Groove #140 - Studiobericht & Technik

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im Studio

Legowelt Küstenstädten haftet oft eine gewisse Vanitas an – gerade wenn sie an der, in ihrer natürlichen Gewalt nicht zu unterschätzenden, Nordsee liegen. Das herbstliche Scheveningen (Den Haag) macht da keine Ausnahme. Bis auf wenige hartgesottene Spaziergänger und einige furchtlose Kitesurfer, die sich freiwillig dem rauen Wind, der ungebremst die Küste schleift, entgegenstellen, wirkt das kleine Städtchen wie ausgestorben. Hier, in einer leicht heruntergekommenen Zeile von ehemals schmucken Reihenhäusern, die sich unmittelbar an die Rückseite eines mächtigen Damms schmiegen, der die Bewohner von der Naturgewalt trennt, wohnt und arbeitet Danny Wolfers alias Legowelt.

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ass der Autor in seiner Einleitung auf die Vergänglichkeit und Erosion alles von Menschenhand Geschaffenen abzielt, hat seinen Grund, denn auch die Produktionen des Niederländers zeichnen sich durch das bewusste Verschleifen, Verzerren und Patinieren der Klänge aus. Wolfers realisiert in seinen Techno- und HouseTracks die überzeugende Illusion, man hätte es mit seltenen, rohen, unterproduzierten Bootlegs aus einer längst vergangenen Epoche des House-Kontinuums zu tun. Allerdings: Auch wenn man beim Betreten des Wohn-/Studiozimmers des Musikers von einem beachtlichen Sammelsurium rarer Analog-Schätze empfangen wird – ein dogmatischer Analog-Fetischist ist er nicht, sondern eher ein Sammler. Vielmehr glaubt er, dass seine Herangehensweise oft missverstanden wird, und sagt: „Für mich gibt es überhaupt keinen Unterschied zwischen analoger Hardware und der Arbeit in der DAW.“ Wenn man einmal verstanden habe, wie die Geräte funktionieren, sei es egal, ob man mit echter Hardware, Ableton Live oder Reason arbeite – man könne problemlos dieselben Ergebnisse erzielen. So setzt der Musiker die Software Reason von Propellerheads wegen ihres, wie er sagt, „warmen, satten Sounds“ genauso

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gerne ein wie beispielsweise eine Yamaha RM1x All-in-one RythmBox, von der er schwärmt, dass sie einen der besten und ausgereiftesten Sequenzer überhaupt habe. Tatsächlich produziere er häufig Stücke komplett innerhalb dieses Gerätes.

G u t g e f ü l lt e r P l u g i n - O r d n e r Aber auch der Plugin-Ordner seines Ableton Live ist gut gefüllt – darunter finden sich die gesamten Klangerzeuger und Verbieger aus der Freewareschmiede TAL. „Die Plugins sind fantastisch: Die Delays können wirklich dreckig und verzerrt klingen und auch die neue Juno-Emulation, der TAL-U-NO-LX ist ein feines Teil. Offen gestanden, klingt er eigentlich sogar noch besser als das Original – irgendwie druckvoller und homogener“, berichtet Wolfers. Einen Mausklick weiter wohnt dann die Korg Legacy Collection, aus der er bevorzugt den Korg M1 verwendet, der mit seinen Orgel- und Piano-Presets eine feste Instanz im House-Sound der neunziger Jahre war. Überhaupt scheint es dieser spezielle Sound zu sein, den der 36-Jährige mit seiner Musik zu reproduzieren versucht. Tatsächlich habe er kurzzeitig sogar schon mal ein professionelles Tascam 3500-Mischpult mit 32 Kanälen besessen, das ihm aber

