GROOVE #105 - TECHNIK

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Behringer Podcastudio Firewire Komplettes Podcast-Bundle Podcasting ist mittlerweile zu dem geworden, was früher mal die Vision eines Bürgerfunks war. Millionen mehr oder minder angenehm besprochene Audioströme liegen im Netz bereit. Folgerichtig will der Audioequipment-Riese Behringer dem Einsteiger mit einem Hard- und Software-Bundle den Weg von der Aufnahme bis zur uploadbereiten MP3-Datei ebnen. Wie gut es mit dem Podcastudio gelingt, die persönliche Sammlung von Wichtig- und Nichtigkeiten zu produzieren, testen wir hier. Text: Numinos Wundertüte Man muss zugeben, dass die Marketingabteilung beim Verpackungsdesign wirklich hellwach war: Von der handlichen grünen Pappkiste mit Henkel dürfte, wenn sie im Kassenbereich der einschlägigen Elektromärkte steht, ein extremer „Nimm mich mit“-Effekt ausgehen. Der angegebene Straßenpreis sollte sein Übriges dazutun und erscheint in Anbetracht einer kompletten Homerecording-Ausstattung bestehend aus Firewire-Interface, Mixer, Mikrofon, Kopfhörer und Software absolut angemessen. Beim Auspacken fällt positiv auf, dass Behringer einen vollständigen Satz an Kabeln (4 x Klinke/Klinke, 2 x Firewire, 1 x XLR) und einen robusten MikroTischständer beigelegt hat – ein nerviges „Mist, jetzt brauch ich noch ...“ entfällt somit. Aufbau Im Gegensatz zu anderen Lösungen wie etwa der M-Audio Podcast Factory oder dem Røde Podcaster dürfte der absolute Neueinsteiger beim Behringer-Bundle etwas Zeit brauchen, um sich durch die vielen Manuals (jedem Einzelgerät liegt das Handbuch bei), Kabel und Netzteile zu kämpfen. Ist man mit den Grundzügen von Audiorecording vertraut, baut man das Set ohne einen Blick ins Handbuch in zehn Minuten auf. Aufnahme Das beiliegende C-1-Mikrofon lässt sich mit dem stabilen Dreibein-Stativ problemlos in eine gute Aufnahmeposition auf dem Schreibtisch bringen. Besonders positiv fallen dabei die kleinen Schaumstoffpads an den Beinen auf, die tieffrequente Geräusche, die auf der Arbeitsfläche entstehen können, wirkungsvoll dämpfen. Der Klang des Mikros hat uns dann schwer beeindruckt und lässt es zum Highlight des Bundles werden: Ohne irgendwelche Nachbearbeitung liefert das C-1 einen hervorragenden Sprachsound. Mitverantwortlich für diesen sehr „teuren“ Klang dürfte der Frequenzgang des C-1 sein: Er weist eine leichte Betonung der Frequenzen rund um 10KHz auf, die besonders Sprache einen angenehmen und präsenten Charakter verleiht. Mischung Der im Bundle enthaltene Xenyx802-Mischer bietet mit sechs Eingängen, einem 3-Band-EQ und einer Effektschleife genug Anschlüsse, um auch aufwendigere Projekte als die reine Sprachaufnahme zu realisieren: Mit den zwei XLR-Eingängen (mit Phantomspeisung) lassen sich problemlos

