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4.3. Rotunde

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Einleitung

Einleitung

4.3. Rotunde

Die Rotunde bestand aus 32 im Kreis aufgestellten, parallelepipedischen eisernen Säulen, auf welchen das kegelförmige Dach ruhte. Auf diesem wiederum standen zwei Laternen übereinander, von welchen letztere eine Krone trug, die den Abschluss des Zentralbaus bildete(Abb. 31). Der Durchmesser des Säulenkreises betrug, von Säulenmitte zu Säulenmitte gemessen, 108,832 m. Jede Säule war 1,22 m breit und hatte eine Tiefe von 3,048 m. Die Säulen waren oben schief abgeschnitten und mit kurzem Bogen versehen. Dieser schloss an das Dach mit einer Schräge von 31° an. Jede Säule maß in der Mittelachse 24,4 m in der Höhe. Die Pfeiler wurden mit einem kastenförmigen Ring von 3,548 m Breite und einer Höhe von 1,5 m überdeckt und zusammengehalten. Von diesem Zugring gingen 30 Radialsparren aus, die in einer Höhe von 48,185 m, von einem Druckring zusammengehalten wurden. Dieser Druckring besaß ein Plateau von 4,076 m Breite, auf welchem die 1,524 m breiten Säulen der Laterne aufgestellt waren, sodass nach innen eine Galerie von 1,126 m und nach außen eine Galerie von 1,426 m übrig blieb. An der Innenseite der Hauptpfeiler, in 23,1 m Höhe, war eine weitere, 1,43 breite Galerie angebracht, zu welcher man über zwei Stiegen und zwei Aufzügen gelangen konnte, die zwischen zweier enger gestellten Säulen eingebaut worden waren. Von den 30 Radialsparren gingen jeweils 28 von einer Säule aus, die auf kurzen Anschlussbogen gestützt, mit den Pfeilern verbunden waren. Die beiden übrigen Sparren stützten sich auf den Zugring in der Mitte zwischen den Stützen63(Abb. 36).

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Abb. 19 Fertigstellung der umlaufenden Galerie. Moment vor Hebung der Radialsparren.

63 Vgl. Schmidt, Wien, 1873, S. 137.

Die Radialsparren waren Blechträger, welche an ihrem unteren Ende beim Zugring eine Höhe von 1,5 m und am oberen Ende bei dem Druckring eine Höhe von 0,61 m, hatten64 . Ein Sparren hatte, gemessen vom Zug- bis zum Druckring, eine Länge von 41,42 m. Zwischen den Radialsparren wurden vier horizontale Spannringe in einem Abstand von je acht Meter angeordnet65 . Diese wurden durch drei nach oben laufende Dreiecke gehalten und abgesteift, sodass auf die unter dem tragenden Dachgerippe liegende schwere Dachhaut von diesen Versteifungsdreiecken teilweise noch getragen wurde66. Oberlichter waren in der Decke nicht angebracht.

Die auf dem Hauptbau aufgesetzte Laterne hatte einen Durchmesser von 30,9 m von Säulenmitte zu Säulenmitte67. Sie bestand aus 30 Pfeilern, welche in der Achse gemessen, je 10,48 m hoch waren. Das Dach mit einer Schräge von 31° hatte eine Höhe von 8,13 m, womit eine Gesamthöhe der Laterne von 18,61 m erreicht wurde. Anders als bei dem Hauptdach lag die 5,6 mm starke Dachhaut über der tragenden Dachkonstruktion. Die Unterkonstruktion bestand aus 30 Radialsparren, einem Zug- und Druckring, sowie drei dazwischenliegenden 4,5 m voneinander abstehenden Horizontalringen. Die erste Laterne hatte ebenfalls keine Dachlichter, sondern nur Seitenfenster, durch welche das Licht in die Rotunde fiel. Im Druckring war wieder ein 3,07 m breites Plateau ausgebildet, auf welchem die zweite Laterne stand. Alle 30 Säulen der Laterne waren an den Knotenpunkten der 30 Sparren des Hauptdaches angebracht. 10 Stück von ihnen wurden stärker ausgeführt als die übrigen, wobei die stärkeren dazu bestimmt waren, die Lasten der zweiten, kleineren Laterne, aufzunehmen68 .

