Nr.22 April 2023 JAPANDIGEST

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Sonderausgabe der NewsDigest

OUTDOOR & ABENTEUER

NATURPARADIES JAPAN

Hokkaidō: Landwirtschaftliche Idyllen in Biei Ab aufs Rad: Unterwegs auf der Shimanami Kaidō Irezumi: Die traditionelle Tattoo-Kunst

Nr. 22 APRIL 2023

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FÜR JAPANER UND JAPANFANS IN EUROPA

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Das Medienunternehmen News Digest veröffentlicht für die japanischen Gemeinden in Deutschland und England zweimal im Monat die Zeitschrift News Digest auf Japanisch. Um alle deutschsprachigen Japanfans zu versorgen, geben wir seit 2012 den JAPANDIGEST in Deutschland heraus.

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INHALT APRIL 2023 Japans einzigartige Naturlandschaften sind es wert, immer wieder besucht zu werden – denn an jeder Ecke halten sie stets etwas Neues und Unerwartetes bereit. In dieser Ausgabe widmen wir uns den prächtigen Panoramen und malerischen Szenerien des Landes. Wir wagen uns an die Ufer kristallklarer Seen oder tief in geheimnisvolle Höhlen. Ob zu Fuß, auf dem Rad oder zu Wasser: Das nächste Abenteuer wartet bereits auf Sie! Außerdem leckere japanische Rezepte und spannende Events. Alle Artikel und mehr finden Sie online unter: www.japandigest.de

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Kristall des Nordens

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Luxus unter freiem Himmel

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Eventkalender

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Das japanische Landleben er-fahren

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Lecker & locker japanisch kochen

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BIEI

OUTDOOR-TREND GLAMPING

RADELN AUF DER SHIMANAMI KAIDŌ NATURSCHAUSPIEL UNTER DER ERDE

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Wilde Natur

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Die japanische Tattoo-Kunst

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Im Wandel der Zeiten

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Japans Höhlen

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© Imabari City

Japanisch vor 1.000 Jahren

BUNGO

MAI BIS OKTOBER

HERZHAFT IN DEN FRÜHLING

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Anleitung

RICHTIG VERHALTEN BEI PRIVATBESUCHEN

ABENTEUER IN KAMIKŌCHI IREZUMI

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JAPANISCHE KINDERBÜCHER

@japandigest

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Erster Kontakt mit Europa

PORTUGAL UND JAPAN

IMPRESSUM Herausgeber: Doitsu News Digest GmbH Geschäftsführung: Mie Mori Generaldirektion: Kei Okishima Vertrieb: Takuya Ine Redaktion: Diana Casanova, Miho Doi, Kei Okishima, Constanze Thede Übersetzung: Diana Casanova, Constanze Thede

Beiträge:

Diana Casanova, Emma Miesler, Maria-Laura Mitsuoka, Kei Okishima, Aya Puster, Constanze Thede Art Director: Mayuko Ishibashi Grafikdesign: Mayuko Ishibashi, Kanako Amano Web: Masaru Mito, Ayaka Miyake Illustrationen: Kanako Amano (S. 31)

Doitsu News Digest Immermannstraße 53, 40210 Düsseldorf TEL: +49 (0)211-357000 FAX: +49 (0)211-357766 info@japandigest.de

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NATUR

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© 美瑛放牧酪農場

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as kleine Biei im Herzen Hokkaidōs gehört nicht ohne Grund zu den malerischsten Landschaften Japans. Die landwirtschaftliche Idylle besticht mit endlosen Blumenfeldern und -gärten, die einem Bilderbuch entsprungen zu sein scheinen. Die Kleinstadt ist längst kein Geheimtipp mehr, denn jährlich zieht es über eine Million Menschen zu den mittlerweile weltberühmten Sehenswürdigkeiten. Maßgeblich zur Popularität Bieis beigetragen hat der Landschaftsfotograf Maeda Shinzō, dessen Werke man in der Fotogalerie Takushinkan bewundern kann. Außerdem bietet das pyramidenförmige Observatorium Hokusei no Oka mit seiner umliegenden Parkanlage eine herrliche Aussicht auf Bieis unvergleichliche Natur, die bereits Gegenstand zahlreicher Werbespots geworden ist.

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Blumenpracht und Landidylle Der sich über mehrere sanft abfallende Hügel erstreckende Panorama-Blumengarten Shikisai no Oka erstrahlt von Mai bis Oktober in unglaublich prächtigen Farben. Hochsaison ist von Juli bis September, denn dann blühen hier über zwanzig verschiedene Blumensorten. Zum Garten gehört auch ein Restaurant und eine Alpaka-Farm, die besonders bei Kindern sehr beliebt ist. In der Wintersaison von Dezember bis April zeigen sich die schneebedeckten Hügel von einer ganz anderen Seite: Jetzt stehen statt Traktorbussen Schneemobile bereit. Die etwas kleinere Kanno Farm hat ebenso herrliche Blumenfelder sowie reizvolle

Kristall des Nordens

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Biei bedeutet übersetzt „schöner Japans nördlichster Insel Hokkaidō gilt im ganzen Land. Im Sommer bezaubert Winter mit schneebedeckten Abhängen Mehr auf der Webseite: Reisen > Natur

Souvenirs und schmackhafte Snacks zu bieten. Besonders stolz ist man hier auf seinen Lavendel, der zu vielfältigen Produkten inspiriert hat, aber auch pur zu

Kris tats Biei für W


Im Biei-Weidenmilchbetrieb (auch: Biei Farm) sind 120 Kühe zu Hause, die frische Milch für zahlreiche Köstlichkeiten von Käse über Trinkjoghurt bis Softeis geben. B Auf den Blumenfeldern der Kanno Farm blühen zehn verschiedene Blumensorten, darunter neben Lavendel auch Iris und Salbei. Außerdem wird hier frisches Gemüse angebaut. C Der Panorama-Blumengarten Shikisai no Oka mit seinen sich über mehrere Hügel erstreckenden, von Bergen umrahmten Blumenfeldern ist wohl der spektakulärste in ganz Biei. D Der leuchtende Blue Pond ist eins der berühmtesten Fotomotive Bieis, da er zu jeder Jahreszeit in anderen Blauund Grünschattierungen einen zauberhaften Anblick bietet. A

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BIEI

öner gilt bert gen

Kristall“ und die ländliche Kleinstadt auf tatsächlich als einer der schönsten Orte Biei mit prächtigen Blumenfeldern und im für Wintersportler. (Text: Constanze Thede)

erwerben ist. Der Biei-Weidemilchbetrieb wiederum bietet in seinem Café frische Milchprodukte aus eigener Herstellung mit Blick auf saftige Wiesen, wo die Kühe

friedlich grasen. Der artgerechte Umgang mit den Tieren ist der Farmleitung eine Herzensangelegenheit.

Faszination Blue Pond Die berühmteste Sehenswürdigkeit Bieis ist der Blue Pond mit seinen leuchtenden Blau- und Grünschattierungen, die sich je nach Tages- und Jahreszeit unterscheiden. Als Apple den Teich 2012 als Motiv eines der im Betriebssystem integrierten Hintergrundbilder auswählte, wurde dieser weltweit bekannt. Er entstand 1988 zufällig als Nebeneffekt einer Maßnahme des Erosionskontrollsystems, das Schäden durch die vor allem in den Wintermonaten häufigen Schlammlawinen des Vulkans

Tokachi verhindern sollte. Ein Teil des Wassers aus dem Biei-Fluss sammelte sich in einem der errichteten Dämme und bildete den Blue Pond. Dessen prachtvolle Farben von Türkis bis Kobaltblau ergeben sich durch verschiedene natürliche Mineralien (u. a. Schwefel) aus nahegelegenen Flüssen und dem Shirahige-Wasserfall, die sich mit dem im Teich vorkommenden Aluminium verbinden.

Wandern rund um den Shirahige-Wasserfall Da Biei eine Vulkangegend ist, entstanden dort auch faszinierende Felsformationen wie am Shirahige-Wasserfall. Der Name des rund 30 m hohen Wasserfalls bedeutet „weißer Bart“ und seine die Felswände hinunterrauschenden Ströme erinnern tatsächlich an einen solchen. In der kalten Jahreszeit gefrieren Teile des Wasserfalls zu Eis, die von November bis

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April zusätzlich durch besondere Illuminationen in ein magisches Licht getaucht werden. Da die Natur in der Umgebung so reichhaltig ist, bietet es sich im Frühling und Sommer an, vom Blue Pond auf dem „Weißbirkenpfad“, einem lauschigen Wanderweg, zu Fuß zum Wasserfall zu laufen. Dieser 3 km lange Pfad läuft parallel zur Hauptstraße und ist in etwa einer Stunde gut zu bewältigen. Wer mehr über die örtliche Natur lernen möchte, kann an einer geführten Tour des Shirogane-Urwaldes teilnehmen, der Teil des Daisetsuzan-Nationalparks ist. Japans größter Nationalpark, der in der Sprache der Ainu (der Ureinwohner Hokkaidōs) „Spielplatz der Götter“ genannt wird, beherbergt außergewöhnliche Pilze und Pflanzen sowie faszinierende Wildtiere, die man selten von so Nahem sehen kann.

Entspannen im Shirogane Onsen Die heißen Quellen des Shirogane Onsen am Fuße des Tokachi wurden in den 1950er Jahren entdeckt, daher stammen die meisten Hotels und Unterkünfte 6

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Der Shirahige-Wasserfall bezaubert sowohl im Sommer, wenn er von üppigem Grün umgeben ist, als auch im Winter, wenn er mit seinen halbgefrorenen Strömen und schneebedeckten Felsen wirkt wie aus einem Märchen. G Dank der lokalen Landwirtschaft kann man in Biei viele regionale Spezialitäten genießen, darunter auch das leckere Softeis (hier in der Geschmacksrichtung Lavendel). F

rundherum aus dieser Zeit. Darunter befinden sich sowohl Hotels im westlichen Stil als auch traditionelle Ryokan-Herbergen. Die meisten Unterkünfte sind direkt mit den heißen Quellen verbunden, sodass man sein Bad in entspannter Atmosphäre mit Bergpanorama genießen kann. Die Onsen-Gegend um Shirogane bietet ein sehr typisches japanisches Flair, was man sonst in Biei vielleicht etwas vermisst, da die Stadt architektonisch und landschaftlich eine deutlich europäisch anmutende Atmosphäre ausstrahlt.

