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4.4. Montage der Rotunde

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Schlussbemerkung

Schlussbemerkung

4.4. Montage der Rotunde

Auf den Betonfundamenten wurden die mit Winkeleisen eingerahmten Fußplatten der Säulen versetzt und diese mit in den Beton eingelassenen Steinschrauben befestigt. Zunächst wurden nur die Köpfe der Säulen mit den Bogenansätzen in diesen Fußplatten eingestellt. Der verbindende Ring wurde teilweise aufgelegt und vernietet.

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Abb. 20 Auflegen des Druckrings auf Betonfundamente. Kurz vor Hebung des Druckringes.

Zunächst wurden auf der äußersten Seite der Säulenstücke Konsolen (mit Zapfenlagern und Zapfen von 130 mm Durchmesser) angeschraubt (siehe Fig. 1-8 Abb. 37). An die Konsolen wurden bewegliche Bügel gesteckt, welche durch Drehen der entsprechenden Schraubenmutter mittels eines Hebels das gesamte Ringstück mit den Säulen anhob. Jede Säule hing somit an zwei Stahlschrauben, welche mit vier Meter langen Hebeln mit Sperrhaken, ähnlich einer Bohrrätsche, an der Mutter versehen wurden.

Abb. 21 Der Ring vor dem vierten Hebevorgang.

Da das Gerüst nur eine 180° Drehung zuließ, hob sich der Zugring pro Drehgang um 6,5 mm. Nach einer Hebung von 1,7 bis 1,8 m wurde den Säulen, gut von Kreuzbalkenlagen und Keilen unterstützt, ein Kettenglied zwischen Bügel und Schraube herausgenommen. Daraufhin wurde die Schraube zurückgedreht und das nächste Kettenglied wieder eingehängt. Nach drei Auswechslungen der Kettenglieder war die Konstruktion um 6,3 m angehoben worden und es konnte ein neues Säulenstück von 6,08 m Höhe auf die Lagerplatte untersetzt werden. Daraufhin wurden die aufeinander gesetzten Säulenstücke mit Überlaschungsplatten verbunden, vernietet und Sicherungswinkel eingesetzt. Wiederholt wurde die Konsole am untersten Säulenstück befestigt und der oben beschriebene Vorgang fünfmal wiederholt, bis zuletzt das 3,335 m hohe Fußstückuntergeschoben und vernietet worden konnte.

An jedem der 64 Hebel arbeiteten zuerst drei und zuletzt sechs Mann, um das gesamte System (Ring samt Säulen, mit einem Gesamtgewicht von 1600 Tonnen im letzten Stadium), gleichzeitig und gleichmäßig anzuheben. Alle 300 bis 500 mm Hebung wurden der Stand jeder Säule genau vermessen und eventuelle Differenzen in der Höhenlage ausgeglichen, um Verbiegungen und ungleiche Drücke auf die Gerüste zu vermeiden. Die erste Hebung war bezüglich der Stabilität des Systems die ungünstigste, da die Schwerpunkte der Säulen am weitesten von den Angriffspunkten der hebenden Kräfte entfernt waren und die letzteren somit einen größeren Hebelarm hatten. Dies übte einen ungünstigen Druck auf den noch nicht geschlossenen Ring, und Zug auf die

Galerieträger aus.

Abb. 22 Letzte Hebung

Nachdem die ersten Säulenstücke unterschoben worden waren, wurde ein Spannring aus Winkeleisen angebracht, der die Hebekräfte zum Angriffspunkt zu der Lage des Schwerpunkts des Systems begünstigen sollte. Das bewirkte, dass sich die Säulen nur um 1:260 ihrer Länge nach außenschief stellten.

Während der Hebungsarbeiten wurde das Mittelgerüst für die Montierung des Druckringes hergestellt und obiges zusammengesetzt. Die Radialsparren wurden in Stücken vor Ort zusammengenietet und über Hebewerkzeuge und Flaschenzüge an ihren Bestimmungsort gebracht. Es wurden immer zwei Sparren zugleich gehoben, wobei die ersten sechs so verteilt wurden, dass der Druckring zentriert blieb.

Abb. 23 Druckring bereits auf fertige Höhe. Beginn mit Heben der Radialsparren

Nach dem Aufziehen des Sparrens wurde das auf dem Zugring laufende Gerüst bis zur nächsten Stelle verschoben und die Flaschenzüge am oberen Ende des Druckringes ebenfalls umgehängt. Es wäre an jedem Ende ein Flaschenzug ausreichend gewesen, zur Sicherheit wurden jedoch zwei verwendet.

Abb. 24 Verbindung des Druck und Zugringes mit einzelnen Radialsparren

Nach der Entfernung der Gerüste am Druckring war eine Drehung des Plateaus um 24 mm und eine Senkung auf der Südseite beobachtet worde. Diese Umstände wurden dadurch erklärt, dass die Unterstützung der Montierung und Nietarbeiten weniger sorgfältig erfolgte als auf der Südseite. Die Drehung entstand, weil bei den Unterkeilungen immer nur in eine Richtung gearbeitet werden konnte. Diese löste sich, nachdem die Unterklotzungen losgeschlagen und die Dachkonstruktion sich selbst frei überlassen wurde76 .

Abb. 25 Ostansicht Rotunde

76 Vgl. Schmidt, Wien, 1873, S. 139-142.

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