Technik
Stanton C.324 Professioneller CD-/MP3-Spieler
Manchmal stehen Testgeräte Logistikabenteuer durch, die Stoff für mindestens zwei Folgen von Hardy Krügers „Weltenbummler“ liefern könnten. So hat unser Exemplar des zum Beginn seiner Reise noch taufrischen Stanton C.324 in knapp drei Monaten diverse Logistikzentren Nordamerikas und Europas erkundet, um schlussendlich – nicht mehr ganz so taufrisch, aber ansonsten wohlbehalten – in unserem Teststudio anzukommen. Nach kurzer Akklimatisierung hieß es dann für das neue Flaggschiff von Stantons CD-Spieler-Linie zu zeigen, was es kann. TEXT: Numinos
Mühelos hebt man die knapp fünf Kilo des C.324 auf den DJ-Tisch, und trotz des transportfreundlichen Gewichts wirkt er durchaus robust. Die Knöpfe haben aufgrund ihrer weichen Beschaffenheit ein bisschen Spiel, machen das aber durch einen eindeutig fühlbaren Tastpunkt wieder mehr als wett. Die Haupt-Arbeitsfl äche besteht aus angenehm angerautem Plastik, das große Jog-/Scratch-Wheel besitzt im Kern ein Metallauge, seinem Rand wurde durch Beimischung von etwas Gummi ein verstärkter Grip spendiert. Der symmetrische Aufbau des Geräts hält auf der linken Seite die Transportsektion mit den vertrauten Tastern für Cue, Play/Pause, Skip und Seek bereit. Im rechten Bereich ist der mittengerasterte Pitch-Fader nebst Buttons für
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die Tempo- und Pitch-Steuerung angebracht. Das obere Drittel des C.324 beheimatet das kräftig blau strahlende Display zusammen mit den Tastern für erweiterte Einstellungen, der Effektsektion und dem Sample-Sequenzer. Zusätzlich stehen zwei gerasterte Potis zum Browsen in Ordnerstrukturen von MP3-CDs und zum Steuern weiterer Parameter zur Verfügung. Das Display liefert eine Fülle von Informationen: von Abspielmodi, Trackzeit und -namen über Pitch- und BPM-Angaben bis zu einem WheelIndikator, der die Abspielrichtung und -position visualisiert. Davon ist einiges redundant, da die Informationen auch an den entsprechenden Bedienelementen ablesbar sind – hier wäre weniger mehr gewesen. Auch hätten wir uns die Hintergrund-Beleuchtung dimmbar gewünscht, da sie in dunklen Situationen die restlichen Bedienelemente fast überstrahlt. Anschlussseitig bietet der C.324 mit Line- und Digital-Out die üblichen Schnittstellen. Zuerst langt man natürlich unweigerlich zum Jog-Wheel. Das vermittelt eine angenehme Trägheit, die man dem leichten Gehäuse gar nicht zugetraut hätte. Mit ihm lässt sich das Audiomaterial – in den physikalischen Grenzen, welche die Scratch-Fläche bietet – ziemlich souverän bekratzen. Freunde des Beat-Jugglings können sich von der Maschine zusätzlich durch die Touch-Rewind-Funktion unter die Arme greifen lassen, die nach jedem Befingern des Wheels das Audiomaterial von der letzten CuePosition aus automatisch wieder startet. Apropos Cueing: Der C.324 hat einige trickreiche Neuerungen im Umgang mit Cue-/Loop-Punkten auf Lager. Wie gehabt lassen sich Loops über die In-/Out-/Reloop-Kombination direkt unter dem Wheel starten. Die so gewonnenen Loops können nun aber auf jedes der vier Pads gelegt werden. Gleichzeitig dienen die Pads zum Mar-
kieren und Triggern von Cue-Punkten, die sich wiederum als Samples nutzen lassen. Damit nicht genug: Dem C.324 wurde ein 32-Step-Sequencer spendiert, mit dem sich beliebige Abfolgen von Samples und Loops auf den vier Pads aufnehmen lassen, sodass sich beim Zerstückeln von Beats fast schon MPCFeeling einstellt. Auch sonst hält der C.324 ein zeitgemäßes Feature-Arsenal bereit: 999 CuePunkte sind insgesamt auf beliebig vielen CDs abspeicherbar und stehen auch nach dem Auswerfen des Silberlings zur Verfügung, und die Effektsektion bietet ein gute Auswahl von sechs praxistauglichen Effekten. Diese können auch in Zweierkombinationen eingesetzt werden, wobei eine unter dem Display angeordnete Matrix von sechs metrischen Teilern (1/4, 1/2, 3/4, 1/1, 2/1, 4/1) zur beatsynchronen Steuerung der Effektparameter dient. FAZIT Trotz des anhaltenden Trends zu digitalen Controller-Lösungen genießt der klassische Tabletop-CD-Player eine ungebrochene Akzeptanz bei vielen DJs. Das liegt zum einen am Arsenal an Silberlingen, das man so angesammelt hat, zum anderen auch an der Quasinormierung – dem Wissen also, dass man mit größter Wahrscheinlichkeit in jedem Club eine einigermaßen brauchbare CD-Spieler-Kombination vorfindet. Der C.324 dürfte sich dabei mit seiner opulenten Ausstattung, dem brauchbaren Scratch-Modus, der handlichen Effektsektion und vor allem der leistungsfähigen Cue-/Sampler-Sektion schnell als Wunschkandidat auf den Stage-Ridern vieler DJs wieder finden. UVP: 535 Euro, Straßenpreis 449 Euro
Groove
13.10.2008 16:50:22 Uhr