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r d m e o g c n e u h R b a d n ge a f m e u U h A g e er n l l i l l x e e i u M d Prop n V i rt u
Mit dem breit angelegten öffentlichen Beta-Test ihrer Software Record haben die Marketingzuständigen von Propellerhead zweifellos eins der besten Werkzeuge gewählt, um potenzielle Kunden mit dem anstehenden Vollprodukt anzufixen. Wie hoch das Abhängigkeitspotenzial von Record, einer kompletten Midi-/ Aufnahme-Umgebung mit vollständiger Reason-Integration, ist, haben wir in einem Selbstversuch getestet. Te x t N u m i no s
/ Es sollte mich nicht wundern, wenn ein
zentrales Einstellungskriterium bei der schwedischen Software-Schmiede Propellerhead ist, dass neue Mitarbeiter Zen-Buddhismus praktizieren. Denn es ist schon auffällig, mit welcher Gelassenheit die Flugschrauben-Mützen ihre Bahn durch den sturmumtosten DAW-Ozean ziehen. So programmieren die Schweden jetzt, nachdem sich ganze Heerscharen begeisterter Reason-Musiker jahrelang mit wilden RewireKonstrukten beholfen haben, um ihrem lieb gewonnen Midi-Sequenzer die so dringend benötigten Audiospuren zur Seite zu stellen, mal eben eine komplette Midi-/AufnahmeSuite: Record. Damit einher geht allerdings auch die Einführung eines proprietären Kopier7 6 / GRO OV E
schutzes, denn statt einer DVD-Prüfung wird jetzt auch bei Propellerhead USB-gedongelt. So sehr mich als Hardware-Purist das überquellende Stick-Bucket an meinem Hub auch nervt – da auch Reason damit registriert werden kann, stellt die Neuerung letztlich doch eine Verbesserung des Bedienkomforts dar. Noch viel besser ist allerdings, dass sich, nachdem das Gigabyte Daten seinen Platz auf der Festplatte gefunden hat, Record in einer für Reason-Nutzer mehr als vertrauten Optik präsentiert. Der Bildschirm in Record ist dreigeteilt, wobei sich alle Fenster auch abdocken und frei verschieben lassen. Unten findet sich der Sequenzer, der fast bis auf den Pixel genau dem aus Reason gleicht. Audio- und Midi-Daten koexistieren hier in friedlicher Eintracht nebeneinander, und wann immer tiefer gehende Eingriffe erforderlich sind, öffnet ein Doppelklick die zugehörige Edit-Ansicht. Innerhalb jeder Spur lassen sich beliebig viele Unterspuren mit Controller-Daten platzieren. In der Mitte tummeln sich dann die zugehörigen Devices. Das sind in bester Reason-Tradition sämtliche Klangerzeuger und Effekte sowie mit Record nun auch Audio-Eingänge und -Ausgänge. Ganz oben thront das Mischpult, dessen Optik und Klang von der SSL-Konsole J9000 adaptiert wurden. Wächst aus einer
Aufnahme-Session langsam aber sicher ein ganzer Song, wuchern auch die Kanäle und Devices aus dem Sichtbereich des Bildschirms heraus – hier verzichtet Record auf die Betriebssystem-üblichen Scrollbalken und fordert stattdessen den Einsatz von ScrollWheel oder Tastatur. Das Fette ist die Konso le Das Fette an Record ist zweifellos die virtuelle SSL-Konsole. Sie bietet pro Kanal eine umschaltbare Effekt-/Dynamik-/EQ-Reihenfolge, eine vollständige Kompressor-/GateSektion, acht Aux-Sends, vier Insert-Effekte sowie einen mächtigen EQ, der neben High-/ Low-Pass mit semiparametrischen Bässen und Höhen sowie zwei vollparametrischen Mittenbändern aufwartet. Nützliches Detail: Die High-/Low-Pass-Sektion lässt sich einzeln als Sidechain-Trigger an den Kompressor senden, womit sich beispielsweise schnell ein DeEsser realisieren lässt. Apropos schnell – die kompletten Insert-Einstellungen eines Kanals lassen sich abspeichern und nach Bedarf direkt aus der Oberfläche heraus wieder aufrufen. Klanglich spielt der EQ mindestens zwei Level höher als der Reason-eigene M-Class-EQ und dürfte für die meisten Anwender zur ersten Wahl werden. Die Regelcharakteristik kann über alle Bänder hinweg gefallen – dennoch
