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CHILI CON CARNE

Für mich gehört Chili con Carne zu den am meisten missverstandenen Gerichten überhaupt. Man braucht ja nur beim geschätzten Kollegen Martens nachlesen, wie leicht(fertig) sich über etwas herziehen lässt, das man nicht richtig verstanden hat. Das geht schon damit los, dass Chili con Carne wörtlich übersetzt Chilis mit Fleisch bedeutet – und Fleisch dementsprechend nur als eine Einlage fungiert. Zweitens ist die Bezeichnung Chili generell etwas irreführend, da mit dem Begriff heute praktisch nur scharfe Paprika bezeichnet werden. Man kann aber davon ausgehen, dass ursprünglich auch relativ milde Formen der Art Capsicum, also Gemüsepaprika, verwendet wurden, um das Gericht essbar zu machen. Es handelt sich also eigentlich um einen sehr schmackhaften, gut gewürzten Paprika-Eintopf, angereichert mit Zwiebeln und Fleischstücken, ganz ohne Mais und Bohnen – und damit auch ohne Flatulenzen. Umso weniger sollte man sich diesen Klassiker von den Gehirnfürzen meines Kollegen madig reden lassen ...

TILL GABRIEL

Contra

WOHLSCHMECKENDER

TEX-MEX-GAUMENSAMBA

ODER HASTA LA VISTA FÜR DIE

GESCHMACKSNERVEN? DARÜBER

STREITEN DIE PASTA!-MACHER TILL

GABRIEL UND CORNELIUS MARTENS.

ILLUSTRATION » MARKUS JAURSCH

Fall Sie unbedingt sichergehen wollen, dass sich garantiert nichts Frisches in Ihr Essen schleicht, bitteschön: Bestellen Sie ein Chili con Carne! Hier ist nicht Gaumen-, sondern Dosensamba angesagt: Bohnen aus der Dose, Tomaten aus der Dose, Mais aus der Dose. Na gut, wenigstens das Hackfleisch kommt nicht aus der Dose (wobei ich mir da bisweilen auch nicht so ganz sicher bin). Müssen wir eigentlich jeden Blödsinn mitmachen, der aus den USA zu uns herüberschwappt? Kulinarisch sind für mich hiesige Linseneintöpfe, Pichelsteiner & Co. weit überlegen. Abgesehen davon: Die Fertig-Chilimischungen aus den Häusern Maggi & Knorr, die hierzulande (statt frischer Chilis) zu 99 Prozent für ein Chili verwendet werden, gehen beim besten Willen einfach gar nicht. Mag Kollege Gabriel noch so sehr die Vorzüge dieser Tex-Mex-Flatulenz loben, um deren Urheberschaft sich die USBundesstaaten Texas, Arizona und New Mexico bis heute streiten: Diese Pampe kann man gerne Südstaaten-Rindern auf der Weide auftischen – aber nicht mir!

CORNELIUS MARTENS

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