Ausgabe 5, Januar 2011
Neues aus Berlin Mitte
New! deutsch + English
Fashion week Special Interview: Barbara Panther Hommage an Sibylle Bergemann Poster im Heft: Carmen segovia Jetzt Monatlich!
Editorial 3
Mitte ins herz
Die Fashion Week ist mal wieder in der Stadt und das können natürlich auch wir nicht ignorieren. Deshalb wird sich in dieser Ausgabe auch vieles um das Thema Mode drehen: So haben wir das zuckersüße Model Mengxi in die neusten Klamotten der Saison gesteckt, klären euch über die modische Vergangenheit des ehemaligen Magnet Club-Gebäudes in der Greifswalderstraße auf und sagen euch, wo ihr am besten ein kleines Päuschen von der Fashion Week einlegen könnt. Des Weiteren gibt es ein Interview mit Barbara Panther, ein Porträt des ältesten Garderobiers der Stadt und natürlich unsere Mitte-Mutti-Kolumne, in der dieses Mal alle Trend bewussten Muttis ihr Fett ab bekommen. Viel Spaß damit! Eure Mitteschön-Redaktion
Semir Chouaibi Semir lebt seit sieben Jahren in Berlin und hat hier auch was ordentliches gelernt: Islamwissenschaft und was mit Nordamerika. Daneben ist er bei MitteSchön und anderen Projekten für alles zuständig, was nicht auf Papier gedruckt wird. Semir macht bald einen längeren Ausflug in die Schweiz, vermisst Berlin aber schon jetzt und kommt ganz bestimmt wieder. Gruezi und bis bald! www.semir.ch
florian Kolmer Von Hamburg nach London über Sydney nach Berlin. Der Fotograf Florian Kolmer arbeitet nun seit sieben Jahren in Berlin und hat sich vor allem durch seine Portraits von Schauspielern und Musikern einen Namen gemacht. Für die letzte Ausgabe von Mitteschön fotografierte Florian Markus Kavka und ließ ihn damit auf dem Cover gut aussehen. Mehr Infos zu seiner Person und seinen Arbeiten unter: www.floriankolmer.com
René Staebler René Staebler ist Fotograf mit einem Faible für Modefotografie und hat deswegen für diese Ausgabe die Modestrecke übernommen. Der Berliner hat zunächst eine Schauspielausbildung absolviert und später dann Kommunikationsdesign studiert. Neben der Fotografie arbeitet er heute auch als Schauspieler und leitet die Theatergruppe AQU1 in Kreuzberg. www.renestaebler.net
4 Impressum
Mitteschön no 5
Herausgeber
Toni Kappesz Veröffentlichung
Vollstrudel GmbH Schröderstr. 12 10115 Berlin, Germany Projekt Manager
Anne Kammerzelt (anne@mitteschoen.com) Projekt Manager online
Semir Chouaibi (semir@mitteschoen.com) ARTDIREktion
Dörte Lange (doerte@mitteschoen.com) Grafikdesign
Moritz Weber (moritz@mitteschoen.com) Presse
Pelén Boramir (pelen@mitteschoen.com) Redakteure
Eugen Bräunig, Paul Schlosser, Martin Steinmetz, Bettina Schuler, Björn Lüdtke, Caroline Kühner Fotografen
Tina Linster, René Staebler, Eugen Bräunig, Moritz Weber ÜBersetzung
Nicholas Tedeschi (nicted@web.de) Anzeigenvermarktung
Lucy Sparks, Indi Davis (media@mitteschoen.com) WEBSeITE
www.mitteschoen.com Druck
Henke Pressedruck
Coverfoto:
Barbara Panther im Mauerpark. Fotografiert von Tina Linster.
Inhaltsverzeichnis 5
INHALT / Content 6
Sibylle Bergemann: Ein Nachruf Obituary: Sibylle Bergemann
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tipps rund um die Fashion week Tips for Fashion Week
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Mitteschön Lieblingsstücke MitteSchön Favourite Pieces
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Berlin Fashion Week: Ein Blick hinter die Kulissen Berlin Fashion Week: A look behind the scenes
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mode: The lovers, the dreamers and me Fashion: The Lovers, the dreamers and me
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Berliner Illustratoren: carmen segovia Berlin Illustrators: Carmen Segovia
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Interview: barbara panther Interview: Barbara Panther
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Urbanes Gewebe: veb treff-modelle Urban Fabric: VEB Treff-Modelle
33
Wir Mitte Muttis: designerkids We Mitte Mums: Designer Kids
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berliner gesichter: Günther Schmidtke Berlin Faces: Günther Schmidtke
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Reisende soll man nicht aufhalten Sorry, no translation.
37
Englische Übersetzungen English Translations
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Mitteschön Online und Verlosung Mitteschön Online and Give Away
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Stadtplan City Map
Kulturgut 7
Genau, aber nie voyeuristiscH Text Bettina Schuler Fotos Sibylle Bergemann Translation P. 37
Ein Nachruf: die Berliner Fotografin Sibylle Bergemann Zunächst verlor sie ihr Herz an ihren Lehrer, den Fotografen Arno Fischer. Danach an die Mode. Jahrelang gehörte sie zu den Stil prägenden Fotografen der DDR-Modezeitschrift SIBYLLE. Im November letzten Jahres ist die Fotografin Sibylle Bergemann mit nur 69 Jahren verstorben.
Ihre Modeaufnahmen, mit denen sie in den 70er Jahren ihre Karriere begann, wirken wie improvisierte Momentaufnahmen, leicht und überhaupt nicht gestellt. Dabei waren ihre Fotoserien minutiös geplant, bis ins Letzte inszeniert und keineswegs so spontan, wie sie auf den ersten Blick wirken. Ein wenig Schönheit und Vergnügen wollte sie den Leserinnen ins Leben bringen, erklärte die Fotografin in einem Interview, und gleichzeitig über Mode und Gestaltung informieren. Dass ihre Fotos, wie das von den zwei Teenies in gepunktetem Rockabilly Rock aus dem Jahre 1985, auch sehr viel über die fotografierten Menschen erzählen und durch deren Gestik und Mimik zugleich ein Porträt ihrer Zeit abgeben, sparte sie dabei aus. Später, nach der Wende, gründete sie zusammen mit bekannten DDR-Fotografen wie Harald Hauswald und Jens Rötzsch die Agentur Ostkreuz, die noch immer in Berlin existiert und mittlerweile Mitbetreiber einer Schule für Gestaltung und Fotografie ist. Mit dem Ende der DDR und dem Ende von SIBYLLE nahm Bergemann Abstand von der Modefotografie, entdeckte nach einer langen Phase der Schwarzweiß-Fotografie die Farbe für sich und konzentrierte sich auf längere Fotoreportagen. Ein Genre, das sie ebenfalls beherrschte, wie sie bereits mit ihrer Fotoserie zur Entstehung des Karl-Marx-Denkmals am Palast der Republik oder ihrer Langzeitstudie „Ost Berlin 1972-1996“ bewies. Eine Serie, in der sie die Entwicklung der größten deutschen Stadt festhielt, von einem Ort mit kargen Schaufenstern und deprimierenden Neubaugebieten zu einer Stadt mit einem neuen Freiheitsverständnis, in der es besetzte Häuser und Schaukeln im ehemaligen
Grenzgebiet gibt, auf denen Kinder, die die DDR niemals kannten, friedlich gen Himmel fliegen. In den späteren Jahren zog es sie vor allem in die Ferne, nach Ghana, in den Jemen oder den Senegal. Dort entstand 2001 auch wieder eine Modestrecke. Dieses Mal jedoch nicht im kühlen Schwarzweiß, sondern passend zu den Outfits der senegalesischen Designerin Oumou Sy in satten Farben, die im krassen Gegensatz zu der kargen Landschaft stehen, in die Bergemann die Models stellte. Auch hier sah Bergemann wieder mehr als die krassen, farbenprächtigen und aufwändig designten Outfits, schaut hinter die farbenprächtige Fassade der Mode und offenbart den Stolz der Bewohner auf ihr Land und die Würde, mit der sie ihre meist ärmliche Herkunft tragen. Der typische Bergemann-Blick eben, der immer respektvoll und nie voyeuristisch war und in der Welt der Fotografie fehlen wird. OSTKREUZ Agentur der Fotografen GmbH Greifswalder Strasse 216 www.ostkreuz.de
8 Veranstaltungstipps von Björn Lüdtke, Translation P. 37
.HBC
green fashion
Best of germany
Green Fashion Nachhaltige Mode
Best of Germany Andenken
Die Zeiten, in denen Verbraucher einfach ins Regal greifen, um unüberlegt zu konsumieren, sind vorbei. Immer mehr Menschen wollen wissen, wo Produkte herkommen und ob sie ökologisch nachhaltig hergestellt wurden – das gilt auch für Mode. Gleich zwei Messen widmen sich zur Berlin Fashion Week dem Thema: TheKey.to und GREENshowroom. Beide sind eigentlich nur für Fachbesucher zugelassen. TheKey.to öffnet jedoch für Interessierte am letzten Tag die Pforten, und während den Einkäufern und Redakteuren im GREENshowroom die Kollektionen für Herbst/Winter 2011/12 präsentiert werden, gibt es für alle anderen die aktuellen Frühjahrs- und Sommerkollektionen im GREENshop zu kaufen.
Gewöhnliche Andenken-Shops gibt es in Berlin genug – den Fernsehturm aus Bronze, das Brandenburger Tor aus Schokolade. Aber was bleibt für Berlin-Besucher mit Anspruch und gutem Geschmack? Ein Besuch bei Best of Germany in der RosaLuxemburg-Straße. Hier gibt es das Beste, was Deutschland zu bieten hat – von der Kuckucksuhr bis zum Elmoto Elektro-Bike. Inhaber Thomas Eißler hat bei der Auswahl der Location einen guten Griff getan. Wenn nicht in Mitte, wo sonst tummeln sich alle Design-Liebhaber? Und weil das Sortiment sorgfältig kuratiert ist, lohnt sich auch für Berliner ein Besuch.
Die Karl-Liebknecht-Straße liegt zwar buchstäblich mitten in Mitte, nämlich am Alexanderplatz, ist aber nicht gerade für seine Gourmet-Tempel bekannt. Trotzdem hat sich hier zwischen Nordsee und McDonald’s ein kleines Juwel niedergelassen und liegt so – ideal für alle FashionBegeisterten – im Zentrum zwischen den Showrooms auf der Torstraße und dem Catwalk-Zelt auf dem Bebel-Platz. Im ehemaligen Haus der Ungarischen Kultur ist seit 2008 das .HBC zu Hause – Veranstaltungsort, Bar und Restaurant. Selbst für manche Mitte-Insider ist die Location noch ein Geheimtipp. Hier schlürft man Austern mit Blick auf den Fernsehturm nach einem anstrengenden Tag auf der Jagd nach dem letzten Schrei.