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im Studio in der Bedienung schnell zu kompliziert und im Sound zu klinisch wurde. „Ich habe jetzt diesen Inkel DJ-Mixer MX995 für 30 Euro mit einem eingebauten Echo bekommen, der klingt viel besser und ich benötige auch nicht so viele Kanäle. Für House-Tracks braucht man ja ohnehin nicht viel: Drei bis vier Kanäle reichen da völlig“, sagt der Produzent und ergänzt, dass die seiner Meinung nach besten House-Platten, „die Klassiker, wenn Du so willst“, ja nicht in voll ausgestatteten Studios produziert wurden, sondern mit einfachsten DJ-Mischern, einem Plattenspieler, einem Drumcomputer und vielleicht noch einem Synthesizer dabei, der live dazu gespielt wurde – „mit einem Setup also, das noch weitaus mehr Lo-Fi war als das, was ich hier betreibe.“ Es gehe ihm dabei auch um die Inszenierung einer gewissen Entdecker-Romantik, meint Wolfers. Er wolle die Stimmung jener Zeit, die er als die inspirierendste und spannendste empfand, nämlich die End-Achtziger und frühen neunziger Jahre, wo Leute in ihrem Schlafzimmer Tracks bauten, einfangen: „Ich versuche diesen Vibe für mich zu konservieren.“

Technik D ow n m i x a u f d e m So fa

iZ otope T ras h 2

Den finalen Mixdown – wenn man das in Anbetracht der wenigen Kanäle, die in Wolfers Tracks zum Einsatz kommen, so nennen möchte – erledigt er am liebsten auf dem Sofa lümmelnd. Und auch dabei kommt eine klassische Homerecording-Technik zum Einsatz. Nämliche das Referenzhören auf verschiedenen Monitoren. Die Technik hat sich über Jahre bewährt: Steht kein akustisch optimierter Raum zur Verfügung und fehlt es an einer neutralen Abhöre, beurteilt man das Stück in der finalen Phase einfach über möglichst viele Lautsprecher und versucht dann gewissermaßen den akustischen „Mittelwert“ aus den verschiedenen Klangeindrücken zu bilden. Bei Legowelt reicht das Arsenal an Schallwandlern von einem Pärchen Yamaha HS50 über aktive Alesis Monitor One bis hin zu Hi-Fi-Standlautsprechern von Bang & Olufsen, die er jeweils im Wechsel betreibt. Und wenn alles nichts hilft, nun, dann wartet in der Ecke neben dem heimeligen Kamin immer noch die Geheimwaffe Tascam 414, mit ihrer Bandsättigung – ein bisschen so, wie die nur wenige Meter entfernte Nordsee: rau, rauschend und alles erodierend.

Multiband Audio-Verzerrungsund Transformationswerkzeug (AU/VST/RTAS)

Text: Numinos Fotos: Pim Top Das Album T h e P a r a n o r m a l S o u l von Legowelt ist bereits bei Clone erschienen.

Mischer: Inkel MX995 Mixer Klangerzeuger: Moog MiniMoog Model D Korg Mono/poly, MicroStation, MicroKorg, Monotron, Monotribe, MS10, X5D Crumar Bit 99 Roland Jupiter 4/8, Super JX10, Alpha Juno 2, Juno 60/106, D50, JD800, SH101 Kawai K1II Yamaha DX 7/21/100, TX81Z, PSS380 Casio CZ101, MT520, MT540

„Der ganze minderwertige Kram klingt irgendwie immer körnig und warm.“ Rauschen erwünscht Dabei geht Wolfers – neben dem Einsatz des bereits genannten Inkel Lo-Fi-Mixers – sogar so weit, seine Aufnahmen direkt auf einen Tascam 414 Multitrack-Kassettenrekorder aufzunehmen, ein Gerät, was selbst in der Homerecording-Szene der damaligen Zeit einen in Bezug auf die Klangqualität und das Rauschverhalten äußerst zweifelhaften, um nicht gar zu sagen grottenschlechten Ruf hatte. Angesprochen auf den im Vergleich zu heutigen Aufnahmemethoden doch eher erbärmlichen Klang, vertritt Wolfers die Ansicht, dass alles, was aus der DAW kommt, ohnehin viel zu gut klinge und Rauschen den Sound meistens besser mache: „Es verbindet alles und es lässt den Hörer aufmerksamer sein. Rauschen zeigt auch in den stillen Passagen, dass da etwas läuft, dass etwas passiert.“ Auch in Bezug auf die Drums hat er eine erstaunlich „low-fi-ige“ Arbeitsweise entwickelt, denn Schlagwerk durchläuft bei ihm fast immer ein altes Boss CS-1 (Compressor Sustainer) Boden-Effektgerät – in Musikerkreisen oft scherzhaft Tretmine genannt. Diese Effektbox sorge bei allen seinen Drumsounds für den typischen „Schmatz“ und „Punch“.

