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Preis: EUR 6,50

ZEITSCHRIFT DES | naturschutzbund | Heft 1-2021

Pandemie

Ökologie der Maske

Fliessgewässer

Die Isel – Österreichs „National River“ Artenschutz

Tamariskenfund im Mölltal

SCHWERPUNKT

DIE NATUR DES JAHRES 2021


Reihe

WAS SPENDENGELDER ERMÖGLICHEN...

PROJEKT 27

Blauracke am Nistkasten FOTO: ARCHIV BLAURACKENVEREIN

FOTO: ROBERT HOFRICHTER

EINE WIESE FÜR DIE BLAURACKE Eine großzügige Spenderin ermöglichte den Ankauf einer Fläche für Maßnahmen zum Schutz für die seltene Blauracke. Der blauschillernde Vogel ist derzeit der am stärksten bedrohte und EU-weit geschützte Brutvogel Österreichs. Seine letzten Brutpaare gibt es rund um Straden in der Südoststeiermark. Naturschutzbund und Blaurackenverein „Lebende Erde im Vulkanland“ verbindet eine jahrzehntelange Kooperation. Der Naturschutzbund sichert Flächen mit Hilfe des Landes Steiermark durch Kauf, und der Blaurackenverein bewirtschaftet an die 300 Pacht-Wiesen

KONTAKT Naturschutzbund Österreich Museumsplatz 2, 5020 Salzburg T +43 662 642909 Email: bundesverband@naturschutzbund.at www.naturschutzbund.at

In jeder Ausgabe stellen wir Ihnen ein beispielhaftes Naturschutzprojekt vor, das mit Spendengeldern an den | naturschutzbund | ermöglicht wurde oder daraus mitfinanziert werden konnte.

und Ackerflächen biologisch im Raum Straden und Umgebung. Rund 30 Talwiesen rund um die Brutplätze werden alle zwei bis drei Tage in sechs Meter breiten Streifen gemäht und mit mobilen Ansitzhilfen (Sitzjulen) ausgestattet. Mit diesen Strukturmaßnahmen sollen insbesondere Großinsekten, als Nahrung für die auf gemähten Flächen jagende Blauracke gefördert werden. Mit dem Ankauf der neuen Fläche konnte der Naturschutzbund zudem auch einen Blauracken-Brutbaum retten.

Ihre Spende unterstützt dieses Projekt

Spendenkonto P.S.K. IBAN AT74 6000 0501 1014 0425 BIC BAWAATWW


EDITORIAL

LIEBE LESERINNEN UND LESER!

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n dieser Frühjahrsausgabe stellen wir Ihnen wieder die Arten des Jahres für Österreich vor. Die Anzahl dieser Botschafter für unsere Natur wächst beinahe jährlich:

Heuer ist erstmals auch das „Mineral des Jahres“ dabei, das die unbelebte Natur repräsentiert. Angefangen hat alles 1970, als in Deutschland erstmals ein Vogel des Jahres und in der Folge weitere Arten ernannt wurden, die im gesamten deutschsprachigen Raum galten. Die österreichische Flora und Fauna wurde damit

Ihre

aber nur teilweise abgebildet, immerhin hat unser Land Anteil am pannonischen Klima, wo viele Arten leben, die in Deutschland nicht vorkommen. Deshalb ernannte der Naturschutzbund im Jahr 1999 mit dem Wiener Nachtpfauenauge erstmals ein eigenes „Insekt des Jahres“ für Österreich. Denn manchmal ist Änderung wichtig,

Mag. Dagmar Breschar Chefredakteurin dagmar.breschar@naturschutzbund.at

um seine Anliegen klar zu vermitteln. Seither machen es etliche andere Organisationen genauso und wir können die große Vielfalt der österreichischen Natur damit besser abbilden. Eine Änderung gab es auch in der Redaktion von natur&land: Mit Jahresbeginn folgte ich unserer langjährigen Chefredakteurin Ingrid Hagenstein nach und darf nun für Sie diese Zeitung erstellen. Und weil natur&land auch in Zukunft viele Änderungen erfahren wird, möchte ich Sie dazu ermuntern, mir Ihre Gedanken dazu, Anregungen und Wünsche mitzuteilen. Manches davon lässt sich bestimmt erfüllen!

Frühjahrsausgabe | natur&land | 107. JG. – Heft 1-2021

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INHALT 01 Editorial 02 Inhalt | Hummelkurse im Rahmen des Bienenschutzfonds

AKTUELL

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Pandemie: Ökologie der Maske FOTO: PIXABAY

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Ich glaub‘, mich knutscht ein Elch! Woche der Artenvielfalt Wolf in Salzburg: Abschussbescheid aufgehoben | Fressnapf unterstützt Vogelschutz | Ticker NÖ: Ausbau der Bahn statt der Waldviertelautobahn Nationalpark-Kernzone: Anschlag auf den strengen Schutz Was kann ein Volksbegehren schon bewegen? | Europäische Bürgerinitiative: Bienen und Bauern retten! Es ist genug! Oberösterreichs Alpen stehen unter Druck Pandemie: Ökologie der Maske

ARTENSCHUTZ

Titelbild: Der Siebenschläfer – das Tier des Jahres 2021 FOTO: APODEMUS OG

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Citizen Scientists unterstützen Wissenschaftler | Was Eierpecken zu Ostern mit Osteoporose beim Huhn zu tun hat Naturschutzjugend schafft Lebensraum für seltene Kleinlibellen Neues Vorkommen der Deutschen Ufertamariske an der Möll entdeckt Aktion Wildblumen: Eine steirische Erfolgsgeschichte Die Zwergohreule in den Streuobstwiesen des Südburgenlandes Nur mit fairen Förderungen kann das Artensterben auf unseren Wiesen aufgehalten werden!

FLIESSGEWÄSSER

Termine

40 Die Isel – Österreichs „National River“ 42 Österreich überarbeitet seine Auenstrategie | Kommentar von Univ.-Prof. i. R. Dr. Roman Türk, Naturschutzbund-Präsident

Hummelbestimmungskurse für alle!

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Für die Kursteilnahme sind keine Vorkenntnisse nötig und es gibt keine Altersbeschränkung (lesen sollten die Kleinsten aber schon können). Geplant sind Präsenzkurse. Sollte es die aktuelle Pandemie-Situation notwendig machen, können die Kurse teilweise online abgehalten werden. Details und Updates dazu auf www.naturschutzbund.at.

Die Hummelkurse sind Teil des Bienenschutzfonds von HOFER und | naturschutzbund |. FOTO: PIXABAY

Hummeln sind Bienen, die besonders gut an kühle Bedingungen angepasst und in Österreich sehr artenreich vertreten sind. In alpinen Bereichen gehören sie beispielsweise zu den wenigen langrüsseligen Blütenbesuchern. Durch intensive Bewirtschaftung sowie übergepflegte Gärten reduziert sich in allzu vielen Regionen das Pollenund Nektarangebot, das Hummeln für ihren Fortbestand dringend brauchen. Wer mehr über diese einzigartigen Tiere wissen, die Arten im Freiland erkennen und mehr über Möglichkeiten zu ihrer Förderung erfahren will, ist bei einem Hummelbestimmungskurs richtig. Wildbienenexpert*innen geben theoretisches und praktisches Wissen zu Biologie und Artbestimmung in einem eintägigen Kurs weiter.

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FOTO: WOLFGANG RETTER

FOTO: HUBERT SALZBURGER

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Tamariskenfund im Mölltal

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Die Isel – Österreichs „National River“

TITEL 12 14 16 17 18

Die Natur des Jahres 2021 Das Tier des Jahres Die Flechte des Jahres Die Nutztierrassen des Jahres Der Neozoon des Jahres

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Die Blume des Jahres Der gefährdete Pilz des Jahres Der Vogel des Jahres Das Insekt des Jahres Das Moos des Jahres

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Das Wassertier des Jahres Die Spinne des Jahres Die Streuobstsorte des Jahres Das Mineral des Jahres Drei Arten für zwei Jahre

Fotografie im Blut ? Natur im Herzen ?

U2 Was Spendengelder ermöglichen! 44 Unser Bücher-Shop 45 Buchtipps (Buchhandel) 46 Adressen der Landesgruppen | Impressum 47 Mitgliedschaft 48 Vorschau/Abobestellung U3 Zugunsten der Natur mit Ihrem Letzten Willen

Wir wollen Ihre Bilder !

FOTO: WALTER WALLNER

www.piclease.com

Die Naturbildagentur

Hummelbestimmungskurse 2021 30. 03. 2021, Wien +++ Leitung: Sophie Kratschmer Ort: Universität für Bodenkultur, HS 1, Gregor-Mendel-Straße 33, 1180 Wien in Kooperation mit der BOKU 16. 05. 2021, Absdorf +++ Leitung: Sophie Kratschmer Ort: Hauptplatz1, 3462 Absdorf in Kooperation mit dem Verein WagramPur 11. 06. 2021, Gleisdorf +++ Leitung: Kathrin Grobbauer Ort: Saatzucht Gleisdorf, Am Tieberhof 33, 8200 Gleisdorf 17. 07. 2021, Linz +++ Leitung: Sophie Kratschmer Ort: Biologiezentrum, Johann-Wilhelm-Klein-Straße 73, 4040 Linz

ONLINE-ANMELDUNG: https://naturschutzbund.at/kurse-imrahmen-des-bienenschutzfonds.html KURSBEITRAG: Erwachsene: 15 € (inkl. Hummel-Bestimmungsschlüssel), 10 € ohne; Studierende und Kinder: 10 € (inkl. Hummel-Bestimmungsschlüssel), 5 € ohne

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17. 07. 2021, Dornbirn +++ Leitung: Bernhard Schneller Ort: inatura Dornbirn, Schulklasse, Jahngasse 9, 6850 Dornbirn Geplant, aber Termin noch nicht fixiert: Graz (Leitung: Kathrin Grobbauer), Vormerkung bei k.grobbauer@gmx.at

www.naturschutzbund.at

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AKTUELL

Ich glaub’, mich knutscht ein Elch! INFOBOX Der Eurasische Elch (Alces alces) ist eines der größten Landsäugetiere in Europa. Mit einer Schulterhöhe von bis zu zwei Metern ist er die größte Hirschart weltweit. Die in Mitteleuropa vorkommenden Elchbullen werden rund 400 kg schwer, Elchkühe etwa 300 kg. Nur die Elchbullen tragen ein Geweih.

Elch im Winterwald FOTO: JOSEF LIMBERGER

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as oder Ähnliches könnte sich Wolfgang Sollberger wohl gedacht haben, als er Anfang Jänner riesige Trittspuren im „Europaschutzgebiet Maltsch und Freiwald“ entdeckte. Zwei Elche waren offensichtlich kurz vor dem Leiter des NATURA-2000-Infozentrums am „Grünen Band Europa“ des Naturschutzbundes Oberösterreich dort vorbeigekommen. Das war zwar eine seltene, aber dennoch nicht ganz ungewöhnliche Beobachtung, denn Elche leben nicht nur im hohen Norden, sondern auch in Mitteleuropa.

Die paarigen Hufabdrücke des Elches reichen in ihrer gewaltigen Größe an einen menschlichen Fußabdruck heran. FOTO: WOLFGANG SOLLBERGER

Kleines Elch-Vorkommen in Südböhmen Von dort wechseln ab und zu Tiere auch ins benachbarte Mühlviertel. Die tschechische Elch-Population stellt das südlichste Vorkommen dieser Hirschart in Europa dar und umfasst rund 40 bis 60 Tiere. Es handelt sich also um eine kleine, relativ isolierte Population, die mehrere hundert Kilometer vom nächsten Elchvorkommen entfernt liegt. Deshalb ist sie stark gefährdet und auf einen genetischen Austausch mit anderen Elchen angewiesen. Neben der großen Entfernung zu anderen Elchpopulationen ist vor allem die Zerschneidung der Landschaft durch Autobahnen, Bahntrassen und Verbauung zusehends ein Problem für die großen Pflanzenfresser. Grünes Band als Weitwanderkorridor Die seltene Beobachtung im „Europaschutzgebiet Maltsch und Freiwald“ unterstreicht die Bedeutung des Grünen Bandes, dem Grenzbereich zwischen dem ehemaligen Ostblock und Westeuropa, als Lebensraum und Wanderkorridor für große Wildtiere. Der Naturschutzbund fordert den Erhalt des Grünen Bandes als das längste Biotopsystem der Welt quer durch ganz Europa, die Berücksichtigung von Wildtierkorridoren in der Raumplanung sowie die Schaffung von Grünbrücken bei geplanten und bestehenden Infrastrukturprojekten.

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AKTUELL

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AKTUELL

Naturschutzbund und WWF fordern eine Herdenschutz-Offensive der Politik Die Beschwerde der Naturschutzorganisationen Naturschutzbund Österreich und WWF Österreich gegen den Bescheid zum Abschuss eines Wolfs in Salzburg war erfolgreich. Das Landesverwaltungsgericht hat den Bescheid der Bezirkshauptmannschaft St. Johann aufgehoben. „Der Abschussbescheid hatte nicht nur verfahrensrechtliche, sondern auch inhaltliche Mängel. Damit bestätigt das Landesverwaltungsgericht den hohen europaweiten Schutzstatus der Wölfe“, sagen Lucas Ende, Artenschutzkoordinator beim Naturschutzbund und WWF-Wolfsexperte Christian Pichler. Beide fordern eine Herdenschutz-Offensive der Salzburger Landesregierung, um auf die nächste Almsaison rechtzeitig vorbereitet zu sein: „Die Entscheidung des Gerichts ist ein Weckruf für die Politik. Fachgerechter Herdenschutz ist und bleibt alternativlos. Österreichs Nachbarländer wie

FOTO: JOSEF LIMBERGER

Wolf in Salzburg: ABSCHUSSBESCHEID AUFGEHOBEN

die Schweiz zeigen seit Jahren, wie ein möglichst konfliktarmes Zusammenleben gelingen kann. Daher muss auch Salzburg nachziehen, anstatt wirkungslose Abschussdebatten zu führen.“ Damit wäre der Almwirtschaft am meisten geholfen. „Auch wenn der betreffende Wolf längst weitergezogen ist, bleiben ungeschützte Nutztiere eine leichte Beute für den nächsten. Der Einsatz von Elektrozäunen, Herdenschutzhunden sowie Hirtinnen und Hirten muss viel stärker unterstützt werden, will man die betroffene Landwirtschaft nicht weiter im Regen stehen lassen“, so Naturschutzbund und WWF unisono.

FRESSNAPF UNTERSTÜTZT VOGELSCHUTZ Unter dem Motto „Vögel im Siedlungsraum erkennen und schützen“ unterstützt die Firma Fressnapf den Naturschutzbund bei Vogelschutzprojekten. So konnten im Vorjahr dank der Mittel der Fressnapf-Initiative „Tierisch Engagiert“ die Volieren in der „Greifvogelund Eulenschutzstation OAW“ des Naturschutzbundes Oberösterreich in Linz renoviert werden. Ein weiterer Schwerpunkt der Zusammenarbeit ist zudem „Vögel sehen, erkennen und melden auf www.naturbeobachtung.at “, um möglichst viele Daten aus der heimischen Vogelwelt als Basis für Schutzmaßnahmen zu erhalten. Die Kooperation wird auch 2021 weitergeführt. Im Bild die Überreichung des Schecks von Fressnapf-Geschäftsführer Hermann Aigner an Naturschutzbund-Geschäftsführerin Birgit Mair-Markart am 9. Dezember 2020. FOTO: GERNOT NEUWIRTH

++TICKER ++ Neue Artenvielfalt im Plastikabfall der Tiefsee: Ein internationales Team von Forschern aus China und Deutschland fand 49 Arten, die im und auf Plastikmüll in Tiefseegräben leben. ++ Erste Aufnahme eines neuen Himmelsobjektes: Ein Salzburger Astrofotograf arbeitete fast ein Jahr an dem Bild des im Oktober 2019 entdeckten und ca. 9.200 Lichtjahre entfernten planetarischen Nebels „Strottner-Drechsler“ ++ Die globale Biolandbaufläche wächst weiter: Die Nachfrage nach Bioprodukten nimmt lt. der jüngsten Ausgabe der Studie „The World of Organic Agriculture“ weiterhin zu, wie Zahlen aus inzwischen 187 Ländern belegen. ++ Klarer Plan für verbindlichen Klimaschutz gefordert: 88 % der Österreicher*innen fordern dies von der Regierung laut einer repräsentativen Umfrage des Meinungsforschungsinstituts Marketagent. ++ Schleimpilz hat Gedächtnis ohne Gehirn: Der Einzeller Physarum polycephalum besitzt kein zentrales Nervensystem, trifft aber dank eines Systems aus Röhren kluge Entscheidungen. ++ Ein Drittel aller Süßwasserfische weltweit ist bedroht: 80 Spezies sind bereits ausgestorben, alleine 16 davon im letzten Jahr, berichtet der WWF. ++ Deutsche Bundesregierung beschließt Verbot des Kükentötens: Neun Mio. Küken werden in Österreich jährlich am ersten Lebenstag getötet; Deutschland zeigt, dass es Alternativen gibt.

