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Internationale Lerngemeinschaft
Wir hinterfragen die Machtstrukturen der Entwicklungszusammenarbeit
An der Online-Summer School «Decolonize Aid!» diskutieren Fachleute und Interessierte grundsätzliche Fragen der Entwicklungszusammenarbeit und denken darüber nach, wie Abhängigkeitsverhältnisse in gegenseitige Unterstützung umgewandelt werden können.
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Text: Christian Weber und Claudia Buess, Mission 21
Gegenseitig voneinander lernen, einander gegenseitig unterstützen: Austausch in Tansania. Welchen Sinn und welchen Nutzen hat Entwicklungszusammenarbeit? Setzt sie, wie manche behaupten, koloniale Machtstrukturen fort? Hilft sie am Ende den Gebenden mehr als den Empfänger*innen? Und wer beurteilt überhaupt, was «Entwicklung» bedeutet?
Dass Hilfe Abhängigkeiten schaffen kann, ist uns bewusst. Deshalb wurde Entwicklungshilfe auch in Entwicklungszusammenarbeit umbenannt. Aber sind damit Abhängigkeiten schon überwunden? Müsste die Unterstützung nicht grundlegend de-kolonisiert und zu einem gegenseitigen Geben und Nehmen werden?
Summer School: Information und Anmeldung
Die International Online Summer School, die dieses Jahr zum dritten Mal stattfindet, steht allen Interessierten offen. Sie findet vom 25.-27. August online über Zoom statt. Es besteht auch die Möglichkeit, nur einzelne Vorträge zu besuchen. Informationen undAnmeldung: www.mission-21.org/summerschool2022 Die Suche nach alternativen Strukturen
Um diese weitreichenden Fragen geht es an der International Online Summer School von Mission 21 zum Thema «Decolonize Aid!» («Entwicklungshilfe dekolonialisieren!»). Fachleute und Interessierte aus zahlreichen Ländern in vier Kontinenten diskutieren vom 25. bis zum 27. August in Online-Meetings , wie die Zusammenarbeit von verschiedenen Seiten bewertet wird. Alle Interessierten sind herzlich willkommen.
Die Teilnehmenden sondieren Möglichkeiten alternativer Strukturen für partnerschaftliche Zusammenarbeit und Solidarität. Und sie gehen Fragen nach, die Mission 21 in der täglichen Arbeit beschäftigen: Wo liegen die besonderen Probleme und Chancen kirchlicher Zusammenarbeit? Was bedeutet «Decolonize Aid!». in der Praxis, etwa für die Bildsprache in den Medien oder für Freiwilligenprogramme?
Online-Befragung ist zur Teilnahme offen
Zur Vorbereitung des diesjährigen Tagungsthemas hat Mission 21 eine kurze Online-Umfrage auf Englisch und Spanisch lanciert, deren Ergebnisse in die Summer School einfliessen. Eine Teilnahme ist unter bit.ly/3Mcs0fp bis kurz vor dem Start der Summer School möglich.
Einige der bisherigen Rückmeldungen fördern Interessantes zu Tage: Eine klare Mehrheit findet, dass ein Macht-Ungleichgewicht in der Entwicklungszusammenarbeit herrscht und dass auch heute noch kolonialistische Strukturen vorzufinden sind. Fast die Hälfte der Antworten stellt einen grossen administrativen Aufwand fest: die Berichtsformulare wie auch die Ziele und Kriterien werden von den Geldgeber*innen festgelegt. Die Vorgaben stimmen nicht unbedingt mit lokalen Bedürfnissen oder Prioritäten überein, und wenn eine Organisation mehr als eine geldgebende Institution hat, muss sie einen grossen bürokratischen Aufwand bewältigen.
Trotz dieser Kritik ist die Hälfte der Antwortenden dafür, dass die Entwicklungszusammenarbeit weitergeführt wird. Die Befragten unterstreichen dies durch eine hohe Benotung der Werte Solidarität, Partnerschaft und Unterstützung.