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Emen Raken
Die Katholiken aus unterschiedlichen Emen waren mehrfach Kirchengemeinden zugeordnet. Sie gehörten mal zu Lathen und damit zum Dekanat Hümmling, mal nach Haren und damit nach Meppen. Daraus ergab sich die Situation, dass die Kommunionkinder aus Emmeln zur Vorbereitung eine Hostienbäckerei besuchen durften, die Mitschüler aus Emen dagegen nicht.
treffpunkt für Jung und alt – das dorfgemeinschaftshaus emen.
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„Ein Dorf mit weniger als 100 Leuten ist eher eine Großfamilie“ – Bernhard Nie sorgt sich um den demografischen Wandel.
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Die Mariengrotte ist alljährlich am KarfreitagAusgangspunkt der Rakener Kreuztracht.
„Klein, aber fein“ ist die Devise, wenn von den zwei kleinsten Ortschaften im Stadtgebiet die Rede ist. Wie abwechslungsreich das Landschaftsbild der beiden Orte ist, verdeutlichen bereits die Namen der Erholungsgebiete „Emener Schweiz“ und Rakener Heide“.
Ein rund drei Kilometer langer Radweg, der „Alte Schulweg Raken“ verbindet die Ortschaften miteinander, die Lebensmittelpunkt für 312 Einwohner sind. Ein generationenübergreifender Zusammenhalt und das Bewahren von Traditionen prägen beide Dörfer. Entsprechend findet sich an zentraler Stelle in Emen ein erst 2012 saniertes Dorfgemeinschaftshaus, in dem regelmäßig Veranstaltungen und Zusammenkünfte der Einwohner stattfinden. Emen ist zudem eine historisch gewachsene Dorfsiedlung in sogenannter Haufenform. Ein besonderes Ausflugsziel ist die Salzgrotte, die Linderung gegen zahlreiche Beschwerden verspricht oder einfach zum Entspannen einlädt.
Was den Wellnessfreunden der Ortsteil Emen, ist den Pferdefreunden die Ortschaft Raken. Drei Tage im Jahr steht Raken ganz im Zeichen des Pferdesports und ist Austragungsort des „Großen Preises von Haren (Ems)“. Die Springreiter- und Dressurelite des gesamten Weser-Ems Raum trifft sich dann auf dem Reiterhof Lüssing zum traditionellen Spring- und Dressurturnier. Seine Nähe zur Ems unterstreicht Raken mit dem Wohnbaugebiet „Wohnen am Wasser“. Ein geplanter Sportboothafen mit 78 Stellplätzen grenzt unmittelbar an das Neubaugebiet an der Rakener Straße. Wo sonst kann man direkt vor der eigenen Haustür vor Anker gehen?
Frau lüßing, wie sind Sie Ende der 60er Jahre zum Pferde-tourismus gekommen?
in der Zeitung war die anzeige einer Frau veröffentlicht: „suche für mich und mein islandpferd eine unterkunft im raum lingen-meppen.“ darauf haben wir geantwortet und so unsere erste urlauberin geworben. nach den ersten erfahrungen sagte unser reitlehrer: „sorgt ihr für die unterkünfte, ich besorge euch die Gäste!“ und so kam es dann auch. die erste touristin zog dann übrigens später nach Haren und wurde lehrerin an der realschule.
Sie selbst sind ja auch eine „Zugezogene“.
das stimmt. ich komme gebürtig aus Flechum. mein mann und ich lernten uns über die landjugend kennen, da war ein reger austausch zwischen Haselünne und Haren. raken kannte ich damals jedoch noch nicht. einigen unserer Gäste ging es ähnlich. Heute kommen sie schon in der 2. oder 3. Generation zu uns oder sind inzwischen in die region gezogen.