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Drumcomputer & Sequenzing: Roland TR808, MC500 Boss DR660 Korg Electribe ESX x2/EMX Yamaha RM1X, QY70 Outboard: Tascam 414 Vierspur-Rekorder Verschiedene TEAC und Sony Kassettenrekorder TEAC X1000 Bandmaschine Philips N4522 Bandmaschine Korg Monotron Delay, Mini Kaos Pad 2 Electro Harmonix Small Stone Phaser, Holy Grail Reverb TC Helicon Voiceworks Evans Echopet Delay Box Boss CS-1 Compressor Sustainer Monitore: Yamaha HS50 Bang & Olufsen 70s Hi-Fi Speakers Alesis Monitor One MK2s Active Dynaudio BM5’s Behringer Behritone, Minimon Computer: Commodore Amiga 1200 mit Octamed Sequencer Mac und PC’s mit Ableton, Reason und vielen Plugins

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chon seit dem unglaublichen Audioschredder Stutter Edit, spätestens aber mit dem Spektral-Chirurgie-Synthesizer Iris haben iZotope bei mir einen Stein im Brett. Ob die wohlwollende Zuneigung mit der MK 2 des Premium-Verzerrers Trash noch weiter angefeuert wird oder sich eher abkühlt, möchte ich euch nicht vorenthalten.