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AKTUELL

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as Jahr 2020 endete für den Naturschutzbund NÖ wie auch für alle Naturschützer*innen in Niederösterreich mit einer sehr erfreulichen Nachricht: NÖs Landeshauptfrau Johanna Mikl-Leitner verkündete gemeinsam mit der für Umwelt und Verkehr zuständigen Ministerin Leonore Gewessler die Entscheidung, dass die Pläne zum Bau der Waldviertelautobahn eingestellt werden. Stattdessen investieren Land und Bund im Rahmen eines Mobilitätspakets bis 2035 rund 1,35 Mrd. Euro in die Erweiterung der Bahninfrastruktur im Waldund Weinviertel. Zwei Jahre zuvor hatte der Naturschutzbund NÖ mit der Resolution „Ja zum Waldviertel, nein zu einer Transitautobahn“ zum Vorhaben einer Transitautobahn im Waldviertel Stellung bezogen. Er appellierte an die verantwortlichen Landespolitiker*innen, die Baupläne einzustellen und eine natur- und ressourcenschonende Entwicklung für das Waldviertel voranzutreiben. Im Waldviertel gibt es eine kleinstrukturierte Kulturlandschaft mit Stufen- und Streifenfluren, Teichen, Mooren, naturnahen Fließgewässern und Wäldern. Eine Autobahn durch das Waldviertel hätte diese wertvolle, artenreiche Natur stark gefährdet, Wildtierkorridore zerschnitten und die Lebensqualität der Bevölkerung beeinträchtigt. Gleichzeitig wären die Chancen dieser Region auf die Weiterentwicklung eines naturverträglichen Gesundheits- und Freizeittourismus sowie einer nachhaltigen Land- und Forstwirtschaft tiefgreifend gestört worden. In Zeiten des Klimawandels hätte die Planung einer derartigen Autobahn auch alle Warnungen und Maßnahmen zu einem rücksichtsvollen Umgang mit den natürlichen Ressourcen konterkariert.

FOTO: PIXABAY

NÖ: Ausbau der Bahn STATT DER WALDVIERTELAUTOBAHN

Text: Mag. Peter Lengauer Öffentlichkeitsarbeit | naturschutzbund | Niederösterreich

Autobahnen sind massive Eingriffe in die Landschaft und stellen für zahlreiche Tiere unüberwindbare Barrieren dar.

„Das Ende der Autobahn ist der Beginn des erweiterten Bahnausbaus im Waldviertel. Die von Naturschützern eingeforderte Entscheidung widerspiegelt ein Umdenken in der österreichischen Verkehrspolitik.“ Univ.-Prof. i.R. Dr. Walter Hödl Vizepräsident des Naturschutzbundes Österreich und Vorsitzender des Naturschutzbundes Niederösterreich

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FOTO: ARCHIV NATURSCHUTZBUND

KOMMENTAR

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AKTUELL

FOTO: INGE ILLICH

MERKWÜRDIGES AUS DEM NATIONALPARK HOHE TAUERN

Artenvielfalt im Piffkar

ANSCHLAG AUF DEN STRENGEN SCHUTZ DER NATIONALPARK-KERNZONE Text: Dr. Winfrid Herbst Vorsitzender | naturschutzbund | Salzburg Mit Spitzer Feder Man kann als Nationalparkdirektor nicht „Everybody´s Darling“ sein, aber ausgerechnet in einem Nationalpark den Naturschutz nicht mit allen Mitteln zu verteidigen und sich dafür nicht alle denkbaren Verbündeten zu suchen, lässt Rückschlüsse auf taktische Mängel zu. Die in Salzburg u.a. für Naturschutz und Nationalpark zuständige, frisch gekürte Landesrätin Daniela Gutschi wird ein waches Auge auf die Direktion des Nationalparks in Mittersill richten müssen, um die Idee des „Inser Nationalpark“ nicht in Vergessenheit geraten zu lassen. Es wird ihren ganzen Einsatz erfordern, um einen neuen Anfang in der Diskussion zu setzen. Wichtig wird sein, das Kuratorium um eine kritische Stimme aus den Reihen der alpinen Vereine/Umweltorganisationen zu erweitern.

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Im Salzburger Nationalpark-Fondsbeirat wurde eine erhebliche Änderung der Grenzziehung zwischen Kern- und Außenzone im Salzburger Anteil des Nationalparks Hohe Tauern beschlossen – mit gravierenden Folgen und ohne dies innerhalb der Nationalparkverwaltungen Kärnten, Tirol und Salzburg oder mit Naturschutzorganisationen zu diskutieren. Der Naturschutzbund Salzburg hat dagegen protestiert, der Beschluss wurde vorerst ausgesetzt. Der Beschluss vom November 2020 sieht u.a. vor, dass die beiden Sonderschutzgebiete Piffkar“ (472 ha) im Fuschertal und das „Wandl“ (13 ha) im Rauriser Tal aufgelöst und der Außenzone zugeordnet werden. Sonderschutzgebiete sind besonders streng geschützt, jeder Eingriff in Natur und Landschaft ist dort untersagt. Preisgabe von 5.000 ha Kernzone 5.000 ha, vorwiegend Almflächen, sollen nach diesen Plänen aus der Kernzone herausgelöst und zur Außenzone umdeklariert werden. Im Gegenzug würden ca. 3.000 ha bisherige Außenzone dann der Kernzone zugeschlagen – zum Großteil Gletscher-, Fels- und Geröllflächen, aber auch Wald aus dem Besitz der Naturfreunde Österreich bzw. der Österreichischen Bundesforste. Diese recht konfliktfrei verwaltbaren Bereiche sollten die Bilanz wohl nicht allzu grausam erscheinen lassen. Ein Blick in das Salzburger Nationalparkgesetz zeigt jedoch die Richtung, in die die Kuh getrieben werden soll: In Sonderschutzgebieten ist jeder Eingriff in Natur und Landschaft untersagt. In der Kernzone sind Tätigkeiten im Rahmen der zeitgemäßen Landwirtschaft in gewissem Ausmaß zulässig. Doch in der Außenzone ist die Liste der bewilligungsfähigen Eingriffe nicht nur lang, sondern gibt vieles auch ohne Verfahren preis. Ungeahnte Möglichkeiten auf bislang strenger geschützten 5.000 ha Nationalparkfläche! Frühjahrsausgabe | natur&land | 107. JG. – Heft 1-2021


AKTUELL

WAS KANN EIN VOLKSBEGEHREN SCHON BEWEGEN? In den vergangenen eineinhalb Jahren waren wir vom Klimavolksbegehren mit solcherart Fragen konfrontiert. Nicht nur vonseiten kritischer Stimmen außerhalb der Klimabewegung, sondern auch innerhalb des Teams. Immerhin hat Österreich eine lange Tradition des geflissentlichen Ignorierens von Volksbegehren. Doch nach dem Erfolg der Eintragungswoche mit knapp 400.000 Unterschriften hat sich viel getan. Das Klimavolksbegehren ist dem Umweltausschuss im Parlament zur Behandlung zugeteilt worden. Am 16. 12. 20 und am 13. 01. 21 fanden die ersten Sitzungen samt Ladung renommierter Expert*innen statt. Es herrschte Einigkeit darüber, dass nun endlich konkrete Schritte der Politik im Klimaschutz notwendig wären und die dreistündigen Debatten wurden

das erste Mal in der Geschichte mittels Livestream übertragen. Ein historischer Schritt in Richtung Transparenz, der mit dem Klimavolksbegehren eingeleitet wurde! Mittlerweile gibt es ein Bekenntnis zu einem Mehrparteienantrag von SPÖ, NEOS und Grünen. Auch die ÖVP hat in einer Aussendung ihre Bereitschaft zur Umsetzung unterstrichen. Wir haben also viel geschafft! Jetzt bleibt die Frage, wie viele der breit unterstützten Forderungen im Antrag Platz finden und wie konkret er ausgestaltet wird. Wir werden jedenfalls dranbleiben und die positive Energie der Ausschüsse nutzen, um die Umsetzung unserer Forderungen zu bewirken. Ein so starkes Volksbegehren und überlebenswichtiges Anliegen darf nicht ignoriert werden!

Autorin: Katharina Rogenhofer, Sprecherin des Klimavolksbegehrens (Stand: Februar 2021) FOTO: PIXABAY

Je t z t en! chreib Unters

BIENEN UND BAUERN RETTEN Die Europäische Bürgerinitiative „Bienen und Bauern retten!” will Landwirtschaft, Gesundheit und biologische Vielfalt in Einklang bringen. Sie fordert von der EU-Kommission einen Systemwandel in der Landwirtschaft, den Ausstieg aus synthetischen Pestiziden und die Förderung der Artenvielfalt. Schmetterlinge und Insekten verschwinden zusehends von landwirtschaftlichen Flächen, einstmals weit verbreitete Vogelarten werden immer seltener. Es braucht dringend eine Änderung unserer Landnutzung, um den weltweiten Zusammenbruch der Artenvielfalt zu stoppen, sind sich Experten einig. Um die Bienen und die Gesundheit der Menschen zu schützen, muss der Einsatz synthetischer Pestizide schrittweise beendet UND die Bauern müssen bei der Umstellung unterstützt werden.

FOTO: CHRISTINE PÜHRINGER

Unser Ziel: EU-weit eine Million Unterschriften zu sammeln, um einen Systemwandel zu erreichen, von dem alle profitieren. Nicht nur unsere Umwelt, sondern auch Bauern und Konsumenten. Genau jetzt, während über die Zukunft der „Gemeinsamen Agrarpolitik“ in der EU verhandelt wird, braucht deshalb die Umwelt Ihre Stimme! Wer „Bienen und Bauern retten!“ möchte, unterschreibt auf: https:// naturschutzbund.at/bienen-bauern-retten.html

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AKTUELL

ES IST GENUG! OBERÖSTERREICHS ALPEN STEHEN UNTER DRUCK Touristische Infrastruktur zerstört zunehmend Lebensräume und treibt das Artensterben voran. Der Naturschutzbund spricht sich gemeinsam mit anderen NGOs gegen die naturzerstörerischen Pläne in den Bergregionen Oberösterreichs aus. Geplanter Ausbau auf der Wurzeralm: Bergstation (1) und neue Speicherteiche (2, 3)

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esonders dramatische Folgen für den Naturhaushalt lassen die Schigebiets-Erweiterungspläne auf der Wurzeralm in Spital am Pyhrn und am Dachstein in Obertraun erwarten. Auf ersterer plant die Hinterstoder-Wurzeralm-Bergbahnen AG eine 10er-Gondelbahn ins Frauenkar, deren Lifttrasse wesentlich breiter sein soll als die bestehende. Zudem würde sie neben der alten Trasse im Naturschutzgebiet angelegt werden, wertvoller Bergwald müsste weichen. Die geplanten Liftstützen neben dem geschützten Hochmoor „Oberes Filzmoos“ könnten dieses schwer beeinträchtigen. Die neue Talstation soll zudem nur knapp außerhalb des Naturschutzgebiets liegen und würde hochwertige Bürstlingsrasen zerstören. Oben am Frauenkar ist mit einem Bergrestaurant ein touristischer Hotspot geplant. Mit dem Ausbau würde sich die Kapazität der Bahn vervielfachen, der Druck auf die Natur massiv zunehmen. Gerade im Karst hinterlassen bauliche Eingriffe schwere Wunden, die kaum zu begrünen sind und das Landschaftsbild auf lange Sicht zerstören. Aufgrund des Klimawandels ist zudem zu befürchten, dass das Skifahren ohne künstliche Beschneiung selbst über 1.500 m schon bald nicht mehr möglich sein wird. Zwei für die Beschneiung notwendige Speicherteiche mit Kühltürmen sind deshalb geplant. Sie würden einen

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schweren Eingriff in das nationale Wasserschutzgebiet darstellen und den empfindlichen Wasserhaushalt der Wurzeralm-Moore stark beeinträchtigen. Luxushotel und Feriensiedlung am Krippenstein Obwohl im UNESCO-Welterbegebiet „Kulturlandschaft Hallstatt-Dachstein-Salzkammergut“ und in einem Europaschutzgebiet gelegen, soll ein neuer Schlepplift von der Gjaidalm zum Krippeneck im Karstgebiet gebaut werden. Doch dem nicht genug: Aus der ehemaligen Bundesheer-Kaserne am Oberfeld, die bereits jetzt wie ein Fremdkörper aus der Landschaft ragt, soll ein Luxushotel mit hoteleigener Seilbahn entstehen. Um ein „exklusives Raumangebot“ für 160 Personen zu schaffen, ist geplant, das derzeitige Gebäude wesentlich zu erweitern inklusive eines Aussichtsturms. In Krippenbrunn schließlich möchte der Projektwerber statt der bestehenden Holzhütten ein Chaletdorf mit zwölf Gebäuden in der Größe von Einfamilienhäusern errichten. Der sensible Naturbereich mit alten Lärchen-Zirbenwäldern würde damit zur exklusiven Bühne für betuchte Feriengäste. Schutzgebiete nur am Papier? Die Biodiversitätsstrategie der Europäischen Union gibt vor, dass 30 % der Fläche (sowohl Land- als auch Frühjahrsausgabe | natur&land | 107. JG. – Heft 1-2021


AKTUELL

Bauliche Eingriffe im Karst hinterlassen schwere Wunden in der Natur.

Ausverkauf der OÖ. Alpen endlich stoppen Die Alpen sind das am stärksten erschlossene Hochgebirge der Welt. Dennoch wächst der Erschließungsdruck weiter an, die Tourismuswirtschaft giert danach, die schönsten Landschaften sowie unberührte und intakte Natur zu „verkaufen“. Gleichzeitig zerstört sie damit ihr größtes Kapital. Zusätzlich zu den Plänen auf der Wurzeralm und am Krippenstein gibt es noch etliche weitere touristische Projektideen. Sie reichen von einem Luxus-Campingplatz bei der Polsterluckn in Hinterstoder bis zu einem Chaletdorf in Grünau im Almtal. Auch die Skigebietsanbindung des malerischen Bergdorfes Vorderstoder ist noch nicht vom Tisch. Der Tourismus macht selbst vor ausgewiesenen Schutzgebieten nicht halt. Alpenverein, BirdLife, Naturschutzbund, Naturfreunde, Umweltdachverband und WWF fordern die Pläne zu überdenken. Nicht zuletzt deshalb, da Österreich die Alpenkonvention, ein Übereinkommen zum Schutz der Alpen, unterzeichnet hat. Eine Ausweitung des Intensivtourismus im Alpenraum ist grundsätzlich und vor allem in naturschutzfachlich wertvollen Gebieten abzulehnen. In bereits erschlossenen und daher vorbelasteten Gebieten sind strengste Ansprüche an das Genehmigungsverfahren zu stellen. Frühjahrsausgabe | natur&land | 107. JG. – Heft 1-2021

Der bestehende Speicherteich auf der Wurzeralm wurde 2007 gebaut – als Zugeständnis des Naturschutzes an den Schibetrieb.

ALLE FOTOS: MOLLNER KREIS

FOTO: PRIVAT

Meeresgebiete) bis 2030 unter Schutz gestellt sein müssen, um dem Artensterben entgegenzuwirken. Angesichts von nur knapp fünf Prozent Flächenanteilen von Schutzgebieten in Oberösterreich – dieses wohlhabende Bundesland zählt damit zu den Schlusslichtern in der EU – stellt sich die Frage, mit welchen Strategien und Mitteln die Landesregierung gedenkt, international herzeigbare Beiträge zur Erreichung dieses Zieles in den kommenden Jahren zu leisten. Eines machen diese Projekte allesamt sichtbar: Schutzgebiete haben nicht den Stellenwert, den sie haben müssten.

Text: Julia Kropfberger Obmann-Stv.in | naturschutzbund | Oberösterreich

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TITEL

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1 Siebenschläfer 2 Gewöhnliche Mauerflechte 3 Deutsche Pute 4 Krainer Steinschaf 5 Asiatischer Harlekin-Marienkäfer 6 Großer Wiesenknopf 7 Achatzlbirne 8 Girlitz 9 Halsband-Ritterling 10 Dänische Eintagsfliege 11 Sparriges Kranzmoos 12 Äsche 13 Zweihöcker-Spinnenfresser 14 Mopsfledermaus 15 Wulfenit 16 Zauneidechse 17 Weinbergschnecke

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FOTOS: CHRISTIAN BERG (11), SIEGFRIED BERNKOPF (7), ECKER (3), HANS GLADER (8), CHRISTA HOCHPÖCHLER (12), ROGER JAGERSBERGER (14), WOLFGANG KLEINSTEUBER (10), ROBERT KRICKL (15), ÖBSZ (4), PIXABAY (1, 16, 17), KARL FRIEDRICH REINWALD (9), SABINE SCHMITZ (13), WOLFGANG SCHRUF (5, 6) UND ROMAN TÜRK (2).

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DIE NATUR DES JAHRES 2021 11

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uch heuer präsentiert der Naturschutzbund wieder die Liste der Arten des Jahres für Österreich. Sie haben klingende Namen wie Zweihöcker-Spinnenfresser, Großer Wiesenknopf oder Halsband-Ritterling. Der Siebenschläfer, das Säugetier des Jahres 2021, verrät bereits mit seinem Namen eine seiner besonderen Eigenschaften: Er ist Meister im lange Schlafen!

Neu in dieser Runde ist die Kategorie „Mineral des Jahres“ mit dem Wulfenit, der für 2020 und 2021 ernannt wurde. Er vertritt in diesen beiden Jahren den unbelebten, aber ebenso faszinierenden Bereich der Natur. Gemeinsam mit den Vertretern der anderen Kategorien entführen diese Arten in eine unglaublich vielfältige Natur und lassen uns immer wieder staunen. Einige Besonderheiten jeder Art stellen wir Ihnen auf den nächsten Seiten vor. www.naturschutzbund.at

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FOTO: PIXABAY

TITEL

TIER DES JAHRES 2021:

DER SIEBENSCHLÄFER (GLIS GLIS)

FOTO: KLAUS MICHALEK

Sein Name ist Programm, dauert sein Winterschlaf doch mindestens sechs Monate. Auch im Sommerhalbjahr bekommt man die überwiegend nachtaktiven possierlichen Tiere kaum zu Gesicht. Wer Nistkästen im Garten hat, kann die Bilche aber schon einmal als Mieter bekommen. Ein Kothäufchen zur Markierung auf dem Dach des Nistkastens verrät dabei die pelzigen Siedler.

