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Jahr des Wassers S
Museum Longoni: Melodie des Flusses, Markus Bollen
Blaues Gold
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Das Jahr des Wassers in Wiesbaden
„Das Prinzip aller Dinge ist Wasser. Aus Wasser ist alles und ins Wasser kehrt alles zurück“, wusste schon der griechische Philosoph Thales von Milet. Von diesem Ur-Element hat Wiesbaden besonders viel abbekommen. So sprudeln mitten im Stadtzentrum 26 heiße Quellen mit einer Temperatur bis zu 67 Grad Celsius aus der Erde. Das ist in Europa einmalig.
Nun hat die Stadt den „Internationalen Tag des Wassers“ am 22. März zum Anlass genommen, Ausstellungen, Stadtrundgänge, Theaterstücke und viele weitere Projekte und Aktionen rund um das Wiesbaden prägende Element zu initiieren. Federführend hierbei ist die Stabsstelle Wiesbadener Identität, Engagement und Bürgerbeteiligung, die die Veranstaltungsreihe koordiniert. Die große Eröffnung findet am Dienstag, 22. März, am Kochbrunnen statt. Dann wird dort – symbolisch - ein Speer im Boden stecken, und soll so an die Geschichte des
Arche: Arnold Goski
Riesen Ekko erinnern. Er hat der Legende nach bei einer Jagd nach einem Drachen den Speer in den Boden gerammt, und die Heilquellen fingen an zu sprudeln. Zwei Veranstaltungen sind die „headliner“ des Jahres. Die Ausstellung „Vom Wert des Wassers: Alles im Fluss?“ im Landesmuseum Wiesbaden bietet ab 22. April eine Wasser-Reise durch Zeit und Raum mit zahlreichen Objekten aus Vergangenheit und Gegenwart, welche die heutige Bedeutung des Themas veranschaulichen. Denn Klimawandel, Versiegelung und Agrarindustrialisierung verdeutlichen den steigenden Wert des Wassers und erfordern ein nachhaltiges Handeln. In einer zweiten Ausstellung vom 1. Mai bis 2 Oktober 2022 widmet sich das Museum Wiesbaden dem Wasser im Jugendstil. Organische Wasserornamentik, elegante Nixen, maritime wie submaritime Flora und Fauna oder furchteinflößend aufbrausende Wellenberge – die komplexen und faszinierenden Motive des Wassers spielten in der ästhetischen Bildsprache der europäischen Kunst des Fin-de-Siècle eine zentrale Rolle. Besonders ausgeprägt lässt sich die ambivalente Vorstellung vom Wasser als Lebensquell bis hin zu dessen urgewaltiger Bedrohung in der Kunst des Jugendstils finden. Symbolische Deutung, japonistische Elemente, naturwissenschaftliche Erforschung, Heilsvorstellung und Zivilisationsflucht wurden symbiotisch miteinander verknüpft. Dabei wurde – ganz im Gedanken des Gesamtkunstwerks – kaum ein Bereich des Lebens ausgespart: von fantasievoll bemaltem Fließen bis zu filigran ausgestalteten Besteckutensilien – die wasserspezifischen Motive boten Kreativen aller Strömungen eine nicht enden wollende Quelle der Inspiration. Aus der schöpferischen Kraft des Wassers, aus der das Leben evolutionär hervorgegangen war, leiteten die lebensbejahenden Jugendstilkünstler und -künstlerinnen einen Teil ihres Formenrepertoires ab. Der in derselben Zeit agierenden Symbolismus wurde hingegen magisch von der düsteren Abgründigkeit des Wassers angezogen. In ihren oft träumerischen Bildern und Gedichten bespiegelten die Kunstschaffenden sich selbst und die fragile menschliche Existenz wie in einer Wasseroberfläche. „Wie Wasser zur Kunst wird“ ist das Leitmotiv der Gruppenausstellung mit 17 Wiesbadener Künstlerinnen und Künstlern, die in der Kunstarche am 27. März eröffnet wird. Dafür konnte Bernd Brach als Kurator gewonnen werden. Er sieht das Wassermotiv in der Tradition der Landschaftsmalerei, schlägt im Vorwort zum Katalog den Bogen von Leonardo da Vincis Flusslandschaften bis zu Monets Seerosen. Die Wiesbadener Ausstellung schlägt einen ebenso weiten Bogen. Alle gezeigten Beispiele veranschaulichen: Wasser inspirierte Künstlerinnen und Künstler zu den unterschiedlichsten Kunstwerken. Einige davon werden im Archiv der Kunstarche bewahrt, die sich die Aufgabe gegeben hat, den Nach- oder in manchen Fällen auch Vorlass Kunstschaffender aus Wiesbaden für die Nachwelt zu bewahren und immer wieder in thematisch spannenden Ausstellungen zu zeigen. Andere Beiträge sind aktuelle Werke der Künstler*innen. Gerne, so Vorsitzende Felicitas Reusch, habe man sich daher auch mit dieser vielseitigen Schau am „Jahr des Wassers“ beteiligt.
Beteiligte Künstler*innen aus dem Archiv der Kunstarche:
Arnold Gorski, Sieglind Hoch, Karin Hoerler, Peter Lörincz, Johannes Ludwig, Heinz-Rudi Müller; aktuell: Julia Belot, Bernd Brach, Petra Ehrnsperger, Reinhold Fischenich, Titus Grab, Katja Grandpierre, Monika Houck, Bettina Kykebusch, Axel Schweppe, Christiane Steitz.