Behringer Podcastudio Firewire Komplettes Podcast-Bundle Podcasting ist mittlerweile zu dem geworden, was früher mal die Vision eines Bürgerfunks war. Millionen mehr oder minder angenehm besprochene Audioströme liegen im Netz bereit. Folgerichtig will der Audioequipment-Riese Behringer dem Einsteiger mit einem Hard- und Software-Bundle den Weg von der Aufnahme bis zur uploadbereiten MP3-Datei ebnen. Wie gut es mit dem Podcastudio gelingt, die persönliche Sammlung von Wichtig- und Nichtigkeiten zu produzieren, testen wir hier. Text: Numinos Wundertüte Man muss zugeben, dass die Marketingabteilung beim Verpackungsdesign wirklich hellwach war: Von der handlichen grünen Pappkiste mit Henkel dürfte, wenn sie im Kassenbereich der einschlägigen Elektromärkte steht, ein extremer „Nimm mich mit“-Effekt ausgehen. Der angegebene Straßenpreis sollte sein Übriges dazutun und erscheint in Anbetracht einer kompletten Homerecording-Ausstattung bestehend aus Firewire-Interface, Mixer, Mikrofon, Kopfhörer und Software absolut angemessen. Beim Auspacken fällt positiv auf, dass Behringer einen vollständigen Satz an Kabeln (4 x Klinke/Klinke, 2 x Firewire, 1 x XLR) und einen robusten MikroTischständer beigelegt hat – ein nerviges „Mist, jetzt brauch ich noch ...“ entfällt somit. Aufbau Im Gegensatz zu anderen Lösungen wie etwa der M-Audio Podcast Factory oder dem Røde Podcaster dürfte der absolute Neueinsteiger beim Behringer-Bundle etwas Zeit brauchen, um sich durch die vielen Manuals (jedem Einzelgerät liegt das Handbuch bei), Kabel und Netzteile zu kämpfen. Ist man mit den Grundzügen von Audiorecording vertraut, baut man das Set ohne einen Blick ins Handbuch in zehn Minuten auf. Aufnahme Das beiliegende C-1-Mikrofon lässt sich mit dem stabilen Dreibein-Stativ problemlos in eine gute Aufnahmeposition auf dem Schreibtisch bringen. Besonders positiv fallen dabei die kleinen Schaumstoffpads an den Beinen auf, die tieffrequente Geräusche, die auf der Arbeitsfläche entstehen können, wirkungsvoll dämpfen. Der Klang des Mikros hat uns dann schwer beeindruckt und lässt es zum Highlight des Bundles werden: Ohne irgendwelche Nachbearbeitung liefert das C-1 einen hervorragenden Sprachsound. Mitverantwortlich für diesen sehr „teuren“ Klang dürfte der Frequenzgang des C-1 sein: Er weist eine leichte Betonung der Frequenzen rund um 10KHz auf, die besonders Sprache einen angenehmen und präsenten Charakter verleiht. Mischung Der im Bundle enthaltene Xenyx802-Mischer bietet mit sechs Eingängen, einem 3-Band-EQ und einer Effektschleife genug Anschlüsse, um auch aufwendigere Projekte als die reine Sprachaufnahme zu realisieren: Mit den zwei XLR-Eingängen (mit Phantomspeisung) lassen sich problemlos
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Hörspiel- oder Interview-Situationen realisieren. Da die Eingänge drei bis sechs als Stereopaare ausgelegt sind, kann man sogar echte OnAir-Produktionen mit zwei Zuspielern machen, statt alles im Audioeditor zusammenzubauen. Wandlung Das FCA202-Firewire-Interface haben wir in einer früheren Ausgabe (GROOVE #98) bereits getestet und durchweg positiv bewertet. Rauschabstand, Frequenzgang und Latenz gehen absolut in Ordnung und ermöglichen einwandfreie Audioproduktionen. Abhöre Damit man sich selbst und das, was man mischt, direkt auch nachbarschaftsfreundlich abmischen kann, liegt dem Podcastudio der HPS3000-Kopfhörer bei. Dieser ist das schwächste Produkt der im Bundle befindlichen Geräte. Er ist zwar leicht und bietet einen angenehmen Tragekomfort, klingt aber, gerade wenn man ihn laut betreibt, nasal und besonders in den hohen Mitten etwas stressig. Für das Gesamtpaket ist das sicher kein K.O.-Kriterium, denn man kauft es sich ja nicht nur wegen des Kopfhörers. Produktion Das im Bundle befindliche Softwarepaket besteht aus dem GNUAudioeditor Audacity und Ableton Live Lite 4 in einer Behringer-Edition. Zusätzlich findet sich auch der Audio-Sequencer Kristal auf einer CD (leider nur in einer Demo-Version). Damit lässt sich einiges anfangen, für die eigentliche Publizierung der fertigen MP3-Datei verweist die knappe, aber gut verständliche Kurzanleitung auf die Podifier-Software von Red Square. Das ist kein Minuspunkt, da andere Hersteller das teilweise genauso machen. Eine selbst entwickelte, wirklich simple All-in-one-Software, die den Anwender von Aufnahme und MP3-Konvertierung bis zur XMLGenerierung und Upload führt, hätte das Paket für völlige Neulinge sicher runder gemacht. Fazit Zu einem günstigen Preis (etwa zwanzig Prozent weniger als die Summe der Einzelteile, ohne Software) erhält man mit dem Podcastudio eine sinnvolle Ausstattung an Geräten. Das verwundert nicht, kann Behringer doch einfach in das hauseigene Sortiment greifen und muss nichts neu entwickeln. Softwareseitig sieht das dann leider etwas „gepatchworked“ aus. Dieser Umstand ist Behringer bewusst, und es war zu erfahren, dass man plant, auf der NAMM-Show eine wirklich DAU-taugliche Lösung mit einer eigenen Software zu präsentieren. Wer aber richtige On-AirProduktionen fahren will oder einen Einstieg ins Homerecording sucht, erhält mit dem Podcastudio eine vollständige und unschlagbar preisgünstige Basisausstattung. UVP: 237,– EUR, Straßenpreis: 198,– EUR www.behringer.com