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Hörspiel- oder Interview-Situationen realisieren. Da die Eingänge drei bis sechs als Stereopaare ausgelegt sind, kann man sogar echte OnAir-Produktionen mit zwei Zuspielern machen, statt alles im Audioeditor zusammenzubauen. Wandlung Das FCA202-Firewire-Interface haben wir in einer früheren Ausgabe (GROOVE #98) bereits getestet und durchweg positiv bewertet. Rauschabstand, Frequenzgang und Latenz gehen absolut in Ordnung und ermöglichen einwandfreie Audioproduktionen. Abhöre Damit man sich selbst und das, was man mischt, direkt auch nachbarschaftsfreundlich abmischen kann, liegt dem Podcastudio der HPS3000-Kopfhörer bei. Dieser ist das schwächste Produkt der im Bundle befindlichen Geräte. Er ist zwar leicht und bietet einen angenehmen Tragekomfort, klingt aber, gerade wenn man ihn laut betreibt, nasal und besonders in den hohen Mitten etwas stressig. Für das Gesamtpaket ist das sicher kein K.O.-Kriterium, denn man kauft es sich ja nicht nur wegen des Kopfhörers. Produktion Das im Bundle befindliche Softwarepaket besteht aus dem GNUAudioeditor Audacity und Ableton Live Lite 4 in einer Behringer-Edition. Zusätzlich findet sich auch der Audio-Sequencer Kristal auf einer CD (leider nur in einer Demo-Version). Damit lässt sich einiges anfangen, für die eigentliche Publizierung der fertigen MP3-Datei verweist die knappe, aber gut verständliche Kurzanleitung auf die Podifier-Software von Red Square. Das ist kein Minuspunkt, da andere Hersteller das teilweise genauso machen. Eine selbst entwickelte, wirklich simple All-in-one-Software, die den Anwender von Aufnahme und MP3-Konvertierung bis zur XMLGenerierung und Upload führt, hätte das Paket für völlige Neulinge sicher runder gemacht. Fazit Zu einem günstigen Preis (etwa zwanzig Prozent weniger als die Summe der Einzelteile, ohne Software) erhält man mit dem Podcastudio eine sinnvolle Ausstattung an Geräten. Das verwundert nicht, kann Behringer doch einfach in das hauseigene Sortiment greifen und muss nichts neu entwickeln. Softwareseitig sieht das dann leider etwas „gepatchworked“ aus. Dieser Umstand ist Behringer bewusst, und es war zu erfahren, dass man plant, auf der NAMM-Show eine wirklich DAU-taugliche Lösung mit einer eigenen Software zu präsentieren. Wer aber richtige On-AirProduktionen fahren will oder einen Einstieg ins Homerecording sucht, erhält mit dem Podcastudio eine vollständige und unschlagbar preisgünstige Basisausstattung. UVP: 237,– EUR, Straßenpreis: 198,– EUR www.behringer.com


PSP VintageWarmer 2 Hochwertiger Single-/Multiband-Compressor/Limiter Die polnische Softwareschmiede PSP beweist schon seit Jahren, dass auch ein kleines Entwicklerteam in der Lage ist, erstklassige Plug-Ins zu programmieren. Mit ihrem letzten Geniestreich, dem MasterComp, haben sie es geschafft, in die Liga der Top-Masteringtools vorzustoßen. Seitdem genießen sie einen absoluten Geheimtipp-Status. Mit dem VintageWarmer2 steht nun eine Generalüberholung ihres virtuellen Analog-Sättigers an, der dazu dient, Einzel- oder Summenspuren das nötige Quäntchen analoger Klangfärbung und Dynamik zu geben. Wie und ob das gelingt, haben wir uns angehört. Text: Numinos Look ... Nachdem die circa sechs MB vom Installer auf die Platte geschaufelt wurden und man sich entweder über die Seriennummer oder einen iLok als rechtmäßiger Benutzer des Programms ausgewiesen hat, dockt das Programm an jede Plug-In-Schnittstelle an (AudioUnit, VST, RTAS, DirectX und beim Mac noch zusätzlich eine Classic- und eine Universal-Binary-Version). Nach dem Start in der AudioAnwendung erscheint ein übersichtliches, einladend auf Siebziger-Jahre-Studioinventar getrimmtes Benutzerinterface. Der zentrale Drive-Regler bestimmt den Eingangspegel für den Limiter. Mit dem Knee-Poti interpoliert man stufenlos zwischen hartem Limiting (0 %) und weicher Bandsättigung (100 %), Ceiling legt den maximalen Ausgangpegel fest. Speed beeinflusst (wie der Name schon sagt) die virtuelle Bandgeschwindigkeit, und davon abhängig bestimmt der Release-Regler, wie schnell der Rückgang auf 0 dB erfolgen soll. Die extrem fein justierbaren VU/PPM-Meter sind keine „Sieht cool retro aus“-Spielerei, sondern unverzichtbare Pegelanzeigen, die wahlweise den Eingangs- bzw. Ausgangspegel oder die Gain-Reduction anzeigen. Der VintageWarmer2 kann zwei völlig unterschiedliche Dynamikverhalten simulieren: Im Einzelbandmodus kontrolliert man mit High Freq, High Adjust, Low Freq und Low Adjust einen High- und Low-Shelving-Equalizer, der mit einer Signalverstärkung von ±12 dB arbeitet. Im Multiband-Modus beeinflussen diese Regler die Crossover-Frequenzen und die High- und Lowband-Verstärkung des Limiters. ... and feel Um es direkt vorwegzunehmen: Der PSP VintageWarmer2 ist eine Waffe! Und zwar im Kampf gegen alle Arten von dynamischen Unstimmigkeiten. Egal, ob man im Mix einer Gitarrenspur einen gesättigten Bratz verpassen oder beim Mastering einer Stereosumme noch etwas Homogenität geben will, der VintageWarmer2 kann das – mit einer klanglichen Eigenständigkeit, die einen tatsächlich vergessen lässt, dass da im Hintergrund eine CPU rechnet. Ist man mit der Arbeitsweise eines Kompressors vertraut, gelingt einem bereits nach wenigen Minuten eine sehr gute Einstellung. Ansonsten bieten die mitgelieferten Presets eine sinnvolle Arbeitsgrundlage, um daraus eine optimale eigene Einstellung zu entwickeln. Sobald der VintageWarmer2 zu regeln beginnt, zeigt er ein beeindruckendes Verhalten: Zu scharfe Mixe werden erstaunlicherweise sehr stimmig entschärft – und das bei vollem Erhalt jener Frequenzanteile, die salopp gesagt Spaß machen. Wenn man eine passable Verdichtung erreicht hat, kann man die Auto-Funktion für den Release aktivieren und wird Zeuge blanker Algorithmus-Magie: Der ohnehin schon sehr knackige Mix gewinnt noch mal entscheidend an Transparenz und Durchsetzungskraft. Die Entscheidung, ob man den VintageWarmer2 im Fat-Modus (interne 64bit-Signalverarbeitung, doppelte Genauigkeit) betreiben soll, fällt hingegen leicht: Man sollte dies immer tun (wenn es die CPU hergibt) – denn hierdurch entsteht noch mal eine hörbare Verfeinerung der Höhendurchzeichnung. Features: - Einzel- oder Multiband-Signalverarbeitung - FAT (Frequency Authentication Technique) PSP’s Upsampling Technik - 64-bit Gleitkommaberechnung - Shelf Filter für Bass- und Höhenfrequenzen im Singleband-Modus - Kontrolle von Bass- und Höhenanteilen im Multiband-Modus - Kalibrierbare VU- and PPM-Meter mit Übersteuerungsanzeige - Abschaltbares Brickwall Limiting - Zwei Release-Bereiche für schnelles oder langsames Regelverhalten - Halbautomatischer Release-Modus - Unterstützung von Sample-Raten bis 192kHz - Hochwertige Presets UVP:149,- USD www.pspaudioware.com

