den Anschlussstellen Haren (Ems) und Wesuwe gebaut. Gleichzeitig plant die Stadt die Ausweisung von Gewerbegebieten an den Abfahrten. Realisiert wird jenes an der Abfahrt Wesuwe. Wesuwe ist auch Schauplatz der größten Einzelmaßnahme in der Dorferneuerung. Die Neugestaltung des Marktplatzes wird Mitte der 90er Jahre umgesetzt. Marienstiege und Pfarrhof folgten. Die Dorfverschönerung in den Ortsteilen erhält mit der Richtlinie zur Förderung von Maßnahmen und Projekten der Kultur-, Ortsbild- und Landschaftspflege ab 1999 zusätzliche Unterstützung.
Immer wieder Diskussionsthema ist die Satzung über die Erhebung von Ausgleichsbeträgen für nicht herzustellende Kfz-Einstellplätze (Ablösesatzung). Sie regelt eine Ausnahme für Bauherren, weniger Parkplätze als nach Bauordnung vorgesehen schaffen zu müssen. Dabei wird nach Stadtkern und übrigen Stadtgebiet unterschieden. Mit einer verstärkten Innenverdichtung und Wirtschaftlichkeitsgesichtspunkten gewinnt die Satzung gegenwärtig zunehmend Brisanz.
Intensiv diskutiert wird die Nutzung der Marktdächer 1997. Von einer kompletten Sperrung für den Autoverkehr über eine zeitlich begrenzte Festlegung bis zur Trennung von Fuß- und motorisiertem Verkehr positionieren sich die Parteien. Schließlich wird eine Verkehrsfreie Zone an Sonn- und Feiertagen beschlossen und später wieder aufgehoben. Ähnliche Debatten bis in die Gegenwart lösen auch immer wieder die Lange Straße und die Schlossallee aus.
Die Nordtangente zwischen Wesuweer und Emsstraße zieht immer wieder Diskussionen auf sich. Beginnend vom Verkehrsfluss zwischen Brinkerweg, Deichstraße/Rütenbrocker Straße über die Holterhuisbrücke bis zur Landegger Straße; im weiteren Verlauf an der Ampelkreuzung Lange Straße, der schweren Einsehbarkeit an der Sandkühlerstraße, der Fußgängerquerung im Bereich Papenwiese bis zum gewünschten Zebrastreifen an der Mittelstraße und den Dauerparkern
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Neugestaltung Neuer Markt ; Studentenentwurf von Manuel Müller, TU-Dortmund, 2013
auf der Emsstraße. Zur besseren Verkehrsführung wurden das Parkleitsystem und die Ausschilderung 2012 neu geordnet. Ein Verkehrsentwicklungsplan aus 2003 bildet für viele Maßnahmen die Grundlage.
Die Flutmulde wurde ausgebaut und damit der Hochwasserschutz nachhaltig verbessert. Probleme gibt es immer wieder bei der Oberflächenentwässerung, auch bedingt durch die Einleitung von Regenwasser von privaten auf öffentlichen Flächen. Für einige Ortsteile existiert ein Generalentwässerungsplan, der fortlaufend erweitert und fortgeschrieben wird. Angesichts der angespannten Finanzlage gewinnt auch die Privatisierung der Abwasserbeseitigung zusätzlichen Raum. Zum 1.7.1994 wurde zunächst ein Eigenbetrieb gegründet, zum 1.1.1998 die Abwasserbeseitigung an den Trink- und Abwasserverband (TAV) Bourtanger Moor übertragen. 1996 muss der Stadtrat angesichts steigender Ausgaben und sinkender Einnahmen erstmals ein Haushaltskonsolidierungskonzept verabschieden. Ein Jahr darauf verrät der Titel „Haushaltsnotstandsprogramm“ die zunehmende Dramatik. Die finanziellen Rahmenbedingungen verbesserten sich erst ab 2001 wieder spürbar. Dazu beigetragen hat dann auch der Verkauf des Grundstücks hinter dem Rathaus zur Ansiedlung des Lidl-Marktes. Trotzdem ist auch zum Haushalt 2004 erneut ein Haushaltskonsolidierungskonzept mit einem Einsparpotential von 500.000 Euro pro Jahr aufzulegen. Der geplante Verkauf des Campingplatzes scheitert jedoch.