Die zweite Laterne hatte einen Durchmesser von 7,44 m Säulenmitte zu Säulenmitte69, eine Höhe von 9,005 m bis zum Dachanfang und ein überhöhtes Kuppeldach von 4,15 m, sodass eine Gesamthöhe von 13,215 m erreicht wurde. Die gesamte Höhe des Zentralbaues vom Fußboden bis zum Kuppeldach betrug 85,3 m 70 .

Um den Zentralbau zog sich ein Rundgang von 11 m lichte Weite und 16,15 m Höhe bis zum Dachanfang. Die Seitenfenster des Rundganges waren11,8 m hoch und 6 m breit. Durch diese und durch die Öffnungen der Laterne fiel Licht in die Rotunde. Für das Dach des Rundgangs waren48 Halbbogen, 4 Querträger zwischen den Rotundensäulen, 8 Diagonalbogen für die Dachkehlen mit 6 Zwischenstücken erforderlich. Diese Dachbogen waren sehr stark konstruierte, massive Blechbogen mit Winkelversteifungen. Die Konstruktion der Galerie war ähnlich wie die der Haupt- und Seitengalerien ausgeführt worden71 .

64 Die Obergurten der Sparren bestanden aus 10 Millimeter starken Blechen, welche in der Breite von unten nach oben, von 600 bis 400 Millimeter, abnahmen. 65 Die Höhe der Spannringe entsprach jeweils der Höhe des Radialträgers am jeweiligen Befestigungsort (siehe Fig. I -IV). 66 Deren Blechdicke von oben abnehmend 12,11 und Zehn Millimeter betrug. 67 einen inneren lichten Durchmesser von 29,38 Meter und Außendurchmesser von 32,43 Meter. 68 dabei standen die schwächeren Laternensäulen, mit ihren geometrischen Achsen aber nicht gleich weit entfernt, um die dekorative Verkleidung der gleich breiten Fenster zu ermöglichen. Ihre Konstruktionsachsen hatten aber die gleiche Entfernung voneinander. 69 einen inneren lichten Durchmesser von 6,948 Meter und Außendurchmesser von 7,932 Meter. 70 ohne der gußeisernen Krone die mit vier Meter Durchmesser und 5,29 Meter Höhe, betrug die Gesamthöhe 80,01 Meter. 71 Vgl. Zeitschrift des Österreichischen Architekten- und Ingenieurveriens: Über den eisernen Centralbau für die Weltaustellung in Wien, von Heinrich Schmidt, Wien, 1873, S.137-138.

Auf die innere Galerie führten zwei Stiegen, von wo aus man auf das Dach des Rundganges gelangen konnte72. Ab diesem führten wieder zwei Wendeltreppen auf das Dach der Rotunde, von wo aus gerade, auf dem Radialsparren liegende Stiegen bis zum Druckring angelegt wurden. Diese Stiegen waren mehrmals unterbrochen und liefen horizontalzwischen zwei Radialsparren. Vom unteren Teil des Druckringes führten zwei Wendeltreppen auf das darüber liegende Plateau. Ab da führten jeweils Wendeltreppen auf die einzelnen Dächer der Laterne. An einer Steigleiter konnte man bis zur Krone gelangen73 . Für die Berechnung der Dachkonstruktion musste eine Last von 300 kg/m² angenommen werden, wobei auf das Eigengewicht alleine 100 kg/m² und für die zufällige Last (Schnee, Eis und Wind) 200 kg/m² entfielen74 .

Für jede der 32 Säulen war ein Betonfundament hergestellt worden, welches an seiner Oberfläche fünf Meterlang und zwei Meterbreit war, sich nach allen vier Seiten mit etwa ein Drittel Anzug abböschte und bis auf die Schotterschichte reichte, die in Tiefen von drei bis fünf Meter getroffen wurde. Die Betonfundamente wurden im Oktober 1871 hergestellt. Da der Beton noch nicht vollständig erhärtet und im November bereits eine empfindliche Kälte eintrat, wurde im März die Tragfähigkeit einzelner Fundamente mit Eisenbahnschienen getestet. Dabei wurde weder eine Veränderung der Form, noch eine Kompression des Untergrunds festgestellt75 , womit die Tragfähigkeit der Fundamente gewährleistet werden konnte.

72 Die Treppen waren 80 cm breit und mit Brustgeländer versehen. 73 Vgl. Schmidt, Wien, 1873, S. 138. 74 Vgl. Schmidt, Wien, 1873, S. 139. 75 Vgl. Paul, 1906, S. 462.

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