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Elektrons Monomachine und Machinedrum gelten als moderne Klassiker im Bereich der elektronischen Musik. Zu Recht, denn die kompromisslos auf den Bau von Hardware fokussierte Firmenphilosophie in Verbindung mit ausgefeilter Klangerzeugung und maschinengerechter Programmierung erweist sich besonders bei der Produktion von Pattern-basierter Hör- und Tanzmusik als ideal. Nachdem die Bereiche Klangsynthese und Schlagwerk mit den beiden genannten Geräten abgedeckt sind, widmen sich die Schweden mit dem Octatrack nun dem Sampling.
El e k t r o n O c t a t r a c k D P S - 1 S a mpl i n g
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abei ist der Begriff „Sampling Groovebox“ wirklich nur als grobe Gattungseinordnung zu verstehen. Denn in Wahrheit ist der Octatrack sehr viel mehr als eine simple Sampleschleuder. Schon der für Sampler eher unübliche Crossfader lässt erahnen, dass auch Begriffe wie „DJ-Konsole“, „Live-Looper“ und „Echtzeit-Effekt-Controller“ nicht übertrieben wären. Im Kern ist der Octatrack aber vor allem ein Pattern-basierter Hardware-Sequenzer mit 16 Spuren, von denen die ersten acht zur Steuerung der internen Klangerzeugung dienen. Die andere Hälfte kann zur Kontrolle eines externen Geräteparks herangezogen werden. Pro Spur können vier verschiedene Klangmaschinen zum Einsatz gebracht werden. Zur Auswahl stehen hier: Static-, Flex-, Thru- und Neighbour-Machines. „Static“ und „Flex“ sind Sample-Player im engeren Sinne und geben Klangmaterial entweder aus dem internen Speicher wieder („Flex“) oder streamen es direkt von einer eingelegten Compact-Flash-Karte („Static“). Intern stehen 64 Megabyte zur Speicherung von Audiodaten bereit, über die CF-Karte dann noch zusätzliche 64 Gigabyte (!). „Thru“ und „Neighbour“ beziehen ihr Klangmaterial entweder von einem der vier Audioeingänge („Thru“) oder von der daneben liegenden Spur („Neighbour“), um es durch ihre zwei Effekteinheiten zu jagen. Da ein separater Cue-Ausgang vorhanden ist, lässt sich der Octatrack mit zwei „Thru“Machines, die man an den Crossfader koppelt, zu einem formidablen Zweikanal-DJMixer samt EQ-Sektion umfunktionieren.
Machines Bei ihren Funktionen sind die beiden Sample-PlayerEngines „Static“ und „Flex“ nahezu identisch ausgestattet: Sie geben Klangmaterial entweder gesliced, geloopt, Timeoder Pitch-gestretcht mit variablen Start- und Endpunkten und dynamischer Hüllkurve wieder. Wahrhaft dynamisch sind auch die drei LFOs, die pro Spur zur Verfügung stehen und deren Schwingungsverhalten entweder durch eine der elf vorgefertigten oder durch acht individuell gezeichnete Wellenformen gesteuert werden kann. Als Modulationsziel kommen dabei sämtliche Play-Parameter inklusive der Effektsektion infrage. Pro Spur stehen zwei Effekteinheiten bereit, von denen jede mit einem von zehn Klangverbiegern bestückt werden kann. Diese reichen von Klassikern wie Delay und Reverb über Modulationseffekte wie Flanger und Phaser bis zu einem extrem flexiblen, klanggestaltenden Multimode-Filter sowie DJ-EQ und Lofi-Bitcrusher. In ihrem
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grundsätzlichen Klangcharakter und Regelverhalten empfehlen sich sämtliche Effekte für radikale Manipulationen des Audiogeschehens und entfalten sich entsprechend bei der dynamischen Steuerung durch sogenannte ParameterLocks und Scenes am besten. Womit wir bei einem der Killer-Features des Octatrack wären, nämlich der makroorientierten Parametersteuerung. Diese kann zum einen über den Stepsequenzer erfolgen, bei dem sich für jeden Schritt ein Parameter-Lock auf jeden beliebigen Play-Parameter setzen lässt. Oder mit Hilfe von Scenes. Das können komplette Parametersätze von sämtlichen Play- und Effekteinstellungen sein, die sich wie eine zweite Ebene über das aktuell laufende Pattern legen lassen und zwischen denen mit dem Crossfader dynamisch interpoliert werden kann. Damit lassen sich in Echtzeit radikale Änderungen des gesamten Audioszenarios vollführen, die dank der Arbeitsleistung zweier DSP-Rechenknechte im Inneren des Octatracks immer geschmeidig ineinandergerechnet werden. Die Details der Programmierung auch nur ansatzweise darzustellen, würde den Umfang dieses Artikels sprengen. Nicht unerwähnt bleiben darf aber, dass sich mit einem ausgefuchsten Midi-Arpeggiator über 128 Halbtöne hinweg skalenkorrigierte Sequenzen abfeuern lassen und sich mit dem Micro-TimingEditor jeder Einzelnote eines Patterns auf das 384-stel genau Funk einhauchen lässt. Bevor man in den vollen Genuss des ziemlich zackigen Echtzeit-Workflows des Octatracks kommt, führt allerdings kein Weg am kompletten Durchackern des Handbuchs vorbei. Denn die Bedienung der ohnehin schon komplexen Maschine wird durch unzählige Doppelbelegungen, die alle erst gelernt werden wollen, sowie das an vielen Stellen doch etwas klein geratene Display nicht gerade leichter.
Fazit Leider wirkt der Octatrack stellenweise wie ein FeatureRiese, der in die viel zu kleinen Schuhe des OctatrackFormats gezwängt wurde – was eindeutig zulasten der Bedienbarkeit geht. Hat man aber die extrem steile Lernkurve bewältigt, entpuppt sich das erstklassig verarbeitete Gerät aus Schweden als wahres Multitalent. Von zweikanaligen DJ-Sessions über Echtzeit-Looping und Remixing bis zur dynamischen Effektmaschine reichen die Einsatzbereiche des Hardware-Sequenzer-Sampler-Multitalents. Dank der ausgefeilten Echtzeitbedienung verschwinden die Grenzen zwischen Live- und Produktionsszenario. Kein Gerät für Mausschubser und G a r a g e B a n d -verwöhnte Hobbyisten. Umso mehr aber für Freunde der intensiven, maschinennahen Musikprogrammierung. Text: N u m i n o s UVP: 1240 Euro / Straßenpreis: 1195 Euro