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technik

Cortex HDC-1000 Digitaler USB Musik Controller Die Firma Cortex ist hierzulande noch recht unbekannt. Das könnte sich ändern, denn der amerikanische Spezialist für USB-Audiocontroller präsentiert mit dem HDC-1000 den ersten USB-basierten Allesfresser von nahezu beliebigen Speichermedien auf dem deutschen Markt. Wir testen, ob die MP3-Schleuder im Doppel-CD-Player-Format das Zeug dazu hat, auch die hiesige DJ-Welt zu erobern. Text: Numinos Die Idee Die Idee der Cortex-Entwickler war, ein Gerät zu bauen, das einen DJ-gerechten Zugriff auf alle USB-Speichermedien ermöglicht. Also alles (von iPod über Festplatte bis hin zu USB-Stick), was Speicher, ein Dateisystem und einen USB-Anschluss hat, soll sich an den HDC-1000 anstöpseln lassen. Sogar externe USB-CD-Laufwerke kann man anschließen, was den HDC-1000 fast schon wieder zu einem klassischen Doppel-CD-Player macht. Doppel-CD-Player? Auf den ersten Blick sieht der HDC-1000 tatsächlich aus wie die typische Controllereinheit eines Doppel-CD-Players: Pro Seite finden sich u.a. ein leichtgängiges Jog/Shuttle-Rad, ein Cue-Button nebst Start/Pause-Button, Pitch-Bend-Tasten und ein (angenehmerweise nicht mittengerasterter) 60-mm-Pitch-Fader. Das neben dem Jog-Rad befindliche Navigationskreuz dient gleichzeitig zur Steuerung innerhalb der Menüs und zur Steuerung der Wiedergabe. Der Controller macht auf den 2 Höheneinheiten, die er im Rack beansprucht (mitgeliefert werden auch Winkel zur Tischmontage), einen sehr robusten und übersichtlichen Eindruck. Besonders die extrem hellen, blauen Displays sind sehr gut ablesbar, und auch sonst ist der HDC-1000 im Dunklen bestens bedienbar: Alle wichtigen Buttons sind hintergrundbeleuchtet und haben einen deutlich fühlbaren Tastpunkt. Auf der Rückseite befinden sich zwei Stereo-CinchAusgänge und die Buchse für das externe Netzteil. So weit nichts Neues, wären da nicht USB-Buchsen an der Vorder- und Rückseite, die die Maschine zu einem ... Doppel-USB-Player ... machen. Es lassen sich nämlich, entweder direkt oder über einen Hub, bis zu vier USB-Speichermedien (USB 2.0/1.1/1.0) anschließen. Zur komfortablen Texteingabe bei der Titelsuche sogar ein USB-Keyboard. Beim Test haben wir an die Maschine so ziemlich alles angestöpselt, was wir finden konnten: Von 3,5-Zoll-Treckstore-Platte über Sony Walkman bis iRiver-MP3-Player gab der HDC-1000 problemlos die Audiofiles wieder. Dabei ließ er sich auch von variablen, sehr geringen oder hohen Bitraten nicht aus der Ruhe bringen, wobei die Klangqualität ausnehmend gut ist. Besonders bei Bitraten unter 128 kB/s lässt der Dekoder-Algorithmus die Files knackig und artefaktfrei klingen. Zu erwähnen ist, dass man jedem Player getrennt zuordnen kann, auf welches Medium er zugreifen soll. Natürlich können beide auch auf dasselbe Medium steuern und darauf sogar denselben Song zeitgleich

