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Wie ein Neubau entsteht – Von der Planung zum fertigen Haus
(JM) Es ist kein Geheimnis: Auch in Deutschland ist Wohnraum seit einigen Jahren knapp. Die Bevölkerung wächst stetig und Baufirmen kommen kaum hinterher. Es muss also in den nächsten Jahren viel gebaut werden. Und damit auf der Baustelle alles rundläuft, braucht es einen gut durchdachten Plan und fleißige Handwerker. Wir haben die Entstehung eines Einfamilienhauses in Massivbauweise – von der Planung bis zum fertigen Bau – unter die Lupe genommen.
Phase 1 : Planung Bevor wir uns direkt auf die Baustelle begeben, müssen natürlich einige Planungsschritte erfolgen. Von den Ortsbesichtigungen (um das passende Grundstück zu finden) über die Entwurfs- und Genehmigungsplanung bis hin zur Kostenberechnung gibt es viel zu tun. Bei den verschiedenen Planungs- und Bauphasen setzen Bauwillige und Bauträger in der Regel auf die Unterstützung eines Architekturbüros. Es gibt insgesamt neun Leistungsphasen, die für Architekten relevant sind. Diese definiert § 3 der HOAI (Honorarordnung für Architekten- und Ingenieurleistungen); sie dienen als Grundlage für die Vergütung.
Nachdem ein geeignetes Grundstück für den Neubau gefunden wurde, fertigt der Architekt einen ersten Entwurf an – heutzutage nicht mehr händisch, sondern in CAD. Neben einem 2-D-Grundriss kann ein 3-D-Modell des Objekts dabei helfen, Planungsfehler zu vermeiden. Hierzu kommt häufig eine BIM-Software (Building Information Modeling) zum Einsatz, die das Objekt digital darstellt. Mit BIM können alle Projektbeteiligten
in Echtzeit zusammenarbeiten. Es ist zudem möglich, die ermittelten Baustoffmengen sowie jedes Bauteil mit einem Preisschild zu versehen. Das ist vor allem hilfreich, um einen Kostenvoranschlag zu erstellen. Der fertige Entwurf geht nun an das zuständige Amt, wo er im besten Fall genehmigt wird. Was jetzt noch fehlt, sind die fleißigen Hände, die das Haus bauen. Im nächsten Schritt – der Ausführungsplanung – fertigen die Architekten einen detaillierten Plan des Bauvorhabens an. Mittels Ausschreibungen holen sie sich von den verschiedenen Gewerken Angebote ein und entscheiden sich für das wirtschaftlichste. Doch ist die Arbeit der Architekten an dieser Stelle noch nicht zu Ende. Auf der Baustelle ist wohl das Wichtigste die Bauleitung, die den gesamten Bauprozess begleitet. Diese Rolle kann ein Architekturbüro einnehmen oder eine darauf spezialisierte Firma. Zu den Aufgaben gehört das Erarbeiten eines Zeitplans für die verschieden Bauphasen sowie – in Absprache mit dem Bauherrn – das Festlegen des Fertigstellungstermins. Daneben stellt die Bauleitung sicher, dass die verschiedenen Gewerke ihre Arbeiten zufriedenstellend ausführen. Schauen wir uns an, wie der Plan nun auf der Baustelle umgesetzt wird.
2 Phase : Rohbau Nach dem „ersten Spatenstich“ kann es auf der Baustelle losgehen. Damit bei den verschiedenen Bauphasen alles rundläuft, hat das Bauunternehmen den Grundriss des Architekten vorliegen und orientiert sich während des Hausbaus daran.
Als Erstes prüft der Statiker den Boden auf seine Tragfähigkeit. Passt alles, werden im nächsten Schritt das Bauwerk auf dem Grundstück eingemessen, die Baugrube ausgehoben (üblicherweise nur, falls ein Keller geplant ist) und Rohre für die Zu- und Entwässerung verlegt sowie das Fundament gegossen. Je nachdem, welche Energiequelle später zum Einsatz kommen soll, können in dieser Bauphase die entsprechenden Vorbereitungen erfolgen. Nachdem die Bodenplatte ausreichend getrocknet ist, kann es bereits weitergehen. Maurer errichten nun die Außen- und Innenmauern sowie Decken und ggf. Betontreppen.
Nach Fertigstellung des Dachstuhls wird üblicherweise das Richtfest gefeiert, um sich bei den Beteiligten auf der Baustelle zu bedanken. Der Spangler sollte allerdings nicht zu tief ins Glas schauen, denn er muss nun bald aufs Dach, um die Dachrinne, Anschlussbleche für Kamine sowie Gauben und andere Anbauten zu errichten. Anschließend wird das Dach eingedeckt. Während das Gerüst noch steht, können auch gleich die Verputzarbeiten an den Außenmauern erfolgen. Soll ein Balkon aus Holz, eine Holzverkleidung oder Ähnliches das Eigenheim verschönern? Dann muss der Zimmermann oder Schreiner ans Werk. Auch für Fußböden, Holzdecken und -treppen können sie Hilfe leisten.
3 Phase : Innenausbau Nachdem der Rohbau steht, geht es ans Innenleben. Damit wetterbedingte Nässe und ungewünschte Tiere draußen bleiben, werden meist eine provisorische Haustüre angebracht und die Fenster alsbald eingesetzt. In den ersten Arbeitsschritten gilt es zudem, die nötigen Leitungen für Heizung, Wasser und Strom zu verlegen. Wichtig: Bei Massivbauten sollte die Bauleitung stets die verschiedenen Trocknungszeiten im Auge behalten. Das ist z.B. bei Feuchtestrich von Bedeutung. Auf diesem sollte erst nach vier Wochen der Bodenbelag verlegt werden. Nachdem die Innenwände verputzt wurden, können das Verlegen von Bodendämmung und Estrich und – falls gewünscht – der Einbau einer Fußbodenheizung erfolgen.
Puh, fast geschafft: Die endgültige Haustüre sitzt im Scharnier, Fliesen wurden verlegt und Zimmertüren eingebaut. Jetzt kann der Maler ans Werk und den Wänden den gewünschten Farbton verpassen. Zu guter Letzt werden noch finale Elektro-, Heizungs- und Sanitärarbeiten erledigt und z.B. Parkett oder Laminat verlegt. Das Haus ist nun bezugsfertig, zumindest fast. Denn der vielleicht wichtigste Schritt ist die Leistungsabnahme. Alle Arbeiten werden in diesem letzten Schritt vom Auftraggeber begutachtet und bei Bedarf muss nachgearbeitet werden. Erst danach steht dem Einzug ins neue Zuhause nichts mehr im Wege. FUNFACT: Ein Fertighaus steht in wenigen Tagen, da die einzelnen Bauteile vorgefertigt geliefert und nur noch zusammengefügt werden. Der Bau eines Massivhauses kann bis zu acht Monate dauern, da es vor Ort Stein auf Stein errichtet wird.
MASSIVHAUSBAU IN 11 SCHRITTEN: 1. Fundament und Keller 2. Außen- und Innenwände 3. Dachstuhl mit Richtfest 4. Fenster 5. Innenputz 6. Bodendämmung und Estrich 7. Zimmertüren 8. Malerarbeiten 9. Elektro- und Sanitärinstallation 10.Bodenbeläge 11. Leistungsabnahme