Der Siebenschläfer bewohnt bevorzugt alte Laubwälder mit ausgeprägter Strauchschicht. Zudem benötigt er ein hohes Nahrungsangebot sowie Schutz vor Greifvögeln durch ein dichtes Baumkronendach. Unterwuchsund strukturarme Nadelwälder ohne Versteckmöglichkeiten meidet er, und auch Gebiete mit hohem Grundwasserspiegel bleiben meist unbewohnt, da er dort kein unterirdisches Winternest anlegen kann. Innerhalb seines Reviers baut der Siebenschläfer bis zu sechs Nester in fünf bis sechs Metern Höhe, meist in Baum- oder Felshöhlen. Diese nutzt er als Ruhe- sowie Schlafplätze. Die Reviergröße variiert je nach Geschlecht und auch mit der Nahrungsverfügbarkeit und

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der Jahreszeit, wobei das Revier eines Männchens die Territorien mehrerer Weibchen überlappt. Siebenschläfer sind sehr kommunikativ und stimmfreudig. Häufig kann man deshalb vor allem im Spätsommer und Herbst ihre zirpenden Laute im Wald hören. Diese dienen zusammen mit Duftmarkierungen vorwiegend der innerartlichen Kommunikation bei Nacht. Vorbereitung auf den Winter Um die kalte Jahreszeit gut zu überstehen, müssen sie sich einen Winterspeck anfressen. Dabei kann sich ihr „Normalgewicht“ von 70 bis 110 g verdoppeln und überschreitet zuweilen sogar 280 g. Während sich Siebenschläfer im Frühjahr überwiegend von Knospen und Blättern ernähren, stellen sie ihre Nahrung ab Sommer auf Früchte, Beeren und Pilze um. Tierische Nahrung in Form von Insekten und Weichtieren, selten auch Vogeleiern oder Jungvögeln, macht durchwegs einen vergleichsweise kleinen Teil auf ihrem Speiseplan aus. Wird es kälter, schränken Siebenschläfer ihre Aktivität ein und werden zunehmend lethargisch. Zum Überwintern gräbt der Bilch in der Regel 50 bis 100 cm tiefe Höhlen oder passt bereits vorhandene Gänge von Kleinsäugern seinen Bedürfnissen an. Darin rollt er sich zusammen, legt den Schwanz über den Kopf und schließt die Ohrmuscheln. Neben dieser energetisch günstigen Körperhaltung wird der Energieverbrauch durch eine reduzierte Herzfrequenz und Atempausen von bis zu 50 Minuten weiter gesenkt. Während des Winterschlafs verliert der Siebenschläfer 35–50 % seines Gewichts. Frühjahrsausgabe | natur&land | 107. JG. – Heft 1-2021


NATUR DES JAHRES

Feinde und Gefährdung Als natürliche Feinde des Siebenschläfers gelten Baummarder (Martes martes), Waldkauz (Strix aluco), Uhu (Bubo bubo), Hermelin (Mustela erminea) und Hausbzw. Wildkatze (Felis silvestris). Auf den Bestand der Siebenschläfer hat der Mensch jedoch wesentlich mehr Einfluss als diese.

Auch Nistkästen werden von den Höhlenbewohnern als Schlafplatz akzeptiert und mit Blättern weich ausgepolstert.

INFOS: www.kleinsaeuger.at

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FOTO: NATURBEOBACHTUNG.AT/HERBERT SCHAUER

Gefährdung und Schutz Der Siebenschläfer ist hierzulande durch Lebensraumverlust, Zerschneidung geeigneter Habitate durch Straßen- und Siedlungsbau sowie die Förderung von

monotonen Fichtenwäldern gefährdet. Bereits 50 m gehölzfreie Flächen gelten für die perfekt an das Leben in Bäumen angepassten Tiere als Barrieren und können Populationen isolieren. Der Erhalt von strukturreichen Laubwäldern mit verschiedenen Baumarten und hohem Alt- oder Totholzanteil ist daher besonders wichtig. In einigen europäischen Ländern wird dem Siebenschläfer zudem im Freiland nachgestellt. Denn wie der englische Name „Edible Dormouse“ (Essbare Schlafmaus) schon vermuten lässt, gilt er dort als Delikatesse. Bereits die Römer hielten ihn in speziellen Behältern, den Glirarien. Nach dem Mästen wurden die Käfige abgekühlt, wodurch die Tiere in Lethargie fielen und leicht aufzubewahren waren. Heute steht der gefährdete Bilch zwar auch in Italien unter Schutz, gilt dort aber nach wie vor lokal als Delikatesse. So werden beispielsweise während der traditionellen Fangsaison in Kalabrien vom 24. August (Fest zu Ehren von Johannes dem Täufer) bis Dezember Siebenschläfer mittels Schlagfallen und kleinkalibrigen Waffen gejagt. Jährlich werden lt. Schätzung dort etwa 20.000 Tiere erlegt. Der Siebenschläfer ist international geschützt. Er wird in der Berner Konvention in Anhang III genannt. Quelle: „apodemus – Privates Institut für Wildtierkunde“, apodemus.at Das Tier des Jahres für Österreich wird vom Naturschutzbund Österreich ernannt.

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TITEL

Die Flechte ist zumindest an ihren anthropogenen Standorten durch ihre großen, grünlich-weißen und dicht mit Fruchtkörpern besetzten Rosetten kaum zu verwechseln. FOTO: ROMAN TÜRK

FLECHTE DES JAHRES 2021:

DIE GEWÖHNLICHE MAUERFLECHTE (LECANORA MURALIS)

Sie wächst an Gestein wie auch auf Pflaster, Asphalt und an Mauern. Bei den Briten heißt sie „chewing-gumlichen“, da ihr Aussehen den Kaugummiflecken auf dem Pflaster der Fußgängerzonen ähnelt. Aussehen und Biologie Ihre grünlich-weißen Lager erreichen mehrere Zentimeter, bei ungestörtem Wachstum auch bis zu zwei Dezimeter Durchmesser. Sehr alte Exemplare sterben im Inneren ab und bilden dann ringförmige Lager, innerhalb derer sich wieder neue kleinere Lager entwickeln können. Im Inneren des Lagers stehen die beigen oder vor allem im Alter bräunlichen Fruchtkörper (Apothecien). Die Gewöhnliche Mauerflechte verbreitet sich über Ascosporen. Sie haben offenbar keine Mühe, auf geeigneten Substraten ihren Symbiosepartner – Algen der Gattung Trebouxia – zu finden. Wie die meisten Gesteinsflechten wächst Lecanora muralis sehr langsam, nur etwa 1–3 mm im Jahr. Ökologie Die Gewöhnliche Mauerflechte bewohnt vorwiegend Gesteine. Ihre natürlichen Standorte sind vor allem niedrige Felsen oder größere Kiesel, gern kommt sie an gedüngten Vogelsitzplätzen vor. Im Siedlungsbereich wächst sie an Mauern und Zaunpfosten, Dachziegeln, auf Pflaster aller Art oder auch auf wenig befahrenem Asphalt, seltener auf bearbeitetem eutrophiertem Holz.

Sie ist tolerant gegenüber Trockenheit und Schadstoffen, aber nährstoff- und lichtbedürftig. Verbreitung und Gefährdung Lecanora muralis ist weltweit verbreitet und kommt auch in ganz Europa vor. Sie ist nicht gefährdet, wahrscheinlich wird sie von der Eutrophierung und der rasant fortschreitenden Versiegelung der Landschaft sogar profitieren. Auch die zunehmende Erwärmung und die in Zukunft wohl öfter auftretenden Dürreperioden werden der sehr trockenheitsresistenten Art nicht schaden. Beseitigen oder nicht? Mit der Besiedlung durch Lecanora muralis wird aus einer toten Gesteinsoberfläche eine biologisch aktive, die Sonnenlicht einfängt, CO2 bindet und Sauerstoff freisetzt. Schaden richtet die Flechte am Stein nicht an, eventuell wird es bei Regen ein wenig rutschiger, aber die Flechte kommt ja eher auf wenig betretenen Flächen vor.

Text: Dr. Wolfgang von Brackel (redaktionell gekürzt) wolfgang@vonbrackel.de Die Flechte des Jahres wird vom Naturschutzbund Österreich und der Bryologisch-lichenologischen Arbeitsgemeinschaft für Mitteleuropa e.V. (BLAM) ernannt.

LINK: https://blam-bl.de/blam/flechte-moos-des-jahres/mfdj2021.html?lang=de

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NATUR DES JAHRES

NUTZTIER DES JAHRES 2021 (KLEINTIERE):

FOTO: SEBASTIAN EDER

DEUTSCHE PUTE

Rasseputen sind Nachkommen einer der größten flugfähigen Vogelarten. Ihre imposante Erscheinung beeindruckt auch auf Ausstellungen und zieht viele Blicke auf sich. Im Gegensatz zu den schweren Mastputen werden Rasseputen in tiergerechter Unterbringung und Betreuung gehalten. Übermäßige Muskelbildung, die auch oft mit verzögertem Knochenwachstum verbunden ist, wird dadurch vermieden. Die anspruchslosen Freilandputen sind zudem sehr robust und wenig anfällig für Krankheiten. Besonders eindrucksvoll ist das Balzverhalten der Hähne, wenn sie mit gesträubtem Gefieder und aufgerichtetem, radförmigem Schwanz um die Gunst der Weibchen werben. In Österreich sind drei Farbschläge schon seit geraumer Zeit dokumentiert: Blaue, Bronze- und Cröllwitzer Pute. Alle drei Farbschläge sind inzwischen hochgefährdet.

NUTZTIER DES JAHRES 2021 (GROSSTIERE):

D

as Krainer Steinschaf ist ein klein- bis mittelrahmiges und feingliedriges Milchschaf. Es hat ein gerades Nasenprofil und kurze, waagrecht stehende Ohren. Krainer Steinschafe gibt es in vier Farbschlägen: Die häufigsten sind schwarze und weiße Tiere, seltener treten auch graue und gescheckte auf. Beim Nachwuchs sind Zwillinge häufig, ihre Lämmer werden nicht zu einer bestimmten Jahreszeit geboren (asaisonal). Krainer Steinschafe sind stresstolerant, robust, widerstandsfähig und gelten als genügsame, gute Futterverwerter. Sie eignen sich als Weidetiere, die sowohl in trockenen Gegenden gut zurechtkommen als auch raues Bergklima vertragen. Damit kann man mit ihnen auch noch auf Wiesen Erträge erwirtschaften, auf denen man Hochleistungsrassen nicht mehr halten kann. Durch jahrhundertelange Nutzung als Milchschafe sind die Tiere sehr zutraulich und haben einen stark ausgeprägten Herdenzusammenhalt. Krainer Steinschafe überzeugen durch hervorragende Muttereigenschaften und eine gute Milchleistung, aber auch durch feinfaseriges und fettarmes Fleisch von besonderer Qualität. Das Krainer Steinschaf ist eine hochgefährdete autochthone Rasse der Julischen Alpen im Dreiländereck Kärnten, Slowenien und Friaul.

FOTO: KERSTIN REICHMANN

KRAINER STEINSCHAF

VERANTWORTLICHE ZUCHTORGANISATION: Schaf- und Ziegenzuchtverband Kärnten | www.krainersteinschaf.at

Die Ernennung der Nutztierrassen des Jahres erfolgte durch ARCHE Austria – Verein zur Erhaltung seltener Nutztierrassen. In Österreich gibt es über 40 gefährdete Nutztierrassen, deshalb werden nun zwei Rassen jährlich ernannt. Dabei wird jeweils eine Rasse der Kategorie Kleintiere (Geflügel, Kaninchen, Hunde, Bienen) und eine der Kategorie Großtiere (Rind, Pferd, Schwein, Schaf, Ziege) vor den Vorhang geholt.

INFOS: Spartenbetreuerin Krainer Steinschaf und Deutsche Pute: Barbara Soritz, Unterfresen 58, 8541 Schwanberg, T +43 699 12162273, barbara.soritz@biosphaerehof.at, www.krainersteinschaf.at

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FOTO: WERNER GAMERITH

TITEL

NEOZOON DES JAHRES 2021:

DER ASIATISCHE HARLEKINMARIENKÄFER

Der Asiatische Harlekin-Marienkäfer erobert die Welt. Ursprünglich zur biologischen Schädlingsbekämpfung in Glashäusern nach Europa und Nordamerika gebracht, erweist er sich nun für einige heimische Marienkäferarten als fatal und verdrängt diese zusehends.

Heimische Marienkäferarten wie der Siebenpunkt werden von Harmonia axyridis zunehmend verdrängt.

Die älteren Larven des Asiatischen Harlekin-Marienkäfers haben stachelähnliche Fortsätze, die vom ersten bis zum fünften Hinterleibssegment orange gefärbt sind, der Rest des Körpers ist dunkelgrau bis schwarz.

Der Neozoon des Jahres wird seit 2018 vom Naturschutzbund Österreich abwechselnd mit einem Neophyten ernannt.

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ALLE FOTOS: WOLFGANG SCHRUF

(HARMONIA AXYRIDIS)

Zum Verhängnis wird den heimischen Marienkäfer-Arten, dass der invasive Neuling im Konkurrenzkampf der Larven untereinander meist Sieger bleibt. Außerdem haben Forscher der Universität Gießen herausgefunden, dass die heimischen Marienkäferarten über keinen natürlichen Schutz gegen Krankheitserreger von Harmonia axyridis verfügen. Dagegen ist der Asiatische Marienkäfer gewappnet: Er besitzt eine Vielzahl von Abwehrmolekülen in seinem Blut, nach Ansicht der Forscher verfügt er sogar über „die höchste Anzahl antimikrobieller Stoffe, die bisher bei Tieren nachgewiesen wurde“. Das macht den Harlekin-Marienkäfer für die Suche nach Medikamenten gegen verschiedene Krankheiten des Menschen interessant, vor allem gegen Tuberkulose und Malaria. Anderseits können seine bitteren Geschmacksstoffe bei in Weintrauben versteckten Käfern den daraus gewonnenen Wein geschmacklich ruinieren. Siegreicher bei der Fortpflanzung, flexibler bei der Nahrungsauswahl Seine Verdrängungskraft beweist Harmonia axyridis aber auch bei der Fortpflanzung. So bringt der heimische Siebenpunkt jährlich zwei Generationen hervor, Harmonia punktet bei geeigneter Witterung und gutem Nahrungsangebot mit drei oder vier. Auch bei der Ernährung ist der „Neue“ flexibler. Sowohl die Larven als auch die erwachsenen Käfer ernähren sich zwar hauptsächlich von Blatt- und Schildläusen, allerdings stellen sie sich bei Lausmangel schnell auf andere weichhäutige Insekten und Milben um. Dabei machen sie sich ebenso über Eier und Raupen von Schmetterlingen oder Gallmücken her, aber auch über Marienkäferlarven – egal, ob von anderen oder der eigenen Art. In Laborversuchen wurde festgestellt, dass Harmonia-Larven jene vom Sieben- oder Zweipunkt-Marienkäfer fast immer besiegen. >DB< LINK: https://science.sciencemag.org/content/340/6134/816

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FOTOS: WOLFGANG VON BRACKEL

NATUR DES JAHRES

BLUME DES JAHRES 2021:

DER GROSSE WIESENKNOPF (SANGUISORBA OFFICINALIS)

FOTO: JULIAN DENSTORF

Seine Bestände sind rückläufig, sein Lebensraum bedroht, zwei Schmetterlingsarten von ihm abhängig: Mit der Wahl des Großen Wiesenknopfes zur Blume des Jahres macht der Naturschutzbund auf den artenreichen Lebensraum „extensiv genutztes Grünland“ aufmerksam. Der Große Wiesenknopf ist ein typischer Vertreter von Feucht-, Nass- und Moorwiesen sowie extensiv genutztem Grünland. Sein Lebensraum ist in den letzten 50 Jahren jedoch massiv weniger geworden. Die ausdauernde krautige Pflanze kann zwischen 30 und 120 cm hoch werden. Der Stängel ist rund, gerillt und kahl, manchmal ist er an der Basis behaart. Die aufrechten, kopfigen Blütenstände enthalten etwa 20 bis 40 Blüten, die von oben nach unten hin aufblühen. Seine Kelchblätter sind meist dunkel rot-braun oder purpur- bis rosafarben, Kronblätter fehlen. Blütezeit ist ab Juli. Lebensraum Zwei Schmetterlingsarten sind auf besondere Art und Weise von der Blume des Jahres 2021 abhängig: der Helle und der Dunkle Wiesenknopf-Ameisenbläuling. Deren Weibchen legen ihre Eier ausschließlich an noch nicht aufgeblühte Knospen des Großen Wiesenknopfs. Die Raupen fressen dann die Blütenköpfe von innen her auf. Da die Eier einzeln an den Blumen abgelegt werden, braucht es viele Blumen für die Fortpflanzung der Schmetterlinge. Aufgrund der maschinell schwierig durchzuführenden Bewirtschaftung und des relativ geringen Ertrags wurde die klassische Heugewinnung auf solchen Grünland-Standorten vielerorts aufgegeben. Stattdessen wurden viele dieser Wiesen trockengelegt, intensiv beweidet oder zu Äckern umgebrochen. Oft wurde die Bewirtschaftung auch ganz aufgegeben. Schilf, Hochstauden und Gehölze traten an die Stellen der bunten Wiesenblumen. Der Große Wiesenknopf ist in Europa und Asien verbreitet. Man findet ihn von der Atlantikküste bis nach Ostasien (Südchina), nur in Nordeuropa fehlt er fast gänzlich. In den Zentralalpen ist er bis in 2.300 m Höhe zu finden. Mit der Ernennung des Großen Wiesenknopfes zur Blume des Jahres möchte der Naturschutzbund auf die komplexen Probleme der Intensivierung der Grünlandwirtschaft aufmerksam machen. Als Teil der traditionellen Kulturlandschaft sind diese Lebensräume zwar weitgehend menschengemacht, haben sich aber über Jahrtausende zu einem festen, artenreichen und schützenswerten Teil Mitteleuropas entwickelt. Lebensräume wie diese zeigen, welch hohe Verantwortung wir übernehmen, wenn wir die Landschaft um uns herum überformen. Frühjahrsausgabe | natur&land | 107. JG. – Heft 1-2021

Großer Wiesenknopf mit Hellem WiesenknopfAmeisenbläuling FOTO: JOSEF LIMBERGER

Die Blume des Jahres für Österreich wird vom Naturschutzbund Österreich ernannt. 2021 schließt er sich mit der Wahl des Großen Wiesenknopfs (Sanguisorba officinalis) wieder der Wahl der Loki-Schmidt-Stiftung in Deutschland an.