LFO steuerbar sind?!) so elegant zu verpacken, dass man auch als ambitionierter Einsteiger schnell zu brauchbaren Ergebnissen gelangt. Tontechnisch versierte Anwender werden dagegen feststellen, dass das Plugin – trotz seiner schicken Optik – kein Spielzeug, sondern ein professionelles Arbeitsgerät ist. Das beginnt bei der Solo-Funktion für alle Bänder, geht weiter über die Möglichkeit, jedes Modul über einen frequenzselektives Sidechain zu steuern, bis hin zur vollständigen Undo-Historie und dem Bypass für jedes einzelne Modul. Ko n z e p t Liest man die Feature-Liste von Trash, die von Multiband-Verzerrung über Filterung, Con- Im Ergebnis können Einsteiger hier ihre Klänge tentativ in alle Richtungen vervolving, Dynamik und Delay reicht, muss man sich fragen, was das gerade einmal 30 MB biegen, Profis hingegen werden in die Lage versetzt, mit wenigen Mausklicks große Plugin eigentlich nicht ist. Entsprechend deckt das Arsenal von 300 Werkspresets vom leichten Analog-Mojo bis hin zur dramatischen Frequenzumgestaltung so ziemlich jede erdenkliche Klangverwurstung ab – von der subtilen Analogsättigung über schnell jedes klangliche Ziel zu erreichen. Aber: Wer die Möglichkeiten von reale und irreale Verzerrungen jeglicher Art bis hin zu Effekt-Verkettungen, die man nur Trash 2 wirklich voll ausreizen will, kommt um eine gewisse Einarbeitung nicht noch mit den Presetnamen wie „Smooth As Sandpaper“, „Mean From A Distance“ oder herum – viel Macht macht eben auch Mühe. „Jazz Turned IDM“ beschreiben kann. Der Signalpfad ist modular und die Sektionen Filter 1/2, Trash, Convolve, Dynamics und Delay können frei verschaltet werden. Das Herzstück Fa z i t von Trash 2 ist eine in vier Bänder splittbare, zweistufige Verzerrer- und Filter-Sektion. Käme morgen ein böser Zauberer ins Studio und würde mich unter Androhung Die Besonderheit liegt neben der Frequenzselektivität in der Möglichkeit, die Verzerrungs- von Schokoladeentzug dazu zwingen, meine DAW mit nur einem einzigen Plugin kurve völlig frei designen zu können – vom harten Rechteck bis zur sanft geschwungenen auszurüsten – Trash 2 hätte gute Chancen, diesen Solitärstatus zu erreichen. Röhren-Sättigung. Wer schnell das Signal zum Brennen bringen will, der wählt aus einem Das Programm ist in der Summe nämlich weitaus mehr als ein simpler Krader 60 Verzerrer-Presets. Auch nicht alltäglich: Die beiden vollparametrischen 6-Band-Filter, wallmacher – es ist ein kompletter Channelstrip, mit dem man ganze Produkderen Filter-Noden jeweils mit einer von 23 möglichen Filtercharakteristiken betrieben wer- tionen durchführen kann und der sich sogar für spezielle Masteringaufgaben den können – darunter Klassiker wie Peak- und Resonanz-Filter, aber auch Spezialisten wie empfiehlt. Allein schon das, was hier (in zweifacher Ausführung) als Filter geSättigungs- und Vocal-Filter. Bei anderen Herstellern bereits ein eigenes Plugin wert – hier boten wird, ist nicht weniger als ein ausgewachsener, extrem flexibler 6-Bandeine vorzügliche Dreingabe: Der Konvolutions- (Faltung) Effekt, der die Impulsantwort Equalizer. Selbiges gilt für die Dynamik-Sektion, die sich dank des optionalen einer Audiodatei (100 Impulsantworten werden mitgeliefert, eigene Audiodateien können Multiband-Modus sogar im Bereich der Summen-Kompression einsetzen lässt. auch eingebunden werden) über das Audiomaterial stülpt. Um den dergestalt modellierten Auch den Convolver kann man für alle erdenklichen Aufgaben heranziehen Audiostrom wieder in Form zu bringen, schließen sich ein extrem vielseitiger Multiband-Kom- – von der Betonung einzelner Frequenzmoden bis hin zur räumlichen Anreipressor sowie ein – mit sechs unterschiedlichen Modellen – nicht minder versatiles Delay an. cherung von kompletten Stereo-Mischungen. Ach ja – verzerren lässt sich Audiomaterial natürlich auch und das in einer Parametertiefe und Vielfalt wie bei keinem anderen Plugin. Den aufgerufenen Preis muss man in Anbetracht Praxis Schon bis hierhin habe ich nur an den Fakten gekratzt – schlimmer wird es allerdings, wenn des Gebotenen und des vorteilhaften Euro/Dollar-Wechselkurses schlicht als es um die praktische Bedienung geht, denn Trash 2 geht über das, was man noch im weites- günstig bezeichnen. ten Sinn einen Verzerrer nennen darf, um Lichtjahre hinaus. Das Plugin ist schlicht eines der umfangreichsten und universellsten Audiobearbeitungswerkzeuge, das ich seit langer Text: Numinos Zeit testfahren durfte. Dennoch ist es den Programmierern und GUI-Designern gelungen, die epische Parametertiefe (erwähnte ich schon, dass die beiden Filter-Hüllkurven- und Vollversion: 147 Euro / Upgrade (von Trash 1): 77 Euro

