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Projekt aktuell
Kamerun
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In Kamerun sterben jährlich mehr als 10000 Menschen an den Folgen des HI-Virus. Insgesamt rund 400000 Kinder leben deswegen als Waisen. Wer mit HIV infiziert ist, muss nebst den gesundheitlichen Risiken auch mit sozialer Stigmatisierung leben. Unsere Partnerorganisation, die Presbyterianische Kirche in Kamerun (PCC), unterstützt Betroffene und ihre Familien im Westen des Landes. Sie bietet medizinische Hilfe, begleitet Familien, schult Mitarbeitende und leistet Aufklärungsarbeit an Schulen.
Vom Neustart ins Leben nach einem vermeintlichen Todesurteil
Im gewaltgeprägten und vom Staat vernachlässigten Westen Kameruns gibt es kaum Unterstützung für Menschen, die mit HIV leben. Doch Prävention und Behandlung sind möglich.
Text: Frank Nydegger, Mission 21
Kampagne der PCC am Welt-Aids-Tag.
Emmanuel Kameni. Als Emmanuel Kameni ins Krankenhaus kam, stand es nicht gut um ihn. Nach einem positiven HIV-Test hatte ihn der Lebensmut verlassen. «Für mich war der Test ein Todesurteil» erinnert er sich. Er ging nicht mehr zur Arbeit und verlor in der Folge seinen Job und seine Wohnung. Er ging davon aus, ohnehin bald sterben zu müssen, und kümmerte sich deswegen nicht um eine Behandlung. Er trank zu viel und lebte mit seinen zwei Töchtern in einem unfertigen Gebäude. Da er keine Medikamente nahm, litt er an den negativen Folgen seiner HIV-Infektion.
Die Wende für Emmanuel Kameni trat ein, als ihn im Krankenhaus in Douala ein Berater auf seine Probleme ansprach. Das Krankenhaus wird von der PCC geführt, der Partnerkirche von Mission 21 in Kamerun.
Eine halbe Million Menschen sind betroffen
Mit dem ersten Teil seiner Geschichte ist Emmanuel Kameni nicht allein. UNAIDS geht davon aus, dass in Kamerun ungefähr 500000 Menschen das HI-Virus in sich tragen. Bei einer Bevölkerung von 26,5 Millionen sind das beinahe zwei Prozent. Speziell Frauen und Kinder sind gefährdet, sich anzustecken. Frauen werden öfter als Männer Opfer von sexueller Gewalt, sind öfter in der Prostitution tätig und machen mehr als zwei Drittel der HIV-Erkrankten aus. Besonders prekär ist die Lage im englischsprachigen Westen des Landes, wo seit 2016 ein bewaffneter Konflikt zwischen Rebellen und der Regierung tobt. In diesem schwierigen und gefährlichen Kontext ist die medizinische Versorgung der Bevölkerung eine Herausforderung, die der Staat oft nicht meistern kann.
Zwei Hürden: Die Kosten und das Unwissen
Viele Menschen haben keinen Zugang zu HIVTests und wissen somit nicht, ob sie das Virus in sich tragen. Wer wie Emmanuel Kameni seinen HIV-Status kennt, hat oft nicht die finanziellen Mittel, um sich behandeln zu lassen. Auch fehlt vielen Menschen das nötige Wissen darüber, was eine HIV-Infektion bedeutet und welche Behandlungsmöglichkeiten bestehen. So gehen viele Menschen wie Emmanuel Kameni davon aus, dass ein positiver Test das Ende bedeutet. Selbst wenn die antiretroviralen Medikamente zur Verfügung gestellt werden, sind regelmässige Besuche in einem Spital oder einer Gesundheitsstation nötig, die mit Transportkosten verbunden sind und aus Gründen der Sicherheit oft gefährlich sind.
Selbsthilfegruppe als Rettungsanker
Die PCC setzt sich für die medizinische Behandlung von Menschen ein, die mit HIV leben. Sie bekämpft auch die Diskriminierung von Betroffenen und informiert über Präventions- und Behandlungsmöglichkeiten.
Für Emmanuel Kameni war das Engagement der PCC ein rettender Anker. Der Berater der PCC, der ihn im Krankenhaus ansprach, klärte ihn über die Krankheit und die Behandlungsmöglichkeiten auf, verschrieb ihm Medikamente und ermutigte ihn, einer Selbsthilfegruppe beizutreten. Kurze Zeit später erhielt auch eine von Kamenis Töchtern, die positiv auf HIV getestet wurde, Medikamente.
Mit der Unterstützung der PCC gelang es Emmanuel Kameni, seinem Leben eine neue Richtung zu geben. Er ist mittlerweile Präsident der lokalen Selbsthilfegruppe und arbeitet in einem Zentrum für Menschen mit HIV. Dort berät er andere HIV-positive Personen und kann dank dieser Arbeit seine Kinder versorgen.