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TITEL

FOTO: KARL FRIEDRICH REINWALD

GEFÄHRDETER PILZ DES JAHRES 2021:

DER HALSBAND-RITTERLING (TRICHOLOMA FOCALE (FR.) RICKEN 1914)

Der überaus seltene Halsband-Ritterling ist ein Beispiel dafür, dass auch ein auffälliger und in vielen populären Pilzbüchern abgebildeter Blätterpilz in seiner Existenz gefährdet sein kann. Mit Hutgrößen von bis zu 15 cm Durchmesser bildet der von August bis November anzutreffende HalsbandRitterling durchaus beeindruckende Fruchtkörper aus. Die orangebraune bis kupferrote Hutoberseite ist vor allem bei feuchterem Wetter schmierig. Am Stiel besitzt er einen zerschlissen wirkenden Ring, oberhalb dessen der Stiel weiß und unterhalb rotbraun ist. Im Alter kann der Ring verschwinden. Charakteristisch ist der stark mehlig-gurkige Geruch und der milde Geschmack des weißen kompakten Fleisches, der bei älteren Exemplaren etwas bitter werden kann. Der Pilz soll bei Verzehr MagenDarm-Beschwerden verursachen, nach anderen Meinungen soll er essbar sein. Aufgrund seiner Seltenheit sollte er aber ohnedies auf jeden Fall geschont werden! Verbreitung Der Halsband-Ritterling ist in Europa vom Mittelmeergebiet bis in die Arktis verbreitet, aber überall selten und seit einigen Jahrzehnten stark rückläufig. In den meisten europäischen Ländern wird der Pilz auf der Roten Liste entweder als „vom Aussterben bedroht“ oder als „stark gefährdet“ eingestuft. Etwas zahlreiDer gefährdete Pilz des Jahres 2021 für Österreich wurde von der Österreichischen Mykologischen Gesellschaft (https://www.myk.univie.ac.at/) ernannt.

cher sind die Funde des Pilzes in den USA, insbesondere an der Westküste. In Österreich wurde der Pilz an ganz wenigen Standorten in Niederösterreich, Kärnten, Tirol und der Steiermark dokumentiert, wobei neuere Funde nur aus Niederösterreich und 2020 in Kärnten bekannt geworden sind. Gefährdung Der Halsband-Ritterling wächst vor allem in naturbelassenen und nährstoffarmen, trocken-sandigen Föhrenwäldern, bevorzugt auf Kalkböden und in eher kontinental geprägtem Klima. Derartige Habitate sind in den letzten Jahrzehnten durch die Förderung der Fichte und durch den Klimawandel zunehmend unter Druck geraten. Hinzu kommen verschiedene Pflanzen- und Pilzkrankheiten, die einerseits seinen Lebensraum wie auch den Pilz selbst beeinträchtigen. Wie für alle Pilze, die an nährstoffarme Standorte gebunden sind, wirkt sich auch der anthropogen bedingte Stickstoffeintrag in die Wälder ungünstig aus.

Text: Christian Apschner, Gerhard Koller, Irmgard Krisai-Greilhuber (redaktionell gekürzt) Quellen: Dämon, W., Krisai-Greilhuber, I., 2017: Die Pilze Österreichs. Verzeichnis und Rote Liste 2016. ÖMG (Österreichische Mykologische Gesellschaft, 2021-laufend: Mykologische Datenbank. Bearbeitet von Krisai-Greilhuber, I., Friebes, G., (Fortsetzung von Dämon, W., Hausknecht, A., Krisai-Greilhuber, I.: Datenbank der Pilze Österreichs)

LINK: Mykologische Datenbank: https://pilzdaten-austria.eu

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NATUR DES JAHRES

FOTO: WOLFGANG SCHWEIGHOFER

VOGEL DES JAHRES 2021:

DER GIRLITZ

(SERINUS SERINUS) Der fröhlich klingelnde Gesang des Girlitz‘ verstummt immer mehr, weil sein Bestand massiv abgenommen hat. Damit zählt der Girlitz zu den Sorgenkindern in der heimischen Vogelwelt. Mit nur 11–12 cm Körperlänge vom Schnabel bis zum Schwanz und 11–12 g Gewicht ist der Girlitz der kleinste heimische Fink. Dennoch ist er ein „großer Sänger“: Vorzugsweise lässt er seinen Gesang von hohen Baumwipfeln erklingen, aber auch Hausdächer und Leitungsdrähte sind willkommene Bühnen. Um seine Angebetete zu überzeugen, zeigt er zudem einen schmetterlingsartigen Singflug.

FOTO: HANS GLADER

SO EINFACH HELFEN WIR DEM GIRLITZ

Vor allem Gartenbesitzer haben es in der Hand, dem kleinen, wilden Bruder des Kanarienvogels zu helfen: Lassen Sie Wildkräuter in Pflasterritzen und Blumenbeeten zu! Verwenden Sie Gittersteine mit Ritzenvegetation als Pflasterung anstelle von völlig versiegelten Flächen! Legen Sie Wildblumenbeete an und lassen Sie in wilden Ecken Wildkräuter wachsen!

Der Vogel des Jahres wird von BirdLife Österreich ernannt, einem Partner von BirdLife International, dem weltweit größten aktiven Netzwerk von Naturund Vogelschutz-Organisationen.

Dramatischer Bestandseinbruch Den österreichischen Girlitz-Bestand schätzt BirdLife Österreich aktuell auf rund 50.000 Brutpaare. Damit zählt er momentan noch zu den häufigen Brutvögeln, doch die Beobachtungen weisen einen satten Einbruch in den letzten 20 Jahren nach: Acht von zehn Vögeln sind verschwunden, wodurch der Bestand österreichweit auf ein Fünftel abgenommen hat. Der Jahresvogel 2021 zählt somit zu jenen Arten, deren Anzahl in den letzten Jahren am dramatischsten zurückgegangen ist. Nahrungs- und Lebensraumprobleme Als Lebensraum bevorzugt der Girlitz lichte, reich strukturierte Landschaften bis rund 800 m Seehöhe. Er benötigt einerseits Bäume zum Brüten und Singen, andererseits niedrig bewachsene Flächen zur Nahrungssuche. Entscheidend ist in jedem Fall ein reiches Angebot an Wildkräutern, denn er ernährt sich ausschließlich von deren Samen (Hirtentäschel, Löwenzahn u.ä.) und kleinen Baumsamen (wie Ulme und Birke). Auch die Jungen werden mit einer Art Babybrei aus zerquetschten unreifen Samen gefüttert. Die Hauptursache für den starken Rückgang ist die Veränderung seines Lebensraums mit immer größerem Mangel an Wildkräutern. Im Kulturland fehlen ihm die Brachflächen, im Siedlungsbereich machen ihm die Versiegelung von Stadtrandgebieten und Wegrändern sowie die sterile Gestaltung von Gärten, Parks und öffentlichem Grün zu schaffen. Vor allem im Osten Österreichs findet man Girlitze kaum mehr in der offenen Landschaft. Städte und Dörfer bilden für den Vogel inzwischen wichtige Rückzugsräume. LINK: www.birdlife.at

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FOTO: WOLFGANG KLEINSTEUBER

TITEL

INSEKT DES JAHRES 2021:

DIE DÄNISCHE EINTAGSFLIEGE

FOTO: JOHANNES GEPP

(EPHEMERA DANICA)

Eintagsfliegen gab es schon vor den Sauriern. Heute besitzt diese Insektengruppe Reliktcharakter. Die Eintagsfliegen bzw. ihre Vorfahren traten erstmals im Unterkarbon (vor 355–333 Mio. Jahren) auf. Seit dem Jura (vor etwa 201–145 Mio. Jahren) nahm ihr Anteil an der Gesamtzahl der bekannten Insektenarten stetig ab. Lebensmotto: „Kleiderwechsel“ Mit der Anzahl ihrer Larvenstadien gehören Eintagsfliegen wohl zu jenen Insekten, die die meisten Häutungen vollziehen: Je nach Wassertemperatur sind es 20 bis 30 „Kleiderwechsel“ bis zum fertig ausgebildeten Fluginsekt. Dafür braucht es viel Zeit, in Mitteleuro-

Manche Eintagsfliegenarten schwärmen massenhaft innerhalb weniger Stunden und bieten dabei ein beeindruckendes Schauspiel.

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NATUR DES JAHRES

pa meist zwei Jahre. In Gewässerbereichen mit langfristig optimalen Entwicklungsbedingungen können die Ephemera-Larven hohe Populationsdichten erreichen. Dann ist während einer kurzen Zeit im Jahr ein synchronisierter Massenschlupf von hunderten Tieren zu beobachten. Bereits ab dem letzten Larvenstadium besitzt die Eintagsfliege nur noch verkümmerte Mundwerkzeuge und nimmt keine Nahrung mehr auf. Deshalb hat das fertige Insekt eine sehr kurze Lebensdauer von nur zwei bis vier Tagen. In dieses Stadium fallen Paarung und Eiablage. Die Paarung erfolgt im Flug Für die Paarung schwärmen die Männchen auf der Suche nach einem Weibchen in Gruppen vorzugsweise nachmittags bis abends im Uferbereich. Hat sich ein Paar gefunden, paart es sich im Flug. Dabei driften die Tiere mit gespreizten Schwanzfäden und schlagenden Flügeln abwärts und trennen sich meist erst unmittelbar vor Erreichen des Bodens oder der Wasseroberfläche wieder. Verbreitung, Gefährdung und Schutz Die Dänische Eintagsfliege ist in Mitteleuropa weit verbreitet und besiedelt dort ein breites Gewässerspektrum von der Ebene über das Hügel- bzw. Alpenvorland bis ins Gebirge. So ist sie sowohl in kleinsten Bächen als auch in größeren Flüssen sowie in der Brandungszone von Seen zu finden. Aktuell ist sie nicht gefährdet. Während ihrer Larvenentwicklung ist sie jedoch auf ökologisch intakte Gewässer mit gutem Sauerstoffgehalt angewiesen. Die grabenden Larven brauchen außerdem strömungsberuhigte, feinsedimentreiche und nicht zu stark verschlammte Bereiche, damit sie ihre Wohnröhren anlegen können. Die erwachsenen Fluginsekten sind auf strukturreiche Gehölzsäume der Gewässerufer angewiesen. Dort finden sie nach dem Schlupf Ruheplätze und während ihrer Paarungsflüge Orientierungspunkte sowie die von ihnen bevorzugten Schwarmplätze. Ein möglichst umfassender Gewässer- und Uferschutz sichert und fördert daher langfristig den Erhalt der Art. Insbesondere sollten dabei übermäßige Nährstoffeinträge, die zu Eutrophierung und Bildung von Faulschlamm führen, vermieden werden. Ausbaumaßnahmen, Stauhaltungen und die Rodung oder Vernichtung von Ufergehölzen wirken sich ebenfalls negativ auf die Wasserinsekten aus. Mit der Dänischen Eintagsfliege wird erstmals eine Vertreterin einer Insektengruppe als „Insekt des Jahres“ ernannt, die mit ca. 140 bekannten Arten in Mitteleuropa zu den vergleichsweise artenarmen gehört. Frühjahrsausgabe | natur&land | 107. JG. – Heft 1-2021

Dänische Eintagsfliege bei der Häutung FOTO: WOLFGANG KLEINSTEUBER

Das Insekt des Jahres wird seit 1999 proklamiert. Ein Kuratorium, dem namhafte Insektenkundler*innen und Vertreter*innen wissenschaftlicher Gesellschaften und Einrichtungen angehören, wählt jedes Jahr aus verschiedenen Vorschlägen ein Insekt aus. Der Naturschutzbund Österreich ist seit Beginn mit dabei. Quelle: www.senckenberg.de

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FOTO: CHRISTIAN BERG

TITEL

MOOS DES JAHRES 2021:

DAS SPARRIGE KRANZMOOS (RHYTIDIADELPHUS SQUARROSUS)

Vielen Gartenbesitzern ist das Sparrige Kranzmoos wohl nur allzu vertraut, denn die häufig auftretende Art, auch Sparriger Runzelbruder oder Sparriger Runzelpeter genannt, bildet in feuchten und häufig geschnittenen Rasenflächen oft große Bestände. Die nährstoff- und feuchtigkeitsliebende, kalkmeidende Art kommt in frischen bis feuchten Wiesen vor. Besonders gut gedeiht sie in häufig geschnittenen kurzen Rasen, etwa in Gärten und in Parkanlagen. Hier kann sie bei zu kurzem Schnitt und regelmäßiger Bewässerung die Oberhand über die Gräser gewinnen und fast reine Moosrasen bilden. Ihr häufiges Vorkommen im Siedlungsraum zeigt, dass sie nicht besonders anfällig für Schadstoffe ist. Stark luftverschmutzte Stadtgebiete meidet sie aber. Das Sparrige Kranzmoos fruchtet in Mitteleuropa sehr selten, so dass die Verbreitung vor allem über Sprossbruchstücke stattfindet. Ein wirksames Verbreitungsmittel sind dabei wahrscheinlich die Mähgeräte. Das Moos des Jahres wird vom Naturschutzbund Österreich und der Bryologisch-lichenologischen Arbeitsgemeinschaft für Mitteleuropa e.V. ernannt.

Bekämpfen oder nicht? Eine Empfehlung: Beginnen Sie keinen Privatkrieg gegen dieses Moos, den Sie ohnehin verlieren werden. Angesprochen ist damit der Gartenbesitzer, der seinen Rasen stets so kurz hält, dass die niedrigen Moospflanzen von der Mahd nicht geschädigt werden, wohl aber die höher wachsenden Kräuter und Gräser. Das Moos lässt sich aber dennoch zurückdrängen. Oft reicht es schon, den Rasenmäher 1–2 cm höher einzustellen, nicht jede Woche zu mähen und seltener zu gießen. Beide Maßnahmen helfen darüber hinaus, den Hausgarten arten- und blütenreicher zu gestalten. In selten betretenen Bereichen genügt je nach Nährstoffgehalt des Bodens eine Mahd ein- bis dreimal im Jahr. Will man jedoch unbedingt seinen kurzgeschorenen Rasen behalten, kann man sich auch mit dem Sparrigen Kranzmoos arrangieren. Grün und betretbar ist die Wiese dann allemal.

Text: Dr. Wolfgang von Brackel (redaktionell gekürzt) wolfgang@vonbrackel.de

LINKS: https://de.wikipedia.org/wiki/Rhytidiadelphus_squarrosus

https://swissbryophytes.ch/index.php/de/bilder?taxon_id=nism-2133 https://www.botanik-bochum.de/pflanzenbilder_moose/Rhytidiadelphus_squarrosus.htm https://asco-sonneberg.de/pages/gallery/bryoscyphus-phascoides-croziers--181028-iw040-01xsjj40480.php https://blam-bl.de/blam/flechte-moos-des-jahres/mfdj2018.html?lang=de

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FOTO: CHRISTA HOCHPÖCHLER

NATUR DES JAHRES

WASSERTIER DES JAHRES 2021:

DIE ÄSCHE

(THYMALLUS THYMALLUS, L.)

Als Leitfisch der nach ihr benannten Gewässerregion steht die Äsche für saubere, rasch strömende, kühle Fließgewässer mit hohem Sauerstoffgehalt und Untergrund aus grob- und feinkörnigem Kies. Sie reagiert sensibel auf Verschlechterungen der Lebensraumverhältnisse und ist inzwischen aus vielen Gewässern verschwunden. Die auffälligsten Merkmale der Äsche sind ihre große Rückenflosse, ausgeprägte große Rundschuppen sowie die nach vorne spitz zulaufenden, birnenförmigen Pupillen. Die fahnenförmige Rückenflosse ist bei den männlichen Äschen stärker nach hinten ausgezogen als bei den Weibchen. Mit ihr imponieren sie diesen während der Laichzeit. Als Laichplatz brauchen Äschen Kiesbänke, wo sich die Eier und Embryonen im Lückenraum entwickeln können. Ausgewachsene Tiere werden etwa 40 bis 50 cm lang und erreichen ein Gewicht von 500 bis 1.500 g, besonders große Exemplare können in seltenen Fällen aber sogar doppelt so schwer werden. Gefährdung Die Bestände der geselligen Äsche nehmen in Österreich – so wie in ganz Mitteleuropa – deutlich ab und der einst weit verbreitete Fisch wird inzwischen auf der Roten Liste der Fische Österreichs aus dem Jahr 2007 als gefährdet geführt. Vielerorts hat sich die Situation inzwischen weiter verschärft. Die Ursachen für den Rückgang dieses eleganten Fisches liegen vor allem in der immer schlechteren Ausstattung seines Lebensraumes (z. B. Gewässerregulie-

Äschen benötigen zum Laichen stark überströmte Kiesbänke. FOTO: HANNES AUGUSTIN

rung, Wasserkraftanlagen, Feinsedimenteintrag) sowie der Zerschneidung desselben. Fischprädatoren können Lebensraumdefizite zudem verstärkt aufzeigen. Auch die Erwärmung der Gewässer als Folge des Klimawandels macht der Äsche das Leben schwer. Für die Larven- und Jungfischstadien wirkt sich insbesondere der Schwallbetrieb von Wasserkraftwerken verheerend aus. Obwohl die Schonzeit für die Äsche in Österreich nur bis zu vier Monate umfasst, schonen immer mehr Bewirtschafter die Äsche ganzjährig. Doch das ist nur ein Tropfen auf den heißen Stein: Damit sich die Bestände dieser sensiblen Art erholen, braucht es ein ganzes Bündel an weiteren Maßnahmen zur Verbesserung der Lebensräume.

