GROOVE #115 - TECHNIK

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Technik

Stanton C.324 Professioneller CD-/MP3-Spieler

Manchmal stehen Testgeräte Logistikabenteuer durch, die Stoff für mindestens zwei Folgen von Hardy Krügers „Weltenbummler“ liefern könnten. So hat unser Exemplar des zum Beginn seiner Reise noch taufrischen Stanton C.324 in knapp drei Monaten diverse Logistikzentren Nordamerikas und Europas erkundet, um schlussendlich – nicht mehr ganz so taufrisch, aber ansonsten wohlbehalten – in unserem Teststudio anzukommen. Nach kurzer Akklimatisierung hieß es dann für das neue Flaggschiff von Stantons CD-Spieler-Linie zu zeigen, was es kann. TEXT: Numinos

Mühelos hebt man die knapp fünf Kilo des C.324 auf den DJ-Tisch, und trotz des transportfreundlichen Gewichts wirkt er durchaus robust. Die Knöpfe haben aufgrund ihrer weichen Beschaffenheit ein bisschen Spiel, machen das aber durch einen eindeutig fühlbaren Tastpunkt wieder mehr als wett. Die Haupt-Arbeitsfl äche besteht aus angenehm angerautem Plastik, das große Jog-/Scratch-Wheel besitzt im Kern ein Metallauge, seinem Rand wurde durch Beimischung von etwas Gummi ein verstärkter Grip spendiert. Der symmetrische Aufbau des Geräts hält auf der linken Seite die Transportsektion mit den vertrauten Tastern für Cue, Play/Pause, Skip und Seek bereit. Im rechten Bereich ist der mittengerasterte Pitch-Fader nebst Buttons für

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die Tempo- und Pitch-Steuerung angebracht. Das obere Drittel des C.324 beheimatet das kräftig blau strahlende Display zusammen mit den Tastern für erweiterte Einstellungen, der Effektsektion und dem Sample-Sequenzer. Zusätzlich stehen zwei gerasterte Potis zum Browsen in Ordnerstrukturen von MP3-CDs und zum Steuern weiterer Parameter zur Verfügung. Das Display liefert eine Fülle von Informationen: von Abspielmodi, Trackzeit und -namen über Pitch- und BPM-Angaben bis zu einem WheelIndikator, der die Abspielrichtung und -position visualisiert. Davon ist einiges redundant, da die Informationen auch an den entsprechenden Bedienelementen ablesbar sind – hier wäre weniger mehr gewesen. Auch hätten wir uns die Hintergrund-Beleuchtung dimmbar gewünscht, da sie in dunklen Situationen die restlichen Bedienelemente fast überstrahlt. Anschlussseitig bietet der C.324 mit Line- und Digital-Out die üblichen Schnittstellen. Zuerst langt man natürlich unweigerlich zum Jog-Wheel. Das vermittelt eine angenehme Trägheit, die man dem leichten Gehäuse gar nicht zugetraut hätte. Mit ihm lässt sich das Audiomaterial – in den physikalischen Grenzen, welche die Scratch-Fläche bietet – ziemlich souverän bekratzen. Freunde des Beat-Jugglings können sich von der Maschine zusätzlich durch die Touch-Rewind-Funktion unter die Arme greifen lassen, die nach jedem Befingern des Wheels das Audiomaterial von der letzten CuePosition aus automatisch wieder startet. Apropos Cueing: Der C.324 hat einige trickreiche Neuerungen im Umgang mit Cue-/Loop-Punkten auf Lager. Wie gehabt lassen sich Loops über die In-/Out-/Reloop-Kombination direkt unter dem Wheel starten. Die so gewonnenen Loops können nun aber auf jedes der vier Pads gelegt werden. Gleichzeitig dienen die Pads zum Mar-

kieren und Triggern von Cue-Punkten, die sich wiederum als Samples nutzen lassen. Damit nicht genug: Dem C.324 wurde ein 32-Step-Sequencer spendiert, mit dem sich beliebige Abfolgen von Samples und Loops auf den vier Pads aufnehmen lassen, sodass sich beim Zerstückeln von Beats fast schon MPCFeeling einstellt. Auch sonst hält der C.324 ein zeitgemäßes Feature-Arsenal bereit: 999 CuePunkte sind insgesamt auf beliebig vielen CDs abspeicherbar und stehen auch nach dem Auswerfen des Silberlings zur Verfügung, und die Effektsektion bietet ein gute Auswahl von sechs praxistauglichen Effekten. Diese können auch in Zweierkombinationen eingesetzt werden, wobei eine unter dem Display angeordnete Matrix von sechs metrischen Teilern (1/4, 1/2, 3/4, 1/1, 2/1, 4/1) zur beatsynchronen Steuerung der Effektparameter dient. FAZIT Trotz des anhaltenden Trends zu digitalen Controller-Lösungen genießt der klassische Tabletop-CD-Player eine ungebrochene Akzeptanz bei vielen DJs. Das liegt zum einen am Arsenal an Silberlingen, das man so angesammelt hat, zum anderen auch an der Quasinormierung – dem Wissen also, dass man mit größter Wahrscheinlichkeit in jedem Club eine einigermaßen brauchbare CD-Spieler-Kombination vorfindet. Der C.324 dürfte sich dabei mit seiner opulenten Ausstattung, dem brauchbaren Scratch-Modus, der handlichen Effektsektion und vor allem der leistungsfähigen Cue-/Sampler-Sektion schnell als Wunschkandidat auf den Stage-Ridern vieler DJs wieder finden. UVP: 535 Euro, Straßenpreis 449 Euro

