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3.4. Der Baustil

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4.3. Rotunde

4.3. Rotunde

Abb. 12 Blick in die Rotunde

Da der Industriepalast innen und außen ebenso besonders schlicht gestaltet war, erhielten nur die Hauptportale eine künstlerisch-dekorative Form. Dennoch hinterließ der Innenraum mit seinen gigantischen Dimensionen bei den Besuchern einen derartigen Eindruck, dass die Rotunde in Anspielung auf sakrale Vorbilder "Unsere neue Heilige" und "Santa Rotunda" genannt wurde48 . Dennoch, oder vielleicht wegen der zurückhaltenden Ausgestaltung konnte mehr Interesse auf die Ausstellungsgegenstände gerichtet werden.

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3.4. Der Baustil

Die Gebäude der Wiener Weltausstellung kennzeichnet die Verwendung historisierender Stilformen, die die Stahl-Eisenkonstruktionen hinter die Fassade zurückdrängten. War der „Crystal Palace“ zunächst im Stil des Funktionalismus errichtet, so orientierten sich die darauffolgenden Weltausstellungsbauten wieder an den vorhergehenden historisierenden Stilen. Die Eisenkonstruktion als klare Architektursprache ist also hinter einer Hülle aus historisierender Formen zurückgedrängt worden49 . Nur durch Verkleidung mittels traditioneller Baumethoden, konnte die "Reinheit des Stils" bewahrt werden.

51 . Der Rückgriff auf die italienische Renaissance für Expositionshallen hatte Vorbilder wie das im Anschluss an die Londoner Weltausstellung errichtete South Kensington Museum (seit 1899 Victoria & Albert Museum) oder das Dresdner Museum. Gottfried Semper erachtete ,als Vertreter des Neoklassizismus, die griechische und römische Baukunst als ideale Bauform, die die damaligen Ansprüche am besten erfüllen sollte52 . So sollte die Wahl des Stils den imperialen Machtanspruch der Doppelmonarchie ausdrücken.

48 Vgl. Pemsel, 1989, S. 37. 49 Vgl. Pemsel, 1989, S.39. 51 Vgl. Renate Wagner-Rieger: Wiens Architektur im 19. Jahrhundert, Wien, 1970, S. 152. 52 Vgl. Pemsel, 1989, S. 39.

Mit den pompös ausgestalteten Eingangsportalen, die im Stil antiker Triumphbögen gebaut wurden, versinnbildlicht sich eine weitere Zurschaustellung des imperialen Machtanspruchs des Kaiserreiches53 .

Abb. 13 Süd- und Ostportal der Rotunde

Innerhalb des Tores umfasst ein übergeordneter Bogen, eine eingefügte Arkadur, welche sich in den anschließenden Galerien fortsetzt. Mit den sich fortsetzenden Arkaden als weitere Formensprache, entsteht ein Widerpart zur alles dominierenden Kuppel, der Rotunde. So übernahm Hasenauer das Motiv auf, das schon vorher im Theaterbau (Theater in Avignon von Feuchére, Abb. 14) oder beim Industrieausstellungsbau in Paris 1855 verwendet worden war (siehe Abb. 15)54 .

53 Vgl. Pemsel, 1989, S. 40. 54Vgl. Gerhart Egger/ Renate Wagner-Rieger: Architektur in Wien, Reihe: Geschichte der Stadt Wien, Neue Reihe, Bd.7, Verein für Geschichte der Stadt Wien(Hrsg.), Wien, 1973, S. 182.

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