Mit der Ernennung zum „Wassertier des Jahres“ möchten der Österreichische Fischereiverband und die Landesfischereiverbände, unter Mitwirkung des Bundesamtes für Wasserwirtschaft und des Österreichischen Kuratoriums für Fischerei, die jeweilige Art und ihren Lebensraum ins allgemeine Bewusstsein bringen. Neben der traditionellen fischereilichen Bedeutung soll vor allem auf die aktuelle Bedrohung der Art und auf die Gefährdung ihres Lebensraums hingewiesen werden.

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TITEL

FOTO: GILBERT LOOS (ARABEL)

SPINNE DES JAHRES 2021:

ZWEIHÖCKER-SPINNENFRESSER (ERO FURCATA)

Diese Spinnenart ist ein „Räuber unter den Räubern“: Wie der deutsche Name bereits vermuten lässt, ernährt sie sich ausschließlich von anderen Spinnen.

Text: Christoph Hörweg (redaktionell gekürzt) Gewählt wurde die „Europäische Spinne des Jahres“ von 84 Arachnologen aus 27 europäischen Ländern. Die Koordination der Wahl liegt beim Naturhistorischen Museum Wien, in Zusammenarbeit mit der Arachnologischen Gesellschaft (AraGes) und der European Society of Arachnology (ESA).

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Verbreitung und Lebensraum Der Zweihöcker-Spinnenfresser Ero furcata (Villers, 1789) ist in ganz Europa, Nordafrika und – abgesehen von Südasien – in ganz Asien verbreitet. Er bewohnt die Bodenstreu verschiedener Waldtypen, aber auch den unteren und mittleren Stammbereich von Bäumen. Waldränder, Sträucher und Wärmestandorte zählen ebenfalls zu seinem Lebensraum. Doch er ist nicht der einzige Vertreter der Familie der Spinnenfresser (Mimetidae): Weltweit umfasst sie 154 Arten, in Europa sind zehn Arten bekannt. Ero furcata gilt als nicht gefährdet. Lebensweise Der Zweihöcker-Spinnenfresser ernährt sich vor allem von Netzspinnen. Er selbst baut kein Netz, sondern besucht am Abend und in der Nacht Netze anderer Spinnen, wo er durch geschicktes Zupfen ein ins Netz gegangenes Beutetier vortäuscht. Die dadurch angelockte Netzinhaberin wird mit den langen Vorderbeinen gepackt, ins Bein geFrühjahrsausgabe | natur&land | 107. JG. – Heft 1-2021


NATUR DES JAHRES

Kokon des ZweihöckerSpinnenfressers: Kinderstube am seidenen Faden

STREUOBSTSORTE DES JAHRES 2021:

ACHATZLBIRNE

Alten Bäuerinnen und Bauern des Kärntner Lavanttales ist die „Achatzlbirne“ zumindest dem Namen nach noch ein Begriff. Auch in der alten pomologischen Literatur wurde die Sorte immer wieder erwähnt. Sie wird dort als spät reifende, reichlich und früh tragende Mostbirne ersten Ranges bezeichnet. Deshalb ist es verwunderlich, dass diese attraktive und wertvolle Mostbirnensorte in der Zeit nach 1945 bereits als verschollen galt. Grund dafür könnte die Schwachwüchsigkeit und kürzere Lebensdauer der Bäume sein. Erst im Herbst 1996 wurden einige wenige Bäume bei Sortenerhebungen im Lavanttal wieder aufgefunden und anschließend weiterveredelt und so erhalten.

FOTO: SIEGFRIED BERNKOPF

bissen und anschließend ausgesaugt. Nicht umsonst trägt der Zweihöcker-Spinnenfresser den englischen Namen „pirate spider“. Untertags sitzt das Tier gut versteckt unter Blättern und Zweigen und ist daher nur schwer zu entdecken. Leichter zu finden ist hingegen der charakteristische Kokon, der im Spätsommer produziert wird. Er ist tropfenförmig gestaltet, etwa vier Millimeter groß und besteht aus mehreren Lagen verschiedener Spinnseiden: Innen befindet sich eine weiße dünne Gespinstschicht aus sehr feiner Seide, straff darüber eine Lage aus grober, fester Seide und außen eine Hüllschicht aus gekräuselten, drahtartigen Fäden. Der Kokon wird meist an einem ca. 15 mm langen, dünnen, aber steifen Faden unter Vorsprüngen, Blättern oder an Zweigen angebracht. Diese Aufhängung kann als Schutzmaßnahme gegen Eiräuber angesehen werden, verhindert aber nicht die Parasitierung durch z. B. Schlupfwespen, die bis zu 40 % der Kokons betreffen kann. Ein Kokon enthält meist nur sechs bis acht Spinneneier, aus denen die Jungspinnen erst nach dem Winter schlüpfen.

Herkunft Der Name „Achatzl“ bezieht sich auf Matthias Achazel/ Matija Ahacel oder Achatzl (1779–1845), einen Kärntner Universalgelehrten. Er war Lehrer für Mathematik, Landwirtschaft und Naturgeschichte am Klagenfurter Lyzeum, als Meteorologe Mitbegründer der Klimaaufzeichnungen in Kärnten und „Kanzler“ (Obmann) der Kärntner Landwirtschaftsgesellschaft (einer Vorläuferin der Landwirtschaftskammer). In Viktring besaß er einen botanischen Garten mit Obstsortensammlung, der auch für Schulungen genutzt wurde.

Text: Siegfried Bernkopf, Katharina Varadi-Dianat & Christian Holler (redaktionell gekürzt) Die „Streuobstsorte des Jahres“ ist eine Initiative der ARGE Streuobst, der Österreichischen Arbeitsgemeinschaft zur Förderung des Streuobstbaus und zur Erhaltung obstgenetischer Ressourcen. www.arge-streuobst.at FOTO: CHRISTIAN KOMPOSCH (ÖKOTEAM)

Zweihöcker-Spinnenfresser gesehen? Mit der Wahl der „Spinne des Jahres“ soll nicht nur eine wenig beliebte Tiergruppe in den Fokus gerückt werden, sondern die Wissenschaftler erhoffen sich gleichzeitig Daten zur aktuellen Verbreitung zu bekommen. In diesem Sinne: Erfreuen Sie sich an der „Spinne des Jahres 2021“ und helfen Sie mit ihrer Fundmeldung und einem Foto (möglichst von Spinne und Kokon!) bei der Dokumentation dieser Art auf www.naturbeobachtung.at. Frühjahrsausgabe | natur&land | 107. JG. – Heft 1-2021

INFO: Bäume der Achatzlbirne sind ab Herbst 2021 bei folgenden Baumschulen erhältlich: Baumschule Gurtner, 4974 Ort im Innkreis, Aigen 1, T +43 7751 8342 Biobaumschule Schafnase, 3544 Idolsberg, Eisenberg 19, T +43 2731 77043, T +43 650 9822404 Helmut Rücklinger, 3300 Amstetten, Wolfsoed 1, T +43 7472 62400 Werner Hubmann, 8072 Fernitz-Mellach, Höhenstr. 84, T +43 313 582227 Andreas Ranseder, 7974 Ort im Innkreis 126, T +43 6764 771836

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TITEL

AUSSCHNITT

MINERAL DER JAHRE 2020+2021:

WULFENIT

(Pb[MoO4], TETRAGONAL)

Verbreitung Wulfenit ist ein typisches Sekundärmineral, das durch Oxidation und Ausfällung in Bleilagerstätten entsteht. Es ist heute von vielen Fundorten rund um den Globus bekannt. Hierunter nimmt Österreich einen weltweit wichtigen Rang ein: Wulfenit wurde erstmals hierzulande wissenschaftlich beschrieben, und auch die international verzeichnete Typlokalität liegt in Bad Bleiberg in Kärnten. Der heute gültige Name leitet sich ab vom

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ALLE FOTOS UND ILLUSTRATION: ROBERT KRICKL

W

ulfenit ist eine natürlich vorkommende Verbindung aus den chemischen Elementen Blei, Molybdän und Sauerstoff, die im tetragonalen Kristallsystem kristallisiert. Obwohl die Farbe sehr stark variieren kann, liegt die häufigste und bekannteste im Bereich gelb über orange bis rot. Dies trug der Mineralart auch die alte deutsche Bezeichnung „Gelbbleierz“ ein. Wulfenit zeigt viele Flächenformen und kann in vielerlei Gestalt gefunden werden – von staubigen Anflügen, über nadelige Rasen, bis hin zu großen Tafeln oder spitzen (Di)Pyramiden. Obwohl in Ausnahmefällen von bis zu 60 cm großen Giganten berichtet wurde, sind die meisten gefundenen Kristalle deutlich kleiner, und man freut sich schon über mehrere Millimeter große, schön ausgebildete Individuen. Besonders gefragt sind transparente Exemplare, bei denen der attraktive, sehr hohe Glanz dieses Minerals stark in Erscheinung tritt. Die meisten sind jedoch durch Verunreinigungen und Einschlüsse undurchsichtig. Die Härte ist gering (in der Größenordnung von Kalk) und die Dichte hoch (fast so hoch wie Eisen).

Bei der Suche nach Mineralien braucht es Fachwissen und Trittsicherheit

Kärntner Naturforscher Franz Xaver von Wulfen, der die „kärnthnerischen Bleyspate“ 1785 umfassend beschrieben hatte. Wulfen beschrieb auch einige Pflanzenarten erstmals, weshalb nach ihm ebenfalls einige Alpen-Pflanzen benannt wurden, wie etwa die WulfenHauswurz (Sempervivum wulfenii) oder die Kärntner Wulfenia (Wulfenia carinthiaca). Wulfenit gibt es aber nicht nur in Kärnten, sondern es sind noch einige weitere Vorkommen in Niederösterreich, Salzburg, Tirol, der Steiermark und Vorarlberg bekannt. Anwendung Wie viele andere Minerale ist Wulfenit „nicht nur schön“, sondern hat auch Relevanz: Historisch war Wulfenit in Frühjahrsausgabe | natur&land | 107. JG. – Heft 1-2021


NATUR DES JAHRES

DREI ARTEN FÜR ZWEI JAHRE

FOTO: DGHT/AXEL KWET

Diese drei Arten vertreten ihre Kategorie – ebenso wie der Wulfenit – in den Jahren 2020 und 2021. Wir haben sie Ihnen bereits im letzten Jahr ausführlich vorgestellt.

Kristallstruktur von Wulfenit: grau – Blei (Pb), gelb – Molybdän (Mo), rot – Sauerstoff (O)

FOTO: ROGER JAGERSBERGER

Reptil: Zauneidechse

Fledermaus: Mopsfledermaus FOTO: PIXABAY

manchen Regionen ein wichtiges Erz zur Gewinnung von zunächst Blei und später Molybdän. Letzteres ist ein Metall, das heute beispielsweise als Bestandteil von Röntgenapparaten in Krankenhäusern oder auch für Lampen, Werkzeuge etc. aus unserem Alltag nicht wegzudenken ist. Weiters wurde Wulfenit mitunter als Schmuckstein verwendet und in der Antike sogar als Pigment. Im 20. Jahrhundert hat synthetisch hergestelltes Material eine Bedeutung als Farbmittel (z.B. zum Färben von orangem Plastik) erlangt. Künstliche Wulfenit-Kristalle sind weiters von Interesse als Bestandteile von Lasern. Auch in der geo- und materialwissenschaftlichen sowie gemmologischen Forschung spielt Wulfenit an österreichischen Universitäten und Forschungseinrichtungen bis heute eine Rolle. Mit der Ernennung eines Minerals des Jahres soll neben der belebten Natur nun auch verstärkt auf den großen Stellenwert der unbelebten Natur aufmerksam gemacht werden. Sie ist ein maßgeblicher Bestandteil unserer Umwelt und spielt eine wichtige Rolle für Industrie, Kultur und Wissenschaft.

Das „Mineral des Jahres“ für Österreich wird seit 2018 von der gleichnamigen Arbeitsgemeinschaft gewählt, in deren Beirat die bedeutendsten mineralogischen Staatsinstitutionen, Museen, Organisationen und Vereine repräsentiert sind.

LINK: www.mineraldesjahres.at

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Weichtier: Weinbergschnecke

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ÖKOLOGIE DER MASKE Neben der Schutzwirkung eines Mund-Nasen-Schutzes stellt sich für viele die Frage nach der Ökobilanz der Masken. Ein Forscherteam aus der Schweiz hat diese näher untersucht.

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ie Eidgenössische Materialprüfungs- und Forschungsanstalt (Empa) berücksichtigte dabei Herstellung, Nutzung und Entsorgung der Masken. Grundlage der Berechnung war eine Person, die pro Woche fünfmal mit dem Zug zur Arbeit fährt und dreimal einkaufen geht. Daher wurde eine Stoffmaske, die fünfmal gewaschen wird, verglichen mit dreizehn Einwegmasken, die diese Person pro Woche braucht. Der Materialverbrauch der medizinischen Einwegmasken erwies sich dabei als rund dreimal höher als bei Baumwollmasken. Auch bei Energieverbrauch und Treibhausgasbilanz lag die Maske aus Naturfaser vorne. Immerhin gibt die Baumwollmaske beim Verbrennen nur jene Menge CO2 in die Luft ab, die von den Pflanzen beim Wachsen aus der Atmosphäre absorbiert wurde. Die Einwegmasken werden dagegen aus Erdölprodukten hergestellt, die beim Verbrennen das Klima anheizen. Damit hat die Baumwollmaske die Ökobilanz aber nicht gewonnen: Beim Baumwollanbau wird enorm viel Wasser benötigt, hinzu kommt der Einsatz großer Mengen an Kunstdünger und Pestiziden. Diese Kriterien

machen die Einwegmaske überraschend zum Produkt mit der besseren Ökobilanz. Kommen die Baumwollmasken jedoch länger zum Einsatz, verbessert sich ihre Bilanz und auch bei der Verwendung von recycelter Baumwolle fallen die ressourcenintensiven Produktionskriterien weniger ins Gewicht. FFP2-Masken untersuchte das Schweizer Forscherteam nicht. Diese bestehen im Gegensatz zu den dreilagigen Chirurgenmasken aus fünf Kunststoff-Schichten. Zwischen zwei Vliesschichten filtern drei PolypropylenSchichten Partikel aus der Luft. Sie bestehen damit aus noch mehr Kunststoff und somit erdölbasierten Materialien als die „einfachen“ Masken. Doch egal welche Maske man trägt: Wichtig ist in jedem Fall, dass sie korrekt entsorgt wird. Eine Maske, die in der Natur landet, kann von Tieren verschluckt werden und ihnen gesundheitliche Schäden zufügen. Sie kann Wasser und Boden kontaminieren und Ausgangsbasis für Microplastik sein, das sich leicht weiterverbreitet. Alle Maskentypen sollten deshalb immer ordnungsgemäß in der Restmülltonne entsorgt werden. >DB<

Quellen: https://www.mdpi.com/2071-1050/12/24/10245/htm https://m.simplyscience.ch/teens-liesnach-archiv/ articles/das-innenleben-einer-maske.html https://www.umweltbundesamt.de

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FOTOS: ROBERT PATZNER

AKTUELL


ALLE FOTOS: PIXABAY

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Citizen Scientists UNTERSTÜTZEN WISSENSCHAFTLER Das Eichhörnchen gehörte zu den häufigsten gemeldeten Tieren

Auf Säugetiersuche in OÖ Im Rahmen des Projekts „Die Säugetiere Oberösterreichs erleben und erheben“ rief der Naturschutzbund dazu auf, Säugetierbeobachtungen im Land ob der Enns auf seiner Plattform naturbeobachtung.at zu melden. Nun sind die Beobachtungen von Kleinsäugern ausgewertet – sie geben Hinweis auf Bestandsentwicklungen, zeigen aber auch Überraschendes auf. Knapp 800 Funde von Kleinsäugern in Oberösterreich wurden im Projektzeitraum von 2017–2020 auf naturbeobachtung.at gemeldet. Ein Teil davon konnte aufgrund fehlender Bilder von den Experten nicht geprüft werden oder wurde als zweifelhaft bzw. falsch eingestuft. Der Großteil der Funde aber lieferte Nachweise von 16 Arten bzw. Artengruppen. Am häufigsten wurden Eichhörnchen, Wanderratte, Bisam und Schermaus gemeldet. Aber auch von so seltenen und geschützten Arten wie Haselmaus, Zwergmaus, Alpen-, Garten- und Feldspitzmaus gab es für die Experten hilfreiche Beobachtungen. Typisch für ein Citizen-Science-Projekt: Ein großer Teil der Fundorte lag in der Nähe menschlicher Aktivitätsräume, fast die Hälfte der Fundorte in der Umgebung von landwirtschaftlichen Nutzflächen und ein weiteres Drittel auf oder unmittelbar neben bebauten Flächen. Ver-

gleichsweise wenige Beobachtungen kamen aus Wäldern und naturnahen Flächen, was sich stark auf den Aktionsradius der Beobachter*innen zurückführen lässt. Wo ist die Hausmaus geblieben? Für die Wissenschaftler besonders überraschend war, dass es in den drei Beobachtungsjahren nur eine einzige Meldung zur Hausmaus gab. Zu diesem oft in Menschennähe lebenden Nagetier hatten die Expert*innen deutlich mehr Meldungen erwartet. Die wenigen Beobachtungen lassen nun den Schluss zu, dass das Vorkommen der Hausmaus stark zurückgegangen ist. Gründe für einen Rückgang gäbe es viele: bauliche Veränderungen bei landwirtschaftlichen Gebäuden und Wohnhäusern, eine striktere Betriebshygiene und auch direkte Verfolgung. Ob die Hausmaus-Bestände in OÖ aber wirklich stark rückläufig sind oder die wenigen Meldungen lediglich dem Zufall geschuldet sind, kann jedenfalls erst in weiterführenden Untersuchungen geklärt werden. Der Naturschutzbund möchte jedenfalls mit weiteren Fundmeldungen von „Citizen Scientists“ auf naturbeobachtung.at zu einem besseren Wissensstand über das Vorkommen von Hausmaus & Co beitragen. >DB<

WAS Eierpecken zu Ostern MIT OSTEOPOROSE BEIM HUHN ZU TUN HAT In Österreich ist Eierpecken zu Ostern eine Tradition. Die einfache Regel lautet dabei: Das Ei mit der härteren Schale gewinnt. Doch für diese Schalenfestigkeit müssen Hennen sehr viel leisten. Damit die Eierschale hart wird, lagern die Tiere Kalzium aus ihrem Skelett in den Eiern ab. Das geht allerdings besonders bei Hennen mit hoher Legeleistung auf Kosten der Tiergesundheit, da sie die hohen Kalziumverluste nicht übers Futter ausgleichen können „Turbohennen“, die mehr als 300 Eier pro Jahr legen, leiden unter Brustbeinveränderungen und Knochenbrüchen, also unter osteoporoseähnlichen Erscheinungen.

