Wiesbadener*in
Magazin für Kunst, KulTouren und Lebensfreude
goEast 2023:
Tik-Toks, Animadocs und native Edition
Wiesbaden backstage
Schatztruhe gelebter Geschichte(n)
Schreiben ist ein Alleinspiel
Neue Gedichte von Hasan Özemir
Bovins pure and natural
Endlich wieder da: Die lange kurze Nacht der Künste
projektraumKUNST
Konstrukte - Ausstellung
Quartal II
Summer in the City
2023
Der Sommer der Live-Acts
„Hier und Jetzt“
6. Skulpturen-Triennale in Bingen
FernsehKrimifestival Das Schweigen der Esel
Neongolden@
WiCoPop*
Ausstellung „The Look“
Ausgabe I / 2023 Preis: 6,50 €
Inhalt
Wenn die Nacht zum Tag wird… dann ist sie besonders kurz und gehört den Künsten! Organisator Erhard Witzel hat 2023 die „kurze Nacht“ auf den 1. April gelegt, und das ist kein Scherz. Insgesamt 34 Museen, Kunstvereine, Projekträume und Galerien nehmen daran teil – ein neuer Rekord (S. 5).
Zu den sieben neuen Teilnehmern gehört dieses Jahr die als Neongolden@WiCoPop* wieder wach geküsste Galerie neongolden. Petra Bermes hat ihr ganz persönliche Kunstprojekt jetzt wiederbelebt und freut sich in der kleinen Schwalbacher Straße 8 auf Besucher (S. 16).
menschen & meinungen
Ein Paar wie Blitz und Donner S. 4
kultur & kreatives
Die kurze Nacht S. 5
FernsehKrimifestival S. 7
Frieda Riess und Yva S. 9
goEast 2023 S. 10
SkulpturenTriennale S. 12
Summer in the City S. 14
Neongolden S. 16
projektraumKUNST S. 18
Kunsthaus Wiesbaden S. 20
Atembruch S. 21
Walkmühle S. 22
Theaterdonner S. 28
Wiesbaden backstage S. 27
Staatstheater Saarbrücken S. 30
Staatstheater Darmstadt S. 31
Niki de Saint Phalle S. 32
magazin
KulTouren S. 24
gaumenkitzeleien
Bovins S. 33
unternehmen & märkte
SEG S. 35
WiBau GmbH S. 36
zusammenleben
Gemeinschaftlich aufladen S. 37
CCW feiert S. 38
Das Phänomen der ANGST ist Thema des neusten Gruppenausstellungsprojektes des Künstlervereins Walkmühle. (S. 22).
Das Kunsthaus Wiesbaden präsentiert die Ausstellung „Kunst über Erzählung: Nina Sten-Knudsen“, die als eine der wichtigsten dänischen Künstlerinnen der jüngeren Generation gilt (S. 20).
Mit der Ausstellung „Frieda Riess und Yva. Fotografien 1919 – 1937“ widmen sich die Opelvillen zwei deutschen Fotografinnen, die, obwohl sie zu den Pionierinnen der Fotokunst zählen, in Vergessenheit geraten sind. Bekanntester Schüler der innovativen Fotokünstlerin Yva war Starfotograf Helmut Newton, der von 1936 bis 1938 eine Lehre bei ihr absolvierte. (S. 9)
Und frisch aus der Druckerei: Unsere Autorin und Bühnenspezialistin Gesine Werner hat insgesamt 50 Wiesbadenerinnen und Wiesbadener interviewt und ihre Gespräche in ein spannend zu lesendes Buch gepackt (S. 27).
Das und einiges mehr bietet das vorliegende Magazin. Da wünschen wir Ihnen wir immer viel Vergnügen Kunst, Kultur und Kulinarik in diesen turbulenten Zeiten.
IMPRESSUM: Herausgeberin, Gesamtkoordination & Gestaltung: media futura
• Inh. Petra Esser
• Mittelstraße 3
• 56856 Zell/Mosel • Tel. 06542.954.00.80 • Fax: 06542.954.00.79 • www.media–futura.de • mail@media–futura.de • Gestaltung:
Petra Esser
• Titelbild: Swaantja Güntzel: Stomach
• Redaktion: Petra Esser, Tobias Mahlow, Gesine Werner, Konstantin Mahlow • Anzeigenleitung: Tobias Mahlow
Contents XXL • Vignetten: Bernd Schneider
• Druck: WIRmachenDRUCK GmbH, Mühlbachstraße 7, 71522 Backnang • Redaktionsschluss für die Ausgabe II/2023: 20.05.2023 • Nachdruck, auch auszugsweise, nur mit schriftlicher Genehmigung des Verlages • alle Fotos und Logos wurden uns – wenn nicht anders dokumentiert – von den porträtierten Personen/Institutionen zur Verfügung gestellt.
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Krimifestival im Caligari, Foto: © Martin Ohnesorge
Ein Paar wie Blitz und Donner
Warum soll eine Feministin kein Buch über einen Mann schreiben?
„Dieser Mann war mein Weckruf!“ nennt Marlies Krämer ihre neue Publikation. Es ist „eine Liebeserklärung“ an ihren verstorbenen Lebensgefährten Günter Meyer, die sich wie eine Doppelbiografie liest und sich als spannendes Zeitzeugnis entpuppt.
„Eine außergewöhnliche Geschichte über die Verbindung eines lernfähigen Mannes mit einer überzeugten Feministin“ verweist der Untertitel auf des Pudels Kern.
Es ist die Story von Günter aus Aschersleben/DDR und Marlies aus Sulzbach/Saar, die sich um das deutsch-deutsche Zusammenwachsen höchst verdient gemacht und eine rot-rote Koalition gelebt haben. Die saarländische Autorin ist seit Jahrzehnten in Sachen Gendergerechtigkeit engagiert, lehnte eine
„BürgERmedaille“ ab und wurde am Internationalen Frauentag 2020 von der Rheinland-Pfälzischen Ministerpräsidentin Maly Dreyer in der Mainzer Staatskanzlei ausgezeichnet mit dem Marie JuchaczFrauenpreis.
„Er war mein Mentor. Mit seiner Hilfe konnte ich mich zu der Frau entwickeln, die ich heute bin. Ich wollte Günter, diesem so großartigen Mann, die Ehre erweisen und ihn so darstellen, wie er war.“
Über zwei Jahre hat die Witwe und alleinerziehende Mutter von vier Kindern, an diesem Buch geschrieben. Zuweilen saß Marlies Krämer nachts am PC, „wenn ich Ideen hatte, die wollte ich nicht vergessen“.
Ihre Hommage an den langjährigen Filmbeleuchter des Saarländischen Rundfunks mit Theatererfahrung und zugleich überaus engagiertes SPD-Urgestein half bei der Trauerarbeit.
„Ich kann gar nicht sagen, wie sehr er mir fehlt. Ich bin ein Teil seiner Biografie.“ Die Autorin macht aus ihrem Herzen keine Mördergrube: „Es war oft Feuer unterm Dach bei uns, das hat die Luft gereinigt. Aber Günter hat mich immer unterstützt, war fasziniert von meiner Veränderung und sagte oft: Da hast Du wieder recht gehabt.“
Es ist auch eine Hommage an die, die wir „im Dunkeln“ nicht sehen und ohne deren hoch spezialisiertes Können auf der Bühne oder Leinwand wenig, bis nichts zu sehen wäre. Es geht um Göttingen und Saarbrücken, „tanzende Lampions und Majoran-Wochen“, ein „unverhofftes Treffen mit Langzeitwirkung“, die Willy Brand-Medaille und eine SPD-Veranstaltung der kurzen Wege.
Ein „überzeugter und überzeugender Sozialdemokrat“ war Günter Meyer jedoch nicht immer. Wie aus dem „Freiwilligen“ bei der Kriegsmarine lange nach Kriegsende und Heimkehr zu Muttchen und der sozialdemokratischen Oma Selma Simon, die Rosa Luxemburg persönlich traf, ein aktives SPDMitglied wurde, offeriert spannende Lektüre.
Und der 90. Geburtstag war „kein Dinner for One“. Wieso Marlies Krämer Moskau als „HERR-liche Stadt“ erlebte, was es mit einer Rose und Gorbis Umarmung in Saarbrücken auf sich hat und was das „dumme Männerchromosom“ ist, wäre der lesenswerten Publikation zu entnehmen.
Lektoriert wurde das Buch von Autorin Gesine Werner, die sich als „geprüfter Mann“ ihr geschlechtsadäquates Diplom durch vierjährigen Kampf gegen die Universität Frankfurt in den achtziger Jahren erstreiten und neue Urkundendokumente durchsetzen musste (siehe WIESBADENER*IN, Ausgabe III/21).
Für die Gesamtherstellung zeichnet media futura verantwortlich.
Das Buch von Marlies Krämer mit dem Titel „Dieser Mann war mein Weckruf“ ist ab sofort unter der ISBN 978-3-00-074881-3 im Buchhandel erhältlich.
An einer e-Book-Fassung wird gerade gearbeitet.
Text und Foto: Gesine Werner
4 wiesbadener*in I/2023
Marlies Krämer legt mit „Dieser Mann war mein Weckruf“ die Biografie von Günter Meyer vor
menschen & meinungen
Marlies Krämer zeigt ihre fotografisch festgehaltene Begenung mit Gorbatschow, dem sie bei seinem Besuch 1996 in Saarbrücken eine Rose überreichte. Dann nahm er sie einfach in den Arm.
Darauf haben viele gewartet: Die diesjährige „Kurze Nacht“ der Museen und Galerien in Wiesbaden findet am 1. April 2023 mit statt – mit der Rekordzahl von 34 teilnehmenden Museen, Kunstvereinen, Projekträumen und Galerien!
Auch sind wieder der Wiesbadener PopJazzChor und das Rollende Museum, bei dem einhundert Oldtimerbesitzer aus Hessen, Rheinland-Pfalz, Baden-Württemberg und Bayern ihre Teilnahme zugesagt haben, mit dabei.
Die „Kurze Nacht“ gehört damit nicht nur zu den ältesten Museumsnächten in Deutschland, sondern ist in jedem Frühjahr für Wiesbaden, aber auch überregional, ein unumstößliches Kulturevent. Die Veranstaltung lockt mit einem spannenden und facettenreichen Programm viele tausende Besucher aus dem Großraum RheinMain in die Landeshauptstadt und ist Botschafter für den hohen kulturellen Anspruch der Stadt. In diesem Jahr nehmen sieben neue Aussteller teil. Es sind:
- Der artroom Wiesbaden in der Eltviller Str. 6, wo unter dem Titel „CROSSWORLD_PUZZLE“ eine Gruppenausstellung mit keramischen Skulpturen von Studierenden der Hochschule für
Die lange kurze Nacht der Künste
Gestaltung Offenbach und deren Leiterin des Labors Kunst, Merja Herzog-Hellstén gezeigt wird.
- Die SV AtriumGalerie der SV SparkassenVersicherung in derBahnhofstraße 69 präsentiert Gemälde von Marc Jung, einem der gefragtesten jungen Künstler der deutschen Kunstszene.
- Ebenso ist Malerei im Künstlerhaus43 im altehrwürdigen, ehemaligen Palasthotel am Kochbrunnenplatz 1 von Shabnam Miller zu sehen.
- Im KunstKontor in der Taunusstraße 55 wird unter anderem die Gruppenausstellung „Mixed Media“ zu sehen sein, wo sich u.a. Stefanie Minzenmay und Rolf Gith mit dem Thema Materialität auseinandersetzen.
- Premiere haben außerdem die Galerie neongolden in der kleinen Schwalbacher Str. 8 mit Fotografien von Marc Peschke und Holzschnitten von Roman Klonek,
- das Queere Zentrum e.V. Wiesbaden, Bornhofenweg 7a mit Arbeiten von Sanja Praktisch
- und der Kunstverein Walkmühle, Bornhofenweg 9, wo sich 26 Künstler*innen mit dem außerordentlich spannenden, weil aktuellen Thema „ANGST – Krisenindikator oder Überlebenstrieb“ auseinandersetzen.
Besondere Highlights sind die Gruppenausstellung „Angst“ in der Walkmühle, die Präsentation neuer Bilder von Marc Jung, einem der gefragtesten jungen Künstler der deutschen Kunstszene und die Ausstellungen der Hamburgerin Annika Kahrs und der in Wiesbaden geborenen Cemile Sahin im Nassauischen Kunstverein, Wilhelmstraße 15.
Die Performances, Filmarbeiten, Soundinstallationen und Objekte von Annika Kahrs zeigen auf vielfältige Weise, welche Bedeutung Musik und Klang – also akustische Informationen – in unterschied-
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kultur & kreatves
Kota Ezawas: Kabul 2, zu sehen in der Walkmühle
lichen sozialen, kulturellen und politischen Strukturen der Koexistenz spielen, während im Mittelpunkt der künstlerischen Arbeit der in Wiesbaden geborenen Cemile Sahin politische Ereignisse und deren Narration stehen, die sie in Installation, Film, Skulptur, Text, Sound und Fotografie bemerkenswert kombiniert.
Bereits um 18.00 Uhr wird die „KURZE NACHT“ von dem Kulturdezernenten der Stadt Wiesbaden, Stadtrat Axel Imholz, der Vorsitzenden des NKV Elke Gruhn und dem Organisator der Veranstaltung Erhard Witzel im Nassauischen Kunstverein in der Wilhelmstr. 15 eröffnet.
Ein Leckerbissen für alle anwesenden Gäste wird die Performance „Strings“ von Annika Kahrs sein.
Von 19 bis 24 Uhr freuen sich die teilnehmenden 34 Institutionen und Galerien bei traditionell freiem Eintritt auf die Besucher.
Dank für die freundliche Unterstützung an das Kulturamt der Stadt Wiesbaden und die NASPA
Organisationsverantwortung „Rollendes Museum“: Rainer Wehner, 0171-313 3389
Gesamtorganisationsverantwortung: Erhard Witzel, 0171-6504 690 ew@galerie-witzel.de
Alle Adressen und Infos auf www.kurze-nacht.de
6 wiesbadener*in I/2023 kultur & kreatives
Marc Jung: Made in Heaven, zu sehen in der SV Atrium Galerie
FernsehKrimifestival 2023
Das Schweigen der Esel
Wenn Fernsehfilme Titel tragen wie „Todesengel“, „Spurlos in Athen“ und „Das geheime Leben unserer Kinder“ kann es sich nur um das Krimi-Genre handeln, das in vielerlei Variationen das allabendliche TV-Programm dominiert.
Davon profitiert das „FernsehKrimifestival“, das seit 2005 einmal im Jahr Mord, Totschlag und andere schlimme Dinge mit Preisen bedenkt. Es entstand aus der Idee heraus, dem Fernsehkrimi eine Plattform zu geben, die seinem Erfolg und Gesellschaftsbezug gerecht wird.