Best of Germany
.HBC Restaurant & Bar
Rosa-Luxemburg-Straße 16
Di bis So ab 19 Uhr
Mo bis Sa 12 – 20 Uhr
Tischreservierung: reservation@hbc-berlin.de
.HBC Restaurant
TheKey.to – Messe für Green Fashion
oder 030 – 24 34 29 20
20. bis 22. Januar, 10 – 18 Uhr, 5 Euro
Karl-Liebknecht-Straße 9
Columbiahalle, neben Bread and Butter Berlin
www.hbc-berlin.de
Columbiadamm 13, Airport Berlin Tempelhof www.thekey.to GREENshop im GREENshowroom Messe für ökologische Nachhaltigkeit und Luxus 19. bis 21. Januar, 10 – 20 Uhr Showroom nur für Fachbesucher, Shop offen für alle Hotel Adlon, Unter den Linden 77
Veranstaltungstipps von Björn Lüdtke, Translation P. 38 9
robert mapplethorpe Robert Mapplethorpe Retrospektive Wer nach Models, Messen und Modenschauen von Klamotten genug hat, der sollte die Fashion Week mit der Eröffnung der Robert Mapplethorpe Retrospektive abschließen. Der 1946 geborene US-Amerikaner begann seine Karriere 1973 als Fotograf mit einer Sammelausstellung, in der auch Andy Warhol vertreten war. Aufruhr erregte der schwule Künstler immer wieder mit expliziten Darstellungen sado-masochistischer Szenen, im Gedächtnis bleibt er den meisten jedoch mit seinen Akten (keine Mode!) und reduzierten Stilleben – allen voran seine berühmten Lilien. Wie nur wenige andere prägte Mapplethorpe mit seinen schwarz-weißen Werken die klinische Ästhetik der achtziger Jahre. C/O Berlin Postfuhramt Oranienburger Straße 35/36 22. Januar bis 27. März Eröffnung 21. Januar, 19 Uhr
maiami
ADdeertz
Maiami Der gestrickte Laden
ADDeertz Shop für Jungs
Das Bedürfnis der Städter nach Landleben ist groß. Im Sommer geht’s raus in die Datsche. Und im Winter? Geht’s zu Maiami! Genauer gesagt: in den gestrickten Laden. Schon zum dritten Mal öffnet der nun seine Pforten. Von der Laptoptasche über den Lampenschirm bis hin zum Cardigan beim Knitwearlabel ist alles handgestrickt. Designerin Maike Dietrich erweitert ihre Produktpalette von Jahr zu Jahr und präsentiert sie in einem temporären Shop in der Galerie Oona in der Auguststraße. Dieses Jahr steht der gestrickte Laden unter dem Motto „Country“ – es geht um die Sehnsucht nach Bodenständigkeit, Besinnung auf tradtitionelle Werte, Natur und Rustikalität.
ADDeertz ist – wie Designerin Wibke Deertz selbst sagt – eine One Woman Show. Umso erstaunlicher, was die Frau alles auf die Beine stellt. Seit 2000 gibt es ihr Label, eine eigene Produktion in Thailand hat sie aufgebaut und nun ihren Laden in Berlin wieder eröffnet. Deertz, die seit mehreren Saisons nur noch für Männer entwirft, glaubt an Nachhaltigkeit und verabschiedet sich deswegen vom klassischen Saisonrhythmus, der Designer zwingt, alle sechs Monate mit einer komplett neuen Kollektion auf den Markt zu kommen. Sie will sich Freiheit zum Entwerfen und Entwickeln nehmen – ihre Arbeit und das, was daraus entsteht, sei sehr eng mit ihrem Alltag, Lebensstil und ihren Freunden verbunden. Deertz’ Mode ist unaufdringlich. Sie soll aussehen, als sei sie immer schon getragen – auch wenn sie neu ist.
MAIAMI – Der gestrickte Laden C/O Galerie OONA Auguststrasse 26 bis zum 29. Januar
ADDeertz
Di bis Sa 14 – 1 Uhr
Torstr. 106 www.addeertz.com
10 Mitte Streets
Mitteschön Lieblingsstücke Texte Paul Schlosser Translation P. 38
Absolut stilsicher! Ist: ein Must-Have für jedes Fashion Victim Kann: sich aber auch gut unterm Weihnachtsbaum machen Kostet: 11,20 € Derek Blasbergs Lifestyle-Ratgeber Classy: Be A Lady Not A Tramp avancierte dieses Jahr zu DER Modebibel vieler trendbewusster Frauen auch abseits der Upper East Side. Der New Yorker Mode-Journalist, der für das V Magazine und www.style.com als Redakteur tätig ist, kennt sie alle. Mit den Olsen Twins verbindet ihn eine tiefe Freundschaft, und mit Karl-dem Großen-Lagerfeld ist er per Du. Classy ist ein moderner Knigge, ein Ratgeber, wie es im Untertitel heißt, „für die moderne Lady“. Weil Blasberg viel Humor besitzt, kommt das Ganze beschwingt und ohne Zeigefinger daher. Mit Augenzwinkern vergleicht er ideale mit weniger geglückten Mode-Stylings, beschreibt Flirt-Strategien und Benimmregeln in Kreisen der High Society. Aufgrund des Insider-Wissens und von Zitaten von Socialite-Freundinnen wie Chloë Sevigny ist das Buch eine amüsante Lektüre für all jene geworden, die Beistand für einen gelungenen Auftritt auf dem internationalen Parkett oder schlichtweg gute Unterhaltung suchen. www.amazon.de
What goes around comes around Ist: ein Plateaustiefel von Henrik Vibskov Kann: dich größer schummeln Kostet: 307 € Wir haben es lange erwartet, befürchtet oder gehofft: Nachdem in der Mode ja bekanntlich jeder Trend einmal wieder kommt, steht uns nun nach dem Revival der 80er Jahre die unausweichliche Rückkehr der 90er bevor. Wer sich bereits gefreut hatte, dass die Zeiten der PlateauSchuhe, Karohemden und bauchfreien Tops nach den 90ern für immer passé sein sollten, wird von den Designern tatsächlich eines Besseren belehrt. Karl Lagerfeld schickte seine Models im Spätsommer mit brikettdicken Plateausohlen an den Füßen auf den Laufsteg, und skandinavische Fashionistas trugen unlängst die Varianten Vagabonds und Minimarkets. Auch der dänische Designer Henrik Vibskov schließt sich diesem Trend an und versetzt uns mit der aktuellen Herbst-/Winterkollektion mal eben 20 Jahre zurück in die Vergangenheit. Es darf wieder dicke Sohle getragen werden – natürlich mit entsprechendem Update. www.v-store.com
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Tierisch gut! Ist: die Alternative zum selbstgestrickten Weihnachtspulli von Oma Kann: für vergnügte Gesichter sorgen Kostet: 273,52 € Kann sich noch jemand an den lustigen Rentierpullover von Colin Firth, dem trockenen Briten aus den Bridget Jones-Filmen, erinnern? Ob sich der schwedische Designer Peter Jensen tatsächlich von der romantischen Komödie mit einer neurotischen Renée Zellweger und ihrem Hang zur Selbstzerstörung inspirieren ließ, werden wir wohl nie erfahren. Fakt ist jedoch, dass uns sein Strick-Jumper mit dem Beagleblick ein Grinsen ins Gesicht zaubert und wir nichts dagegen einzuwenden gehabt hätten, hätten wir diesen anstelle des obligatorischen DIY-Selbstversuchs Omas unter der Weihnachtstanne vorgefunden. www.goodhoodstore.com
Designerstück Ist: mehr als nur matchy-matchy Kann: Laufstegreife Nägel kreieren Kostet: 21 € Uslu Airlines sind bekannt für ihre Kooperationen mit Designern aus den unterschiedlichsten Bereichen. Nachdem sie zuletzt durch gemeinsame Projekte mit Mykita, dem Pariser Ausnahme-Shop Colette, Sabrina Dehoff und Bernhard Willhelm Schlagzeilen gemacht hatten, haben die Gründer Feride Uslu und Jahn Mim nun zusammen mit Rika, dem Label der Niederländerin Ulrika Lundgren, einen Nagellack und drei dazu passende Tücher entworfen. Rausgekommen ist der „glossy black nailpolish with black stars“, der erstmal schwarz aussieht. Trägt man ihn jedoch auf die Nägel auf, funkeln wenig später wie aus Zauberhand kleine schwarze Sterne, die zuvor nicht sichtbar waren. Und da soll noch einer sagen, dass man sich durch ein echtes Designerteil nicht besser fühlt! Erhältlich sind die neuen Aufhübscher ab sofort in allen Rika- und Uslu Airlines-Verkaufsstellen. www.usluairlines.com
Modell mit Ecken und Kanten Ist: ein schneidiges Brillenmodell Kann: deinen futuristischen Look vervollständigen Kostet: 441 € Eine Sonnenbrille mit tiefschwarzen Gläsern ist auf Fashion Weeks unverzichtbar. Sie lässt verräterische Augenringe, die noch von der durchzechten Aftershow Party des Vortages zeugen, gekonnt verschwinden, lässt dich bei Nichtgefallen einzelner Kollektionen unbekümmert mit den Augen rollen und wirkt wie ein Schutzschild inmitten der modehungrigen Meute. Wir haben uns für obenstehendes Modell von Mykita entschieden, welches in enger Zusammenarbeit mit Rad Hourani, bekannt für seine bevorzugt schwarzen Lagenlooks und Drapierungen, entstanden ist. www.radhourani.com
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Berlin Fashion Week: Ein Blick hinter die Kulissen Text Björn Lüdtke Bilder Holger Geissler, IMG Fashion Europe Translation P. 39
Unbeteiligte denken oft, bei der Fashion Week ginge es nur um Champagner, rote Teppiche und wer bei den Shows in der ersten Reihe sitzen darf. Das ist nicht ganz falsch, aber auch nicht die volle Wahrheit. In erster Linie geht es für die Beteiligten darum, Geld zu verdienen. Die Messen, Shows und Showrooms sind die Schnittstelle zwischen Designern, Presse und Einkäufern – und alle wollen Umsatz machen.
