Technik
Native Instruments Traktor Pro Digital-DJ-Software
Irgendwie hatte man ja schon geahnt, dass die Zweiteilung in Traktor Studio und Traktor Scratch nicht der Weisheit letzter Schluss sein kann. Schließlich ergaben sich daraus wenig sinnvolle Einschränkungen: DJs, die sich eher der Tradition des Scratchens verpflichtet fühlen, konnten nicht das volle Effektarsenal der Studio-Version nutzen. Und umgekehrt stand Anwendern der Studio-Version nicht das einfachere Screendesign der Scratch-Version zur Verfügung. Nun ist man bei Native Instruments so beherzt an die Verschmelzung beider Konzepte gegangen, dass dabei eine neue Software entstanden ist: Ab sofort gibt es nur noch Traktor Pro. Im Bündel mit Audio8-Hardware und Steuermedien fungiert es dann als Traktor Scratch Pro. TEXT: Numinos
Die offensichtlichsten Änderungen dieser neuen Standard-Software für Digital-DJs betreffen ihre grafische Benutzeroberfläche. Zum einen wurde hier die Farbigkeit angenehm reduziert und dabei der wahrgenommene Kontrast merklich verbessert. Zum anderen wurden Symmetrie und Typografie überarbeitet, wovon nicht nur die Lesbarkeit, sondern vor allem die Orientierung am Bildschirm profitiert hat. Vorbei die Zeiten verwirrender Menükonfigurationen: Sie wurden durch sieben durchdachte, skalierbare Screenlayouts ersetzt, zwischen denen man im laufenden Betrieb umschalten kann. Ordentlich aufgebohrt haben die Entwickler die Effektsektion, die nun mit 22 Klangverbiegern bestückt ist. Dabei wurden bewährte Klassiker wie Beatmasher und Delay noch mal verbessert, aber auch eine Vielzahl neuer Effekte wie der Verzerrer „Mullholland Drive“ oder ein Bit-crusher namens „Digital LoFi“ hinzugefügt. Umdenken muss man beim Effekt-Routing: Der Nutzer hat jetzt zwei Effektsektionen zur Auswahl, die wahlweise in einem Easy-Modus oder einem Pro-Modus arbeiten. Im Easy-Modus lassen
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sich drei Effekte kaskadieren, es steht allerdings auch nur ein veränderbarer Parameter pro Effekt zu Verfügung. Im Pro-Modus sind es derer drei. Dabei kann man über FX 1/2-Taster alle vier Kanäle der virtuellen Decks völlig frei den beiden Effektsektionen zuweisen. Auch mit dem früheren Manko von Traktor, dass sich die Sync-Funktion nur durch einen zugewiesenen Hotkey oder Controller feststellen ließ, haben die Native-Instruments-Ingenieure aufgeräumt: Jedem Track wird beim ersten Import ein Beatgrid übergestülpt, und bei aktiviertem Sync lassen sich die Decks dann in ihrem absoluten Gleichlauf von nichts mehr stören. Da die Funktionen für Looping, CuePunkte und für die Anpassung des Beatgrid nun direkt in einem Aufklappmenü unter den Player angeordnet sind (und nicht mehr weit entfernt im Topmenü), lassen sich Eingriffe in das BeatRaster wesentlich eleganter erledigen. Das erhöht die Motivation, auch bei ungerade laufenden Tracks das Raster zu optimieren. Der neue Trackbrowser richtet sich offensichtlich speziell an jene DJs, die bislang hautsächlich wegen der mangelhaften Orientierung in spröden alphanumerischen Playlisten den Umstieg
auf digitales Auflegen gescheut haben: Der Browser zeigt nun – so man sich denn die Mühe gemacht hat, das Cover zu importieren – das obere Drittel der Platte auch in der Listenansicht an und enthüllt das komplette Cover, sobald man ein Stück in eins der Decks lädt. FAZIT Traktor Pro ist ein bemerkenswerter Relaunch des bewährten Traktor 3. Die Umstellung ist tatsächlich so grundsätzlich, dass man mit einer Versionsnummer 4 der Sache nicht gerecht geworden wäre. Allerdings ist ein Umstieg auf Pro nicht völlig schmerzfrei: Beginnend bei der Tatsache, dass man seine Controller-Zuweisung neu programmieren muss, über das Umdenken im Effekt-Routing bis hin zum Screenlayout wird der wechselwillige DJ hier einige Stunden Zeit und Mühe investieren müssen. Wer ein eingespieltes Traktor-3-Setup in Betrieb hat, muss also nicht zwingend umsteigen. Bei einer Neuanschaffung führt allerdings derzeit, gerade wegen der Vielzahl an Verbesserungen, kaum ein Weg an Traktor Pro vorbei. UVP: 199 Euro, Upgrade: 99 Euro
