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Schamanismus
Religion der Frauen? Schamanismus & Matriarchat
connection Schamanismus Nr. 10
Religion der Frauen?
Nr. 10
Mit Beiträgen von Cambra Skadé, Johanna Schacht, Kurt Fenkart, Gerd Soballa, Gerhard Popfinger und anderen
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Inhalt
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Editorial
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Hier und Jetzt – Die Kurzmeldungen
S. 22
10 Von der Göttin zum Gott zum Gemeinsamen Neue Archetypen brauchen wir, meint Gerhard Popfinger 14 Die Schlange Johanna Schacht schreibt über einen uralten Archetyp 22 Die Heilige Jungfrau Was die »Mutter Gottes« mit Schamanismus zu tun hat, erklärt Kurt Fenkart 26 Die Erde hat den Himmel geboren Sylvia Wohlfarter über Mythen, die an neue Zeiten angepasst wurden 30 Zurück in die Zukunft Nach den Zeiten des Matriarchats und Patriarchats sucht Johanna Klapper nach einem dritten Weg 34 Der Sinn der Sinnlichkeit Wie war der Sex in der Steinzeit, fragt Claus Grütering 38 Mensch und Natur Anke Firlefanz über die Kunst der Körpermalerei 40 Von der Urzeit zur Jetztzeit Hildegard Fuhrberg sucht nach einem Weg jenseits von Matriarchat und Patriarchat
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Schamanismus & Matriarchat
Inhalt
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45 Was ist wirklich? Paul Watzlawick über den Wahn einer »wirklichen« Wirklichkeit 46 Udagan, die Urschamanin Schamanismus ist weiblich, und Frauen sind von Natur aus schamanisch, sagt Cambra Skadé 50 Gedicht für Mutter Erde Annelie Tacke schreibt an Gaia 52 Warum Frauen die besseren Schamanen sind Annette Rath-Beckmann über die Verbindung von Matriarchat und Schamanismus 60 Der Weg ins neue Paradies Neue Männer und Frauen brauchen wir, sagt Gerd Soballa 68 Töchter der Göttin Belinda di Keck über die Venusfigurinen 71 Schamanische Wege der Heilung 72 Promotion: Im Bauch der Muttertrommel – das Motherdrum Healing von Stephan Bergmann 74 Bücher 78 WerWasWo 79 DVD Rezension 80 Veranstaltungskalender 81 Marktplatz/Inserentenverzeichnis 82 Vorschau und Impressum
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Von der Göttin zum Gott zum Gemeinsamen Was im Neo-Schamanismus wirklich neu ist Definitiv haben die Jahrtausende der Unterdrückung im Patriarchat viel Schaden angerichtet in der Welt und in unserem kollektiven Unterbewusstsein. Wahrscheinlich stimmt es auch, dass die Vorzeit eine Zeit des Matriarchats war. Aber was jetzt? Wie können wir nun zu einem neuen, gleichberechtigten Miteinander finden, einem Miteinander von Mann und Frau und Mensch und Natur, obwohl es dafür doch keine brauchbaren Vorbilder gibt, die uns leiten könnten?
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Von Gerhard Popfinger Popfinger: Von der Göttin zum Gott zum Gemeinsamen
Früher war unsere Erde gleichbedeutend mit der Großen Muttergöttin, der Spenderin allen Lebens, der großen Ernährerin
flickr.com © superde1uxe
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mmer wieder wird die Frage diskutiert, ob der globale Kern des Schamanismus eine weibliche Wurzel habe. Vieles scheint tatsächlich darauf hinzuweisen. In diversen kulturellen Ausprägungen des überlieferten Schamanismus gibt es Erscheinungen, die man dahingehend interpretieren könnte, dass Männer in der Rolle der Heiler, Ritualleiter und Mittler zwischen der menschlichen und geistigen Welt bewusst das Aussehen und den Habitus von Frauen imitieren. Dazu gehören weibliche Kleidung, in die sich männliche Schamanen gewanden, besonderer Schmuck und Haartracht, aber auch deutlichere Verhaltensweisen wie die öfters in verschiedenen Kulturen erwähnte Heirat und das Zusammenleben mit einem anderen Mann. Auch verschiedene Rituale, wie z.B. die indianische Schwitzhütte, werden gelegentlich als Ersatz der Männer für die ihnen fehlende weibliche Mondblutung gedeutet. Der Sonnentanz soll Männer in den Schmerz initiieren, da sie nicht wie Frauen ein Kind gebären können und so durch die Natur selbst initiiert werden. Man könnte diese Hinweise durchaus als Versuch verstehen, als Mann Anteil zu erlangen an einer besonderen Kraft, die dem Weiblichen zugeschrieben wurde. Und das ist nicht verwunderlich: Ist es doch immer die Frau, die auf geheimnisvolle Weise durch ihren Mondzyklus mit dem Wachsen und Schwinden des Mondes, des hellsten Himmelskörper am Nachthimmel, verbunden ist, und die das Geheimnis des Gebärens von allem neuen Leben ist, an ihr hängt der Fortbestand der Gemeinschaft! Auch die besonderen intuitiven Heilkräfte der Frauen, die in vielen indigenen Traditionen in ihrer zweiten Lebenshälfte als Heilerin initiiert werden konnten, meist mit viel kürzerer Ausbildungszeit als die Männer, dürften Eindruck im kollektiven männlichen Bewusstsein hinterlassen haben.
Spurensuche Wenn wir von solchen Erscheinungen sprechen, befinden wir uns in einem Zeitraum von vor ein- bis etwa fünftausend Jahren. In diesem Zeitraum ist die spirituelle Kunst weltweit voll von Götterfiguren, die sowohl männliche wie weibliche Archetypen abbilden – mit einem deutlich zunehmenden Schwerpunkt auf dem Männlichen. In den weiter zurückliegenden Jahrtausenden der Menschheitsgeschichte dagegen dominieren die weiblichen Götterfigurinen – das männliche Pendant taucht höchstens noch ab und an in symbolischer Gestalt als gehörntes Tier auf. Diese Dominanz weiblicher Darstellungen der sogenannten Großen Göttin wird von vielen als Beleg für ein früh- und steinzeitliches Matriarchat gedeutet. Dass die weibliche Kraft damals so unterdrückt und entwertet wurde wie bekanntermaßen in den darauf folgenden Zeiten, ist kaum vorstellbar. Anscheinend ist es tatsächlich so, dass nach einer langen Zeit, in der die Göttin im Mittelpunkt der Verehrung stand, ein fast globaler kultureller Wechsel erfolgte hin zur Domi-
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nanz des Männlichen und eines patriarchalen Gottes- und Gesellschaftsbilds. Warum und wie genau dieser Umschwung vonstatten ging – er zog sich sich über Jahrhunderte oder Jahrtausende hin –, liegt weitgehend im Dunkel unseres kollektiven Bewusstseins. Oft genannte Mythen wie »Die Männer hatten langsam genug von Unterdrückung« oder von der bösen Invasion der indogermanischen Jägervölker, die die friedlichparadiesischen matriarchalen Ackerbauer niedermeuchelten, sind keine befriedigende Erklärung, wie es letztlich zu einem solch fundamentalen Umschwung kommen konnte. Wie auch immer das im einzelnen vor sich ging: dass wir heute global unter einem fundamentalen Ungleichgewicht zwischen der männlichen und weiblichen Kraft leiden, ist inzwischen allgemein bekannt. Dieses Ungleichgewicht drückt sich im Zwischenmenschlichen in der Benachteiligung und Unterdrückung von Frauen aus, bis hin zu ihrem teilweise massiven Missbrauch. Es zeigt sich aber auch in der schwierigen Beziehung zwischen Mensch und Erde, in der gnadenlosen Ausbeutung der Natur, der fortschreitenden Umweltzerstörung, dem rasanten Artenschwund und unserer Entfremdung von den natürlichen Zyklen. Die Erde an sich aber, Mutter Erde, ist synonym mit der weiblichen Kraft. Wie alles Weibliche wird sie unterdrückt und missbraucht.