Deshalb gilt gerade vor Ostern tierischen Produkten mehr Wertschätzung entgegenzubringen. Wie viele Ostereier werden in diesen Wochen achtlos produziert, verschenkt und leider letztendlich auch weggeworfen? Der Verein VIER PFOTEN rät deshalb vor dem Kauf zu überlegen, wie viele Eier man wirklich braucht. Und Tradition hin oder her: Müssen wirklich in jedem Osternest Eier sein, egal ob der Empfänger Eier mag? So mancher freut sich vielleicht über ein alternatives Geschenk. >VIER PFOTEN/DB<

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THEMA

NATURSCHUTZJUGEND SCHAFFT NEUEN LEBENSRAUM FÜR SELTENE KLEINLIBELLEN Ein Teich mit ausgedehnten Flachwasserzonen im Europaschutzgebiet „Lafnitz-Neudauer Teiche“ hat sich zum begehrten Lebensraum für Amphibien, aber auch für Libellen entwickelt.

D FOTO: OLIVER GEBHARDT

er Teich wurde 2008 unter der Leitung des Herpetologen Werner Kammel angelegt, um die steiermarkweit seltene Knoblauchkröte zu unterstützen, da sich die Fläche in deren potenziellem Verbreitungsgebiet befindet. Das Gewässer ist Teil eines Biotopkomplexes rund um die Öko-Insel „Neuwiesen“ bei Bad Blumau. Vor ihrem Kauf durch die Naturschutzjugend Steiermark im Jahr 1999 war sie noch ein Maisacker, dessen Umwandlung in eine Wiese mehrere Jahre dauerte.

Für Libellenforschung ist man nie zu jung!

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Am Teich konnten zwei vom Aussterben bedrohte Libellenarten, die Glänzende Binsenjungfer (Lestes dryas) und die Kleine Binsenjungfer (Lestes virens), von Brigitte Komposch (Ökoteam) nachgewiesen werden1. Im nachfolgenden Projekt2 „Bewusstseinsbildung und Naturraumgestaltung auf Öko-Inseln der Naturschutzjugend“ wurden zwei weitere Teiche im Nahbereich des bestehenden Teichs angelegt. Bei hohem Wasserstand verbinden sich diese zu einem großen Wasserkörper. Bei Dürre trocknen sie aber auch fast vollständig aus, wie im Frühjahr 2020 geschehen. Solche Teiche mit extremen Wasserschwankungen sind der bevorzugte Lebensraum der beiden genannten Kleinlibellen. Entstehende Flachwasserzonen, die sich gut erwärmen, sind die optimale Kinderstube für die Larven der beiden Libellenarten. Je nach Wassertemperatur können sie sich schnell entwickeln und im Optimalfall schon nach zwei Monaten das Wasser verlassen. So gehört vor allem die Glänzende Binsenjungfer zu den frühfliegenden Libellen an unseren Teichen. Im Juli und August hat die Glänzende Binsenjungfer ihr Aktivitätsmaximum, dann ist die beste Zeit sie zu beobachten. Aber Vorsicht: Diese Libellenart ist mit der wesentlich häufigeren Gemeinen Binsenjungfer (Lestes sponsa), mit der sie oft gemeinsam auftritt, leicht zu Frühjahrsausgabe | natur&land | 107. JG. – Heft 1-2021


ARTENSCHUTZ

Teiche Neuwiesen FOTO: PATRICK SCHWAGER

Kleine Binsenjungfer FOTO: BRIGITTE KOMPOSCH

verwechseln. Außerdem lebt die Glänzende Binsenjungfer versteckter – auf diesen Umstand soll wohl der lateinische Artname dryas hinweisen, der sich vermutlich von Dryaden aus der griechischen Mythologie ableitet. Dryaden sind schöne Baumnymphen, die regelrecht mit ihrem Baum verschmelzen können und so kaum sichtbar sind. Gegenüber der eigenen Art ist die Glänzende Binsenjungfer aber recht aggressiv, weshalb viele Nachkommen ein neues Gewässer suchen und nicht mehr zu ihrem Geburtsort zurückkehren. Die Kleine Binsenjungfer ist die kleinste und zierlichste unserer heimischen Binsenjungfern. Sie ähnelt aber mit ihrem Verhalten den anderen Binsenjungfern: Die geschlechtsreifen Tiere sitzen auf senkrechten Pflanzenteilen wie Grashalmen oder Binsen. Dort vollziehen sie dann auch die Paarung, um anschließend die Eier in aus dem Wasser ragende, senkrechte Pflanzenstängel zu stechen. Die Libellen klettern dabei aber nicht unter die Wasseroberfläche. Die Flugzeit der Kleinen Binsenjungfer dauert bis in den Oktober hinein. Damit ist sie innerhalb der Gattung der Binsenjungfern die späteste Art im Jahr. 1 2

Text: Oliver Gebhardt, Naturschutzjugend Steiermark oliver.gebhardt@naturschutzjugend.at

Quellen: Klaas-Douwe B. Dijkstra, Schröter Asmus (Hrsg.), (2006): Die Libellen Europas. Der Bestimmungsführer. Haupt-Verlag https://www.libellenschutz.ch/arten/item/lestes-dryas?category_id=11

im Rahmen eines LE14-20-Projektes der EU LE14-20-Projekt

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THEMA

FOTOS: OLIVER STÖHR

NEUES VORKOMMEN DER DEUTSCHEN UFERTAMARISKE AN DER MÖLL ENTDECKT

FOTO: PRIVAT

Die Deutsche Ufertamariske (Myricaria germanica) ist eine Indikatorart naturnaher Fließgewässer und aufgrund starker Rückgänge seit Jahrzehnten österreichweit vom Aussterben bedroht. Die derzeitigen Schutzbemühungen für diese als „Flaggschiffart des Naturschutzes“ bekannte Pflanze sind hoch.

Mein Tamariskenfund im Mölltal Im Oktober 2019 war ich in Döllach/Großkirchheim. Es zog mich an den Fluss, weil ich dort immer interessante Beobachtungen mache. Zu meinem Erstaunen fand ich eine Pflanze von Myricaria germanica inmitten von Weidengehölzen. Ich dachte mir gleich, dass dieser Fund etwas Besonderes war. Meine Freude war groß, als ich bei meiner Internet-Recherche herausfand, dass es im Mölltal früher Funde dieser seltenen Art gegeben hatte, aber in den letzten Jahrzehnten nicht mehr. Den Fund habe ich dann auf naturbeobachtung.at und im Forum Flora gepostet, gut dokumentiert mit Fotos und exakten Angaben, um eine Nachschau durch Fachleute zu erleichtern. Maria Zacherl, Entdeckerin des rezenten Tamarisken-Vorkommens im Mölltal

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ARTENSCHUTZ

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ür die heute großteils regulierte Möll waren zuletzt keine Vorkommen der Deutschen Ufertamariske mehr bekannt. Umso erfreulicher war es daher, dass es der engagierten Naturbeobachterin Maria Zacherl im Oktober 2019 gelang eine Pflanze an der Möll bei Döllach nachzuweisen. Sie machte diese Beobachtung auf naturbeobachtung.at und im Forum Flora Austria publik. Ihr Fund gab Anlass dazu, noch Anfang November 2019 in den dortigen Möllaufweitungen nach weiteren Tamarisken Ausschau zu halten. Mit Erfolg, denn es konnten insgesamt 90 Tamarisken in zwei Aufweitungsstrecken der Möll gezählt werden. Die Pflanzen wachsen allesamt in den aufgeweiteten, gehölzarmen Uferbereichen auf sandig-kiesigen Flussablagerungen. Besonders hinter Steinbuhnen, wo sich Feinsubstrat nahe der Wasserlinie abgelagert hatte, konnte die Art gesichtet werden. Die Tamarisken-Bestände sind ausreichend groß, um ein Vorkommen des Lebensraumtyps* „Alpine Fließgewässer mit Ufergehölzen von Myricaria germanica“ zu begründen. Dieser Lebensraumtyp umfasst analog zu den zwei Aufweitungsbereichen noch zwei Teilflächen mit insgesamt 5 ha Größe. Diese sind durch eine ca. 250 m lange, nicht aufgeweitete Fließstrecke getrennt. Bedingt durch die hydrologische Beeinträchtigung der Möll, auch noch flussaufwärts der Bestände, wurde der Erhaltungsgrad für beide Teilflächen mit „durchschnittlich bis beschränkt“ eingestuft. Sowohl das individuenreiche Vorkommen von Tamarisken als auch das Auftreten des Lebensraumtyps in den untersuchten Möllaufweitungen wurden in dieser Form nicht erwartet. Die Möll, bis in die 1960er Jahre durch ausgedehnte Verzweigungen geprägt, weist heute aufgrund von Hochwasserschutzmaßnahmen über weite Strecken ein begradigtes und stabilisiertes Flussbett auf, in dem kaum mehr Umlagerungsvorgänge stattfinden. Zudem wird die Möll energiewirtschaftlich intensiv genutzt und durch Stauhaltungen, Schwellbetriebsführung und Ausleitungen erheblich in ihrer ökologischen Funktionsfähigkeit beeinträchtigt. Der nunmehr vorgefundene Tamarisken-Bestand bei Döllach verdankt seine Existenz vorrangig einem erfolgreich umgesetzten, integrativen Hochwasserschutzprojekt. Zur Minimierung des lokalen Hochwasserrisikos wurden hier von 2013 bis 2016 unter anderem Aufweitungen des Flussbettes umgesetzt. Diese Aufweitungen umfassten einen Uferabtrag auf einer Länge von ca. 1,8 km und eine Verbreiterung des Flusses von 12 auf 18 m. Im Zuge dessen wurden auch Flachwasserbereiche, Schotterflächen und Sukzessionsflächen für eine „Weiche Au“ geschaffen und die Aufweitungsbereiche durch Buhnen gesichert. Das Vorkommen zeigt recht anschaulich, welch hohes Potenzial an der Möll für die Deutsche Ufertamariske besteht, wenn geeignete, lebensraumschaffende Maßnahmen geplant und umgesetzt werden. Das Beispiel belegt aber auch, dass integrativer Hochwasserschutz und Naturschutz heute kein Widerspruch sind. Entsprechend vergleichbare Vorbilder tamariskenbestandener Aufweitungen, die ebenso Hochwasserschutzfunktion aufweisen, finden sich an der Isel in Osttirol, die inzwischen als Natura-2000-Gebiet ausgewiesen wurde.

Die Aufweitung der Möll FOTO: OLIVER STÖHR

Text: Mag. Dr. Oliver Stöhr & Mag. Susanne Gewolf REVITAL Integrative Naturraumplanung GmbH Nussdorf 71, 9990 Nussdorf-Debant o.stoehr@revital-ib.at s.gewolf@revital-ib.at

*„LRT 3230“ gemäß der Fauna-Flora-Habitatrichtlinie der EU

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FOTO: CHRISTOPH PURGSTALLER

ARTENSCHUTZ

AKTION WILDBLUMEN EINE STEIRISCHE ERFOLGSGESCHICHTE GEHT IN DIE NÄCHSTE RUNDE

Nahrungsquelle, Brutplatz, Kinderstube, Hochzeitsplatz, Versteck – fast alle Wildtiere, ob Insekten, Vögel oder Säugetiere benötigen im Laufe ihres Lebens bunte Wiesen. So sind Wiesenhummel, Feldlerche oder Rehkitz auf den Reichtum an heimischen Gräsern, Kräutern und Blumen angewiesen. Verschwinden solche Wiesen, verschwinden auch viele Wildtiere. Die Aktion soll für den fortschreitenden Rückgang naturnaher Grünflächen sensibilisieren, weshalb ein Schwerpunkt im Bereich der Öffentlichkeitsarbeit und Informationsvermittlung liegt. Der „Leitfaden zum Blühen und Summen – Fragen und Antworten zur Wildblumenwiese“ wird deshalb bereits das dritte Mal aufgelegt. Für eine bunte und bleibende Pflanzenvielfalt sorgen auch heuer wieder heimische Schönheiten wie Wiesen-Margerite, Färber-Hundskamille, Glockenblume oder Wilde Malve. Besonderheiten wie die Wilde Karde und der Mittlere Wegerich sind auch dabei. Gemeinsame Umsetzung Ziel der jährlichen Aktion ist es, viele Blühflächen und Wildblumenwiesen im öffentlichen Raum anzulegen. Blühende Verkehrsinseln, Böschungsbereiche, Straßenbegleitflächen sowie Blühstreifen, Blumenbeete und

FOTO: CHRISTINE PODLIPNIG

Auch heuer ruft der Naturschutzbund Steiermark steirische Gemeinden zum gemeinsamen Einsatz für „Bunte Wiesen wie früher“ auf. Sie sind wichtiger Lebensraum unserer Wildtiere und Balsam für unsere Seele.

Mit dabei beim offiziellen Startschuss waren (v.l.) Johannes Gepp (Präsident Naturschutzbund Steiermark), Bürgermeister Kurt Wallner (Vorsitzender Städtebund Steiermark), LR Ursula Lackner, Bürgermeister Erwin Dirnberger (Präsident Gemeindebund Steiermark) und Christine Podlipnig (Projektleiterin)

Saatgutaufbringung mit anschließendem Walzen

große Wildblumenwiesen sind ökologisch wertvolle Trittsteine. Seit Beginn der Aktion haben sich schon 209 steirische Gemeinden aktiv beteiligt, und auch heuer gibt es bereits zahlreiche Anmeldungen. Der offizielle Startschuss der „Aktion Wildblumen“ erfolgte im Jänner mit Naturschutzlandesrätin Ursula Lackner sowie dem Gemeinde- und Städtebund. „Mir ist die Aktion Wildblumen ein großes Anliegen. In vielen Gemeinden sind im Rahmen dieser Aktion schon viele Blühflächen entstanden. Das hebt die Lebensqualität und tut der Umwelt gut. Ein großes Dankeschön an alle Steirer und Steirerinnen, die den Zauber von bunten Wiesen erhalten. Sie sind immer schon Teil der einzigartigen steirischen Landschaft gewesen“, so Ursula Lackner.

Kontakt: Mag. Christine Podlipnig, Projektleiterin christine@aktionwildblumen.at, M +43 670 2065915

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FOTO: DANIEL LEOPOLDSBERGER

ARTENSCHUTZ

DIE ZWERGOHREULE IN DEN STREUOBSTWIESEN DES SÜDBURGENLANDES

Die Zwergohreule gilt in ganz Österreich laut der Roten Liste als „stark gefährdet“. Im Südburgenland wird ihr deshalb mit einem Schutzprojekt „unter die Schwingen“ gegriffen. Lediglich rund 60 Brutpaare der Zwergohreule gibt es noch hierzulande. Im Burgenland liegt ihr Kernverbreitungsgebiet mit ca. 15 bis 17 Revieren in LimbachKukmirn und Deutsch Kaltenbrunn.