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„Der Aufbau benötigt acht Tage und läuft Tag und Nacht und während der vier EventTage bekommt wohl kaum jemand mehr als vier Stunden Schlaf pro Nacht.“
Auch wenn bei der Fashion Week vieles scheint, als würde es mit großer Leichtigkeit passieren – es ist ein weiter Weg von der ersten Idee für eine Kollektion bis zu ihrer Präsentation auf dem Laufsteg. Zwischen zwei Modewochen liegen sechs Monate, das liegt im traditionellen Rhythmus der Industrie begründet. Abgesehen von Zwischenkollektionen gibt es die für Frühjahr und Sommer sowie die für Herbst und Winter. Erstere werden in Berlin im Juli präsentiert, letztere im Januar – dieses Jahr vom 19. bis zum 22. In den sechs Monaten ist viel zu tun – vom Glamour der roten Teppiche ist da wenig zu spüren. Für die Designer fangen die ersten Vorbereitungen für die nächste Fashion Week eigentlich schon an, während die zur Vorsaison noch läuft. Maike Dietrich vom Stricklabel Maiami muss ihre Garne für die nächste Kollektion ordern, während sie die aktuelle gerade noch verkauft – die Fashion Weeks in Berlin liegen fast zeitgleich mit den Garnmessen. Der Zeitpunkt der Berliner Fashion Week liegt äußerst früh in der Saison, zumindest, was die Damen-Kollektionen betrifft. Kurz auf Berlin folgt in Paris zwar die Männermodewoche, die für Damen aber erst im März. Dazwischen werden in New York, London und Mailand weitere Kollektionen gezeigt. Das bedeutet, dass die Kalender der Einkäufer und Presseleute proppenvoll sind – und viele deshalb gar nicht erst nach Berlin kommen. Das bedeutet vor allem aber auch, dass viele Designer ihre Musterkollektionen für Berlin noch gar
nicht fertig haben können. Die Auslieferungen der Vor-Saison sind dann gerade in vollem Gange – Muster-Produktion und Auslieferung kollidieren. Um die Muster rechtzeitig fertig stellen zu können, muss Maike Dietrich oft selbst noch Hand anlegen, denn ohne Muster bleiben die Aufträge aus. Was der Einkäufer nicht sieht, das kauft er auch nicht. Dabei ist die Musterkollektion nicht das einzige, was zur Fashion Week stehen muss. Wer sich als Designer entschließt, seine Kollektion nicht nur auf einer Stange in einem Showroom oder auf einer Messe zu zeigen, sondern in einer Catwalk-Show, auf den kommt nicht nur ein enormer Mehraufwand an Organisation zu, sondern auch ein Batzen an Kosten. Für eine Show wie die des Labels Mongrels In Common braucht man eine Location, jede Menge Models, Hair- and MakeupArtists, Schuhe, Anziehhilfen und so weiter. Da tummeln sich schon mal 50 Leute im engen Backstage-Bereich. Die wollen alle nicht nur dirigiert werden (vor allem, wenn – wie die beiden Designerinnen Livia Ximénez-Carrillo und Christine Pluess – die Designer sicher gehen wollen, dass alles ihre ureigene Handschrift trägt), sondern auch bezahlt. Das ist für kleinere Labels oft nur mit Sponsoren und Partnern aus der Industrie zu stemmen. Aber der Aufwand lohnt sich. Seit das Designer-Duo Catwalk-Shows veranstaltet, hat sich „die Wahrnehmung bei der Presse positiv verändert. Wir sind ein fester
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Bestandteil der Berlin Fashion Week – das können wir auch an der Presse-Resonanz sehen.“ Macht sich das im Umsatz bemerkbar? „Wir bekommen auch von Einkäuferseite mehr Aufmerksamkeit. Noch drei Monate nach der Show werden internationale Einkäufer von den Show-Fotos angezogen. Presse und Vertrieb gehen hier Hand in Hand.“ Die Wichtigkeit des Zusammenwirkens von Presse und Vertrieb hat auch Arne Eberle erkannt. Zwar sind es die Einkäufer, die die Kollektionen nachher tatsächlich kaufen und dem Designer den Umsatz sichern, aber die Presse verleiht den Labels Relevanz. Traditionell werden beide Bereiche getrennt voneinander bearbeitet. Agent Arne Eberle legt sie zusammen. „Mir erscheint es sinnvoll, wenn Vertrieb und Public Relations aus einer Hand kommen, da man mit dem gleichen Material, sprich Musterkollektion, Pressetexten oder Preislisten arbeitet, und beides Dinge sind, die Designer tendenziell gerne aus der Hand geben, um sich zu entlasten.“ Zum Verhältnis von Presse und Vertrieb sagt Maia Guarnaccia, Vice President von IMG Fashion Europe, dem Veranstalter der Mercedes-Benz Fashion Week am Bebelplatz: „Die Fashion Week ist in ihrer Hauptausrichtung eine Marketingplattform. Hier können Designer während der Shows ihre Vision für die kommende Saison präsentieren. So können Einkäufer
feststellen, ob das Label zu ihnen passt und in ihrer Boutique verkauft werden soll, und die Modejournalisten übersetzen das Gesehene für ihre Leser, erklären ihnen, was im nächsten Winter in den Läden hängt. Insofern sind die Schauen für beide Gruppen von Fachbesuchern wichtig.“ Zu einer Fashion Week gehört also mehr, als sich hübsch anzuziehen und Champagner zu trinken. Allein am Bebelplatz braucht es um die 150 Leute, damit für vier Tage leichtfüßige Models den Laufsteg auf und ab laufen können – und da sind die Teams der Designer noch nicht eingerechnet (siehe oben). Guarnaccia: „Der Aufbau benötigt acht Tage und läuft Tag und Nacht, und während der vier Event-Tage bekommt wohl kaum jemand mehr als vier Stunden Schlaf pro Nacht.“ Die Designer sind da nicht besser dran. Auf die Frage, ob sie selbst auf Events der Fashion Week geht, antwortet Maike Dietrich von Maiami: „Also, ich wäre froh, wenn ich es denn mal auf ein Event schaffen würde.“ Dabei ist es nicht ganz unwichtig, sich dort zu zeigen. Maia Guarnaccia von IMG sieht die Events als Arbeitsplattform für Journalisten, Einkäufer und die Teams der Designer. Hier würden Kontakte gepflegt und gemeinsame Geschäfte angebahnt. Trotzdem würde am Ende des Tages verdientermaßen auch auf den Erfolg der Show angestoßen, auf die alle ein halbes Jahr lang hingearbeitet haben. Wer aber denkt, die Fashion Crowd hätte
am nächsten Tag Zeit, ihren Rausch auszuschlafen, der irrt sich gewaltig. Livia Ximénez-Carrillo von Mongrels In Common: „Einen Tag nach der Show geht es gleich mit Messe und Showroom weiter... Wirklich Zeit zur Erholung bleibt nicht so richtig.“ Und außerdem gilt es, eine Show vorzubereiten – es sind nur noch sechs Monate Zeit. Die meisten Catwalk-Shows finden im Rahmen der Mercedes-Benz Fashion Week im Zelt am Bebelplatz statt, die die Bezeichnung Fashion Week sozusagen für sich gekapert hat. Die anderen wichtigen Veranstaltungen zur Berliner Modewoche sind die beiden Messen Bread and Butter Berlin und Premium. Zahlreiche Showrooms von Presseagenturen, Vertriebsagenten und Designern finden sich vor allem in Mitte. Die meisten Veranstaltungen sind nur für Fachbesucher.
Many Thanks: Fotograf René Staebler (www.renestaebler.net) Fotoassistenz Stefan Günther Art Direktion Dörte Lange (www.mariabraunproductions.wordpress.com) Styling Paul Schlosser, Dörte Lange Produktion Pelén Boramir (www.elleparamour.de) Haare/Make Up Anne Grabow (www.mariabraunproductions.wordpress.com) Model Mengxi @ Izaio (www.izaio.de) Rechts: Hut Maria Braun Productions Kleid Smeilinener Strumpfhose H&M Rollschuhe Vintage
Links:
Rechts:
Oberteil Smeilinener
Kleid By Malene Birger
Jeans Shorts Vintage by Vik
Kette Stylist's Own
Overknees H&M
Strupfhose Wolford
Rollschuhe Vintage
High Heels Lanvin für H&M
Armreifen H&M
Turban Rike Feuerstein
Links:
Rechts::
Kleid Clarissa Labin
Rock Smeilinener
Polo Shirt Richard Nicoll für Fred Perry
Body Motel
Strumpfhose Falke
Strumpfhose Happy Socks
Söckchen American Apparel
Schuhe Adidas
Rollschuhe Hodura Schmuck Sabrina Dehoff
Hut Nele Schreiner
Strumpfhose American Apparel
Body Cheap Monday
Schuhe Adidas
Rock Monki
Kulturgut 23
Illustratorin des monats: carmen segovia Text Caroline Kühner Translation P. 42
Die 1978 geborene Carmen Segovia verbrachte Ihre Kindheit teils in einem ruhigen Vorort von Barcelona, teils in einem noch ruhigeren Dorf im spanischen Landesteil Almeria. Sie besuchte Kurse in Cinema, Set Design und Art & Crafts und entwickelte so ihre Vorliebe fürs Zeichnen und Illustrieren. Heute arbeitet Carmen im Auftrag von bekannten Agenturen und Zeitschriften zum Beispiel für den New Yorker. Parallel erscheinen ihre Arbeiten regelmäßig in Fotobüchern von internationalen Szenefotografen. Beeinflusst von Folk Storytelling bis hin zu Comic Art und Cinema ist ihr erzählerischer Stil traditionell und gleichzeitig modern. Neben Redaktions- und Agenturarbeit kollaboriert sie außerdem mit Bands und entwickelt ihre eigenen Zeichen- und Malserien. Ihre letzte Serie „Moss Men, Poison Ivy“ wurde in der Vértigo Galerie in México ausgestellt. Zurzeit lebt und arbeitet Carmen in Barcelona. In Deutschland wird sie von der Berliner Illustrations Agentur 2agenten repräsentiert. www.2agenten.com www.carmensegovia.net Poster: „After Miss Julie“, Sienna Miller als „After Miss Julie“-Porträt Kunde: Spotco NY Agency/Roundabout Theatre Company
Du bist Illustrator und möchtest mit deinem Artwork das nächste heraustrennbare Mitteschön-Poster zieren? Dann schick uns deine Bilder und Entwürfe an: info@mitteschoen.com.
26   Kieztalk
Kieztalk 27
INTERVIEW mit BARBARA PANTHER Text Eugen Bräuning Bilder Tina Linster Translation P. 40
Vor vier Jahren hob die lokale Szene Barbara Panther empor und ließ sich von ihr mitreißen. Es folgten Kollaborationen
mit
T.Raumschmiede,
Acid Washed und Jahcoozi, Auftritte beim Partyritus „Berlin Hilton“ und das Signing beim Berliner Label City Slang. Zurück im Studio nimmt sie mit Matthew Herbert ein nach ihr benanntes Debütalbum auf. Kurz darauf geht es auf Tour – und zwar mit niemand geringerem als mit Dan Snaith alias Caribou. An
einem
entspannten
Dezember-
abend im Macke Prinz spricht sie mit uns über ihre Kostüme, Mode „Made in Berlin“ und all das, was ihre „Welt im Innersten zusammenhält".
28 Kieztalk
„Ich bin so manchen Catwalk hinunter gelaufen und einer war der von Kaat Tilly. Sie ist der Wahnsinn. Durch ihr Geschäft zu laufen ist wie ein Märchen, wie eine andere Welt! Und dann sind da natürlich Alexander McQueen, Vivienne Westwood....“
http://www.myspace.com/barbarapanther
Wie lange bist du jetzt schon in Berlin und warum bist du ursprünglich hergezogen? Ich bin jetzt seit viereinhalb Jahren hier. Eigentlich bin ich ja wegen der Musik aus Brüssel hergekommen und um mich neu zu entdecken. Ich kann mir vorstellen, dass du hier nach dem Umzug zunächst keine Seele kanntest. Wie hast du denn dann musikalisch überhaupt Fuß gefasst? Ich kam mit einer ganzen Menge Demos in die Stadt und spielte dann in so ziemlich jeder Bar und jedem Club, der es mir ermöglichte zu performen. Meine erste Zusammenarbeit in Berlin gab es mit Bernd Friedmann. Das war von Anfang an ganz reibungslos und harmonisch. Es folgte eine Kollaboration mit T.Raumschmiere, mit dem ich für einen Track auf seiner aktuellen Platte zusammengearbeitet habe. Und dann hatte ich einfach Glück, dass Christof Ellinghaus, der Label-Chef von City Slang, zu einer meiner Shows kam, mich kurz darauf anrief und mich in sein Büro einlud... ...und jetzt hast du soeben eine EP herrausgebracht, und dein neues Album steht schon in den Startlöchern... Empire heißt die EP, die vier Tracks beinhaltet. Genau wie das dazugehörige Album habe ich die EP mit Matthew Herbert in Kent, UK, aufgenommen. Das Album soll im Frühjahr 2011 erscheinen. Natürlich auch bei City Slang. Es wird nach mir selbst benannt sein, Barbara Panther, weil es ja ein Debütalbum ist.