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hätte ich mir (wie schon beim M-Class-EQ) einen Tick mehr Linearphasigkeit im Klangbild gewünscht. Aber letztendlich muss man sich die natürlich immer mit mehr Rechenpower erkaufen, und gerade in Bezug auf CPU-Hunger gibt sich Record bescheiden. Das Verdichten der Ausgangssumme übernimmt ein MasterKompressor, dessen Ähnlichkeit zum SSL G-Master-Buss-Kompressor natürlich kein Zufall ist. An Insert- und Send-Effekten steht in Record das ganze Arsenal der Reason-Klangverbieger zur Verfügung, das zusätzlich noch um die bekanntermaßen hervorragende AmpSimulation von Line-6 ergänzt wurde. Die Audiobearbeitung erfolgt grundsätzlich nicht destruktiv – man verschiebt also lediglich Start- und Endpunkte. Direkt in jeden Audioclip integriert sind Anfasspunkte, zum Regeln von Fades und Lautstärke. Um mehrere Takes zu einer optimierten Version zusammenzufügen, bietet Record (ähnlich wie die Innovationsschleuder Samplitude) einen CompingEditor: Schneidet man in klassischen Audioeditoren die Klangschnipsel hintereinander, so erfolgt dies in Record übereinander. Mit dem Vorteil, dass man im Arrange-View immer nur den fertigen Clip sieht, der das Sample-Massaker beherbergt – egal, wie abenteuerlich das Schnitt-Gewurschtel innerhalb der Unterspuren aussieht.
Helmut und Loki, Dick und Doof, Essig und Öl – so richtig schön wird’s erst zu zweit. Record bringt mit dem ID-8 nur ein Brot-und-ButterSoundmodul mit, das zwar mit einer soliden Auswahl an gut klingenden GM-Sounds aufwartet, ansonsten aber keine Überraschungen bereithält. Findet Record allerdings ein installiertes Reason vor, nimmt es selbiges derartig innig in die Arme, dass die beiden Programme zu einem verschmelzen. Man bedient also nur noch Record und hat darin sämtliche Devices von Reason im bekannten Zugriff. Der einzige (nahezu unmerkliche) Unterschied dürfte für passionierte ReasonLiebhaber darin liegen, dass sich neu erstellte Devices jetzt nicht mit dem reMIX-Mixer, sondern mit der Konsole verbinden. Fa z i t Ich bin versucht zu fragen: „Warum nicht gleich so?“ Der Reason-Record-Verbund ist so geschmeidig geglückt, dass man sich nach kürzester Zeit nicht mehr daran erinnern kann, wie das Produzentendasein eigentlich vorher gewesen ist. Ich persönlich vergebe für das Fehlen der Plug-in-Integration keinen Negativpunkt. Warum? Meiner Erfahrung nach hat sich gezeigt, dass die vermeintliche Beschränkung bei Propellerhead-Software der Produktivität eher zuträglich ist, da die Bordmittel zum
