FUZE.90

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MASTIFF

Foto: Stewart Baxter

KURZARBEITER. Schnell, brachial, ungeschönt – der Fünfer aus der ostenglischen Hafenstadt Hull legt mit „Leave Me The Ashes Of The Earth“ einen echten Fiesling von Album vor. Warum die Truppe ihr drittes Studiowerk in nur fünf Tagen eintrümmerte und wie sich Live-Shows in Pandemie-Zeiten anfühlen, erklärt uns Fronter Jim Hodge.

I

hr habt nur fünf Tage im Studio verbracht, um die Platte aufzunehmen. Bedeutet: Wenig Zeit für Experimente. Besteht da nicht auch die Gefahr, dass man als Musiker im Nachhinein doch einige Sachen lieber anders gemacht hätte? Das kann schon sein, ja. Aber wenn wir ins Studio gehen, dann bereiten wir uns vorher monatelang darauf vor. So war es diesmal auch. Außerdem arbeiten wir auch einfach gern so zügig und schnell, dann pusht sich jeder und muss alles geben. Und klar fangen wir so auch ein authentischeres Live-Feeling ein. Wie habt ihr euch konkret auf die ultrakurze Studiosession vorbereitet? Ach, das ist schnell erzählt. Unmittelbar bevor wir ans Aufnehmen gehen, sind wir eigentlich nur noch am Instrument. Dabei kommt uns gern auch noch mal die eine oder andere Idee, wie beispielsweise diese Noisetracks zwischen einigen Songs, die wir ausprobiert haben. Aber im Endeffekt gilt einfach: Bevor es ins Studio geht, wird geprobt, geprobt, geprobt. Und dann läuft das auch. Was war am Ende die größte Herausforderung bei der Entstehung der Platte? Wir hatten tatsächlich ein paar Samples und Einspieler für verschiedene Tracks geplant. Aber es hätte uns ein Vermögen gekostet, wenn wir sie tatsächlich verwendet hätten, die Lizenzen waren sündhaft teuer. Also mussten wir leider darauf verzichten. Außerdem musste

ich nach der Zeit im Studio noch ein paar zusätzliche Vocals aufnehmen. Das habe ich zu Hause mit meinem Telefon gemacht, ich stand in der Küche und habe rumgebrüllt wie ein Verrückter. Da haben die Nachbarn schon mal skeptisch über den Gartenzaun geschaut, haha.

DA WIR EINE ZIEMLICH ARMSELIGE BAND AUS EINER ZIEMLICH ARMSELIGEN STADT SIND, BRAUCHEN WIR ECHT NICHT VIEL HILFE, UM ANGEPISST ZU SEIN.

Euer Sound ist ja ausgesprochen roh und düster. Haben die Begleitumstände mit Pandemie, Lockdowns und langzeitigen Einschränkungen am Ende auch noch zusätzlich auf die Atmosphäre der Songs abgefärbt? Da wir eine ziemlich armselige Band aus einer ziemlich armseligen Stadt sind, brauchen wir echt nicht viel Hilfe, um angepisst zu sein. Aber klar: Wenn du in diesen

„Boris Johnson-Jahren“ lebst, dann gibt dir das auch noch mal ein bisschen Extra-Wut obendrauf. Die Pandemie war vor allem für Künstler und Musiker ein großer Nackenschlag. Was hat euch in dieser schweren Zeit motiviert weiterzumachen? Wir hatten insofern Glück, als dass wir mit dem Schreiben der neuen Scheibe schon angefangen hatten, als die Pandemie so richtig zugeschlagen hat. Wir hatten also schon ein konkretes Ziel vor Augen. Wir mussten den Studiotermin Corona-bedingt ein paar mal verschieben. Und der große Setback war die ständige Ungewissheit. Wir waren schon ein wenig besorgt, als der Termin dann endlich stand, weil wir nicht wussten, ob es nicht doch wieder einen Lockdown geben würde. Insofern mussten wir bis zum letzten Tag bangen. Aber es ist glücklicherweise gut gegangen. Die Live-Industrie fährt langsam wieder hoch, erste Konzerte finden statt. Aber werden Live-Shows jemals wieder so sein wie vorher? Wir haben schon eine Show gespielt, wo die Leute im Publikum Abstand voneinander halten mussten. Das war trotzdem echt cool, auch weil es in einem riesigen Raum mit einer fetten Anlage war. Aber unlängst hatten wir auch wieder ein „herkömmliches“ Konzert. Und ich muss sagen, es fühlte sich an wie vor der Pandemie. Ich hoffe einfach, dass in Zukunft wieder normale Konzerte möglich sind. Anton Kostudis

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