Fällt dir spontan eine Anekdote zur gemeinsamen Arbeit mit Matthew Herbert ein? Na ja, wir haben ihn damals einfach angerufen und ihm ein paar Tracks geschickt... Und er hat wirklich auf der Stelle geantwortet und meinte nur: „Lass uns das machen!“. Also haben wir uns in London getroffen und sind von dort nach Kent ins Studio gefahren. Ich hatte meine Songs mit einem anderen Programm aufgenommen als das, was Herbert benutzt. Also mussten wir noch schnell jemanden finden, der die Songs von einem Programm ins andere übertragen konnte. Wir haben in London, Kent und wirklich überall herumtelefoniert und sind dann letztendlich im Schlafzimmer von so einem Pot rauchenden Typen gelandet, den wir überhaupt nicht kannten. Der Junge war vielleicht 19 oder so, total fertig und wollte, dass wir uns seine psychedelische TechnoRave-Musik anhören....eine ziemlich grauenhafte Erfahrung... (lacht) Was würdest du sagen, wie hat sich dein Style, so wie er heute ist, herausgebildet? Ich denke, es ist ein sehr persönlicher Style. Und die Art und Weise, wie das Styling, die Musik und meine Performance auf der Bühne zusammenkommen, ist, glaube ich, sehr natürlich entstanden... Ich versuche nicht irgendeine Stilrichtung in der Musik zu haben. So bekommt jeder Song seinen ganz eigenen Charakter. Deswegen kann man bei mir auch nie wirklich sagen, ob es Pop oder Rock oder Electro ist. Meine wichtigste Inspiration sind jedenfalls das Universum, die Natur und meine Vorstel-
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lungskraft. Ich glaube daran, dass es Mysterien zu enträtseln gilt.
de in letzter Zeit habe ich viel über Kostüme nachgedacht.
Worauf kommt es dir bei deinen Live-Auftritten an? Wenn ich auf der Bühne stehe, ist das Gefühl, gemeinschaftlich ein Event zu zelebrieren und mit dem Publikum zu kommunizieren, das Wichtigste. Außerdem mag ich es, meine Kostüme anzuziehen, das ist schon fast ein Ritual.
Gibt es bestimmte Menschen in der Modewelt, die deine Arbeit nachhaltig beeinflusst haben? Ich bin so manchen Catwalk hinunter gelaufen und einer war der von Kaat Tilly. Sie ist der Wahnsinn. Durch ihr Geschäft zu laufen ist wie ein Märchen, wie eine andere Welt! Und dann sind da natürlich Alexander McQueen, Vivienne Westwood....
Kannst du mir ein bisschen mehr über deine Kostüme, ihre Entstehung und all das erzählen? Meistens ist da zunächst einmal eine recht einfache Idee, und ich sehe mich nach einem geeigneten Designer für die Umsetzung dieser Idee um. Einmal hatte ich ein Kostüm, das von den Nomaden in Kenia inspiriert war. Es bestand nur aus Perlen, die mir eine Freundin von einem südafrikanischen Markt mitgebracht hatte. Als sie nach Hause kam, hat sie ganz zufällig bemerkt, dass die Perlen zu leuchten anfangen, sobald man sie mit Schwarzlicht anstrahlt. Auf der Bühne habe ich dann im Schwarzlicht gestanden, so dass man statt mir nur noch die Perlen gesehen hat. Und wie entwickelst Du konkret Ideen für Deine Kostüme? Manchmal sind die Kostüme einfach das Resultat genauen Nachdenkens. Aber es gibt auch Situationen, in denen ich einfach denke: „Ich will so ein Catsuit haben!“. Dann geh ich einfach auf den Markt und kaufe mir die Stoffe. Ich muss sagen, gera-
Stimmst du mit Modedesigner Rick Owens überein, der erst kürzlich in einem SPEXInterview meinte, die Mode habe die Kunst intellektuell längst überholt? Dem würde ich nicht zustimmen, aber ich liebe Mode. Ich glaube, sie ist etwas Wichtiges. Und ich glaube, dass sie eine Verlängerung deiner Selbst und ein Ausdruck dessen ist, wie man sich fühlt. Andererseits zählt sie eben nur für manche und für andere wiederum nicht. In jedem Fall sollte jedoch gelten: Weniger Teile und bessere Qualität, gleich wohl überlegter Konsum...
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Urbanes Gewebe Rundgang durch eine historische Fabrik, die die Modewelt über Jahrzehnte hinweg belieferte Text Martin Steinmetz Fotos Helga Paris, Moritz Weber Translation P. 41
Noch letztes Jahr lag Rauch in der Luft, Partyvolk tanzte ausgelassen, und Bands sprangen auf der Bühne herum. Mittlerweile stehen im ehemaligen Magnet Club in der Greifswalder Straße Kisten gefüllt mit Öko-Obst und Gemüse. Mütter kaufen ihren quengelnden Kindern Sesamsnacks, und vor der Kasse begutachten Einkäufer das Angebot der Woche. Auch die Eröffnung eines Bio-Supermarktes in einem historischen Gebäude ist Teil einer Ereigniskette – ein weiteres Puzzlestück in der Geschichte dieser Stadt. Ein ständiges Aufbauen und Abbauen, Kommen und Gehen sind Teil der städtischen Entwicklung, besonders in diesem Teil Berlins. Osteuropa-Schick für Quelle So war das Gebäude Greifswalder Straße 212/213 jahrzehntelang ein Knotenpunkt für die deutsche Mode-Industrie – nur wenige Jahrzehnte vor dem Aufkommen von Biomärkten und auch vor der Eröffnung des Magnet Clubs. Auf der ehemaligen Bühne im Magnet stolzierten Anfang der 1990er Jahre noch Models auf und ab. Sie trugen neue Designs von Joop und Daniel Hechter, die sie Großeinkäufern präsentierten. Die Kleider wurden in einem der Fabrikgebäude im Hinterhof für Greiber Mode GmbH produziert. Ein Klingelschild der Firma gibt es längst nicht mehr, auch keinen Briefkasten. Heute gehören die ehemaligen Indust-
rieräume einem britischen Investor, der sie als Bürolofts vermietet. Doch besonders vor der Wende wurde der vierstöckige Gebäudekomplex fast vollständig von der Modeproduktion eingenommen. Für die VEB Treff-Modelle arbeiteten ab 1955 einige hundert Frauen, vorwiegend an Mänteln, Röcken und Hosen. Sie waren in ihrer Zeit „Heldinnen der Arbeit“ und wurden von SED-Funktionären für „ausgezeichnete Qualitätsarbeit“ gelobt. Die begehrten Modestücke entstanden in den oberen Etagen der Fabrik, im zweiten Hinterhof links. Treff-Modelle lieferte in Ostblock-Staaten, fertigte Auftragsmuster für das Modeinstitut der DDR und versorgte unter anderem auch das westdeutsche Versandhaus Quelle. Ost-Berliner Zollbeamte waren zur Kont-
rolle vor Ort. Sie begutachteten die Ware und gingen sicher, dass die Textilien für Quelle vorschriftsmäßig in die Laster aus der BRD verladen wurden. Noch bis nach der Wende nähten an diesem Standort jeden Tag knapp 400 Beschäftigte.
Geschichte wird lebendig Im Erdgeschoß des Gebäudes war zu TreffModelle-Zeiten das Stofflager – noch bis vor kurzem wurde dieser Raum vom Theater Eigenreich e.V. genutzt. Jetzt ist das Eigenreich auf der Suche nach neuen Räumen. Im Herbst 2010 wurde der bewegten Geschichte des Gebäudes mit einem Theaterstück ein kulturgeschichtliches Denkmal
Mitte Nights 31
gesetzt. Im Stück wurde auch erwähnt, dass das Gebäude im Zweiten Weltkrieg zur Produktion von Wehrmachtsuniformen genutzt wurde. „Die Geschichte des Gebäudes hat sehr viele Facetten – wir wollten unsere Abschlussveranstaltung zum Anlass nehmen, diese spannende Geschichte zu erzählen“, sagt Verena Drosner vom Eigenreich, die das Stück zusammen mit Robert Wagner schrieb. Die Treff-Modelle-Frauen spielten im Stück eine wichtige Rolle: In geblümten Schürzen steppten drei Tänzerinnen der Gruppe Die Elektroschuhe über den staubigen Fabrikboden, traten als lebensfrohe Näherinnen auf. Eine der Tänzerinnen, Katja Scholz, lebt seit mehreren Jahren in Berlin. „Ich komme selbst aus der DDR und deshalb war das Stück für mich sehr wichtig“, sagt sie. „Wir wollten diese Geschichte einem Publikum nahe bringen, das sich damit noch nicht auseinander gesetzt hat“, sagt die 34-jährige. Die Tanz-Performance wurde in einem kahlen Industrieraum vorgeführt, der durch mehrere Pfeiler geteilt war. Zur nahtlosen Choreografie liefen DDR-Schlager und Popsongs aus einem Retro-Radio. An den Wänden hingen großformatige Foto-Portraits von Arbeiterinnen, die für die Treff-Modelle einst an den Produktionstischen saßen.
Der Fabrikalltag: auf Fotos festgehalten Die Aufnahmen stammten von der OstBerliner Fotografin Helga Paris. Paris selbst war in den 1960er Jahren im VEB Treff-Modelle als Praktikantin angestellt – fast 25 Jahre später kehrte sie in die Fabrik zurück und portraitierte die Frauen mit ihrer Kamera.