Hat sich die Gemeindereform 1974 auf ihren Betrieb ausgewirkt?
der Gemeinde raken ging es wegen der Werften finanziell eigentlich ganz gut. um die Wirtschaftswege kümmerte sich die teilungsinteressengemeinschaft. Über den ausbau gab es durchaus mal hitzige diskussionen. nachdem unsere scheune in den 70er Jahren abgebrannt war, hatten wir Glück, dass die stadt Haren (ems) großes Verständnis für unsere Bedürfnisse hatte und uns bei den neubauplänen sehr behilflich war. Wir haben erstmal ohne Baugenehmigung angefangen, wir mussten ja zum saisonbeginn fertig werden. Oberkreisdirektor Brümmer hatte die idee, das Ganze als „Gewerbe in Verbindung mit landwirtschaft“ nachträglich zu genehmigen. und so kam es dann auch.
Danach hat sich der Betrieb ja kontinuierlich weiterentwickelt.
die Harener waren anfangs schon skeptisch. manche lästerten: islandponys – das sind ja gar keine richtigen Pferde. das wird nicht gutgehen. Heute profitieren wir besonders von den Wochenendurlaubern, die uns über die a 31 schnell erreichen können. seit dem lückenschluss kommen auch vermehrt Gäste aus Ostfriesland. die urlauber werden anspruchsvoller, sind aber auch bereit, für Qualität mehr Geld auszugeben.
Haben Sie Wünsche zum 50. Geburtstag der Stadt?
ich schätze an den Harenern besonders ihre art, immer geradeaus ihre meinung zu sagen und nicht hintenrum zu sticheln. diese Besonderheit sollten wir uns erhalten.
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Ursula Lüßing
Jahrgang 1934, hat gemeinsam mit ihrem bereits verstorbenen Mann seit 1969 den landwirtschaftlichen Betrieb der Familie zu einem Reiterhof mit 40 Ferienwohnungen umgewandelt. Heute unterhält das Unternehmen 30 eigene und weitere Pensionspferde. Viele Gäste bringen ihre eigenen Pferde mit in den Urlaub. Auf dem Hof Lüssing werden auch überregional bedeutende Turniere und Sichtungslehrgänge durchgeführt.
Herr nie, wie hat sich die landwirtschaft in den letzten 50 Jahren gewandelt?
das ist nicht vergleichbar. damals wurde man als Bauer geboren. es gab nur „du musst“, nicht „du kannst“. landwirtschaft geht nur ganz oder gar nicht. in emen gab es in den 60er Jahren zehn Vollerwerbslandwirte, heute nur noch einen. die dorfgemeinschaft funktionierte über die gegenseitige unterstützung, jeder half jedem, besonders bei der mais- und kartoffelernte. in den emsweiden liefen milchkühe und rinder, heute nur noch Hobbypferde.
Bei Ihnen kam hinzu, dass der Vater auch noch Bürgermeister war?
unsere „große küche“ – war auch rathaus und Wahllokal. Hier machten 5, 6 leute die dorfpolitik. die moorkultivierung sowie der Graben- und Wegebau im Zuge des emslandplans waren wichtige themen. erst ende der 50er Jahre kam die erste befestigte straße, bis dahin gab es nur sand- und schotterwege. anfangs musste ich noch mit dem rad zur schule nach emmeln, später fuhr ein Bus. in den 60er Jahren gab es sogar die diskussion, eine neue schule zentral in der samtgemeinde emmeln neu in der mitgliedsgemeinde raken zu bauen.
Gab es unterschiede von der Gründung der Samtgemeinde zur reform 1974?
Oh ja, denn 1965 blieb emen ja selbstständige mitgliedsgemeinde. Vom Überschuss der ausgestellten anglerscheine wurde z.B. regelmäßig ein Gemeindeausflug bezahlt. das änderte sich mit der Gemeindereform. sie wurde skeptisch gesehen.
Gibt es dafür ein Beispiel?
die stadt Haren (ems) musste eine eichenschutzsatzung durchsetzen, die das Fällen untersagte. es kam zu einer heißen diskussion, welche Bäume betroffen seien, ob sie auf privatem oder öffentlichem Grund standen. innerhalb weniger monate wurden einige noch schnell gefällt. stadtdirektor kley musste damals unter Polizeischutz in emen ermitteln. er war bis zum ende seiner amtszeit nie wieder dienstlich in emen.
