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LitZell 2022 S. 7 Aktion „Femorial“ S
„Weil Straßenschilder Geschichte machen.“ Das Frauenmuseum Wiesbaden engagiert sich mit seiner Aktion „Femorial“ für weibliche Straßennamen. Frauen im Stadtraum sichtbar machen
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Kennen Sie Augusta Kaiser? Schon mal was von Käthchen Paulus gehört? Und wer ist Ika Freudenbeug? Auf Straßenschildern sind meist Männernamen zu lesen. „Wer in der Sprache nicht vorkommt, ist auch nicht im Bewusstsein“, wusste Sokrates.
Text und Fotos: Gesine Werner
In der Ausstellung „Seiltänzerinnen zwischen Autonomie und Anpassung“ wird an einen „Frühjahrsputz“ erinnert. Das Frauenzentrum stattete dem „Büro für staatbürgerliche Frauenarbeit“ in der Faulbrunnenstraße einen munteren Besuch ab.
„Die Zeit der Veränderung ist jetzt!“ Das Frauenmuseum Wiesbaden hat im November 2021 seine Aktion „Femorial“ gestartet. Der neue Begriff verbindet „Feminismus“ mit „Memorial“ und symbolisiert die Forderung nach weiblichen Straßennamen in Wiesbaden. Einer Schülerin, der achtjährigen Tochter von Unternehmer Hans Reitz, waren fehlende Frauennamen aufgefallen. Der Papa rannte beim Frauenmuseum offene Türen ein, eine Liste wurde erarbeitet. An Tony Sender erinnert kein Straßenname, an Kommunalpolitikerin Henny Neu und an Widerstandskämpferin Grete Noetzel auch nicht. „Weil Straßenschilder Geschichte machen“ soll bis 2025 dem Ungleichgewicht entgegengewirkt werden, das erste Viertel des Jahrhunderts ist dann vorbei. Eine „Leerstelle“ ist zu füllen. „Frauen müssen gewürdigt werden “ Das ambitionierte Ziel: „60 Straßen und Plätze erinnern an bedeutende Frauen von Amelie Bölte bis Josepha Zais in Wiesbaden. „Wir wollen ein Zeichen setzen“, sagt Kulturwissenschaftlerin Evelyn Schühle im Frauenmuseum. Ein Team hing, behördlich genehmigt, in der Innenstadt „neue“ Schilder auf. Dass die „Farbe Lila“ der Frauenbewegung eher „danebengelungen“ war, wurde von weiberratsgestählten Feministinnen wie Christine Rupp-Kuhl und Mitstreiterinnen bemängelt. Das leuchtende Pink der temporären Namensgebung, unter den offiziell blauen Schildern mit Kabelbinder befestigt, war einem fehlerhaften Druck geschuldet. Schon in seiner ersten Ausstellung hatte das „frauen museum wiesbaden“, 1984 in der Nerostraße ansässig, „die Notwendigkeit der verstärkten weiblichen Straßenbenennung“ thematisiert. Knapp 40 Jahre später sind wir nicht weiter. „In anderen Städten gibt es längst Beschlüsse, die das Verhältnis von Frauen- und Männernamen regulieren und ausbalancieren“. Im Frauenmuseum wird derzeit den „Seiltänzerinnen zwischen Autonomie und Anpassung“ gehuldigt. Die Schau über „die 80er und die Frauenbewegung“ zeigt „das unbändige Engagement für Befreiung, Gleichberechtigung und Selbstbestimmung“. Der Frauenhausverein „Frauen helfen Frauen“ wurde vor 45 Jahren gegründet, die Beratungsstelle beging 2010 ihr Silberjubiläum. Das Thema Gewalt gegen Frauen ist brandaktuell.