technik
NATIVE INSTRUMENTS KORE Universelle Sound-Plattform und Performance-Umgebung Seien wir im Zuge des neuen, schwarz-rot-geilen Post-WMDeutschlandbildes mal selbstbewusst, aber nicht frenetisch, stolz darauf, dass ein im Herzen der Bundeshauptstadt agierendes, mittelständisches Softwareunternehmen namens Native Instruments es geschafft hat, einer der Weltmarktführer im Bereich CPU-basierter Klangsoftware zu werden. Und weil allein der hauseigene Output an Synthesizern, Samplern und Effekten schon ausreicht, den Überblick über die Soundlibrary völlig zu verlieren, liefern die Berliner in einem genialen Rundumschlag auch noch eine Software/ControllerKombination hinterher, die sich anschickt, das große Heilsversprechen von der großen Library- und ParameterIntegration aller VST- und AU-Plug-Ins zu erfüllen. Plug-Ins aller Welt, vereinigt euch?! Wir probieren es aus. Text: Numinos Im Grunde lässt sich die Idee hinter Kore recht einfach beschreiben: Kore ist eine plattformübergreifende Hard- und Software-Verbundlösung, mit der sich sämtliche auf einem Rechner installierte VST- und AU-PlugIns steuern, zusammenfassen (layern) und deren Parameter und Presets verwalten lassen. Klingt einfach und ist es dank Kore auch. Trotzdem ist das Unterfangen, eine völlige Integration aller Sounderzeuger auf einer Rechnerplattform zu realisieren, nicht gerade trivial. So erfordert es auch einiges an Umdenken und Einarbeitung, um Kore vollständig in den eigenen Workflow einzubinden.
findet Kore über USB 2.0. Acht Buttons und acht berührungsempfindliche Endlosregler, die, mit 500 Steps pro Umdrehung, extrem fein parametrisiert sind, dienen dabei als Controller. Berührungsempfindliche Potis – sind nicht alle Potis berührungsempfindlich?! Nun, nicht mit der Mimosität wie bei Kore: Damit einer der Regler sich „angefasst fühlt“, genügt es bereits, leicht auf den Potikopf zu drücken und schon signalisiert ein roter Ring um den Regler, dass er „betouched“ wird. Dabei empfängt Kore die Bewegungen aller acht Potis gleichzeitig, was, wenn es dann unter den Fingern wildrot blinkt, ein bemerkenswertes optisches Feuerwerk ist. Ein in weiten Bereichen (bis auf das seitliche Betrachten) gut ablesbares, tiefrotes Display in der Mitte von Kore informiert über die Parameterzustände von Plug-Ins und visualisiert wesentliche Menüpunkte. Unter dem Display befinden sich vier Buttons zur Navigation in den Menüs. Rechts daneben ist ein Alpha-Dial platziert, darum reihen sich sechs Buttons, die mit BasisFunktionen belegt sind. Dazu zählt auch das Konfigurieren des Controllers selbst. Was auch dringend erforderlich ist, denn die Berührungsempfin dlichkeit der Potis beträgt im Auslieferungszustand 50 Prozent, was die Arbeit am Gerät unnötig nervös erscheinen lässt. 30 Prozent erwiesen sich hier als sehr angenehm. Die Buttons rund um das Alpha-Dial sind zwar ästhetisch hinreißend angeordnet, die Druckpunktsicherheit ist aber etwas schwammig. Sehr praktisch sind die drei Drehregler über dem Display, mit denen sich der Eingangs-, Ausgangs- und Kopfhörer-Pegel regeln lässt: Wenn Kore in Griffweite auf dem Arbeitstisch steht, ist es absolut komfortabel, hierdurch die Abhörlautstärken immer im Griff zu haben.
