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Bruneck, Südtirol Das Asian Civilisations Museum, Singapur

Street Art Objekte vor dem Asian CivilisationsMuseum Foto: © efired - stock.adobe.com

Das Asian Civilisations Museum

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Redaktion: Silvia Otto

Singapur: der Stadtstaat bietet verschiedensten ethnischen Gruppen und Kulturen ein Zuhause – heute wie auch schon in früheren Jahrhunderten. An diesem Ort, der zu Recht als der kulturelle Schmelztiegel Asiens angesehen werden kann, befindet sich das Asian Civilisations Museum (ACM).

Das Museum, das im Jahr 1997 eröffnet wurde, ist in einem historischen Gebäude am Singapore River untergebracht und lädt seine Besucher dazu ein, tief in die Geschichte der asiatischen Zivilisationen einzutauchen. Das ACM konzentriert sich auf die vielen historischen Verbindungen zwischen den Kulturen Asiens und zwischen Asien und der Welt. Ein zentrales Thema dabei ist die Geschichte Singapurs als Hafenstadt, die Menschen aus aller Welt zusammenbrachte. Die ausgestellten Objekte erzählen dabei nicht nur Geschichten über den Handel der verschiedenen Kulturen, sondern auch über den Austausch von Ideen und über das Aufeinandertreffen unterschiedlicher Religionen und Glaubensrichtungen. Betritt man als Besucher das Museum, erhält man die Möglichkeit, nach und nach die verschiedenen Themengebiete des Museums zu erforschen und so den faszinierenden Facettenreichtum der asiatischen Kulturen zu erleben.

Handel und Handelsbeziehungen

Galerien auf der ersten Ebene des Museums bringen den Besuchern die Geschichte des Handels nahe. Diese Geschichte beginnt im ACM im 9. Jahrhundert mit der „Tang Shipwreck“-Ausstellung. Vor ca. 1100 Jahren, während der Tang-Dynastie, wurde ein arabisches Schiff mit einer äußerst kostbaren Fracht beladen: Keramik, Gold, Silber und wahrscheinlich Seide und Tee. Es setzte im Hafen von Kanton (heutiges Guangzhou) die Segel. Das Ziel des Schiffes war vermutlich die Stadt Basra und der dort befindliche damalige Haupthafen des Abbasidischen Reichs. Von dort aus sollte die Ladung mit einer Kamelkarawane in die sagenumwobene Stadt Bagdad und darüber hinaus überführt werden. Aber das Schiff erreichte nie seinen Zielort. Direkt vor der Küste von Sumatra, in der Nähe der Insel Belitung, sank das Schiff und blieb unberührt, bis es 1998 zufällig entdeckt wurde.

Die Tang Shipwreck-Ausstellung, Khoo Teck Puat Gallery. Foto: © Asian Civilisations Museum

Das ACM gewährt seinen Besuchern Einblick in die Schätze, die bei der Bergung des Schiffes gesichert werden konnten. Die Ausstellungsräume mit mehr als 1.000 Keramiken, Gold und Silber erzählen die Geschichte des geschäftigen Handels im Indischen Ozean und der Globalisierung, lange bevor der Begriff geprägt wurde.

Diese Geschichte des Handels wird in den „Maritime Trade Galleries“ fortgesetzt, in denen chinesische, japanische und südostasiatische Keramiken gezeigt werden, die hauptsächlich für den Export hergestellt wurden. Die ausgestellten Objekte bekunden die anhaltende Faszination und Liebe der Welt für chinesisches Porzellan. Außerdem offenbart die Ausstellung, wie – in dem Versuch, chinesisches Porzellan zu imitieren – Europäer, Japaner und Südostasiaten neue Porzellan-Formen schufen, die ebenfalls an Popularität gewannen.

Neben der Keramik kann der Besucher des Museums auch Möbel und dekorative Kunst bestaunen, die für den Exportmarkt bestimmt waren, sowie Karten und Ansichten von Kanton, Shanghai, Hongkong, Batavia, Nagasaki und Manila.

