Technik
Darkstar Studiobericht
„Hätten wir bloß die Klappe gehalten“, grummelt James Young, eine Hälfte von Darkstar. Denn mit der Ankündigung ihres Debütalbums haben er und sein Partner Aiden Whalley – seit ihrem Ohrwurm „Aidy’s Girl Is A Computer“ ohnehin Shootingstars bei Hyperdub – sich mächtig unter Zugzwang gesetzt. Bei einem Studiobesuch konnten wir jedoch erfahren, dass Darkstar am Ende herzlich wenig mit dem unverändert lärmenden Dubstep-Rummel zu tun haben. Die beiden Engländer wollen einfach nur in Ruhe ihre Vision von perfekten Popsongs umsetzen. Te x t N u m i no s
7 4 / GRO OV E
F o t o s M a d s P er c h
Der Begriff „Studio“ ist ziemlich schmeichelhaft für den Arbeitsraum von Darkstar, einer einfachen Dachwohnung in unmittelbarer Nähe der Bahnstation Clapton, die anonyme Pendlertristesse verströmt. Aber immerhin begrüßt der indische Kioskbesitzer im Erdgeschoss des Hauses James Young beim Vornamen, als dieser sich mit Dosenbier bevorratet. Der Händler scheint zu wissen, dass dies nicht das letzte Sixpack ist, das er an diesem Abend an die beiden verkaufen wird. Hat man sich dann durch das schludrig renovierte Treppenhaus des – zwecks Mieteinahmen-Maximierung in unzählige Wohneinheiten zerstückelten – Hauses bis unters Dach vorgearbeitet, deutet in dem Appartement zunächst wenig darauf hin, dass hier zwei der derzeit gefragtesten Musiker Londons malochen. Zwei Macbooks in Verbindung mit zwei Korg-R3-Synthesizern, dazu einige Gitarren und ein DJ-Setup sind die einzigen Indizien, die Rückschlüsse auf Audio-
aktivitäten zulassen. „Alles nur ein Haufen billiger Scheiß“, sagt Young, der sich, direkt von der Arbeit kommend, erstmal mit einem kräftigen Schluck Bier und einem tiefen Zug an seiner Kräuterzigarette aus dem bürgerlichen Alltag befreit. Aiden Whalley nickt zustimmend beim Öffnen seiner Dose. Aber er betont, dass das billige Equipment nicht im Geringsten hinderlich sei. Denn am Ende zähle für Darkstar nur die Idee, die einen Song zusammenhält, und nicht der Sound. So stehe am Anfang eines jeden Tracks erst mal traditionelle Kompositionsarbeit. „Wir schreiben ganz klassisch Songs, mit Kadenzen, Melodielinien und Texten. Eine solide Basis eben – wenn die steht, ist es danach eigentlich völlig egal, was für Sounds man verwendet, damit die Nummer funktioniert“, beschreibt Young den Schaffensprozess. Das Erkenntnisinteresse in Bezug auf Sounddesign und Mischung sei im Hause Darkstar darum halt