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GRAUSAME SCHADENFREUDE
from La Traviata
Andreas Maisch
«Der schlechteste Zug in der menschlichen Natur bleibt aber die Schadenfreude, da sie der Grausamkeit enge verwandt ist.» Folgt man Arthur Schopenhauer, so ist Schadenfreude ein teuflisches Gefühl, «ihr Hohn das Gelächter der Hölle», wie er in seinen «Parerga und Paralipomena» schreibt.
Aber warum freuen wir uns über das Unglück von anderen – auch dann, wenn wir nicht mal persönlich profitieren?
Und was passiert eigentlich im Gehirn, wenn wir das teuflische Gefühl auskosten?
Bei Probanden war eine erhöhte Hirnaktivität vor allem im ventralen Striatum zu beobachten, das gemeinhin als das Belohnungszentrum des Menschen bezeichnet wird; hier entfalten also normalerweise Kokain, Sex und Glücksspiele ihre Wirkung.
«Das Unglück anderer kann uns genauso erfreuen wie ein Geschenk», sagt der Psychologe Manfred Holodynski von der Universität Münster. Schadenfreude stärkt uns, auch wenn wir gar keine direkte Belohnung empfangen.«Sie wirkt psychisch entlastend», sagt er, denn es komme dadurch zu einer Aufwertung des Selbst. «Schadenfreude wirkt dadurch auch sozial regulierend, da sie den vermeintlichen Überflieger in den Augen anderer wieder auf sein menschliches Mass zurückstutzt.»