Auch die Aufführung des Theaterstückes hat Paris miterlebt – die Erinnerung soll sie sehr gerührt haben. „Es hat sich in diesem Gebäude ständig etwas Neues entwickelt“, sagt Theatermacherin Drosner. Zuletzt seien die Performer und Theaterleute gezwungen worden, das Eigenreich aufzugeben. „Wir fühlen uns deshalb als Teil dieser historischen Ereigniskette. Die Greifswalder Straße hat so einen extremen Wandel durchgemacht. Nach dem VEB Treff-Modellen und der Greiber Mode GmbH war vor dem Haus eine Partymeile – man zog von Club zu Club. Es war immer sehr viel los, und es gab viele Flaschensammler." Doch auch davon sei heute nichts mehr zu sehen, sagt sie. Fotos der Treff-Modelle finden sich im Bildband „Helga Paris – Fotografien Photographs“, Holzwarth Publications www.eigenreich-berlin.de www.die-elektroschuhe.de
Mitte Muttis 33
Wir mitteMuttis Text Bettina Schuler Bilder Hucklebones Translation P. 42
Ja, auch ich finde es toll, wenn mein Kind niedlich ausschaut. Und natürlich habe ich einen Haufen todschicker Sixties-Kleidchen im Schrank, in denen meine Tochter wie Jacky Kennedy aussieht. Das einzige Problem: sie sind nicht pink. Deshalb werden sie von meiner Tochter auch nicht angezogen. Noch nicht mal ihren Puppen. Aber eigentlich ist es sowieso sinnlos, meiner Tochter etwas Hübsches anzuziehen, da sie leider irgendwann während ihrer ersten drei Lebensjahre einen Magneten verschluckt hat, der Dreck anzieht. Natürlich nicht irgendwelchen stinknormalen Dreck, der sich bei 90° in der Waschmaschine wieder in Luft auflöst. Nein, der Magnet meiner Tochter hat eine Vorliebe für Dreck, der sich weder mit Gallseife, Fleckenteufel oder irgendwelchen anderen Hausfrauenzaubermitteln herauswaschen lässt. Weshalb sie eigentlich immer so aussieht, als wäre sie geradewegs aus dem Schweinestall gekommen und hätte auf dem Weg zurück noch alle Pfützen mitgenommen. Ein Phänomen, das bei vielen Kindern verbreitet ist, manche Eltern jedoch nicht davon abhält, ihre Kinder auf dem Spielplatz so anzuziehen, als würden sie sich gerade für den Titel der Misses Prenzlauer Berg 2011 bewerben. Überhaupt scheinen viele Eltern Kinderkleidung nicht als mehr oder weniger notwendiges Übel zu sehen, um Kinder im Winter vor Kälte und im Sommer vor Sonnenbrand zu schützen, sondern als Erweiterung des eigenen Outfits zu verstehen. Kein Wunder also, dass mittlerweile jeder Designer, der etwas auf sich hält, auch eine eigene Kinderkollektion entwirft. So können sich Mama und Tochter gleich zusammen Tonin-Ton neu einkleiden und ihre Kaschmirpullis am heimischen Waschbecken gemeinsam per Hand waschen. Ob Acne, Diesel oder Chloé, alle Marken haben die Kinder als neue Zielgruppe entdeckt. Dass Kinder meist nur wenige Monate in ihre Jeans
passen, wenn sie diese vorher nicht schon mit Grasflecken oder Rollerfahren ruiniert haben, wird dabei seitens der Eltern völlig ignoriert. Und so legen die lieben Eltern ohne mit der Wimper zu zucken 90 Euro für eine Jeans hin, die höchstens drei Monate hält. Oder schauen gleich in dem Kindermoden-Hochglanz-Magazin LUNAmag nach, was die Catwalks dieser Welt in der nächsten Saison für ihre Kinder in Sachen Mode empfehlen. Auch Popmusiker wie Gwen Stefanie oder Tico Torres, der Schlagzeuger von Bon Jovi, sind auf diesen Trend angesprungen und haben eine Kinderfashion für modebewusste Eltern entworfen. Glücklicherweise scheinen sie um die kurze Haltbarkeit von der Kinderkleidung zu wissen und haben ihre Preise dementsprechend niedrig angesetzt. Auch ich habe mir, angewidert von den Bärchen, Hasen und Herzchen, welche die Durchschnittskinderkleidung zieren, während der Schwangerschaft einen Totenkopf-Schnuller von Tico Torres zugelegt. Leider hat meine Tochter nie einen Schnuller in den Mund gesteckt, und so ist das teure Stück unbenutzt zu einer Freundin gewandert, bei der es ebenso wenig Verwendung fand. Mehr Erfolg hatte ich hingegen mit einem Oberteil von dem Berliner Design-Duo Bonnie und Buttermilk, die praktische Kinderkleidung im 70er Jahre Retro-Style entwerfen, die jedes Kind liebt: blaue Langarmshirts mit weißen Wolken, pink-grüne Shirts mit bunten Pilzen oder türkise Hoodies mit grünen Äpfeln. Wunderschön und ultra bequem!
Bonnie&Buttermilk Offener Showroom Eberswalder Straße 2 www.dawanda.com/shop/ Bonnie-and-Buttermilk-Kids www.bodendirect.de www.gwenclothing.com www.lunamag.de www.rockstarbaby.com
34 Kieztalk
BERLINER GESICHTER Text Bettina Schuler Fotos Eugen Bräuning Translation P. 42
Günther Schmidtke Garderobier in Clärchens Ballhaus, 76 Jahre
Ich arbeite hier seit 1966, rund 44 Jahre. Zuerst als Rausschmeißer und Kellner, dann hier an der Garderobe. An den Job bin ich durch meine Frau gekommen, die hat 37 Jahre an der Bar gearbeitet. Jetzt ist sie leider ein Pflegefall: Krebs. Seitdem kümmere ich mich um alles, was zu Hause anfällt: kochen, nähen, putzen. Wir sind jetzt schon seit 56 Jahren verheiratet. Das ist heute rekordverdächtig. Geboren bin ich in Brandenburg, in der Nähe von Schwante. Meine Mutter war Magd und hat mich quasi auf dem Pferdewagen geboren.1937 sind wir dann nach Berlin gezogen. Bis vor dreißig Jahren habe ich hier direkt gegenüber von Clärchens Ballhaus gewohnt, jetzt wohne ich am Alex. Trotzdem bin ich immer mit dem Auto hier. Ich bleib ja auch oft bis um sechs Uhr morgens. Ab 23 Uhr ist hier die Hölle los. Ich habe trotzdem noch nie eine Jacke verwechselt. Man darf eben nicht besoffen sein. Mehr als zwei Grogs im Winter und drei Bier im Sommer sind bei mir nicht drin. Saufen kann ich nicht ab. Früher, zu DDR-Zeiten, hat ein Bier hier nur 50 Pfennig gekostet. Da haben die Leute sich richtig voll laufen lassen.
Später wurde ich deswegen sogar zur Polizei zitiert, die haben die Anzeige dann aber fallen gelassen, als sie gehört haben, dass ich 74 bin und der Junge gerade mal 25. Die Kleidung der Gäste ist mit den Jahren schlechter geworden. Besonders bei den Männern. Früher waren die richtig elegant, heute kommen die in Lumpen hierher: barfuß, in Gummilatschen oder mit Löchern in den Jeans. Damit wären die hier früher nicht rein gekommen. Da herrschte noch Krawattenpflicht, und die Damen kamen mit hochhackigen Schuhen und Handtäschchen. Über die Menschen selbst sagt die Kleidung aber nichts aus. Manche sehen aus wie richtige Penner, sind aber hochintelligent. Andere sind total aufgebrezelt und haben nichts in der Birne. Ich selbst interessiere mich nicht besonders für Mode. Zu Hause laufe ich eher locker rum. Sauber, aber leger. Eine Krawatte trage ich immer nur hier. Das gehört sich nun mal. Clärchens Ballhaus
Eigentlich bin ich schon seit 11 Jahren pensioniert, aber die lassen mich ja nicht gehen. Meine ganze Familie arbeitet hier: mein Enkel als Rausschmeißer, meine Tochter oben im Spiegelsaal und mein Schwiegersohn an der Kasse. Früher hat das meine Mutter gemacht, die war noch eine richtige Dame. In den über 40 Jahren, die ich hier arbeite, habe ich schon einiges erlebt: Ehedramen, Prügeleien, die ganze Palette. Einer wollte mal über den Tresen in die Garderobe springen, um sich selbst seine Jacke rauszusuchen. Der hat dann aber ganz schön Ärger mit mir bekommen. Völlig zugedröhnt war der Kerl.
Auguststr. 24 030 – 282 92 95 www.ballhaus.de
35 Mitte Streets
Kieztalk 35
36 Brave New World
Reisende soll man nicht aufhalten Text Oliver Janik Illustration Moritz Weber
Was ich noch sagen wollte... – Hinweise auf Missstände und andere Belanglosigkeiten.
Ich behaupte ja schon lange, dass man nirgendwo so gut aussehen muss wie am Flughafen. Da sollte man sich wirklich mal anstrengen. Ich rede nicht von Tegel, noch weniger von ProvinzFlugplätzen wie Köln-Bonn, eher so von internationalen Drehkreuzen wie JFK oder Heathrow, die natürlich auch absolut grauenhaft sind, aber eben anders grauenhaft, oder eben von Flughäfen mit Stil und einer gewissen Klasse, wie z.B. Zürich, Schiphol oder auch – mit Abstrichen – der von Riga (3-Letter Code übrigens RIX, wen es interessiert). Überhaupt klingt ja „Internationales Drehkreuz“ ungeheuer cool, allerdings – und das muss man auch sagen einfach nur miefig gegenüber „Weltraumbahnhof“. Das ist natürlich die Urmutter aller Start- und Landerampen, Rock n’ Roll! Ich schweife ab. Man braucht also als Mann am Flughafen unbedingt einen guten Anzug (einfach) und ein gutes paar Schuhe (einfach), ein gutes Hemd (einfach) und vor allen Dingen TRAUM-GEPÄCK. Das ist auch nicht schwer – eigentlich. Ich finde das auch nur angemessen und absolut nicht übertrieben, denn das hat doch etwas mit Respekt zu tun, vor der Internationalität der Umgebung, dem grundsätzlichen Luxus, überhaupt (fern-)reisen zu können, und der dem Fliegen inhärenten Verrücktheit an sich. Da kann man sich doch vernünftig anziehen. Es ist aber mindestens bedauerlich, nein ich lege mich hier fest: unentschuldbar, dass das 99% der Menschen scheinbar Wurst ist, weil man natürlich „gerade auf der Langstrecke im Jogginganzug bequemer“ unterwegs ist.
Viel ungeheuerlicher ist es, dass man bei all der Mühe, die man in den respektvollen und der Aufgabe erfordernden Gesamteindruck investiert, gezwungen wird, an der Sicherheitsschleuse einen durchsichtigen Plastikbeutel mit Toilettenutensilien wie ein abgegriffenes Pornoheft mit gesenktem Blick unter seinem Laptop zu verstecken. Wie kann man so etwas zulassen, dass sich erwachsene Menschen so demütigen lassen müssen? Und neben der reinen Optik ist ja der freie Blick auf die After Shave-Marke, den Abnutzungsgrad der Rossmann-Hausmarken-Zahnbürste sowie auf das „Vanity Kit“ vom letzten Hotelbesuch in einem zweit- bis drittklassigen Flughafen-Novotel für Sicherheitsbeamte ein substanzieller und nie wieder gut zu machender Eingriff in meine Intimsphäre. Was wir also brauchen, ist eine rasche Lösung, eine Petition, den europäischen Gerichtshof.
English Translations 37
In the Mitte of my Heart (p. 3)
also works as an actor and is head of the theater group
matched Senegalese designer Oumou Sy’s outfits with
Fashion Week’s on in the city once again and of course
AQU1 in Kreuzberg. www.renestaebler.net
rich color, which stood out in stark contrast to the bar-
we can’t ignore it. That’s why most of this issue re-
ren landscape Bergemann posed the models in.
volves around the subject of fashion: model Mengxi
Here, too, Bergemann saw more than the vibrant,
wears some of the latest clothes of the season, there’s
Exact,
ne-
intense colors and elaborately designed outfits. She
a report on the fashion history of the former Magnet
ver voyeuristic:
looked beyond the colorful facade of fashion. She re-
Club building in Greifswalder Strasse, and also some
Berlin
photo-
vealed the inhabitant’s pride for their country, and the
information about the best spots to take a little break
grapher Sibylle
dignity with which they carried their most humble
from all the Fashion Week flurry. Don’t miss the in-
Bergemann
origins. The typical Bergemann look, always respect-
terview with Barbara Panther, a portrait of the old-
6)
ful and never voyeuristic will be sorely missed in the
est cloakroom attendant in Berlin, and of course our
First, she lost her heart to
world of photography.
Mitte Mom column, in which are all those trend-con-
her teacher, photographer
Contributors (p. 3)
(p.
Arno Fischer. Then to fa-
scious moms get what’s coming to them. Have fun! The Mitteschön editors
but
Tipps (p. 8)
shion. For years she was one of the most influential
1) Green Fashion
photographers at the GDR’s fashion magazine, Sibylle.