Kulinarische Spezialitäten Biei ist bekannt für seine lokale Nudelküche. Beliebt sind Soba-Nudeln und Curry-Udon, das in einer scharf gewürzten Brühe serviert wird. Das Getreide für die Nudeln stammt direkt aus Biei. Man kann dort sogar regional produziertes Wagyu-Rindfleisch genießen. Dieses ist äußerst zart und wurde von der Japan Meat Grading Association als besonders hochwertig eingestuft. Als Beilage bieten sich die beliebten korokke an – Kroketten, die aus heimischen Kartoffeln zubereitet werden.

Unbedingt zu empfehlen sind auch die regionalen Süßspeisen, besonders das Softeis, das es in ungewöhnlichen Sorten wie Lavendel, Melone oder Kürbis gibt. Köstlich sind auch die frischen Backwaren, für die ebenfalls regional angebautes Getreide verwendet wird. Beste Reisezeit

Mai bis September (Kirschblütenzeit Anfang bis Mitte Mai), Wintersportsaison Dezember bis März Anreise

Die nächstgelegenen Städte sind Asahikawa und Furano, die jeweils 30 bis 40 Min. entfernt liegen. Vom Flughafen Haneda sind es ca. 1 ½ Std. Flugzeit zum Flughafen Asahikawa. Von dort aus ist Biei mit dem „Lavender-go“-Bus in 15 Min. zu erreichen. WEB

www.biei-hokkaido.jp/en

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ORIGAMI-ANLEITUNG

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ÜBERNACHTEN

Luxus unter freiem himmel

OUTDOOR-TREND GLAMPING Besonders in der Corona-Pandemie gewann das Camping als alternative Urlaubsform ohne störende Menschenmassen neue Aufmerksamkeit. Wer sich in die Stille der Natur zurückziehen möchte, ohne jedoch an Komfort einbüßen zu müssen, für den ist Glamping vielleicht genau das Richtige. Auch in Japan entdecken viele Reisende und Hoteliers den Luxus-Trend für sich. (Text: Diana Casanova) Mehr auf der Webseite: Reisen > Unterkünfte

© Hoshino Resorts

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anchmal tut es gut, dem hektischen Alltag zu entfliehen und die Zeit in der Natur zu verbringen, um zur Ruhe zu kommen. Ein Camping-Urlaub kommt da vielleicht gerade richtig. Viele wissen die Flexibilität sowie die Ausflugsmöglichkeiten und Aktivitäten, die sich beim Camping eröffnen, zu schätzen. In Japan erlangt diese Urlaubsform immer mehr Beachtung, denn sie bietet auch eine gute und vergleichsweise günstige Gelegenheit, Japans reiche Naturlandschaften zu erkunden. 2020 schaffte es der Begriff „Solo-Camping“ in die Top 10 der japanischen „Schlagwörter des Jahres“, was insbesondere zahlreichen Vloggern, die sich in der Hochphase der Corona-Pandemie allein in die Natur wagten und ihre Zuschauer auf eine puristische, geradezu meditative Reise mitnahmen, zu verdanken ist. Doch ist Camping nicht für jeden etwas: Man muss unter anderem seine eigene, oftmals teure Ausrüstung mitbringen und auf gewisse Annehmlichkeiten verzichten. Was ist Glamping? Seit Mitte der 2000er erfreut sich das Glamping einer immer

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größer werdenden Beliebtheit. Das Kofferwort aus den englischen Begriffen glamourous und camping bedeutet so viel wie „luxuriöses Camping“ und ermöglicht einen Urlaub im Freien, ohne die Notwendigkeit eigener Camping-Utensilien. Stattdessen wird in bequemen, oftmals außergewöhnlichen Unterkünften übernachtet. Das können Luxus-Zelte oder Wohnmobile mit Designer-Ausstattung, ästhetische Tiny Houses oder unkonventionelle Baumhäuser sein – sie alle eint ein besonderes Gefühl der Freiheit und Naturverbundenheit. Im Zuge der Pandemie erfuhr der Luxus-Trend einen weltweiten Boom, als sich Reisende nach einem sicheren Natururlaub sehnten, der dennoch hohen Komfort versprach. Zahlreiche Hoteliers in Japan, vor allem in Resorts und Nationalparks, haben das Potenzial des Glampings erkannt und machen sich die einzigartigen Naturlandschaften des Landes zunutze. Viele Einrichtungen bieten nicht nur innovative Unterkünfte, sondern auch Freizeitangebote wie BBQ mit saisonalen Zutaten, Ausflüge und vielfältige Outdoor-Aktivitäten. Die japanische omotenashi-Gastfreundlichkeit eines Luxushotels wird hier kombiniert mit der Gemütlichkeit eines Ferienhäuschens im Wald.


GLAMPING IN JAPAN ENTDECKEN

© Hoshino Resorts

HOSHINOYA FUJI Das HOSHINOYA Fuji in der Präfektur Yamanashi war Japans erstes Glamping Resort und liegt eine ca. 90-minütige Autofahrt von Tōkyō entfernt. Aus den riesigen Fenstern der minimalistisch, aber gleichzeitig elegant eingerichteten Betonhütten, die scheinbar direkt aus dem Berghang ragen, offenbart sich ein pittoresker Blick auf den Kawaguchi-See und den majestätischen Berg Fuji. Angeboten werden zudem u. a. Food-Workshops, bei denen man verschiedene saisonale Zutaten selbst räuchern kann, sowie Kanu-, Fahrrad- und Wandertouren. Ab 50.500 Yen pro Person/Nacht https://hoshinoya.com/fuji/en/

© PICA Fujiyama

PICA FUJIYAMA In wahlweise gemütlichen Holzhütten oder kuppelförmigen Zelten verbringen Gäste die Nächte vor der Kulisse des heiligen Fuji, umgeben von dichten Wäldern der Präfektur Yamanashi. Das PICA Fujiyama befindet sich ebenfalls in der Nähe des idyllischen Kawaguchi-Sees sowie des großen Vergnügungsparks FUJI-Q Highland. Wer den Aufenthalt doch etwas flexibler gestalten möchte, kann sich mit eigener oder vor Ort gemieteter Zeltausrüstung auf dem weitläufigen Gelände niederlassen – überdachte Grillecken inklusive. Ab 9.500 Yen pro Person/Nacht https://pica-resort.jp/en/fujiyama/

GLAMPROOK SHIMANAMI Gelegen auf der winzigen Insel Umashima vor der Stadt Imabari (Präfektur Ehime), direkt unter der eindrucksvollen Kurushima-Brücke, nächtigt man im GLAMPROOK Shimanami mit Blick auf die Gewässer des Seto-Binnenmeers und die Shimanami Kaidō. Die kokonartigen Zelte mit dem passenden Namen „Cocoon House“ verfügen über geräumige Doppelbetten sowie ein behagliches „Outdoor-Wohnzimmer“. Im Zimmerpreis inklusive sind u. a. Halbpension, private Bootstouren, ein exklusives Spa und eine Führung über die Kurushima-Brücke.

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Ab 24.000 Yen pro Person/Nacht https://glamprook.jp/umashima/

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© 阪野貴也

INN THE PARK NUMAZU

Aufgehängt zwischen Bäumen schwebend, können Gäste in den ca. 7 bis 11 m² großen „Kugelzelten“ mit Stil übernachten. Wer lieber am Boden bleibt, kann sich alternativ für kuschelige Holzhütten entscheiden. Das moderne Glamping Resort und Hotel INN THE PARK befindet sich im Norden der Küstenstadt Numazu (Präfektur Shizuoka), mitten in einem ruhigen Waldstück, das Teil eines weitläufigen Parks ist. Neben Feinschmeckermenüs und Cafés werden verschiedene Aktivitäten wie Wanderausflüge, Massagen und Workshops angeboten. Ab 19.000 Yen pro Person/Nacht https://innthepark.jp/numazu/ (nur Japanisch)

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TOUREN & AKTIVITÄTEN

Das japanische Landleben er-fahren

RADELN AUF DER SHIMANAMI KAIDŌ Wer in Japan von A nach B kommen will, der sieht die malerische Landschaft oft nur aus dem Zugfenster an sich vorbeirauschen. Wer nach Entschleunigung statt Hochgeschwindigkeit sucht, sollte sich auf der Shimanami Kaidō in Westjapan aufs Rad schwingen. Eine Reiseempfehlung für alle, die sich sportlich betätigen und gleichzeitig Japan von seiner ländlichen Seite kennenlernen wollen. (Text: Emma Miesler) Mehr auf der Webseite: Reisen > Tourismus

© Imabari City


Achtung, Linksverkehr! Die erste Fähre bringt Mensch und Rad auf die erste Insel des Tages, Mukaishima. Die anfängliche Sorge, den Weg nicht zu finden, weil es keine englischen Schilder gibt, verfliegt schnell – statt auf ein kompliziertes System mit Symbolen oder Farben, setzt die Shimanami Kaidō auf eine konstante blaue Linie, die sich vom Start bis zum Ziel auf der Straße entlangzieht. Die einzige wirkliche Herausforderung ist wohl der Linksverkehr. Die Autos bleiben bis zum Ende der Tour ständige Begleiter, doch sie stören nicht unbedingt. Zum einen nehmen die meisten Verkehrsteilnehmenden Rücksicht auf

© Imabari City

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Die Kurushima-Brücke verbindet die Insel Ōshima mit Imabari auf der Hauptinsel Shikoku. B Paradies für Radsportler:innen: Die Radwege der Shimanami Kaidō sind sehr gut ausgebaut. C Das sonnige, milde Klima des SetoBinnenmeers sorgt für eine reiche Vielfalt an Zitrusfrüchten.