A

ls Zugvogel kommt die Zwergohreule im April aus Afrika zurück nach Österreich. Sie besiedelt hier kleinstrukturierte, baumreiche und halboffene Landschaften mit extensiver Nutzung, wie höhlenreiche Streuobstwiesen und parkähnliche Bereiche. Geschlossene Wälder meidet sie. In ihrem Verbreitungsgebiet im Südburgenland ist sie in den Ortsrandlagen und Obstgärten in warmen Sommernächten zu hören und leicht zu bestimmen. Vor allem der typische Reviergesang macht auf die kleine Eule aufmerksam: monotone Reihen von tju…tju…tju werden auch im Duett mit dem Partner vorgetragen. Im Februar 2020 startete der Naturschutzbund Burgenland gemeinsam mit BirdLife Österreich und der ARGE Streuobst ein Projekt zum Schutz des gefährdeten Vogels. Dabei werden die Lebensraumbedingungen sowie die Verfügbarkeit von Insekten als Hauptnahrung der Zwergohreule untersucht und in der Folge notwendige Schutzmaßnahmen erarbeitet. Begleitend gibt es Beratungen sowie Infos für Erwachsene und Schüler. Eine Studienreise nach Kärnten dient darüber hinaus dem Erfahrungsaustausch mit den Betreibern des dortigen Schutzprojektes. Zwergohreulen sprechen sehr gut auf Schutzmaßnahmen, wie Extensivierung der Wiesennutzung, Bewahrung von insektenreichen Saumstrukturen, Nachpflanzung von Hochstammobstbäumen u. ä. an. Nachdem die Population in Kärnten aufgrund solcher Maßnahmen wieder deutlich zugenommen hat, hoffen die Projektbetreiber auf einen ähnlichen Erfolg im Burgenland.

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Junge Zwergohreule FOTO: GERALD MALLE

Kontakt: Dr. Klaus Michalek, Projektleiter | naturschutzbund | Burgenland T +43 664 8453047 klaus.michalek@naturschutzbund.at www.naturschutzbund-burgenland.at

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THEMA

NUR MIT FAIREN FÖRDERUNGEN KANN DAS ARTENSTERBEN AUF UNSEREN WIESEN AUFGEHALTEN WERDEN! Unsere Kulturlandschaft ist das Ergebnis jahrhundertelanger traditioneller, bäuerlicher Bewirtschaftung, auch auf wenig ertragreichen Standorten. Diese Hotspots der Artenvielfalt im Agrarland drohen zu verschwinden, weil Österreich bei weitem zu wenig Unterstützung für ihre Bewirtschaftung anbietet.

FOTO: HELMUT HÖTTINGER

B Pyrenäenhummel auf Teufelskralle

FOTO: JULIA KROPFBERGER

FOTO: CHRISTINE PÜHRINGER

Wiesen extensiv bewirtschaften: Viele wollen sich das nicht mehr antun

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ei der aktuellen Förderpolitik erweist sich gerade im Flachland praktisch jede andere Nutzungsform wirtschaftlich attraktiver als die Erhaltung magerer, feuchter oder trockener Wiesen. Aber gerade Wiesen, die nur ein- oder zweimal gemäht werden, sind extrem vielfältig. Eine ausreichende Förderung der noch vorhandenen Extensivwiesen muss demnach zentraler Bestandteil des künftigen Agrarumweltprogramms sein, das derzeit verhandelt wird. Damit die letzten Blumenwiesen nicht auch verloren gehen, ist es allerhöchste Zeit die Weichen neu zu stellen: Es braucht vernünftige Fördersätze für die Naturschutzarbeit jener Bauern, die sich die Arbeit auf diesen ertragsarmen Wiesen noch „antun“, lautet der dringende Appell des Naturschutzbundes. Dramatischer Artenschwund Die extensiv bewirtschafteten Wiesen „rentieren“ sich für die Landwirte nicht mehr, mit der Folge, dass sie intensiviert werden (gedüngt, aufgeforstet, eingeebnet etc.) oder ihre Nutzung ganz eingestellt wird. Deshalb kam es in den vergangenen Jahrzehnten zu einem massiven Rückgang dieser artenreichen Flächen. Die Flach- und Hügelländer Österreichs sind inzwischen nahezu frei davon, sogar die noch vor drei Jahrzehnten häufige Wiesen-Glockenblume ist kaum noch zu finden. Doch gerade Blumenwiesen gelten als Schlüssel für den Erhalt der Biodiversität: Allein in OÖ Frühjahrsausgabe | natur&land | 107. JG. – Heft 1-2021


ARTENSCHUTZ

Verschiedenste Doldenblütler bieten einer Vielzahl an Insekten Nahrung

Die Weichen für die Blütenvielfalt sind im neuen Agrarumweltprogramm zu stellen: Der Naturschutzbund appelliert deshalb dringend an Ministerin Köstinger: „Setzen Sie jetzt alle erforderlichen Aktivitäten, um den Erhalt der verbliebenen Magerwiesen, Halbtrockenrasen, Niedermoore und Feuchtwiesen vollständig zu sichern. Eine ausreichende Förderung der noch vorhandenen Extensivwiesen muss zentraler Bestandteil des künftigen Agrarumweltprogramms sein“. >CP<

Konkurrenzfähige Fördersätze für Bauern sind notwendig Der Handlungsbedarf ist also akut. Die Rahmenbedingungen für das künftige Agrarumweltprogramm werden gerade verhandelt. Darin wird festgelegt, welche Form der Landwirtschaft mit öffentlichen Mitteln unterstützt wird. Derzeit zeichnet sich ab, dass die Fördersätze für die Erhaltung bestehender, vielfältiger Wiesen nur marginal erhöht werden sollen. „Es braucht eine spürbare Anhebung der Prämien für die Erhaltung wertvoller Wiesenflächen, um die österreichischen Bäuerinnen und Bauern dazu zu motivieren, das, was noch vorhanden ist, dauerhaft zu erhalten“, sagt Josef Limberger, Naturschutzbund-Obmann in Oberösterreich. „Die Neuanlage von Blühflächen allein wird den dramatischen Artenverlust in der Kulturlandschaft nicht stoppen. Will man die Biodiversität sichern, müssen zuallererst die noch vorhandenen, extensiv gemähten Wiesen erhalten werden. Für diese Naturschutzleistung braucht es eine attraktive Unterstützung durch die öffentliche Hand“, so Roman Türk, Präsident des Naturschutzbundes. Frühjahrsausgabe | natur&land | 107. JG. – Heft 1-2021

FOTO: JOSEF LIMBERGER

sind 489 Pflanzenarten direkt an Magerwiesen, Halbtrockenrasen, Niedermoore und Feuchtwiesen gebunden, zwei Drittel davon sind auf der Roten Liste der Gefährdeten Arten genannt, das sind 23 % der gesamten Flora.

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THEMA

DIE ISEL – ÖSTERREICHS „NATIONAL RIVER“ Die Isel in Osttirol ist nicht nur der letzte verbliebene, große freifließende Alpenfluss Österreichs, sondern sie hat noch eine zusätzliche besondere Eigenschaft: Sie ist auch größter verbliebener Gletscherfluss der Ostalpen und zeigt als solcher eine typische jahres- und tageszeitliche Schwankung ihrer Wasserführung.

B

ereits 1993 stellte das Umweltbundesamt (UBA) fest, dass von den 18 großen Flüssen Österreichs nur mehr zwei eine freie Fließstrecke ohne Stau und Ausleitung aufwiesen: die March und die Isel. Das UBA erklärte dazu: „Dementsprechend muss der Schutz der letzten freien Fließstrecken in Österreich ein zentrales Anliegen der Umweltpolitik sein“. Viele Bedrohungen bis heute Über viele Jahrzehnte war auch die Isel von Kraftwerksplänen bedroht. Diese gipfelten 1973 in dem riesigen Speicherkraftwerksprojekt „Dorfertal-Matrei“. Das Kalser Dorfertal sollte hinter einer 220 m hohen Sperre als gewaltigster Speicher der Ostalpen rund zwanzig Bäche aus einem Dutzend Täler der Hohen Tauern, darunter alle Gletscherbäche der Tauernsüdseite, aufnehmen. Unterhalb des Krafthauses in Matrei sollte die Isel bis Lienz ausgeleitet werden. Die Debatte um verschiedene Versionen des Großkraftwerkes in Osttirol zog sich über 16 Jahre hin. Erst 1989 kam das endgültige Aus für dieses Projekt – die Almböden des Kalser Dorfertales und die rauschenden Gletscherbäche des Nationalparks Hohe Tauern in Osttirol blieben weitgehend erhalten. Die Isel selbst überstand noch weitere Begehrlichkeiten der Stromwirtschaft: Die TIWAG liebäugelte von 2004 bis 2009 mit einem Pumpspeicherwerk am Tauernbach und der Nutzung der unterhalb liegenden Isel, dann entstanden 2011 Ausleitungspläne im Virgental. 2018 wurde die Isel zum Natura-2000-Gebiet erklärt, doch erst 2021 kam die letzte oberstgerichtliche Entscheidung gegen das Ausleitungsprojekt im Virgental. Bei der Abwehr dieser Anschläge waren die Menschen vor Ort froh und dankbar für überregionalen Beistand – INFOBOX

LINK: www.wasser-osttirol.at

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Iseltrail: Der 2020 eröffnete „Iseltrail“ ist der letzte Stein in der Schutzmauer um die Isel. Auf ihm kann man den Flusslauf in mehreren Tagesetappen von der Mündung in Lienz bis zum Ursprung im Umbaltal am Fuße der Dreiherrnspitze erleben. Er fand schon im ersten Jahr äußerst guten Anklang und soll noch weiter ausgestaltet werden.

Frühjahrsausgabe | natur&land | 107. JG. – Heft 1-2021


FLIESSGEWÄSSER

Isel bei Oberlienz

durch Alpenverein, WWF und ganz besonders auch durch den Naturschutzbund: Schon der 1976 eröffnete „Wasserschaupfad Umbalfälle“ wurde mit dessen Unterstützung errichtet. Er entwickelte sich rasch zum Widerstands-Symbol gegen das geplante Großkraftwerk Dorfertal-Matrei. Allerdings bestehen immer noch an Tauernbach, Schwarzach und Kalserbach Ausleitungsprojekte im Einzugsbereich der Isel, deren Verwirklichung den Wert des Gesamtsystems Isel deutlich beeinträchtigen würden. Bedeutung der Isel Die Isel ist ein ökologischer Vorzeigefluss. Nach den Hochwasser-Katastrophen 1965 und 1966 wurde sie in den Siedlungsbereichen zwar gegen Extremhochwasser

gesichert, doch beließ der Flussbau ihr großzügig Raum für die besonders wirksame Dynamik des Gletscherflusses; in den dadurch vorhandenen und immer wieder umgebildeten Umlagerungsstrecken, Nebenarmen und Schotterinseln sind woanders selten gewordene Pioniersiedler beheimatet. Deren kennzeichnende Pionierpflanze der Alpenflüsse ist die früher an allen Alpenflüssen verbreitete, heute aber fast nur mehr an der Isel noch häufige Deutsche Ufertamariske; ihr Vorhandensein war Anlass für die Ausweisung der Isel als Natura2000-Gebiet. Die Vielfalt ihres Flussbettes und die leichte Erreichbarkeit in den Tallagen machen die Isel zum wichtigen Erlebnis- und Erholungsraum für Menschen. An vielen Stellen begleiten Rad- und Wanderwege ihre Ufer und machen sie für Besucher reichhaltig erlebbar, wofür sie von Osttirols Bevölkerung und Gästen äußerst geschätzt wird. Die Isel ist als letzter charakteristischer freier Alpenfluss Österreichs eine Einmaligkeit unseres Staates und müsste – wie beispielsweise in den USA seit Jahrzehnten üblich – den Status eines „National River“ erhalten: eines für ein Land repräsentativen Gewässers mit höchstem Schutz, um nachfolgenden Generationen erhalten zu werden.

Für die Osttiroler Bevölkerung ist die Isel ein wertvoller Naherholungsraum Frühjahrsausgabe | natur&land | 107. JG. – Heft 1-2021

Text & Fotos: Dr. Wolfgang Retter | naturschutzbund | Osttirol

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THEMA

HAPPY BIRTHDAY, RAMSAR, UND ALLES GUTE FÜR DIE AUEN

Auen sind Lebensraum für eine große Vielfalt an Arten. Um diese zu erhalten, braucht es wissenschaftlich fundierte und gut abgestimmte Maßnahmen, für die Österreich eine eigene Auenstrategie entwickelt hat. Nun ist es an der Zeit, diese zu überarbeiten und den aktuellen Rahmenbedingungen anzupassen.

Eisvogel mit Fisch FOTO: MICHAEL TIEFENBACH

ÖSTERREICH ÜBERARBEITET SEINE AUENSTRATEGIE

Biber FOTO: LEOPOLD KANZLER

Europäischer Laubfrosch FOTO: JOSEF LIMBERGER

Frühling in der Au FOTO: ALEXANDER SCHNEIDER

FOLDER: https://naturschutzbund.at/files/projekte_aktionen/lebensaderau/pdfs/Auenfolder_2020_web.pdf

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FLIESSGEWÄSSER

A

m 2. Februar vor 50 Jahren wurde in der iranischen Stadt Ramsar die gleichnamige „Konvention zum Schutz von international bedeutsamen Feuchtgebieten“* unterzeichnet. Mehr als 170 Staaten haben sich zum Ziel gesetzt diese einzigartigen Lebensräume mit ihrer biologischen Vielfalt zu schützen, zu erhalten und nachhaltig zu nutzen. Auch Österreich weiß um die herausragende Bedeutung der Auen für Mensch und Natur. Ein Quadratmeter Auwald speichert bis zu 2.000 l Wasser – intakte Feuchtgebiete, insbesondere Moore, aber auch Auen, speichern darüber hinaus den Kohlenstoff aus dem Kohlendioxid der Luft und spielen damit eine wichtige Rolle für die Milderung des Klimawandels. Deshalb wurde 2015 die „Auenstrategie für Österreich 2020+“ zur Erhaltung und Förderung von Auen beschlossen. Diese Strategie soll nun mit vereinten Kräften aktualisiert und konkretisiert werden. Der Naturschutzbund begleitet aktiv diesen Prozess. Nachschärfung der Auenstrategie Neue nationale und internationale Rahmenbedingungen erfordern nun eine Nachschärfung des vor gut fünf Jahren erarbeiteten Konzepts. In Zusammenarbeit mit Experten sollen die Anforderungen, vor denen Bund und Länder angesichts der aktuellen umweltbezogenen Entwicklungen stehen, berücksichtigt werden. Diese

Allianz für die Auen setzt Prioritäten und pocht mit Nachdruck auf die Umsetzung der vereinbarten Ziele und Maßnahmen: keine Reduktion bestehender Auwaldflächen, keine Verschlechterung der ökologischen Ausstattung bestehender Auenflächen und Verbesserung beeinträchtigter Auen. Um den Prozess des Auenschutzes vor Ort zu verankern, sind unter anderem Workshops geplant, bei denen die spezielle Situation der Auen in den Ländern erörtert sowie Handlungspotential für die kommenden zehn Jahre aufgezeigt wird. Nutzungsdruck auf Auen ist gross Obwohl unser Land mit 100.000 ha reich an Auen ist, macht deren Situation dem Naturschutzbund Sorgen: Rund drei Viertel wurden bis heute ökologisch verändert oder zerstört, der Flächennutzungsdruck ist enorm. Mit der Aktualisierung der Strategie und zahlreichen Renaturierungsprojekten gehen Bund und Länder einen großen Schritt in die richtige Richtung. Trotzdem braucht es dringend noch mehr und abgestimmtes Auenengagement. Dass es sich lohnt sich gemeinsam für die Vielfalt unserer Auen einzusetzen, zeigt die Anerkennung vieler von ihnen als „Ramsargebiete“. Diese Auen sind somit von internationaler Bedeutung. Daran sollte man nicht nur anlässlich des 50. Geburtstags der Ramsar-Konvention denken.

FOTO: ARCHIV NATURSCHUTZBUND

*Die Ramsar-Konvention hat bereits 2.414 „Ramsar-Gebiete“mit einer Fläche von 254 Mio. Hektar nominiert. Das entspricht etwa der 60-fachen Fläche der Schweiz. Durchschnittlich kommt alle zwei Tage ein weiteres Ramsargebiet hinzu.

KOMMENTAR Auen sind Landschaften, die Flüsse begleiten und durch sie geschaffen werden. Sie sind Lebensräume von hoher biologischer Vielfalt und unersetzbarem Wert – nicht nur für den Hochwasserschutz. Deshalb müssen wir die letzten noch intakten Auen unbedingt erhalten, inklusive all ihrer Eigenschaften und Funktionen wie Laufverlagerung des Fließgewässers, wechselnde Wasserstände und regelmäßige Ausuferung. In dem Umfang, in dem es uns gelingt, diese besonderen Lebensräume wieder zu aktivieren, verbessert sich nicht nur der Hochwasserrückhalt, auch die Biodiversität wird wieder zunehmen. Deshalb arbeiten wir vom Naturschutzbund auch gerne daran mit, die bestehende Auenstrategie weiterzuentwickeln. Es geht jetzt darum, aktiv zu werden: Die letzten naturnahen Flächen müssen erhalten, bei anderen

eine weitere Verschlechterung verhindert werden. Renaturierungen, Aufwertungen, Wiederanbindung an die Fließgewässer im Großen wie im Kleinen sind dringend notwendige Maßnahmen für die Auen, vor allem braucht es Raum, damit unsere Flüsse sich entwickeln können. Die Vorschläge der Auenstrategie müssen umgesetzt werden, da ist vor allem die Verwaltung in den Bereichen Raumordnung, Naturschutz und Wasserwirtschaft gefordert. Darüber hinaus braucht es engagierte Naturschützer und Bewahrer der Vielfalt vor Ort, die Projekte anstoßen, begleiten und in der Region verankern. Den vielen aktiven Naturschutzbund-Mitgliedern, die sich für die Lebensadern der Landschaft einsetzen, möchte ich deshalb hier ganz besonders danken.

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Univ.-Prof. i. R. Dr. Roman Türk, Präsident | naturschutzbund | Österreich

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BÜCHER – SHOP

SHOP: WWW.NATURSCHUTZBUND.AT Zu bestellen im Shop www.naturschutzbund.at und beim Naturschutzbund Österreich (Kontakt Seite 46).

Amphibienbestimmungsfolder Frosch & Co.