Gaia, unsere Erde Früher war unsere Erde gleichbedeutend mit der Großen Muttergöttin, der Spenderin allen Lebens, der großen Ernährerin. Sie wurde verehrt, besungen und gefeiert in Jahreszeitenfesten, Umzügen und Zeremonien. Gäa oder Gaia nannten die alten Griechen die Urmutter, aus der alle anderen Götter geboren wurden. Ihr Name ist indogermanischen Ursprungs und bedeutet tatsächlich »Gebärerin«. Den Menschen war weitgehend bewusst, dass sie Kinder der Erde sind und auf Gedeih und Verderb abhängig von ihr. Dieses Bewusstsein ist uns in unserer »Zuvielisation« abhanden gekommen. Im Schamanismus und seinen immanenten Wertesystemen lebt dieses Bewusstsein weiter. Die Wiederkehr des Schamanismus sehe ich in deutlichem Zusammenhang mit dem Entstehen der Grünen, der Umweltbewegungen in der westlichen Welt und dem Aufkommen von neuer, individuell gewählter Spiritualität. In schamanischen Weltbildern hat das Weibliche neben dem Männlichen (oder umgekehrt?!) seinen selbstverständlichen Platz. In vielen indigenen Kulturen sind Männer und Frauen zwar nicht gleichberechtigt in dem Sinne, dass jeder dieselben Aufgaben und Pflichten hat, aber sie sind gleichwertig, gleich viel wert. Und darum geht es doch vor allem! Wenn wir im industrialisierten Westen noch die individuelle Freiheit hinzufügen, dann sollten wir doch alle Möglichkeiten haben, das Gerangel um männliche oder weibliche Vorherrschaft zu beenden. Alle mir bekannten schamanischen Weltbilder tragen in sich das große Geheimnis der Dualität als Grundlage des materiell manifestierten Lebens: Tag und Nacht, Sommer und Win-
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Wie wär’s mit Paaren als Vorbildern statt Einzelgöttern? So könnte der Himmel auf die Erde rückwirken
ter, hell und dunkel, Feuer und Wasser, Yin und Yang, Impuls und Manifestation, oben und unten, innen und außen, materiell und geistig, männlich und weiblich. Nicht gleich, aber gleichwertig. Eines kann ohne das Andere nicht existieren. So selbstverständlich ist diese fundamentale Einsicht, dass sie selten explizit erwähnt wird. Natürlich braucht eine ausgeglichene Gesellschaft beides!
Weiblich – was ist das? Seit den 20er Jahren und verstärkt seit den 60er Jahren des vorigen Jahrhunderts begannen die Frauen der westlichen Länder sich gegen die Vorherrschaft des Patriarchats und ihre eigene Unterdrückung und Herabstufung als minderwertige Wesen zu wehren. Sie besannen sich auf ihre Kräfte und haben bis heute viele Domänen traditioneller Männlichkeit erobert, sind in Politik und Wirtschaft (wenn auch immer noch zahlenmäßig gering) vertreten, und viele junge Frauen stehen heute »ihren Mann«. Aber genau da sehe ich das Problem: Trotz 50 Jahren erfolgreicher Emanzipation und Frauenbewegung wissen wir heute kaum mehr als damals, was eigent lich weibliche Kraft ist. Die Frauen haben ihre eigenen männlichen Kräfte entwickelt, sind durchsetzungsfähig, karriereorientiert, leistungsgerecht geworden und suchen Anerkennung auf den männlichen Gebieten des Seins. Was aber ist wirkliche weibliche Kraft? Sind Merkel, Schröder, von der Leyen noch weibliche Frauen, die aus ihrer weiblichen Kraft neue Impulse in die Politik bringen? Sollte ich da etwas übersehen haben? Was ist es, was uns verloren ging vor Jahrtausenden?
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Warum ehren wir Familie und Mutterschaft nicht mehr, brauchen Kitas, Vollzeitbetreuung und Elterngeld für alle? Was wurde so gründlich unterdrückt, entwertet, verboten und im patriarchalen Gottesbild vermännlicht, dass wir es scheinbar komplett vergessen haben? Was bedeutet positive Weiblichkeit, Mütterlichkeit, Weichheit, Intuition? Was ist wirklich nährend und haltend und weise und dunkel und tief? Ich glaube, wir stehen erst am Anfang der notwendigen gesellschaftlichen Transformation unserer überkommenen Bilder von männlich und weiblich. Und auch wenn manche Frauenbewegten immer noch ein neues Matriarchat herbeisehnen – verständlich als Ausgleich –, stehen wir doch am Anfang einer ganz neuen Zeit. Wir haben mit der uns erarbeiteten Freiheit im Männer- wie Frauenbild und in der Rollenverteilung eine große Chance auf etwas ganz Neues, noch nie Dagewesenes. Nicht nur auf Gleichberechtigung, sondern auf ein wirkliches Miteinander von Mann und Frau als heiliges Paar.
Fehlende Vorbilder Es gibt in der menschlichen Geschichte kaum Vorbilder oder Ideen, wie so etwas wirklich aussehen kann und wie sich das anfühlt. Seit Jahrhunderten sind Beziehungen fast immer von Konflikt, Verzicht oder Auseinandersetzung geprägt, trotz manchmal zugrundeliegender Liebe. Zu tief sind die Verletzungen der Frauen im kollektiven Gedächtnis, zu groß auch die Ängste der Männer. Wie können wir uns begleiten, wie fördern und stärken, wie einander wirklich ergänzen? Wie endet der Jahrtausende währende Kampf zwischen Männern und Frauen? Wo gibt es Vorbilder? Bei der Beschäftigung mit den alten Götterbildern vergangener Kulturen ist mir in diesem Zusammenhang aufgefallen, dass es kaum Statuen oder Abbildungen gibt von Paaren. Entweder sind es Götter oder Göttinnen, letztere manchmal mit Kind (oder einem erwachsenen Sohn). Aber kein Altar, der einem Götterpaar opfert, kein Bild, das wirklich Liebende zeigt. Die einzige mir bekannte Ausnahme finden wir in Indien, in der tantrischen Figur von Shiva und Shakti oder auch von Krishna und einer Gespielin (wobei die wiederum auch nicht gleichberechtigt ist). Vielleicht erklärt das auch das Faszinosum der alten tantrischen Traditionen, die wie der Schamanismus im Westen eine neue Blüte treiben. Diese fehlenden
Popfinger: Von der Göttin zum Gott zum Gemeinsamen
flickr.com © nicolafchild
Warum ehren wir Familie und Mutterschaft nicht mehr, brauchen Kitas, Vollzeitbetreuung und Elterngeld für alle?