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© Imabari City

n der Luft liegt der Geruch von frischer Meeresluft und abgefahrenen Fahrradreifen. Es ist ein Spätherbst-Vormittag in Onomichi, eine Hafenstadt am Seto-Binnenmeer, rund zwei Stunden von Hiroshima entfernt. Hier tragen auffällig viele Menschen Fahrradhelme – denn Onomichi ist einer der Startpunkte der Shimanami Kaidō. Der rund 70 km lange Fahrradweg verbindet über sechs Inseln und sieben Brücken (darunter die einst längste Hängebrücke der Welt, die Kurushima-Brücke) hinweg die Hauptinsel Honshū mit dem Zielort Imabari auf der Insel Shikoku. Die gesamte Strecke in einem Stück anzugehen ist ein ambitioniertes Ziel. In einem der vielen Fahrradverleihe in Onomichi empfiehlt der Verkäufer Hobby-Radler:innen, sich lieber nur die Hälfte des Weges vorzunehmen: rund 35 km bis nach Setoda auf der Insel Ikuchijima und dann mit der Fähre zurück. Alternativ könne man mit der Fähre erst nach Setoda fahren, von dort bis Imabari radeln und dann mit dem Bus den Rückweg antreten. Am einfachsten sei das mit dem E-Bike, um die steilen Anstiege zu den Brücken zu überwinden, aber ohne Reservierung sei das schwierig, erklärt er. Bleibt nur noch eine bunte Auswahl analoger Drahtesel: schneidige Rennräder, ein niedliches Hollandrad, das Lastenrad mit riesigem Korb und die zwei Klappräder, die jeden Anstieg zu einer kleinen Tortur machen könnten. Eine Reservierung per Telefon oder über die offizielle Website der Shimanami Kaidō ist daher zu empfehlen.

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Fahrräder und zum anderen ist es immer noch die japanische Provinz, und nicht etwa die Mega-City Tōkyō – ganz so stark sind die Straßen hier nicht befahren.

Zitronen und Dinosaurier Über Kilometer erstrecken sich Reisfelder und Zitronenplantagen. Zitronen sind eine überraschende lokale Spezialität, die in unzähligen Läden, in Form von Törtchen, Schnaps oder im Kilo-Pack feilgeboten werden. Alte Bauernhäuser mit geschwungenen Pagoden-Dächern, wie man sie eher in der Hauptstadt als neben

einem Acker erwarten würde, treffen auf moderne Pachinko-Spielhallen, die nicht so recht ins ländliche Bild passen. Junge Männer, denen von der Arbeit am Grill der Kopf schon rot angelaufen ist, laden ein, bei einem kühlen Bier heißes Okonomiyaki zu probieren. All das liegt vor dem Hintergrund der malerischen, scheinbar endlosen Brücken des Seto-Binnenmeers. Während man gemächlich durch die Landschaft radelt, entdeckt man hinter jeder Ecke kleinere und größere Sehenswürdigkeiten: Beim Verlassen der Innoshima-Brücke, der zweiten Brücke der Tour, wird man von einem weißen Dinosaurier begrüßt. Nach einem kurzen

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Ausflug zur Expo in Hiroshima wacht „Sauru-kun“ seit 1989 über die Shimanami Kaidō und die jährlich rund 200.000 Radler:innen. Nach den obligatorischen Selfies lohnt es sich den kurzen Anstieg in Richtung des Ōhamasaki-Campingplatz zu wagen. Denn dort wartet der verlassene Ōhamasaki-Leuchtturm und eine Bucht, in der man wunderbar die Füße abkühlen kann.

© Imabari City

Feierabendbier mit Ausblick

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Sauru-kun erwartet Besucher:innen im Innoshima Amenity Park im Norden der Insel. E Wer während der Radtour innehält und den Blick schweifen lässt, wird mit spektakulären Ansichten belohnt.

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Nach rund 35 km Fahrt ist das Ziel kurz vor Sonnenuntergang endlich zum Greifen nahe: das verschlafene Städtchen Setoda. Seine Vergangenheit als wichtiger Handelshafen für Salz lässt sich nur noch erahnen, wenn man die Shiomachi-Straße, die Salzstadt-Straße, herunterschlendert, wo man eine bunte Variation an Salz- und natürlich Zitronen-Produkten finden kann. Die Fähre bringt Radelnde und ihre Drahtesel wieder gen Heimathafen nach

Onomichi, wo sie beim Fahrradverleih abgegeben werden müssen. Erschöpft nach der getanen Arbeit und mit Blick auf die untergehende Sonne, die hinter der Bergkette der Insel Takaneshima verschwindet, schmeckt dann das kühle Zitronen-Bier aus Setoda noch besser. Und wenn man im Zug zurück nach Hiroshima sitzt, freut man sich doch, die Landschaft wieder entspannt vom Fenster aus betrachten zu können.

INFO Beste Reisezeit: Frühjahr oder Herbst. Im Sommer erschweren Hitze, Luftfeuchtigkeit und Regenzeit die Fahrt, im Winter geht die Sonne bereits um 16 Uhr unter. Anreise: Mit der JR Sanyo-Linie von Hiroshima bis Onomichi, alternativ mit dem Shinkansen bis Shin-Onomichi. Wer die gesamte Radstrecke fahren will, sollte spätestens um 8 Uhr starten. Mehr Infos auf: www.shimanami-cycle.or.jp


Teil 5

WUSSTEN SIE SCHON...? Allein, um die einzigartigen und facettenreichen Landschaften Japans zu entdecken, lohnt sich die Reise. Kannten Sie schon diese Fakten rund um die japanische Natur und Geografie?

DIE interkulturelle Brücke zwischen Deutschland und Japan!

Was weiß man über Japans Geografie? Japan ist eine Inselnation (bestehend aus über 6.800 Inseln), die zu ca. 80 % von Bergen bedeckt ist. Die Japanischen Alpen im Zentrum der Hauptinsel Honshū bilden dabei das größte Gebirge des Landes. Der höchste Berg ist mit 3776 m jedoch der Fuji – nebenbei gesagt ein aktiver Vulkan, der zuletzt 1707 ausbrach. In Japan stehen außerdem etwa 10 % aller aktiven Vulkane der Welt. Gleichzeitig ist es aufgrund seiner Lage auch die erdbebenreichste Region der Welt. Drei tektonische Platten treffen dort aufeinander und verursachen durchschnittlich 1.500 Erdbeben pro Jahr.

Wie viele Nationalparks hat Japan? In Japan gibt es derzeit 34 ausgewiesene Nationalparks. Sie sollen die schönsten Naturgebiete des Landes repräsentieren und schützen. 1934 wurden die ersten ernannt: der Setonaikai-Nationalpark um das Seto-Binnenmeer sowie der Unzen-Amakusa- und der Kirishima-Kinkōwan-Nationalpark, beide auf der südlichen Insel Kyūshū. Darüber hinaus verwalten die Präfekturen über 50 sog. Quasi-Nationalparks, welche meist kleiner sind oder über eine weniger große Biodiversität verfügen. Der Besuch eines Nationalparks lohnt sich für alle, die die unberührte Natur Japans entdecken möchten.

Das Print- und Onlinemagazin JAPANDIGEST berichtet nahezu täglich über spannende Themen zu Japans Kultur, Geschichte, Gesellschaft, Sprache und Alltag. Wir versorgen Sie außerdem mit leckeren Rezepten und aktuellen Infos zu Events im deutschsprachigen Raum!

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Gibt es wirklich eine Kanincheninsel? Die kleine Insel Ōkunoshima vor der Küste Hiroshimas im Seto-Binnenmeer ist besser bekannt als die „Kanincheninsel“. Jährlich besuchen sie rund 100.000 Menschen, um hunderte freilaufende Kaninchen zu beobachten. Ursprünglich ein Überbleibsel einer militärischen Giftgasproduktion in den 1920er bis 1940er Jahren, hat sich ihre Population seither rasant entwickelt – auch dank fehlender natürlicher Fressfeinde. Die meisten Tiere sind zahm und lassen sich gerne füttern. Heute ist Ōkunoshima, das über ein Hotel, ein Strand-Resort und einige Outdoor-Angebote verfügt, ein beliebtes Ausflugsziel. www.japandigest.de April 2023 Nr. 22

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NATUR

Japans Höhlen

NATURSCHAUSPIEL UNTER DER ERDE

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it der bergigen Landschaft, welche sich besonders zum Frühlingsbeginn morgens in feinsten Nebel hüllt, gleicht Japans Naturschauspiel romantischen Gemälden aus längst vergangenen Tagen. Aber auch unterirdisch weiß das Land der aufgehenden Sonne mit fantastischen und mysteriösen Höhlensystemen zu überzeugen.

(Text: Maria-Laura Mitsuoka) Mehr auf der Webseite: Reisen > Tourismus

Takayama, Präfektur Gifu

DAS MYSTERIUM VON GIFU Die über 800 m lange Hida-Kalksteinhöhle entstand vor etwa 250 Mio. Jahren. Sie liegt zwischen den Dörfern Hida-Takayama und Okuhida Onsengo, und gilt als die am höchsten gelegene Kalksteinhöhle Japans. Der Rundgang ist in drei Bereiche unterteilt: Die „Nachtlandschaft des Drachenpalastes“ führt Gäste in ein surreales Tropfsteingebilde, das in mystische rote und blaue Lichter getaucht ist. Es folgt der „Traumpalast“, in dem eiszapfenartige Stalaktiten dominieren. Die „Mondwelt“ besteht aus einer engen Felsspalte, die von Höhlenkorallen gebildet wird. Direkt neben dem Höhleneingang befindet sich das Ohashi Collection Kan Museum, das Exponate aus verschiedenen Kulturkreisen beherbergt.

