Technik
I D U T S
CH I R E OB
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ET T R FOU
Kieran Hebden gehört fraglos zu den beseelteren DAW-Fricklern des neuen Jahrtausends. Was ihn vom Gros vieler Sample-Schubser unterscheidet, ist dabei nicht nur seine Fertigkeit als Produzent, sondern auch sein immenses Stil-Repertoire. Denn bislang konnte er sein Soloprojekt Four Tet durch musikalisch kluge Neuerfindungen vor allen Stil-Schubladen retten. Und da ihm der Begriff „Folktronica“ unangenehm nah gerückt schien, zieht er auf seinem neuen Album There Is Love In You nun ganz andere Saiten auf. Te x t N U M I N O S
Fotos M A DS PE R C H
/ Wir treffen Hebden in seinem gemütlichen Schlafzimmer-Studio im Nordwesten Londons, wo er in einer Seitenstraße ein typisches englisches Reihenhaus bewohnt. Und bis auf einige Effektgeräte, CD-Player und Plattenspieler
deutet nichts darauf hin, dass hier neben allen Four-Tet-Alben auch zahllose Remixe für Künstler wie Aphex Twin, Radiohead oder die Kings of Convenience entstanden sind. Ein Blick unter den Arbeitstisch offenbart, dass Hebden wider Erwarten nicht Apple- sondern PC-Anwender ist. „Vor zehn Jahren war einfach alles, was an freier Software erhältlich war, für den PC“, erklärt er: „Besonders Audiomulch war für mich unverzichtbar und seinerzeit ausschließlich als PC-Software verfügbar.“ Auch heute noch habe er keinen blassen Schimmer davon, wie beispielsweise Midi funktioniert – seine technische Entwicklung sei immer nur über das Audiorecording abgelaufen. Angesprochen auf die übersichtliche Equipment-Situation und eine Abhöranlage, deren Design verrät, dass sie ihre besten Tage in den Achtzigern hatte, gesteht Hebden, dass die Hifi-Anlage seit seinen Kindertagen unverändert ist: „Diese Sony-Lautsprecher sind höchstwahr-
scheinlich die schlechtesten Lautsprecher der Welt. Aber alle meine Alben sind damit entstanden. Es ist wie mit den NS-10 von Yamaha – klingt es auf ihnen gut, klingt es überall gut.“ Der Produzent berichtet, dass die einzige Gerätschaft, in die er bislang regelmäßig investiert habe, sein Rechner gewesen sei. Denn erst seit ein paar Jahren kommt er dabei nicht mehr an die Leistungsgrenze der Hardware. „Wenn ich nur an das Elend mit Floppys, dann mit Zip-Drives und dann mit diesen ganzen SCSI-Geschichten denke, nur um ein schnelles Audiosystem zu bauen“, erinnert er sich stöhnend. Heute bestehe sein Hauptproblem lediglich darin, dass er sich mit der unglaublichen Menge an Software, die ständig erscheint und die es wert wäre, nicht mehr eingehend beschäftigen kann. „Ich habe beispielsweise die Vorankündigungen von Melodyne gelesen und bin mir jetzt schon sicher, dass es meine Arbeitsweise
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