Seit Jahrhunderten sind unsere Beziehungen fast immer von Konflikt, Verzicht oder Auseinandersetzung geprägt, trotz manchmal zugrundeliegender Liebe
Götter-Paar-Bilder aber weisen auf fehlende Bilder in unserer kollektiven Seele hin, denn diese ist der Ursprung aller gestalteten Kunst. Die neuere weltliche Kunst der letzten Jahrhunderte ist voll von Liebespaaren – ist es jetzt vielleicht an der Zeit, diese Bilder zu heiligen, sie zu unseren inneren Götterbildern zu machen? Mir ist natürlich bewusst, dass Bilder und Statuen noch keinen Wandel darstellen. Aber sie symbolisieren den Zustand der kollektiven Erkenntnis. Unsere Mutter Erde, die alte Große Göttin, die urweibliche Kraft liegt unter abertausenden patriarchaler, christlicher Kreuze wortwörtlich gekreuzigt. Unter Kreuzen, die bei uns jeden Hügel, jeden Berg, jede Wegkreuzung markieren und so die fortdauernde Dominanz der christlichen Macht und Moralvorstellung anzeigen. Genau so fehlen in unseren Kirchen, Tempeln, Schulen und auf unseren Altären Bilder eines gleichwertigen und liebevollen Miteinanders von Mann und Frau, von Gott und Göttin, vom heiligen Paar. Nun, was kommt zuerst? Schaffen Bilder Bewusstsein? Oder neues Bewusstsein neue Bilder? Wandel findet immer auf allen Ebenen gleichzeitig statt, weder die Henne noch das Ei kommt zuerst. Neoschamanische Weltbilder beinhalten diese Gleichberechtigung. Im Kreis des Lebens- oder Medizinrads
ergänzen sie sich schon immer ganz selbstverständlich zu einem Ganzen. Sie stehen sich gegenüber und sind doch miteinander verbunden, ohne Anfang und ohne Ende. Möge da keiner behaupten, dass darin hierbei wieder Rollenbilder festgeschrieben sind! Denn Männer können sich beim Medizinrad auf die weibliche, Frauen auf die männliche Seite stellen, ganz wie sie wollen oder wo sie sich am wohlsten fühlen. Denn auch darum geht es: uns wohl zu fühlen als Mann wie als Frau, und vor allem: miteinander. Es mag ein langer Weg sein dahin, aber lasst uns die Hoffnung nicht verlieren und immer wieder neu anfangen, auf dem Weg hin zu etwas ganz Neuen: Mann und Frau als Paar in Harmonie und Balance miteinander und mit ihrer Umwelt. n
Gerhard Popfinger (Walking Mirror) leitet, meist zusammen mit seiner Partnerin, schamanische Seminare, Schwitzhütten, spirituelle Reisen. Mit Freunden leitet er Gruppen und Visionssuchen für Männer. www.kreiszeit.de, www.männerzeit.de
„EUROPAS TRAUM“ EIN FESTIVAL EUROPÄISCHER KULTUR UND SPIRITUALITÄT Festival: 12. bis 15. September 2013 auf Burg Ludwigstein SAVE THE DATE!!!
Alle Infos unter: www.schamanisches-Netzwerk-Europa.de GEMEINSCHAFT LERNEN FEIERN: YOUROPEANS LIVE ON STAGE
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Die Heilige Jungfrau Kann es sein, dass ein sexuelles Ritual in einer schamanischen Volltrance den Eltern Jesu zu einem Kind verhalf? Der Engel trat bei ihr ein und sagte: »Sei gegrüßt, du Begnadete, der Herr ist mit dir.« Sie erschrak über die Anrede und überlegte, was dieser Gruß zu bedeuten habe. Da sagte der Engel zu ihr: »Fürchte dich nicht, Maria; denn du hast bei Gott Gnade gefunden. Du wirst ein Kind empfangen, einen Sohn wirst du gebären, dem sollst du den Namen Jesus geben.« (Lk 1,28-31) Und so geschah es, dass Maria empfing, ohne dass sie mit Josef das Bett geteilt hatte. So deutet es der römisch-katholische Glaube. Es gibt aber noch eine andere, von der Kenntnis schamanischer Praktiken inspirierte Interpretation dieser folgenreichen Geschichte
Von Kurt Fenkart 22
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Fenkart: Die Heilige Jungfrau
Der wesentliche christliche Glaubensinhalt der Jungfrauengeburt ist ein Relikt aus der heidnischen Antike
Francesco Granacci, »Verkündigung«
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as ist dran an dieser Geschichte, die so viele Generationen, Männer und Frauen, bis in unsere Zeit geprägt hat? Kann es wirklich sein, dass Maria »Geschlechtsverkehr mit Gott« hatte? Die absolut richtige Antwort hierauf werden wir wahrscheinlich nie erfahren, doch die Indizien sprechen dafür, dass sich Maria mit »Gott« vereinigte. Allerdings auf eine sehr weltliche Art, in einem realen Geschlechtsakt. Die Rahmenbedingungen zur Zeit des Herodes im heutigen Israel passten. Das ganze Gebiet stand seit dem Jahre 37 v.u.Z., als die Römer Jerusalem eroberten, unter römischem Einfluss. Herodes selbst war beim Volk sehr unbeliebt, da er Edomiter war. Er stammte zwar aus einer Familie, die zum Judentum konvertiert war, die Edomiter selbst verehrten aber einen anderen Gott und wurden von den Juden schon seit langer Zeit verachtet und bekämpft. In seiner Funktion war Qaus, der Gott der Edomiter, dem kanaanitischen Gott Baal ähnlich. Die Juden selbst waren untereinander zerstritten und hingen verschiedenen religiösen Parteien an: Pharisäern, Sadduzäern, Zeloten und Essenern. Das ganze Gebiet war ein Schmelztiegel verschiedenster Kulturen. Die Phönizier siedelten im Norden Kanaans, bei Nazareth, und huldigten seit Jahrhunderten ihren eigenen Göttern, vor allem Baal. Nachdem Alexander der Große das Land erobert hatte, war es nach seinem Tod ein Jahrhundert lang Spielball gewesen zwischen den Ptolemäern, die über Ägypten herrschten, und den Seleukiden, die Syrien beherrschten. Die griechische Kultur begann sich auf jedem Gebiet des jüdischen Lebens bemerkbar zu machen.