Das Publikumsfestival lockt seitdem jedes Jahr 4.000 Krimi-begeisterte Besucher*innen in die historische Caligari FilmBühne im Herzen der hessischen Landeshauptstadt Wiesbaden. Und auch für die Fernsehbranche gilt das Festival als beliebter Treffpunkt, um über neue Projekte und die Entwicklungen des Genres zu sprechen.
Traditionell beginnt das Festival am Sonntag mit der Verleihung des Ehrenpreises für besondere Verdienste um den deutschen Fernsehkrimi. Nach der Preisübergabe wird ein Film aus dem Werk des bzw. der Preisträgerin vorgeführt.
Am Montag findet der Serienwettbewerb des Festivals statt. Aus den fünf nominierten Serien wird jeweils eine Folge gezeigt. Der Berliner Filmjournalist Knut Elstermann moderiert Q&As mit den anwesenden Filmschaffenden.
Dienstag bis Donnerstag steht ganz im Zeichen des Wettbewerbs um den Deutschen FernsehKrimi-Preis. Zehn Wettbewerbsfilme werden präsentiert. Auch hier sind die Filmteams anwesend und werden von Knut Elstermann zum Filmgespräch gebeten. Im Nachwuchs-Drehbuchwettbewerb treten vier Autor*innen um den Titel „Deutschlands spannendster FernsehKrimi-Drehbuchnachwuchs“ an. Der Wettbewerb fand 2022 online statt.
Am Freitagabend wird es spannend: Der Deutsche FernsehKrimi-Preis wird im Rahmen der Preisverleihung vergeben. Einen Tag später beendet die „Lange FernsehKrimi-Nacht“ als kultiges Highlight die Festivalwoche. Alle zehn Wettbewerbsfilme werden in der Nacht von Samstag auf Sonntag am Stück gezeigt.
Mittlerweile stehen die Nominierungen des Film- und Serienwettbewerbs stehen fest. Alle 15 Produktionen werden im Rahmen der Festivalwoche vom 12. bis 19. März 2023 in Anwesenheit der Filmschaffenden in der Caligari FilmBühne Wiesbaden gezeigt. Insgesamt reichten 13 Fernsehsender 53 Produktionen ein.
Das Festival startet am Sonntag, den 12. März, mit der Verleihung des Ehrenpreises. Der Wettbewerb um den Deutschen FernsehKrimi-Preis wird am Dienstag, 14. März, um 18 Uhr eröffnet – mit der Premiere von „Polizeiruf 110 –Ronny” (MDR) in Anwesenheit der
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kultur & kreatves
aus: Das Schweigen der Esel
Regisseurin Barbara Ott und des Drehbuchautors Jan Braren. Im Anschluss begrüßt das Festival um 20:30 Uhr die Schauspielerin Ulrike Folkerts und Drehbuchautor Stefan Dähnert zur Vorführung einer Folge des Tatorts aus Ludwigshafen mit dem Titel „Lenas Tante” (SWR). Weitere acht Fernsehkrimis werden in den darauffolgenden zwei Tagen gezeigt.
Die Wettbewerbsfilme 2023 sind: PREMIERE/WETTBEWERBSERÖFFNUNG:
POLIZEIRUF 110 – RONNY (MDR)
Regie: Barbara Ott, Buch: Jan Braren, u.a. mit Claudia Michelsen, Felix Vörtler
PREMIERE:
DAS SCHWEIGEN DER ESEL (ORF/ARTE)
Regie und Buch: Karl Markovics, u.a. mit Karl Markovics, Julia Koch
PREMIERE:
DAS MÄDCHEN VON FRÜHER (ZDF)
Regie: Lena Knauss, Buch: Martina Mouchot, u.a. mit Nina Kunzendorf, Godehard Giese
PREMIERE:
TATORT – DAS GEHEIME LEBEN UNSERER KINDER (SWR)
Regie: Kai Wessel, Buch: Astrid Ströher u.a. mit Eva Löbau, HansJochen Wagner
HESSEN-PREMIERE: TATORT – VERBORGEN (NDR)
Regie: Neelesha Barthel, Buch: Julia Drache, Sophia Ayissi, u.a. mit Wotan Wilke Möhring, Franziska Weisz
DAS WEISSE SCHWEIGEN (RTL+/VOX)
Regie: Esther Gronenborn, Buch: Esther Gronenborn, Sönke Lars Neuwöhner, u.a. mit Julia Jentsch, Kostja Ullmann
DIE MACHT DER FRAUEN (ZDF/ ARTE)
Regie und Buch: Lars Becker, u.a. mit Natalia Wörner, Fritz Karl
SOLO FÜR WEISS – TODESENGEL (ZDF)
Regie: Gunnar Fuß, Buch: Mathias Klaschka, u.a. mit Anna Maria Mühe, Camill Jammal SPURLOS IN ATHEN (ARD DEGETO)
Regie: Roland Suso Richter, Buch: Gernot Krää, u.a. mit Silke Bodenbender, Yousef Sweid
TATORT – LENAS TANTE (SWR)
Regie: Tom Lass, Buch: Stefan Dänert, u.a. mit Ulrike Folkerts, Ursula Werner
Im Wettbewerb Krimiserie des Jahres gehen fünf Serien ins Rennen, darunter eine Premiere: BABYLON BERLIN, Staffel 4 (SKY/ ARD DEGETO),EUER EHREN (ARD DEGETO/ORF), GERMAN CRIME STORY – GEFESSELT (Prime Video), MUNICH GAMES (SKY) und als Premiere ZWEI SEITEN DES ABGRUNDS (RTL+/ WARNER TV SERIE).
Der Serienwettbewerb wird am Montag, den 13. März, ab 17 Uhr ausgetragen.
Der Kartenvorverkauf beginnt am Freitag, 3. März, ab 10 Uhr:
Tourist-Information
Marktplatz 1
65183 Wiesbaden
und auf der Website des Festivals.
Weitere Infos und Karten unter: www.fernsehkrimifestival.de
8 wiesbadener*in I/2023 kultur & kreatives
aus: Polizeiruf 110 - Ronny
Mit der Ausstellung „Frieda Riess und Yva. Fotografien 1919 – 1937“ widmen sich die Opelvillen zwei deutschen Fotografinnen, die, obwohl sie zu den Pionierinnen der Fotokunst zählen, in Vergessenheit geraten sind.
Friede Getrud Riess (geboren 1890 in Czarnikau, heute Czarnkow in Polen, gestorben 1957 in Paris) zählt zu den ersten selbstständigen Unternehmerinnen ihrer Generation. Bereits 1917 eröffnete sie ein Atelier in Berlin.
Auch Yva (geboren 1900 in Berlin als Else Ernestine Neuländer, gestorben 1942 im Vernichtungslager Sobibór) war erst 25 Jahre alt, als sie ihr erstes Fotoatelier gründete. Mit ihren technisch aufwändig und perfekt inszenierten Werbe- und Modeaufnahmen avancierte Yva zur Spezialistin der Modefotografie und war eine der ersten Frauen, die in der Werbebranche arbeiteten. Bekanntester Schüler der innovativen Fotokünstlerin war Helmut Newton (1920 – 2004). „Dass ich bei Yva lernen durfte, war der Olymp für mich“, so Newton, der von 1936 bis 1938 eine Lehre bei ihr absolvierte.
Neben Mode- und Werbeaufnahmen sind in der Ausstellung zahlreiche Porträts zu sehen. Die an der expressionistischen Malerei orientierten Bildnisse von Friede Riess wurden 1925 zum ersten Mal in der Berliner Galerie Alfred Flechtheim ausgestellt.
Durch den renommierten Kunstsammler und Händler schaffte Riess den endgültigen Durchbruch, auch über die Grenzen Berlins hinaus, und wurde nur noch als „die Riess“ bezeichnet. 1932 gab Riess ihr Atelier in Berlin auf und folgte dem Diplomaten Pierre de Margerie (1861 – 1942) nach Paris, der zuvor zehn Jahre als Boschafter in Berlin tätig war. Nachdem deutsche Truppen 1940 Paris besetzt hatten, nannte sie sich „Riess de Belsine“, um ihre jüdische Herkunft
zu verschleiern. Eine Krankheit, die zu fortschreitenden Lähmungen führte, bestimmte ihre Lebensumstände. Mit dem Tod ihres Lebensgefährten de Margerie 1942 wurde ihr Restvermögen in Berlin beschlagnahmt, und die Fotografin verarmte. Über ihre letzten Lebensjahre ist wenig bekannt. Vermutlich starb Riess Mitte der 50er Jahre.
Aufgrund ihrer jüdischen Herkunft musste Yva 1938 ihr Atelier aufgeben und arbeitete als Röntgenassistentin im jüdischen Krankenhaus Berlin. 1942 wurde Yva und ihr Mann verhaftet und am 13. Juni
1942 in das Vernichtungslager Sobibór deportiert, nachdem sie vorher noch Vorbereitungen zur Auswanderung getroffen hatten. Wahrscheinlich wurde sie nach Ankunft am 15. Juni 1942 ermordet. In der gerichtlichen Todeserklärung wurde als Sterbedatum der 31. Dezember 1944 festgesetzt.
Frieda Riess und Yva Fotografien 1919 – 1937 bis 4. Juni 2023 Opelvillen Rüsselsheim Ludwig-Dörfler- Allee 9 65428 Rüsselsheim www.opelvillen.de
Frieda Riess und Yva
Fotografien 1919 – 1937
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kultur & kreatves
Yva, Selbstportrait um 1937
In der 23. Ausgabe des goEast Festivals, darf sich in der Woche vom 26. April bis zum 2. Mai wieder auf eine Vielzahl mittel- und osteuropäischer Filme gefreut werden.
Žbanićs, bis hin zu wilden ungarischen und estnischen Filmen.
Im internationalen Wettbewerb des goEast Festivals laufen dieses Jahr wieder 16 Spiel- und Doku-
goEast 2023: Tik-Toks, Animadocs und native Edition
Wie schon seit Beginn des Festivals 2000 werden auch dieses Jahr die Filmkulturen der sowjetischen Nachfolgestaaten individuell beleuchtet.
An sieben Festival Tagen kann in den verschiedensten Sektionen ein breites Programm bestaunt werden, von Schätzen Jasmila
mentarfilme und konkurrieren um Geldpreise im Wert von 21.500 Euro als auch um zwei Preise, die von einer FIPRESCI Jury verliehen werden. Außerdem gibt es einen Programmpreis des Senders 3sat zu gewinnen. In der Bioskop-Sektion gibt es fernab vom Wettbewerb Filme auf der großen Leinwand zu sehen, die es in Deutschland noch
nie im Kino gab, die man nichtsdestotrotz einmal dort gesehen haben muss.
Tik-Toks auf einem Filmfestival?
Sehr richtig: Im Rahmenprogramm des Cinema Archipelago wird es neben spannenden Lesungen, umfangreichen Ausstellungen und dem weiterführenden VR-Programm aus dem letzten Jahr, auch ein Tik-Tok Programm geben, das im letzten Jahr Premiere feierte und das Jung sowie Alt begeistert!
Nach der Hommage an Lana Gogoberidze im Vorjahr, präsentiert Jasmila Žbanić eine Vielzahl ihrer Filme dieses Jahr persönlich in Wiesbaden. Ihr Debütlangfilm GRBAVICA, welcher auch zu sehen sein wird, gewann 2006 auf der Berlinale den Goldenen Bären für den besten Film und beschäftigt sich mit dem Bosnienkrieg in den 1990er Jahren. Dieser Film markierte nur den Anfang einer sehr erfolgreichen Karriere. Ihr letzter Spielfilm QUO VADIS, AIDA? fasst die Kriegsthematik wieder auf und behandelt das Massaker von Srebrenica. Auch dieser Film wurde mehrfach ausgezeichnet und nominiert, nicht zuletzt bei der Oscarverleihung 2021. Ihr derzeitiges Projekt THE LAST OF US ist momentan in aller Munde.
Auch das Nachwuchsprogramm kommt in diesem Jahr nicht zu kurz: Im East-West Talent Lab, werden junge Filmschaffende mit Expert:innen, Produzent:innen und Förder:innnen zusammengeführt und können nicht nur viel Wissen erlangen, sondern auch langfristige Kontakte knüpfen und sich somit international connecten.
Am Ende stellen diese Jungkünstler:innen ihre eigenen Dokumentarfilmprojekte in einem öffentlichen Pitch vor.
Neben dem schon sehr umfangreichen Programm können Besucher:innen jeder Altersklasse in der Special-Rubrik eine große Auswahl an besonderen Programmen besuchen, Von tschechischen Animadocs bis hin zu Schools goEast
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kultur & kreatives
wird auch hier wieder eine Menge Spaß und Kreativität garantiert.
Das soll es aber an Animationsfilmen noch nicht gewesen sein: in einer langen Animationsfilm-Tradition teilen sich Ungarn und Estland diese spezifisch experimentelle Vorliebe. Aufgepasst: Hier besteht durchaus die Möglichkeit in psychedelische Ekstase zu verfallen. Besonders aufregende Kurz- als auch Langfilme werden hier unter anderem von Elbert Tuganov und Kati Macskássy präsentiert. Außerdem werden auch slowenische Filme dieses Jahr besonders in den Fokus genommen.
Anlässlich der diesjährigen Buchmesse können Interessierte auf dem Festival
schon eine Kostprobe für die kommende slowenische Filmreihe im DFF erleben. Um auch Kurzfilmen wieder eine eigene Bühne zu geben, wird 2023 zum bereits vierten Mal der Rhein-Main Kurzfilmpreis verliehen.
In der diesjährigen “Native Edition” können hier vor allem Filmschaffende indigener Herkunft ihr Können unter Beweis stellen.
Also: bloß die Woche vom 26. April bis zum 2. Mai freihalten. Es gibt viel zu sehen, bestaunen und erleben!
Weitere Infos unter: www.filmfestival-goeast.de
wiesbadener*in I/2023 kultur & kreatives
Foto: © Beata Siewicz
Foto: © Beata Siewicz
Vom 6. Mai bis zum 8. Oktober 2023 findet zum sechsten Mal die Skulpturen-Triennale in Bingen am Rhein statt.
Nach Themen der vergangenen Ausstellungen „Mensch und Maschine“, „Nah und Fern“ oder „Echt und Falsch“ werden 15 Jahre nach der ersten Skulpturenausstellung, die seinerzeit anlässlich der Lan-
desgartenschau 2008 initiiert wurde, im kommenden Jahr erneut ca. 20 künstlerische Positionen entlang des Rheinufers unter dem Titel „Hier und Jetzt“ thematisch vereint.
Mit weitem Blick auf aktuelle Fragen werden sich die Skulpturen und Installationen mit dem Ausstellungstitel auseinandersetzen. Themen, wie der Umgang mit Ressourcen,
Folgen des Klimawandels und die Herausforderungen im Makrokosmos einer globalisierten Weltordnung werden ebenso beleuchtet wie Alltagsfragen nach sozialer Gerechtigkeit und des gesellschaftlichen Zusammenlebens in lokalen Strukturen oder der Familie.