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wiedergeben. Nach dem Auswählen des Speichermediums wird man vom HDC-1000 gefragt, ob er eine Titeldatenbank der auf dem Medium befindlichen Dateien erstellen soll, was zwar (je nach Ordnertiefe und Anzahl der Dateien) einige Zeit dauert, die spätere Suche nach Titeln aber immens beschleunigt. Wer es eilig hat, kann auch die CPU-Power seines heimischen Rechners zur Erstellung der Datenbank nutzen: Cortex bietet eine Database-Manager-Software zum Download (Mac/PC) an, die diesen Job vom Rechner aus erledigt. Danach lassen sich die Files entweder nach Song, Künstler, Genre, Album oder einer freien Zeichenkette durchsuchen und in den Player laden. Praxis Liegt eine Audiodatei auf einem der Player an, lässt sie sich, wie vom CD-Player gewohnt, über den Play/Pause-Button abfeuern. Wobei geladen falsch ist, denn der HDC-1000 „lädt“ die Dateien nicht, sondern gibt sie direkt vom Medium wieder – er streamt sie also. Darin begründen sich auch einige (aktuell noch bestehende) Mankos: Beim schnellen Vor-/ Rücklauf erfolgt leider keine Vorlauf-Wiedergabe, wie man es von CD-Playern kennt – die Wiedergabe läuft normal weiter. Erst wenn man das Jog-Wheel loslässt, springt die Wiedergabe zur angecueten Zeit. Auch das Setzen von Cue-Punkten ist leider noch etwas grob. Hat man eine Einstartposition geortet, lässt sie sich zum Glück abspeichern und ist auch beim nächsten Einlegen des Mediums verfügbar. Alle anderen Funktionen – wie das Pitchen (4 %, 8 %, 16 % und 24 %) und der Pitch Bend – funktionieren tadellos. Fazit Cortex haben mit dem HDC-1000 eine technologische Hürde genommen, an der sich andere Hersteller bislang die Zähne ausgebissen haben. Dabei ist erstaunlich, wie zuverlässig die Wiedergabe und das Pitching von unterschiedlichsten Speichermedien bereits funktioniert. Einige andere Kernfunktionen wie das Cueing und der schnelle Vorlauf können aber noch eine Optimierung gebrauchen. Hier zeigt Cortex bisher eine sehr gute Produktpflege, denn in der Zeit unseres Tests gab es nicht weniger als drei Firmware-Updates. Top-Features - Digitaler Streaming-Audio-Controller - Format-Kompatibilität: MP3 (8 kbps ~ 320 kbps), WAV, CD-Audio - Pitch-Auflösung: 0,05 % bei 4 % und 8 %; 0,1 % bei 16 % und 24 % - Pitch-Bereiche: 4, 8, 16, 24 % - USB-Unterstützung: 1.0, 1.1 (Full Speed) und 2.0 (Hi-Speed) - Anschluss-Typ: USB Type A - Anzahl Anschlüsse: 2 - Unterstützte Dateisysteme: FAT32, NTFS, HFS+, CDFS, UDFS

UVP: 599,– EUR www.cortex-pro.com


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