Die Heilige Hochzeit In den Kulturen der Ägypter, der Griechen, der Römer und den vielen kleinen regionalen Kulturen Palästinas war die Heilige Hochzeit oder »Große Ehe« damals weit verbreitet. Damit ist die geschlechtliche Vereinigung zweier zu Göttern gewordener gemeint. Die wurde so vollzogen: Ein Ritual rief die Götter herbei, die dann in die Körper der Sterblichen fuhren und so göttliche Kinder zeugten. Oft waren es eine Priesterin und ein Priester, die sich stellvertretend für eine weibliche und eine männliche Gottheit sexuell vereinigten. Der Sinn dieses Rituals ist, damit das persönliche sexuelle Erleben zu transzendieren. Es geht dabei darum, dass Gott in Form von Energie in den Körper fließt und die Priester und jungfräulichen Priesterinnen, die an diesem Geschehen teilhaben, diese Energien zulassen und durch sie das Leben vollziehen. Die Jungfrauengeburt, dieser wesentliche Glaubens inhalt des Christentums, ist also ein Relikt aus der vorchristlichen, heidnischen Antike. Der ursprüngliche Zweck dieses Rituals war, die Fruchtbarkeit der Pflanzen, Tiere und Menschen des ganzen Landes sicherzustellen. Manchmal auch galt es, einen Talisman aufzuladen, das Schicksal verschiedener Völker zu bestimmen
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oder zwei Herrschaften zu vereinen. Das Ritual hatte also politische und kulturelle, religiöse und mystische Aspekte.
Halbgötter So sind zum Beispiel alle griechischen Halbgötter, die wir kennen – Herkules, Achilles, Perseus und noch viele andere –, solche göttlichen Abkömmlinge von Göttern. Sie spielten als Weltenveränderer, Ratgeber, Herrscher und Weise alle eine wichtige Rolle in der Religion, in den Köpfen der Menschen und in ihrem täglichen Leben. Die ersten Überlieferungen solcher sexueller Zeremonien stammen von etwa 3000 Jahren v.u.Z. aus der Kultur Mesopotamiens. Die wichtigste Quelle ist dafür das GilgameschEpos, das älteste und am weitesten verbreitete Großepos der Frühgeschichte. In Babylon und in Assyrien feierte man eines der ältesten geschichtlich überlieferten Feste, das Akitufest. Es ist eigentlich das Neujahrsfest oder das Fest der Gerstenaussaat. Es dauerte elf Tage. An den ersten Tagen wurden heilige Waschungen vollzogen, gebetet, die Götter kamen, und es gab Kämpfe zwischen ihnen. Der Höhepunkt des Festes, am zehnten oder elften Tag, war dem Akt der Heiligen Hochzeit gewidmet. Dabei vollzog der König, der den Stadtgott von Babylon verkörperte, mit einer jungen Priesterin, die Ishtar verkörperte, die Göttin der Sexualität und des Krieges, den Beischlaf.
Babylonische Tempelprostitution Davon abgeleitet und bekannt geworden ist die babylonische Tempelprostitution. Sie war Ishtar, der babylonischen Liebes-, Fruchtbarkeits- und Hauptgöttin, der »Mutter und der heiligen Hure«, gewidmet. Die Übersetzungen der Worte von damals (z.B. »Hure«) können den ursprünglichen heiligen Ritus natürlich nicht angemessen wiedergeben. Die jungen Frauen (Jungfrauen) verbrachten einige Zeit als »Tempelhure« und gaben sich genau einmal einem Mann hin, bevor sie heiraten durften. Was der Fremde dafür gab, ob Geld oder Sachwert, gehörte dann dem Tempel des Ishtar-Kultes. Die jungfräuliche Priesterin diente als Medium zwischen Gottheit und Mensch. Durch die Darbringung ihres Körpers stellte sie die Verbindung mit der Gottheit her. Der Orgasmus des Gläubigen, der Augenblick der Selbstaufgabe, galt als der Moment, in dem die Gottheit sich enthüllte. Die Dienerin der Gottheit, die »Tempelhure«, nahm nicht an der Ekstase teil, sie war nur Instrument der Gottheit. Die Hingabe der Tempeldienerin diente nicht der Befriedigung eigener Lust, sondern war ein Opfer des Körpers im Dienst der Gottheit. Die geschlechtliche Vereinigung stand stellvertretend für die von Muttergottheit und oberster männlicher Gottheit. In dieser Zeit war religiöse Sexualität in Form von Fruchtbarkeits- und Tempelkulten völlig normal. Sexualität wurde als etwas Zivilisiertes und den Göttern Wohlgefälliges gesehen. Die Priesterinnen waren gesellschaftlich angesehen.
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Der Orgasmus des Gläubigen, der Augenblick der Selbstaufgabe, galt als der Moment, in dem die Gottheit sich enthüllte
Inanna
Leider wurden durch unsere vom Christentum dominierte Kultur alle Formen kultischer Sexualität unter dem Begriff der »Prostitution« subsummiert. Mit Prostitution hatte das aber gar nichts zu tun. Es waren heilige Rituale, die nur Auserwählten zugänglich waren. Die Menschen damals glaubten, dass der Ritus vor Unheil bewahren und Fruchtbarkeit in der folgenden Ehe schaffen würde.
Legitimation des Königs Einmal im Jahr, am Neujahrsfest im Juni, zur Zeit der Gersten ernte, suchte Inanna, die Jungfrau, die Göttin der Liebe und des Krieges, ihren geliebten Sohn Dumuzi auf, um sich mit ihm zu vereinigen. In Vertretung der Göttin wurde dieser alljährliche Paarungsritus von der Hohepriesterin des Inanna-Tempels und dem jeweiligen König vollzogen. Dumuzis Rolle übernimmt im Kult der jeweilige Herrscher. Nach der sexuellen Vereinigung entscheidet Inanna über das Schicksal des Königs. Eine entscheidende Funktion der Heiligen Hochzeit war neben der Fruchtbarkeitssymbolik die Legitimation des Königs. Nur durch die sexuelle Vereinigung mit der Hohepriesterin konnte der König seinen Herrschaftsanspruch erhalten. Gilgamesch selbst sei demzufolge ein Kind der Heiligen Hochzeit, hervorgegangen aus der Verbindung von König Lugalbanda mit der Göttin Inanna: »Im Palaste im E’ilurugu haben die Menschen insgesamt der Herrin des Palastes einen Hochsitz errichtet: Der König, der Gott, weilt dort mit ihr. Dass sie das Schicksal der Länder entscheide, bereitet man am Neujahrstag, dem Tag der Kultfeiern meiner Herrin, das Lager, reinigt es mit Zweigen, legt ihr als Geschenk ein Kleid zurecht; badet man meine Herrin für den heiligen Schoß, badet sie für den Schoß des Königs. Der König geht stolz erhobenen Hauptes zum heiligen Schoß, geht stolz erhobenen Hauptes zum Schoß Inannas. Dumuzi liegt bei ihr, liebkost ihren Leib. Nachdem die heilige Inanna sich im heili-
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gen Schoß des Lagers gesättigt, spricht sie an der Stätte des Lagers zu ihm: Di-Dagan bin ich.« In Ägypten gehörte zur kultischen Prostitution, dass im Namen eines Gottes ein Kind gezeugt werden sollte. Zu diesem Zweck erschien manchen ägyptischen Königinnen ein »Botengott«. So ist beispielsweise in Luxor in einem Reliefzyklus die Zeugung des Pharaos Amenophis III durch Amun-Re (König der Götter) mit der Königin Mutemwia, Gemahlin des Thutmosis IV und Mutter von Amenophis III, dargestellt. Posthum wurde der Königin der hohe Titel »Gottesgemahlin des Amun« verliehen. Ein ritueller Nachvollzug der Heiligen Hochzeit ist seit der fünften Dynastie durch Darstellungen nachweisbar, in denen die sexuelle Vereinigung des Gottes Re mit Isis, repräsentiert durch König und Königin, zur Geburt des Pharaos führte. Im antiken Griechenland war die Heilige Hochzeit von Hera und Zeus sehr bekannt. Diodor (ein antiker griechischer Geschichtsschreiber, der im ersten Jahrhundert v.u.Z. lebte) berichtet, dass in einem Tempel auf Kreta die Hochzeit von Zeus und Hera in einem jährlichen Fest nachgeahmt werde. Einmal im Jahr, meist am Ende des Winters, wurde dieses Ritual unter einem Keuschbaum (Mönchspfeffer) begangen. Danach badete Hera im Imrasos und erlangte so ihre Jungfräulichkeit zurück.