© JNTO

Akiyoshi, Präfektur Yamaguchi

ENTSPRUNGEN AUS EINEM GEMÄLDE Dass Mutter Natur die schönsten aller Kunstwerke erschafft, beweist auch die geheimnisvolle Akiyoshidō-Höhle. Mit einer Gesamtlänge von über 10 km ist diese eine der größten Höhlen Japans und bietet auf einer Strecke von 1 km Einblicke in eine fantastische Welt unter Tage. Ein beliebtes Fotomotiv ist der Bereich „Hundert Teller”, dessen Anblick an die terrassenförmigen Reisfelder von Ōura (Präfektur Saga) erinnert. Außerdem bietet die Höhle gegen einen kleinen Aufpreis einen Abenteuerplan an, bei dem man mit einer Taschenlampe bewaffnet Leitern erklimmt und zwischen Stalaktiten spannende Entdeckungen macht.

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Utsunomiya, Präfektur Tochigi

VON MENSCHENHAND GEMACHT Beim Ōya History Museum handelt es sich um ein riesiges, von Menschenhand geschaffenes Höhlensystem, das von 1919 bis 1986 zum Abbau von Ōya-Vulkangestein angelegt wurde. Geschichtsinteressierte sollten sich einen Besuch nicht entgehen lassen, denn die Mauern tragen noch heute die Spuren des einstigen Bergbaus. Am Eingang befindet sich ein kleines Museum, von wo aus Gäste in die unterirdischen Hallen hinabsteigen und die Dimensionen der ehemaligen Minenarbeit bestaunen können. Einige der spektakulär beleuchteten Säle beherbergen kreative Kunstinstallationen, in anderen finden tief unter der Erde Konzerte, Hochzeiten und Ausstellungen statt.

© Hideo Kurihara / Alamy Stock Photo

Iwaizumi, Präfektur Iwate

EINE BLAUE WELT IM VERBORGENEN

Die Ryūsendō-Höhle ist mit einer Länge von mehr als 5 km und acht Höhlenseen eine der größten Kalksteinhöhlen Japans. Gegenwärtig sind die ersten 700 m und drei Seen für die Öffentlichkeit zugänglich. Neben den fantastischen Kalksteinformationen wird sie besonders für ihre klaren Gewässer geschätzt, die durch LED-Lichter in einem magischen Himmelblau beleuchtet werden. Besonders in den Wintermonaten ist ein Besuch lohnenswert, da das Wasser so kristallklar ist, dass man bis auf den Grund sehen kann. Während des Ryūsendō-Höhlenfestivals, das dreimal im Jahr stattfindet, können Gäste örtliche Events und lokale Spezialitäten genießen.

© JNTO

Ishigaki, Präfektur Okinawa

KALKSTEINWUNDERLAND EINER EXOTISCHEN INSEL Die 200.000 Jahre alte Ishigaki-Höhle ist mit 3,2 km Länge das größte unterirdische Tunnelsystem auf der Insel Ishigaki. Bunte LED-Lichter sowie eine prächtige Beleuchtung machen den Rundgang zu einem unvergesslichen Erlebnis. Neben dem „Wald der Götterstatuen“, wo sich Stalagmiten wie Götterfiguren aneinanderreihen, ist der Totoro-Kalkstein, der dem flauschigen Nachbarn aus dem Hause Ghibli ähnelt, sehr beliebt. Im oberirdischen Eingangsbereich tummeln sich neben tropischen Pflanzen auch Ziegen, Schmetterlinge und riesige Krebse. Abenteuerlustige können bei Tauchgängen um die Insel zahlreiche Unterwasserhöhlen entdecken.

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NATUR

NAGANO

KAMIKŌCHI

Wilde Natur

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ABENTEUER IN KAMIKŌCHI Umschlossen von Japans höchster Gebirgskette, schlummert in 1.500 m Höhe das wundersame Kamikōchi. In das Tal der Präfektur Nagano zieht es seit über 100 Jahren Wander-Anfänger wie -Profis, um die außergewöhnlichen Alpenlandschaften und wilde Natur selbst zu erleben. Reisen wir zu dem Ort, „an dem die Götter herabgestiegen sind“. (Text: Diana Casanova) Mehr auf der Webseite: Reisen > Natur

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Kamikōchi verfügt über zahlreiche Feuchtgebiete. Das schönste ist das Dakesawa-Moor im Norden des Tals. B Auf erhöhten Holzpfaden wandern Reisende durch die Wiesen- und Sumpflandschaften, die hoch aufragenden Gebirge stets in der Ferne. C Kamikōchi am Morgen: Auf geradezu mystische Weise legt sich der Nebel über das Tal. D Die zarten Blüten der benibana ichiyakuso, die zur Gattung des Wintergrüns gehört, sind in den Japanischen Alpen heimisch. A

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Der Japanische Serau: Wer diese geschützte Tierart zu Gesicht bekommt, darf sich wahrlich einen Glückspilz nennen.

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urchzogen vom breiten, ruhigen Azusa-Fluss, dessen türkisblaues Wasser für so manchen Städter beinahe unnatürlich wirken könnte, ist Kamikōchi ein Paradies für Naturund Outdoor-Freunde. Das 15 km lange Tal liegt in den Nördlichen Japanischen Alpen und ist der ganze Stolz des Chūbu-Sangaku-Nationalparks. Es ist umgeben von hohen Gebirgen, angeführt vom Hotaka-Gebirgszug, der an seinem höchsten Punkt über 3.000 m misst. Furchteinflößender ist vielleicht nur der Yakedake – ein aktiver Vulkan, der zuletzt 1965 ausbrach. In atmosphärischer Stille bewegt man sich auf Kiesufern entlang des Azusa, umgeben von waldbedeckten Berghängen, die manchmal hinter tief hängenden Wolken verborgen sind. Auf schmalen Holzstegen

wandert man über die Wiesen und Moore. Weit weg vom Grau der Städte mit ihren störenden Oberleitungen und ohne eine Spur des technologisierten Alltags verliert man sich in Kamikōchis wilder Natur.

Von Kamikōchi in die Welt 1828 soll der buddhistische Mönch Banryū als erster Mensch die Berge des Kamikōchi-Tals bestiegen haben, als das Bergsteigen noch als religiöse Naturverehrung galt. Erst in der Meiji-Zeit brachten westliche Gesandte es als Sport- und Freizeitaktivität nach Japan. Der britische Missionar und Lehrer Walter Weston, der „Vater des Bergsteigens in Japan“, erklomm 1891 den Berg Yari in Kamikōchi und hielt seine Erfahrungen in einem Buch fest, das prompt zu einem Bestseller der Reiseliteratur wurde und zu einem Boom der Japanischen Alpen im Ausland führte. Heute ist Kamikōchi ein beliebtes Ausflugsziel und das nicht nur aufgrund

seiner Nähe zu den berühmten Städten Matsumoto und Takayama. Es sind die pittoresken Landschaften und unberührte Wildnis, die die Region so attraktiv für Abenteuerlustige machen. Kamikōchi verfügt über eine unverwechselbare Flora und Fauna und ist Heimat vieler Tierund Pflanzenarten. Besonders vor frechen Japanmakaken sollte man sich und seine Habseligkeiten hüten, und mit viel Glück geben sich vielleicht auch ein Alpenschneehuhn, ein Marderhund oder sogar ein Japanischer Serau die Ehre!

Natur und Kultur entdecken Ausgedehnte Touren durch die Landschaften Kamikōchis beginnen meistens im Besucherzentrum, von dem das Wahrzeichen des Ferienortes, die Kappabashi-Brücke, nicht weit entfernt ist. Lohnenswert ist eine entspannte Tageswanderung von der Myōjin-Brücke im Norden bis zum idyllischen Taishō-Teich im Süden des Tals, die in ein paar Stunden zu bewältigen ist. Nach einem Ausbruch des Yakedake 1915 wurde der Azusa-Fluss blockiert, was zur Entstehung des Teiches führte. Bei Windstille spiegelt sich das spektakuläre Panorama des Hotaka-Gebirgszuges in dessen Gewässern wider.

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G © Skye Hohmann / Alamy Stock Photo

Kamikōchis Wahrzeichen: die fotogene KappabashiBrücke, die über den Azusa-Fluss führt, mit dem Hotaka-Gebirgszug im Hintergrund. G Die Hauptzeremonie des Bootsfestivals am HotakaSchrein findet auf dem Wasser des Myōjin-Teiches statt. H Der Höhepunkt einer Wanderung im Kamikōchi-Tal ist das spektakuläre Panorama des Taishō-Teiches. F

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Eine einstündige Wanderung von der Kappabashi Richtung Norden führt zum heiligen Myōjin-Teich mit seinem kristallklaren Wasser und dem Hotaka-Schrein. Dort wird Hotaka-no-mikoto, Gottheit der Japanischen Alpen, des See- und Landverkehrs, verehrt. Während des traditionellen Bootsfestivals im Oktober wird ihr in einer eleganten Zeremonie für sichere Reisen gedankt. Lebhafter wird es Ende April: Zur Saisoneröffnung finden im Zentrum verschiedene Events statt, darunter traditionelle japanische Tänze und sogar Alpenhorn-Musik. H

Gute Vorbereitung ist alles Kamikōchi ist nicht das ganze Jahr über zugänglich. Die Saison startet Ende April und endet Mitte November. Vor allem im Sommer sowie an Wochenenden während der eindrucksvollen Herbstlaubfärbung können die Wege schon einmal sehr voll werden. Das Tal ist zwar nicht vollständig touristisch erschlossen, aber es gibt im Zentrum diverse Unterkünfte, Restaurants und Geschäfte. Bankautomaten oder Supermärkte sucht man jedoch vergeblich. Mal abgesehen von der Regenzeit im Juni und Juli ist das Wetter in Kamikōchi während der Saison relativ mild, im August herrschen durchschnittlich 15 bis 20 Grad. Allerdings sind die Temperaturunterschiede zwischen Tag und Nacht erheblich und das Wetter kann in den höheren Gebieten schnell umschwenken. Selbst im Mai liegt mitunter noch Schnee. Dementsprechend sind eine passende Ausrüstung,

wärmende Kleidung und wasserdichtes Schuhwerk auch bei Kurzaufenthalten sehr wichtig, um sich vor der Witterung zu schützen.

