MFG - Das Magazin / Ausgabe 78

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ST. PÖLTEN – EINE STUDENTENSTADT? Als junger Mensch stolpert man von einem großen Meilenstein im Leben zum nächsten. Der erste Schultag, das erste Zeugnis, Lehre und Arbeit oder weiter in der Schule bis zur Matura. Tja, und irgendwann landet man vielleicht in St. Pölten – um zu studieren.

T

atsächlich hat sich die nieder­ österreichische Kapitale – wenn man jetzt einmal rein von der Zahl der Studierenden aus­ geht – seit den 90er-Jahren zur Stu­ dentenstadt entwickelt. Über 4.200 junge Menschen – Tendenz steigend – treiben sich hier mittlerweile in den Hör- und Seminarsälen von Fachhochschule, New Design Uni­ versity oder – jüngstes Hochschul­ baby – Bertha von Suttner Privatuni herum. Das sind immerhin fast so viel wie 10% der hiesigen Bevölke­ rung. Nur, und das ist das Paradoxe: Die Studenten werden im Stadtbild nicht sichtbar – wie ist das möglich?

Die Sache mit der Geografie Ein Grund, der schon beim Stand­ ortentscheid für die FH Thema war, betrifft die Geografie. „Wir sind hier in der Pampa“, bringt es Alexander trocken auf den Punkt. Tatsächlich sind sowohl FH als auch NDU nicht zentrumsnahe, sondern eher an der Peripherie situiert. Und auch wenn – wie in diversen Masterplänen ein­ geräumt wird – der tatsächliche Weg von der FH zum Bahnhof „nur“ in etwa 10-15 Minuten in Anspruch nimmt, so ist er doch für viele zu weit „um etwa in einer Freistunde schnell in die Stadt zu huschen, eine Kleinigkeit zu essen oder sich auf ei­ nen Kaffee zusammenzusetzen. Das geht sich nicht aus!“ Die Sache mit dem Pendeln Ein anderer Aspekt betrifft St. Pölten als „Studenten-Wohnstadt“. Zwar kommen viele mittlerweile aus ganz Österreich und teils der Welt, es wird 46

STUDENTENSTADT. Studieren ist in St. Pölten aufgrund des Angebots durchaus beliebt, viele Studierende pendeln aber lieber ein anstatt hier auch zu wohnen.

auch laufend das Angebot an Stu­ dentenwohnheimen, Studentenzim­ mern und billigen Wohnungen in der Umgebung ausgebaut, aber dennoch pendeln viele lieber zum Studium als sich in St. Pölten anzusiedeln. Oder – noch schmerzhafter – manche nehmen sich zwar zu Studienbeginn eine Bleibe, brechen nach dem ersten Semester aber die Zelte wieder ab und pendeln lieber von – meistens – Wien ein. „St. Pölten ist halt klein und die Optionen sind begrenzt“, findet Hanna. „Große Städte wie Wien, Graz oder Linz können ihren Studenten vom kulturellen Angebot über allgemeine Freizeitmöglich­ keiten bis hin zum Nachtleben ein­ fach viel mehr bieten!“ Die Sache mit der Infrastruktur Womit man zu Faktor drei kommt. Viele bemängeln Angebot und In­ frastruktur. „Das beginnt vor allem

schon bei uns rund um den Campus. Bis auf ein Lokal, das ‚Rosis‘, und die Mensa sieht es etwa mit Essens­ möglichkeiten oder alternativen Ge­ gebenheiten in direkter Umgebung wirklich schlecht aus“, beklagt Pe­ tra. Auch die Nachtgastronomie, für junge Menschen klarerweise ein wichtiges Thema, bekommt von den Studenten ein eher ernüchterndes Zeugnis ausgestellt. „Wenn du Party machen willst, dann gibt es eigent­ lich nur das Studentenheim oder das La Boom und Warehouse – und die sind am anderen Ende der Stadt!“, so Alexander, und Anna ergänzt „das ist für zu Fuß einfach zu weit weg.“ Und was ist mit den Öffis, der LUP fährt doch mittlerweile sogar in den Abendstunden? „Ja, aber nur bis 22.30 Uhr. Danach fährt kein Bus mehr. Viele Studenten feiern aber vor, die sind um die Zeit noch gar nicht unterwegs. Und nachhausekommen


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