Fruchtbarkeitsfeste Auch die Kelten kannten die Heilige Hochzeit. An Beltane, dem Fest der Freude, des Feuers, der Vereinigung, des Neuanfangs, wurde die Heilige Hochzeit vollzogen. Es wurden Feuer angezündet, Bauern trieben ihre Tiere durch, um Krankheiten fernzuhalten, schwangere Frauen rannten über die heißen Kohlen und hofften auf eine leichte Geburt ohne Komplikationen und ein gesundes Kind. Auch Paare rannten über das glühende Feld und baten damit um Fruchtbarkeit oder erneuerten ihr Versprechen. Um die eigene Herrschaft fortzusetzen oder zu beginnen, vereinigten sich auch König und Königin und hofften so auf ein Kind, das von den Göttern abstammen würde. Meist verkörperten diese beiden den gehörnten Gott, Cernunnos, und die Göttin. Der keltische Mythos berichtet von König Artus, der als Hirschkönig (Verkörperung des Gottes Cernunnos) mit der Fee Morgana einen rituellen Beischlaf vollzieht. In diesem Ritual verkörpert Morgana die Erdgöttin. Dem römischen Stadtgründungsmythos zufolge soll Romulus der gemeinsame Sohn der Vestalin (jungfräuliche Pries terin) Rhea Silva und des Mars gewesen sein, der in Gestalt eines aus dem Herdfeuer aufsteigenden Phallus mit der bräutlich geschmückten Priesterin den künftigen Herrscher zeugte. Kehren wir nun zurück nach Palästina. Der Mythos der Heiligen Hochzeit spielte vor allem im kanaanitischen Baalskult eine fundamentale Rolle innerhalb der Fruchtbarkeitsriten. Wie aus der Bibel hervorgeht, wurden manche Israeliten vom Baalskult beeinflusst. Als Baal wird gewöhnlich der oberste Gott des örtlichen Pantheons bezeichnet. Meist ist er ein
Fenkart: Die Heilige Jungfrau
Im Trancezustand überlässt der Schamane mehr und mehr die Kontrolle dem durch ihn wirkenden Geistwesen
Berg-, Wetter- und Fruchtbarkeitsgott. Das hebräische Wort »Baal« bedeutet übersetzt: Herr, Meister, König, Gott. Als Herr über den lebenswichtigen Regen – ein entscheidender Faktor für die Fruchtbarkeit des Landes – stand Baal in enger Verbindung mit der Muttergottheit Aschera und der Fruchtbarkeits- und Liebesgöttin Astarte. Im Nordreich Israel, das sich aufgrund seiner geographischen Lage mit den kanaanitischen Kulten auseinandersetzen musste, spielte der Baalskult zeitweise eine wichtige Rolle. Von manchen Königen wurde er gefördert, von anderen, wie auch von den Propheten Isreals, heftig bekämpft. Die Kanaaniter waren ein Volk, das zur Zeit Jesu auch in Palästina lebte, jedoch nicht mehr stark in Erscheinung trat.
War Maria eine Tempelhure? Auch im kanaanitischen Fruchtbarkeitskult spielte die »Tempelprostitution« eine wichtige Rolle. Interessant ist, dass primär israelitische Frauen zur Verbreitung der Baalskulte in Israel beitrugen. Das Judentum bezeichnet Männer und Frauen, die sich in besonderer Weise dem Dienst einer fremden Gottheit geweiht hatten, als »Geweihte«. Nach Dtn 23,18 war dies in Israel verboten, die Beteiligung der Geweihten an den fremden Kulten wurde Hurerei genannt. Naheliegend ist, dass die Geweihten eine Art Tempelprostituierte waren, die sich an sexuellen Ritualen und Ausschweifungen beteiligten. In Hos 4,14 werden Prostituierte und Geweihte miteinander verglichen, gleichzeitig kommt auch eine deutliche Abgrenzung hervor: Mit der Prostituierten geht man beiseite, mit der Geweihten isst man Opferfleisch (… denn sie (die Priester) selbst gehen mit den Dirnen beiseite, mit den Weihedirnen feiern sie Schlachtopfer). Nach diesen historischen Betrachtungen wenden wir uns der spirituellen Praktik zu. Wie kommt (ein) Gott in einen Menschen? Antwort finden wir in auf der ganzen Welt verbreiteten schamanischen Praktiken, in der Schamanen Geistwesen einladen, durch sie zu wirken. Dazu begibt sich der Schamane in Trance. Im Trancezustand überlässt er mehr und mehr die Kontrolle über den Körper dem durch ihn wirkenden Geistwesen. In manchen Kulturen geht die Trance so weit, dass eine völlige Amnesie des Schamanen auftritt und er nach Beendigung des Rituals keine Erinnerung mehr hat an das, was während der Trance geschehen ist. Bei den Lakota-Indianern traf ich auf einen Medizinmann, der sich mir gegenüber als »Büffel-Träumer« bezeichnete. Viele Indianerstämme besaßen »Träumer« als Medizinmänner. Träumer bezeichnet hier die Funktion, Visionen aus der geis tigen Welt zu empfangen. Von den Weißen wurden diese Träumer anfänglich als Indianer-Propheten bezeichnet, da ihre Funktion stark derjenigen der biblischen Propheten glich. Die Indianer-Propheten waren über die Geister in Kontakt mit Gott und erhielten in Trance in Form von Visionen wichtige Empfehlungen, wie sie das Volk führen und leiten sollten. Da sie persönlichen Kon-
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takt zu den göttlichen Wesen hatten, waren sie beim Volk hochangesehen und galten vielfach als Heilige.
