2 minute read
Svetlina Stoyanova
Aus welcher Welt kommen Sie gerade? Aus der Welt von Rossini. Ich habe gerade Cenerentola in Riga gesungen. Aber noch lieber erzähle ich eigentlich, dass ich mir gerade Urlaub in Thailand gegönnt habe. Davor bin ich nonstop in verschiedenen Städten aufgetreten. Eine Pause war wirklich nötig!
Worauf freuen Sie sich in der Neuproduktion von Roméo et Juliette?
Es ist meine erste Oper von Gounod, und ich freue mich sehr, ein Stück auf Französisch zu singen. Das habe ich noch nicht oft gemacht, obwohl das französische Repertoire eigentlich gut zu meiner Stimme passt. Und ich liebe Hosenrollen! Stéphano ist eine tolle Erweiterung des Repertoires.
Wer ist Stéphano?
Stéphano ist ein Junge, der gut mit Roméo befreundet ist. Er gehört zu den Montagues. In seiner Arie im dritten Akt spürt man, dass er sich ein bisschen betrogen fühlt, als Roméo ihm keine Beachtung schenkt und nur noch Augen für Juliette hat. Aber er ist auch neugierig, was zwischen Roméo und Juliette wohl passiert. Er will später auch mal verliebt sein. Ausserdem ist er ein hormongesteuerter «Troublemaker», der stark von den aggressiven Männern geprägt ist, die ihn umgeben. Er trinkt auch schon als Minderjähriger
Welches Bildungserlebnis hat Sie besonders geprägt?
Ich komme aus einer Familie, die eher mit Wissenschaft als mit Kunst vertraut ist. Das Studium in Schottland war für mich eine Reise in eine ganz neue Welt. Am meisten musste ich wohl lernen, mehr Mut und Selbstvertrauen zu haben. Einmal habe ich im Unterricht die Arie «Una voce poco fa» gesungen und den letzten Ton nicht hingekriegt. Meine Lehrerin hat gesagt: Ok, dann werden sie beim Casting einfach den nächsten Mezzosopran en gagieren. «Well…», im nächsten Unterricht habe ich das hohe B gesungen!
Welches Buch würden Sie niemals aus der Hand geben?
Ich lese viel über Astronomie. Meine Grossmutter ist Physikerin. Sie hat mir die Faszination für Sterne, das Universum und Schwarze Löcher vererbt.
Welche Persönlichkeit würden Sie gerne einen Tag lang sein und warum? Da kann ich gleich an die letzte Frage anschliessen: eine Astronautin! Ich habe den grossen Traum, meine beiden Leidenschaften, die Musik und die Astronomie zu kombinieren und ein LiveKonzert im Weltraum zu geben. Die Vorstellung, im schwerelosen Raum zu singen, fasziniert mich einfach
Woran merkt man, dass Sie Bulgarin sind?
Wahrscheinlich an meinem Namen. Es gibt in Bulgarien drei Sänger:innen mit diesem Namen: Krassimira Stoyanova, Vladimir Stoyanov und mich. Wir sind sozusagen eine «Namensfamilie», aber überhaut nicht miteinander verwandt! Mit Krassimira habe ich an der Scala schon in Ariadne auf Naxos auf der Bühne gestanden. Ich hoffe, dass wir irgendwann auch zu dritt auftreten!
Wie wird die Welt in 100 Jahren aussehen?
Vielleicht haben wir bis dann eine Kolonie auf dem Mars… Nein, eigentlich bin ich besorgt: Wenn wir Menschen noch ein Prozent egoistischer werden, dann sehe ich ziemlich schwarz für die Zukunft. Wir müssen einfach freundlicher zueinander sein – und zu uns selbst auch.
Svetlina Stoyanova war bisher u.a. als Rosina und Cherubino an der Wiener Staatsoper und an der Mailänder Scala sowie als Ruggiero («Alcina») beim Glyndebourne Festival zu erleben. Am Opernhaus Zürich sang sie zuletzt Lola in «Cavalleria rusticana».