Rane MP2015
GROOVE 82
Technik
Highend Rotary Mixer
K
eine Frage, Rotary-Mixer sind voll im Trend. Genau in das aktuell wiedererstarkte Interesse am Mischen mit Drehpotis statt Fadern, platzt Traditionshersteller Rane mit einem Pult, das das Zeug zur Legende hat. Und darum halte ich mich gar nicht lange mit der Einleitung auf, sondern sage: „Bäm, MP2015!“. Konzept Beim Rane MP2015 handelt es sich um einen Vierkanal-Rotary-Mixer mit Soundkarten- und ControllerFunktionalität. Ein doppelter USBAnschluss ermöglicht dabei den Parallelbetrieb von zwei Rechnern gleichzeitig – super für den eleganten Handover und auch für ein gepflegtes Duo-Set. Jeder Kanal bietet Anschlussmöglichkeit für Phono/Line, USB A/B und S/PDIF. Besonders die Phono-Vorverstärker (der Kürzel MP – Mixer Preamp ist hier Programm) zählen zur Oberklasse dessen, was sich in DJ-Mischpulten finden lässt. Das entgegen genommene Signal kann mit einem 3-Band EQ und einem Multimode-Filter (HP, LP + HP, LP) mit regelbarer Resonanz in Form gebracht und stilecht mit einem Drehpotenziometer in der Lautstärke
geregelt werden. Auf Knopfdruck werden die Eingangskanäle in einen flankierenden Submix-Kanal geroutet. Zusätzlich stehen eine externe Effektschleife (auch auf den Submix adressierbar), ein Mikrofoneingang (Klinke/XLR – mit Phantomspeisung *sic*!) plus Ducking-Funktion und ein flexibles Monitoring bereit. Als Krönung darf die Stereo-Summe noch durch einen dezidierten 3-Band EQ laufen, der mit regelbaren Crossover-Frequenzen und heftigem Pegelhub (Kill/+10dB) ausgestattet ist. Neben den großen Features sind es aber auch die Details, die den MP2015 zu einem äußerst mächtigen Arbeitsgerät machen. Das beginnt bei dem zusätzlichen Session-Out den man optional wieder in den Mixer zurückführen kann, geht weiter mit den flexiblen Routing-Möglichkeiten, dem umschaltbaren Split-Cue, bis hin zu den hochwertigen Wandlern, die mit 24-Bit und 44.1, 48 und 96 kHz arbeiten können. Wie überhaupt die Audio- und USB-Midi-Anbindung und Einstellmöglichkeiten am Rechner hervorragend gelöst sind. Praxis Mit seinen knapp sechs Kilo Kampfgewicht vermittelt der Rane eine
unbestreitbare haptische Präsenz. Aufgrund der wertigen hölzernen Seitenteile, der übersichtlich und zeitlos gestylten Beschriftung und der edlen Poti-Köpfe wirkt der MP2015 dabei aber geradezu elegant. Allein die logische Abgrenzung von FX-Loop, Session-In/Out und dem zusätzlichen Aux-In ist gewöhnungsbedürftig und kann anfänglich ein bisschen verwirren. Von den großen, 16-segmentigen Pegel-Anzeigen, über die hintergrundbeleuchteten Taster bis hin zu den herrlich technisch wirkenden Filter-Switches ist der Mischer eine absolute Augenweide und macht an jeder Stelle Lust an ihm zu schrauben. Und genau das ist es, wozu der Mixer gebaut wurde: Eine professionelle Werkbank, um Frequenzen und Lautstärken kontrolliert, wohlklingend und mit einer gewissen Linearität im Workflow zu verändern. Schnelle Crossfades oder gar Scratch-Einlagen dagegen sind hier nicht vorgesehen und bleiben weiterhin die Domäne von FaderMischpulten. Klanglich bewegt man sich hier von den Eingangsverstärkern bis zum Ausgangs-EQ auf Spitzenniveau. Und das eben auch auf der Detailebene: So schalten die Filter-In/Out-Taster nicht nur mit absoluter Präzision, sondern sind auch noch aussagekräftigt beleuchtet und: der Schaltvorgang erfolgt absolut lautlos, ohne das geringste Knacksgeräusch. Ob sich für das Filter-Poti gegebenenfalls noch eine Mittenrasterung empfohlen hätte, ist dann fast schon eine philosophische Frage. Was man vom ersten Augenblick an komplett vergisst, ist dass es sich beim MP2015 im Grunde um einen Digitalmischer handelt. Das liegt – neben der überaus „analogen“ Optik - nicht zuletzt an der internen 32-Bit-Verarbeitung, die eine
rechnerische Dynamik von 192 dB ermöglicht – Welten über dem, was aktuelle, hart gemasterte Musik mit ihrer kümmerlichen Restdynamik von oft unter zehn dB überhaupt liefert. Fazit Offen gestanden kann ich gar nicht genau sagen, was mir am MP2015 am besten gefällt: Ob es nun diese hinreißende Optik und Haptik ist, die ideale Balance zwischen reichhaltigen Möglichkeiten und klar strukturiertem Signalweg, das durchdachte und flexible Routing mit dem genialen Submix-Kanal plus Isolator, die kluge Dual-USB-Option und Controller-Funktionalität oder der hervorragende EQ und die sahnigen Filter. Am Ende ist es (wie so oft) das Zusammenspiel aller Details, das den MP2015 zu einem überragenden Mixer macht, dessen Preis ich in Anbetracht der gebotenen Leistung für völlig angemessen halte. Die tadellose Klangqualität, der Mikrofoneingang mit Phantomspeisung und Ducking sowie das flexible Routing empfehlen den MP2015 sogar für den Einsatz als Regiemischer und Audiowandler in Studiosetups. In der DJ-Booth darf man sich dann nicht nur über die umfassenden Anschlussmöglichkeiten, den gigantischen Headroom und die praktische Dual-USB-Lösung freuen, sondern auch über die klangliche und haptische Wirkmächtigkeit, die einem der Mischer bietet. Glückwunsch, Rane – der MP2015 ist ein Meilenstein, der die Vorteile der Digitaltechnik mit der Sexyness des Analogen aufs Beste vereint. Text: Numinos UVP: 4.154,- EUR / Straßenpreis: 3.399,- EUR