Unter dem Sparzwang leiden jahrelang viele freiwillige Zuschüsse und geplante Investitionsmaßnahmen, beispielsweise die Dorferneuerung, der Neubau von Buswartehallen oder andere Hochbaumaßnahmen. Dennoch
war man bestrebt, auch weiterhin die städtische Infrastruktur aufrecht zu erhalten und insbesondere auch weiterhin bezahlbare Bauplätze auszuweisen.
Investitionen in Neubaumaßnahmen reduzieren sich zunehmend, in den 90er Jahren geht es in erster Linie um Substanzerhaltung bei den Wirtschaftswegen, Brücken und Straßen. Die großen Brückenmaßnahmen an der Emsbrücke, Flutmuldenbrücke und Knepperbrücke werden gestreckt und erst Mitte der 2000er Jahre abgeschlossen. Für die Kindertagesstätten wird eine sogenannte Erneuerungsrücklage gebildet, eine Ansparmöglichkeit für geplante Neu- und Anbauten bzw. Sanierungen. Die Gründung der städtischen Grundstücks- und Erschließungsgesellschaft (GEG) im Jahr 2000 geht auch auf diese Ausgangslage zurück und sollte wirtschaftlicher die Ausweisung, Vermarktung und Erschließung neuer Gewerbe- und Wohngebiete ermöglichen.
Am 14.11.2000 wird in nicht-öffentlicher Sitzung der Kaufvertrag zur Erschließung des Baugebietes „Achtern Diek“ mit dem zugeordneten Yachthafengelände beschlossen. Der Bau des Yachthafens wird 2005 besiegelt; er kostet 1,59 Millionen Euro, darunter 488.440 Euro städtische Mittel, der Rest kofinanziert durch das EUFörderprogramm INTERREG III A sowie das Land Niedersachsen. Mit dem Wassersport Haren (Ems) e.V.
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Neugestaltung Ortsmitte Wesuwe-Siedlung mit Rotbuche
Das Richtfest am St. Elisabeth-Kindergarten kam am 23.12.2013 offensichtlich sehr überraschend. Der ausrichtende Kirchenvorstand hatte keine Richtkrone organisiert. Kurzerhand wurde der Adventskranz aus dem Rathaus-Foyer abgeschmückt und kam so noch zu „höheren“, jedoch auch kälteren Weihnachtsehren.
wird 2006 ein Betreiber gefunden. Die feierliche Eröffnung des neuen Sportboothafens kann 2007 gefeiert werden. Fertig werden auch das Feuerwehrgerätehaus in Rütenbrock sowie der Anbau in Haren (Ems).
Zunehmenden Raum nehmen europäische Vorgaben ein. Immer wieder musste sich der Rat mit der Flora-Fauna-Habitat-Richtlinie (FFH) aus 1992 beschäftigen. Zunächst wurden dafür überwiegend Natur- und Landschaftsschutzgebiete benannt. Das reichte der EU jedoch nicht aus, die im Folgenden den gesamten Flusslauf der Ems mit angrenzenden Bereichen innerhalb des Stadtgebietes in das FFH-Gebiet einbeziehen möchte, um u.a. Fischotter und Biber wieder ansiedeln zu können. Die Stadt befürchtet erhebliche Einschränkungen für die Ems als Bundeswasserstraße und Nachteile für die gewerbliche Wirtschaft, besonders die flussnahe Landwirtschaft sowie für die weitere Stadtentwicklung.
Eigene Planungen berücksichtigen stärker die örtlichen Gegebenheiten. So wirkt das Konzept zur Steuerung der Intensivtierhaltung für ein harmonisches Nebeneinander von Landwirtschaft und übriger Wohnbevölkerung. Die Erarbeitung eines Masterplans für Einzelhandel, Dienstleitung und Gastronomie wird 2010 auf den Weg gebracht und beeinflusst seitdem alle Entwicklungen in diesem Bereich.
