Konzept Das nun via Apple App-Store erhältliche Djay Pro mit der Versionsnummer 1.1 ist ein wahres Feature-Monster, das sich in Bezug auf die Ausstattung und Möglichkeiten hinter keinem der beiden Großkonkurrenten – namentlich Traktor und Serato – und auch keinem der anderen Mitbewerber wie Virtual DJ, Mixvibes oder Deckadance verstecken muss. Basics wie sämtliche Möglichkeiten zur Abspielsteuerung (u. a. mehrfache Cue-Punkte, Scratch, Pitch, Sync, Loop), Effekte, Sampler, Playlisten-Management und Controller-
Integration (über fünfzig Modelle werden serienmäßig unterstützt) und Vier-Deck-Betrieb bedürfen da fast schon keiner expliziten Erwähnung – die nehmen wir als erfreuliche Gegebenheit hin. Spannend wird die Sache, wenn man einen Blick auf die neu hinzugekommenen Features wirft – darunter: direkte Spotify- und iTunes-Integration, Video-Mix-Modus und Anbindung von Pioneer-Laufwerken neuerer Bauart (CDJ-2000NXS, CDJ-900NXS, XDJ-1000). Praxis Ab dem ersten Programmstart macht es mir das GUI leicht, mit Djay Pro Freundschaft zu schließen: Alles sitzt zunächst einmal da, wo man es intuitiv erwartet (Decks obere Bildschirmhälfte, Crate in der unteren, Effekte, Loops und Samples einblendbar). Vier BasisScreendesigns kann ich über Taster abrufen: zwei virtuelle Turntables, Videomixing, zwei Player, vier Player. Die beiden letztgenannten wahlweise in horizontaler oder vertikaler Darstellung. Das alles in einer sehr dezenten, ganz leicht schattierten grau-weißen Optik, die man in Anbetracht der Farbverbrechen mancher Mitbewerber als ausgesprochen wohltuend bezeichnen muss. Die lokale iTunesDatenbank erkennt Djay selbstständig, zur Spotify-Anbindung ist natürlich die Anmeldung mit einem
entsprechenden Konto erforderlich. Danach kann ich direkt aus dem Browser heraus die Decks mit Titeln aus Spotify bestücken — erstaunlich. Leider war bis zum Redaktionsschluss nicht in Erfahrung zu bringen, mit welcher Datenrate der temporäre Download erfolgt - ein erster Hörtest jedenfalls lieferte keine störenden Kompressionsartefakte. Im Videomodus kann der multimedial tätige Musikdienstleister neben der Audiomischung auch zwei Videoquellen überblenden und mit Effekten versehen. Einige davon wirken nicht nur auf das Bild, sondern auch auf den Ton (naheligend als „Audio Visuals“ bezeichnet), was stellenweise wirklich ganz erstaunliche Koinzidenzen erzeugt. Ob es allerdings wirklich wünschenswert ist, sich als DJ noch zusätzlich das Aufgabenfeld des VJs ans Bein zu binden, wage ich an dieser Stelle mal zu bezweifeln – der Reiz, Licht und Ton gleichzeitig im Griff zu haben, ist allerdings fraglos da. Gerade im Bereich Video meldet sich jedoch – ähnlich wie in den Menüpunkten Samples und Effekte – das In-App-Kaufsystem. Egal ob man nun den Zugriff auf weitere Videos oder zusätzliche Effekte haben möchte: Ein Link führt direkt auf den App-Store und legt einem den Zukauf nahe. Der ist in vielen Fällen lohnenswert – so ist beispielsweise die CompleteFX-Collection mit 34 Audioverbiegern aus der Manufaktur der Plugin-Profis von Sugar Bytes mit zehn Euro durchaus fair bepreist. Persönlich hätte ich es allerdings fast lieber gesehen, wenn Djay Pro von Anfang an ein bisschen teurer wäre und man dafür dann nicht halt im App-Store machen muss – aber das ist letztlich Geschmackssache.
