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Emmeln
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Emmeln
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Mit der Errichtung einer Ampelanlage an der B 402 in Emmeln verbindet die Straßenbauverwaltung 1985 den Appell, dass „die Bevölkerung diese Neuerung nutzen möge, um unnötige Risiken zu vermeiden“. Ohne Zweifel sind Verletzungen und Todesfälle ein „unnötiges Risiko“ im Sinne der Behörden.
der Glockenturm in emmeln
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Als „Eimblen“ im Jahr 1160 erstmals urkundlich erwähnt, hält sich bis Ende des deutsch-französischen Krieges 1871 der Ortsname „Emmelen“. Erst danach setzt sich die heutige Schreibweise „Emmeln“ durch.
Der Sage nach wird die Ortschaft zwischen 900 und 1000 n. Chr. durch die ostfriesischen Brüder Johan, Sander und Wolbert gegründet. Im Jahr 1850 besteht der „Ortskern“ aus nur acht Bauernhöfen, die vermutlich durch Erbteilungen aus ursprünglich drei Hofstellen entstanden sind - gut möglich also, dass die Geschichte tatsächlich stimmt.
Weil die Einwohner von Haren und Tinnen sich um die Ruhe ihres Weideviehs sorgen und die Harener Bürger keine Konkurrenz zur Schifffahrt dulden, wird der neue Bahnhof kurzerhand in Emmeln gebaut. Am 2. Mai 1856 bricht dort ein neues Zeitalter an: Erstmals fährt ein Zug durch Emmeln und verbindet die Ortschaft mit weit entlegenen Städten wie Lingen, Rheine oder Leer. Obendrein bietet die Hannoversche Westbahn vielen Einwohnern neue berufliche Perspektiven, die Annehmlichkeiten einer Dienstwohnung und ein geregeltes Einkommen.
Weitere Infrastrukturmaßnahmen folgen. 1.400 französische Kriegsgefangene werden zum Straßen- und Kanalbau herangezogen. Sie leben in Emmeln in der „Colonie Weißenborgh“ und bauen eine große breite Straße nebst Flutbrücke, die vom Emmelner Bahnhof durch die Ortschaft bis nach Haren verläuft.
Dank der guten Verkehrsanbindung siedeln sich ab den 1930er Jahren vermehrt Gewerbebetriebe an. Mit dem Bauboom in den 60er Jahren wachsen die Bauernschaft und das Quartier am Bahnhof zusammen. Heute ist Emmeln mit rund 3.500 Einwohner zweitgrößter Ortsteil Harens und ein wichtiger Industrie- und Gewerbestandort.
Mit dem interkommunalen „Eurohafen Emsland“ hat Emmeln im Jahr 2007 einen Binnenhafen mit vier Umschlagliegeplätzen und einem Dalbenliegeplatz erhalten. Der Eurohafen Emsland grenzt unmittelbar an die gemeinschaftlich bewirtschafteten Industrie- und Gewerbeflächen der Städte Haren (Ems) und Meppen. Insgesamt steht dort ein Gewerbe- und Industrieflächenpotenzial von 450 ha zur Verfügung.
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Hermann Bruns
Jahrgang 1924, wäre gerne schlachter geworden, wurde jedoch nach der Volksschule zum reichsarbeitsdienst eingezogen und dann als soldat in russland eingesetzt.
nach der Gefangenschaft kehrte er 1949 mit mehreren durchschüssen nach emmeln zurück. als technischer Beobachter arbeitete er später 27 Jahre auf der erprobungsstelle meppen. er gehörte zunächst dem Gemeinderat emmeln, von 1974 bis 1981 dem stadtrat Haren (ems) an. Ferner war er engagiert im kirchenvorstand sowie mitglied im schützen- und sportverein.
Herr Bruns, wie fanden Sie den Weg in die Politik?
die cdu-emmeln suchte zur kommunalwahl 1968 kandidaten und fragte mich. auf der Versammlung bei niemeyer sollte ich jedoch nur einen hinteren listenplatz erhalten. da habe ich in der kneipe noch ein Bier getrunken, mich dann verabschiedet und bin als unabhängiger kandidat angetreten und auch gewählt worden. Zur ersten stadtratswahl 1974 habe ich mich der cdu angeschlossen, damit emmeln gut vertreten war. mit dem früheren tinner Bürgermeister krull bildete ich dann jahrelang eine Fahrgemeinschaft zu den sitzungen.
Wie verlief Kommunalpolitik vor 1974?
als ich 1959 baute, reichten ein kurzer antrag, ein Gespräch mit dem Bürgermeister und der Gemeinderatsbeschluss, Bebauungspläne gab es noch nicht. in emmeln waren straßenbeleuchtung und straßenausbau wichtige themen. Bürgermeister Holtfester arbeitete ja bei der Bahn, so dass auch die schienenüberfahrt immer wieder diskutiert wurde. der tinner Weg mit der Überführung entstand nur, weil eine andere Querung aufgegeben werden sollte.
Dann kam die Gebietsreform.
das Verhältnis zu Haren war angespannt und besonders durch den Fußball geprägt. die Zusammenlegung war jedoch nicht mehr zu verhindern. die selbstständigkeit von emmeln scheiterte u.a. an der fehlenden kläranlage. diese investition konnte emmeln nicht leisten. Wir mussten also das Beste daraus machen. so hat die Gemeinde emmeln noch anfang der 70er Jahre für 250.000 dm ein neues Gemeindebüro am tinner Weg gebaut. die diskussion kam noch einmal beim rathausneubau in Haren kurz auf. einige fanden das überflüssig, weil es doch die früheren Gebäude in den Ortsteilen noch gab.
Hören Sie heute noch solche Stimmen?
nein. emmeln hat sich seitdem gut entwickelt. nur ein Beispiel: anfangs mussten wir zum arzt oder Frisör nach Haren. ich hatte damals die idee, ein Haus aufzukaufen, um dort eine arztpraxis einzurichten. stadtdirektor kley war der ansicht, dass dafür auch eine apotheke im Ort sein müsste. die gab es allerdings noch nicht. Heute können wir sehr zufrieden sein.
Die junge Stadt wird 50 – was wünschen Sie ihr?
Wir hatten damals sorge, dass die Verwaltung zu weit weg sein könnte. das Gegenteil ist der Fall. alle sind immer und überall ansprechbar, die Bürgermeistersprechstunde eine gute möglichkeit, seine anliegen direkt vorzubringen. das sollte auch in Zukunft so bleiben.