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Technik

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Native Instruments Trakto r Kontrol Z 2 2+2 Kanal Controller Mixer

entscheidet (auch der Solo-Betrieb, nur mit einem Kontrol Z2 dürfte für Sync-Jockeys durchaus lohnenswert sein): Traktor (war und) ist in der aktuellen 2.6er Version, mit seinen Remix-Decks, den grandiosen Macro-FX und dem längst überfälligen Flux-Mode völlig zu Recht der Primus inter Pares im Bereich aktueller DJ-Programme und der Z2 eine ideale Ausgangsbasis für viele Szenarien. Den Preis muss man für sich genommen zwar als stattFa z i t Mit dem Traktor Kontrol Z2-Verbundsystem machen NI einerseits eingefleisch- lich, bei Einbeziehung der tadellosen Hardware und der inkludierten Traktor-Lizenz aber ten Vinylisten den Umstieg auf ein DVS-System schmackhaft wie nie, denn ne- als durchaus angemessen bezeichnen. ben einem waschechten Battle-Mixer gibt’s hier die Steuermedien samt Traktor 2.6 obendrauf, und laden andererseits passionierte Controller-DJs förmlich Text: Numinos dazu ein, die Jogwheels mal durch echte Decks zu ersetzen. Aber egal von welcher Seite man die Sache angeht und für welches Setup man sich am Ende UVP: 799 Euro, Straßenpreis: 777 Euro hat, die zentrale Klangregelungs- und Mixsektion ohne Not mit der von allen sehenden DJs dieses Planeten gefürchteten Hochglanzlack-Krankheit zu infizieren, bleibt ein Rätsel und gibt einen klaren Punktabzug.

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Vektor-basierter Morphing-Synthesizer (AU/VST/RTAS)

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etzt, kurz vor Weihnachten 2012, bald ein halbes Jahrzehnt nach der Markteinführung von Traktor, bringen Native Instruments das vielleicht sinnfälligste Gerät auf den Markt, was man sich im Kontext eines digitalen DJ-Systems vorstellen kann: Einen hybriden 2-Kanal-Battlemixer/Controller. Ob – und wenn ja wie gut – das Debüt in der Königsklasse der DJ-Kunst gelungen ist, davon berichten wir im Folgenden.

Ko n z e p t

es folgen die beiden Eingangskanäle (A/B) mit jeweils einem Stereo-RCA-Port für Lineund Phono-Signalquellen plus Ground-Rändelschräubchen. Daran schmiegt sich die Outund Monitoring-Sektion an, die mit einem Stereo-Klinken-Buchsenpaar zur Beschickung der DJ-Booth startet, von einem Stereo-RCA-Port (unsymmetrisiert) gefolgt wird und ihren Abschluss in Form von zwei XLR-Main-Out-Buchsen (symmetrisiert) findet. Ein lobens- und nachahmenswertes Detail ist der sich anschließende 2-Port-USB-Hub (Typ A). Mit einer USB-Buchse (Typ B), die dem Computerverbund dient, und einer Standard-Kaltgeräte-Buchse plus Power-Wippschalter endet der Anschlussreigen und macht klar: Ja, ich bin ein klassischer 2+1-Kanal-Audiomischer – aber plus Rechner-Anbindung!

Beim Traktor Kontrol Z2 handelt es sich um einen Digital-Mixer/ControllerBastard, der gleichberechtigt den Anschluss von vier analogen Signalquellen wie auch die Zuspielung und Steuerung von vier Traktor-Decks ermöglicht. Die Einsatz-Szenarien reichen also vom einfachsten Setup, nämlich der Verwendung als klassischer 2-Kanal-Audiomischer, über den Betrieb als Audiowandler im Vebund mit zwei Plattenspielern, bis hin zu einem komplexen Hybrid-Setup mit zwei Turntables/CD-Playern und flankierenden Kontrollern wie etwa dem hauseigenen Kontrol F1 oder X1. Dabei zeigt die Auswahl und Beschriftung der Bedienelemente klar die Ausrichtung auf die Platzhirsch-Software Traktor.