War Josef ein Schamane? Naheliegend ist, dass die Völker der Antike und insbesondere die Priester dieser Völker ähnlich den Schamanen die Techniken der Volltrance kannten und für ihre Rituale nutzten. So konnten sie sich mit ihrem Gott oder ihrer Göttin verbinden. In der Bibel wird Josef, der Mann Marias, mehrfach als Träumer bezeichnet. Mt 1,20: »…erschien ihm (Josef) ein Engel des Herrn im Traum und sagte: Josef, Sohn Davids, fürchte dich nicht, Maria als deine Frau zu dir zu nehmen; denn das Kind, das sie erwartet, ist vom Heiligen Geist.« Auch der Befehl zur Flucht nach Ägypten, wo sich die kleine Familie bis zum Tod des Herodes aufhielt, kam zu Josef von einem Engel, der ihm im Traum erschien. Nach dem Tod des Herodes kehrte er auf Geheiß des Engels nach Israel zurück, wo er sich nicht in Judäa, sondern in Galiläa, im Ort Nazareth niederließ. Matthäus betont, dass Josef lediglich der gesetzliche Vater Jesu sei, da dieser nicht durch menschliche Zeugung, sondern durch die Wirkung des Heiligen Geistes entstanden sei. Mt 1,18: »Mit der Geburt Jesu Christi war es so: Maria, seine Mutter, war mit Josef verlobt; noch bevor sie zusammengekommen waren, zeigte sich, dass sie ein Kind erwartete – durch das Wirken des Heiligen Geistes.« Dem folgt die kirchliche Lehre von der Jungfrauengeburt. Meiner Meinung nach braucht man nur die historischen Fakten mit den noch heute existierenden schamanischen Praktiken zusammenzufügen und ein paar Begriffe auszutauschen, und schon ergibt sich eine einfache Schlussfolgerung: Josef, der Träumer, war ein Prophet, der den heiligen Geist in sich aufnehmen konnte. Maria war heimliche »Geweihte«, Jungfrauen-Priesterin eines kanaanitischen Kults. Als beide in Trance die sexuelle Vereinigung vollzogen, zeugte Josef der Jungfrau Maria ein Kind, das als Kind Gottes galt. Es hatte einen leiblichen Vater (Josef der Nährvater) und war somit legitimer Nachkomme des König David. Und es hatte einen spirituellen Vater – den heiligen Geist als Repräsentanten Gottes. Der »Sohn Gottes« beeinflusst nun seit zweitausend Jahren die Geschicke der Welt, und die biologisch unmögliche Jungfrauengeburt wurde zum Streitpunkt des Glaubens. n
Kurt J. Fenkart wurde in Peru zum InkaSchamanen initiiert und gründete die Schamanismus-Akademie. Er ist Autor der Bücher »Auch du bist ein Schamane« und »Die Geister des Schamanen«. www.schamanismus-akademie.com
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Von der Urzeit zur Jetztzeit Über Sehnsuchtsorte und die Kraft der Visionen
Viele Feministinnen halten eine Rückkehr zum Mutterrecht für erstrebenswert. Doch wäre dieses Konzept für die heutigen Verhältnisse überhaupt tragbar? Wie soll unsere Zukunft denn aussehen, wenn sowohl Patriarchat als auch Matriarchat ausgedient haben? Hildegard Fuhrberg vom Schamanischen Netzwerk Europa ist keine naive Romantikerin der guten alten (Früh)Zeit, sondern versucht, auf der Basis der Errungenschaften der Moderne das Weibliche zu achten und sich einer naturbezogenen Spiritualität zu widmen
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Von Hildegard Fuhrberg Fuhrberg: Von der Urzeit zur Jetztzeit
Zahlreiche Funde von Frauendarstellungen allein sind kein Argument für eine matriarchale Steinzeit
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enn funkelnde Begriffe wie »Matriarchat« und »Schamanismus« aufeinander treffen, stellen sich viele Fragen. Eine ist die nach einer Verbindung von beidem in den Tagen der Urgeschichte. Gab es diese Verbindung? Und welche Bedeutung haben diese Begriffe für uns heute? Lassen wir doch einfach mal alle formalen akademischen Gepflogenheiten beiseite und verzichten auf Beweisführungen durch Ausgrabungsfunde, sprachliche Analysen oder Zeittafeln. Wir brauchen nicht wiederzukäuen, was offensichtlich ist: Die Menschheit hat 99 Prozent ihrer Geschichte in der sogenannten Steinzeit zugebracht. Während dieser Epoche spielte eine naturbezogene Spiritualität ebenso wie das Weibliche vermutlich eine entscheidende Rolle für das ganze Leben. Das werden alle bestätigen, die sich mit dem beschäftigt haben, was wir definitiv von dieser Zeit wissen. Wir wissen zwar nicht, wie die Sprachen damals klangen, wir wissen nicht genau, wie die Rituale abliefen. Und wir haben auch keine Kenntnisse davon, wie Konflikte in der Gruppe gelöst wurden. Aber wir kennen die bedeutendsten Grundwerte, und diese waren das Weibliche und die Natur, von der die Menschen durch Sammeln und Jagen lebten. Frauen und Tiere waren die Quellen des Lebens, die es hauptsächlich wert waren, dargestellt zu werden. Es war vielleicht sogar notwendig, diese Quellen durch Darstellungen zu verehren.
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Gab es ein Matriarchat? Ob es »Matriarchate« in »der« Steinzeit gab? Die Antwort hängt davon ab, was als Steinzeit und was als Matriarchat bezeichnet wird. Rechnet die Jungsteinzeit noch zur Steinzeit, obwohl das Leben sich enorm von der Altsteinzeit unterschied? War es nicht die Jungsteinzeit, in der sich durch die Sesshaftigkeit problembehaftete Besitzstrukturen herausbildeten, die es vorher nicht gab? Wenn ich davon ausgehe, dass mit Matriarchat eine Lebensform gemeint ist, die das Weibliche, Mütterliche erkennbar wertschätzt, dann weisen viele Funde aus dieser Zeit darauf hin, dass dem so war. Wenn ich aber der Ansicht bin, das Matriarchat sei eine Herrschaft der Mütter, dann wird der Boden schwankend. Hier sind nur Vermutungen über die Steinzeit möglich. Was wäre das überhaupt, eine »Herrschaft« der Mütter? Schon da scheiden sich die Geister. Für ein konsensdemokratisches, friedliches Frauenparadies, das auch Männer achtet und die Beschlussstrukturen in den Händen weiser Frauen hält, für eine solche Deutung von »Matriarchat« gibt es weder in der Alt- noch in der Jungsteinzeit zuverlässige Hinweise. Zahlreiche Funde von Frauendarstellungen allein sind kein Argument für eine matriarchale Steinzeit. Es ist grundsätzlich möglich, dass ausschließlich Frauen sich selbst dargestellt haben. Das allein ist noch kein zwingender Hinweis auf eine Wertschätzung durch Männer. Es wäre auch möglich, dass Männer in einer Art Parallelgesellschaft lebten und nur sporadische Begegnungen stattfanden.
