RIVERS OF NIHIL
Foto: Mike Trueheart
DAS LEBEN AN SICH. Die aus Reading, Pennsylvania stammende Band präsentiert sich auf ihrem vierten Album musikalisch und textlich verändert. Der Titel und die Texte von „The Work“ sind dabei ebenso offen für Interpretationen wie der organische Metal-Sound des Quintetts.
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ie Auswahl der völlig unterschiedlichen Vorabauskopplungen ist Gitarrist Brody Uttley zufolge ganz bewusst erfolgt: „Wir haben uns für ,Clean‘ als erste Single entschieden, weil sie für unsere Band eher ungewöhnlich ist. Gleichzeitig besitzt dieses Stück aber irgendwie auch all die Zutaten, die die Leute mit unserer Band verbinden. Da sind beispielsweise diese besondere Atmosphäre, die ausladenden Solopassagen und der epische Gesang, die mit neuen Ansätzen kombiniert werden und so zu einem anderen Hörerlebnis führen. Der zweite Song ,Focus‘ unterscheidet sich davon deutlich, denn es handelt sich um ein kurzes Stück mit einer klassischen Struktur. Und dann ist da das experimentelle ,The void from which no sound escapes‘ mit seinen verrückten SynthesizerSounds und dem Einsatz des Saxophons. Wir wissen, dass viele Leute unsere Band gerade auch mit Saxophon-Klängen verbinden. Weshalb die Leute also zappeln und auf das Erscheinen des Albums warten lassen. Es bringt ja nichts zu verheimlichen, dass wir wieder ein Saxophon mit auf der Platte haben. Wer sich anstrengt, kann es auch in den aktuellen Meldungen über uns herausfinden. Mir ist es da wichtiger, dass die drei Auskopplungen die Spannbreite erkennen lassen, die ‚The Work‘ für mich vor allem anderen auszeichnet. Mehr noch als es die drei Singles vermuten lassen, findet sich in den Stücken viel Atmosphäre und Wärme. Immer wieder geht es sehr verständlich und verbindlich zu, nicht nur kalt, brutal und technisch. Was ihre Anmutung anbelangt, sind die Singles vielleicht sogar einen Tick zu heftig und düster ausgesucht. Einerseits stehen sie schon
für das Album in seiner Gesamtheit. Andererseits aber auch wieder nicht, weil da noch so viel mehr ist. Hörer können zumindest erste Ideen mitnehmen, in welche Richtung es bei uns geht, und später dann tief in die Platte einsteigen. Ich bin mir sicher, dass die Hörer positiv überrascht sein werden, denn es gibt viel mehr zu entdecken, als das Preview erwarten lässt.“ RIVERS OF NIHIL bauen darauf, dass ihre Hörer ebenso entdeckungsfreudig und aufgeschlossen sind wie sie selbst: „Die Leute sind heutzutage sehr schnell mit ihren Wertungen“, weiß Brody. „Das gilt für alle Bereiche des Lebens. Bevor man sich versieht, ist der Daumen schon gehoben oder gesenkt. Die Leute suchen schnelle Unterhaltung und einen direkten Nutzen für sich. Finden sie das nicht, springen sie sofort zum Nächsten. Ich persönlich bin nicht so eingestellt und lasse mich davon auch nicht beeindrucken. Als Band sind wir Befürworter des klassischen Albumformats. Wir erschaffen Tracks, die sich über einen bestimmten Zeitraum hinweg entwickeln und gerade nicht direkt auf Betriebstemperatur und durchsichtig sind. Unser Bassist Adam, der auch die Texte schreibt, ist genauso gepolt. Er nimmt sich stets den Raum, den es braucht, um seine Ideen zu entwickeln.“ Wo man die Veröffentlichungen des Quintetts am besten hört, weiß der Musiker, ohne nachzudenken: „Unsere Alben lassen sich perfekt auf lange Reisen hören“, empfiehlt Brody. „Sicherlich gibt es einzelne Tracks, die sich aus dem Gesamtkontext herauslösen lassen. ,Focus‘ ist dafür ein perfektes Beispiel, weil es kürzer und
prägnanter ist, eine klassische Strophe-RefrainStruktur besitzt und noch dazu auf einem natürlichen Groove basiert. Doch es hat seine Gründe, dass die anderen beiden Vorab-Singles mehr als sechs Minuten lang sind. Daran kann man ablesen, dass wir eher das Gesamtbild im Auge haben als schnelle Mitnahmeeffekte. Ansonsten wären unsere Songs eher nur drei Minuten lang. Worüber ich froh bin: Die Leute gehen unseren Weg mit. Unsere beiden populärsten Songs auf Spotify bringen es auf sieben Minuten Spielzeit. Wir sind nun einmal eine Band, die sich zwischen sechs und acht Minuten eingependelt hat, manchmal aber auch darüber hinaus schießt. Der letzte Track des neuen Albums bringt es auf 13 Minuten. Das gibt uns die Möglichkeit, unterschiedliche Facetten unseres Spiels zu erkunden und mit den Stimmungen zu experimentieren. Was mir persönlich ganz besonders gefällt: Wenn die Arbeit irgendwann beendet ist und ich unsere Alben höre, entdecke ich jedes Mal Akzente, die mir während des Songwritings gar nicht bewusst waren oder aufgefallen sind. Das erfreut mich und hält mich interessiert.“ Der selbstbewusst klingende Titel des vierten Longplayers von RIVERS OF NIHIL ist dabei nicht so ultimativ gemeint, wie es vielleicht scheint: „‚The Work‘ ist deutungsoffen und kann für sehr viel stehen“, führt der Gitarrist aus. „Für mich repräsentiert der Titel mehr als alles andere das Leben an sich. Zu leben, bedeutet Arbeit. Wir arbeiten uns durch jeden einzelnen Tag, um den darauffolgenden zu erleben. ‚The Work‘ kann für jeden etwas anderes symboli-
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