Eine erste Initiative gegen den Schilderwald startet der Rat im Juli 2000. Einige Jahre später stellt er ernüchtert fest, dass stetig mehr Ge- und Verbote im öffentlichen Raum erforderlich werden. Mehr Nachhaltigkeit verspricht man sich durch den Beitritt zum Internationalen Naturpark Moor 2005 sowie zum Naturpark Hümmling 2013. Ab 2006 stehen die Betreuungs- und Bildungseinrichtungen besonders im Mittelpunkt der Investitionen. Nahezu jeder Schulund Kindergartenstandort wird baulich angepasst. Die Maßnahmen bilden für sich ein kleines Konjunkturprogramm, das mit Bundes- und Landeszuschüssen – besonders mit dem Konjunkturpaket II 2009 - zusätzlich gespeist wird. Ähnliches gilt für die jüngsten Dorferneuerungsmaßnahmen in Fehndorf und Wesuwe-Siedlung bzw. Wesuwermoor sowie Zuschüsse aus dem Förderprogramm LEADER.
Bundes- und Landesvorgaben sowie die Regionale Landschaftsrahmen- bzw. Raumplanung schränken die Planungshoheit der Städte und Gemeinden immer weiter ein. Trotz der relativen Größe des Stadtgebietes sind viele Entwicklungen nur noch eingeschränkt möglich, eröffnen Interessenskonflikte oder schließen sich gegenseitig aus. Diese Rahmenbedingungen beeinflussen auch das größte Infrastrukturprojekt der vergangenen 50 Jahre:
Anfang der 2000er Jahre sehen sich die Städte Meppen und Haren (Ems) den gleichen Herausforderungen gegenüber: Die finanzielle Lage der beiden Kommunen ist angespannt, gleichzeitig sind mittelfristig erhebliche Investitionen in den beiden Emshäfen erforderlich.
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Am 24.10.2007 eröffnet der damalige niedersächsische Wirtschaftsminister Walter Hirche den neuen interkommunalen Hafen.
Der Hafen in Haren (Ems) ist als Werfthafen mit Schutzund Liegefunktion ausgewiesen und verfügt aufgrund der stark begrenzten Flächenkapazitäten und der vorhandenen Infrastruktur nur über eine eingeschränkte Nutzung als Umschlaghafen. Der Hafen in Meppen weist eine teilweise abgängige Bausubstanz auf und wird städtebaulich zunehmend in seiner Entwicklung gehemmt. Im interkommunalen Austausch wurde die Idee zum Bau eines gemeinsamen neuen Binnenhafens mit angrenzendem Industriegebiet geboren und am 4. Juni 2002 in großer Runde mit möglichen Hafennutzern vorgestellt.
Der Standort ergab sich aus den Vorgaben des Regionalen Raumordnungsprogramms sowie dem rechtswirksamen Flächennutzungsplan der Stadt Haren (Ems). 2003 wurde die „Euro-Hafen Emsland-Mitte Entwicklungs- und Bau GmbH“ von den Gesellschaftern Landkreis Emsland sowie den beiden Städten gegründet. Seit 1.3.2004 obliegt die Geschäftsführung Bürgermeister Markus Honnigfort. Emotionaler Einstieg ist die gemeinsame Ratssitzung der Stadtvertreter aus Meppen und Haren (Ems) am 29.4.2004 in der Gaststätte Albers in Hemsen. Ein weiteres Treffen dieser Art findet im Februar 2007 statt. Dort wird auch die gemeinsame Vermarktung des angrenzenden Industriegebietes beschlossen. Künftige Lasten und Steuereinnahmen werden in nachbarschaftlicher Zusammenarbeit geteilt. Ab 2010 firmiert das Unternehmen unter „Eurohafen Emsland GmbH“. Ihre Aufgabe besteht in der Konzeptionierung und Planung des Hafens, der Sicherstellung der Finanzierung, dem erforderlichen Grunderwerb inklusive der Retentions- bzw. Ausgleichsflächen sowie der Erschließung und Vermarktung.
Gleichzeitig zeigen verschiedene Verkehrsprognosen aus ökonomischen und ökologischen Gesichtspunkten den stetigen Anstieg des Transportverkehrs auf die deutschen Binnenwasserstraßen. Sprichwörtlich „auf der grünen Wiese“ entstand bis 2007 ein neuer Binnenhafen, der ein Hafenbecken mit vier Liegeplätzen von rund 4 ha aufweist. Hinzu kommt der Stichkanal mit 6 ha Wasserfläche als Anbindung zur Bundeswasserstraße Ems. Mit dem
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Beladung eines Binnenschiffes im Eurohafen Emsland.