HARDWARE Die Kore-Hardware besteht aus einem pultförmigen, unglaublich eleganten Controller, der auch eine Audiowandler-Einheit (Stereo-In, Line-Out, PhonesOut) und eine Midi-Schnittstelle beherbergt. Den Anschluss zum Rechner
SOFTWARE Die Kore-Software gliedert sich einerseits in einen Standalone-Host, der es ermöglicht, beliebige VST- oder AU-Plug-Ins, zu spielen und zu bedienen, ohne eine Audiosequencer-Software laden zu müssen. Andererseits lässt
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sich Kore auch als Plug-In in einer beliebigen Host-Umgebung laden und stellt dort seine umfassenden Browsing- und Sound-LayeringMöglichkeiten zur Verfügung. Eine der Kernfunktionen von Kore ist dabei der direkte Zugriff auf alle Parameter von Plug-Ins. Die NIKomplete-Plug-Ins sind bereits vollständig integriert. Aber auch bei PlugIns von Drittherstellern werden alle modulierbaren Parameter erkannt und können komfortabel an die Kore-Hardware angepasst werden. Zum Layern und Stacken von Sounds werden Plug-Ins in Slots geladen, die jeweils mit vier Aux-Sends ausgestattet sind. Zusätzlich lassen sich Group- und FX-Channels mit weiteren Plug-Ins anlegen. BROWSER Egal ob als Host- oder Plug-In betrieben, besitzt Kore einen höchst leistungsfähigen Browser, mit dem sich die von Kore angelegte SoundDatenbank komfortabel nach Sounds und Effekten durchforsten lässt. Entscheidend ist hierbei, dass die Suche nach klanglichen Attributen wie z.B. „perkussiv“, „analog“, „dissonant“ erfolgt. Wenn man auch die eigenen Sounds konsequent kategorisiert und in dieser Library ablegt, ergibt sich daraus eine unglaubliche Zeitersparnis bei der Klangsuche, weil man nicht mehr jedes einzelne Plug-In aufrufen muss. Wie komfortabel diese Suche ist, zeigt sich im Umgang mit der hauseigenen NI-Komplete-Library, die bereits vollständig kategorisiert ist. PRAXIS Um die immense Flexibilität von Kore einmal zu verdeutlichen, ein (vereinfachtes) Szenario: Man produziert innerhalb von z.B. Ableton Live ein Stück mit drei Kore-Instanzen. In einer Spur verwendet man als Bass den FM7 von NI und doppelt den Sound zusätzlich mit einem weiteren Plug-In. Auf diesen Layer-Sound legt man noch ein TempoDelay und ein Reverb. Auf der zweiten Spur befindet sich eine KoreInstanz mit einer Fläche aus Absynth und Reaktor und einem Temposynchronisierten Filter. Die dritte Spur enthält ein Battery-Drumset, das mit 128 BPM läuft. Nun zwei denkbare Fälle: Ein Live-Act steht an – nix einfacher als das. Flugs die benutzten Patches (inklusive aller ControllerEinstellungen, Effekte, Layer, denn die werden MIT in einem Kore-Sound abgespeichert) aus der Library in den Kore-Host laden, komfortabel auf das Keyboard mappen, die Drumspur als Midi-File exportieren (Kore kann als Standalone-Host auch Midi-Files abspielen) und fertig. Fall zwei: Man möchte den Track in z.B. Cubase weiterproduzieren. Easy – einfach drei Kore-Instanzen aufmachen, die benutzten KoreSounds öffnen und alles klingt wieder so wie in Ableton Live. Allein das Auffinden von Standard-Presets (Streicher, Bass, Piano) wird durch die Kriterien-Suche des Kore-Browsers immens beschleunigt und man fragt sich ernsthaft, wie man es vorher schaffte, seine Sound-Library zu durchstöbern.
AUDIO-TECHNICA ATH-PRO700 Professioneller Monitor-/DJ-Kopfhörer Was ist eigentlich der Unterschied zwischen einem DJ- und einem Studio-Kopfhörer? Beide sollen doch möglichst unverfälscht und präzise die Musik wiedergeben, Außengeräusche effizient unterdrücken und hohen Tragekomfort bieten. Das dachten sich offensichtlich auch die Produktentwickler von AudioTechnica und präsentieren mit dem ATH-PRO700 ein Modell, das sich sowohl für die Arbeit hinter den Decks als auch für das Produzieren im Studio eignen soll. Der ATH-PRO700 stammt aus der Import-Serie von Audio-Technica und ist erst seit kurzem auf dem europäischen Markt erhältlich. Der Pro700 hat eine geschlossene Bauweise und konnte im Test Außengeräusche sehr gut dämpfen. Die Ohrmuscheln lassen sich von innen nach außen und, dank der Drehgelenke, vertikal