GROOVE #128 - STUDIOBERICHT: TIM EXILE

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Technik

Tim Exile LiveBericht

Tim Exile ist einer dieser durch und durch britischen BreakbeatProtagonisten, die in ihren LiveActs alles anzünden, was entflammbar ist, und nebenbei Electro-Pop sein Gesicht zurückgegeben haben. Wir haben dem Franz Liszt des Echtzeit-LoopVerbiegens bei einem furiosen Konzert im Kölner Artheater auf die Finger, respektive Controller geschaut und befragten ihn nachher zu seinem nagelneuen Sound-Häcksler, der auf den vielversprechenden Namen The Mouth hört. Te x t N u minos

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F o t o s F abian S t ü rt z

Tim Exiles Live-Acts sind hinreißend groovy und verspielt, er weiß wie wenige andere das Publikum gekonnt einzubeziehen. Spätestens wenn er beim dritten Stück des Abends sein Mikrofon in Richtung der Tanzfläche hält und das in Echtzeit gesamplete Johlen der Meute in einen Flächen-Sound verwandelt, den er mittels eines Joysticks minutenlang in irrwitzigen harmonischen und rhythmischen Variationen durch den Raum kreisen lässt, brennt die Hütte lichterloh. Was die Präsenz des 31-jährigen Engländers im Kern so überzeugend und mitreißend macht, ist die traumwandlerische Sicherheit, mit der er sein über Jahre perfektioniertes Set-up, bestehend aus drei Behringer-Controllern, einem Midi-Keyboard und einem Akai-Trigger-Pad, bedient. Er fegt wie ein Derwisch über die Fader und Potis, würdigt das Display seines Macbooks keines einzigen Blickes und kommuniziert stattdessen lieber mit dem Publikum. Auf dem

Rechenknecht läuft, wie nicht anders zu erwarten, Native Instruments’ Reaktor mit seinem legendären, selbst programmierten Ensemble, welches all die aberwitzigen Cut-ups und Live-Tweaks ermöglicht und zwischenzeitlich zu einer Art Supra-EffektSuite angewachsen ist. Auf die Frage, wie er sich in diesem nirwanisch-verschalteten Modul- und Patch-Monster noch zurechtfindet, entgegnet Exile, dass er sich wirklich wie ein kleiner Junge im Spielzeugladen fühlte, als er dieses Set-up vor vier Jahren zusammenstellte. „Oh, ja! Das hier, und das will ich auch noch, und ohne das kann und will ich sowieso nicht“, sagt er lachend. Spätestens als es darum ging, die Module in Form von The Finger zu veröffentlichen, habe er lernen müssen, die Sache zu strukturieren. Dennoch ist es wirklich verblüffend, dass er sich anscheinend ganz auf die Performance konzentrieren kann und sich offenbar nicht um die Laut-


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