Die Rolle und Verantwortung des Einzelnen im Gefüge unserer Gesellschaft und der oftmals damit verbundene Wunsch nach größtmöglicher Verwirklichung eigener Ziele wird dabei kritisch hinterfragt. Werke, die sich mit dem individuellen und gesellschaftlichen Ringen um Gleichgewicht, Harmonie und Stabilität in einer sich stetig wandelnden Welt befassen treffen auf Arbeiten, die thematisieren, wie fragil und vergänglich dieses Gleichgewicht ist, wenn es einmal erreicht ist.
Bemerkenswert ist, dass all‘ dies in einem klassischen Freizeitgelände – dem Park entlang des Rheinufers – im Weltkulturerbe Mittelrhein stattfindet. Ein Ort, der für gewöhnlich
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„Hier und Jetzt“
6. Skulpturentriennale in Bingen
2023
kultur & kreatives
Finja Sander: Für morgen, 2023
kein Platz ist, sich mit Fragen zeitgenössischer Kunst inhaltlich auseinanderzusetzen.
Die Werkauswahl zielt genau auf diese Situation ab: Themen finden, Fragen stellen, Ansichten überdenken, Raum für Ideen schaffen.
Die Skulpturen ermöglichen diese neuen Kommunikationswege. Sie öffnen und weiten den Blick der Besucherinnen und Besucher in der Hoffnung, die gewünschten Impulse zu liefern.
Begleitet wird die Ausstellung durch ein umfangreiches Vermittlungsprogramm. Neben Schulprojekten in allen Altersstufen, einer Kooperation mit der Volkshochschule und speziellen Seniorenprogrammen sind vor allen Dingen die „Jungen Kunstvermittler“ ein Projekt mit besonderer Strahlkraft.
Es handelt sich dabei um Binger Schülerinnen und Schüler, die im Rahmen der Ausstellung in spontanen Einzelvorträgen Kunstwerke
im Ausstellungsgelände erklären und zum Dialog und Austausch mit Besucherinnen und Besuchern einladen.
Als nichtkommerzielles Ausstellungsvorhaben im öffentlichen Raum bietet sich mit der Skulpturen-Triennale die Möglichkeit ein sehr breites Publikum anzusprechen, das in der Regel nicht mit zeitgenössischer Kunst in Kontakt kommt.
Sowohl Gäste Bingens als auch alle Bürgerinnen und Bürger sind eingeladen, sich auf eine überraschende Entdeckungsreise zu begeben. Zur Ausstellung erscheint ein Katalog.
„Hier und Jetzt“ – 6. Skulpturen Triennale Bingen 2023
www.skulpturen-bingen.de
Laufzeit:
Sa. 6. Mai – So. 8. Oktober 2023
Ort:
Entlang des Rheinufers in Bingen (und an ausgewählten Orten der Binger Innenstadt)
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kultur & kreatives
Bogmin Ecker: Baum #133, 2003
Es geht wieder los:
Summer in the City 2023
Ursprünglich als Mainzer Zeltfestival im Volkspark 1997 gestartet, wandelte sich das Festival 2010 zu der inzwischen bundesweit bekannten Open Air Konzertreihe SUMMER IN THE CITY Mainz und ist seither Anlaufstelle für internationale und nationale Musikgrößen.
Den Anfang des Mainzer Open-AirReigens machen die Hollywood Vampires, die im Juni 2023 für fünf Shows nach Deutschland kommen und am 30.6.23 in Mainz gastieren. Die Band um Johnny Depp, Alice Cooper und Joe Perry (Aerosmith) und seine vier Begleiter haben pure Freude am Miteinander-Musizieren und an ihrem postmodernen, handgemachten (Hard-)Rock.
Das Magazin WIESBADENER*IN verlost 2 x 2 Karten für den kabarettistischen Abend „Liebe“ mit Hagen Rether in der Rheingoldhalle Mainz am 1.4.2023.
Rethers LIEBE ist tragisch, komisch, schmerzhaft, ansteckend: Das ständig mutierende Programm mit dem immer gleichen Titel verursacht nachhaltige Unzufriedenheit mit einfachen Erklärungen und stiftet zum Selberdenken und -handeln an.
Bitte beantworten Sie folgende Frage: In welchem Jahr wurde ein Asteroid nach Hagen Rether benannt?
Antworten bitte bis 25.3.2023 per Mail an: mail@media-futura.de
Der Rechtsweg ist ausgeschlossen. MitarbeiterInnen des Verlages können leider nicht teilnehmen.
Am 1.7.23 kommt Lea in den Volkspark. Einfühlsame Melodien gepaart mit gängigen Songtexten ist das Geheimrezept der Interpretin aus Hannover. Sie ist nicht nur Sängerin, sondern auch Songwriterin und Keyboarderin. Lea ist vielseitig und zeigt ihre verschiedenen künstlerischen Facetten sehr eindrucksvoll.
Mit seinem neuen Album „Battito Infinito“ hat der rekordverdächtige Singer/Songwriter Eros Ramazotti gezeigt, warum der seit über 35 Jahren zu den beliebtesten italienischen Künstlern gehört. Und wer ihn einmal auf der Bühne erlebt hat, weiß, dass er nicht nur auf
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kultur & kreatives
Beth Hart, Foto: Roxanne de Roode
seinen Alben, sondern insbesondere live zu überzeugen vermag, so bestimmt auch am 7.7.23 im Volkspark.
Giovanni Zarrella hat sich in den letzten Jahren in atemberaubender Geschwindigkeit an die Spitze der deutschsprachigen Entertainmentbranche gearbeitet. Mit großem Fleiß, Vielseitigkeit und seinem italienischen Charme ist er der Aufsteiger der letzten Jahre. Seine Leidenschaft für die Musik steht für ihn seit Jahren im Mittelpunkt, was er am 13.7.23 auf der Zitadelle demonstrieren wird.
Einen Tag später, am 14.7.23, kommt Pietro Lombardi auf die Zitadelle, einer der größten Pop Acts Deutschlands. Sein Name steht für Sommer, Sonne und jede Menge heißer Beachparty-Vibes. 2022 absolvierte Pietro seine bisher größte und erfolgreichste LiveTour, die ihm unter anderen einen Sold Out Award der Lanxess Arena Köln einbrachte.
Nach 73 begeisternden ArenaShows mit über 600.000 Besuchern in Europa setzen Simply Red ihre Konzertserie im Sommer 23 mit weiteren Auftritten fort und kommen am 15.7.23 auf die Zitadelle. Natürlich dürfen die Fans den perfekten Mix aus Soul, Funk und Reggae ebenso erwarten wie ihre geballten Greatest Hits.
Alvaro Soler ist ein Weltstar mit Gold- und Platin-Alben rund um den Globus, seine Musik sprüht vor Lebensfreude. Geboren in Barcelona, aufgewachsen in Japan, lebt der Popmusiker heute zwischen Berlin und Barcelona, spricht fünf Sprachen und ist in der Welt zu Hause. Schon früh lernte er, wie Musik Menschen und Kulturen verbindet (21.7.23).
Clueso ist aus Deutschlands Musikszene nicht mehr wegzudenken. Neben seinem aktuellen “ALBUM”, eine hochvitale Urban-Pop Liedersammlung, in welcher er gekonnt viele musikalische Stimmen zusammenführt, sind es auch immer wieder Hits wie “Flugmodus”, “Gewinner”, „Chicago“ oder “Neuanfang” mit welchen er seine Zuschauer:innen mitreißt (22.7.23).
Auf seiner neuen Platte zeigt sich Calum Scott als gereifter Künstler, der mit dem Selbstbewusstsein
seines Erfolges auch weitere ungewohnte Schritte gehen möchte – begleitet von dieser immer wiedererkennbaren, wandelbaren, großartigen Stimme, die man in jeder Modulation dennoch aus tausenden anderen sofort heraushört und das gefühlvolle Timbre, das ihr Geheimnis ausmacht. Ein Konzerterlebnis der besonderen Art, am 23.7.23 auf der Zitadelle.
1983 kam es zu einem mehr als handfesten Skandal, als eine Band aus Liverpool, die auf den Namen „Frankie Goes To Hollywood“ hörte, ihren Song „Relax“ veröffentlichte. Sei es im Radio, im TV oder auf dem Dancefloor, überall sprach man über diese Band´. „Relax“ war revolutionär, verrucht und ... einfach verdammt gut! Nun kommt Frontmann Holly Johnson, Galionsfigur der Schwulenbewegung solo für einen bestimmt unvergesslichen Konzertabend am 27.7.23 auf die Zitadelle.
Beth Hart gilt als eine der talentiertesten Stimmen ihrer Generation. Sie hat weltweit mehrere ausverkaufte Tourneen absolviert, stand sechsmal an der Spitze der Billboard Blues Charts, erhielt Doppelplatin und hatte eine Reihe von Top-10-Alben in ganz Europa in den Charts. Im Februar 2022 erschien ihr Album „A Tribute To Led Zeppelin“ mit welchem Beth sich an eines ihrer bisher tiefgründigsten Projekte wagt, indem sie die legendäre Stimme von Robert Plant verkörpert (28.7.23).
Philipp Poisels neustes Album „Neon“ ist ein Meilenstein der Phantasie. Eine Reise in die Kindheit, in der das Neonlicht hell im Zentrum strahlt und an seinen Ausläufern in der Dunkelheit versinkt. Und so wird das Publikum auch bei den acht Liveshows auf diese besondere Phantasiereise entführt, denn in Philipp Poisels Songs und bei seinen Konzerten wachsen filmreife Kopfkinolandschaften. Die Musik erzählt das Erlebte. Wie von Geisterhand entsteht so eine Intensität, der man sich kaum entziehen kann (30.7.23).
Weitere Infos und Tickets gibt es auf:
www.summerinthecity-mainz.de
wiesbadener*in I/2023 15
kultur & kreatives
Eros Ramazotti, Foto: NEUES Artwork
Clueso, Foto: Christoph Köstlin
Hollywoold Vampires, Foto: earMUSIC
Alvaro Soler, Foto: Martin Garcor
Seit November 2022 zeigt Petra Bermes wieder Kunst in Wiesbaden! Unter dem Motto „Get high on Art!“ trägt sie mit ihrer wiedererstandenen Galerie neongolden ( jetzt: Neongolden@WiCoPop*) „zur Belebung der Wiesbadener Innenstadt“ bei.
Der Berliner Fotograf Peter Adamik war der Erste, der die Ladenwände „bespielte“.
„Kunden und Kundinnen mochten den steten Wandel der Ausstellungen ebenso, wie die MitarbeiterInnen.“, erzählt Petra Bermes. Alle zwei Monate wechselten die
Neongolden@WiCoPop*
Wir erinnern uns: Von 1989 bis 2019 konnten wir beim Haareschneiden im Friseurladen „Schnittpunkt“ im Wiesbadener Westend Kunst bewundern und kaufen. Petra Bermes, die eigentlich mal freie Kunst studieren wollte und sich dann doch zunächst auf „Haarkunst“ spezialisierte, stellte ziemlich schnell nach der Eröffnung des Friseurladens auch Kunst aus. Der Eckladen mit den schönen hohen Decken lud förmlich dazu ein, ihn noch anders, als zum Haareschneiden zu nutzen.
Ausstellungen, 30 Jahre lang! Legendär sind auch die Vernissagen, Partys und Lesungen im Schnittpunkt.
Von 2002 – 2008 wirkte Petra Bermes im Vorstand des NKV mit und kuratierte hier verschiedene Ausstellungen, bei denen Sie auch die eine oder andere „Neuerung“ einführte. So engagierte sie zum ersten Mal in der Geschichte des NKV zur Ausstellungseröffnung eine DJ. „Ich habe immer versucht, mehr kunstinteressierte Menschen
in den Kunstverein zu bekommen“, so Petra Bermes. Sie wollte Kunst auch mit „vergnüglichen Inhalten“ verknüpfen, um den Zugang zur Kunst zu vereinfachen.
Zeitgleich zum Engagement im Nassauischen Kunstverein konnte sich Petra Bermes einen kleinen Traum erfüllen und einen ganz besonderen Raum in der Nerostraße 3 als Galerie nutzen. So entstand die Galerie neongolden. Drei Jahre lang fanden hier Ausstellungen mit jeweils zwei KünstlerInnen statt, die alle zwei Monate wechselten. Wir erinnern uns an die großartigen Vernissagen, die stets einer „Kunstparty“ glichen; gefüllt mit Besuchern, mit Musik und leckeren Häppchen, „nach den Vernissagen klebten neben fast allen gezeigten Werken rote Punkte (verkauft!)“, O-Ton Petra Bermes, „bezahlbare Kunst, das war ein klein wenig neu in Wiesbaden …“
Aber so schön die Vernissagen und Finissagen auch sind; Sie kosten Kraft und Geld, und so entschied sich Petra Bermes die Galerie neongolden aufzugeben und sich wieder ihrer Haarkunst und den Kunstausstellungen im Schnittpunkt zu widmen.
16 wiesbadener*in I/2023
Manchmal wissen wir erst, was wir vermisst haben, wenn´s wieder da ist!
kultur & kreatives
Andrea Esswein aus der Ausstellung „Flora“, Foto: © Rene Schenkel
WiCoPop*
Neue spannende Orte zum Improvisieren, Gestalten und Experimentieren entstehen unter dem Namen WiCoPop* im Leerstand in der Kleinen Schwalbacher Straße.
Das Projekt wird gefördert vom Programm ‚Zukunft Innenstadt‘ des Hessischen Ministeriums für Wirtschaft, Energie, Verkehr und Wohnen und dem Referat für Wirtschaft und Beschäftigung.
Die Wirtschaftsförderung der Landeshauptstadt, verantwortet durch die für den Bereich Wirtschaft zuständige Stadträtin Christiane Hinniger, hat sich mit diesem Projekt beim Land Hessen beworben.
Es gibt Angebote von Start-ups in einem Laden in der Kleinen Schwalbacher Straße sowie Veranstaltungen und Ausstellungen. Hierdurch sollen neue Zielgruppen zu einem Besuch der Innenstadt angeregt werden und der Leerstand sinnvoll genutzt werden.
Bestehend aus einem PopUpStore* mit Schaufenstern auf der Straßenebene, einem CoLab* im ersten Stock und einem CoSpace* im zweiten Stock, bietet das WiCoPop* viele Möglichkeiten für die Entwicklung von innovativen Konzepten verbunden mit wertvollen Praxistests.
Auf WiCoPop.de sind Veranstaltungstermine und Informationen zu den Projekten zu finden. In den Social-Media-Kanälen ist die virtuelle Teilnahme an Events sowie ein reger Austausch von Ideen, Perspektiven und Erkenntnissen geplant.
Die erste Ausstellung von Neongolden@WiCoPop* und GLYG. Bar@WiCoPop* werden zum Start mitten im Herzen der Stadt besondere Anziehungspunkte werden“, so Birgit Knetsch, Referatsleitung Wirtschaft und Beschäftigung zum aktuellen Stand.