Sustainable Fashion
In November of last year, photographer Sibylle Berge-
The time when consumers
Semir Chouaibi
mann died at only age 69. Bergemann began her career
just
Semir has lived for seven
in the 70’s with fashion photography, which appeared
off the shelves, to consume
years in Berlin and learned
like impromptu snapshots, relaxed and not at all po-
mindlessly, is over. More
something
respectable
sed. When in fact, her photo sets were meticulously pl-
and more people want to
while here: Islamic studies
anned down to the last detail, and not as nearly spon-
know where products come
and something with North
taneous as they seem at first glance.
America. He is responsible
She wanted to bring a little beauty and pleasure into
were made in an environmentally sustainable manner
for everything that is not
her readers’ lives, the photographer explained in an
- and that goes for fashion too. Two exhibitions at the
printed on paper at Mitteschön and for other projects
interview, adding that she also wanted to provide in-
Berlin Fashion Week are devoted to this topic: TheKey.
as well. Semir will soon make a longer trip to Switzer-
formation about fashion and design. She omitted that
to and GREENshowroom. Both cater to trade visitors
land, but already misses Berlin. He’ll come back for
her photographs, like the one of the two teens in dot-
only. However, TheKey.to will open its doors to inter-
sure. Gruezi and see you soon!
ted Rockabilly Rock in 1985, also revealed a lot about
ested parties on the last day. And while the collections
www.semir.ch
the people she photographed. Through their gestures
for Autumn /Winter 2011/12 will be presented to the
and facial expressions, she simultaneously created a
buyers and editors in the GREENshowroom, the cur-
portrait of her times.
rent Spring and Summer collections will be available
Florian Kolmer
grabbed
something
from, and whether they
for purchase to all others in the GREENshop.
From Hamburg to London
Later, after the wall came down, and together with
via Sydney to Berlin. Pho-
well-known GDR photographers such as Harald Haus-
TheKey.to – Trade Fair for Green Fashion
tographer Florian Kolmer
wald and Jens Rötzsch, Bergemann founded Agentur
20 to 22 January; Public day on the last day,
has been working for se-
Ostkreuz, an agency that still exists in Berlin and co-
22 January, 10AM to 6 PM; 5 Euro
ven years in Berlin now,
manages a school for design and photography.
Columbiahalle, next to Bread and Butter Berlin
and has made a name for
With the end of the GDR and the end of Sibylle, Berge-
Columbiadamm 13, Airport Berlin Tempelhof
himself especially with his
mann stepped back from fashion photography. After a
thekey.to
portraits of actors and musicians. He photographed
long period of black and white photography, she disco-
GREENshop in the GREENshowroom
Markus Kavka for the last edition of Mitteschön, and
vered color and focused on extended photo essays. A
Trade fair for environmental sustainability
made Markus look really good on the cover. More in-
genre that she had also mastered, proving it with her
and luxury 19 to 21 January, 10 AM to 8 PM 10
formation about Florian and his work can be found
photographic series on the creation of the Karl Marx
Showroom only for trade fair visitors,
at: www.floriankolmer.com
monument in the Palace of the Republic and her long-
Shop open to public
term study "East Berlin 1972-1996.” A series in which
Hotel Adlon, Unter den Linden 77
she captured the development of Germany's largest René Staebler
city: from a place with barren shop windows and de-
2) Best of Germany
René Staebler is a pho-
pressing new housing developments to a city with a
Keepsakes
tographer with a passion
new understanding of freedom. A place where there
There are enough ordinary
for fashion photography
were occupied houses, a former border zone, and whe-
souvenir shops in Berlin
and took over the fashion
re children, who never knew the GDR, swung peaceful-
seeling the TV tower in
spread in this issue. This
ly up into the sky on swings.
bronze or the Branden-
Berliner is an acting school
In her later years, she traveled to Ghana, Yemen and
burg Gate in chocolate. But
graduate who later stud-
Senegal. There, in 2001, she did another fashion shoot.
where can Berlin visitors
ied communication design. Besides photography, he
Though this time not in the cool black and white. She
who have high standards
38 English Translations
and good taste go? To the Best of Germany in the Rosa
like few others.
MITTEschön favourite pieces
Luxembourg Strasse. Here they’ll find the best that
C / O Berlin
(p. 10)
Germany has to offer - from cuckoo clocks to Elmoto
Postfuhramt
electric bikes. Owner Thomas Eissler made a good
Oranienburger Strasse 35/36
move in choosing the location. If not in Mitte, where
22 January to 27 March, 2011
certain!
else are all the design lovers wandering? And because
Opening 21 January 2011, 7 PM
IS: is a must have for
1) Absolutely style
every fashion victim
the range is carefully curated, it’s well worth a visit for Berliners.
5) Maiami
CAN: be a good gift
Best of Germany
The knitting shop
under the Christmas tree
Rosa Luxemburg Strasse 16
Urbanites have a big need
COSTS: €11.20
Monday to Saturday from 12 PM to 8 PM
for the rural. In summer,
Derek
Blasberg’s
guide
Classy:
it’s out to the dacha. And
lifestyle
Exceptional
3) .HBC
in winter? We go to Mai-
Advice for the Extremely Modern Lady became the
Restaurant
ami! More exactly, to the
fashion bible for many trend-conscious women, and
27 October, € 19.40
knitting store. For the third
just in the Upper East Side in 2010. The New York
The Karl Liebknecht Strasse
time now it’s open for busi-
fashion journalist, who is an editor at V Magazine and
does indeed go literally
ness. From the laptop case to the lampshade to the car-
www.style.com, knows them all. He's a close friend
right through the middle
digan – here at this knitwear label, everything is hand
with the Olsen Twins and on a first name basis with
of Mitte, namely at Alexan-
knitted. Designer Maike Dietrich has expanded her
Karl the Great Lagerfeld. As the subtitle states Classy
derplatz, but its not exactly
product range from year to year and is presenting it in
is a modern etiquette guide, "for the modern Lady."
known as a gourmet mile.
a temporary shop in the Gallery Oona in the August
Because Blasberg has lots of humor, the whole thing
Despite that, between Nordsee and McDonalds, a lit-
Strasse. The knitting store’s motto this year is "Count-
is flippy and doesn't point any fingers. With a wink, he
tle gem of a place has settled. In the center between
ry" – the desire to be grounded, to reflect on traditional
compares ideal with less successful fashion stylings,
the showrooms of Tor Strasse and the catwalk tent
values, and for nature and what’s simple.
describes flirt strategies and rules of conduct in high
on Bebel Platz, it’s the ideal spot for all fashion seek-
C/O Galerie OONA
society circles. With it’s insider knowledge and quotes
ers. The .HBC has been at home in the former House of
August Strasse 26
from socialite friends like Chloë Sevigny, the book
Hungarian Culture since 2008 – event venue, bar and
10117 Berlin
makes for amusing reading for anyone who needs as-
restaurant. Even for many Mitte insiders, the location
until 29 January 2011
sistance in making a successful appearance on the in-
is still a secret. Here you can dine overlooking the TV
Opening hours Tu – Sa, 2 – 6 PM
ternational scene or for anyone who’s just looking for good entertainment.
tower after a hard day hunting for the latest fads.
www.amazon.de
.HBC Restaurant & Bar
6) ADDeertz
Open Tuesday to Sundays from 7 PM
Guy shop
Reservations: reservation@hbc-berlin.de or
ADDeertz - as designer Wib-
2) What goes around
030 – 24 34 29 20
ke Deertz herself says – is
comes around
Karl-Liebknecht-Straße 9
a one woman show. Which
IS: platform shoes from
www.hbc-berlin.de
makes it all the much more
Henrik Vibskov
surprising what this wom-
CAN: fudge your height
an has achieved. Her label
COSTS: €307
has existed since 2000; she
We have expected, feared
set up her own production in Thailand and opened her
or hoped for it for a long
4) Robert Mapplethorpe Retrospective had
shop in Berlin again. Deertz, who’s designing several
time: as everyone knows,
enough of models, trade
seasons for men only, believes in sustainability. She’s
fashion trends always return. The inevitable return
shows and fashion shows;
said Tschüss to the classic seasonal rhythm that forces
of the 90’s is imminent. Whoever was happy that the
finish off Fashion Week
designers to come every six months with a completely
days of platform shoes, plaid shirts and belly-free tops
with the opening of Robert
new collection on the market. She wants to take the
were passé forever after the 90’s is going to be taught
Mapplethorpe’s retrospec-
freedom to design and develop - her work and what
a lesson by the designers. Karl Lagerfeld sent his mod-
tive. Born in the USA in 1946, this gay artist began his
comes out of it is very closely bound to her own life,
els with platform shoes as fat as bricks on their feet
career in 1973 as a photographer with a collective ex-
lifestyle, and friends. Deertz’s fashion is unobtrusive.
down the runway in late summer, and Scandinavian
hibition that even included Andy Warhol. He caused
It looks as if it’s always been worn - even if it is new.
fashionistas recently wore Vagabonds and Minimarket
an uproar again and again with explicit depictions of
Tor Strasse 106
variations. Danish designer Henrik Vibskov joined the
sado-masochistic scenes. We remember with his nudes
www.addeertz.com
trend and sends us 20 years back into the past with
For
those
who've
(no fashion!) and reduced still lives – especially his
the latest Autumn / Winter collection. Fat soles are in
famous lilies. Mapplethorpe shaped the clinical aes-
again - of course with the appropriate update.
thetic of the Eighties with his black and white oeuvre
www.v-store.com
English Translations 39
3) Puppy love!
dle of the fashion-hungry mob. We have decided on
The sample collection is not the only thing that has to
IS: an alternative to
this model from Mykita, which was created in close
be available at the Fashion Week. For those who decide
the jumper Grandma
collaboration with Rad Hourani who is known for his
to be designers and don’t want to present their col-
knits you for Christmas
preference for black layer looks and draping.
lections on a clothes rack in a showroom or at a trade
CAN: make happy faces
www.radhourani.com
show, but rather in a catwalk show, they must make a substantial investment in organization and expense.
COSTS: € 273,52 Can anyone still remember
Berlin Fashion Week - A look be-
the funny reindeer jumper
hind the scenes (p. 12)
For a show like the label Mongrels in Common, you need a location, dozens of models, hair and make-up
Colin Firth wore in the Bridget Jones films? Whether Swedish designer Peter
Those who aren’t involved
artists, shoes, dressers and so on. Over 50 people bustle
Jensen was actually inspired by the romantic comedy
in Fashion Week often think
around in a cramped backstage area. They all not only
with neurotic Renée Zellweger and her penchant for
it’s only about Champagne,
need to be directed (especially if - like designer Livia
self-destruction, we’ll never know. But the fact is that
red carpets and who gets to
Ximénez-Carrillo does it - the designer wants to be sure
his knit jumper with the Beagle face puts a smile on
sit in the front row at the
that everything has their very own signature) but also
our faces. We’d have no objection at all to finding it
shows. That’s not entirely
to be paid. For smaller labels it’s often only possible
under the Christmas tree instead of that mandatory
wrong, but not the whole
with industry sponsors and partners.
DIY-Grandma model.
truth either. First and fore-
www.goodhoodstore.com
most, for those involved, it’s
But the effort is worth it. Since the design duo has been
about making money. The fairs, shows and showrooms
doing catwalk shows, "the perception in the press has
4) Designer piece
are the interface between designers, press and buyers -
changed positively. We are an integral part of Berlin
IS: more than just
and everyone wants to do business.