Nach wie vor hervorragend gelöst – und das ist ja das Wichtigste bei einer DJ-Software – sind die Kernaufgabenfelder der TrackNavigation, Manipulation und Überblendung. Djay Pro glänzt hier durch eine immer logische, responsive Benutzerführung. Allein der Sample-Player fristet noch ein Dasein auf Effekt-Niveau und kann nicht ansatzweise mit dem universell einsetzbaren RemixDeck-Konzept von Klassenprimus Traktor mithalten. Eine MarketingLücke haben Algoriddim allerdings im Bereich der Pioneer-Integration aufgetan – der technologische Kniff, die Multimedialaufwerke als Player und Controller für Djay Pro (mit bidirektionaler Screen-Anbindung) verwenden zu können, ist nämlich ebenso elegant wie fortschrittlich. Fazit Algoriddim treten mit der neuen Pro-Version die immer schon vorhandenen guten Qualitäten ihrer DJ-Software noch mal mächtig nach vorne. Zum aktuellen Preis von rund fünfzig Euro ist Djay Pro damit auf dem Mac ziemlich unschlagbar. Die vielfältigen InApp-Kaufoptionen muss man in Anbetracht des Preises dann wohl als notwendiges Übel akzeptieren. Besonders die neue Spotify-Integration dürfte dabei für Anwender, die ohnehin ihre Playlisten beim Online-Dienst verwalten, ein KillerFeature sein. Ein echtes MustHave bleibt für mich allerdings nach wie vor auch die iPad-Version von Djay (mittlerweile in Versionsnummer 2) – keine andere App gibt sich auf dem Mobilrechner so zugänglich und bringt den Spaßfaktor des Auflegens mit „echten“ Turntable so überzeugend rüber. Text: Numinos UVP: 49,99 EUR (OSX) über AppStore
O
ffenbar hat man bei Roland noch Entwicklungskapazitäten frei, denn abseits der erfolgreichen Aira-Serie haben sich die Werksingenieure an die Weiterentwicklung der legendären JD-Serie gemacht. Neben dem großen JD-XA-Schlachtschiff ist dabei auch ein portabler, preisgünstiger Allround-Synth entstanden: Der JD-Xi. Genau das Richtige für uns Low-Budget-mein-Studio-ist-dieganze-Welt-Frickler, oder?! Konzept Der Roland JD-Xi ist – ähnlich wie sein großer Bruder, der JD-XA – ein Hybrid-Synthesizer. Das heißt, er besitzt eine digitale Klangerzeugung mit 128 Stimmen, die sich auf drei Parts aufteilt (Digital Synth 1/2 und Drums) und zusätzlich einen monofonen Synth-Part. Flankiert wird die Klangerzeugung von einer vierstufigen Multi-Effektsektion, einem Arpeggiator, einem PatternSequenzer und einem mitgelieferten Schwanenhals-Mikrofon, das als Quelle für den integrierten Vocoder dient. Gespielt wird der kleine Synth über die anschlagdynamische, drei Oktaven Mini-Tastatur. Zusätzlich dienen 16 hintergrundbeleuchtete Taster unterhalb der Klangregelung in Doppelfunktion einerseits dem Anwählen von Favoriten und als Lauflichtprogrammierung. Praxis Nach der optisch durchaus gelungenen Aira-Seria ist man bei Roland offenbar wieder in alte Muster verfallen und hat den JD-Xi
bemüht modern und wenig praxistauglich gestaltet. Das liegt zum einen an dem stark reflektierenden Hochglanz-Plastik, zum anderen an dem schlecht ablesbaren Rot/ Schwarz-Farbcode auf dem Frontpanel. Warum man sich bei Roland im Zweifel nicht einfach bei der hauseigenen, zeitlos sachlichen Designsprache von MC-202, Juno106 oder auch 303 bedient, wird mir ewig ein Rätsel bleiben. Neben dem regulären Stereo-/KopfhörerAusgang agiert die USB-Buchse als Midi- und Audiointerface für einen angeschlossenen Rechner, nachdem die entsprechenden Treiber installiert sind. Bedienvorgänge wie das Anwählen von Sounds in den vier Parts sind ohne einen Blick ins Handbuch möglich. Auch das Modifizieren der vier Effekteinheiten, von denen die erste Distortion, Fuzz, Compressor und Bitcrusher zu erzeugen vermag, die zweite mit Flanger, Phaser, Ringmodulation und Slicer betraut ist, während die letzten beiden fest eingestellt Delay und Hall liefern, ist ohne Lernaufwand möglich. Das Antesten des Klangvorrats liefert in der digitalen Sektion ein wirklich breites Spektrum von so ziemlich allen Klängen, die die vergangenen 25 Jahre Workstation-Geschichte hervorgebracht haben. Selbiges gilt auch für die Drumsektion, die auf 453 Einzelsamples zurückgreifen kann – darunter auch das gesamte Arsenal an Roland-Klassikern (u. a. 808, 909, 727, CR-78). Besonders spannend: Sowohl das Filter (LP, HP, BP, Peak) wie auch