Fertigstellen der meisten Produktionen absolut ausreichen. Und um das letzte Quäntchen EQ-Goldstaub oder einen Sahnetupfer EdelKompressor zu applizieren, bietet Record neben dem bewährten Rewire umfangreiche Bouncing-Funktionen. Zusätzlich stellt sich die Konsistenz von Reason-Projekten immer wieder als ungeheuer praxisfreundlich heraus: Kein Plug-in, das man bei der Neuinstallation des Rechners vergessen hat, stört hier das Wiedereinladen alter Tracks. Nicht zuletzt begeistert mich, dass Record die bewährte WYSIWYG-Tradition konsequent fortsetzt: Was am Bildschirm geschieht, würde so auch an echter Hardware passieren – und umgekehrt. Dieses Konzept ist immer noch unschlagbar, nicht zuletzt wegen des pädagogisch erfreulichen Nebeneffekts, dass es das Verständnis für reale Audioverkabelungen und das damit verbundene kreative Potenzial auch in der digitalen Welt aufrechterhält. UVP: 279 Euro, Straßenpreis: 249 Euro Sidegrade (bei vorhandener ReasonLizenz): 129 Euro
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Pi r P e c n SHE ha ct n e E j o l r a P i t e a nc Sp e i e b r m a A w e n e e r F Op Wer nächtelang das Internet auf der Jagd nach Audio-Plug-ins durchpflügt, kann tolle Beute machen. Beim vorliegenden Fang ist der akustische Effekt für unerfahrene Ohren zwar eher unspektakulär – der erfahrene Tontechniker hingegen wird nicht lange zögern und das SHEPPIPlug-in sogleich in der eigenen Schatzkiste verstauen. Te x t N u m i no s
/ SHEPPi ist die Abkürzung für „Stereo Haas
Effect Ping Pong Inverter“ und beschreibt eine Effektverkettung, die eine phasenstarre, monokompatible Signalverbreiterung zum Ziel hat. Etwas vereinfacht funktioniert das so, dass das Eingangssignal hart in links/rechts aufgespalten und mit einer winzigen Verzögerung zwischen den Kanälen wiedergegeben wird. Das erzeugt aufgrund der Phasenauslöschungen zwar eine beeindruckende Räumlichkeit, ist nun allerdings nicht mehr monokompatibel. Folglich dreht man das Delay eines Kanals gegenphasig und moduliert die Verzögerung, dabei gibt man das Original-Center-Signal unverändert durch. Da es zeitlich vor den Phasendrehungen am Ohr auftrifft, bleiben alle Transienten und damit die Knackigkeit voll erhalten. Den Effekt hat die renommierte Audio Enginee-
ring Society (AES) bereits in den achtziger Jahren in einer Studie beschrieben, später hat es kein Geringerer als der Mastering-Guru Bob Katz in einem Schaltungskonzept festgehalten. Katz gab dem Kind auch den prägnanten Namen K-Stereo. Dieses Schaltungsprinzip, das übrigens in einer kommerziellen Version auch vom EdelPlug-in-Hersteller Algorithmix erhältlich ist, ist das Herz von SHEPPi. Das Plug-in gibt sich aufgeräumt und ist im Grunde selbsterklärend: Zunächst regelt man die Eingangsverstärkung, daneben findet sich ein Regler für die MS-Gewichtung, der sich je nach Eingangsmaterial auch als Vocal-Remover missbrauchen lässt (wenn man ihn so einstellt, dass er nur noch Signale außerhalb der Stereomitte durchlässt). Ein großer Fader dient zur Effektsteuerung und regelt sowohl die Feedback-Rate als auch die Delay-Zeit. Mit vier Schaltern lässt
sich jeweils zwischen Dry/Wet, Ambience-, Deep- und Wide-On/Off wählen. Schlussendlich lässt sich das verbreiterte Signal noch durch einen einfachen Drei-Band-EQ in der Frequenz feintunen. Fa z i t Am meisten profitieren beim Einsatz von SHEPPi naturgemäß stark monofone Einzelsignale oder Subgruppen – dort kann das Plug-in, beispielsweise auf Percussion-Spuren oder Gesang angewendet, teilweise verblüffende Raumwirkungen erzeugen. Vorsichtig dosiert lässt sich mit ihm ein Mix noch mal mächtig aufklappen. Wohlgemerkt: Es geht hier nicht um epische Hallfahnen, sondern nur um Transienten im Millisekunden-Bereich, die aber für die Stereo-Ortung des menschlichen Gehörs entscheidend sind.