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Sonic Charge Synplant VST-Software-Synthesizer
Im Grunde genommen gibt es zwei Arten von virtuellen Synthesizern: Die einen nutzen die zur Verfügung stehende Rechenkraft zur Reproduktion edler Analoghardware und folgen dabei weitgehend den Syntheseund Bedienkonzepten der Originale. Die andere Gattung nutzt die Freiheit, dass sie ausschließlich am Bildschirm und in der CPU existiert, für Experimente mit neuen, teilweise ungewohnte Syntheseformen und Benutzerinterfaces. Ein Vertreter letzterer Art ist Synplant: Der Softwaresynthesizer erzeugt Klänge nach Modellen der Genmanipulation. TEXT: Numinos
Klänge entstehen in Synplant nicht mit Potis und Fadern, sondern in einer virtuellen Petrischale, in deren Mitte sich in Form eines Samens ein Ur-Klang befindet. Zieht man einen der zwölf Äste, die effektvoll wie zarte Algen wabern und den zwölf Halbtöne einer Oktave entsprechen, nach außen, dann verändert sich der Klang mit zunehmendem Abstand zum Zentrum. Hat man in einem Zweig einen ansprechenden Klang kultiviert, lässt sich dieser entweder auf alle Zweige klonen oder aber wieder als Samen verwenden, um von da aus weiter Klänge zu züchten. Für die wahren Forschernaturen beschränken sich die Eingriffsmöglichkeiten aber nicht auf simple Reproduktionssynthese: Vielmehr lassen sich im „Gen-ManipulationsModus“ an einem symbolischen DNA-Strang direkt alle Parameter verändern, die einen
Samen klanglich ausmachen. Der genetische Code offenbart aber auch, dass das Prinzip der Klangsynthese von Synthplant grundsätzlich der altbekannten additiven Synthese folgt: Es stehen zwei Oszillatoren zu Verfügung, die angereichert mit Noise-Generatoren ihren Weg in die Frequenzmodulation finden. Anschließend durchläuft der Klang noch einen Filter, um schlussendlich zur Effektsektion zu gelangen. FAZIT Lassen die Grundbausteine der Synthese vermuten, dass Synthplant eher einfache Analogklänge liefert, überrascht ein Rundgang durch die dreihundert Factorypresets: Von metallischen FM-Sounds über rauchige Pads bis zu körnigen Effekten hat Synplant ein beachtliches Repertoire parat. Die klangliche Dichte und Komplexität anderer hochspezialisierter Vertreter dieser Software-Gattung erreicht das Bio-
Klanglabor nicht – das ist aber auch gar nicht die Zielsetzung. Der Charme von Synplant liegt vielmehr in seiner eigenwilligen Benutzeroberfläche, die zum stundenlangen Experimentieren einlädt und dabei Klangkreationen ermöglicht, auf die man mit strukturiertem Schrauben gar nicht gekommen wäre. Außerdem überzeugen die Sounds in Synplant durch ihre unkonventionelle Modulierbarkeit. Die wird zum einen dadurch erreicht, dass sich jede Taste mit einem anderen Mutationsstadium belegen lässt, zum anderen dadurch, dass die verschiedenen Äste im Kreisrund durchfahrbar sind. Damit lassen sich die Klänge in feinen bis brachialen Abstufungen variieren, was ihnen eine erstaunliche Lebhaftigkeit und Dynamik verleiht. Download: circa 70 Euro
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Stanton SCS-3D DaScratch Berührungsempfindlicher Midi-Controller Bei Stanton geht es gerade zu wie bei der Nasa zu ihren goldenen Tagen: Während alle Welt gebannt auf die Mondlandung in Form der Veröffentlichung der SCS-1er-Serie wartet, präsentiert die Firma der überraschten Öffentlichkeit ein kleineres Spinoff dieser Hochtechnologie, das einem das teflonbeschichtete Hemd feucht werden lässt: Der SCS-3D ist ein rein kapazitiv gesteuerter DJ-Controller – er lässt sich also allein durch das Berühren mit elektrisch leitenden Organen, vornehmlich menschlichen, lenken. Wir haben uns für den Anfang erst mal mit den Fingern rangetastet.