Menschen wie Emmanuel Kameni auszubilden, ist eine der wichtigsten Aktivitäten bei der Sensibilisierungsarbeit der PCC. Die angebotenen Kurse beinhalten Themen wie sexuelle und geschlechterspezifische Gewalt, sexuell übertragbare Krankheiten (darunter HIV), Kommunikation und Beratung. Sie werden von medizinischem Personal, Lehrer*innen, Mitgliedern von Frauen- und Jugendgruppen und weiteren Freiwilligen besucht. Die geschulten Mitglieder lokaler Gemeinschaften können HIV-positive Menschen unterstützen und die Bevölkerung über HIV aufklären. Sie erreichen eine weitaus grössere Zahl an Menschen, als dies durch die professionellen Mitarbeitenden der PCC möglich wäre.
Aufklärungsarbeit für junge Menschen
Die PCC bietet Beratung für HIV-positive Personen und Opfer von sexueller Gewalt an, führt HIV-Tests durch und begleitet Betroffene medizinisch. Zudem wird Aufklärungsarbeit zu den Themen sexuelle Gewalt und sexuell übertragbare Krankheiten an über 30 Schulen durchgeführt. Hier und im Freemind Center in Buea – einem Jugendzentrum, wo Jugendliche sich ohne Druck mit dem Thema Sexualität auseinandersetzen können – werden Jugendliche für Themen wie sexuelle Gewalt und sexuell übertragbare Krankheiten sensibilisiert. So haben sie die Chance, als Erwachsene nicht die gleiche Erfahrung wie Emmanuel Kameni machen zu müssen und ein gesundes Leben führen zu können.
Zugang zu Medikamenten: Ein Mann bezieht Tabletten im Spital Manyemen.
Wir brauchen Ihre Unterstützung
«Gesundheitsversorgung und HIV-Prävention im ländlichen Raum»: Nr. 134.1029 Spenden: IBAN CH58 0900 0000 4072 6233 2, Vermerk 134.1029 oder online: www.mission-21.org/spenden
Die gute Nachricht
zVg
Jessy Eben ist Verantwortliche für Entwicklungsprojekte bei der Presbyterianischen Kirche in Kamerun (PCC).
Die frohe Botschaft der tätigen Liebe
«Denn ich war hungrig, und ihr habt mir zu essen gegeben; ich war durstig, und ihr habt mir zu trinken gegeben; ich war fremd, und ihr habt mich aufgenommen; ich brauchte Kleidung, und ihr habt mich bekleidet; ich war krank, und ihr habt mich gepflegt; ich war im Gefängnis, und ihr habt mich besucht.» (Matthäus 25:35-36)
Diese Bibelstelle beschreibt die tätige Liebe. Jesus Christus ermahnt uns, Notleidenden eine helfende Hand zu reichen. Als Christ*innen können wir beten, damit Gott durch uns Bedürftige segnen kann. Doch es reicht nicht aus, für Bedürftige zu beten und dann wegzugehen, ohne etwas zu tun, das ihre Stimmung hebt oder ihre Situation verbessert. Ein Gebet ohne Taten reicht nicht aus. Wir glauben, dass die Liebe in Taten und nicht nur in Worten besteht (Jakobus 2,26).
Wir haben viel Liebe zu geben. Doch manchmal fehlen uns die Mittel, um diese Liebe in die Tat umzusetzen. Die anglophone Krise in Kamerun hat zu viel Leid, zu Vertreibungen und der Schliessung der meisten Krankenhäuser und Schulen in ländlichen Gebieten geführt, was Schulabbrüche und Rückfälle in Krankheiten, etwa HIV und Aids, zur Folge hat. Es mangelt an Nahrungsmitteln und Medikamenten, Unterkünften sowie Hygiene- und Sanitäreinrichtungen. Dazu kommen Menschenhandel, illegale Migration, fehlender Zugang zu Bildung, Gewalt gegen Frauen und erschwerte Lebensumstände von Binnenvertriebenen. All das führt zu Problemen, unter anderem auch zur Verbreitung von sexuell übertragbaren Infektionen, einschliesslich HIV. Die humanitären Massnahmen von Mission 21 helfen, Schüler*innen und Jugendliche zu sensibilisieren, damit sie gute Entscheidungen für ihre Zukunft treffen und sich für ihren Lebensunterhalt einsetzen können.
Mission 21 ist zwar nicht in der Lage, Leid und HIV in Kamerun auszurotten. Aber die Unterstützung von Tausenden von Menschen, die mit HIV leben, die Aufklärung von Jugendlichen und Massnahmen zur Sicherung des Lebensunterhalts machen einen grossen Unterschied. Indem Sie Ihren Gebeten Taten folgen lassen, haben Sie das Leben vieler Kamerunerinnen und Kameruner verändert. Das ist für uns die gute Nachricht.