(aus: www.wicopop.de/wicopopim-herzen-von-wiesbaden/).
Alle Infos zum Projekt unter: www.wicopop.de/wicopop-imherzen-von-wiesbaden/
Ja, und dann stand nach 30 Jahren Veränderung im Raum: Denn ohne Veränderung keine Bewegung und ohne Bewegung entsteht nichts Neues (Anmerkung der Redaktion).
2019 verkaufte Petra Bermes den Schnittpunkt an eine Mitarbeiterin und zog sich auch persönlich aus dem Westend zurück.
… und dann kam die Pandemie!
Jeglicher Neuanfang wurde für viele Menschen ausgebremst, aber es gab auch viel Zeit zur Rückbesinnung und zum Planen.
Und dann war es endlich wieder so weit: Im Zuge des Projektes zur Innenstadtbelebung WiCoPoP* (Infos im Kasten) kann Petra Bermes bis voraussichtlich Dezember 2023 die 2. Etage des Gebäudes in der Kleinen Schwalbacher Straße 8 als Galerie bespielen.
Ihr Konzept: Alle 2 Monate wird es eine Gruppenausstellung geben, die jeweils 4 Wochen zu sehen sein wird.
Zwei Ausstellungs-Zyklen liegen bereits erfolgreich hinter ihr: „Flora“, die erste Gruppenausstellung beherbergte in November/Dezember 2022 die KünstlerInnen
Wiebke Bartsch, Marco Wagner und Andrea Esswein. Im Vordergrund standen florale Motive (Foto Esswein), die auf ganz unterschiedliche Arten dargestellt und interpretiert wurden.
Anfang Januar 2023 griff Petra Bermes unter dem Thema „Berlin is Calling“ auf ihre Kontakte zur Berliner Kunstszene zurück. Fünf KünstlerInnen aus Berlin, darunter international bekannte KünstlerInnen, wie Jim Avignon und Fehmi Baumbach, aber auch Silke Thoss, Dag und 44flavours zeigten bunte Popart und zarte Collagen.
In diesem Jahr sind zusätzliche „Zwischenausstellungen“ geplant, die jeweils nur eine Woche zu sehen sein werden. Die erste diese Wochenausstellungen mit dem Thema „Shimmer“ startet am 25. Februar 2023 mit den KünstlerInnen Andrea Esswein und Marcel Kimble
Am Samstag, den 11. März startet dann die vierte Gruppenausstellung mit dem Titel „The Look“. Die KünstlerInnen Marc Peschek, Jan Schmelcher, Sandra Trösch und Roman Klonek zeigen ihre Werke bis zum 8. April 2023
Die Galerie Neongolden@ WiCoPop* wird auch bei der Kurzen Nacht am 1. April 2023 dabei sein.
Öffnungszeiten: während der Ausstellungen Dienstag Mittwoch Donnerstag 15 - 19 Uhr
Freitag und Samstag 13 - 19 Uhr
Aktuelle Informationen unter: https://www.wicopop.de/ https://www.wicopop.de/ neongolden-popup-galeriewiesbaden/
Wir freuen uns auf die Bereicherung der Wiesbadener Kunst- und Kulturszene und werden die Aktionen in 2023 in allen Ausgaben des Magazins WIESBADENER*IN begleiten.
Natürlich wünschen wir uns, dass Petra Bermes mit ihrer Galerie neongolden auch über das Jahr 2023 kulturell in Wiesbaden eine Heimat findet, die ihrer Originalität Tribut zollt.
wiesbadener*in I/2023 17
kultur & kreatives
Foto: © Rene Schenkel Petra Bermes
KONSTRUKTE im projektraumKUNST
Ausstellung Quartal II/23
Günther Brandl, Rainer Geburzyk, Achim Katzberg und Angela Cremer werden von April bis Juli 2023 in der Galerie ihre Arbeiten zeigen.
Dynamisch wird sich die Ausstellung dreimal, immer zum Monatsanfang, verändern - das bringt
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Arbeit von Angela Cremer, Foto: Angela Cremer
kultur & kreatives
Arbeit von Günter Brandl, Foto: Günter Brandl
Bewegung und fördert den Dialog über die Werke.
Was die Arbeiten gemeinsam haben, ist, dass sich alle mit Konstrukten beschäftigen. Bei Günter Brandl sind es Konstrukte aus Linien, die man als chaotische Ordnung oder geordnetes Chaos - je nachdem – bezeichnen könnte. Konstrukte aus Gebäudefassaden, die fotografisch von Achim Katzberg festgehalten werden, bekommen einen malerischen Ausdruck. Rainer Geburzyk konstruiert sich farbintensiv, Schicht um Schicht, an die Bildoberfläche, bis ein glühendes Farbflimmern entsteht. Angela Cremer konstruiert auf der Bildoberfläche Strukturen, die wiederholend unseren Blick suchen. Zusammen werden alle vier
Kunstschaffende die Ausstellung konstruieren. Und das ist auch das besondere an der Produzentengalerie, Kunstschaffende erschaffen gemeinsam eine Ausstellung und sind zu den Öffnungszeiten Ansprechpartner für die Besucher.
Seit Oktober 2020 wird im projektraumKUNST ausgestellt. Angela Cremer lädt für die Gruppenausstellungen, die jedes Quartal wechseln, Kunstschaffende ein. Seither haben 30 Schaffende in den hellen Räumen ausgestellt.
Die Galerie ist auch während der Kurzen Nacht am 1. April 2023 geöffnet.
Ausstellungseröffnung:
6. April, um 18 Uhr Die Kunschaffenden sind anwesend.
FAKTEN:
06.04.23, 18 Uhr:
Eröffnung Ausstellung I
04.05.23, ab 12 Uhr:
Wechsel der Werke - Ausstellung II
01.06.23 ab 12 Uhr:
Wechsel der Werke - Ausstellung III bis 06.07.23 18 Uhr:
Auktion Ausstellung III
Allgemeine Öffnungszeiten: Donnerstag, Freitag und Samstag von 12 - 18 Uhr
Atelier Angela Cremer
Saalgasse 16 65183 Wiesbaden
KONTAKT
Angela Cremer
www.angelacremer.de info@angelacremer.de
wiesbadener*in I/2023 19
Arbeit von Rainer Geburzyk, Foto: Rainer Geburzyk
Arbeit von Achim Katzberg, Foto: Achim Katzberg
Kunst über Erzählung:
Nina Sten-Knudsen im Kunsthaus Wiesbaden
Das Kunsthaus Wiesbaden präsentiert vom 9. März bis 14. Mai 2023 die Ausstellung „Kunst über Erzählung: Nina Sten-Knudsen“. Gezeigt werden neue Arbeiten der dänischen Künstlerin Nina StenKnudsen. Sie stehen für eine bemerkenswerte Position, die die Frage der malerischen Bedeutung heute im Spannungsfeld von historischen Narrationen und aktuellen gesellschaftspolitischen Debatten auslotet.
Nina Sten-Knudsen ist eine der wichtigsten dänischen Künstlerinnen, die in den 1980er Jahren eine zentrale Rolle im Trend der dänischen Wilden Jugend spielte. Bekanntheit erlangte sie durch ihre Teilnahme an der Ausstellung Kniven på hovedet (Messer auf dem Kopf) von 1982, die im Tranegården in Gentofte stattfand.
Nach ihrer ersten Zusammenarbeit mit der Wild Youth-Bewegung entwickelte Sten-Knudsen ein Interesse an Vorgeschichte und
nordischer Mythologie sowie an primitiven Kulturen wie den nordamerikanischen Indianern, was sich in ihren Landschaften zeigt.
Ihre Arbeiten erforschen grundlegende existenzielle Themen des Bösen, Vergangenheit und Gegenwart, die Vorzüge der modernen Welt und die Bedeutung der Malerei.
Überwältigt von der Größe des Formats wird man von der Vielfalt der Formenwelt angezogen. Damit beginnt eine Entdeckungsreise durch die Bildwelt der Nina StenKnudsen. Zahlreiche Details, ob Personen oder Gegenstände, sind in unendlich erscheinende Landschaften eingebettet. Fasziniert entdeckt man Bruchstücke aus der europäischen Kunstgeschichte, die wie bei einer archäologischen Ausgrabung aus den übereinander lagernden Sedimenten der Geschichte auftauchen. Gleichzeitig wird der Betrachter von einer magischen Stimmung erfasst.
Nina Sten-Knudsen ist eine der
wichtigsten dänischen Künstlerinnen der jüngeren Generation. Ihre Werke findet man in bedeutsamen privaten und öffentlichen Sammlungen wie dem Statens Museum for Kunst, dem Louisiana Museum und den Kunstsammlungen Chemnitz. Sie ist Trägerin der Eckersberg-Medaille (2000). Nach zahlreichen internationalen Präsentationen werden nun ihre monumentalen Gemälde in Wiesbaden zum zweiten Mal in Deutschland zu sehen sein. Kuratiert wurde die Ausstellung von Ulf Erdmann Ziegler.
Ein Rahmenprogramm mit (inklusiven) Führungen und einer Buchpräsentation begleitet die Schau.
Kunst über Erzählung:
Nina Sten-Knudsen
9. März bis 14. Mai 2023
Kunsthaus Wiesbaden Schulberg 10
65183 Wiesbaden
https://www.wiesbaden.de/kultur/ bildende-kunst/ausstellungsorte/ kunsthaus/ausstellungen.php
20 wiesbadener*in I/2023
kultur & kreatives
Nina Sten-Knudsen: The Journey
ATEMBRUCH ist der Titel des neuen Gedichtbandes des deutschsprachigen Lyrikers, Erzählers und Dramatikers Hasan Özdemir, der, in der Türkei geboren, heute in Ludwigshafen und Freinsheim lebt, wo er auch Initiator der „Literarischen Lese Freinsheim“ ist.
Bereits vor seinem Studium der Germanistik, Philosophie und Deutsch als Fremdsprachenphilologie in Heidelberg veröffentlichte er 1989 seinen ersten Gedichtband „Was soll es sein“
Der spätere Stipendiat für Literatur der Stadt Stuttgart und Gastautor der Universität Keele in England, erhielt 2002 den Förderpreis für Literatur der Pfalz.
Sein künstlerisches Schaffen umfasst Werke wie „Das trockene Wasser“, „Vogeltreppe zum Tellerrand“, „Windzweig“; sein letzter Lyrikband „Geschälte Sätze“ erschien im Mai 2013. Seine Gedichte wurden bereits ins Englische, Französische, Polnische,
Russische und ins Italienische übersetzt.
Mit seinem ersten Theaterstück „Der Proband“ erhielt er 2010 den Theaterpreis im Rahmen des Dramenwettbewerbs im Pfalzbau Ludwigshafen, sein aktuelles Theaterstück „Türkenlouis“ neue Kleider“ wurde im Schloss Mannheim uraufgeführt.
Atembruch – das ist ungewolltes Aussetzen oder willentliches Anhalten der Atmung, ein Vorgang, den man bewusst evozieren kann – oder der einem einfach passiert, vielen Menschen vorzugsweise im Schlaf. Atembruch bedeutet Stillstand, und das sind diese kostbaren Momente, in denen sich der Poesie neue Räume eröffnen. Im Stillstand kann sich die Sprache aus dem Korsett des Alltagsgebrauchs lösen und in andere Dimensionen aufbrechen – „leicht wie ein Vogel im Flug, der dem Wind das Gesicht streift“ (so im Titel gebenden Gedicht „Atembruch“).
Was sich nicht anhalten lässt, ist die Zeit, und es ist sie, die Hasan Özdemir zum Nachdenken anregt, denn, so seine Überzeugung, „Zeit ist ein gemieteter Raum, den wir mit unserem Leben bezahlen“
erschaffen. Nicht nur Sterben, auch Schreiben ist ein Alleinspiel.
Schreiben ist ein Alleinspiel
Doch ist der Dichter in der glücklichen Lage, eine zweite Währung gefunden zu haben:
Unter einem Baum reinigt sich Die Zeit mit Sekunden
Es fallen grüne Worte, Worte auf den Tisch. Manche Buchstaben halb welk, halb grün.
Es sind diese gefallenen Worte, die Hasan Özdemir einsammelt und neu sortiert, um sich seinen eigenen, nur ihm vertrauten Ort zu
ISBN 978-3-89930-049-9
www.hasanoezdemir.com
wiesbadener*in I/2023 21
Und
Hasan Özdemir Atembruch erschienen bei Schiler & Mücke, Berlin
kultur & kreatives
Hasan Özdemir Foto: Iris Kaczmarczyk, Wiesbaden
Das Phänomen der ANGST ist Thema des neusten Gruppenausstellungsprojektes des Künstlervereins Walkmühle in Wiesbaden vom 31. März bis 25. Juni 2023.
Klima, Seuchen, Krieg und Katastrophen: Endzeitstimmung grassiert. Angst ist das mal unterschwellige, mal dominierende Gefühl der Gegenwart. Angst vor der Zukunft, Angst vor Kontrollverlust, Angst vor dem Zerfall unserer Ge-
mühle mit seinem KuratorinnenDuo Christiane Erdmann und Stefanie Blumenbecker diesem gesellschaftlich höchst aktuellen und brisanten Thema aus dem erweiterten Blickwinkel der Kunst auf den Grund.
An der Ausstellung nehmen nach heutigem Stand sechsundzwanzig Künstlerinnen und Künstler aus zahlreichen Ländern teil, die durch eine öffentliche Ausschreibung, durch gezielte Kuratierung und
Beginn dieses positiven Prozesses muss jedoch eine Bewusstwerdung über die Art – und die Erkenntnis über die Ursachen unserer Ängste stehen.
Welche Aufgabe kann die Bildende Kunst hierbei übernehmen? Wie spiegelt sich das Phänomen Angst in den Werken zeitgenössischer internationaler Künstler*innen?
Dies zu untersuchen, eine möglichst umfassende Bestandsaufnahme von Aspekten der Angst in der bildenden Kunst zu zeigen und einen Bewusstwerdungsprozess über die Ursachen und Beschaffenheit unserer Ängste anzuregen, ist Kernanliegen des Ausstellungsprojektes.
sellschaft. Angst vor Diktatoren und der Diktatur. Angst vor Populisten und Hass. Angst vor Krieg und Gewalt, Angst vor dem Klimawandel und dem Verlust unserer Lebensräume. Angst ist Gegenstand psychologischer Forschung und Teil aller religiösen Offenbarungen. Angst ist ein vielschichtiges Phänomen. Sie ist Emotion und Urtrieb des Menschen. Wie aber gehen wir selbst und unsere Gesellschaft mit dem Phänomen Angst um? Nehmen die Ängste aktuell zu? Treiben Sie uns an zu handeln, oder lähmen sie?
In seiner neuen Gruppenausstellung geht der Künstlerverein Walk-
über das kulturelle Netzwerk des Künstlervereins gewonnen werden konnten. Flankiert werden soll die Ausstellung durch ein interdisziplinäres kulturelles und wissenschaftliches Begleitprogramm zum Thema.