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Ich weiß, dass ich nichts weiß Ähnlich ist es, wenn es um die naturreligiöse Spiritualität der Steinzeit geht. Ja, sie war vermutlich eine feste Größe im Leben der Menschen in den urgeschichtlichen Tagen. Die Bilder der Höhlen sprechen eine deutliche Sprache. Damit ist wahrscheinlich etwas verbunden, das wir heute »schamanisch« nennen würden. Doch entzieht es sich unserer Kenntnis, ob die schamanische Arbeit damals eher von Männern oder von Frauen ausgeübt wurde. Es gibt viele Darstellungen von Frauen, aber auch einige von eindeutig männlichen Menschtierwesen. Es lässt sich also beim besten Willen nicht sagen, ob in der Frühzeit der Menschheitsgeschichte ein matriarchal geprägter Schamanismus das Leben bestimmte. Zu einer gewissen Vorsicht im Umgang mit matriarchalen Thesenbildungen sollte auch die Erkenntnis beitragen, dass die Gesellschaften, die sich vor etwa 100 Jahren noch vom Sammeln und Jagen ernährten und fernab unserer heutigen zivilisatorischen Bedingungen lebten, keineswegs durchgängig matriarchal organisiert waren. Heutiges Leben hat traditionelle Gesellschaften an den Rand gedrängt. In den Industrieländern sind sie weitgehend verschwunden. In anderen Ländern führen sie ein Leben in gesellschaftlichen Nischen. Da es aber diese Menschen sind, die die schamanischen Kulturen ihrer Völker leben und überliefern, sind traditionelle schamanische Lebensformen heute überall auf der Welt bedrohte Kulturgüter. In Europa und den USA gibt es heute eine wachsende Gruppe von Menschen, die, frustriert vom Leben in industriellen Gesellschaften, sich für schamanisches Wissen interessieren. Frauen finden sich hier sehr zahlreich. Da sie jedoch fern aller Traditionen aufgewachsen sind, verbindet sich das, was sie für sich und andere daraus ziehen, oftmals zu einem Cocktail aus exotischen Projektionen und buchreligiösem Halbwissen. Eine den Ursprüngen authentisch verbundene Spiritualität gibt es in Europa und im weißen Amerika heute kaum mehr. Und so ist es oft die leere Geste, die reichen muss. Eigene, romantische Phantasien tun das ihre dazu.
Moderne matriarchale Gesellschaften Und »Matriarchate heute«? Dieses Thema bringt manche Diskussionsrunde erheblich in Fahrt. Es scheint sich um ein Reizwort zu handeln. Da werden heutige traditionelle Gesellschaften nonchalant mit steinzeitlichen Lebensformen gleichgesetzt. Die wohlbeleibten Frauenfiguren kommen gelegentlich in den Geruch einer schlichten Umkehr der »Männerherrschaft«. Diese wird in erregten Debatten entweder als Allheilmittel beschworen oder völlig verdammt. Es ist von den afrikanischen Ashanti die Rede, von den Minangkabau aus Indonesien, von Kuna Yala aus Panama, von den Mosuo in China, den Tuareg der Sahara und den Tobriandern der Südsee. Auch Khasi und Muria in Indien oder die Frauen von Huichitan in Mexiko wer-
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Ein Matriarchat, wär das was für uns?
den heute zu den matriarchalen Kulturen gezählt. Die Liste ist lang. Das macht neugierig, ist aber auch irritierend. Halten die Tuareg nicht heute noch Sklaven? Haben nicht auch schwäbische Bäuerinnen das Geld und das Brauchtum in den Händen? Wurden die Tobriander nicht zuletzt vor 100 Jahren untersucht? Fragen über Fragen. Und doch: Die Vererbungslinie geht in diesen Gesellschaften oft über die Mutter, der Wohnort bestimmt sich nach der Mutter, Mutterrecht eben! Dann ist auch von Konsensdemokratie und freier Sexualität, teilweise sogar in Kinderhäusern, die Rede. Kriminalität soll in diesen von Frauen geprägten Gesellschaften unbekannt sein. Relativ unverbindliche Besuchsehen werden gelebt, die bürgerliche Einehe ist angeblich verpönt. Die Wirtschaft und die Rituale liegen in den Händen von Frauen. Über all diese Phänomene berichten nicht nur bekannte Feministinnen, auch Journalisten vom »Spiegel« und der »Zeit« sind ganz begeistert. Und auch die dort lebenden Männer sind offenbar zufrieden. Hat die traditionelle schamanische und mutterrechtliche Lebensart für uns hier und heute die Sprengkraft einer Vision? Könnte die lange geschichtliche Erfahrung in Verbindung mit heute noch möglichen Lebensformen nicht ein gutes Modell für eine andere, bessere Art zu leben für uns abgeben? Wären diese Lebensentwürfe nicht eine kraftvolle Vision für frustrierte Industriemenschen und für diskriminierte Frauen?
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Heute existierende Formen sowohl von traditionellem Schamanismus als auch von traditionellem Matriarchat sind bedroht. Globalisierung, Industrialisierung und der Einfluss der Weltreligionen fordern ihren Preis. Die Menschen Europas leben in entwickelten Industriestaaten, die von einer materiebezogenen Männerkultur dominiert werden. Die europäischen Männer und auch Frauen sind Teil dieser Kultur, die heutige Formen von traditionellem Schamanismus und traditionellem Matriarchat immer mehr verdrängt. In Europa sind nur noch blasse Spuren beider Lebensweisen historisch überliefert.
Zurück zu matriarchalen Wurzeln? Weist eine matriarchale schamanische Vision einen Weg »zurück«? Beide Lebensformen, sowohl der traditionelle Schamanismus als auch traditionelle Matriarchate, die heute noch gelebt werden, sind eng verbunden mit Strukturen von sogenannten Stammesgesellschaften. Im Gegensatz zu modernen Gesellschaften hat in traditionellen Stammesgesellschaften das Individuum bei Weitem nicht den hohen Wert wie in modernen Lebensformen. Stammesgesellschaften sind oft streng hierarchisch organisiert, es herrscht eine Art Genossenschaftsprinzip, sie leben wie eine riesige Wohngemeinschaft mit gemeinsamem Brauchtum.
Fuhrberg: Von der Urzeit zur Jetztzeit
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Sind heutige Frauen bereit, ihren Männern und Söhnen ernsthaft ein Modell anzubieten, das sie von einer Teilhabe an Entscheidungsstrukturen ausschließt?
Eine Frau in ihrem »Mond« darf in sehr vielen traditionellen schamanischen Kulturen weder aktiv schamanisch arbeiten noch an Ritualen teilnehmen
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Gilt das nur für patriarchale Stammesgesellschaften? Sind matriarchale Stammesgesellschaften per se konsensdemokratisch, egalitär und liberal? Männer sind im Matriarchat doch wohl kein gleichberechtigter Teil der Beschlussfindung, oder? Es sind ja nicht einmal alle Frauen an der Beschlussfindung beteiligt, denn es sind nur die Mütter, nach denen sich die Dinge richten. Kann wirklich von egalitärer Konsensdemokratie die Rede sein, wenn nur eine bestimmte Gruppe exklusiv diesen Konsens unter sich ausmacht und der Rest sich einfach fügt? Ist so ein Modell heute für uns tragfähig? Wer heute von einer Neuauflage des traditionellen Matriarchats träumt, sollte sich fragen: Wären heutige Frauen tatsächlich bereit, sich unter die Entscheidungshoheit ihrer Mütter zu begeben? Sehr viele Frauen tragen bekanntlich bittere Klagen über ihre Mütter zu Psychotherapeuten. Sind heutige Frauen bereit, ihren Männern und Söhnen ernsthaft ein Modell anzubieten, das sie von einer Teilhabe an Beschlussstrukturen ausschließt? Wollen wir das wirklich? Wir sind Individualisten, die gleiches Recht und Teilhabe am gesellschaftlichen Diskurs für alle beanspruchen, auch wenn das faktisch nicht immer gegeben ist. Europäische Menschen sind Kinder der Aufklärung, und ein traditionelles Mutterrecht schließt Männer von der Beschlussfindung aus, daher schließlich der Name. Sind für heutige Frauen die gelobten, unverbindlichen Sexualbeziehungen bei Lichte betrachtet wirklich attraktiv? Klagen viele Frauen diese Idee nicht als Männerphantasie an?