um 180 Grad drehen. Der Tragekomfort ist tadellos und ermöglicht ausdauerndes Arbeiten. Bei längerem Tragen zeigt sich allerdings ein Nachteil der geschlossenen Bauweise: Zwischen dem Ohr und der Membran gibt es kaum Luftzirkulation, weshalb man sich nach einiger Zeit im Wortsinn heiße Ohren holt. Da hilft dann nur kurzes Absetzen der Kopfhörer. KLANG Extrem beeindruckend ist zunächst die Lautstärke des Pro700. Im Vergleich mit unseren anderen Referenzkopfhörern war keiner (bei gleichem Pegel) lauter. Und auch die Verzerrungsfestigkeit ist hervorragend: Selbst bei bis an die Schmerzgrenze aufgedrehtem Pegel konnten wir keine Verzerrungen provozieren. Im Vergleich mit unserem Referenz-Kopfhörer, dem AKG 271 Studio, weist der Pro700 eine sehr stramme und voluminöse Basswiedergabe auf. Die Höhen sind sauber durchzeichnet, ohne stressig zu wirken. Das Impulsverhalten ist tadellos und bietet eine gute Transientenabbildung. Nur die tiefen Mitten betont der Pro700 relativ stark. Das ist beim Auflegen hilfreich, weil dadurch Beat-Strukturen akustisch sauber seziert werden, mindert allerdings den sonst sehr linearen Eindruck, den der Kopfhörer hinterlässt. FAZIT Audio-Technica hat mit dem Pro700 einen sehr guten Allround-Kopfhörer auf den Markt gebracht. Aufgrund der Pegelfestigkeit und des knackigen Impulsverhaltens liegt dabei das Haupteinsatzgebiet eher im DJ-Bereich. Der Pro700 ist in einer schwarzen und silbernen (Pro700 SV) Farbvariante erhältlich. UVP: 179,– Euro, Straßenpreis: 149,– Euro www.audio-technica.com
FAZIT Eine so komplexe Hard- und Software-Kombination wie Kore läuft naturgemäß nicht auf Anhieb stabil, weshalb wir aus Gründen des Welpenschutzes für Versionen unter 1.0 auf die 1.0.1er-Version gewartet haben. In unserem Test lief die Kore-Software weitgehend fehlerfrei, Abstürze gingen fast immer auf das Konto von geladenen Plug-Ins. Etwas zickig zeigt sich Kore allerdings immer noch. So nimmt das Scannen von installierten Plug-Ins sehr viel Zeit in Anspruch (auf unserem Testrechner, auf dem sich ausschließlich NI Komplete befand, mehr als 15 Minuten), die Bedienoberfläche von Plug-Ins wird manchmal nicht angezeigt (z.B. Korg Legacy Collection) und das Display des KoreControllers machte bei einigen Plug-Ins keinen Refresh mehr, so dass man irgendwann nur noch Zeichenmüll auf dem Display hat. Dies sind allerdings nur Schönheitsfehler, die sich durch entsprechende Updates problemlos beheben lassen. Viel entscheidender ist, dass Kore, sobald man mit dem Konzept und der Bedienung vertraut ist, zum zentralen Steuerpult für die Musikproduktion und das Live-Spielen mit Plug-Ins wird, ohne das man nicht mehr arbeiten möchte.
UVP: 499,– Euro, Straßenpreis 479,– Euro www.native-instruments.com
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COMPUTER DJ 00DJ Live-optimierter Audio-PC Ein bisschen platt ist das ja schon: Da entwickeln die Spezis von Computer DJ einen für LiveAnwendungen optimierten PC, packen ihn in einen schicken Metallkoffer und kommen dann, in Anlehnung an die trickreichen Gimmicks von Superagent James Bond, auf die sinnige Idee, das Teil Null-Null-DJ zu nennen. Andererseits sind die Momente, in denen der weltgewandte Wodka-Martini-Trinker seine Geheimwaffen zum Einsatz bringt, auch immer die eigentlichen Höhepunkte von Bond-Filmen. Wir testen im Folgenden nicht, ob sich mit dem 00DJ die Welt retten lässt, wohl aber, ob der hochpreisige Metallkoffer sein Geld wert ist. Text: Numinos Wer den Technik-Teil der GROOVE regelmäßig liest, dürfte den Trend zur Digitalisierung des Auflegens mitverfolgt haben: Immer mehr DJs setzen CD/MP3-Player-Kombinationen ein, benutzen Timecode-Lösungen (z.B. FinalScratch, Serato) oder feuern ihre Audiofiles (in Verbindung mit einem entsprechenden Controller) direkt aus dem Rechner ab. Glückliche, vinylschleppfreie Zeiten also? Nicht ganz: Viele DJs nehmen zu ihren Sets immer noch eine Notfall-Plattenkiste mit, weil fast jeder schon einmal einen stressvollen Totalabsturz seiner Audiohardware erlebte. Fehlerquelle Nummer