Danach hat es sich aber wieder entspannt.
unter stadtdirektor schultejans entwickelte sich eine neue atmosphäre. durch die dorferneuerung konnte der Flickenteppich auf dem esch beseitigt werden, eine außenbereichssatzung ermöglichte jungen Familien der Hausbau. das dorfleben hat sich jüngst wieder entwickelt. Wir sind mit unserer rolle als Wohn- und schlafdorf mit ein bisschen landwirtschaft in erreichbarer nähe der innenstadt sehr zufrieden. selbstständig hätte sich emen niemals halten können, nicht zuletzt aufgrund des geringen steueraufkommens.
Haben Sie dennoch Wünsche zum 50. Geburtstag?
es müssen weiter möglichkeiten geschaffen werden, dass sich jedes dorf im eigenen tempo weiterentwickeln kann. Für emen sind meine Wünsche bescheiden: Vielleicht die Beleuchtung des radweges nach raken, die bessere ausleuchtung des dorfkerns. dazu sind die reitwege zu beobachten, zum teil werden Pfade und Gräben ausgetreten.
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Bernhard Nie
Jahrgang 1950, ist als ältestes von sieben Kindern in Emen geboren. Zunächst übernahm er 1974 den elterlichen Hof, später verpachtete er den Landbesitz. Nie war in vielen Vereinen und Verbänden aktiv, so u.a. stellvertretender Vorsitzender der Landjugend, im Kreislandvolk im landwirtschaftlichen Ortsverein und im Schützenverein Emmeln. Sein Vater war von 1952 bis 1972 zunächst Bürgermeister der Gemeinde Emen, später auch der Samtgemeinde Emmeln. Bernhard Nie wirkte von 1991 bis 2011 als Ortsvorsteher bzw. Ortsbeauftragter seines Dorfes.
Kleine Schmugglerkunde
Schnaps aus der eigenen Brennerei lässt sich am besten in Wärmflaschen am Körper von Frauen transportieren. Die Zöllner verzichten meist aufgrund der Leibesfülle auf eine detaillierte Kontrolle.
Ware lässt sich unauffällig in Eimern transportieren, die man immer bei sich trägt, egal ob leer oder gefüllt. Doch Achtung: Zöllner können auch auf einem Baum sitzen, um in die Eimer zu schauen und die Ware zu kontrollieren.
Der kleine Bernd war zum Einkauf in den nahen Niederlanden eingeteilt. Auf seiner Rückkehr geriet er in eine Kontrolle, bei der eine zu große Menge Kaffee und Tee festgestellt worden war. Die pflichtbewussten deutschen Zollbeamten ließen den Jungen erst weiterziehen, nachdem er sämtliche Strafzölle mit seinem restlichen Taschengeld beglichen hatte.
Noch unauffälliger geht es, wenn man eine enge Doppelreihe Bäume und Sträucher bis an die Grenze pflanzt zwischen denen man sich scheinbar unbeobachtet bewegen kann.
EU-Binnenmarkt vor der Grenzöffnung: Die Niederländer fahren bestellte Ware am Tag in kleine Schuppen unmittelbar vor der Grenze, nachts leeren Kuriere die „toten Briefkästen“.
„Habt Ihr keinen anderen Bürgermeister, der vielleicht nicht so stark vorbestraft ist?“ – Anfrage der Kommunalaufsicht an eine Gemeinde vor der Gebietsreform.
Als die Grenzgänger noch kontrolliert wurden, fiel auch so manche Frau mit üppigen Formungen auf. Die männlichen Kontrolleure durften jedoch keine Leibesvisitationen vornehmen. Stattdessen mussten die vermeintlichen Delinquentinnen Platz an der warmen Heizung nehmen. Butterdiebstähle wurden so binnen kurzer Zeit entdeckt.