TEXT: Numinos
Der SCS-3D hat ziemlich genau die Form einer Videokassetten-Hülle, spielt in etwa in der gleichen Gewichtsklasse und ist ebenfalls aus Plastik. Dass er dennoch nicht billig wirkt, liegt zum einen am schnörkellosen Design und zum anderen an der völligen Abwesenheit mechanischer Komponenten – hier rappelt und klappert nichts. In seinem Inneren ist Platz genug, um das USBKabel zu verstauen und an einer beliebigen Seite zugentlastet nach außen zu führen. Alle Kontaktfl ächen sind circa zwei Millimeter versenkt, wodurch man sich auch bei wenig Licht gut durch Tasten zurechtfinden kann. Zusätzlich sorgt eine funktionale, nicht übertriebene Hightech-mäßig blau-rote Beleuchtung für eine so hilfreiche wie schicke Visualisierung aller Bedienelemente. Zentrales Steuerorgan ist ein etwa bierdeckelgroßer Kreis, der je nach gewähltem Betriebszustand (FX, Loop, Vinyl, EQ und Trigger) entweder im Slider-, Circle- oder ButtonModus agiert. Wählt man beispielsweise den EQ-Modus, dann lassen sich jeweils drei virtuelle vertikale Fader mit den entsprechenden Frequenzbändern belegen und dann durch bloßes Berühren steuern. Im Circle-Mode, der beim Vinyl- und Loop-Modus zum Einsatz kommt, schubst oder bremst man die Audiodatei mit sanftem Fingerstreichen entlang des Perimeters in der bevorzugten DJ-Software. Die Mittellinie des Kreises ist in diesem Modus zusätzlich mit einer Scratch-Funktion versehen. Der Button-Modus versammelt neun Tastfl ächen im Kreisrund, mit denen sich in der gewählten Audiosoftware Samples, Cue-Punkte oder Loops triggern lassen. Damit nicht genug, besitzt der SCS-3D neben vier Tastern für die Standardfunktionen Play, Cue, Sync und Tap noch vier Taster rund um den Kreis zum Auslösen von beliebigen
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Ereignissen. Im oberen Bereich runden jeweils eine Bedienfl äche für Lautstärke (absolut arbeitend) und Pitch (relativ parametrisiert) den Controller ab. Durchdachtes Detail ist ein DeckButton, mit dem man zwischen zwei Decks umschalten kann, sodass man seine DJ-Software auch nur mit einem einzigen SCS-3D bedienen kann. GESCHMEIDIGE LÖSUNG Beim Jungfernflug des kleinen TechnologieWunders mussten wir zunächst mit herben Fehlstarts kämpfen: Beim ersten Versuch nutzen wir Vista mit Traktor Pro als Plattform – allerdings gab es zu diesem Zeitpunkt noch kein Midi-Mapping für den SCS-3D. Zurück auf einem Windows XP erkannte selbiges ihn nicht als Compliant Device, was eine treiberfreie Installation ermöglicht hätte, und forderte renitent entsprechende Dateien an. Schlussendlich haben wir das „alte“ 3er Traktor auf dem VistaRechner installiert, und endlich lief alles einwandfrei. Um die volle Funktionalität des Controllers mit möglichst vielen Applikationen zu gewährleisten, kam man bei Stanton auf die sinnfällige Idee, den Bome’s Midi Translator in einer speziellen Stanton-Version beizulegen, der ohnehin schon von vielen DJs