Wenn sie zur Ohnmacht wird, bedroht Angst nicht nur unseren gesellschaftlichen, sondern auch unseren individuellen, inneren und seelischen Zusammenhalt. Angst kann aber auch dazu führen, dass wir wachsamer werden, Gefahren rechtzeitig erkennen und sie abwenden, indem wir nach neuen Lösungen suchen und notwendige Veränderungen herbeiführen. Zu
Das Thema der Ausstellung betrifft alle Teile der Gesellschaft, bietet daher einen niederschwelligen Zugang zur Kunst, fördert die kulturelle Teilhabe und ist geeignet, einen gesellschaftlichen Diskurs in Gang zu setzen.
Das Phänomen der Angst ist in uns selbst und in der Gesellschaft wieder zunehmend präsent. Es führt oft zu Ohnmacht und Verdrossenheit z.B. gegenüber der Politik, zu psychischer Belastung und Krankheit, oder zu Resignation und persönlichem Rückzug.
Die Angst und ihre Folgen bedroht den gesellschaftlichen Zusammenhalt. Dabei sind aktives Handeln und gemeinschaftliches Miteinan-
22 wiesbadener*in I/2023
„Angst – Krisenindikator oder Überlebenstrieb?“
kultur & kreatives
Bill Viola: The Raft
der angesichts der großen aktuellen Herausforderungen und zur Bewältigung der teilweise globalen Krisen derzeit notwendiger denn je. Um der Angst wirkungsvoll zu begegnen, müssen wir sie individuell und gesellschaftlich erkennen und uns ihre Ursachen vergegenwärtigen. Nur dann können wir sie überwinden und ihre Ursachen wirkungsvoll bekämpfen. Für diese Erkenntnis können Kunst und Kultur, und insbesondere auch diese Ausstellung einen besonderen gesellschaftlichen Beitrag leisten.
Aufgrund ihrer weitreichenden direkten Vernetzung mit Kulturschaffenden sowie Galerien, Sammlungen und Museen ist es den beiden Kuratorinnen mit ihrer Auswahl der sechsundzwanzig Künstler*innen gelungen, neben Inhalten wie Gewalt, Krieg, Unterdrückung, Umweltzerstörung, Depression usw. auch den weniger augenfälligen Aspekten des Themenkomplexes Angst Sichtbarkeit zu verschaffen.
Flankierend wird zudem ein umfangreiches interdisziplinäres Begleitprogramm in Form von in die Ausstellung eingebetteter Zusatzveranstaltungen stattfinden: Vorgesehen sind neben regulären Führungen und Führungen für Schulklassen auch die »dialogische Führung« eines klinischen Psychologen durch die Ausstellung, dessen Fokus auf der wissenschaftlichen Untersuchung von Angststörungen liegt.
An einem weiteren Abend berichtet die Kulturjournalistin und Vizepräsidentin des Deutschen PEN-Zentrums Cornelia Zetzsche über den Mut von Schriftstellerinnen und Schriftstellern, die ihrer Arbeit unter äußerst repressiven und für sie selbst gefährlichen Bedingungen nachgehen.
Vorgesehen ist weiterhin die Performance einer Künstlerin, die die Gefühle von Angst und Depression ins Zentrum ihres Stückes stellt und ein Filmabend zum Thema.
Teilnehmender Künstler*innen sind: Seb Agnew, Julia Autz, Florian Bachmeier, Daniel Beerstecher, Julius von Bismarck, Günther Blau, Böhler & Orendt, Rüdiger Breitbart, Kota Ezawa, Parastou Forouhar, Pablo Genovese, Lingiswa Gqunta, Swaantje Güntzel, Ink, Markus Matthias Krüger, William Lamson, Almut Linde, Nina Pohl, Ulrike von Quast, Khalil Rabah, Renate Sautermeister, Burkhard Schittny, Annegret Soltau, Anne SommerMeyer, Bill Viola und Hannelore Weitbrecht
Infos unter: www.walkmuehle.net
wiesbadener*in I/2023 23
kultur & kreatives
Parastou Foronha: Portrait 2
Kulturfonds Frankfurt Rhein-Main fördert mit eindrucksvollem Erfolg
Singe, wem Gesang gegeben…
„Es ist uns gelungen, 177 Stimmbildungsmaßnahmen und Events von 110 Chören und Vereinen zu unterstützen. Das sind wirklich hervorragende Ergebnisse und kann vielen Gruppen dabei helfen, nach herausfordernden Jahren neuen Schwung aufzunehmen“, freut sich Karin Wolff als Geschäftsführerin des Kulturfonds Frankfurt Rhein-Main. Mit dem Landesmusikrat Hessen und der Crespo Foundation war eine neue Förderinitiative gestartet worden, die 45000 Euro zur Verfügung stellte. Davon gingen über 25000 Euro an Chöre und Vereine aus der Metropolregion Frankfurt Rhein-Main, die anderen Mittel gingen an Trägerschaften in ganz Hessen.
Die Pandemie hatte Chorproben verhindert und Treffen unmöglich gemacht, die gemeinsame Arbeit kam zwangsläufig zum Erliegen, mehrere Gesangsformationen standen vor der Existenzfrage. „Von der Idee über ein konkretes Konzept bis zum Start der Initiative im Sommer vergangenen Jahres ging dann alles sehr schnell und reibungslos“, freut sich Karin Wolff.
Auch Dorothee Graefe-Hessler als Präsidentin des Landesmusikrates Hessen und Professorin Christiane Riedel als Vorständin der Crespo Foundation zeigten sich begeistert von dieser Stärkung „unserer vielfältigen Chorlandschaft in Hessen“ und betonten: „Stimmen als lebendiges Element von Kunst und Kultur haben einen hohen Stellenwert in unserer Gesellschaft.“
Die Literatur-Tage Wiesbaden werden gefördert, der Künstlerverein Walkmühle e.V. auch.
Die Evangelische Marktkirche bekommt einen Zuschuss für ein Gustav-Mahler-Konzert. Erfreuliches in Sachen Kooperation: „Im Rahmen von „Starke Stücke“, dem 29. Internationalen Theaterfestival für junges Publikum in Rhein-Main, arbeitet der Kulturfonds mit der KulturRegion FrankfurtRheinMain zusammen.“ Das ermöglicht mehr (Auslands-)Gastspiele und zusätzliche Spielstätten in der Region. Auch das Bildungsprojekt KUNSTVOLL ist im Schuljahr 2023/2024 am Start und kann heuer sein Zehnjähriges feiern. www.kulturfonds-frm.de
Text und Foto: Gesine Werner
Frank Brabant entdeckt Karl Otto Hy
Kabinettausstellung zeigt zum 85. Geburtstag des Kunstmäzens Schätze aus dem Depot des Museums
Er ist bekanntlich die Bilderleidenschaft in Person. Kaum zu glauben, der jungenhaft wirkende Sammler und großherzige Kunstmäzen mit der hanseatisch noblen Ausstrahlung feiert im April sein 85.Wiegenfest. Zum 80. Geburtstag traf der Kunstexperte, prominenter Zeitzeuge im Buch des Stadtarchiv-Fördervereins („Erlebte Geschichte und Geschichten“), die generöse Entscheidung einer Nachlass-Stiftung: Sein hochkarätiges Portfolie geht zu gleichen Teilen an das Staatliche Museum seiner Geburtsstadt Schwerin und an das Landesmuseum seiner Wahlheimatstadt Wiesbaden.
Seine „Sammlung Brabant“ genießt exzellenten Ruf als einzigartiger Brückenschlag von Impressionismus und Jugendstil über Expressionismus, Neue Sachlichkeit und Kritischen Realismus, über die Kunst der Nachkriegszeit bis zur Kunst der Gegenwart. Der „Schweriner von Geburt und Wiesbadener von Wahlheimat“ sammelt seit 60 Jahren, traf Alo Altripp, Ida Kerkovius und Emy Roeder. Enkelinnen und Schwiegertochter von Jawlensky haben ihn besucht.
Zu seinem 85. Geburtstag hatte ihn Kurator Roman Zieglgänsberger eingeladen, „in den Tiefen unserer Depoträume nach etwas wenig Bekanntem zu suchen“. Für den Kustos ist der Maler „eine hoch spannende Künstlerpersönlichkeit.“
Für Frank Brabant „waren immer auch die in der Region ansässigen Künstler relevant. Natürlich Alexej von Jawlensky. Aber es gab auch viele andere Maler, die es zu entdecken galt und gilt – wie Karl Otto Hy. Den müssen wir endlich entdecken.“ Mit seinem brillanten Auge für die Kunst aus der „Zweiten Reihe“ und Bildern, „die bei Auktionen oft liegenbleiben“, kannte er den Maler, dessen Name sich „Hü“ ausspricht, als Architekten und lernte ihn bei einer kleinen Schau im Nassauischen Kunstverein 1987 persönlich kennen. „Ich war von seiner gespenstischen Fabrikarbeiterin mächtig beeindruckt, die als düsteres Plakatmotiv in der ganzen Stadt hing.“
2019 kaufte er das Bild „Anna 1932“, das die Schwägerin des Malers zeigt. „Die Anna ist in der Tate Gallery London gezeigt worden“. Den Hy-Blick „aus unbekannter Perspektive auf eine bekannte Epoche“ in Wiesbaden würdigt Museumdirektor Dr. Andreas Henning mit Stolz auf die kleine feine Schau. www.museum-wiesbaden.de
24 wiesbadener*in I/2023
„Viele Stimmen wiedergewonnen!“
Das Landesmuseum Wiesbaden wird immer wieder gefördert. Kulturfonds Geschäftsführerin Karin Wolff und Museumsdirektor Dr. Andreas Henning flankieren das Jawlensky-Werk “Bildnis der Marianne von Werefkin”.
Text und Foto: Gesine Werner
KulTouren
„Frank Brabant entdeckt Karl-Otto Hy“ für die Kabinettausstellung im Landesmuseum Wiesbaden. Für das Foto nimmt der Kunstmäzen die Pose von Anna auf.
Oberbürgermeister Gert-Uwe Mende, Theater-Intendant Uwe-Eric Laufenberg und Produktionsleiterin Anastasia Pastuchov stellen der Presse
Internationale Maifestspiele 2023 sind der Freiheit gewidmet
Der Wonnemonat beginnt am 30. April und startet unter dem Festivaltitel „Flieg, Gedanke, auf goldenen Schwingen“ mit einer Podiumsdiskussion zur Meinungsfreiheit. PEN Deutschland, Reporter ohne Grenzen und Amnesty International Deutschland diskutieren mit Intendant Uwe Eric Laufenberg. „Aus einem Totenhaus“ und „Die Sache Makropulos“ von Leo Janacek gibt es als Doppelpremiere, Regie Nicolas Brieger.
Die Internationalen Maifestspiele 2023 punkten mit Leonard Bernstein (Rosalind Gnatt, Daniel Carison, Rhodri Britten, Deborah Lynn Cole, Tami Jantzi), mit „Klassikern“ aus „wildem Holz“ und mit gern gesehenen Stammgästen aus Berlin. Das BE bringt den „Theatermacher“ mit, serviert den Bigband-Abend „Big Brecht“ und ruft „It`s Britney, Bitch!“
Abseits des umstrittenen (schnell ausverkauften!)
Gastspiels von Anna Netrebko lädt hochkarätiges Programm ein mit Oper, Schauspiel, Tanz, Performance, Liederabenden und Jungen Maifestspielen. Starregisseur Leander Haußmann lotst Molières „Geizigen“ aus dem Hamburger Thalia-Theater in die Geburtsstadt von Schauspiellegende Jens Harzer, alias Harpagon.
Hauseigene Produktionen des Hausherrn unter musikalischer Leitung von Albert Horne wie Puccinis Triptychon „Il trittico“ mit Olesya Golovneva, Ioan Hotea und Stella An versprechen Glanzlichter. Aus Griechenland kommt die virtuose Barockoper „Polifemo“ von Max Emanuele Cencíc.
Die Tanzsparte prunkt mit „Faun/VIA“ vom Ballet du Grand Theatre de Geneve und dem Koreanischen Nationalballett mit „Le Corsaire“. Der Doppelabend des Hessischen Staatsballetts „gerade/NOW!“ soll Premiere feiern. Das Burgtheater Wien bietet „Eurotrash“ an. Die Freie Szene lotet „IMF-Freiräume“ aus- Katharina Heißenhuber, Stephan Rumphorst & Jutta Seifert laden zum „Ankommen in Wiesbaden“ ein. „Die Welt will getäuscht werden“ weiß Allrounderin Chris Pichler aus Wien und widmet sich mit dem Salon-Ensemble Wiesbaden, Erika LeRoux & Thomas Richter dem Hochstapler Felix Krull.
Kammersänger Thomas de Vries stellt mit dem Ensemble Mattiacis und „die schöne und getreue Ariadne“ vor.
Text und Foto: Gesine Werner
Erst hieß es “Opa will Action!” im voll besetzten Studio, dann gab es viel Applaus und ein Gespräch mit dem Publikum.
Wir wollen die Herzen berühren
Das „jubilierende“ Theater Anders mischt Schultheatertage 2023 auf
Schiff ahoi! Das „Theater Anders“ im Semiramis e.V. feiert in diesem Jahr ein schönes Jubiläum: Von Kulturpreisträgerin Priska Janssens vor 20 Jahren gegründet, will die „tolle Truppe“ natürlich auch „jubilierend“ die SchultheaterTage 2023 - ebenfalls von Priska Janssens in der Ära Beilharz zum Festival erweitert - aufmischen. Generell lautet die Devise: „Wir wollen die Herzen berühren.“
Jeden Montag wird eine neue Welt erfunden im inklusiven Theaterensemble des Hotspots Theaterschule (theaterschule@wiesbaden.de) Priska Janssens stützt sich auf ihr Team Christine Rupp-Kuhl, Helga Freitag, Cornelia Ringenberg & Rüdiger Schmitt. In der bunt zusammengesetzten Theatergruppe - Altersspanne 12 bis 77 – zeichnen sich drei besonders treue Seelen aus. Julius Müller, Michael Klemm und Sin Kim sind Mitspieler der ersten Stunde.
Letztes Jahr hieß es „Opa will Action!“ Heuer macht der Titel „Tatort Kreuzfahrt“ neugierig. Alle Stücke entstehen in gemeinsamen Proben nach Ideen aus der Gruppe. Improvisation ist Trumpf. „Es kann sich bis zur Aufführung noch viel ändern“, erläutert Christine RuppKuhl. Alles nicht so einfach, hier aber spannend. Name verpflichtet. „Theater Anders“ eben.
„Schiff ahoi! Wir sitzen alle im selben Boot!“ Auf den Planken ist ganz schön was los – eine wilde Mischung skurriler Gestalten trifft sich an Bord. „Ich wär` so gerne Millionär!“ Luxusdampfer zu teuer? Jens kauft ein Los und wird prompt Milliardär. Mutter und Tochter machen sich 1. hübsch und 2. an den Glückspilz ran. Ein Maler zeigt seine Bilder in einer „lebenden Ausstellung“. Eine Wahrsagerin guckt in die Kugel und Lord Voldemort ist auch da. Der Finsterling gibt den Magier und verzaubert drei Passagiere. Es geht rund am „Tatort Kreuzfahrt“.