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Steinberg CC121 Cubase-Controller

Nicht nur DJs möchten mit Controllern haptisch auf die Software ihrer Wahl zugreifen. Auch im Projektstudio ist das Arbeiten mit Fadern, Drehreglern und Knöpfen angenehmer als das Geschwurbel mit der Maus. Die Softwareschmiede Steinberg hat darum, in Partnerschaft mit Yamaha, einen speziell auf die hauseigene Digital-Audio-Workstation Cubase zugeschnittenen USBController entwickelt. Ob die Kiste mit dem programmatischen Namen CC121 (was in der Midi-Implementierung so viel heißt wie: „Setze alle Geräte auf null“) echtes MischpultFeeling auf den Studiotisch zaubern kann, haben wir getestet. TEXT: Numinos

Auf einer Fläche, die etwas kleiner ist als ein DIN-A4-Blatt, bildet der CC121 die relevanten Bedienelemente eines Cubase-/Nuendo-Kanals ab. Dabei vollzieht die Farbigkeit der Taster die der Software nach, was dem CC121 im gedimmten Studiolicht eine lustige Weingummi-Optik

gibt. Das Gerät ist übersichtlich in drei Sektionen geordnet: Links der (nur im Betrieb mit Netzteil) motorisierte 100mm-Fader nebst Buttons für die typischen Modi eines CubaseKanals (Mute, Solo, Read/Write, Record). Zusätzlich ein Pan-Poti und zwei Taster, mit denen sich entweder direkt in den Kanalzug springen lässt oder in das VST-InstrumentFenster. Darunter zwei Taster, mit denen man die Kanäle durchsteppen kann. Im zentralen Bedienfeld residiert die EQ-Sektion, die eins zu eins Cubases Vier-Band EQ (mit jeweils einem Poti für Frequenz, Gain und Flanken-Steilheit) inklusive Bypass-Tastern für jedes Band beherbergt. Darunter acht Taster, die mit Transportfunktionen belegt sind (unter anderem Start/ Stopp, Loop, Song-Start/-End). Die rechte Seite wird beherrscht vom so genannten AI-Knob, der wahlweise als JogWheel fungiert oder aber den Parameter regelt, über dem gerade der Mauszeiger steht. Das heißt, man bewegt die Maus zum Beispiel über den Regler für die Reverb-Zeit eines beliebigen Plugins, und schon lässt sich mit dem AI-Knob der Nachhall ohne hakelige Maus-Quälerei einstellen. Möchte man den Parameter auch im Zugriff haben, wenn man das Fenster verlässt, fi xiert man den Zugriff mit dem Lock-Taster. Darüber befi nden sich noch vier Taster und ein Drehregler, die mit weiteren

Funktionen wie Zoom oder Bildlauf belegbar sind, sowie eine LED, welche die Verständigungsbereitschaft zwischen Workstation und Controller signalisiert. FAZIT Im Cubase-Verbund zeigt sich der CC121 als äußerst flexibles und wirksames Mittel, um die im Studioalltag virtuell zurückgelegte Strecke an Maus-Kilometern kräftig zu verkürzen. Das ist am eindrucksvollsten, wenn man hauptsächlich mit den Bordmitteln von Cubase arbeitet, insbesondere mit dem internen Equalizer. Dabei möchte man das visuelle Feedback, das der Controller über die Kanalzustände von Cubase in Form von farbenfroh glimmenden Buttons gibt, schnell nicht mehr missen. Bei der Verwendung externer Plugins hätten wir uns allerdings sehnlich einen zweiten AI-Knopf gewünscht, da man bei nahezu alle klangformenden Handlungen nicht einen, sondern zwei Parameter im Zugriff braucht (unter anderem Frequenz/Resonanz, Threshold/Ratio). Abgesehen von dieser Einschränkung kann der CC121 den Studioalltag für Cubase-/Nuendo-User aber merklich vereinfachen – und damit seinen für einen Controller nicht ganz niedrigen Preis schnell vergessen machen. UVP: 399 Euro, Straßenpreis 379 Euro

Ready for Controllerism? USB MIDI CONTROLLER

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Universal Audio UAD-2 Highend-Plugin-Steckkarte

Universal Audio ist eine waschechte amerikanische Firmenlegende. Seit den wilden Anfängen in den Fünfzigern, als ein hochbegabter junger Ingenieur namens Bill Putnam eine tontechnische Innovation nach der anderen in Produkte goss und auf den Markt brachte, verbreitet die Firmenpolitik den Charme der Gründerjahre und beweist Pioniergeist. Jetzt ist es mal wieder soweit. Drei Buchstaben, eine Zahl, Ladies and Gentlemen: UAD-2! TEXT: Numinos