die Effekteinheit können auf jeden (!) einzelnen Sound innerhalb eines Drumkits separat angewendet werden. Spätestens hier bekommt man eine Ahnung davon, was für eine DSP-Power hier abrufbar ist. Die ermöglicht übrigens auch, sämtliche über die Frontplatte erreichbaren Parameter innerhalb einer Sequenz zu automatisieren – fett. Fast schon schlicht wirkt da im Vergleich das Analogmodul mit seinen drei Basis-Wellenformen (Sägezahn, Dreieck, Rechteck plus Suboszillator) und dem sich (fest) anschließenden Lowpass-Filter. Seinen Job, nämlich schlichte, druckvolle monofone Analogsounds zu liefern, erledigt das Modul erwartungsgemäß und man bekommt regelmäßig diesen schönen Boah-so-ein-satter-Soundaus-so-einer-kleinen-PlastikkisteEffekt geliefert. Etwas seltsam schien mir allerdings eine hörbare Stufung der Cut-off-Frequenz bei hohen Resonanzwerten. Um wirklich tief in die Klangeditierung einzusteigen (oder man möchte noch mal den Oldschool-Weg gehen und nächtelanges Menü-Durchblättern erleben), ist eine externe EditorSoftware unerlässlich. Zum Zeitpunkt des Tests konnte man in einem Forum bereits ein entsprechendes Panel für den universellen Midi-Editor „Ctrl“ bestaunen. Ob und wann ein entsprechendes Werkzeug von Roland erhältlich sein wird, ist noch nicht bekannt. Es ist zu hoffen, dass es sich dann nicht wieder um ein kostenpflichtiges Produkt im Stil des GAIA Synthesizer Sound Designers handelt.
Fazit Der JD-Xi hinterlässt bei mir ein zweischneidiges Bild. Auf der einen Seite steht da das tolle Digital/ Analog-Hybrid-Konzept in Form dieser kleinen, portablen Kiste mit einem riesigen Soundvorrat, vielen Inspirations- und Spielhilfen (Stichwort: Pattern-Editor, Vocoder und Arpeggiator) und einem budgetfreundlichen Preis, das gerade für Einsteiger sehr attraktiv ist. Auf der anderen Seite ist da das eher unpraktische Design und der – gerade wegen der vielen klanglichen Möglichkeiten – am Ende doch stark eingeschränkte, unmittelbare Zugriff auf die im Hintergrund werkelnden Parameter. Echte Synthese-Profis werden also eher auf den großen Bruder JD-XA zurückgreifen. Wem es dagegen primär um einen ausdrucksstarken, monofonen Analogsynth geht, der bekommt aktuell bei Arturia (Micro-/Mini-brute), Novation (Bassstation II), Korg oder sogar dem System-1-Synth von Roland selbst konzeptionell klarer gedachte und synthesetechnisch leistungsfähigere Produkte. Wer allerdings keinen Spezialisten sucht, sondern einen günstigen, inspirierenden Allrounder mit vielen Möglichkeiten, der sich auch und besonders für den Liveeinsatz empfiehlt, für den könnte sich der JD-Xi als ideales Instrument erweisen. Text: Numinos UVP: 589,- EUR / Straßenpreis: 499,- EUR
Technik
Roland JD-Xi Portabler Hybrid-Synthesizer
GROOVE 87
GROOVE 86
Technik
I
mmer ein wenig unterhalb der Mainstream-Wahrnehmungsschwelle zieht schon seit Jahren Algoriddims sinnfällig Djay genannte Auflege-Software ihre Bahnen. Das leichte Beachtungsdefizit mag zum einen daran liegen, dass Djay ursprünglich mal als iPad-App gestartet ist, zum anderen daran, dass sich die Entwickler auf Apple spezialisiert haben und die Windows-Welt weiträumig umfahren. Das ist per se ja nicht weiter schlimm und schon vor Jahren konnte uns die iPad-App mächtig beeindrucken – sowohl was die Performance, das Bedienkonzept wie auch die Stabilität und das GUI der kleinen App angeht. Nun gehen Algoriddim mit einer Pro-Version für das große OSX an den Start.
Algoriddim Djay Pro Professionelle DJ-Software