Fashion Week - we can see that even in the reaction of the press.” Do they notice a difference in sales? "Yes, we
matchy-matchy CAN:make your nails
Even if it seems that much of what happens at Fash-
get more attention from buyers. Even three months
catwalk ready
ion Week happens with ease - it's a long way from the
after the show, international buyers still look at the
initial idea for a collection and it’s presentation on the
photos from the show. Press and marketing go hand
well
catwalk. Six months lie between the two fashion collec-
in hand.”
known for their collabora-
tions, which is rooted in the traditional rhythm of the
COSTS: €21 Uslu
Airlines
are
tions with designers from
industry. In addition, there are collections for spring
Arne Eberle also recognized the importance of the in-
different fields. After their recent joint projects with
and summer and for fall and winter. The former are
teraction between press and sales. While it is the buy-
Mykita, the concept store Colette in Paris, Sabrina De-
presented in Berlin in July, the latter in January - this
ers who actually buy the collections and secure the
hoff and Bernhard Willhelm made headlines; founders
year from the 19th to 22nd. There’s a lot of work to be
designer revenue, it is the press that gives the labels
Feride Uslu and Jahn Mim are now designing a nail
done in these six months – and not much time for red
relevance.
lacquer and three matching towels with Ulrika Lun-
carpet glamour. The first preparations for the next
dgren of the Dutch label, Rika. The result is a "glossy
Fashion Week actually begins for the designers while
Traditionally, both areas are worked separately. But
black nail polish with black stars.” It looks black at first.
the previous season is still running. Maike Dietrich
agent Arne Eberle, who represents Maiami, combines
However, shortly after applying it on your nails, little
of the knitting label Maiami must order yarn for the
them. "I consider it useful when sales and public rela-
black stars, which were previously not visible, twinkle
next collection while the current one is being sold. The
tions come from one source. You work with the same
like magic. And who says you don’t feel better with a
Fashion Week in Berlin takes place at almost the same
material, that is to say, sample collection, press releas-
real designer! Available immediately in all Rika and
time as the yarn trade fairs.
es or price lists. Besides, they're both things that give designers tend to relinquish in order to lighten their
Uslu Airlines outlets. The Berlin Fashion Week is scheduled very early in the
www.usluairlines.com
load. "
season, at least for the women’s collections. Although 5) Model with an edge
the men's fashion week follows shortly after Berlin in
Maia Guarnaccia, vice president of IMG Fashion, Eu-
IS: sunglasses with an edge
Paris, the one for women is not until March. More col-
rope, the organizer of the Mercedes-Benz Fashion
CAN: perfect your futuristic
lections are presented in New York, London and Milan.
Week on Bebelplatz, says on the relationship of press
look
This means that the buyers’ and press people’s sched-
and marketing: "The Fashion Week’s main focus is a
COSTS: €441
ules are so jam-packed that many don’t even come to
marketing platform. Designers can present their vi-
Big, dark sunglasses are
Berlin. But above all this means that many designers
sions for the coming season during the show. This al-
indispensable at Fashion
cannot even finish their collections for Berlin. Pre-sea-
lows buyers to determine whether the label is right for
Week. They skillfully hide
son deliveries are in full swing and collide with sample
them and if it will be sold in their boutique. Fashion
the tell-tale, circular evi-
production and delivery. In order to finish the patterns
journalists translate all of this for their readers and
dence of the previous night's boozy after-show party,
in time, Maike Dietrich often must lend a hand herself,
explain to tell them what’s going to be in the shops
allow you to blithely roll your eyes when a collection
because without samples, there are no contracts. Buy-
next winter. In this respect the show’s are important
doesn't suit you, and function like a shield in the mid-
ers can't buy what they can’t see.
for both groups of professional visitors."
Fashion Week is more than just getting dressed nicely
recovery.” And besides, it’s about preparing for a show
regularly signs picture books with international scene
and drinking Champagne. At Bebel Platz alone, around
–and there’s still six months time.
publishers. Her influences, ranging from Folk Storytelling to Comic Art and Cinema, are shown in her nar-
150 people are needed so that light-footed models can traipse up and down the catwalk for four days - and
Most of the catwalk shows take place in the Mercedes-
rative and figurative style, traditional and modern at
that doesn’t even take into account the designers’
Benz Fashion Week tents at Bebelplatz, which has taken
the same time.
teams (see above). Guarnaccia: "Setting it up requires
over the term Fashion Week for themselves. The other
eight days and runs day and night. Hardly anyone gets
important events during Berlin Fashion Week are the
In addition to her editorial and agency works, she col-
more than four hours of sleep a night during the four-
two fairs Bread and Butter Berlin and Premium. Many
laborates with music bands and develope personal
day event."
showrooms of press agencies, sales agents and design-
drawing and painting series, her last series "Moss Men,
ers can be found primarily in Mitte. Most events are for
Poison Ivy" was exhibited at Vértigo Gallery, México
trade visitors only.
DF. Carmen currently lives and works in Barcelona. She
Dietrich of Maiami answers: "Well, I’m happy if I man-
Introducing Carmen Segovia
her work at:
age to do one event." It is quite important to be seen.
(p. 23)
www.2agenten.com
The designers aren’t much better off. When asked
is represented in Germany by 2agenten. You can check
whether she attends the Fashion Week events, Maike
www.carmensegovia.net
Maia Guarnaccia of IMG considers the events as working platform for journalists, buyers and designers’
Carmen Segovia was born
teams. Contacts are maintained and business deals are
in 1978. She grew up be-
made here. Nevertheless, at the end of the day, you de-
tween a quiet Barcelona
servedly toast to the success of the show that you’ve
suburb and an even qui-
How long have you been in
been working on for half a year.
eter Almeria village. She
Berlin now and why did you
went to cinema, set design
move here?
However, whomever thinks that the fashion crowd has
and arts and crafts schools,
Four and a half years. I
time the next day to sleep off their hangover is com-
and definitely get oriented
came to Berlin to…for the
pletely wrong. Livia Ximénez-Carrillo of Mongrels In
towards drawing and illus-
music actually. And to cre-
Common: "A day after the show we continue with the
tration.Carmen contributes today to prestigious news-
fair and showroom... There’s really not any time for
papers and agencies such as The New Yorker, while
Barbara Panther (p. 26)
ate in a different space....
English Translations 41
After moving from Brussels to Berlin, I can imagine that
Tell me a little bit more about the costumes.
week. The opening of an organic supermarket in a his-
you didn't know a soul in the city. How did you get star-
Mostly I come up with a basic idea and then look for
toric building is part of a chain of events - another pie-
ted musically?
the right designer to execute the idea. Once I had a
ce of the puzzle in the city’s history. There is a constant
I came here with some demos and went to clubs and
dress made inspired by the nomads inKenya. It was
constructing and deconstructing, a coming and going
bars where they would let me perform my music. And
made out of pearls that a friend found on a South Afri-
that is a part of the urban development, especially in
then the first person that I got to work with was Bernd
canmarket. When she came home she found that they
this part of Berlin.
Friedmann. That was all very smooth. I worked with
lit up when exposed under black-light. So I performed
T. Raumschmiere on a track for his latest album. That
in black-light so that one could only see the pearls and
East European Chic for Quelle
was pretty full on! After That, it was just having the
not me! Another dress was made from hair only - plus
Only a few decades before the advent of organic mar-
luck that Christof Ellinghaus from City Slang came
a headpiece with horns by Musterbrigade. I wanted to
kets, and before the opening of the Magnetic Club,
to see one of my shows and, gave me a call, invited me
have something related to the Earth, ancient history
the building at Greifswalder Strasse 212/213 was for
to come to the office and…
and animals in contrast to the music…
many years a hub for the German fashion industry. In
…now you just released an EP and also your album is
And how do you come up with a specific idea for a
was the stage in Magnet Club. They wore new designs
already coming out soon…
costume?
by Joop and Daniel Hechter, which were presented to
"Empire" is a 4-track EP that was released through City
Sometimes it is being very well thought of, like, sym-
major buyers. The clothes were produced in a factory
Slang records. I recorded my full album with Matthew
bolically. But sometimes it's also just like "I wanna
building in the courtyard for Greiber Mode GmbH.
Herbert in Kent, UK and it will be released in spring
have a catsuit". Then I go to the market and I buy fabric.
The company’s doorbell doesn’t exist; there’s not even
the early 90’s, models strutted up and down on what
2011, also through City Slang records. I'm going to call
a mailbox. Today, the former industrial premises are
it "Barbara Panther" like myself - because it's my own
Are there people in the world of fashion who really in-
the property of a British investor who rents them as
very personal debut album.
fluenced your work?
office lofts. But before the fall of the wall, the four-
I've walked some catwalks and one of them is Kaat
story building complex was occupied almost entirely
Is there a story that comes to your mind when thinking
Tilly. She's amazing. Walking through her shop is like
by the fashion production. From 1955, several hundred
of the work with Matthew Herbert?
a fairytale, another world! Some of my favourites are
women worked mostly on coats, skirts and trousers for
I had my songs recorded on a different program than
Alexander McQueen, Vivienne Westwood, because
the VEB Treffmodelle company. At the time, they were
the one Matthew works with. So we had to find some-
they're not afraid to push buttons and boundaries.
praised for "excellent quality work” and called "hero-
one that could transfer them from one program into
ines of labor" by officials of the Socialist Unity Party
the other. So we called people in London and Kent
Do you agree with fashion designer Rick Owens who
of Germany. The much sought-after fashion garments
and everybody that we knew to find someone that
said in a SPEX-interview that he believes fashion has
were created in the upper floors of the factory, in the
could do it, and we ended up in the bedroom of this
long overtaken art intellectually?
second courtyard on the left. Treffmodelle delivered
pot-smoking guy whom we didn't know… The kid was
I don't think that is so! I do believe how one dresses is
patterns commissioned by GDR’s Fashion Institute to
19-years-old and completely wasted and made us lis-
an extension and expression of a person’s personality.
Eastern bloc countries and also supplied the West Ger-
ten to some kind of psychedelic rave music that he was
Who you are and how you feel inside. Then again to
man mail-order company, Quelle. East Berlin customs
into… My ears bled. Recording with Matthew felt very
some it matters, to others it doesn't. On an intellectual
officials were on the spot to check. They examined the
natural and organic! It all went pretty fast because a lot
level: fewer items and better quality equals careful-
goods and ensured that the textiles destined for the
of it was already done, so it wasn't from scratch! He has
consumption, which I think in these times, is urgently
Quelle store were properly loaded into West German
very sharp ears....
important.
trucks. Nearly 400 employees worked there every day until after the wall came down.
How did this truly unique style of yours come about?
