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Wesuwe
„Rom wurde auch nicht an einem Tag erbaut!“ Ratsherr Hans Gehrs 1985 zum geplanten schrittweisen Ausbau der Abwasser- und Oberflächenentsorgung in Wesuwe.
die Pfarrkirche in Wesuwe zählt zu den ältesten sakralbauten des emslands.
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Die Ursprünge Wesuwes reichen zurück bis ins 8. Jahrhundert. Nach der Missionierung des Emslands erhält Wesuwe eine eigene Kirche. Das Kirchspiel erstreckt sich linksemsisch von Versen bis zum rund 30 km entfernten Steinbild.
Urkundlich wird St. Clemens 1178 erstmals als Pfarrstelle erwähnt und ist eine der ältesten Kirchengemeinden des Emslands. Alle Taufen, Trauungen und Beerdigungen werden in Wesuwe vorgenommen. Ab 1798 werden die Siedlungen Altharen, Rütenbrock, Fehndorf, Hemsen und Versen abgepfarrt. Landegge und Emmeln werden schon um 1200 der Pfarrgemeinde St. Martinus in Haren unterstellt.
Die vermutlich erste „Demonstration“ im Stadtgebiet findet 1829 in Wesuwe statt. Der verstorbenen Maria Theodora von Martels, Herrin auf Schloss Dankern, verweigern Pfarrer und Bevölkerung einen Begräbnisplatz in der Wesuweer Kirche. Zu unbeliebt ist die Familie bei der Bevölkerung. Hatte sie doch ihren finanziellen Ruin durch ständig steigende Ansprüche gegenüber ihren Heuerleuten zu kompensieren versucht. Der Leichenzug muss am Tag der Beisetzung umkehren. Schließlich wird Maria Theodora in der Schlosskapelle von Dankern beigesetzt, wo ihre Seele aber keine Ruhe findet. Als „Weiße Frau“ geht sie seither in unruhigen Nächten im Schloss umher. Als eines von 15 Emslandlagern wird 1938 das Lager Wesuwe errichtet. Als „Schutzlager“ soll es rund 1.000 Strafgefangene, zumeist Regimegegner und Verfolgte der Nazi-Diktatur, aufnehmen. Doch dazu kommt es nicht. Stattdessen beziehen polnische, später französische und ab 1941 sowjetische Kriegsgefangene die Baracken. Letztere werden zur Moorkultivierung eingesetzt, später auch in der Landwirtschaft. Viele sterben an Entkräftung oder Krankheit. Sie haben auf dem angrenzenden Ehrenfriedhof ihre letzte Ruhe gefunden.
Nach dem Krieg entsteht Wesuwe-Siedlung als jüngster Ortsteil Harens. Hier finden viele Flüchtlinge und Vertriebene aus den ehemaligen Ostgebieten eine neue Heimat und auch Einheimische, die 1945 auf Anordnung der Militärregierung ihre Dörfer entlang der niederländischen Grenze und die Stadt Haren räumen müssen, finden hier bis 1948 eine Bleibe.
Mit seiner zentralen Lage zwischen Haren und Meppen ist Wesuwe heute ein beliebter Wohnort für junge Familien aus dem Umland.
Überzeugend entkräftete Stadtdirektor Schultejans in einer Einwohnerfragestunde die Frage, ob bestimmte Personen die erhaltenen Parksünderknöllchen nicht bezahlen brauchten: „Das kann nicht sein; ich habe heute noch bezahlt“, so der Verwaltungschef.
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Margret und Paul Rieskamp
margret (Jahrgang 1934) und Paul rieskamp (Jahrgang 1927) sind seit 1957 miteinander verheiratet.
er kam in den 50er Jahren als Junglehrer aus laggenbeck nach altenberge, wo er seine Frau kennenlernte. später war er als schulleiter in landegge und Wesuwe tätig. er ist seit 1963 im kolping und seit 1965 in der cdu. sie war viele Jahre dekanatsvorsitzende und im diözesanvorstand der kfd, zunächst ehren-, später hauptamtliche Frauenbeauftragte der stadt Haren (ems). auf ihre initiative geht der internationale Frauentreff zurück. rieskamp engagiert sich ehrenamtlich für aussiedler, ausländer sowie in der Hospizbewegung. Für ihren selbstlosen einsatz erhielt sie viele auszeichnungen, darunter 1994 die emslandmedaille.
Herr rieskamp, welchen Eindruck machte Wesuwe als Sie 1962 als lehrer aus Altenberge über landegge dorthin wechselten?
in erinnerung sind mir noch die vielen sandwege. Zur schule mussten die kinder bei schlechtem Wetter in Gummistiefeln gehen. auffällig waren auch die Hausabfälle, die in Wesuwe vor dem Haus gelagert wurden. das kannte ich aus landegge und altenberge nicht. die Wesuweer standen uns anfangs durchaus reserviert gegenüber. Wir engagierten uns in der kirchengemeinde und im kolping und waren dann schnell akzeptiert.
Frau rieskamp, was ist Ihnen aus der damaligen lokalpolitik in Erinnerung?
anfangs waren wir sehr mit dem schuldienst und unserem gesellschaftlichen engagement beschäftigt. anfang der 70er Jahre tat sich dann so einiges. im Hinblick auf die Gebietsreform wurde die schule Wesuwe-siedlung geschlossen und Wesuwe zugeschlagen, die turnhalle neu errichtet und sogar noch ein schwimmbad gebaut. mein mann bekam dann später das angebot, zur neuen Orientierungsstufe nach Haren zu wechseln. Wir lehnten aber ab und wollten in Wesuwe bleiben. eine richtige entscheidung, weil in Wesuwe noch heute alles vorhanden ist, was man zum leben braucht. die Harener kaufen ja sogar ihr Fleisch bei uns.
und trotzdem wurden Sie die erste Frauenbeauftragte der Stadt Haren (Ems).
Bürgermeister Hans Gehrs rief ich mich damals an und teilte mit, dass es bereits einen Vorschlag der Verwaltung gäbe. die Frauenverbände im stadtgebiet hätten sich jedoch geschlossen für mich ausgesprochen. diesem Votum wollte ich mich nicht verwehren und habe die arbeit dann über elf Jahre bis 1999 gemacht. ich bin noch so erzogen worden, mich für andere einzusetzen. leider nimmt die Bereitschaft dazu immer weiter ab.
Frau rieskamp, was wünschen Sie der Stadt zum 50. Geburtstag?
ich hoffe, dass der aufschwung bleibt. das emsland hat bundesweit ein hohes ansehen erworben. Gäste loben immer besonders die gepflegten Haus- und Gartenanlagen. es wäre schön, wenn es so weitergehen könnte. Stadtgeschichte(n)