1. Nachtragshaushalt 2005 gibt der Stadtrat in Haren (Ems) einen Zuschuss von 1,5 Millionen Euro frei. Der erforderliche Bebauungsplan wird im Juli 2005 verabschiedet.
Damit steht auch die Finanzierung. Bei Gesamtkosten von rund 21 Millionen Euro konnten Landeszuschüsse von 8,1 Millionen Euro eingeworben werden. Neben den 4 Millionen Euro des Landkreises beteiligen sich die beiden Städte mit jeweils 1,5 Millionen Euro. Der Restbetrag ist als Darlehen aufgenommen und durch Bürgschaften der Städte abgesichert. Schon 2012 ist diese Kreditaufnahme getilgt, der Eurohafen gilt als „abbezahlt“.
Bei der Umsetzung sind vielfältige Detailfragen zu klären und Hindernisse aus dem Weg zu räumen. Die Anbindung an das Fließgewässer Ems über den 950 Meter langen Stichkanal erfordert wasserwirtschaftlichen Sachverstand, die Frage nach der Ausrichtung als Molen-, Parallel- oder Dreieckshafen logische Weitsicht. Die konkreten Planungen werden durch ein Zweckflurbereinigungsverfahren begleitet. Erhebliche abstimmungs- und zeitintensive Grundstücksverhandlungen binden Personal und kosten Geld. Über Kaufund Tauschverträge haben rund 410 ha Hektar Land den Eigentümer gewechselt. Über 650.000 Kubikmeter Füllboden wurden bewegt, das wären mehr als 40.000 LKW-Ladungen.
Betreibergesellschaft wird nach einem europaweiten Bieterverfahren ein Konsortium der Unternehmen Boll und Lanfer sowie der Dörpener Umschlagsgesellschaft. Seine Bilanz ist beeindruckend. Im Geschäftsjahr 2014 wurden von rund 550 Binnenschiffen fast 540.000 Tonnen umgeschlagen. Die nachhaltige Ansiedlungspolitik setzt auf Wertschöpfung. Deshalb werden die Pachtverträge in Wassernähe nur mit einer Bau- und Umschlagsverpflichtung vergeben. Die rasanten Entwicklungen in verschiedenen Wirtschaftsbranchen hat dadurch zwar auch schon Unternehmen gezwungen, ihre Zusagen zurückzunehmen, gleichzeitig zeigt sich ein kontinuierlicher Anstieg der Umschlagszahlen und Ansiedlungen auch im unmittelbar angrenzenden interkommunalen Industriegebiet.
Der Eurohafen spielt unmittelbar nach seiner Eröffnung im Konzert der Logistikachse im EmsDollart-Raum eine wichtige Rolle. Der Landkreis Emsland nennt ihn in einem Atemzug mit den etablierten Binnenhäfen am Güterverkehrszentrum Dörpen und in Spelle-Venhaus mit ähnlich hoher Bedeutung für die Region wie die A 31. Für die Niederlande soll er sogar eine Entlastungsfunktion und Hinterlandanbindung für den Hafen Rotterdam darstellen können. Mit den vorhandenen Unternehmen Aero Ems GmbH/Enercon, Rothkötter Kraftfutterwerk, Barlage und Lanfer sind wichtige Pächter „vor Anker gegangen“. Ein Asphaltmischwerk bekundet aktuell konkretes Interesse.
Ein Beirat mit Vertretern der drei Kommunen begleitet die Arbeit der Gesellschaft seit ihrer Gründung. In den nächsten Jahren werden die Ansiedlungsbemühungen fortgesetzt. Große Hoffnung wird in die Ertüchtigung des Dortmund-Ems-Kanals für das Großmotorgüterschiff mit dreilagigem Containerverkehr Richtung Süden gesetzt. Zunehmend in den Fokus rückt auch die leistungsstarke Straßenanbindung des Eurohafens an das übergeordnete Verkehrsnetz der B 70, E 233 und A 31. Die Schienenanbindung über 2.000 Meter zum Gleisnetz der Bahn kann bereits optimal genutzt werden, so dass dem Eurohafen aufgrund der zunehmenden Verlagerung der Güter auf Wasser und Schiene eine gute Zukunft bescheinigt werden kann.