Dem Kulturamt gilt herzlicher Dank für die Probemöglichkeiten im Marleen am Bahnhof und dem Staatstheater Wiesbaden für den Platz auf der Probebühne und im Studio sowie für die Unterstützung durch die Profis am Haus.
Die „Kreuzfahrt“ sticht am 27.März zweimal in See, um 17 Uhr und um 18 Uhr. www.staatstheater-wiesbaden.de
Text und Foto: Gesine Werner
wiesbadener*in I/2023 25
„Flieg, Gedanke, auf goldenen Schwingen…“
KulTouren
das Programm der Internationalen Maifestspiele 2023 vor.
Zauberhafte Magie des Schwarzen Theaters
Die „Velvets“ sind „mozärtlich im Familienverband
International renommiert, vielfach ausgezeichnet und mit dem Wiesbadener Kulturpreis gekrönt, ist das Schwarze Theater Velvets in der Schwarzenbergstrasse immer einen Besuch wert. Ihr unglaublich spanender Werdegang ist im oral-history-Buch des Stadtarchiv-Fördervereins als „erlebte Geschichte & Geschichten“ nachzulesen und in ihrer eigenen Revue zu erspüren.
Neben ihrem legendären Kultstück des „Kleinen Prinzen“ und den betörenden Versionen von Michaels Endes „Momo“ und Carlo Collodis „Pinocchio“ sowie dem hinreißenden Dauerbrenner „Schneewittchen & die 7 Zwerge“ stehen hochkarätige Gastspiele und eine köstliche Eigenproduktion der neuen Sparte Revuetheater auf dem Spielplan.
Über „heisse Zeiten“ als „Wechseljahre-Revue“ mit Velvet-Chefin Barbara Naughton und Felicitas Geipel vom Jungen Staatsmusical, Regie: April Hailer, wird noch zu berichten sein.
Die phantasievolle Magie der Velvets wird inzwischen von drei Generationen verströmt: Neben dem Gründungspaar Dana Bufkova & Bedo Hanys sowie Tochter Barbara Naughton als Intendantin zeigt die 12jährige Enkelin Valentina Naughton sichtbares Bühnentalent in den großen Fußstapfen der stolzen Großeltern.
Und natürlich können sie auch „mozärtlich“ und prunken in der von Wolf-Dieter Ludwig eingerichteten, äußerst faszinierenden Version der „Zauberflöte“ (Papageno: Dietrich Fischer-Dieskau) mit der unvergleichlichen Magie des Schwarzen Theaters. Zu den Klängen der Berliner Philharmoniker unter Karl Böhm sind Fabian „Tamino“ Klatt, Verena „Pamina“ Dik, Constantin „Papageno“ Offel, Barbara Naughton/Valentina Naughton als Papagena, Branko „Sarastro“ Stanic, Aleksandra „Monostatos“ Hunger und Elena Raquet als Königin der Nacht zu erleben. Starker Applaus ist ihnen sicher.
www.velvets-theater.de
Frauenzauber und die Kraft der Stimme
Inspiriertes Jubiläums-Programm im Hinterhof-Palazzo
Der Hinterhof-Palazzo von Mary Lou Sullivan-Delcroix kommt aus dem Feiern nicht raus. Die 1983 gegründete „Werkstatt für Gesang, Spiel und Sprache“ zelebriert das seltene Jubiläum 40jährigen Wirkens. Vielfach engagiert, ist die Hausherrin eine wichtige Protagonistin der Buchneuerscheinung „Erlebte(r) Geschichte(n)“, des Stadtarchiv-Fördervereins, in der „Wiesbadener Zeitzeuginnen und Zeitzeugen erzählen.“
Den gelungenen Start in die Jubiläums-Spielzeit markierte eine ausgefeilte Femmage an „Frauen, die ihre Zeit mit künstlerischem Talent und Persönlichkeit geprägt haben“. Unter dem Titel: „Frauenzauber und die Kraft der Stimme“ hat Christine Brieger mit Sängerin Ute Hilgenberg und der Hausherrin im Trio aus Musicalsongs und Chansons eine mitreißende Huldigung entwickelt. Was verbindet Audrey Hepburn mit Julie Andrews und was hat Barbra Streisand mit Judys Garland zu tun?
„Breakfast at Tiffanys“ in der „Forty Second Street“ mit „My fair Lady“ - und „Pretty Woman“ hat „noch einen Koffer in Berlin“. Broadway-Feeling versus Leben im Schtetl („Yentl“). Der „Zauberer von Oz“ geht „Somewhere over the Rainbow“ ins „Cabaret“.
Judy Garland trifft Barbra Streisand, Julie Andrews trifft Marlene Dietrich und Hildegard Knef. Auch um Audrey Hepburn und Anne Hathaway geht es „I dreamed a dream“. In ihrer Moderation stellte Regisseurin Brieger die Künstlerinnen vor, würdigte gesellschaftliches Engagement und zeigte Querverbindungen auf.
Das Publikum zeigte sich begeistert und feierte das Nachwuchs-Talent Mia Bleker, Mezzo Claudia Muhl und die glockenhell warm timbrierte Sopranistin Ute Hilgenberg, erstmals als Chansoniere zu erleben. Besonderer Applaus galt dem musikalischen Leiter Wolfgang Stifter als feinfühlig begleitendem Pianisten am Flügel. Auch bei der o.g. Buchpremiere im Stadtarchiv erntete kürzlich sein seelenvolles Tastenspiel viel Beifall.
info@hinterhof-palazzo.de
Text
26 wiesbadener*in I/2023
Text und Foto: Gesine Werner
und Foto: Gesine Werner
„Frauenzauber“ hoch Drei im HinterhofPalazzo mit: Mia Blekes, Ute Hilgenberg und Claudia Muhl (von links).
KulTouren
Die Velvets lassen mozärtlich die Puppen tanzen: Elena Raquet, Dagmar Demski, Aleksandra Hunger, Brigitte Baerdelt, Venera Dik, Barbara Naughton, Branko Stanic, Konstantin Offel, Fabian Klatt & Valentina Naughton als Ensemble der „Zauberflöte“.
Förderverein für Stadtarchiv Wiesbaden bringt Buch von Gesine Werner heraus mit Erinnerungen von Bekannten & weniger Bekannten
Erinnerung - sprich! Unter dem Titel: „Erlebte Geschichte und Geschichten, Wiesbadener Zeitzeuginnen und Zeitzeugen erzählen“ gab der Verein zur Förderung des Stadtarchivs Wiesbaden e.V. erstmals ein Buch heraus. Das mit vielen Bildern angereicherte Werk von Journalistin und Fotografin Gesine Werner lässt sich als Ergänzung zum Wiesbadener Stadtlexikon lesen. Die Covergrundierung in Blau und einem GelbOrange-Ton war der Autorin wichtig als Farbsymbolik für Wiesbaden und Nassau.
Das mehrjährige oral history-Projekt gibt Assoziationen von „Eingeborenen“ und „Hargeloffenen“ Raum. Es baut auf die „Balance des Vertraut Machens und Fremdlassens“. Die Generationen verbindende Schatztruhe persönlicher Erinnerungen ist gelebte Historie über ein rundes Jahrhundert. Ein Blick hinter die Kulissen: Interdisziplinäre Bezüge, internationale Brückenschläge, Querverbindungen. „Gesine Werner hat 50 Wiesbadenerinnen und Wiesbadener interviewt und 42 Texte verfasst, in denen sie die Zeitzeuginnen und Zeitzeugen in der ihr eigenen lebendigen Art porträtiert“, laut Cover. Kunst, Kultur & Kirche, Gastronomie, Medizin, Fassenacht, Literatur, Pädagogik, Politik & Sport.
Bekannte und weniger Bekannte öffnen vertrauensvoll ihr Herz und erzählen „frei von der Leber weg“ in
Wiesbaden backstage als Schatztruhe gelebter Geschichte(n)
individuellem Zungenschlag. Wiesbadens einzige Ehrenbürgerin Christa Moering, der generöse Kunstmäzen Frank Brabant, Kulturpreisgekrönte (das Velvet-Trio, Trickfilmikonen Kreck & Grigorova-Kreck, FluxusVeteran Ben Patterson), HinterhofPalazzo-Chefin Mary Lou SullivanDelcroix, Heilsarmee-Persönlichkeiten Margarete & Hans-Jürgen Schürmann, CCW-Aktive Suresh Soni & Hannelore Soni, „Vater des Lichts“ Joseph Bardenhewer, Miriam Schmetterling, Tanzkönigin Helga Bier, Pfingstturnier-Erfinderin Veronika Dyckerhoff, Kunder-Chefin Charlotte Brand, Dr. Enno von Rintelen, Zygmunt Apostol, Eike Wilm Schulte, GMD Siegfried Köhler und Don Tango Gabriel Sala erzählen.
Resonanz: „Ein kleines WiesbadenUniversum tut sich auf“ und „Ihr Buch hat mich sehr beeindruckt und auch sehr berührt. So sollte Literatur sein - ganz großartig!“ Buchhändler Z.meint: „Endlich ein Buch über Menschen, das man gerne liest. Die Sprache ist anders als sonst bei Biographien, so einfühlsam.“ Leser T.R. „kann“ sich „nur anschließen. Ein tolles Buch. Brava! Das hat heute schon das Zeug, zu einem Klassiker über die Wiesbadener Kulturszene zu werden.“ Zeitzeuge B.H. „Das ist überwältigend, was wir da lasen in dem Buch“, es sei „phantastisch geschafft“.
Die Buchvorstellung im voll besetzten Foyer des Stadtarchivs war die Doppelpremiere eines Fördervereins mit einer Autorin und Fotografin, vom Publikum als „besonderer Abend“ erlebt. Stadtarchivleiter Dr. Peter Quadflieg lobte die „Punktlandung“ des „vielerlei ungewöhnlichen Projekts. Ein Förderverein wurde wissenschaftlich tätig und bringt ein eigenes Buch zur Stadtgeschichte heraus.“
Kulturamtsleiter Jörg-Uwe Funk sah das „sehr ambitionierte Projekt“ als Pionierarbeit und farbenfrohes Mosaik der Stadtgesellschaft. „Die wertschätzende Plattform der oral history gibt faszinierenden Lebensgeschichten Raum, die nicht in Vergessenheit geraten dürfen.“ Stadtgeschichte lebe auch von Menschen, „die in Nischen arbeiten“. Herausgeber und FördervereinsChef Ulrich Kirchen dankte „allen, die zum Gelingen des Werkes beigetragen haben“ und verwies auf den verstorbenen Kulturdezernenten a.D. Peter J. Riedle als Projekt-Initiator. Die ausdruckstarke Lesung des beliebten Staatstheater-Schauspielers Uwe Kraus-Fu („Hiob“) und das beseelte Klavierspiel von Konzertpianist Wolfgang Stifter mit Kompositionen von Schubert, Mendelssohn-Bartholdy und Albeniz erntete verdienten Applaus.
Text: Edith Richards
wiesbadener*in I/2023 27
kultur & kreatives
Helga Bier, Detelina Grigorova-Kreck und Mary Lou SullivanDelcroix sind als Zeitzeuginnen im Buch mit persönlich „erlebten Geschichte(n)“ vertreten. Fotos: Gesine Werner
Fördervereinsvorsitzender Ulrich Kirchen, Schauspieler Uwe KrausFu, Kulturamtsleiter Jörg-Uwe Funk, Pianist Wolfgang Stifter und Stadtarchivleiter Dr. Peter Quadflieg bei der Buchpremiere (v.l.).
Rusalka auf Schloss Haversham mit Oryx und Crake
TheaterDonner auf den Bühnen in Wiesbaden
Wenn bei Rusalka auf Schloss Haversham in der Goldenen Stadt ein Mord passiert, sind die Bakchen mit Oryx and Crake nicht weit. Oder so ähnlich.
Opera first. Hollywood kann warten, Netflix auch.
Lachtränen-Alarm! Der Saal kichert und „spielt“ mit. Nackter Wahnsinn nicht nur zu Fassen8. Die Komödie „Mord auf Schloss Haversham“ von Henry Lewis, Jonathan Sayer & Henry Shields zeigt: Das Böse ist immer und überall. Agatha Christie kann einpacken. Monty Python & Tarantino, Stummfilm-Optik, Splatter-Movie, Akrobatik.
Das Ensemble kennt keine Gnade. Regisseur Tom Gerber hat ein Händchen für Slapstick. Lina Habicht, Michael Birnbaum, Christoph Kohlbacher, Christian Klischat, Uwe
Oryx and Crake
Eine packende Sci-Fi-Oper ist „Ortyx and Crake“, fasst an und gibt Zukunftsängsten fette Nahrung. Soren Nils Eichberg („Schönerland“
2017) hat mit Librettistin Hannah
Dübgen aus Margaret Atwoods
20 Jahre alter, prophetisch anmutender Dystopie über den Klammergriff einer globalen Seuche und transgene Wesen ein ungewöhnliches Bühnenereignis destilliert.
Regisseurin/Bühnenbildnerin
Daniela Kerck (The Minutes) gelang mit Hologramm-Optik samt Hoppelhasen, Organschwein & Co. Plus Videos mit á la Hitchcock von Astrid Steiner ein grandioser Opern-Abend. Der famose musikalische Leiter Albert Horne stand als hervorragender Dirigent und Chor-
direktor bereit. Chor und Staatsorchester bieten Hochgenuss. Ein Opernthriller mit Nachhall. Benjamin Russells Snowman Jimmy, geht unter die Haut. Anastasia Taratorkinas Oryx berührt, Christopher Bolducs klangschön genialischer Genbastler Crake und Fleuranne Brockways warm timbrierte Sharon ziehen wie „Vater“ Mikhail Biryukov in den Bann. Als Craker Empress Josephine betört Stella An mit silbrigem Belcanto. Vom Applaus werden die Hände wund.
Rusalka
Aus komplett weiblicher Sicht ist Dvoraks Nixenoper „Rusalka“ als berückende Inszenierung des Regieduos Daniela Kerck & Olesya Golovneva zu erleben. Die international gefragte Sopranistin Golovneva fesselt in der Titelpartie und reißt zu Szenenapplaus hin. Mezzospranistin Katrin Wundsam beeindruckt als Jezibaba und als
28 wiesbadener*in I/2023
Kraus-Fu, Tobias Lutze, Sybille Weiser & Philipp Steinheuser sind furios. Hingehen!
kultur & kreatves
In Antonin Dvoraks romantischer Oper nach Hans Christian Andersens Märchen „Die kleine Meerjungfrau“ fesselt Olesya Golovneva in der Titelpartie und erntet Szenenapplaus. Im femininen Regie-Duo mit Daniela Kerck („Oryx and Crake“) hat die international gefragte Sopranistin die Nixenoper inszeniert.