Wären Frauen heute tatsächlich bereit, ihre Kinder in ein selbstverwaltetes Kinderhaus, eventuell mit freiem Sexualleben, zu geben? Sind das wirklich echte Ideale für uns? Wohl kaum!
Schamaninnen heute Unversorgt bleibt das tiefe Bedürfnis nach echter Wertschätzung des Weiblichen hier und heute. Ähnliches gilt für den tiefen Wunsch, sich von heute existierenden Formen des traditionellen Schamanismus inspirieren zu lassen. Sind heute die meisten Schamanen wirklich Schamaninnen? In Korea sind Frauen als die besten Schamanen bekannt, und auch in Mexiko, Südafrika oder Buryatien gibt es Frauen als Schamaninnen. Aber am Amazonas oder bei den Navajo? Fehlanzeige. Dort, wo es Schamaninnen und Schamanen gibt, ist zu beobachten, dass Frauen durch Tabus mehr reglementiert werden als ihre männlichen Kollegen. Zuallererst ist da das Menstruationstabu. Eine Frau in ihrem »Mond« darf in sehr vielen traditionellen schamanischen Kulturen weder aktiv schamanisch arbeiten noch an Ritualen teilnehmen. Auch sind von Nordamerika bis Sibirien die Arbeitsbereiche von schamanisch arbeitenden Frauen auf viele Arten eingeschränkt. Traditioneller Schamanismus weist eine starke kulturelle Prägung auf. Südsee oder das Land der Inuit, Wüste oder Dschungel, das spielt eine gewichtige Rolle in den Mythen und Ritualen. Was immer wir »Zivilisierten« davon auch über-
Welchen Weg soll die moderne Frau einschlagen, jenseits von Patriarchat und Matriarchat?
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Das Alter wurde früher hoch geehrt, heute verstecken Senioren ihr Alter lieber
nehmen möchten, es scheitert im typischen Fall an zweierlei: Uns fehlt eine tiefe Verbindung zur Heimat der Indigenen einerseits und zu den Vorfahren und den Nachfahren andererseits. Das ist für schamanische Arbeit unerlässlich. Vor- und Nachfahren kann sich niemand von einer anderen Kultur borgen. Traditioneller Schamanismus hat ein Menschenbild, das gut in Stammesgesellschaften jeder Prägung passt. Moderne Ansichten über Selbstverwirklichung, Gesprächskultur, Basisdemokratie, Minderheitenschutz und Individualität passen da nicht hinein. Ernüchternde Berichte von Frauen, die lange mit indigenen traditionellen Kulturen ihr Leben geteilt haben, zeigen das deutlich. Dennoch berührt uns die Sehnsucht nach einer spirituellen Naturerfahrung zutiefst. Unversorgt bleibt aber dabei bisher das tiefe Bedürfnis nach einer lebbaren naturreligiösen Spiritualität für uns Heutige.
anderen Rollen ebenfalls in Frage zu stellen. Was nutzen »Definitionen von Rollen« im Alltag konkret, wenn sie nicht mit Handeln verbunden werden? Wie wollen wir anders handeln, und wann und wo? Wollen wir etwa in kleinen Kreisen von Eingeweihten matriarchales »Verkleiden« spielen? Wollen wir am Wochenende schamanische Rollenspiele abhalten? Welche gesellschaftliche Sprengkraft hätte das alles in der Praxis? Eine Vision, die nicht überzeugt gelebt wird, für die nicht ständig überzeugt gearbeitet wird, wird zum Freizeitthemenpark. Visionen sind Pfade der Lebenskraft, keine Sehnsuchtsseufzer. Also noch einmal: Was tun? Wir brauchen zeitgemäße Vorstellungen von lebbarer, naturreligiöser Spiritualität, die mit unserer heutigen, europäischen Kultur im Alltag verbunden sind. Wir brauchen zeitgemäße Ideen, wie wir weibliche Werte und Bedürfnisse täglich kraftvoll leben wollen. Wir brauchen eine moderne, tragende Verbindung von beidem. Was wäre zum Beispiel, wenn wir ein europäisches Großmütterprojekt starten? Ziel wäre es, lebensweise und gut ausgebildete ältere Frauen zu Mediatorinnen in der Gesellschaft zu machen. Sie könnten einspringen und vermitteln, wenn es Konflikte in der Familie, mit der Schule oder den Behörden gibt. Die Kraft der alten, weisen Frauen würde so erfahrbar werden und eine gesellschaftliche Bedeutung erhalten. Was wäre, wenn eben diese Großmütter von Zeit zu Zeit ihre naturbezogene Spiritualität mit fröhlichen, festlichen und provozierenden Mitteln öffentlich und in vielen Städte inszenierten? Die Presse würde dieses Thema sicher aufgreifen. Wir wären auf diese Weise in der Mitte der Gesellschaft angekommen. Greenpeace macht es vor. So könnten wir uns unseren echten, unversorgten Bedürfnissen nach Achtung des Weiblichen und einer naturbezogenen Spiritualität ganz praktisch annähern. Das ist nicht einfach? Stimmt! Na und? Wenn es nicht nur eine romantische Träumerei ist, sondern eine echte Vision, dann weist es auf etwas Großes hin, das jetzt noch nicht da ist, das viele sich noch nicht einmal vorstellen können, und das unseren Mut, unsere Hingabe und Standfestigkeit braucht, um dorthin zu kommen. n
Zukunftsmusik Beflügelt von unserer langen Menschheitsgeschichte, die naturreligiöse Aspekte lebte und Frauen wertschätzte, und inspiriert von heute noch lebendigen Formen schamanischer und frauenehrender Lebensformen, stellen wir uns eine wesentliche Frage: Was tun? Was können wir heute für uns tun? Wir, die wir von beiden Sehnsuchtsorten so weit entfernt sind. Wollen wir in Debatten versinken und unsere Rolle als Frau theoretisch neu definieren? Wer die Rolle der Frauen in der Praxis neu bestimmen will, kommt nicht darum herum, alle
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Hildegard Fuhrberg, seit 32 Jahren Heilpraktikerin, Vorstandsmitglied »Schamanisches Netzwerk Europa e.V.«, wurde in Mexiko autorisiert, schamanisch auszubilden, leitet schamanische Ausbildungen seit 15 Jahren, Lehraufenthalte auch in USA/ Navajo Nation, Amazonas/Peru. www.schamanisches-netzwerk-europa.de, www.alteheilkunst.com
Fuhrberg: Von der Urzeit zur Jetztzeit
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Eine Vision, die nicht überzeugt gelebt wird, für die nicht ständig überzeugt gearbeitet wird, wird zum Freizeitthemenpark. Visionen sind Pfade der Lebenskraft, keine Sehnsuchtsseufzer