Doch erst mal zurück zum Geschichtsunterricht: Bill Putnam gilt als Erfi nder des mehrbandigen Equalizers und großer Teile des klassischen Mischpult-Konzepts (zum Beispiel der Sends & Returns), das sich bis heute gehalten hat. Auch hat er, als erster Tontechniker überhaupt, künstlichen Hall (nämlich den der gekachelten Männer-Umkleidekabine seiner alten Firma) auf ein Stück Musik gelegt und damit den Song „Peg-O-My-Heart“ von den Harmonicats in die Charts katapultiert. Danach baute seine Firma UA Studios und PAs, produzierte den einen oder anderen Decca-Hit und entwickelte im Laufe der Jahre das jeweils passende Gerät für alle denkbaren individuellen Probleme im Tonstudio. Die Firma wuchs zu einer Legende. Heute konzentrieren sich UA auf zwei Hauptbereiche. Zum einen auf Hardware in Form von hochpreisigen Verstärkerkomponenten und Preamps. Dazu gehören der LN-1176 und der LA-2A (beides Entwicklungen aus den Sechzigern, die bis heute gültige Studiostandards setzten) oder der neuere 8110, ein Acht-KanalMixer, der optional zwischen modernem Klang und der Welt des Vintagesounds hin- und herschalten kann. Zum anderen produzieren UA – und das ist in der jüngeren Firmenhistorie das erfolgreichere Standbein – Highend-Plugins, die klanglich das Maß aller Dinge sind und ihren Rechenkapazitäts-Hunger auf eigens entwickelten DSP-Beschleunigerkarten ausleben.

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Bereits der Vorgänger der UAD-2, die PCI- und PCI-E-basierte Steckkarte UAD-1 (wir berichteten), auf der die alten Originale wie Fairchild, Pultec oder LN-1176 als virtuelle Emulationen daherkommen, hat sich zu einem fest zementierten Studiostandard in Fachkreisen entwickelt. Gerade in Zeiten, in denen Outboard-basierte Tonstudios (siehe auch beim Studiobericht über Jazzanova in dieser Ausgabe) für viele schlicht zu teuer geworden sind, stellt ein DSP-gestähltes Studio eine fi nanzierbare Alternative dar. Klar, die Originale sind reizvoller. Aber welcher Kunde kann in Zeiten wie diesen schon die bereits einkalkulierten Reparaturkosten für Edel-Vintage-Outboardmonster im Studio zahlen? Und auch Kunden, die ein Tonstudio mit Original-Hardware buchen, wären erstaunt, wenn sie wüssten, dass die Fleißarbeit nachher – zur effektiven Kostenkontrolle und zugunsten des bei Projektaufträgen unersetzlichen „Total Recall“-Faktors – schlicht mit UAD-1-Plugins erledigt wird. So viel Einleitung musste sein, kommen wir also zu UAD-2. MEHR ALS ZEHNFACHE KRAFT Seit einigen Jahren bastelt UA an einem Nachfolgemodell für die etwas betagte UAD-1-Karte, von der man schon mindestens zwei Stück in den Rechner schieben musste, um Spaß zu haben. Selbst Nutzer mit vier Karten fragten schon seit Jahren nach einem Nachfolger, der es erlauben würde, mehr Lieblings-Plugins

parallel zu starten. Nicht zuletzt ist der auf der Vorgängerkarte UAD-1 eingebaute Mpact2Chip ein mit 100 MHz getaktetes Relikt, das seit Ende der Neunziger von fast niemandem mehr verwendet wird. Die neue UAD-2 erscheint nun in drei Varianten, von budgetfreundlich bis anspruchsvoll: als UAD-2 Solo, Duo oder Quad. Auf diesen Karten befi nden sich jeweils ein, zwei oder vier DSPs (Analog Devices 21369 Sharc), die wiederum jeweils die zweieinhalbfache (Solo), fünffache (Duo) oder zehneinhalbfache Leistungskraft (Quad) einer einzigen UAD-1-Karte besitzen. Im Prinzip lässt sich mit einer UAD-2 Quad nun eine 128 Kanal starke Neve-Mischpultkonsole samt integriertem 88RS-Kanalzug innerhalb eines gewöhnlichen Supermarkt-PCs simulieren. Natürlich kann man diese Ressourcen auch für etliche gleichzeitig agierende Fairchilds, Pultecs, NEVE1082s, SPL Transient Designers, Precision Limiters, EMT Plate 140s, LN-1176, LA-3As oder die neu hinzugekommene Plug-inPerle „Moog-Filter“ verbraten. Weitere Partnerschaften mit Kultfi rmen wie Empirical Labs, Harrison oder Little Labs haben UA angekündigt – und lassen uns Sound-Afi cionados damit das Wasser im Munde zusammenlaufen. Hat hier jemand gerade „Empirical Labs Distressor“ gesagt? UAD-2 Solo UVP: 544 Euro, Straßenpreis: 466 Euro UAD-2 Duo UVP: 979 Euro, Straßenpreis: 839 Euro UAD-2 Quad UVP: 1634 Euro, Straßenpreis: 1399 Euro

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