Die „Court and Company Galleries“ zeigen Meisterwerke indischer und sri-lankischer Exportmöbel, Handelstextilien und dekorativer Kunst, die von dem aufkeimenden Handel erzählen, der mit den verschiedenen europäischen Ostindien-Kompanien betrieben wurde: mit dem portugiesischen Estado da Índia mit Sitz in Goa, der niederländischen Vereenigde Oost-Indische Compagnie (VOC) bei Batavia und der britischen East India Company.

Ausstellungsraum zum Überseehandel, Court and Company Gallery Foto: © Asian Civilisations Museum

Ancient Religions-Ausstellungsraum, Kwan Im Thong Hood Cho Tempel Gallery Foto: © Asian Civilisations Museum

Religionen und Glauben

In der zweiten Ebene des Museums eröffnet sich dem Besucher die Welt der verschiedenen Glaubensrichtungen Asiens. Die „Ancient Religions Gallery“ zeigt die großen Religionen Indiens – Buddhismus, Hinduismus und Jainismus. Anhand von skulpturalen Meisterwerken, Malereien und rituellen Objekten kann der Museumsbesucher die Verbreitung dieser alten Religionen über Handelswege von Indien nach China und weiter nach Südostasien verfolgen.

Christliche Kunstobjekte, die in Asien verwendet oder hergestellt wurden, können in der „Christian Art Gallery“ betrachtet

werden. Viele der ausgestellten Objekte sind Produkte des interkulturellen künstlerischen Austauschs zwischen Asien und Europa. Sie erzählen eine Geschichte kultureller Vielfalt sowie religiöser Toleranz und zeigen, wie Begegnungen mit anderen Religionen die Schaffung erlesener Kunstwerke auslösen können.

Die „Islamic Art Gallery“ präsentiert rituelle, weltliche, höfische und wissenschaftliche Objekte, die die unzähligen künstlerischen Traditionen in der islamischen Welt zeigen. Erstaunliche Werke religiöser Kunst, die von und für islamische Gläubige in ganz Asien hergestellt wurden, zeigen, wie globale Vorstellungen von islamischer Kunst in der gesamten Region angepasst wurden, um einzigartige visuelle Formen zu schaffen, die aber auch indigene Einflüsse widerspiegeln.

Links: Christian Art Gallery Foto: © Asian Civilisations Museum

Rechts: Islamic Art Gallery Foto: © Asian Civilisations Museum

Ein wichtiges Ideal in der chinesischen Kultur waren die Gelehrten, mit denen sich die „Scholars Gallery“ des ACM befasst. Personen, die klassische Texte lesen, schreiben und malen, Musik spielen, akademische Studien absolvieren sowie Eleganz und Anmut demonstrieren konnten,

wurde großer Respekt entgegengebracht. Ob Beamter oder erfolgreicher Kaufmann – gelehrte Personen spielten eine Schlüsselrolle in der chinesischen Kultur. In der „Scholars Gallery“ offenbaren Möbel, kalligraphische Werke und Gemälde den Geschmack und das Streben von Gelehrten und deren Nachahmern.

Scholars Gallery im Kwek Hong Png Flügel des Museums Foto: © Asian Civilisations Museum

Anfang 2020 hat das ACM eine neu gestaltete permanente Ausstellung im dritten Stock wiedereröffnet, die unter dem Titel „Materials and Design“ die drei Galerien „Chinese Ceramics“, „Fashion and Textiles“ und „Jewellery“ miteinander verbindet. Die Galerien beleuchten, wie unterschiedliche asiatische Traditionen andere Kulturen beeinflusst haben oder von diesen selbst beeinflusst wurden.

Asian Civilisations Museum 1 Empress Place Singapore 179555 Tel. +65 6332 7798 nhb_acm_vs@nhb.gov.sg https://www.nhb.gov.sg/acm/

Links oben: Ceramics Gallery Links unten: Pfauengürtel, Jewellery Gallery Rechts oben: Ausstellungsstück in der Ceramics Gallery Rechts 2. von oben: Ausstellungsstück in der Ceramics Gallery Rechts 3. von oben: Kopfschmuck (rai ni wöli wöli), Jewellery Gallery Rechts unten: Armreif-Paar (galang gadang), Jewellery Gallery Fotos: © Asian Civilisations Museum

Kamm (hai kara jangga), Jewellery Gallery Foto: © Asian Civilisations Museum

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