Technik
ht c i r g e n b i o r i e Stu d x mast C a ly
Wohl kaum ein Bereich der Musikproduktion konnte sich in den vergangenen Jahren über ein derartig gestiegenes allgemeines Interesse freuen wie das Mastering. Und obschon sich dieser Tage Horden begeisterter Klang-Kracksler in Wellenform-Bergen und -Tälern herumtreiben, schaffen es nur die besten von ihnen in die Königsdisziplin Klangfinalisierung. Bei einem Interview mit den Machern von Calyx Mastering – allesamt erfahrene Bezwinger von Sound-Steilwänden – konnten wir einiges über Idealrouten und Holzwege zum Gipfel erfahren. Te x t N u m i no s
F o t o s R a gn a r S c h m u c k
/ Wir treffen das Calyx-Triumvirat, bestehend
aus Bo Kondren, Hannes Bieger und Hans Schaaf, in ihrem Studiohaus im Berliner Viktoriaquartier. Genauer gesagt im Hi-Fi-Hörraum des Hauses, der auch Seminarraum und Küche ist. Ungeachtet der drei Regieräume ist dies das heimliche Zentrum von Calyx Mastering. Der großzügige, akustisch wenig modifizierte Raum beherbergt eine exzellente Highend-Anlage nebst Audio-Workstation. Hier liegt der Aus-
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gangs- und Endpunkt des Arbeitsprozesses, wie Kondren berichtet: „Der Start zu einer Mastering-Session bei uns ist es nicht, in eins der Studios zu gehen, den ersten Titel einzuladen und sofort zu schrauben, sondern vielmehr erst mal in Ruhe zu sichten, zu hören und den Ansatz zu diskutieren: Was haben wir, wo will der Kunde hin, wie können wir das erreichen?“ Hannes Bieger ergänzt, dass Kunden, die zu Calyx kommen, ihre Produktionen ja mögen und die Sachen aus gutem Grund so produziert haben, wie sie sind. „Wir sind immer gut damit gefahren, dem Material Achtung entgegenzubringen und nicht die groben Zangen auszupacken“, sagt er. „Nicht selten ist es sogar so, dass Leute zu uns kommen, die total unglücklich sind, weil zuvor eine zu starke und untransparente Bearbeitung die Musikalität ihres Stückes vernichtet hat.“ Mastering ist den Calyx-Machern zufolge ein Paradox: Es müsse dem Anspruch „Verändere nichts, aber mach es besser!“ gerecht werden. Besonders das Audio-Consulting sei – neben der Nutzung der technischen Ausstattung natürlich – der eigentliche Mehrwert, den ein Kunde bei Calyx für sein Geld erhalte, sagt Hans Schaaf. Die Beratung habe mittlerweile
fast schon denselben Stellenwert wie der Masteringprozess selbst. „Wir hatten nie den Anspruch, unser Geld einfach mit dem Überspielen von Medien von A nach B zu verdienen“, betont Schaaf. „Unsere Motivation war es von Anfang an, Klang zu bearbeiten und Ideen, die Produzenten oder Künstler in ihren Produktionen mitbringen, zum Ziel zu führen.“ Calyx bietet darum nicht nur Mastering an, sondern auch ein kombiniertes Paket aus analogem Mixdown und Mastering, bei dem die Signale von der D/A-Wandlung beim analogen Mix bis zur finalen Stufe des Masterings analog bleiben. „Auf diese Weise haben wir noch mehr Möglichkeiten zur Verfügung, um einen bestimmten Sound zu erreichen – ob beim Problemlösen oder, wichtiger noch, bei der Klanggestaltung“, weiß Hannes Bieger. Dabei sind mitgebrachte Audio-Referenzen oder ein eigener Masteringentwurf ausdrücklich erwünscht: „Wie sollte es einfacher gehen, als Musik zu haben, über die der Kunde sagt: ‚Da will ich hin’?“, sagt Bieger. „Wir hören dann seine eigene Produktion im Vergleich mit dem mitgebrachten Beispiel, dem Ideenspeicher. Denn darum geht es ja – nicht um Frequenzen, wie man meinen könnte, sondern um Ideen.“