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3.5. Die Probleme in der Planungsphase

Abb. 14 Le théâtre d'Avignon Abb. 15 Ansicht des Haupteingangs, Allgemeine Bauzeitung 1856, Tafel 22.

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Die Entwürfe zu sämtlichen figuralen Schmuck lieferte der Professor für dekorative Malerei an der Kunsthochschule in Wien, Ferdinand Laufberger. Sie zeigten Figuren des Wohlstands, Friedens und Überflusses. Diese allegorische Darstellungsweise unterstrich den repräsentativen, völkerverbindenden Charakter der Ausstellung. Mit der Kaiserkrone als alles überragende Autorität stellte das Kaiserreich die gesamte Weltausstellung unter imperialen Schutz55 .

3.5. Die Probleme in der Planungsphase:

Um den bevorstehenden Bau möglichst umfassend rasch bewältigen zu können, wurde neben Hasenauer als „Chef-Architekten“ [sic.] Wilhelm Ritter von Engerth als „Chef-Ingenieur“ [sic.] gewonnen, der zur Durchführung des Zentralbaus eine „Ingenieur-Section“ [sic.] neben der bereits gegründeten „Bau-Section“ [sic.] kreierte. Weiters wurde neben einer „Bau-Abtheilung“ [sic.] eine „Maschinen-Abtheilung“ [sic.]und eine „Administrative und technische RechnungsAbtheilung“[sic.]gegründet57 .

Nachdem der Generaldirektor Schwarz-Senborn die Idee der Rotunde von Scott-Russel für zweckentsprechend befand, wurde dieser nach Wien eingeladen, um sein Projekt vorzustellen. Dabei gab er eine mündliche Stellungnahme zu seinen Ideen, ohne aber Konstruktionspläne vorzuweisen. Darüber hinaus erklärt er sich nach einem Einwand am ursprünglichen Entwurf bereit, anstatt des vorgesehenen gemauerten Rundbaus, diesen durch eiserne Pfeiler zu ersetzen. Nachdem der Generaldirektor Scott Russel das Versprechen gab, dass die Rotunde nach seiner Idee ausgeführt werden sollte, wurde er mit der Verfassung von Plänen und Baubeschreibungen beauftragt. Statt der angeforderten Unterlagen erschien Scott-Russel lediglich mit drei Skizzen, einer unvollständigen Baubeschreibung und einer summarischen Gewichtsangabe ohne Konstruktionsberechnungen. Da die Zeit drängte, wurden anhand dieser Skizzen, der Baubeschreibung und einer äußeren Ansicht der Rotunde, Offert-Ausschreibungen veranlasst. Von den zehn Angeboten wurde das Günstigste von

55 Vgl. Pemsel, 1989, S. 40. 57 diese Abteilungen führte, die gesamte Korrespondenz in drei Sprachen.

J. C. Harkort ausgewählt. Da die Daten zur Ausführung der Rotunde unvollständig waren, wurde die Bau-Abteilung mit der Ausarbeitung des Projekts, samt vollständiger statischer Berechnung der Konstruktion beauftragt. Bei diesen Arbeiten stellte sich aber heraus, dass die von Scott-Russel angegebenen Gewichte der Eisenkonstruktion nicht richtig waren. So wurde die Konstruktion meist zu schwach und unausführbar, teilweise unnötig stark bemessen. Die Grundidee eines schirmförmigen Daches wurde aufgrund der Berechnungen als fehlerhaft in Frage gestellt.

Nach Scott-Russels Idee sollte die Blechhaut, den Hauptteil der Kräfte tragen. Dass die Berechnung falsch war, zeigte später die Durchbiegung eines 10 m² großen Blechfeldes zwischen den Radialsparren, das sich 7-10 mm durchbog. Dadurch, dass der Vertrag mit Harkort bereits verhandelt war, wurde das Prinzip soweit geändert, dass anstatt der Dachhaut die Radialsparren mit ihren konzentrischen Ringen die Haupttragkonstruktion bildete. Zudem wurde die unausführbare Montierung, die sich Scott-Russel vorstellte, verworfen und in Übereinstimmung mit dem Bauunternehmer Harkort und der Bau-Abteilung, eine andere Montageart vorgenommen.

Nach dem Projektvorschlag von Scott-Russel lagen die Rippen der Rotunde nach außen. Die BauAbteilung deutete an, dass es aus konstruktiver Sichtweise einfacher wäre, die Traggerippe nach innen zu legen, da sich in den außerhalb liegenden Kassetten Schnee und Eis anhäufen könnte und diese zu einem erhöhten Reinigungs- und Erhaltungsaufwand führen würden. Dieser Vorschlag der Bau-Abteilung wurde schließlich von Schwarz-Senborn abgewiesen. Für die große Laterne, bestand die Bau-Abteilung auf ihren Änderungsvorschlag, die Konstruktion nach innen zu legen, wodurch das Gewicht der Konstruktion vermindert werden konnte. Um die Materialausdehnungen bei wechselnder Witterung zu reduzieren, sollte nach Scott-Russels Vorstellung das Dach mit Wasser berieselt werden. Da zu diesem Zweck Wasserhebewerke nötig gewesen und die Ausdehnung bei den angenommen Differenzen zu gering wäre, wurde auf diesen Antrag nicht weiter eingegangen.

Im Jahr 1872 waren die Pläne soweit ausgearbeitet, dass diese dem Bauunternehmer Harkort übermittelt und auf den neuen Berechnungen basierend Material bestellt werden konnte. Aufgrund der Steigerung der Eisenpreise in Deutschland, England und Belgien, war es schwierig rechtzeitig Eisen zu erhalten. Mit 1. Mai wurde mit Harkort ein neuer Nachtragsvertrag abgeschlossen. Neben neueren Lieferfristen, wurde dem Unternehmen für das 2200 Tonnen übersteigende Mehrgewicht, eine mäßige Preiserhöhung zugestanden58 .

58 Martin Paul: Ausstellungsgebäude. Rotunde ,in Österreichischer Ingenieur- und Architekten-Verein (Hrsg.): Wien am Anfang des XX. Jahrhunderts. Ein Führer in technischer und künstlerischer Richtung, Wien² , 1906, S. 463.

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