„Bakchen“ im Blutrausch, in Sebastian Sommers Wiesbaden-Version gemäß Raoul Schrotts Euripides-Nachdichtung von Wicke Naujoks in quietschbunte
Kostüme gesteckt: Sybille Weiser als Dionysos, Matze „König Pentheus“ Vogel in kurzer Hose, Königsvater Benjamin Krämer-Jenster oben ohne, als Seher Tiresias (Noah l.Perktold). Als mordende Pentheus-Mutter Agaue, die sich in grassierenden Irrsinn steigert, geht Marie Luisa Kerkhoff unter die Haut. Ein verstörend intensiver Abend.
Rusalka-Rivalin. Vokale Glanzlichter setzen Gerard Schneiders untreuer Prinz und Derrick Ballards Wassermann, Christopher Bolduc (Heger und Jäger) sowie Stella Ans reizender „Küchenjunge“. Das Staatsorchester ist in Höchstform unter der packenden Stabführung von Gastdirigent Philipp Pointner.
Die Goldene Stadt
In der Wartburg hat Markolf Naujok seine Endzeitparabel „Die goldene Stadt“ inszeniert mit Marlene-Sophie Haagen, Kristina Gorjanowa, Atef Vogel & Tobias Lutze und bietet märchenhafte Szenen. Das junge Publikum spendet reichlich Beifall.
„Oryx“-Matinée im Foyer mit Bariton Benjamin „Oryx“ Russel, Dramaturg Constantin Mende, Librettistin Hannah Dübken, dem musikalischen Leiter Albert Horne und Regisseurin/Bühnenbildnerin
Daniela Kerck (v.l.)
wiesbadener*in I/2023 29 kultur & kreatives
Text und Fotos: Gesine Werner
Opera first, Netflix kann warten. Die Welt-Uraufführung von Margaret Atwoods verstörender Dystopie „Oryx and Crake“ bietet als Opernthriller von Soren Nils Eichberg und Librettistin Hannah Dübgen durchgängigen Hochgenuss für Ohr und Auge mit spektakulärer Hologramm-Optik.
Saarbrücken ist immer eine Reise wert. Das Staatstheater Saarbrücken in der Ära von Bodo Busse ist es erst recht.
Neben dem kaufmännischen Direktor Professor Dr. Matthias Almstedt gehören dem Leitungsgremium auch Chefdramaturg Horst Busch, Schauspieldirektorin Bettina Bruinier und Ballettdirektor Stijn Celis an sowie Luca Pauer (Junges Staatstheater und Sparte4), Thorsten Köhler (Sparte4) und der renommierte französische Dirigent Sébastien Rouland.
Das Spielzeitmotto „Anders! In welcher Welt?“ wird mit ausdruckstarken Bühnenereignissen umgesetzt. Dreispartenregisseur
Michael Schachermeier aus Wien (Kleine Meerjungfrau/Weißes Rössl) liebt es üppig und sinnenfroh, malt gerne „mit dem dicken Pinsel“ und holt Woody Allen nach Saarbrücken. „Broadway Danny Rose“ ist rundum ein echtes Schmankerl. Elvis lugt um die Ecke, Slapstick wird geboten und
Mama zückt die Knarre. Auf der in den Saal gezogenen Bühne von Paul Lerchbaumer zieht ein furioses Ensemble in den Bann.
Titelstar Raimund Widra, Jan Hutter (Lou Canova), Verena Maria Bauer, Gregor Trakis sowie Bernd Geiling, Thorsten Köhler, Gaby Pochert und Christiane Motter (jeweils in mehreren Rollen) lassen
sich von einer kurzzeitig „streikenden“ Technik nicht irritieren. Nach der spontan eingelegten „Zusatz-Pause“ mit schwungvoller Livemusik der „Broadway-Band“
Jochen Lauer, Max Popp, Marc Sauer unter Leitung von Achim Schneider sowie einem honorig spendierten Gläschen geht die humorvoll berührende Chose des glücklosen Künstleragenten Danny bruchlos weiter. „Showbusiness meets Mafia“.
Das Publikum ist aus dem Häuschen und bejubelt die gelungene Premiere ausgiebig.
In der Alten Feuerwache trifft eine Beziehungskomödie auf Science Fiction. Das intensive Spiel des fünfköpfigen Ensembles ist brillant, sorgt für Gänsehaut und ein Lachen, das im Halse steckenbleibt. Heute geradezu prophetisch anmutend wurde „Ab Jetzt!“ („Henceforward“) von Alan Ayckbourn schon 1987 geschrieben, von Peter Zadek & Corinna Brocher ins Deutsche übertragen. Regisseur Niko Eleftheriadis hat mit Kostümbildnerin Heike Mondschein eine eiskalt weiße Bühne mit dominantem Riesenkopf samt überraschendem „Innenleben“ eingerichtet.
Draußen sind die „Töchter der Finsternis“ als terrorisierende Wächterinnen zugange, drinnen ist Big Brother, alias Ex-Erfolgskomponist Jerome (Fabian Gröver) mit misslungenem Familienanschluss, überwachend am Werk. Nach einem leisen Moment des Nachhalls spendet das Publikum reichlich Applaus.
Text und Fotos: Gesine Werner
30 wiesbadener*in I/2023
„Anders! In welcher Welt?“
kultur & kreatives
Saarländisches Staatstheater Saarbrücken ist eine Reise wert
Big Brother is hearing you! Alan Ayckbourns 1987 geschriebenes Science Fiction-Stück “Ab Jetzt!“ beschert in Saarbrücken Humor und Gänsehautmomente.
Showbusiness meets Mafia: Das furiose Ensemble von “Broadway Danny Rose” wird mit Jubel bedacht und ausdauernd gefeiert.
Kaum ist das Goldjubiläum vorüber, wird (natürlich) weiter feinster Bühnengenuss geboten in der BüchnerStadt.
Guiseppe Verdis „La Traviata“ in kongenial musikalischer Leitung von GMD Daniel Cohen hat Intendant Karsten Wiegand faszinierend bildstark in Szene gesetzt in sieben bühnenhohen Plexiglaswänden - mal Spiegel, mal Projektionsfläche für eine Röntgenbild der tuberkulösen Lunge oder auch ein gemalter Garten Eden ohne Adam & Eva, vor dem ein paar Schafe und ein rollendes Schaukelpferd „im Gras“ stehen.
Die durchaus religiös motivierte Story der Edelkurtisane Violetta als „Opfer einer scheinheiligen Gesellschaft“ ist an eine Weimarer Version vor einem Dutzend Jahren angeknüpft.
Im vorzüglichen Programmheft hat sich der auch für Bühne und Video verantwortliche Regisseur, der auf ein hochkarätiges Ensemble setzen kann, über den „reinen Engel“ (für den Violetta sich opfert) aufschlussreiche Gedanken gemacht: Violetta, deren Name im katholischen Kirchenjahr die liturgische Farbe von Buße, Stille & Umkehr ist, nennt sich selbst „die vom (rechten) Weg Abgekommene“, also „La Traviata“.
Vielleicht verliebe sich Alfredo (Andrés Agudelo) in die todkranke Kurtisane (Hila Baggio), „weil sie den größten denkbaren Abstand zu seinem Vater“ (Aluda Todua) und dessen Welt verkörpert. Indes brauche Violetta „im Angesicht des Todes wohl eher eine Familie als einen Geliebten“. Dem Nachdenken über „Familienbande“ eine Gasse.
sang liegt das Haus allen Mitwirkenden zu Füßen. Neben den oben Genannten sind Solgerd Isav als Flora Bervoix, Tenor Michael Pegher als Vicomte Gaston, David Pichlmaier als Baron Douphol, Jared Ice als Marquis d´Òbigny, Johannes Seokhoon Moon als Doktor Grenvil und Aviva Piniane als Annina hervorzuheben.
Möglichkeitsraum für die darstellende Kunst
Staatstheater Darmstadt offeriert Bühnengenuss vom Feinsten
Mit GMD Daniel Cohen am Pult entfaltete sich bei der Premiere die ganze „Fülle des Wohllauts“. Das Darmstädter Staatsorchester musiziert auf höchstem Niveau bei atemloser Stille, vom Publikum mit stehenden Ovationen bedacht. Dem von Ines Kaun perfekt einstudierten Chor kommt eine besondere Rolle zu.
Die hinreißenden Kostüme schuf Alfred Mayerhofer, für die Choreografie steht Otto Pichler.
Für intensive Darstellungskunst und klangschön gestalteten Ge-
Erst nach einem Moment konzentrierten Nachhörens überflutet Applaus die Bühne.
www.staatstheater-darmstadt.de
Text und Fotos: Gesine Werner
wiesbadener*in I/2023 31
kultur & kreatives
Intendant Karsten Wiegand (6. von links) hat mit seinem bravourösen Ensemble um „Violetta“ Hila Baggio (im weißen Kleid) und „Gastone“ Michael Pegher (3. von links) Verdis „La Traviata“ tief berührend inszeniert im eigenen, spektakulären Bühnenbild.
Niki de Saint Phalle (1930–2002) zählt als eine der Hauptvertreterinnen der europäischen Pop-Art und Mitbegründerin des Happenings zu den bekanntesten Künstlerinnen ihrer Generation.
Vom 3. Februar bis zum 21. Mai 2023 beleuchtet die Schirn Kunsthalle Frankfurt das vielfältige Œuvre der französisch-amerikanischen Visionärin in einer umfassenden Ausstellung, die mit rund 100 Arbeiten einen Überblick über alle Werkphasen bietet.
Eigensinn. Dabei bedeutete Kunst für de Saint Phalle mehr als nur ein Medium des Ausdrucks: Sie war ihr aus biografischen Gründen eine Notwendigkeit und diente dazu, gesellschaftliche Konventionen zu hinterfragen.
Immer wieder artikulierte die Künstlerin in ihrem Schaffen ein Plädoyer für die Frau und das Feminine. Sie kritisierte Institutionen und Rollenbilder und verhandelte in ihrem Werk soziale und politische Themen wie Gewalt und Krieg, aber auch die Stigmatisie-
NIKI DE SAINT PHALLE
In den fünf Jahrzehnten ihres künstlerischen Schaffens entwickelte de Saint Phalle eine unverwechselbare Formensprache und ein facettenreiches Werk. Die Nanas, ihre bunten, großformatigen Frauenskulpturen, begründeten ihren internationalen Erfolg und gelten bis heute als ihr Markenzeichen.
Doch reicht das künstlerische Spektrum der Autodidaktin weit darüber hinaus. Sie wechselte Techniken, Themen und Arbeitsweisen und schuf ein ebenso ambivalentes wie subversives Werk voller Freude und Brutalität, Humor und
rung durch AIDS, das Recht auf Abtreibung, Waffengesetze oder den Klimawandel.
Bereits zu Beginn ihrer Karriere verabschiedete sich de Saint Phalle von der Malerei, etablierte sich in der von Männern dominierten Kunstszene. Auf ihre frühen Gemälde folgten Assemblagen, in den 1960er-Jahren entstanden in spektakulären Performances, in die sie das Publikum einbezog, ihre legendären Schießbilder (Tirs). Ihre Zeichnungen, Schriften, Großplastiken, aber auch Theaterstücke, Filme und Installationen im öffentlichen Raum zeugen von der
transformativen Wirkungskraft ihrer Kunst, die sich bis hin zu ihrem architektonischen Lebenswerk, dem Tarotgarten in der Toskana, entfaltet.
Die umfangreiche Ausstellung in der Schirn beleuchtet das künstlerische Spektrum von de Saint Phalle von den frühen Gemälden bis hin zu ihren großformatigen Skulpturen. Für die Präsentation konnte die Schirn bedeutende Leihgaben aus deutschen und internationalen Museen, öffentlichen wie privaten Sammlungen gewinnen und in Frankfurt zusammenführen.
NIKI DE SAINT PHALLE bis 21. Mai 2023
Kunsthalle Schirn Römerberg 60311 Frankfurt am Main www.schirn.de
32 wiesbadener*in I/2023
kultur & kreatives
Kennedy - Kroutchev
Die Besitzer wollten alles anders machen, falls sie jemals ein Restaurant eröffnen würden. Vor zweieinhalb Jahren haben sie es dann tatsächlich getan – sehr zur Freude unseres Korrespondenten:
Zu Besuch im Bovins
Tief im so besungenen Westend versteckt sich ein kleines, von außen eher unscheinbares Idyll: Im Bovins scheint die Welt noch in Ordnung zu sein, zumindest wenn es ums Essen und Trinken geht.
Im kleinen Restaurant von Illja und Jennifer Bovin werden ausgenommen vom Wild ausschließlich biologische Zutaten verwendet und die Messlatte an die eigene Küche darüber hinaus dermaßen hoch gesetzt, dass man sich automatisch vorsichtige Gedanken über die Wirtschaftlichkeit machen muss: Produkte werden nach Nachhaltigkeit und saisonaler Verfügbarkeit ausgewählt, es werden nicht jodierte Natursalze ohne Rieselhilfe verwendet, auf Zusatzstoffe, Geschmacksverstärker und gentechnisch veränderte Produkte wird verzichtet, und bei dem einge-
kauften Fleisch und Fisch auf eine artgerechte Haltung geachtet. Wow – was will mein durch und durch umwelt- und gesundheitsbewusste Herz mehr wollen können? Auf den ersten Blick nichts, aber: Kann so viel Verzicht und Rücksicht von meinem Portmonaie überhaupt angemessen kompensiert werden?
Kaum, so viel schon mal vorneweg. Mehr dazu aber später, denn noch stehen wir an der Schwelle der kleinen Räumlichkeit in der Goebenstraße.
Es ist auf eine gemütliche Art laut und belebt, Frau Bovin werkelt in der sehr präsenten und teils einsehbaren Küche, ihr Mann bedient die Gäste. Früher war hier eine Kneipe angesiedelt, jetzt wirkt das Ambiente exklusiv, leicht gehoben und doch improvisiert.
Die Holzeinrichtungen sind, so erfahren wir später, alle selbstgemacht und speziell angefertigt. Die Dinge in die eigene Hand zu nehmen, scheint prinzipiell einen hohen Stellenwert für die Bovins zu haben, wie im Laufe des Abends immer wieder deutlich wird.
Kein Wunder, ist Herr Bovin doch bekennender Gamer und damit jemand, der die Sachen gerne durchspielt, sprich erledigt. Also bestellen wir einen Bio-Rosé und ein Bio-Bier und studieren die zugleich abwechslungsreiche und doch überschaubare Karte.
Schon in den Vorspeisen blitzt immer wieder die kasachische Herkunft der Besitzer auf, die wiederum in der russischen Küche Ausdruck findet: Bei Gerichten wie Borsch, einen Eintopf entweder mit Rind oder Pilzen oder dem Urkarotten-Tatar knurren nicht nur östlich von Hessen die Mägen.