Urban fabric / Urban textiles –
I think the style is very personal. And the way the styl-
Tour of a historical factory that
History comes alive
ing, the music and the presence on stage comes to-
supplied the fashion world for
During the Treffmodelle time, material was stored
gether, I believe is very natural and organic... Because
decades (p. 30)
on the ground floor. The Eigenreich Theater used this room up until recently, and are now looking for a new
it is a universe of its own. I'm not trying to do a style in music. So every song has it's own character, it's own
Just last year there was
space. In autumn 2010, the eventful history of the
life. This is why it's so difficult to give it a name. But my
smoke in the air, party peo-
building was preserved as a cultural-historical monu-
major inspiration is definitely space, water, nature and
ple let themselves go on the
ment in the form of a theater piece. The piece also
all the conversations I have with my imaginary friends.
dance floor, and bands jam-
mentioned that the building was used during the Sec-
What matters to you when you go on stage?
med on stage. Now, there
ond World War to produce army uniforms. "The history
(thinks) The most important thing when I’m up there
are boxes filled with orga-
of the building has many facets - we wanted to use our
is to share an experience, to communicate, to be true,
nic fruit and vegetables in
final event as an opportunity to tell this exciting story,"
to solve mysteries... I do like to dress up as well, it's part
the former Magnet Club in
says Verena Drosner of Eigenreich, who wrote the piece
of the ritual!
the Greifswalder Strasse.
with Robert Wagner. The Treffmodelle women played
Mothers buy their whining children sesame snacks, and
an important role in the play: in flowered aprons three
shoppers in front of the till deliberate the offer of the
dancers from the group "Electric Shoes" step-danced
42 English Translations
on the dusty factory floor, performing as buoyant
perfectly ordinary dirt that dissolves at 90° in the
www.bodendirect.de
seamstresses. One of the dancers, Katja Scholz, has
washing machine. No, my daughter’s magnet has a
www.gwenclothing.com
lived in Berlin for several years. "I come from the GDR
penchant for dirt that cannot be washed out with Ox-
www.lunamag.de
myself and that’s why the play was very important to
gall soap, Stain Devils or any other magical housewife
www.rockstarbaby.com
me," she says. "We wanted to bring this story to an au-
charms. That’s why she almost always looks as if she’s
dience that had never been exposed to it," added the
come straight from a pigpen via every possible pudd-
Bonnie&Buttermilk
34-year-old. The dance performance was presented in a
le. This is phenomenon common to many children,
Open showroom
bare industrial area that was divided by several pillars.
yet it doesn't stop some parents from dressing their
Eberswalder Strasse 2
East German folk and pop songs played from a retro
children on the playground as if they were compe-
www.de.dawanda.com/shop/
radio to the seamless choreography. Large-scale photo-
ting for the title of Young Miss Prenzlauer Berg 2011.
Bonnie-and-Buttermilk-Kids
graphic portraits of women workers who used to work
In fact, it seems that many parents more or less don't
at the production tables hung on the walls.
consider children's clothing as a necessary evil that
Berlin Faces: (p. 34)
protects them from the cold in winter and from sunLife at the factory: in photographs
burn in summer, but understand it as an extension
Günther
The photographs are the work of East Berlin photogra-
of their own outfits. It’s no wonder then that every
cloakroom attendant, Clär-
Schmidkte,
pher Helga Paris. Paris herself was hired as an intern in
designer who’s worth his salt comes out with his own
chens Ballhaus (ballroom)
the 1960’s at VEB Treffmodelle. Almost 25 years later
children's collection. So Mom and daughter can stand
she returned to the factory with her camera to take
in front of the sink together at home wearing mat-
I’ve
portraits of the women. Paris attended the perform-
ching colors and hand wash their cashmere sweaters.
1966, some 44 years. First
worked
here
76,
since
as bouncer and waiter, then
ance of the play and is said to have deeply touched.
here in the cloakroom. I got
"Something new has always developed in this build-
Whether Acne, Diesel or Chloe, all brands have dis-
ing," says theater producer Drosner. Ultimately how-
covered children as a new target group. The fact that
the job through wife who
ever, the performers and staff were forced to give up
children usually only fit into their jeans for a few
worked 37 years at the bar. Now she unfortunately
Eigenreich. "That’s why we fell like part of this histori-
months, if they haven’t already ruined them with
needs nursing care: cancer. Since then, I take care of
cal chain of events. The Greifswald Strasse has been
grass stains or scooter riding, is completely ignored
everything that needs doing at home: cooking, sewing,
through an extreme change. After the VEB Treffmod-
by the parents. Doting parents, without the bat of
and cleaning. We have been married for 56 years. Today
elle and Greiner Mode GmbH, there was a party area in
an eyelash, shell out €90 for a pair of jeans that last
this is like a record.
front of the building - they moved from club to club. It
three months at the most. Or they flip through the
was always very busy, and there were many bottle col-
children's fashions in the glossy magazine LUNA-
I was born in Brandenburg near Schwante. My mother
lectors. "But today there’s nothing left, she says.
mag to see what the catwalks of the world in the next
was a maid and practically had me on a horse-drawn
season recommend.
carriage. We moved to Berlin in 1937. I lived directly across from Clärchens Ballhaus until 30 years ago.
Photographs of the Treffmodelle are in the picture book, „Helga Paris – Fotografien Photographs,“ Holzwarth Pu-
Even pop musicians such as Gwen Stefani and Tico
Now I live near Alex. Nevertheless, I always come here
blications
Torres, the drummer from Bon Jovi, have jumped on
by car. I often stay till six in the morning clock.
www.eigenreich-berlin.de
the bandwagon, and designed children's fashion for
www.die-elektroschuhe.de
fashion-conscious parents. Fortunately, they seem to
All hell breaks loose around here after 11 PM. I've never
know the short shelf life of the children's clothes and
once confused a jacket. You can't be drunk. Can’t do
have set their prices accordingly low.
more than two grogs in winter and three beers in the
We Mitte Moms (p. 33)
summer. I can’t stand hard drinking. Earlier, in the Yes, even I think it's great
Disgusted by usual bears, bunnies and hearts deco-
GDR, beer only cost 50 pfennig. They really got plas-
when my child looks cute.
rating the tot’s clothes, while pregnant, I got a Tico
tered back then.
And of course I have a
Torres skull pacifier. Unfortunately, my daughter
ton of chic Sixties dresses
has never put a pacifier into her mouth, and so, the
Actually, I've been retired for 11 years, but they won’t
in the closet in which my
expensive, unsucked item made it’s way to a friend
let me go. My whole family works here: my grandson’s
daughter looks like Jackie
where it also remained used.
a bouncer, my daughter’s up in the Spiegelsaal, and my son-in-law at the checkout. My mother used to work
Kennedy. The only prob-
there. She was a real lady.
lem: they’re not pink. So my
However, I was more successful with the Berlin de-
daughter won't wear them.
sign duo Bonnie and Buttermilk who design practical
Not even her dolls.
children's clothes in 70’s retro style. Children love the
In the over 40 years I’ve work here, I've seen a lot: mar-
long sleeve, blue shirts with white clouds, the pink
riage dramas, fights, and the whole shebang. Once
Anyway, it’s really pointless to dress my daughter in
and green shirts with colorful mushrooms and tur-
some guy wanted to jump over the counter into the
something pretty because at some point in her first
quoise hoodies with green apples. Beautiful and ultra
cloakroom to get his jacket himself. He got into trouble
three years of life she unfortunately must have swal-
comfortable!
with me. Fully inebriated, he was.
lowed a magnet that attracts dirt. And of course not
Later, I was even summoned by the police, but they let
English Translations 43
it drop when they heard that I was 74 and he was just
jogging suits on long-haul flights."
25. The clothing of the guests has become worse over the
Much more monstrous, despite all the effort you in-
years. Especially the men. They used to be really ele-
vest in making a respectful impression, is that you’re
gant, now they come in rags here: barefoot, flip-flops,
forced to go through security with downcast eyes, hid-
or with holes in their jeans. They wouldn’t have gotten
ing your transparent plastic bag of toiletries under
in earlier. Back then they still had to wear ties, and the
your laptop as if it were some often flipped through
ladies wore high heels and carried handbags.
porn mag.
But clothes say nothing about someone. Some look
How can we allow adults to be humiliated like this?
like real bums, but are highly intelligent. Others are
And aside from how it looks, security officers can nev-
totally decked out, but not very bright.
er atone for the look they get of my after shave brand, how used up my generic brand toothbrush is, and the
I myself am not particularly interested in fashion. At
vanity kit from the last hotel stay at a second-to third-
home I go around relaxed. Clean, but casual. I always
class airport Novotel. It is a substantial intrusion in my
wear a tie, but only here. That’s just how it is.
privacy for which they can never atone.
Travelers should not be held up: (p. 36)
What I still want to say... – Indications of social injustices and other trivialities. I’ve maintained for quite some time now that you don’t have to look as good anywhere else, as you do at the airport. You’ve really got to make an effort there. I'm not talking about Tegel, and even less, about provincial airports such as Cologne-Bonn, instead, about international hubs such as JFK or Heathrow, which are absolutely dreadful of course. But they're a different dreadful from airports with style and a certain class such as Zurich, Schiphol or - to a lesser extent - Riga (the 3-letter code is RIX by the way, if any cares). "International hub" sounds hugely cool, but - and this must be said - compared to the "space station,” simply stuffy. Rock-n-roll is of course the mother of all launch and landing ramps. I digress. So, at the airport then. Men absolutely need a good suit (easy), a good pair of shoes (easy), a good shirt (easy) and most importantly, FANTASTIC LUGGAGE. This is not actually difficult. I think its only appropriate and absolutely not an exaggeration. It has to do with respect for the international nature of the location, the basic luxury of being able to travel (far), and the inherent madness of flying. So, you can wear something decent. It is regrettable, no, I’ll stand by it: inexcusable that 99% of people on the go apparently don't care because they’re “more comfortable in the
Mitteschön Kieztalk Online 45
Mitteschön online Mehr Neuigkeiten aus Mitte gibt es in unserer Online-Ausgabe unter www.mitteschoen.com zu entdecken. Neben den beiden Kategorien Mitte Streets und Mitte Nights – in denen wir klassische Restaurant-, Kultur- Shop- und Ausgehtipps geben – stellen wir in der Rubrik Kieztalk interessante Menschen aus Berlins Mitte vor. In der Kolumne MiMu geben wir Tipps für alle Muttis, und wir fischen für euch unsere Lieblingsstücke aus Mittes Läden und dem Netz. In Brave New World schauen wir über Mitte hinaus und berichten euch Kurioses und Unterhaltsames aus der ganzen weiten Welt. Zu guter Letzt finden in regelmäßigen Abschnitten Gewinnspiele statt und wir vergeben Gästenlistenplätze für diverse Events. Viel Spaß!
Mitte streets
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Zur Zeit Online MITTE STREETS STATTBAD Wedding Die Sound-Ausstellung The Sound of No-One zeigt Arbeiten von drei Künstlern, die alle die Abwesenheit des Sound-Performers gemeinsam haben. Douglas Henderson studiert das Phänomen der Resonanz indem er die Geräusche wie die einer leeren Milchpackungen im Regen oder eines Rohrs im Wind als Material für eine elektroakustische Symphonie benutzt. Guido Canziani Jona versucht in seinen Arbeiten ... MITTE NIGHTS MÄRCHENHÜTTE – DER FILM Immer im Winter zieht sich das Hexenkessel Hoftheater in die sogenannte Märchenhütte zurück. Sie hat somit die Möglichkeit ganzjährlich im Monbijoupark gleich an der Spree zu spielen. Zuletzt hab ich selbst dort das Märchen vom Teufel mit den drei goldenen Haaren gesehen, was wirklich zum Schreien komisch war und bis heute zu meinen amüsantesten Theatererlebnissen in Berlin zählt ... MITTE STREETS MITTAGSPAUSE MAL ANDERS Wie lange sitzt du jetzt schon in ein und derselben Haltung vorm Bildschirm? Und jetzt denke mal an deinen Rücken: zieht, zwickt, brennt, schmerzt der wieder? Der halbe Arbeitstag liegt noch vor dir und du weißt jetzt schon nicht mehr wie du dich hinsetzen sollst ohne, dass es unangenehm ist? Dann empfehle ich dir eine äußerst sinnvolle Mittagspausenbeschäftigung! Unter dem Motto „Mehr Mittagspause!“ ...
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