Österreichs Jahrhundert des Naturschutzes

Streuobstwiesen – Inseln der Vielfalt

Das Buch ist ein umfassendes Zeitdokument über die Geschichte des NaturschutzbunDie wichtigsten heimischen des und des Naturschutzes in Österreich, Amphibien mit ihren besonderen das den beherzten Einsatz vieler Menschen Erkennungsmerkmalen. In wasserfester Folie eingeschweißt und somit in den letzten Jahrzehnten zeigt und auch vor Augen führt, wie Österreich heute ohne ideal für die Amphibiensuche. dieses Engagement aussehen würde. Format A4, dreimal gefaltet. € 4,00 Johannes Gepp (Hrsg.) et al., 408 S., € 34,80

Das Buch nähert sich Streuobstwiesen aus verschiedenen Blickwinkeln: artenreiche Lebensräume, kultureller Wert, bäuerliche Architektur und auch die ästhetische Seite werden beleuchtet und durch beeindruckende Bilder gezeigt. Von Josef Limberger, 192 S., € 19,99

Natur für jeden Garten Der Siedlungsraum wird als Überlebensbasis für die heimische Tierwelt vorgestellt, Grauschnäpper, Sandbiene & Co. erhalten eine Stimme. Eine neue, den meisten unbekannte Welt erwacht in diesem Buch zum Leben. Von Reinhard Witt, 480 S., € 27,00

Mein Naturgarten

Natur&Garten:

Mit wenig Arbeit, aber Naturnahes umso mehr NaturverÖffentliches ständnis wachsen Grün Pflanzen, Tiere und Das Heft zeigt Menschen zu einer den politischen, Ganzheit zusammen, den ökologischen, die Herz und Sinne erfreut. Wie das immer aber den geht, erklärt der Autor in diesem sehr individuellen persönlichen Gartenbildband mit faszi- Rahmen von naturnahem Grün. nierenden Fotografien und zahlreichen 84 S., € 6,00 praktischen Tipps. Von Werner Gamerith, 168 S., € 12,50

›› Wildtiere im Winter, 4-20 ›› Blauer Planet im Krisenmodus, 3-20 ›› KunterBund, 2-20 ›› Die Natur des Jahres 2020, 1-20 ›› Natur freikaufen, 4-19 ›› Trendwende im Tourismus, 3-19 ›› Flüsse, Länder, Menschen, 2-19 ›› Die Arten des Jahres, 1-19 ›› Säugervolkszählung, 4-18 ›› Heimische Reptilien, 3-18 ›› Bestäuber in der Krise, 2-18

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6,5 6,5 6,5 6,5 6,5 6,5 6,5 6,5 6,5 6,5 6,5

›› Naturschutzaktivitäten, 1-18 ›› Bunte Säume. Lebensräume, 4-17 ›› Invasive Pflanzen und Pilze, 3-17 ›› Geheimnisv. Welt d. Pilze, 2-17 ›› Lust auf Molch & CO?, 1-1 ›› Akzeptanz für Wolf & Otter, 4-16 ›› Artenkenntnisverlust? 2-16 ›› Raumplanung & Raumordnung, 4-15 ›› Naturfreikauf mit Strategie, 3-15 ›› Neobiota und anderes, 1-15 ›› Business & Biodiversität, 4-14

6,5 6,5 6,5 6,5 6,5 6,– 6,– 6,– 6,– 6,– 5,–

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BUCHTIPPS (IM BUCHHANDEL) Die Zwergohreule in Österreich

Menschenspuren im Wald Ein Waldführer der besonderen Art erkennen – verstehen – einmischen

In der Monographie werden erstmals für Österreich alle Aspekte im Leben dieser besonderen Eulenart beleuchtet: Bestimmungsmerkmale und Mauserzyklen, Taxonomie, Nahrung, Brutbiologie, Phänologie und Reproduktionserfolg sowie Verbreitung, Gefährdung, Schutz und mögliche Einflüsse zukünftiger Klimafaktoren. Gerald Malle, Remo Probst, Andreas Kleewein (Schriftleitung), Verlag des Naturwissenschaftlichen Vereins für Kärnten, 65. Sonderheft, 2015, 288 Seiten, 420 Abb., 29 Tab., broschürt, ISBN 978-3-85328-068-3, € 21,00. Bezug: Naturwissenschaftlicher Verein für Kärnten, Museumsgasse 2, 9020 Klagenfurt, nwv@landesmuseum. ktn.gv.at

Viele Spuren, die wir im heimischen Wald finden können, sind menschlichen Ursprungs. Der Autor lädt deshalb mit diesem Buch zum besonderen Waldspaziergang ein. Unterhaltsam und leicht verständlich erklärt er, wie Wälder natürlicherweise aussehen. Aufschlussreiche Fakten und zahlreiche Farbfotos zeigen, wie Forstwirtschaft, Holzindustrie und Jagdverbände dem Wald ihre Stempel aufdrücken, aber auch, wie wir durch unsere Freizeitaktivitäten die Tier- und Pflanzenwelt beeinflussen. Mit diesem Waldführer wird jede Wanderung zu einer spannenden Entdeckungsreise. Peter Wohlleben, Pala Verlag, 2015, 160 Seiten, zahlreiche Farbfotos, Hardcover, ISBN: 978-3-89566-352-9, € 19,90

Erfolgreich gärtnern im Rhythmus der Natur Ein verlässlicher Praxisbegleiter durch das phänologische Gartenjahr

Für einen blühenden Garten und eine reiche Ernte ist nicht nur das „Wie“, sondern auch das „Wann“, also der richtige Zeitpunkt der Pflanz- und Pflegemaßnahmen, entscheidend. Dieser kann je nach Region, Höhenlage und Witterung unterschiedlich ausfallen. Rein kalendarische Jahreszeiten können daher keine verlässliche Planungsgrundlage sein. Der Autor zeigt in diesem Praxisbuch, wie sich jeder Gartenbesitzer ganz einfach an den Zeichen der Natur orientieren kann. Ein Gartenratgeber für optimales Timing und uneingeschränkten Blüh- und Ernteerfolg. Stephan Waska, Quelle & Meyer Verlag, 2018, 192 S., ca. 260 Farbabb., gebunden, ISBN 978-3-494-01740-2, € 19,95

Besonders: Schmetterlinge

Das wilde Herz Europas

Die Rückkehr der Urforelle

Kreativer Schmetterlingsschutz für Landschaft und Garten

Die Rückkehr von Luchs, Wolf und Bär

Wagnis Wildnis

Ein Ort, wo Schmetterlinge mit ihrer Schönheit bezaubern, berührt Menschen auch in komplizierten Zeiten. Wer wünscht sich ihr Dasein nicht im eigenen Umfeld? Dieses Buch begleitet auf dem Weg dorthin. Gute Plätze und Flächen für Schmetterlinge zu gestalten ist das Ziel. Besonders praktisch: Das „Alphabet für Falter“ erklärt Aspekte, die wesentlich für Schmetterlingsplätze sind: von A wie Ausmagerung über L wie Laubholz bis Z wie Zeit. Vielfältige Praxistipps und Wissen um Naturzusammenhänge machen das schmetterlingsfreundliche Gärtnern leicht. Michael Altmoos, Pala Verlag, 2021, 208 Seiten, zahlreiche Farbabb., Hardcover, ISBN: 978-3-89566-408-3, € 24,90

Wolf, Braunbär und Luchs und die unberührte Wildnis – kaum jemand denkt dabei an das dicht besiedelte Mitteleuropa. Die gute Nachricht ist: Es gibt sie noch, die wilden Flecken direkt vor unserer Haustür! Die Autoren zeigen die Rückkehr der wilden Tiere in das Herz Europas im Spannungsfeld zwischen Naturschutz, wirtschaftlichen Interessen und der Nähe zu uns Menschen. Im Gespräch mit Hirten, Jägern, Förstern und Wissenschaftlern gehen sie auch der Frage nach, wie wild Europa wieder werden darf und reflektieren Konfliktherde ebenso wie Lösungsansätze. Marc Graf, Christine Sonvilla, 2021, 160 Seiten, zahlreiche Farbabb., gebunden, ISBN 978-3-95728-369-6, € 36,00

Frühjahrsausgabe | natur&land | 107. JG. – Heft 1-2021

Fettflosse, ein Milchner vom Geschlecht der donaustämmigen Forellen, sammelt reichlich Erfahrung im Bruthaus und im Auswilderungsteich. Ausgesetzt in ein alpines Gewässer, muss er seine hervorragenden Erbanlagen beweisen. Sanierung von Speicherseen, gesetzlich vorgeschriebene Spülungen, Neuanlagen von Kleinkraftwerken und Errichtung von Geschiebesperren belasten erheblich den Lebensraum der Fische. Viele Tiere werden verletzt oder verenden. Fakten, Beobachtungen und Fantasie vernetzen sich in diesem Buch zu einer spannenden Geschichte über das Abenteuer Wildnis. Gottlieb Eder, Tauriska Verlag, 2019, 216 Seiten, 66 Farbbilder, 31 Grafiken, ISBN 978-3-901257-58-2, € 24,90

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ADRESSEN + IMPRESSUM

BUNDESVERBAND Museumsplatz 2, 5020 Salzburg Mo–Do 8–17, Fr 8–12 Uhr T +43 662 642909 bundesverband@naturschutzbund.at

BURGENLAND Esterhazystraße 15, 7000 Eisenstadt Mo, Mi, Do 8.30–16.00 Uhr M +43 664 8453048 burgenland@naturschutzbund.at

KÄRNTEN

OFFIZIELLES ORGAN DES | naturschutzbund |

... IN NEUN LANDESVERBÄNDEN FÜR SIE ERREICHBAR STEIERMARK

Herdergasse 3 Adalbert-Stifter-Straße 21, 9500 Villach 8010 Graz Mo–Fr 9–13 Uhr Mo–Do 8–15, Fr 8–12 Uhr T + F +43 4242 214142 T +43 316 322377, F +43 316 322377-4 M +43 676 3368262 „Ein gutes Leben für alle Menschen auf unserer steiermark@naturschutzbund.at kaernten@naturschutzbund.at adung zur schönen Erde!“ Diesem Ziel wollen wir gemeinVORARLBERG uptversammlung sam mit IhnenWIEN näher kommen. Machen Sie mit! Schulgasse 7, 6850 Dornbirn Museumsplatz 1, Stiege 13, 1070 Wien „gutes leben“, das erfolgreiche chutzbund | Salzburg Mitmach-Projekt des FamilienMo, Do, Fr 8.30–11.30, 13.30–16.00 Uhr Bürozeiten variabel verbandes, lädt Familien und h, 5. April 2017 M Singles +43 677 62432770 ein, ihren lebensstil T zu+43 5572 29650, F +43 5572 21053 ginn: 18.00 Uhr beleuchten und kleine Verändevorarlberg@naturschutzbund.at wien@naturschutzbund.at

Ein „Gutes Leben“ für ALLE – 2017

MLAUER (früher: Stiegl Bräu), aße 14 , 5020 Salzburg

rungen einzuleiten. Im gesamten

Jahr 2016 stand das Thema umTIROL NIEDERÖSTERREICH welt und Nachhaltigkeit im Mit-

telpunkt. Mit beginn des Jahres esordnung Im Alpenzoo, Weiherburggasse 37a Mariannengasse 32/2/16, 1090 Wien

2017 wurden zusätzliche inhaltliche Schwerpunkte wie Partner6020 Innsbruck, Bürozeiten variabel Mo–Do 9–13 Uhr schaft oder Willkommenskultur aufgenommen. Die heurigen akder Beschlussfähigkeit tionszeiträume sind: lebendige Partnerschaft / Einfach essen, T +43 664 4430959, F +43 512 260087 T + F +43 1 4029394 icht durch den Geschäftsführer einfach trinken / Herzlichkeit verschenken / Tief durchatmen / noe@naturschutzbund.at assiers Den Sonntag feiern / zeiten dertirol@naturschutzbund.at besinnung echnungsprüfer ntlastung des Vorstandes SALZBURG OBERÖSTERREICH Gutes Leben – on Vorstand, Fachbeirat und Museumsplatz einfach und einfach trinken2, 5020 Salzburg Knabenseminarstraße 2, essen 4040 Linz üfern f Tätigkeiten und Fr 8–12 Uhr Mo, Do 8–13 Uhr auchMo–Do geht Mi, es Ihnen manchmal so, dass 8–17, Sie amm von der Fülle Vielfalt derTKonsumwelt +43 662 642909-11 T +43 732und 779279 erung fast erschlagen werden? Je bewusster Sie ung über denoberoesterreich@naturschutzbund.at Voranschlag salzburg@naturschutzbund.at genießen, desto weniger brauchen Sie. ung über Mitgliedsbeiträge „Weisheit und Einfachheit ung über Anträge gesellen sich gerne.“ NATURSCHUTZJUGEND önj ÖSTERREICHISCHE (Russisches Sprichwort)

Kurze Pause

on Bundesgeschäftsführerin irgit Mair-Markart:

am mehr erreichen – ojekte des Naturschutzbundes rbeobachtung, Naturfreikauf, lfaltleben u. a. m. TIPP

elliger Ausklang

SIE

Bundesleitung Aktionswoche: 3. bis 9. April 2017Graz Angelo-Eustacchio-Gasse 44, 8010 Aufgabe: Eine Woche lang bewusst einfach essen und trinken office@naturschutzjugend.at In dieser Woche ein, einfache Speisen zu kochen. T laden +43 wir 664Sie5175889 am Montag oder Dienstag werden die lebensmittel für die ganze restliche Woche eingekauft. zu den Mahlzeiten wird möglichst nur Wasser aus dem Wasserhahn getrunken. als positiver Nebeneffekt dieser aktionswoche werden sich Ihr Haushaltsmüll und wahrscheinlich auch die Einkaufswege reduzieren. SUCHEN ARTIKEL UND AUTOREN? Weitere Details ODER unter: AUTORINNEN https://www.familie.at/site/salzburg/ angebote/projekte/gutesleben

›› Artikelübersicht (tabellarisch):

www.naturschutzbund.at/naturundland/Archiv/ rschutzbund wünscht den Mitgliedern und Freunden Frohe Ostern ›› natur&land-Ausgaben im pdf-Format:

http://tinyurl.com/Archivausgaben Danke für die unterstützung: (archiviert über das OÖ Landesmuseum)

mäß § 25 Mediengesetz für NATUR und UMWELT; Vorstand | naturschutzbund | Salzburg: Stv. Vorsitzender: CHNER, Geschäftsführer/Schriftführer: Dr. Hannes AUGUSTIN, Stv. Schriftführerin: Mag. Kassier: MMag. Dr. Johann NEUMAYER, Stv. Kassierin: Gabriele ESTERER; Redaktionssplatz 2, 5020 Salzburg; E-Mail: salzburg@naturschutzbund.at

(Crocus vernus

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Gedruckt nach der Richtlinie „DruckerzeugGedruckt nach der Richtlinie „Druckerzeugnisse“ nisse“ des Österreichischen Umweltzeichens, des Österreichischen Umweltzeichens, Salzkammergut Druck Mittermüller GesmbH, UW-Nr. 784 Druck & Medienwerk GmbH, UW-Nr. 1193

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ISSN: 0028-0607 DVR 0457884

Erscheinungsdatum: März Der | naturschutzbund | ist Mitglied der Weltnaturschutzorganisation „International Union for Conservation of Nature“

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DAS GEHEIMNISVOLLE PFLANZENREICH

Gold-Pippau (Crepis aurea)

as wäre die Welt ohne Pflanzen! Ohne sie gäbe es kein menschliches Leben. Pflanzen sind Lebensmittel, Heilmittel, Genussmittel, Mitbewohner in Räumen, auf Balkonen, in Gärten und Parkanlagen. Sie stellen nicht nur unsere Nahrungsbasis dar, sie gestalten auch ganz wesentlich unseren Lebensraum, bunte Wiesen und Felder, vielfältige Wälder, Landschaften zum Erholen. Wir Menschen gehen gerne ins Grüne. Welche Pflanzen aber da wachsen und wo welche Arten zu finden sind, das wissen nur mehr die Wenigsten von uns. Deshalb möchten wir mit der nächsten Ausgabe von natur&land die faszinierende Welt der Blumen, Sträucher & Co. in den Fokus rücken.

➔ HEFT 2/2021 „SOMMERHEFT“ ERSCHEINT MITTE JUNI

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Spuren hinterlassen

S

eit über 100 Jahren verstehen wir uns als „Anwalt der Natur“ und übernehmen in diesem Sinne Verantwortung für viele, oft bedrohte Tiere, Pflanzen und Lebensräume. Mit Ihrem Vermächtnis oder Ihrer Kranzspende helfen Sie uns, Österreichs Naturschätze für die nachfolgenden Generationen zu erhalten und unsere Schutzprojekte fortzusetzen.

Zugunsten der Natur

Mit Ihrem Letzten Willen

E

in Testament zugunsten des | naturschutzbund | hilft der Natur, unseren Kindern und Kindeskindern. Wenn Sie mehr über die Arbeit des | naturschutzbund | wissen wollen, steht Ihnen die Geschäftsführerin Mag. Birgit MairMarkart gerne zur Verfügung. Rufen Sie uns an oder vereinbaren Sie ein Treffen, persönlich und unverbindlich. Kontakt: Tel +43 662 642909-12 birgit.mair-markart@naturschutzbund.at Zu erbrechtlichen Fragen steht Ihnen der Rechtsanwalt unseres Vertrauens, Dr. Stefan Hornung, für ein kostenloses Erstgespräch zur Verfügung. Kontakt: Tel: +43 662 841616-0 stefan.hornung@lawconsult.at • www.lawconsult.at


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ISSN: 0028-0607 | Heft 1-2021/März

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