Im Einklang mit der Umwelt Als Teil des Chūbu-Sangaku-Nationalparks stehen Kamikōchis Gewässer, Wälder und Moore unter besonderem Naturschutz. Die Mitarbeiter:innen des Nationalparks scheuen keine Mühen, um die natürlichen Lebensräume der Wildtiere zu erhalten und Gäste über die Biodiversität und Schönheit der Region aufzuklären. Auf Umweltschutz wird der höchstmögliche Wert gelegt und alle sind aufgefordert, keinen Müll zu hinterlassen, auf den Wanderwegen zu bleiben und die Tiere aus der Ferne zu bewundern. Auf diese Weise tragen sie ihren Teil dazu bei, dass Kamikōchis prächtige Wildnis weiterhin ungestört gedeihen kann.

Beste Reisezeit: Sommer (Juli und August) oder Herbst (Oktober und November), am besten werktags.

INFO

Anreise: Kamikōchi ist nur per Bus zu erreichen. Von Matsumoto und Takayama fahren regelmäßig Expressbusse (ca. 60 bis 90 Minuten Fahrt), außerdem Überland-/Nachtbusse von Tōkyō, Kyōto und Ōsaka (je nach Startort und Busunternehmen bis zu acht Stunden Fahrt). Mehr Infos auf: www.kamikochi.org

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KURZ ERKLÄRT

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© Michele and Tom Grimm / Alamy Stock Photo © J Marshall - Tribaleye Images / Alamy Stock Photo

ätowierungen haben in Japan eine lange Tradition, die ältesten Nachweise reichen tausende Jahre zurück. So wurden schon die Arme und Gesichter von Mädchen und jungen Frauen des indigenen Ainu-Volkes auf Hokkaidō mit einer Lösung aus Wasser und Birkenrinde tätowiert. Die „moderne“ japanische Tattoo-Kunst hat ihren Ursprung jedoch in der Holzschnittkunst, vermutlich im 14. Jahrhundert mit dem Erscheinen des chinesischen Romans „Suikoden“. Als Holzschnitte gefertigte Illustrationen der Heldengeschichte dienten als Vorlage für die ersten sog. irezumi-Tattoos. Irezumi bedeutet wörtlich „Tinte einbringen“: Holzschnittkünstler übertrugen ihre Motive mit angespitzten Bambusstäben, später auch mit Metall- oder Elfenbeinnadeln, sowie Kohlefarbe in die Haut. Einst trug die japanische Elite irezumi-Tattoos als Statussymbol, Feuerwehrleute sahen in ihnen spirituelle Unterstützung bei ihrer gefährlichen Arbeit. In der Edo-Zeit (1603-1868) waren sie besonders beim einfachen Volk beliebt, aber sie dienten auch zur Brandmarkung von Verbrechern. So entstand erstmals die Verbindung von Tattoos mit Kriminalität – sie wurden zu etwas, das „anständige“ Bürgerinnen und Bürger vermeiden sollten. Aus dieser Gruppe Krimineller würden sich im Übrigen die Yakuza herausbilden, jene kriminelle Organisationen, die großflächige Tattoos als stolzen Ausdruck ihrer Gruppenzugehörigkeit tragen.

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Ein tätowierter Japaner um 1880 (Foto von Kusakabe Kimbei). B 1962 auf Hokkaidō: Eine ältere Ainu-Frau zeigt ihre traditionellen Tätowierungen. C Der Holzschnitt von Utagawa Kunisada zeigt Kabuki-Schauspieler Ichimura Uzaemon XIII (1863).

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C © CPA Media Pte Ltd / Alamy Stock Photo

Die japanische Tattoo-Kunst

Allmähliches Aufbrechen von Vorurteilen Im Bestreben das Bild Japans gegenüber dem Westen zu verbessern, verbot die Regierung in den 1870ern die irezumi-Kunst, was erst 1948 durch die amerikanischen Besatzungskräfte wieder aufgehoben wurde – das negative Image von Tätowierungen sowie ihre Assoziation mit den Yakuza in der Gesellschaft hält sich jedoch hartnäckig. So ist z. B. bis heute der Eintritt tätowierter Personen in vielen öffentlichen Bädern Japans verboten. Allerdings verändert sich allmählich die Einstellung gegenüber Tattoos, nicht zuletzt aufgrund der steigenden Zahl ausländischer tätowierter Touristen, der Globalisierung traditioneller irezumi-Motive sowie der größer werdenden Beliebtheit von Tattoos als Kunst- und Ausdrucksform in der japanischen Jugend. Beim irezumi sind vor allem Figuren aus der Ukiyo-e-Kunst und Heldensagen, aber auch religiöse Motive gängig. Beliebt sind Tiere der japanischen Mythologie, denen eine positive Eigenschaft zugesprochen wird, wie etwa Drachen, Tiger oder Koi-Karpfen. Ebenso sind oni-Dämonen und florale Muster wie die Kirschblüte wiederkehrende Motive.

IREZUMI

Japanische Motive erobern seit Jahren die internationale Tattoo-Branche und so sieht man immer mehr Menschen, deren Körper kunstvolle Kirschblüten, prächtige Drachen oder grimmige Samurai-Krieger schmücken. Solche traditionelle Tätowierungen gibt es in Japan bereits seit Jahrhunderten – doch sie und ihre Träger:innen sind dort mit vielen Vorurteilen belastet. Was ist die irezumi-Kunst und wieso wird sie bis heute mit Argwohn betrachtet? (Text: Diana Casanova) Mehr auf der Webseite: Kultur-Erbe > Bräuche

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LITERATUR

©National Institute of Japanese Literature 近代書誌・近代画像データベース 『こがね丸』高知市民図書館・近森文庫 4101

Eine Dōjōji emaki-Bildrolle aus dem 16. Jahrhundert. Sie erzählt die Geschichte von Kiyohime, die sich in einen Mönch verliebt und in eine Schlange verwandelt, als dieser sie verschmäht.

©『道成寺繪巻』[2], [ 江戸時代 ] [ 写 ]. 国立国会図書館デジタルコレクション https://dl.ndl.go.jp/pid/2574292 (Stand: 15.03.2023)

Kusazōshi wurden nach der Farbe ihres Einbandes unterschieden, wobei rote Bücher vor allem bei Kindern beliebte Märchen enthielten. Da im Japanischen im 19. Jhd. kein Wort für „Jugendliteratur“ existierte, bediente man sich einer wörtlichen Übersetzung des deutschen Wortes „Jugendschrift“ (shōnen bungaku).

©『むぢなのかたきうち』, [ 江戸前期 ]. 国立国会図書館デジタルコレクション https://dl.ndl.go.jp/pid/2541118 (Stand: 17.02.2023)

Im Wandel der Zeiten

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JAPANISCHE K

rotz Rezession und sinkender Geburtenrate boomt der Kinderbuchmarkt in Japan. Jährlich werden rund 1.500 neue Kinder- und Bilderbücher veröffentlicht. Selbst über 50 Jahre alte Werke sind weiterhin Dauerbrenner. Was macht sie so beliebt und wertvoll? Werfen wir einen Blick auf ihre Geschichte. (Text: Kei Okishima)

Mehr auf der Webseite: Moderne Kultur > Literatur Quellen: 国立国会図書館 国際子ども図書館、河原和枝「子ども観の近代 『赤い鳥』と『童心 』の理想」中央公論新社

Die Geschichte der Bilderbücher in Japan reicht bis zu den Bildrollen (sogenannten emaki) aus dem 8. Jahrhundert zurück. In der Muromachi-Zeit (1336-1573) wurden sie in Form illustrierter Büchlein veröffentlicht, doch da jedes einzelne per Hand gefertigt wurde, hatten nur Wohlhabende Zugang zu ihnen. Erst ab dem späten 17. Jahrhundert, mit dem Aufkommen der Holzschnittkunst, konnte auch die einfache Bevölkerung solche illustrierte Literatur erwerben, etwa die vergleichsweise günstigen kusazōshi-Holzschnitte. 20

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Entstehung der Kinderliteratur Iwaya Sazanami (1870-1933) gilt als der Pionier der japanischen Kinderliteratur. 1891 erschien das erste Werk seiner Buchreihe Shōnen Bungaku, die sich bei Kindern großer Beliebtheit erfreute und den Grundstein für die Entwicklung der Kinderliteratur bildete. Mit dem Einsetzen der Meiji-Zeit 1868 sollte das japanische Bildungssystem dem Westen angeglichen werden und die Schulpflicht für die Grundschule wurde eingeführt. Dies hieß auch, dass Kinder

nicht mehr wie im feudalen Japan beruflich automatisch in die Fußstapfen ihrer Eltern traten und schon früh angelernt werden mussten. Stattdessen durften sie nun unabhängig von ihrer sozialen Herkunft ihren Status als „Schulkinder“ genießen und somit war auch die Geburtsstunde der Kinderliteratur gekommen. Im 20. Jahrhundert begann man, Spontanität und Individualität von Kindern verstärkt zu fördern. Im Rahmen dessen wurde 1918 die Zeitschrift Akai Tori von Suzuki Miekichi gegründet, die besonders Kindermärchen und -lieder enthielt. Sie ist auch berühmt für die Veröffentlichung der Werke Akutagawa Ryūnosukes, einem der berühmtesten japanischen Schriftsteller, sowie des Lyrikers Kitahara Hakushū. Im Zuge des Zweiten Weltkrieges erließ der Staat Richtlinien für die „Verbesserung der Kinderliteratur“, welche Sprache und Inhalt regulierten und gleichschalteten.


Das Buch „14 Mäuse ziehen um“ (14 hiki no hikkoshi) ist ein besonders geschätztes Werk der Reihe.

Ausgabe von Ishii Momokos Kodomo no Tomo vom 1. April 1956. Beliebte Geschichten wurden später in Buchform veröffentlicht.

Inochi no Fune von Suzuki Mamoru befasst sich in sanfter Symbolik mit den Themen Leben, Tod und Wiedergeburt.

14 hiki no hikkoshi , Text und Illustration: Iwamura Kazu © DOSHINSHA PUBLISHING CO., LTD Kodomo no tomo : „Bippu to chōchō “, Text: Yoda Junichi, Illustration: Hori Fumiko © Fukuinkan Shoten Publishers, Inc. Inochi no Fune , Text und Illustration: Suzuki Mamoru ©KODANSHA LTD.