eins ist dabei längst nicht mehr die verwendete Software, sondern die Computerhardware. Denn bei der Entwicklung von StandardNotebooks denken die Hersteller im Wesentlichen nicht an stickige, feuchte Clubs, sondern eher an luftige, klimatisierte Büroräume. Die Techniker bei der englische Firma Computer DJ haben die letzten Jahre damit verbracht, einen Rechner zu bauen, der auch bei extremen Temperaturen verlässlich arbeitet. Dank des brüllend heißen Sommers konnten wir den 00DJ 24 Stunden lang unter Volllast bei 38 Grad testen, ohne dass es uns gelungen wäre, einen Absturz zu provozieren. Dabei blieb die CPU-Temperatur konstant zehn Grad unter der unseres Vergleichs-Notebooks. Diese hervorragende Kühlung bewerkstelligen vier Lüfter auf der Frontplatte, die leider einen entsprechenden Lärmpegel erzeugen. Das ist dann auch der einzige große Kritikpunkt beim 00DJ. In Live-Situationen ist das Lüftergeräusch zu vernachlässigen, aber im Studio ist der 00DJ ein nicht tolerierbarer Krawallbruder, weshalb ein nahtloses Vom-Studio-in-den-ClubWechseln keinen Spaß macht. ÄUSSERLICHKEITEN Der 00DJ besitzt ein berührungsempfindliches 15-Zoll-Display, das man nach einer kurzen Eingewöhnungsphase nicht mehr hergeben möchte. Nach einiger Zeit hat man sich so an das Auf-den-Screen-Patschen gewöhnt, dass man manchmal auch auf das Display von Standard-Notebooks drückt. Naturgemäß erfasst das Display nur einen Druckpunkt, so dass für LiveActs auf jeden Fall noch ein Controller benötigt wird. Alle Anschlüsse des 00DJ befinden sich auf der Frontseite. Dabei leuchten Tastatur und Lüfter in schickem Blau vor sich hin und lassen das Gerät, in Verbindung mit dem zentral unter dem Display befindlichen, rot schimmernden Fingerabdruck-Sensor und den vergoldeten CinchAnschlüssen absolut stylisch aussehen. Etwas unergonomisch ist, dass die massiven Metallverschlüsse über die Arbeitsfläche ragen und man so die Handballen nicht auf dem Gerät abstützen kann.
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INNERE WERTE Der 00DJ besitzt ein optimiertes Windows XP, das von allem Audioperformance-bremsendem Ballast befreit ist. In Verbindung mit den 1GB Ram (erweiterbar auf 2GB) holt das System das Beste an Leistung aus dem mit 1,7Ghz getakteten Pentium M heraus. Zwei Festplatten mit jeweils 100GB, die entweder gespiegelt oder gestripet betrieben werden können, bieten genug Platz für umfangreiche MP3Sammlungen. Die eingebaute GIGAPort 24-Bit-Soundkarte liefert an den acht hochwertigen Cinch-Ausgängen ein Audiosignal mit Studioqualität. Zusätzlich werden der Stereo-In und -Out des Mainboards als MiniStereoklinken-Buchsen auf der Frontplatte rausgeführt. Da der 00DJ kompromisslos als DJ-Workstation ausgelegt ist, wurde er von allen Systemkomponenten, die nichts mit der eigentlichen Audiowiedergabe zu tun haben, wie Netzwerkkarte, Modem oder DVD-Laufwerk, befreit. Kontakt zur Außenwelt bekommt der 00DJ aber über einen Firewireund drei USB- Anschlüsse auf der Frontseite. FAZIT Der 00DJ ist ein ultrarobustes, sehr schickes und nahezu fehlerfreies Arbeitsgerät für den PC-gestützt arbeitenden DJ. Die vielen Details wie z.B. der Fingerabdruck-Sensor, der verhindert, dass einem in Abwesenheit am Live-Set rumgefummelt wird, das berührungsempfindliche Display und nicht zuletzt das hochstabile Windows XP zeigen, dass die Entwickler bei Computer DJ ordentlich nachgedacht haben, um den optimalen DJing-PC zu entwickeln. Die Reduktion auf die wesentlichen Komponenten erscheint dabei anfänglich etwas karg, und die lärmenden Lüfter sind sicher nichts für den heimischen Schreibtisch. Im überhitzten, schweißtriefenden Club morgens um halb vier wünscht man sich hingegen keine Maschine lieber auf die Arbeitsfläche als den 00DJ. In Anbetracht des Preises dürfte der 00DJ ohnehin nur für hauptberufliche Top-DJs oder für Großveranstaltungen, bei denen es weniger auf den Preis, sondern eher auf die Zuverlässigkeit ankommt, wie z.B. Theateraufführungen oder Multimediainstallationen, in Frage kommen.
UVP: 3.399,– Euro www.computerdj.net