o i d u 0 A 1 e e t e i l g u l r -S o ne s f o n i d s o ti un es k f o u S o d r P pro Sony Te x t N u m i no s
/ Dass Sound Forge zu seiner Zeit so beliebt
Es gab mal eine Zeit, die Älteren unter den Jungen werden sich vielleicht noch erinnern, da war Sound Forge, damals noch von Sonic Foundry, der unangefochtene Platzhirsch im Bereich der Sampleeditoren. Über die Jahre haben jedoch andere Programme das Alphatier aus seinem Revier vertrieben. Wir haben die runde Versionsnummer zum Anlass genommen, den rüstigen Zehnender mal wieder zu besuchen. 7 8 / GRO OV E
war, lag an vielen Features, die man damals bei anderen Programmen vergeblich suchte. Dazu gehörten frei konfigurier- und verschiebbare Werkzeug-Leisten, präzise Zoom- und Schnittmöglichkeiten, umfangreiche Effekte und Restaurationswerkzeuge sowie nicht zuletzt eine legendäre Performance und Stabilität der Software. Federn lassen musste Soundforge zu Beginn der Plug-in-Ära, denn anders als viele Konkurrenten integrierte Sonic Foundry zunächst nur den DirectX-, nicht aber den VSTStandard.
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V o n a lt e n u n d n e u e n Bekannten Mittlerweile bindet Soundforge jedoch bereitwillig alles ein, was auf dem Rechner an KlangWerkzeugen herumfliegt, und verwaltet diese in einer übersichtlichen Organizer-Ansicht. In der lassen sich auch komfortabel Plug-in-Gruppen und Favoriten bilden. Beibehalten wurde die Vorgabe, dass man mit Plug-ins in einem eigenen Fenster arbeitet, in dem sich beliebige Routings realisieren lassen, die dann als Presets speicherbar sind. Das ist für Musiker, die es gewohnt sind, Effekte direkt im Audiokanal zu sehen, gewöhnungsbedürftig. Bei häufig wiederkehrenden Routine-Aufgaben kann es hingegen eine ordentliche Zeitersparnis bedeuten, wie überhaupt automatisierte Batch-Jobs immer schon eine der schärfsten Waffen von Soundforge waren. Mal eben über Nacht eine komplette Samplelibrary von Gleichspannung befreien, Dithern, Normalisieren – kein Problem, einfach den Batch-Konverter anwerfen, Parameter einstellen, Quell- und Zielordner auswählen, und los geht’s. Dabei hilft, dass die integrierte, ohnehin schon umfassende Effektund Werkzeug-Sammlung um einige hochwer-
tige Tools aus dem Hause Izotope erweitert wurde: Neben unspektakulären Werkzeugen wie 64-Bit-Dithering und Samplerate-Konvertern umfasst die Sammlung unter anderem auch einen erstklassig klingenden Mastering-EQ, einen Multiband-Kompressor, einen Limiter sowie einen – für den Vinyl-Schnitt unverzichtbaren – Stereo-Imager. Besonders in Verbindung mit den grafischen Visualisierungen für Pegel, Korrelation und Lautheit hat man hier alles zur Hand, um Audiomaterial sicher zu finalisieren. Auch die Disziplin MehrkanalAufzeichnung und -Bearbeitung beherrscht Soundforge souverän, was das Programm in Verbindung mit der präzisen Pegelanzeige und der großen Stabilität für Aufgaben wie Feldaufnahmen und Filmvertonung prädestiniert.
beschäftigt sind, heißt die Antwort dagegen ja, denn hier liegen die Schwerpunkte häufig auf standardisierten Arbeitsabläufen, die weniger nach Kreativ-Tools verlangen, sondern mehr nach hochwertigen und geradlinigen Werkzeugen. Genau dafür stellt die Zehner-Version von Soundforge eine sachliche, aber leistungsfähige Arbeitsumgebung zur Verfügung. Den Vergleich mit Wavelab braucht Soundforge jedenfalls nicht zu scheuen. Und der aktuelle Preis ist sicherlich auch als Ansage in diese Richtung gedacht. UVP: 351,95 Euro (Download), 374,95 Euro (Boxed)
Fa z i t Die Gretchenfrage lautet: Braucht man in Zeiten voll ausgestatteter DAWs eigentlich noch einen dezidierten Sampleeditor? Für Musiker lautet die Antwort ganz klar: nein. Für Filmton-Schaffende, Multimedia-Produzenten oder MasteringTechniker, kurz: für Menschen, die mit der Finalisierung oder dem Transfer von Medien
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