E KINDERBÜCHER Die goldene Ära der Kinderbücher Nach der Niederlage Japans wurden viele Bereiche des öffentlichen Lebens durch die Allierten streng kontrolliert und zensiert. Während vor dem Krieg die meisten Kinderbücher einem pädagogischen Anspruch folgten, schrieb zum Beispiel die Autorin Ishii Momoko vor allem Werke, die die Kinder emotional berühren sollten. Sie war weiterhin maßgeblich an der Herausgabe der Kinderbuchreihe „Iwanami-Bücher für Kinder“ des japanischen Traditionsverlages Iwanami Shoten beteiligt und übersetzte auch vielfach ausländische Kinderliteratur, darunter z. B. „Pu der Bär“. 1956 folgte sie dem Beispiel von Iwanami Shoten und rief die zunächst monatlich beim Verlag Fukuinkan Shoten als Zeitschrift erscheinende Buchreihe Kodomo no Tomo ins Leben. Die Reihe löste in den 1960er und 70er Jahren einen regelrechten Boom der Kinderbücher aus. Nach einer Statistik

aus dem Jahre 2020 erreichte das 1967 dort erschienene Werk Guri to Gura eine Gesamtauflage von 5,3 Millionen Exemplaren und gilt damit als das zweiterfolgreichste japanische Kinderbuch aller Zeiten. Die Nummer 1 Inai Inai Baa! hat sich übrigens mehr als sieben Millionen Mal verkauft. Spiegel des Zeitgeistes Ab den 1960er Jahren durchlief die japanische Gesellschaft große Veränderungen. Die sogenannte Bubble Economy läutete das Zeitalter des Massenkonsums ein und die Kernfamilie wurde zum Standard. Vor diesem Hintergrund erreichte Iwamura Kazuos Buchreihe 14 Hiki, die von einer großen Mäusefamilie handelt, welche mit der Natur in Einklang lebt, große Popularität. In den 2000er Jahren wurde das Projekt „Lesejahr für Kinder“ ins Leben gerufen, um die Leseaktivitäten für Kinder

auf nationaler Ebene zu fördern – und das Geschichtenerzählen erlebte einen erneuten Boom. Durch die vielen Opfer des großen Erdbebens in Ostjapan im Jahr 2011 erlangten Kinderbücher noch einmal eine neue Bedeutung. Viele Autor:innen sind der Meinung, dass dank dieser Kindern leichter Werte vermittelt oder schwierige Themen wie Leben und Tod zugänglich gemacht werden können. Darüber hinaus wird der Ruf nach Diversität immer lauter, z. B. nach Werken, die sexuelle Minderheiten, Menschen mit Behinderungen oder neue gesellschaftliche Werte wie Nachhaltigkeit aufgreifen. Kinderbücher sind, wie auch andere Kunstwerke, Spiegel der Werte und Atmosphäre ihrer Zeit. Die Geschichte japanischer Kinderbücher hat gezeigt, dass die Anforderungen an sie stets im Wandel sind. Es wird interessant sein zu sehen, wie sie sich in Zukunft entwickeln werden.

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GESCHICHTE

Erster Kontakt mit Europa

einschneidend, als dass die Händler die ersten Feuerwaffen (leichte Arkebusen) nach Japan brachten. Man befand sich in der Sengoku-Zeit (1467-1603), der Zeit der „streitenden Reiche“, in der verschiedene Daimyō, lokale Territorialfürsten, um die Vorherrschaft in Japan kämpften. Die Produktion eigener Arkebusen trug entscheidend zur späteren Reichseinigung bei, da sie dem Kriegsherren Oda Nobunaga zum Sieg in der Schlacht von Nagashino 1575 verhalf.

Im Jahre 2020 wurde offiziell das 160. Jubiläum der japanisch-portugiesischen Beziehungen gefeiert. Tatsächlich reicht ihre Geschichte aber schon viel länger zurück, denn bereits im 16. Jhd. kamen portugiesische Reisende als erste Europäer in Japan an. Noch heute sind Spuren dieser wechselvollen Beziehung in der japanischen Kultur zu finden. (Text: Constanze Thede)

Die jesuitische Mission Durch den Kontakt mit den portugiesischen Händlern wurde indirekt der Handel mit China ermöglicht, was Japan unter der Ming-Dynastie verweigert wurde. Die Händler besorgten Waren aus Macau, die sie gewinnbringend in Japan verkauften. Mehr Einfluss noch als die Kaufleute aber hatten die jesuitischen Missionare aus Portugal, die ab 1549 ins Land kamen. Diese entschieden darüber, mit welchen japanischen Provinzen Handel getrieben wurde – vermutlich der bedeutendste Grund dafür, dass viele

PORTUGAL UND JAPAN Mehr auf der Webseite: Kultur-Erbe > Geschichte

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ie ersten Portugiesen, die im September 1543 Japan erreichten, hatten dies vermutlich nicht geplant. Vielmehr stand die kleine chinesische Dschunke, mit der die drei

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Händler und ihre chinesische Crew an der Küste der Insel Tanegashima südlich von Kagoshima anlegten, wohl kurz vor dem Schiff bruch. Dieser erste japanisch-portugiesische Kontakt war insofern


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Ankunft portugiesischer Schiffe als Motiv auf einem Stellschirm (ca. 1600), typisch für die sog. Namban-Kunst, die sich westlichen und christlichen Themen widmete. B Während der Christenverfolgung ab ca. 1580 wurden häufig gewaltsame Methoden angewandt, wie der Testlauf dieser Foltermethode zeigt, bei der Gläubige kopfüber in Extrementen hängen mussten.

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Daimyō zum Christentum konvertierten. Ab 1550 förderte das Königreich Portugal die Handelsbeziehungen mit Japan und der 1570 von Pater Luís de Almeida gegründete Hafen von Nagasaki wurde zum wichtigen Knotenpunkt. Von Nagasaki aus gründeten die Jesuiten zahlreiche Schulen, wo sie u. a. Religion, Musik und Kunst unterrichteten. In Seminaren vermittelten sie Kenntnisse der Kartografie, Astronomie, Medizin oder Gastronomie. Ihnen zu verdanken sind die ersten zweisprachigen Wörterbücher sowie eine Abhandlung zur japanischen Grammatik. Auch portugiesische Spezialitäten wie Kompeitō (Süßigkeit aus Zuckersirup) und Castella (Biskuitkuchen) kamen auf diese Weise erstmals nach Japan. Ausweisung und Wiederannäherung Die Einreise anderer christlicher Missionare führte ab 1580 zu zahlreichen Konflikten sowohl mit den Jesuiten als auch mit den Einheimischen. Durch das Machtstreben des spanischen Franziskanerordens, das vor allem dem Reichseiniger Toyotomi Hideyoshi ein Dorn im

Auge war, entstand zusehends ein feindliches Klima, was schließlich zum Verbot des Christentums ab 1612 und zur Ausweisung aller Missionare 1614 führte. Die in Japan verbliebenen portugiesischen Händler mussten das Land 1638 verlassen, da sie als Christen als Bedrohung für das Tokugawa-Shōgunat galten. Dies läutete die Epoche des sakoku ein, der fast vollständigen Abschottung Japans von der Außenwelt, die bis 1853 andauern sollte. Ein offizieller diplomatischer Austausch zwischen Japan und Portugal wurde erst 1860 in Form eines Friedens- und Handelsvertrages wieder aufgenommen. Bis heute ist Portugiesisch die am häufigsten gesprochene westliche Sprache in Japan und zahlreiche portugiesische Lehnworte haben überlebt. Auf Tanegashima erinnern verschiedene Skulpturen sowie das Pistolenmuseum an die erste Begegnung mit den Europäern. Auch Nagasaki pflegt eine enge Partnerschaft mit der Hafenstadt Porto. Das 160. Jubiläum der diplomatischen Beziehungen 2020 wurde in Portugal feierlich mit einer Reihe von Veranstaltungen gekrönt.


SPRACHE

Japanisch vor über 1.000 Jahren

BUNGO

Vor 1.000 Jahren sah das Japanische noch völlig anders aus. Wir tauchen ein in das alte bungo, jene japanische Schriftsprache, die vor allem in offiziellen Texten noch bis Mitte des 20. Jahrhunderts verwendet wurde. Doch bungo wurde auch gesprochen – heutige Muttersprachler:innen und Japanisch-Lernende würden allerdings große Mühe haben, dieses zu verstehen. Was sind die Unterschiede zwischen dem alten und dem modernen Japanischen? (Text: Aya Puster) Mehr auf der Webseite: Alltag > Sprache

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or mehr als 1.000 Jahren haben Japaner:innen noch deutlich anders gesprochen als heutzutage. Das Altjapanisch von damals ist jedoch in Form der alten Schriftsprache bungo bis in die Gegenwart erhalten geblieben. Auch wenn bungo als „Schriftsprache“ übersetzt wird, ist es eigentlich eine Transkription des im 11. Jahrhundert gesprochenen Japanisch, denn zu dieser Zeit gab es noch keine wirkliche Unterscheidung zwischen dem Geschriebenen und dem Gesprochenem. Als die Silbenschrift Hiragana, abgeleitet von der Kursivschrift chinesischer Schriftzeichen, erfunden wurde, 24

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eigneten sich diese vor allem Hofdamen und Menschen aus der Mittelschicht an, mit der sie nun klassische literarische Werke mühelos lesen konnten. Für den offiziellen Schriftverkehr wurde kanbun, eine teils japanisierte altchinesische Sprache, verwendet. Wer studieren wollte, musste erst kanbun meistern. Wenn kanbun eine ähnliche Rolle wie Latein in Europa spielte, könnte bungo mit dem Mittelhochdeutsch vergleichbar sein. Bungo ist dem modernen Japanisch also durchaus ähnlich – jedoch manchmal so komplett unterschiedlich, dass man ohne Wörterbuch nichts versteht. Wie unterscheidet sich bungo also vom modernen Japanisch?


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明治は遠く meiji wa tōku

なりにけり nari ni keri.

