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Altenberge

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Autorenverzeichnis

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Das Heimathaus Altenberge

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„Wenn se dan must die du vroagen, dat daun!“ Antwort vieler Frauen auf das ehrenamtliche Engagement ihrer Männer. Frei übersetzt: „Hinter jedem starken Mann steht eine starke Frau!“ – oder umgekehrt.

Der Beschluss zur Gründung einer neuen Kolonie fällt Ende August 1810 in Altharen. Da die Siedlung mit 55 Hofstellen ihren Mittelpunkt auf dem höchsten Hügel, dem „Alten Berge“ hat, steht nach einiger Diskussion der Ortsname Altenberge fest.

Von den Lindloher Nachbarn werden die Altenberger „Neubürger“ zunächst mit Schaufelstielen, Keulen und Düngerhaken „begrüßt“. Aus Sicht der älteren Moorkolonisten sind die Neusiedler wohl Konkurrenten bei der Bewirtschaftung der ohnehin kargen Acker- und Weidenflächen.

Um die Jahrhundertwende leben 394 Einwohner in Altenberge. Es gibt eine Ziegelei, eine Windmühle und eine Schule. Der Bau von Entwässerungskanälen links der Ems ist Erwerbsquelle für diejenigen, die keinen eigenen Hof bewirtschaften. Mit der Erfindung des Kunstdüngers im Jahr 1885 und der Industrialisierung kommt der wirtschaftliche Aufschwung auch in Altenberge. Heute leben dort rund 1.200 „Ollenbarger“.

Mit 700qm Fläche hat Altenberge seit 2010 einen der größten Verkehrskreisel Norddeutschlands, auf jeden Fall aber den schönsten! Fleißige Helfer des örtlichen Heimatvereins sorgen dafür, dass das Rondell im Bereich Süd-Nord-Straße/ Dorfstraße stets gepflegt aussieht.

„Grenzland Helau“ heißt es im Karneval auch in Altenberge. Der größte Karnevalsumzug der Region führt die zahlreichen Wagen, Fußgruppen und Spielmannszüge von Rütenbrock, über Erika nach Altenberge. In der Reithalle Altenberge mündet das bunte Treiben alljährlich in einer großen Rosenmontagsparty, ehe am Aschermittwoch wieder alles vorbei ist.

Heinz Wösten

Jahrgang 1942, ist bis heute seinem Geburtsort altenberge treu geblieben. Gemeinsam mit seiner Frau sini – beide haben sich auf der kirmes in rütenbrock kennengelernt - wagte er 1973 den Weg in die selbständigkeit. Heute wird das Baugeschäft Wösten in zweiter Generation mit rund 60 angestellten geführt. Wösten engagierte sich daneben in Vereinen und Verbänden, war u.a. Vorstandsmitglied der Bau-innung, mitglied im kirchenvorstand und 16 Jahre Vorsitzender der schützengilde altenberge, dort 1989 könig und von 2001 bis 2011 Ortsvorsteher in altenberge.

Herr Wösten, hatte die Gemeindereform 1974 Auswirkungen auf Ihr unternehmen?

nein, das kann man so nicht sagen. Bei der Gründung 1973 existierte ja noch die Gemeinde altenberge, als wir dann 1975 an die röchlingstraße umzogen, waren wir dort nach röchling und Büter erst das dritte unternehmen. die neue stadtverwaltung stand uns dabei hilfreich zur seite und hat die Firmenentwicklung immer sehr positiv begleitet.

Gab es ansonsten Vorbehalte gegen die „neue“ Stadt Haren (Ems)?

Bei der stadtwerdung 1965 fragten wir uns schon, was dass denn nun werden soll. anfang der 70er Jahre kam dann die diskussion zur Gemeindereform. die südnord-straße trennte eigentlich die stadt Haren vom rest. deshalb gab es auch Bestrebungen für eine West-Gemeinde. rütenbrock lockte mit der aussicht auf ein eigenes krankenhaus oder ein neues schwimmbad. kindergarten, schule, kirmes gab es ja dort bereits schon. die argumente für Haren überwogen allerdings. dazu gab es mit Gerd knoll einen einflussreichen Fürsprecher, der bereits die Zusammenarbeit zwischen erika und altenberge vorangetrieben hatte.

Die Firma von Bürgermeister Pinkernell durfte Ende der 70er das neue rathaus in Haren (Ems) bauen. Wurmte das den Bauunternehmer Wösten?

Überhaupt nicht, denn Pinkernell war ein angesehenes, leistungsstarkes unternehmen. Wir waren viel mit unserer eigenen Geschäftsentwicklung beschäftigt und sind stolz darauf, dass wir die Zeiten der stagnation gut überstanden haben. man stelle sich einmal vor: Bis ende der 80er Jahre haben wir noch luftschutzkeller gebaut, dann kam die Wende und der Zuzug aus dem Ostblock. Heute erleben wir wieder einen Boom im mietwohnungsmarkt. ich kann mich noch gut erinnern, wie wir für einen auftrag in den niederlanden vor dem schengener abkommen sämtliche Baumaterialien beim Zoll anmelden mussten. Heute sind emsländische unternehmen bundesweit und international gefragt, weil Qualität und Preis stimmen.

In Ihrer Zeit als Ortsvorsteher hatten Sie auch die Interessen des Ortsteils zu vertreten.

die themen waren und sind überall identisch: ausbau der straßen und Plätze, entwässerung, Wohnbauentwicklung sowie ein ausgewogenes Verhältnis zwischen kernstadt und Ortsteilen. das ist im rückblick in den letzten 50 Jahren gut gelungen. mein Wunsch ist es, dass es möglich bleibt, alle infrastruktureinrichtungen zu erhalten. Grundvoraussetzungen ist, dass den menschen in allen Ortsteilen Wohnen und arbeiten ermöglicht wird.

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