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Zukunftsweisend war auch eine Hochbaumaßnahme:
Der neubau der städtischen Kindertagesstätte in Erika/ Altenberge:
Im Jahr 1973 – ein Jahr vor der Gemeindereform - wurde der Marien-Kindergarten im Ortsteil Erika eröffnet. Nach dem Neubau der gleichnamigen Grundschule stand hierfür das ehemalige Schulgebäude an der Marienstraße zur Verfügung, das aus dem Jahr 1956 stammte.
Die Einwohnerentwicklung in Erika und dem angrenzenden Ortsteil Altenberge sowie ein stetig steigender Betreuungsbedarf führten im Jahr 2011 dazu, dass die Aufnahmekapazitäten des Kindergartens erschöpft waren. In Kindergartenjahr 2011/2012 mussten erstmals fünfzehn Kinder aus Erika und Altenberge für den Übergang im St. Johannes-Kindergarten in Rütenbrock betreut werden.
Mit Blick auf die weitere Entwicklung der Kinderzahlen und die rege Bautätigkeit in den Ortsteilen war offensichtlich, dass eine zeitnahe bauliche Erweiterung der Einrichtung erforderlich wurde. Ziel sollte es sein, ein Betreuungsangebot für vier Regelgruppen (á 25 Kindern) und einer Krippengruppe (mit 15 Kindern) zu schaffen.
Schnell zeigte sich, dass dieses Projekt mit einem einfachen Anbau nicht zu realisieren war. Gesetzliche Standards verpflichteten u.a. zum Bau eines bis dato nicht vorhandenen Bewegungsraumes. Es fehlten zudem Nebenräume für Sprachförderung oder Ergotherapie, der Personalraum war zu klein und im Rahmen der geplanten Ganztagsbetreuung war ferner die Einrichtung eines separaten Essbereichs für die Mittagsverpflegung gesetzlich vorgeschrieben.
Zur Herstellung der erforderlichen Raumstandards war die bisherige Nutzfläche des Marien-Kindergartens von bislang rund 430 qm auf 830 qm zu erweitern und damit nahezu zu verdoppeln.
Das alte Kindergarten Gebäude in Erika-Altenberge kurz vor dem Abriss.
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Doch damit nicht genug. Zahlreiche Regelungen zum Brand-, Wärme- und Unfallschutz waren im Rahmen des geplanten Vorhabens zu beachten und machten eine Komplettsanierung des rund 60 Jahre alten Baukörpers bezüglich Dämmung, Heizungs-, Elektround Sanitärausstattung notwendig. Fußböden waren ebenso zu erneuern, wie Fenster, Innentüren oder auch die Dachverkleidung.
Erste Berechnungen ergaben, dass eine Sanierung des Marien-Kindergartens und die Erweiterung der Einrichtung um eine Krippengruppe rund 1,3 Millionen Euro kosten würden.
Angesichts dieser Summe stand schnell fest, dass ein vollständiger Neubau der Betreuungseinrichtung mit einem geschätzten Kostenrahmen von 1,5 Millionen Euro unter pädagogischen und wirtschaftlichen Gesichtspunkten die bessere Alternative darstellte.
Mit der Entscheidung für einen Neubau der MarienKita stellte sich auch die Frage nach einer Übergangsregelung. Die Idee eines Containerdorfes wurde mit Blick auf die zu betreuenden Kleinstkinder verworfen – auch erwies sich die vorhandene Stellfläche auf dem Grundstück in der Marienstraße als zu klein.
Als Ausweichquartier für die Drei- bis Sechsjährigen bot sich die ehemalige Grundschule St. Benedikt in Fehndorf an, die seit der Schulschließung 2011 leer stand. Mit Hilfe des städtischen Werkhofes wurde das Ausweichquartier provisorisch umgestaltet, ehe zum Kindergartenjahr 2012/2013 85 Kinder in die ehemaligen Klassenräume einziehen konnten.
Nicht unerwähnt bleiben soll die Tatsache, dass der tägliche Bustransport von Erika nach Fehndorf nicht nur reibungslos klappte, sondern von den Kindern überdies als Highlight empfunden wurde. Die jüngeren Kinder wurden während dieser Zeit wohnortnah im Bonifatiusheim Altenberge betreut.