Der Schnee fällt, die Meiji-Zeit ist so lange her."

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Während das moderne Japanisch nur eine Vergangenheitsform (in Form der Verbendungen -mashita bzw. -deshita) kennt, konnte man sich im bungo mehrerer Ausdrucksweisen bedienen, um Vergangenes auszudrücken. Zwar sind -ki (Präteritum), -keri (Perfekt) und -tsu (Plusquamperfekt) für heutige Muttersprachler:innen und Japanisch-Lernende noch durchaus nachvollziehbar. Doch sprengen -nu (beschreibt ein Ereignis, das gerade eben zu Ende ging), -tari (beschreibt die Auswirkung einer abgeschlossenen Handlung bis in die Gegenwart), -kemu (beschreibt eine Vermutung über ein Ereignis/eine Handlung in der Vergangenheit) oder -ri (beschreibt die Wahrnehmung einer vergangenen Handlung/eines Ereignisses) den modernen grammatischen Rahmen völlig. Die Nuancen des bungo gingen im kōgo (die moderne „Umgangssprache“) verloren, das im 19. Jahrhundert im Zuge staatlicher Bemühungen zur Vereinheitlichung der gesprochenen und geschriebenen Sprache eingeführt wurde. Solche sprachlichen Feinheiten können heutzutage nur durch Umschreibungen, Hilfswörter oder Ergänzungen ausgedrückt werden.

2

降る雪や Furu yuki ya

Bungo bietet vielseitigere Ausdrucksmöglichkeiten

Bungo ist rhythmischer und bündiger

Der große Erfolg des Mangas „Chihayafuru“ von Suetsugu Yuki zeigte, dass das Kartenspiel Karuta, welches durch das Vorlesen der hundert klassischen Gedichte Hyakunin Isshu in bungo gespielt wird, noch bei vielen Menschen in Japan, selbst bei Jugendlichen, sehr beliebt ist. Das moderne Japanisch hat vergleichsweise eintönige Endungen wie -desu/-masu und -deshita/-mashita, die es fast unmöglich machen, klassische japanische Haiku- oder Waka-Gedichte in Reimen zu verfassen. Auch die Haiku-Dichter:innen des 20. Jahrhunderts bedienten sich des klassischen bungo. So schrieb der japanische Dichter Nakamura Kusatao 1931, als er seine alte Grundschule besuchte:

Derselbe Inhalt würde im modernen Japanisch lauten: 降ってくる雪を見ていると、 明治時代がもう遠い時代になってしまったな。

Futtekuru yuki wo miteiru to, meiji-jidai ga mō tōi jidai ni natte shimatta na. Wenn ich den fallenden Schnee sehe, merke ich, dass die Meiji-Zeit schon so lange her ist."

"

In der modernen Version klingt das Gedicht längst nicht so rhythmisch und wirkt geradezu langweilig. Was denken Sie?

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Bungo ist für Überraschungen gut

Yamaguchi Nakami, Autorin eines 600-seitigen Lexikons der japanischen Onomatopöie, analysierte Lautmalereien aus dem 11. bis 13. Jahrhundert und stellte fest, dass etwa 47 % davon verloren gegangen sind. Hundebellen ist ein Beispiel dafür: Laut Yamaguchi kommt die Lautmalerei wan wan, die heutzutage das Bellen von Haushunden imitieren soll, erst seit dem 17. Jahrhundert in der japanischen Literatur vor. Der Grund dafür ist, dass Hunde in Japan bis vor 500 Jahren nicht als Haustiere gehalten wurden, sondern früher hauptsächlich als gefährBYŌ liche Streuner aufgefallen Ō BY waren. In der bungo-Version heißt es nicht wan wan, sondern byō byō – das beschreibt nämlich das Heulen wilder Hunde.

Beispielsätze Bungo

Modernes Japanisch

Übersetzung

Kyōto wo kudari ki.

Kyōto wo demashita.

Ich verließ Kyōto.

Kyōto wo kudari keri.

Kyōto wo demashita.

Ich habe Kyōto verlassen (und bin immer noch woanders).

Hi sudeni wagaya ni utsure ri.

Hi ga wagaya ni utsutte shimatte moeteiru no desu.

(Ich habe gemerkt, dass) das Feuer auf mein Haus übergegriffen hat und brennt.

Murasaki dachitari kumo.

Murasaki iro ni natte, ima mo murasaki iro de iru kumo.

Die Wolken, die sich violett färbten, sind immer noch violett.

Kyō ya sumiukari kemu.

Kyōto wa suminikukatta no deshō.

Kyōto war vermutlich ein unbequemer Ort zum Leben.

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EVENTS 2023

© Hiroshi Seo

Alle Angaben ohne Gewähr. Weitere Infos erhalten Sie beim jeweiligen Veranstalter.

© Düsseldorf Tourismus GmbH

Mehr auf der Webseite: Aktuelles > Events

MAI BIS OKTOBER Dortmund / 6. und 7. Mai

German Comic Con: Spring Edition

www.germancomiccon.com

Comic-Convention nach US-amerikanischem Vorbild mit Star-Gästen und Cosplay. Berlin / 21. Mai

Düsseldorf / 13. Mai

Bundesweit / 26. Juni bis 16. Juli

Japan-Tag Düsseldorf/NRW

Yamato – Drummers of Japan

Das einzigartige Kultur- und Begegnungsfest präsentiert das besondere japanische Flair Düsseldorfs. Zum Abschluss begeistert ein spektakuläres Feuerwerk direkt über dem Rhein.

Das weltberühmte Taiko-Ensemble aus Japan wird in Düsseldorf, München und Köln traditionelle japanische Trommelkunst in energiegeladenen Konzerten zum Besten geben.

www.japantag-duesseldorf-nrw.de

Japanmarkt Berlin: Kirschblütenfest www.moijmomente.de

Bunter Frühjahrsmarkt zum Thema Japan mit Kreativ-Workshops, japanischem Essen und mehr.

www.yamato-show.de

Bamberg / 3. und 4. Juni

Franco Bamberg

www.franco-bamberg.de

Familiäre Convention für Animeund Manga-Fans in Oberfranken mit Shows und Workshops. © AnimaniA-Magazin C. Gerlach

Kaufbeuren / bis 11. Juni

NIPPON MANIA: Gegenwartskunst aus Japan www.kunsthaus-kaufbeuren.de

Die Ausstellung präsentiert die Werke vieler zeitgenössischer japanischer Künstler:innen. Hamburg / 14. bis 18. Juni

24. Japan-Filmfest Hamburg www.jffh.de

Düsseldorf / 30. Juni bis 2. Juli

Mannheim / 4. bis 6. August

Das Filmfest präsentiert zahlreiche japanische Kurz-, Lang- und Animefilme in ausgewählten Kinos.

DoKomi – Anime- und Japan-Expo

AnimagiC 2023

München / 9. Juli

Deutschlands größte Anime- und Manga-Convention, die DoKomi, geht wieder in der Messe Düsseldorf an den Start und bietet ein spannendes Rahmenprogramm mit zahlreichen Ständen.

Deutschlands älteste Anime- und Manga-Convention lädt Besucher in diesem Jahr wieder ein, die vielen Infostände, Workshops, Food-Corner und Anime-Vorführungen zu entdecken.

www.dokomi.de

www.animagic.de

Japandult: 10. Jubiläum www.japandult.de

Bayerisch-japanischer Markt für handgemachtes Design, Kunst und Kultur. Paris / 13. bis 16. Juli

Japan Expo

www.japan-expo-paris.com

Die weltweit größte Convention rund um die japanische Popkultur mit vielen Showacts. Potsdam / 21. bis 23. Juli

Anime Messe Babelsberg www.animemesse.de

Spannende Event-Messe rund um Anime, Cosplay und Japan im Filmpark Babelsberg. Wiesbaden / 1. bis 3. September

Connichi

Offenbach a. M. / 18. bis 20. August

Berlin / 27. August

Main Matsuri

Japanmarkt Berlin: Sommerfest

Das große Japan-Festival mit neuem Standort in Offenbach bietet viele Info-, Verkaufs- und Snackstände, die die japanische (Pop-)Kultur feiern. Auf mehreren Bühnen präsentieren sich diverse Showacts.

Der Kunst- und Kreativmarkt lädt zum entspannten Spaziergang zwischen zahlreichen Händlerständen mit einzigartigen Waren in japanischem Flair ein. Für das leibliche Wohl sorgt ein Angebot japanischer Snacks.

www.main-matsuri.de

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www.moijmomente.de

www.connichi.de

Große Anime- und Manga-Convention mit vielen Workshops, Live-Acts und Verkaufsständen. Frankfurt a. M. / 18. bis 22. Oktober

Frankfurter Buchmesse www.buchmesse.de

Die große Buchmesse umfasst zahlreiche Angebote sowie einen Mangaund Cosplaybereich.


23. Nippon Connection Filmfestival 6. - 11. Juni

Nippon Connection in Frankfurt am Main

DAS SOMMERFESTIVAL DES JAPANISCHEN FILMS

Nur wenige japanische Filme sind hierzulande im Kino oder als Streaming zu sehen. Nippon Connection bietet vom 6. bis 11. Juni 2023 die einmalige Gelegenheit, über 100 neue japanische Filme und ein vielfältiges Begleitprogramm zu entdecken.

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apan gilt als Land der Widersprüche. Metropolen stehen ländlichen Regionen gegenüber, in denen die Zeit stehengeblieben zu sein scheint. Diesem Kontrast widmet sich der Themenschwerpunkt „Cityscapes and Countryside“ in rund 20 Spiel- und Dokumentarfilmen, darunter das berührende Drama The Zen Diary von Yuji Nakae über den Schriftsteller Tsutomu, der in den Bergen Naganos im Einklang mit der Natur lebt. To The Supreme! von Santa Yamagishi ist eine bunte Romantikkomödie voller Twists über vier starke junge Frauen und ihre

Beziehungen. Alle Filme werden wieder exklusiv auf großer Leinwand zu sehen sein. Dazu werden Filmschaffende aus Japan ihre Werke persönlich vorstellen, so auch Schauspielerin Toko Miura (bekannt aus dem oscarprämierten Drama Drive My Car), die mit dem ersten Nippon Rising Star Award ausgezeichnet wird. Das Begleitprogramm bietet ein Konzert der legendären Girl-Rock-Band TsuShiMaMiRe, Holzschnitt-Workshops, Kochkurse, Whisky-Verkostungen und mehr. Der Zugang zum Festivalgelände mit Marktständen ist kostenlos.