L ayo u t

Und ebendiese Rechner-Konnektivität ist geschickt in das Layout der Faceplate eingeflochten: Zwar lassen sich der Aux/Mic-In und die beiden Eingangskanäle nebst Gain, EQ, Filter und der zentral platzierten Vorhörsektion ganz konventionell analog benutzen (auch wenn die Signalverarbeitung intern digital in 24-Bit, gewandelt von Cirrus Logic-Convertern stattfindet), spätestens aber zur Inbetriebnahme der jeweils vier Macro-FX-Tastern (neue Effekte in Traktor 2.6, die nur mit einem steuerbaren Parameter dramatische Klangveränderungen ermöglichen), der Makro-FX-Steuerung oder der Flux-Taster (Audiomaterial läuft „im Hintergrund“ aktuell abgerufener Effekte wie Loops, Scratch-Manövern weiter, bei anderen Herstellern oft Slip-Play genannt), die die Fader-Sektion flankieren, Überlick Das Traktor Kontrol Z2-Paket umfasst zweierlei: Sofwareseitig ist das die Voll- wird der Rechnerverbund und der Einsatz von Traktor als Anspielstation für die damit abversion von Traktor Scratch Pro 2 (als Download-Lizenz), nebst Vinyl- und CD- gefeuerten Steuerinformationen unumgänglich. Natürlich ist auch der Einsatz als MidiSteuermedien. Hardwareseitig entnimmt man der Box einen nachtschwarzen Controller mit anderen DVS-Systemen machbar, die Ausrichtung auf Traktor und die neuen Battle-Mixer, der sich mit einem Kampfgewicht von gut fünf Kilo auf einer Stell- Funktionen der 2.6er Version ist allerdings mehr als offensichtlich. fläche von 388 Millimetern in der Tiefe, einer Breite von 272 und einer Höhe von 109 Millimetern entfaltet und nicht den Anflug von plastikhafter ControllerPraxis Instabilität versprüht. Nein, das Teil ist bullig und die taktile Erstinspektion lie- Wie nicht anders zu erwarten, sind Traktor 2.6 und der Kontrol Z2 ein Gespann wie Grillfert für alle Bedienelemente ein einwandfreies, um nicht zu sagen souveränes wurst und Senf – unzertrennlich. Tatsächlich geht mit dem Z2 das Prinzip Steuermedien Feedback. Potis und Enkoder sind Ausdauersport-kompatibel griffig gummiert, (Vinyl/CD) weitaus besser auf als der frühere Umweg über das Audio-8/4-Interface, da alle Taster verfügen über einen eindeutigen Schaltpunkt und die Lautstärke- man nunmehr im Grunde analog verkabelt und mit einem Druck auf den Traktor-Taster die regler von Innofader gleiten mit einem „Just-right“-Gefühl über die Leiterbahn. Software in Gefolgsbereitschaft versetzt. Auch sonst bedient sich das Gesamtsystem wie Besonders die beiden Line-Fader habe ich aufgrund ihres seidig-öligen Stell- aus einem Guss und kann in vielen Details überzeugen: Egal ob man auf den Crossfaderverhaltens auf Anhieb lieb gewonnen. Aber zurück zu den Basics. Der Blick auf Reverse-Switch, die stufenlos zwischen hart und weich umschaltbare Crossfade-Curve, die rückseitige Anschlusssektion macht klar, wo die Reise mit dem Kontrol Z2 den Kopfhörer-Ausgang (Klinke/Miniklinke) mit seiner beeindruckenden Stromreserve, hingehen soll: Hier finden sich (von rechts nach links) ein Stereo-RCA-Aux- die extrem gut klingenden EQs und Filter oder die logisch einwandfrei strukturierte und Input nebst Hi-Gain-Klinkenbuchse zur Konnektivierung eines Mikrofons, gut bedienbare Effektsektion schaut. Warum man sich bei NI allerdings dazu entschlossen