Den Startschuss für die Abbrucharbeiten des alten Kindergartens gaben Kinder, Eltern und das Erzieherinnen-Team. Im Rahmen eines „Abschiedsfestes“ wurden erste Teile des Gebäudes symbolisch abgerissen.
Im Rahmen des 2011 durchgeführten Architektenwettbewerbs überzeugte der Bauvorschlag des Münsteraner Architekturbüros Hartig und Wömpner, der Funktionalität und pädagogische Aspekte zu einem stimmigen Gesamtkonzept vereinte.
Auf Initiative des damaligen Stadtbaurats Thimo Weitemeier konnten weitere Projektpartner hinzugewonnen werden: Die Deutsche Bundesumweltstiftung (DBU) und die RWE Deutschland AG integrierten den Kita-Neubau in das bundesweit einmalige EnergieForschungsprojekt „Smart Operator“. Das Gebäude wurde mit einer Wärmepumpenheizung und einer Fotovoltaik-Anlage, sowie einem Warmwasser- und
Mit Begeisterung legten die Marien-Kinder ihren Kindergarten „in Schutt und Asche“, ehe die Bagger anrollten.
Außenansicht des Kita-Neubaus kurz nach der Fertigstellung 2013.
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Batteriespeicher ausgestattet. Sonnenenergie und Erdwärme werden seither zur Raum- und Warmwassererwärmung genutzt.
Das Zusammenspiel dieser Komponenten wird durch eine zentrale Steuereinheit, einen sogenannten „Home Energy Controller“ gesteuert, der auch Wetterdaten und historische Verbrauchswerte zur Ermittlung des aktuellen Energiebedarfs heranzieht. Gleichzeitig kann das Gerät überschüssige Energie in das öffentliche Stromnetz abgeben oder Strom aus dem Netz zwischenspeichern. Dieses deutschlandweit einmalige Modul wurde von der Universität Twente entwickelt und soll perspektivisch dazu beitragen, Energieflüsse im Stromnetz effizient zu steuern und dadurch die Netzspannung stabil zu halten.
Moderne Innenansichten: Die neuen Räume der Marien-Kita sind hell, geräumig und funktional. Raumelemente schaffen Platz für Bewegung, Spielen und Lernen.
Damit ist die marien-Kindertagesstätte ein zukunftsweisendes Projekt der Energiewende in Deutschland.
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Trotz der großen planerischen Herausforderungen konnten alle baulichen, pädagogischen und energetischen Ideen innerhalb der vorgesehenen Bauzeit von nur 12 Monaten verwirklicht werden. Zahlreiche Handwerksbetriebe und Dienstleister aus Haren (Ems) und der Region haben daran mitgewirkt.
Im August 2013 bezogen 103 Kinder die neuen Räumlichkeiten: Auf rund 1.000 qm finden sich im Erdgeschoss vier großzügige Gruppenräume sowie ein angegliederter Krippenbereich, ein großer Bewegungsraum und eine Cafeteria mit separater Küche, Sanitär-, Wirtschafts- und Büroräume. Mobile Raumelemente schaffen Platz fürs Spielen und Lernen. Im Obergeschoss befinden sich ein Personal- und ein Technikraum.
Zentrales Element der Marien-Kita ist das einladende Foyer, das alltags als Garderobe, Spiel- und Essbereich genutzt wird, aber auch für Veranstaltungen umfunktioniert werden kann. Im Zuge des Neubaus wurde auch der Außenbereich der Kindertagesstätte neu gestaltet.
Mit Baukosten von rund 1,6 Millionen Euro wurde der anfangs gesetzte Kostenrahmen – trotz ausgefeilter energetischer Maßnahmen - nahezu eingehalten. Rund 570.000 Euro hiervon waren Drittmittel des Landkreises Emsland, des Landes Niedersachsen und des Bundes. Für die Umsetzung des energetischen Konzepts waren seitens der DBU und der RWE zusätzliche Fördermittel und Ingenieurswissen bereitgestellt worden.
Die offizielle Einweihung der neuen Räumlichkeiten fand am 2.12.2013 statt. Stadtgeschichte(n)