© Nippon Connection

© Van Tran/NC19

© Nippon Connection

Veranstaltungsorte: Künstler*innenhaus Mousonturm, Produktionshaus NAXOS, Eldorado Arthouse Kino, Kino des DFF – Deutsches Filminstitut & Filmmuseum, Mal Seh’n Kino, Internationales Theater Frankfurt, NaxosAtelier

Weitere Infos und Tickets unter www.NipponConnection.com


GENUSS

Lecker & locker japanisch kochen

HERZHAFT IN DEN FRÜHLING Mit einer ordentlichen Portion Sonnenschein und Frühlingsgefühlen macht das Kochen umso mehr Spaß. Mit diesen Rezepten starten Sie herzhaft-gut in den Frühling – saftige Hähnchenfleisch-Gerichte und Pudding der etwas anderen Art. (Text und Fotos: Yoko Rendel) Mehr auf der Webseite: Japan in Deutschland > Rezepte

Ungewöhnliche Süßspeise

MILCHPUDDING MIT MISO-KARAMELL-SAUCE 2 Portionen / Zubereitungszeit: 15 Min. (+ 2 Std. Kühlzeit) ZUTATEN Für den Pudding: • 500 ml Milch • 3 EL Zucker • 5 g Gelatine-Pulver • 2 EL kaltes Wasser

Für die Karamell-Sauce: • 2 EL Zucker • 1 EL Wasser • 50 ml Schlagsahne • 1 TL helle Miso-Paste

• Nüsse nach Wahl

(als Topping; optional)

ZUBEREITUNG

Gelatine-Pulver in kaltem Wasser für 10 Minuten einweichen. In einem Topf Milch und Zucker erwärmen. Eingeweichte Gelatine darin komplett schmelzen lassen. 3 Flüssigkeit in Dessertgläser füllen und abkühlen lassen. Anschließend im Kühlschrank mind. 2 Stunden kalt stellen. 4 Für die Karamell-Sauce Sahne und Miso-Paste gut vermengen. In einer Pfanne Zucker auf niedriger Stufe erhitzen und ohne zu Rühren zu einer braunen Masse schmelzen lassen. Wasser dazugeben (Vorsicht vor Spritzern!) und die Pfanne hin- und her schwenken, bis sich alles vermengt hat. Sauce vom Herd nehmen und sofort zur Sahne-Miso-Mischung dazugeben. Mit einem Holzlöffel gut vermischen. 5 Sauce auf den Pudding geben und mit Nüssen warm oder kalt servieren. 1 2

Japanische Fleischbällchen

TORI-TSUKUNE 6 Bällchen / Zubereitungszeit: 20 Min. ZUTATEN • 200 g Geflügel-Hackfleisch

• 1 EL gehackte

• 2 EL Maisstärke

• 1 TL geriebener Ingwer

Frühlingszwiebel • 1 TL getrocknete Hijiki-Algen

• Öl zum Braten

• 1 TL Mayonnaise • ⅓ TL Salz

• 1 EL Sake

ZUBEREITUNG

Hijiki-Algen für 5 Minuten in Wasser einweichen und dann das Wasser abgießen. 2 Hackfleisch mit allen Zutaten außer Sake gut mischen und kneten. Daraus 6 gleich große Bällchen formen. 3 In einer Pfanne Öl erhitzen und bei mittlerer Hitze die Bällchen für 2 Minuten anbraten, dann wenden. Sake dazugeben und die Hitze reduzieren. Mit einem Deckel gleichmäßig weiterbraten, bis das Fleisch gar ist. 4 Schmeckt warm und kalt als Beigabe zum japanischen Menü oder der Lunchbox. 1

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Zwei Varianten

HÄHNCHEN-TERIYAKI& EIER-SANDWICH 4 Sandwiches / Zubereitungszeit: 30 Min. ZUTATEN • 8 Scheiben Sandwichbrot

• 1 EL Sojasauce

(alternativ: Toastbrot) • 400 g (oder 2) Hähnchenschenkel ohne Knochen • 3 EL Butter • 4 Salatblätter • Salatgurke, in dünne Scheiben geschnitten (nach Belieben)

• ½ EL Zucker • 1 EL Mirin • 2 hartgekochte Eier • 1 EL Mayonnaise • ½ TL helle Miso-Paste • 2 Scheiben Käse (nach Wahl) • Weißer Sesam

ZUBEREITUNG

Hähnchenschenkel in einer Pfanne zuerst auf der Hautseite scharf anbraten. Die Hitze reduzieren und 3 Minuten weiter braten, dann wenden. Ausgetretenes Öl mit Küchenpapier aufwischen. Sojasauce, Zucker und Mirin dazugeben. Mit Deckel weiterbraten, bis das Fleisch gar ist. 2 Eier schälen und in kleine Stücke hacken. Mit Mayonnaise und Miso gut vermengen. 3 Alle Brotscheiben mit Butter bestreichen. Optional die Ränder abschneiden. 4 Für die Hähnchen-Teriyaki-Sandwiches je 2 Salatblätter und Gurkenscheiben auf je 2 Brotscheiben legen. Darauf je ein Stück Fleisch setzen. 5 Für die Eier-Sandwiches die Eiermasse und je eine Scheibe Käse auf 2 Brotscheiben verteilen. 6 Die belegten Brotscheiben mit je einer Scheibe abdecken und halbieren. Mit etwas Sesam bestreuen. 1


ANLEITUNG

RICHTIG VERHALTEN BEI PRIVATBESUCHEN Andere Länder, andere Sitten: So gilt es auch bei Einladungen in japanische Privathäuser einige Grundregeln zu beachten, um den Gastgeber oder die Gastgeberin nicht zu brüskieren – oder sich selbst zu blamieren. Vermeiden Sie diese Fettnäpfchen bei Ihrem nächsten Besuch! (Text: Diana Casanova) Mehr auf der Webseite: Alltag > Verhalten

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SCHUHE AUSZIEHEN!

AUF DEM TATAMI-BODEN

So ziemlich jede Wohnung und jedes Haus in Japan verfügt über einen genkan genannten Eingangsbereich. Diesen erkennen Sie am Boden, der etwas tiefer gelegt ist als der Rest des Wohnbereiches. Ziehen Sie dort die Schuhe aus und stellen Sie sie geordnet an den Rand des genkan (am besten mit den Schuhspitzen zur Tür zeigend). Betreten Sie den Wohnbereich nur mit Hausschuhen, die Ihnen in der Regel angeboten werden. Achten Sie auf saubere und ordentliche Socken!

Viele Privathäuser, sowie traditionelle Restaurants und Herbergen, verfügen über ein mit Reisstrohmatten ausgelegtes Tatami-Zimmer. Die Matten sind sehr druckempfindlich und schwer zu reinigen, daher sollten sie nur mit Socken betreten werden. In solchen Räumen sitzt man meist an niedrigen Tischen auf dem Boden anstatt auf Stühlen. Eine eher traditionelle Sitzhaltung ist das sogenannte seiza, bei dem man mit geradem Rücken kniend auf den Fersen sitzt. Das wird jedoch sehr schnell anstrengend – bei legeren Besuchen darf man es sich natürlich gemütlicher machen.

DAS GASTGESCHENK Insbesondere beim ersten Besuch ist es üblich, ein kleines Gastgeschenk mitzubringen. Am besten überreichen Sie dieses direkt im genkan. Der Wert dessen ist abhängig von der Beziehung zum Gastgeber und vom Anlass des Besuches. Generell sollte das Geschenk nicht zu teuer sein, um das Gegenüber nicht in Verlegenheit bzw. unter Zugzwang beim nächsten Treffen zu bringen. Außerdem wird in Japan viel Wert auf eine schöne Verpackung gelegt. Über besondere Spezialitäten aus der Heimat, die es in Japan nicht zu kaufen gibt, freut man sich immer sehr!

Klassische Floskeln beim Überreichen von Gastgeschenken

NÜTZLICHE VOKABELN

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FAUXPASFALLE TOILETTE Wenn Sie die Toilette aufsuchen, achten Sie darauf, diese nicht mit Socken oder den normalen Hausschuhen zu betreten. Wenn spezielle Toiletten-Pantoffeln bereitgestellt werden, betreten Sie darin das Badezimmer. Achtung: Mit diesen Pantoffeln auf keinen Fall im Haus herumlaufen, denn das wäre ein peinlicher Fauxpas! Dasselbe gilt übrigens auch in Restaurants und Unterkünften (z. B. Ryokan-Herbergen), in denen man vorher die Straßenschuhe ausziehen muss. Keine Sorge: In öffentlichen Toiletten darf man die Schuhe i. d. R. anbehalten.

Eingangsbereich: genkan

Tsumaranai mono desu ga... („Es ist nur eine Kleinigkeit...“)

Wohnzimmer: ribingu (rūmu)

Hon no kimochi desu ga... („Es kommt von Herzen...“)

Toilette/Badezimmer: otearai oder toire

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Koppe-pan コッペパン

Shoku-pan 食パン

Curry-pan

Melon-pan

カレーパン

メロンパン

Mochi Donut もちもちドーナツ

Cream Cornet

Die wunderbare Welt der

JAPANISCHEN BACKWAREN

クリームコロネ

Ob morgens zum Frühstück oder als Snack für zwischendurch, ob aus der Konditorei oder dem Convenience Store von nebenan – Backwaren gehören auch in Japan zum Alltag dazu. Manche sind heimische Kreationen, andere stammen wiederum aus dem Ausland. Das sind typische Sorten!

Fruit Sandwich フルーツサンド

Yakisoba-pan

Eier-Sandwich

焼きそばパン

卵サンド

Anpan あんぱん

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