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3.3. Die Rotunde - Die Hauptattraktion
Abb. 5 Industriepalast kurz vor Fertigstellung
Die einzelnen Länder wurden der geographischen Lage entsprechend in den Ausstellungshallen verteilt. Im Osten mit dem Orient beginnend(China und Japan) endete die Ausstellung schließlich im Westen mit den amerikanischen Staaten. Jedes Land konnte so in ihren Räumlichkeiten nach ihren eigenen Wünschen präsentieren. Sollte theoretisch ein Land abwesend sein, konnte man eine Seitengalerienotfalls einfach absperren, ohne aber, dass der Besucher behindert wird, den Rest der Ausstellung zu besuchen.
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3.3. Die Rotunde - Die Hauptattraktion
Um der Monotonie der letzten Weltausstellung von Paris 1867 zu entgehen und schließlich den nicht enden wollenden Hallentyp zu unterbrechen, beschloss Schwarz-Senborn, die Idee einer Rotunde des Schiffbauingenieurs Scott Russel zu übernehmen. Letzen Endes war es jene Idee, die im Nachhinein für weiteres Kopfzerbrechen, Spott und Kritik sorgte.
Abb. 6 Süd-Ost Ansicht der Rotunde, vor ihrer Fertigstellung
Mit der Rotunde wurde kein neuer Gebäudetypus erschaffen, dennoch war die Idee eines runden Bauwerks mit einer Kuppel für eine Messearchitektur neu. Vorbildwirkung hatten die Entwürfe der Bauten von Jacques Ignace Hittorff, die er für die Pariser Ausstellung 1855 geplant hatte37 .
Abb. 7 Cirqued'été, geplant von Jacques Hittorff
Die Rotunde, welche für einige als 8. Weltwunder galt, wurde ebenso als "architektonisches Monstrum", "plumper Koloß", „umgekehrter Blechtrichter", "riesiger Narrenturm“ oder einfach nur als "Guglhupf" bezeichnet. Dabei war die Rotunde mit einer Spannweite von 108 m bis 1957 der größte Kuppelbau der Welt und übertraf den Durchmesser vergleichbarer Kuppelbauten ihrer Zeit (siehe Abb. 8.)38 . Mit einer Höhe von 84 m maß der Bau nur um 15 m weniger als die Höhe der
37 Vgl. Mattie, 1998, S. 28. 38http://de.wikipedia.org/wiki/Liste_der_gr%C3%B6%C3%9Ften_Kuppeln_ihrer_Zeit abgerufen am 20.5.2014.
Türme, der zur selben Zeit entstandenen Votivkirche. Die aus Eisenplatten bestehende trichterförmige Zeltdachkonstruktion wurde von 32 Säulen von je 24 m Höhe getragen39 .
1 Rotunde
2 Kuppel des Londoner Weltausstellungsgebäudes von 1862
3 Kuppel des St. Peter Doms in Rom
4 Kuppel der St. Pauls Kathedrale in London
Abb. 8 Größenvergleich des Innenraums der Rotunde mit anderen Kuppelbauten
Die Wahl der Rotundenform erweist sich bei genauerem Hinsehen, als Weiterführung traditioneller Bauformen des Klassizismus41 . Renate Wagner-Rieger hat in einer Analyse der Herkunft historischer Wiener Bauformen darauf hingewiesen, dass Scott-Russels lampenschirmartige Rotundenkuppel eigentlich die traditionelle Dachlösung des josephinischen Lusthauses im Prater wiedergibt, eines Werks Isidore Canevales im Geiste des Revolutionsklassizismus, und dass auch die Formen des Wiener Bachschen Zirkus mit seiner viel bestaunten Glaskuppel aufgegriffen werden, eines Zentralbaus, den vermutlich Joseph Kornhäusel 1808 errichtet hatte42 .
Abb. 9 Johann Ziegler: Das Lusthaus im Prater, Kupferstich, 1783 Abb. 10 Circus Gymnasticus von Christoph de Bach, zeitgenössichscher Stich
39 Vgl. Pemsel, 1989, S.36-37. 41Vgl. Roschitz, 1989 S. 73. 42Vgl. Roschitz, 1989 S. 74.
Um einen Blick auf das gesamte Ausstellungsgelände und Wien zu erhalten, ist ein Aufstieg an der Außenseite des Daches bis auf die Spitze der Rotunde errichtet worden. Durch die Benützung der zwei hydraulischen Aufzüge, konnte der Aufstieg leichter bewältigt werden. Wobei der „Ascenseur“ des Ingenieurs und Maschinenbauers Léon Edoux aus Paris nur als Schauobjekt diente, musste der Besucher den zweiten Aufzug des Maschinenfabrikanten Johann Haag aus Augsburg zur Besteigung der Rotunde benutzen. Beide Aufzüge wurden, ähnlich wie die Treppen, zwischen einem Säulenpaar eingestellt43 . Von der Galerie aus konnte man schließlich auf das Dach und über Steigleitern bis zur Spitze und zur Krone klettern44 .
Abb. 11 Dachbesteigung der Rotunde, Xylographie von Franz Kollarz
Die Eisenkonstruktion war im Stil der florentinischen Renaissance verkleidet und bestand aus vorgeblendetem Mauerwerk, Holz und Gips. Die innere Verkleidung der Eisenkonstruktion setzte sich aus Holz und Gips zusammen. Eine Konstruktion, die der Rotunde letztlich zum Verhängnis werden sollte. Als 1937 ein Feuer ausbrach45 , konnte es sich aufgrund der kaminartigen Hohlräume hinter den hölzernen Pfeilerverkleidungen rasend schnell ausbreiten46 .
Aufgrund der ständigen Verzögerungen und der daraus resultierenden, verspäteten Fertigstellung des Gebäudes wurde auf eine aufwendige Innenausgestaltung verzichtet. So war der Springbrunnen des französischen Gießers Antoine Durenne das einzige Prachtstück in dem sonst prunklos gestalteten Innenraum der Rotunde47 .
43 Vgl. Konrath, 2008, S. 72. 44 Vgl. Roschitz, 1989, S. 77. 45 Die Rotunde geriet am 17. September 1937, aus nicht feststellbarer Ursache in Brand. Besonders zwischen den Hohlräumen zwischen Blech und Stuck konnten sich die Flammen leicht ausbreiten. Erschwerend gestaltete sich die Brandbekämpfung, da durch die blecherne Verkleidung, kaum Löschwasser zu den betroffenen Bauteilen gelang. Quelle: Vgl. http://www.firefighter.at/site/historisches/article/230.html, abgerufen am 10.6.2014 um 22:15. 46 Vgl. Edgard Haider: Verlorene Pracht, Geschichten von zerstörten Gebäuden, Hildesheim, 2006, S. 106. 47 Vgl. Konrath, 2008, S.72.