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begreift das Prinzip des Klangerzeugers in weniger als fünf Minuten und gelangt entsprechend schnell zu brauchbaren Ergebnissen. Und die sind durchaus hörenswert, denn aufgrund der Tatsache, dass die Synthese-Engine die Klangmodelle in Echtzeit rechnet, haftet allen Grundklängen eine erstaunliche Plastizität und Lebendigkeit an, auch und gerade, wenn man den Gem zwischen den Kanten des Dreiecks herummanövriert. Hierbei wird einem dann allerdings auch recht schnell bewusst, dass Einklang bis auf seine (zugegeben wirklich gut benutzbare) Hüllkurve und den unspektakulären, lediglich auf die Tonhöhe wirkenden LFO über keinerlei Modulationsmöglichkeiten verfügt. Besonders das Fehlen eines Filters lässt schon nach kurzer Zeit ein Gefühl in der Magengegend entstehen, das durchaus Parallelen zu den ersten Tagen einer Milchsemmel-Diät aufweist. Der Hunger Ko n z e p t Einklang ist ein polyfoner Synthesizer, der mit der Zielsetzung entwickelt wur- nach mehr Synthesekalorien wird noch größer, wenn man erkennt, dass selbst die sinnfälde, ein Gegenmodell zu den immer komplexer werdenden Software-Synthesi- lige Funktion „Morph-Bewegungen zu automatisieren“ vom Speiseplan gestrichen wurde zern zu bilden – k e e p i t s i m p l e , s t u p i d . Das Herzstück von Einklang und man dazu die Automation der DAW bemühen muss. Zugegeben, das gehört zum Konbildet ein Morph-Dreieck, dessen Ecken jeweils das Spektrum eines Oszillators zept und der einfach zu bedienende hochkomplexe Synthesizer ist nun mal die Quadratur repräsentieren. Jede dieser Ecken kann mit einem von fünfhundert (in der Voll- des Kreises – respektive des Dreiecks. version) Klangspektren bestückt werden, die von Naturklängen bis hin zu synthetischen Sounds reichen. Dazwischen lassen sich dann durch das VerschieFa z i t ben eines sogenannten Gems (Stein) beliebige klangliche Zwischenzustände Wer schnell und einfach gut spielbare und klingende Sounds erhalten möchte und dabei herstellen. Über die Regler Harmonicity und Dissonance wird der Output des nicht auf das Gefühl „an ihnen geschraubt“ zu haben verzichten will, der sollte Einklang Synthese-Modells bei Bedarf in den Bereich atonal und dissonant verbogen. in jedem Fall mal einen Testflug gönnen und prüfen, ob er sich in den Reigen der Künstler Des Weiteren steht ein Hüllkurven-Generator zur Verfügung, der vom klas- (darunter Brand Brauer Frick, Laing und Emika) einreihen mag, die bereits als aktive Einsischen ADSR-Modell dahingehend abweicht, dass er mit den Parametern klang-Anwender gelistet sind. Den Eintrittspreis in diesen illustren Kreis muss man allerAttack, Release und Percussion arbeitet. Das extrem übersichtliche GUI findet dings als eher hochpreisig ansehen. seinen Abschluss mit einem einfachen LFO nebst Glide-Funktion. Text: Numinos irales Marketing und das Anzapfen von Fördergeldern für Startups will nicht nur gewollt, sondern auch gekonnt sein – Eisenberg jedenfalls, eine agile Kleinfirma, die gerade mal ein knappes halbes Dutzend Mitarbeiter zählt (einige davon standen lange Jahre auf der Gehaltsliste von NI) hat beide Hürden erfolgreich genommen und debütiert nun mit ihrem Synth-Plugin Einklang. Ein Klangerzeuger, der verspricht, einen völlig neuen Synthese-Ansatz zu gehen. Wir sind ein Stück des Weges mitgegangen und berichten.

Praxis

Tatsächlich ist das Ziel von Einklang, nämlich ein – im besten Sinne – simpler und auf Anhieb zugänglicher Synthesizer zu sein, voll erreicht worden: Man Vollversion: 279 Euro

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