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Müssten wir uns einen idealen Gesprächspartner für diese Rubrik backen, könnte auf der Zutatenliste stehen, dass der Betreffende einer der geistigen Väter der omnipräsenten DAW Ableton Live ist, dabei seit Jahren schon ein stilbildendes Musikprojekt vorantreibt, sich aktiv und theoretisch mit den Fragen zeitgemäßer Musikdarbietung beschäftigt und vielleicht sogar als Professor für Sounddesign an der Universität der Künste in Berlin lehrt. Warum dann nicht den Ofen auslassen und direkt einen Studiobesuch bei Robert Henke alias
Monolake machen?
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ir treffen Henke in seiner Studiowohnung in Berlin-Kreuzberg. Da, „wo es vor ein paar Jahren noch überhaupt nicht hip war und jetzt plötzlich nur Spanier und Australier rumlaufen, und an der Kindertagesstätte ein Schild mit dem Hinweis ‚Dieser Laden ist nicht zu mieten!‘ hängt“, sagt der gebürtige Bayer schmunzelnd. Der Blick in den tageslichtdurchfluteten Studioraum verrät: Der 43-Jährige kann mindestens drei Sachen gut: Ordnung, sowie alte Synthesizer und grüne Zimmerpflanzen pflegen. Denn die kleine, aber erlesene Auswahl von Klangmaschinen (darunter ein rarer PPG Wave 2.3 und Synclavier II) wird von allerlei Grünzeug flankiert und alle miteinander scheinen sich augenscheinlich in bestem Zustand zu befinden.
Glücklich machende Abhöre In dem grundsätzlich gut geschnittenen Raum mit kaum parallel verlaufenden Wänden, bestand die wesentliche Maßnahme zur Verbesserung der Akustik darin, sehr lange mit verschiedenen Positionen der Abhörmonitore zu experimentieren, berichtet Henke und verfällt, angesprochen auf seine – auch in kundigen Studiokreisen nahezu unbekannten – Monitore der Schweizer Manufaktur Strauss, in hemmungsloses Schwärmen: Ein Freund von ihm arbeite in einem Studio in Basel und der habe ihm immer wieder von den Boxen erzählt. Er sei in solchen
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Sachen ein großer Skeptiker, nach einem Hör-Besuch allerdings dann doch sehr beeindruckt gewesen. Danach habe er sich aber immer noch gedacht: „Gut, der Raum ist ja auch super, daher der tolle Sound.“ Dann aber traf er in Berlin einen Filmtonmeister, der ebenfalls mit Monitoren von Strauss arbeitet und sie zu einem Probehören mit in sein Studio brachte. „Tja, von da an war klar, dass ich sie einfach haben muss. Ich weiß nicht, ob das nun die besten aller möglichen Lautsprecher sind, aber mich persönlich machen sie immer wieder extrem glücklich“, sagt Henke strahlend.
Zweiteilige Klangebenen
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Eine präzise Abhörsituation ist unerlässlich für die Musik, die er als Monolake produziert, denn wie zum Beweis sind die meisten der Stücke seines neuen Albums G h o s t s in zwei – sich beinahe plastisch vor dem Hörer aufklappende – Klang ebenen gegliedert: Im Vordergrund ultratrocken, bis zum kleinsten Transienten-Gipfel ausproduzierte Percussion- und Drumsounds, im Hintergrund nebulöse, schemenhaft durch den Raum mäandernde Flächen, die sich alle Mühe geben, sich jeder klaren Zuordnung zu einer Tonart zu entziehen. Diese Zweiteilung findet ihre Entsprechung in der Produktionsweise: Perkussive Klänge fertigt Henke nämlich bevorzugt mit Klangkörpern wie Gongs, Becken und handelsüblichen Fruchtschalen aus Metall an, die er meistens mit einem Sony PCM D-50 Fieldrecorder aufnimmt. „Und wenn ich es ordentlich machen will, dann nehme ich ein Paar EarthworksMikros mit Kugelcharakteristik und geh damit direkt in Motu Ultralite (Audio-Interface, Anm. d. A.)“, ergänzt er. Drums konstruiert Henke hingegen oft von Grund auf in „seinem Baby“ – Abletons Operator-Synth: „Ich mag ja so vermeintlich oldschoolige Sounds sehr gerne und eine Snare ist leicht zu bauen: ein oder zwei Sinus-Oszillatoren, vielleicht mit ein wenig Pitch-Hüllkurve, dazu etwas Rauschen, alle drei mit einer eigenen Lautstärken-Hüllkurve und das Ganze dann noch entsprechend filtern und der Spaß kann beginnen. Das ist ja das Schöne am Operator, er sieht nicht sonderlich hip aus, aber gerade so Basics gehen damit wirklich problemlos und man hat dennoch viele Möglichkeiten.“ Vor allem im Bereich Rhythmus und Editing zeigt sich dann auch die Seite von Henke, die dem typischen Mausschubser entspricht – gewissermaßen sein Ableton-Ego. Denn obwohl seine Drumspuren sehr „getrommelt“ wirken, kommt dabei nicht mal ein Drumpad