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2. Abriss über Messearchitekturen: Deren Formen und Funktionen

Ausstellungsbauten und Messebauten treten in vielfältiger Art und Weise auf. Die Formenvielfalt reicht von zeltartigen Überdachungen über Stände, Pavillons, Hallen aller Größenordnungen bis zum Geschoßbau. Im Unterschied zu Architekturausstellungen, bei denen die Pavillons für sich selbst als Kunstwerk stehen, haben Messepavillons die Aufgabe für ein bestimmtes Produkt zu werben, bzw. auf ein bestimmtes Produkt aufmerksam zu machen. Da diese zeitgemäße/moderne Produkte beherbergen, hat die dazugehörige Architektur auch "modern" und "zukunftsorientiert" zu sein15 . Im Gegensatz einer Weltausstellung zur sonstigen Messearchitektur ist dabei die Präsentation des Landes selbst das Produkt16 .

Bereits seit Beginn des 19.Jhdts stellten teilnehmende Länder ihre nationale Identität lieber zur Schau, als dass diese ihre neusten Produkte präsentieren17 . Viel mehr rücken die kulturellen Produkte in den Vordergrund, als die neuesten technischen Innovationen (militärischer oder industrieller Natur). Dabei konnte der "Vielvölkerstaat" Österreich eine besondere Rolle als Vermittler zwischen den Kulturen einnehmen18 . Dennoch bleibt die Grundaufgabe der Weltausstellung, mit den ausgestellten Produkten und Architekturen zu überzeugen20 . Messebauten gehören zu den ephemeren Bauten. Das heißt, diese Architekturen sind nur für einen begrenzten Zeitraum gedacht. Aus diesem Grund können einzigartige und innovative Bauten, deren Abtragung sowieso nach einem gewissen Zeitraumgeplant ist, realisiert werden21 .

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Um die auszustellenden Produkte optimal präsentieren zu können, war die Belichtung der Innenräume mit natürlichem Licht von besonderer Bedeutung. Dabei wurden Ausstellungsbauten mit hochgezogenem Seitenlicht bevorzugt, da es die natürlichste Beleuchtung von Innenräumen garantiert22 . Oberlichter dagegen sind eher ungeeignet als alleinige Belichtungsform und werden für Oberlichtsäle, wie im Pavillon des Amateurs, für Monumentalgemälde und Skulpturen verwendet23 . Diese Grundsätze der Belichtung bestimmen noch heute die Gestaltung von Messebauten.

Um riesige Ausstellungshallen fertigen zu können, benötigte man dafür Baukonzepte, die es neu zu entwickeln galt. Das für den damaligen Ingenieursbau bevorzugte Material war Eisen. Eisenkonstruktionen trugen nicht nur größer Spannweiten, sondern waren auch in der Herstellung sowie im Auf- und Abbau einfach, schnell und billig. Im Gegensatz zu damaligen Steinbauten hatten Glas und Eisenkonstruktionen ein geringeres Eigengewicht, wirkten leichter und transparenter. Obwohl mit dem Material Eisen neue Ingenieursleistungen vollbracht wurden, dekorierte man die Tragwerke meist im Stile des Klassizismus24 . So wandte man sich nach einer kurzen Epoche eines

15 Vgl. Kristan 2004, S. 128. 16 Vgl. Caroline Jäger-Klein: Österreichische Architektur des 19. und 20. Jahrhunderts, Wien², 2010, S. 373. 17 Vgl. Mattie, 1998, S. 8. 18 Ulrike Felber Rapp, Elke Krasny, Christian: Smart Exports. Österreich auf den Weltausstellungen 1851-2000, Wien, 2000, S. 8. 20 Vgl. Mattie, 1998, S. 8. 21 Vgl. Kristan, 2004, S. 128. 22 Vgl. Kristan, 2004, S. 128. 23 Vgl. Würtinger, 2011, S. 163. 24 Vgl. Erik Mattie: Weltausstellungen, Stuttgart, 1998, S. 9.

reinen Funktionalismus (wie zuvor bei dem Crystal Palace) wieder den ornamental-dekorativen, historisierenden Stilmitteln, zu 25 .

Abb. 3 Crystal Palace, geplant von Joseph Paxton, Londoner Weltausstellung von 1851

Trotz der immensen Investitionen und den hohen wirtschaftlichen Verlusten, ging mit den Weltausstellungen auch immer ein Fortschritt einher. Denn bei dieser Gelegenheit wurden auch erhebliche Summen in die ausstellende Stadt, deren Infrastruktur, öffentlichen Anlagen, Einrichtungen und Unterbringungen investiert26 . So auch in Wien, wo bereits im Vorfeld städtebauliche Projekte fokussiert, geplant und parallel zur Weltausstellung, ausgeführt wurden.

25 Pemsel, 1989, S. 39. 26 Vgl. Mattie, 1998, S. 8.

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