genutzt wird, die mit der Midi-Implementierung ihres Controllers unzufrieden sind. Das wirkt auf den ersten Blick unelegant, ist letztendlich aber die geschmeidigste Lösung, um den SCS-3D mit all seinen Möglichkeiten in jede denkbare SoftwareUmgebung einzubetten. Verzichtet man auf das Tool, präsentiert sich der SCS-3D eben als einfacher generischer Midi-Controller. Die Umgewöhnung von mechanischen auf berührungslose Bedienelemente erwies sich indes als gar nicht so einfach, wie man es vielleicht erwartet hätte: Man tendiert einfach dazu, Fader-Bewegungen kurz vor ihrem Ende mit
einem Finger abzustoppen, während dies beim SCS-3D nicht erforderlich ist und kurze Rückwärtsbewegungen eher in Parameter-Unklarheit enden. Nach kurzer Eingewöhnung entfaltet die sanfte Fingerei an der Oberfl äche aber ihren ganz eigenen Charme, und man verfällt hemmungslos seinem Spieltrieb. Dabei ist Scratchen in seiner ganzen mechanischen Feinheit sicherlich kein optimales Einsatzgebiet für den SCS3D, denn dazu ist seine Sensorik zu grob skaliert. Als Jogwheel leistet er aber erstaunlich gute Dienste, und als Controller zur Effektsteuerung ist er schlicht sensationell. FAZIT Selten hat ein Gerät, das nicht direkt beim Anschließen funktionierte, bei uns so viel Motivation ausgelöst, es zum Laufen zu kriegen, wie der SCS-3D. Und die Mühe hat sich gelohnt: Einen kompletten Abend verbrachten wir mit hemmungsloser Spielfreude und waren fasziniert davon, wie sich die Audiodateien mit einem sanften Fingerzeig verbiegen lassen. Dabei sind den Einsatzmöglichkeiten der kleinen Streichelbox wenig Grenzen gesetzt: Als Midi-Controller lassen sich mit ihm effektvoll Filterfahrten und Effektsteuerungen realisieren. Für DJ-Belange bietet er ein durchdachtes Layout, um unkonventionell Audiodateien auf der Zeitachse zu verbiegen. In Bezug auf die sensorische Feinheit spielt der SCS-3D eine Liga über iPhone und Konsorten. Allerdings kann man nicht die Genauigkeit einer Nadel in der Rille erwarten. Muss man auch nicht, denn den SCS-3D sollte man nicht als Plattenspieler, sondern eben als SCS-3D benutzen. Wer ihn so in sein Setup integriert, findet damit einen der innovativsten und preisgünstigsten Controller, die der Markt derzeit hergibt. UVP: 321 Euro, Straßenpreis: 249 Euro
Why start small? Go LARGE!
Professioneller CD Player
Gemini war schon immer für bewährte Qualität, funktionelle und praxisnahe Produkte mit einem hervorragenden Preis-Leistungsverhältnis bekannt. Der neue CDJ-202 Table Top CD Player mit seinem höchst ansprechendem Design bestätigt einmal mehr diese Regel. Für aufstrebende DJs, die auf gewohnte Industriestandards vertrauen, kommt der CDJ-202 mit XL Jogwheel, XL Display und XL Features. Für ein kreatives Mixerlebnis mit höchster Zuverlässigkeit in jeder Situation. Der CDJ-202 ist der ideal Wegbegleiter für aufsteigende DJs. �����������������������
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