Unbedingt probieren sollte man auch den angegrillten Handkäse mit Rote Bete Carpaccio und Petersilien-Walnusspesto oder die Vorspeisen-Platte, auf der sich neben anderen Leckereien der Schinken des Hauses versteckt.
wiesbadener*in I/2023 33
Bovins pure and natural gaumenkitzeleien
Der ist – natürlich – selbst geräuchert und mit nichts anderem in Kontakt gekommen als Meersalz. Das schmeckt man wirklich auf den ersten Bissen und bereut es plötzlich gar nicht mehr, dass man heute Abend ja eigentlich vegetarisch speisen wollte. Das kann man im Bovins nämlich ausgezeichnet, besonders wenn man Pilze mag.
Serviert werden die hauptsächlich in Form gegrillter Portabellasteaks, die entweder mit Austernseitlingen, Grillgemüse und gegrilltem Romana-Salat oder Kartoffel-Linsenpüree, Brokkoli und normalem Salat auf den Tisch kommen. Die Variante des braunen Champions gibt es aber auch als Burger, wie man ihn in der modernen Küche häufiger findet.
Leider lesen sich an diesem Abend die Fleischgerichte für uns dann doch noch überzeugender, was angesichts von vier (!) veganen Hauptspeisen wirklich schade ist.
Aber wie soll man sich gegen einen Pulled Wildschwein Burger mit Urkornbrötchen, Rauchchilipaste und Bergkäse oder, noch unmöglicher, die gebratenen Rinderstreifen mit Kartoffel-Linsenpüree, Salat und Grillgemüse wehren?
Bovins bedeutet auf französich wohl kaum zufällig „Rinder“. Womöglich aber gehört das Restaurant ja dank des sensiblen Bewusstseins für die verwendeten Produkte zu den Läden, in denen die oft gehörte Regel „wenn schon, dann hier“ gilt. Wenn schon Fleisch, dann bitte der Schaschlik mit Hällischem Landschwein, Westerwälder Hähnchenbrust und Bratwurst vom Schwäbischen Eichelmastschwein – aus artgerechter Haltung wohl bemerkt. Ob auch die Schlachtung artgerecht ablief, konnte man uns auf Nachfrage leider nicht sagen.
Abgerundet wurde der Abend mit einem veganen SchokoladenTartlet, dem man das vegan-sein so gar nicht angemerkt hat. Die Speisekarte wechselt zwar ständig, aber Qualität und Ambiente kann man auch nach einem Besuch uneingeschränkt empfehlen. Insbesondere mit den hohen Ansprüchen, die das Bio-Restaurant, das anders sein möchte als all die anderen, sich selbst gesetzt hat – und letztendlich auch erfüllt. Und da wird man dann doch ein wenig stutzig: 20 bis 32 Euro für ein Hauptgericht hören sich zunächst vielleicht nach viel an, sind aber gemessen an dem, was einem versprochen
wird und im letztendlich auch bekommt, eigentlich viel zu wenig. Der Verdacht drängt sich auf, dass das Ehepaar diese Umstände mit einem Mehr an Arbeit kompensiert. Vielleicht ist es aber auch ganz einfach, wenn man die nötige Leidenschaft für die Sache hat.
Uns soll es Recht sein - Hauptsache die Bovins können noch lange das machen, was ihnen so am Herzen liegt. Unsere Empfehlung für alle bewussten Feinschmeckern in und um Wiesbaden. Reservieren ist aufgrund der wenigen Plätze von Vorteil.
Tipp: Danach auf eine Weinschorle ins Cafe Klatsch.
Guten Appetit!
Bovins
Goebenstraße 18
65195 Wiesbaden
www.bovins.de
34 wiesbadener*in I/2023
Konstantin Mahlow
gaumenkitzeleien
Fotos mit freundlicher Genehmigung von Sensor Wiesbaden
Es ist vollbracht. Das Richtfest in der Schwarzenbergstrasse signalisiert das Ende der Übergangszeit. Nach über 30 Jahrzehnten Nutzung sind die Holzbaracken nun Geschichte. Von der Stadtentwicklungsgesellschaft errichtet, hat das Männerwohnheim der Heilsarmee zwei energetisch funktionale Neubauten mit (demnächst) begrüntem Flachdach und 56 Plätzen. Noch im März sollen die Gebäude bezogen werden. Obdachlose bekommen ein neues Zuhause.
Hans-Jürgen Schürmann ist ausdrücklich „sehr zufrieden“ und betont: „Die Stadt hat mit der Gesamtanlage ein Alleinstellungsmerkmal, nicht nur in der Rhein-Main-Region, sondern bundesweit.“
Der Wohnheimleiter betont: „Mir ist kein Haus bekannt mit den Möglichkeiten, die wir hier bieten.“ SüdostOrtsvorsteher Alexander Scholz ist „froh, dass sich die Heilsarmee um die Menschen kümmert, die kein Zuhause haben.“
Die Baukosten von rund 3,7 Millionen Euro trägt die Kommune. „Wiesbaden hebt sich von anderen Städten ab“, betont Wohnheimleiter Schürmann und lobt die Bereitschaft von Architekt Torsten Schön, der sich Ratschläge gerne zu Herzen nahm. „Nicht alles, was gut aussieht, ist auch praktisch“, schmunzelte der erfahrene Praktiker Schürmann mit Blick auf breite Türöffnungen und im Boden verankerte Toiletten.
Neben dem Wohnbereich für Dauergäste gibt es den Übernachtungsbereich für Durchgangsgäste. Das größere Gebäude hat auf zwei Geschossen 25 Doppelzimmer. Zwei Erdgeschossräume sind barrierefrei.
Langer Atem trägt Früchte
Stadtentwicklungsgesellschaft SEG steht für kleine und große Projekte
Das kleinere Gebäude nimmt „sozial auffällige“ Bewohner auf, um Konfliktpotenzial zu entschärfen. Drei Doppelzimmer, ein gefliester Sanitärbereich und Lagerräume stehen bereit.
Ein Team von 15 Personen ist im Wohnheim tätig - Verwaltung, Pforte und die nicht zu unterschätzende Reinigung wollen bewerkstelligt werden. Das einstige Hofgut des Fürsten von Schwarzenberg mit dem denkmalgeschützten, vor über 120 Jahren für Wohnungslose errichteten Haupthaus wird seit 1970 als „Familienbetrieb“ Schürmann geführt. Heilsarmee-Ma-
jorin Margarete Schürmann wurde für ihren „herausragenden persönlichen Ein-satz in unserer Stadt“ von Oberbürgermeister Gert-Uwe Mende mit der „Wiesbadener Lilie“ gewürdigt. Dem „leuchtenden Vorbild für soziales Engagement“, gratulierte Wiesbadens Erster Bürger Dr. Gerhard Obermayr. Die Bundesverdienstkreuzträgerin und Filius Hans-Jürgen wirkten im Oral-History-Projekt des StadtarchivFördervereins mit und sind im Buch „Erlebte Geschichte und Geschichten“ vertreten.
„Der Grundgedanke `Wir kümmern uns` ist immer noch aktuell“, wissen Mutter und Sohn Schürmann.
Die SEG beweist bei „größeren“ City-Projekten langen Atem. Objektplanungsleistungen für die Sanierung der „Walhalla“ wurden mit europaweiter Ausschreibung gestartet. Gesucht wird „ein Architekturbüro mit Erfahrung im Bereich der Sanierung von denkmalgeschützten Gebäuden sowie im Bau von Kultur- und Veranstaltungsstätten“. Es gilt, „die Entwurfsplanung für die ehemalige und zukünftige Kulturstätte Walhalla“ zu erarbeiten mit Varianten von Nutzungs- und Raumkonzepten. Als Projektleiterin der Walhalla-Sanierung nahm Vanessa Remy im Februar die Arbeit auf. Möge die Übung gelingen!
Text und Fotos: Gesine Werner
wiesbadener*in I/2023 35
Unternehmen & märkte
Die SEG braucht für das Walhalla langen Atem: Projektleiterin Vanessa Remy nahm im Februar ihre Arbeit auf.
Die beiden Neubauten der Heilsarmee hat die SEG errichtet. Wohnheimleiter Hans-Jürgen Schürmann ist „sehr zufrieden“ und sieht die Gesamtanlage des Männerwohnheims bundesweit als Alleinstellungsmerkmal der Stadt Wiesbaden.
Schulbau legt atemberaubendes
Tempo vor
Die kommunale W!Bau feiert Spatenstich und Richtfest in munterer Abfolge
„Beim Bauen geht es in Wiesbaden Schlag auf Schlag. Der Schulbau legt atemberaubendes Tempo vor“, strahlt WiBau-Geschäftsführer Andreas Guntrum beim ersten Spatenstich für die neue Drei-FeldSporthalle an der Gerhart Hauptmann-Schule am Elsässer Platz.
Ein weiterer Baustein der Umgestaltung Elsässer Platz und damit der Stadtgestaltung und Stadtreparatur für alle Menschen im Westend und Rheingauviertel-Hollerborn.
Der „einzigartigen, eklatanten Verbesserung“ kann Sportdezernent GertUwe Mende nur zustimmen.
Der Bau des lang geplanten Projektes, als „Mobility-Hub“ mit 600 Ladepunkten für E-Fahrzeuge bundesweites
Pilotprojekt einer Kiezgarage mit acht Ebenen und 430 „gestapelten“ Fahrzeugen, läuft schon auf dem Areal.
Die neue Sporthalle wird aufwarten mit großer Teleskop-Tribüne für 640 Personen, barrierefreiem Zugang und Aufzug, Outdoor-Fitnessbereich, einem Klima-Baumhain, Fassadenbe-
grünung und Trimm-Dich-Parcours. Die Sportstätte, von der auch die Elly-Heuss-Schule profitieren soll, passt zum Schulprofil: „Miteinander, Voneinander, Füreinander“, stellte der OB Mende fest.
Der Sportdezernent kündigte bis 2030 etwa 25 bis 30 zusätzliche Sporthallen an, „ein großer Sprung für den Wiesbadener Sport.“ Dem Rheingau-Taunus-Kreis gelte Wiesbaden inzwischen „als Schlaraffenland“.
Bei aller Freude hatte der Oberbürgermeister ebenso wie sein Vorredner Guntrum „an den heutigen Gedenktag des russischen Überfalls auf die Ukraine, wo Menschen um ihre nackte Existenz kämpfen müssen“, erinnert. Tags zuvor war das Richtfest für den Rohbau des zweiten Gebäudes der Johannes-Maaß-Schule gefeiert worden, der Ende 2022 begonnen hatte. Schon Ende dieses Jahres soll das Gebäude bezogen werden. Läuft alles nach Plan, wird die dortige unterirdische Zweifeld-Turnhalle im Sommer 2025 eingeweiht.
In Anwesenheit von ParlamentsVizepräsidentin Gabriele Enders, Hans-Peter Schickel als Vize-Ortsvorsteher des Westends, der Bauausschußvorsitzenden Christa Gabriel und Dorothée Rhiemeier als Ortsvorsteherin Rheingau-Hollerborn sowie Schulleiterin Hildegard Pöppel verwies Baudezernent Andreas Kowol auf den Elsässer Platz als „Nukleus“ des Stadtteils und die Bedeutung des zusätzlichen Angebots für das Gemeinschaftsgefühl, auch mit Blick auf den benachbarten Turnerbund. Demnächst seien größere Turniere denkbar. „Verbindung schafft Räume.“
Dorothée Rhiemeier schauderte bei der Erinnerung an das „Bild des Jammers“ der inzwischen abgerissenen Turnhalle und freute sich ausdrücklich: Die neue Sportanlage werde „echt chic mit viel Grün auf dem Dach“ und wirke dem oft beklagten Bewegungsmangel entgegen“, war sie überzeugt. „Sport fördert das soziale Lernen.“
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Text und Foto: Gesine Werner
Unternehmen & märkte
Das Parkhaus Klarenthaler Straße steht als eher untypisches Projekt für die breite Palette der W!Bau. Beim ersten Spatenstich packen Baudezernent Andreas Kowol, W!Bau-Chef Andreas Guntrum, Michael David, Bauausschuss-Chefin Christa Gabriel, Ortsvorsteherin Dorothée Rhiemeier, Schulleiterin Hildegard Pöppel, Architekt Torsten Schön, OB Gert Uwe Mende und Projektleiterin W!Bau Neziha Bener (v.l.).
Gemeinschaftlich aufladen
Im Rahmen ihres 20jährigen Jubiläums weihte die Genossenschaft Gemeinschaftliches Wohnen in der Blücherstraße 17 ihre erste E-Ladestation ein. Anwesend waren neben Bewohner*innen des Wohnprojekts Andreas Kowol vom Stadtrat, Volker Wind vom Ortsbeirat sowie Vertreter der ESWE.
Ob eine tiefere Bedeutung dahintersteckte, dass für das feierliche Ereignisse ausgerechnet der Valentinstag ausgewählt wurde, ist nicht bekannt – die Stimmung war bei Häppchen und Sekt und trotz eisiger Temperaturen jedenfalls herzlich.
Die Präsenz politischer Entscheidungsträger darf allerdings nicht darüber hinwegtäuschen, dass die Ladestation für E-Fahrzeuge allein von der Genossenschaft finanziert wird, wie auch Bewohner Udo Schläfer in seiner inspirierenden Rede festhielt: „Wir wissen, wie man wohnt, wir wissen, wie man ein Haus baut. Wir haben das Projekt inszeniert und die Ladestation
finanziert – nur wie wir sie anschließen, wissen wir nicht. Dafür brauchen wir Fachleute und deshalb bedanken wir uns bei der ESWE, dass sie heute vor Ort sind.“ In der Satzung der Genossenschaft stünde nicht umsonst, dass die Genossenschaft ein Wohnen ohne Auto fördert. Da ist auch ein gedanklicher Bogen zu einem ehemaligen Regenten nicht zu groß für den Anlass: „Kaiser Wilhelm, ein gern gesehener Gast in Wiesbaden, sagte damals: ‚Das Automobil ist nur eine vorübergehende Erscheinung.‘ Für diese Aussage wurde er später ausgelacht. Heute wissen wir, der Verbrennungsmotor ist tatsächlich nur eine vorübergehende Erscheinung.“ Mit der Ladestation für E-Autos wollen die Bewohner*innen der Blücherstraße 17 einen kleinen, aber wichtigen Beitrag zum Klimaschutz in der eigenen Stadt leisten.
Die Einweihung der Ladestation ist der Auftakt einer Reihe von Veranstaltung, mit denen die Genossenschaft ihr 20jähriges Jubiläum feiert:
Genossenschaft
Gemeinschaftlich Wohnen wurde 2003 in Wiesbaden gegründet. Ziel war und ist es, ein „anderes Wohnen in der Stadt“ zu realisieren. 2005 wurde die Liegenschaft des 1905 errichteten Gebäudes erworben. Seit 2007 existiert das Wohnprojekt Blü17. 51 Mitglieder zählt die Genossenschaft heute, die Hausge-meinschaft in der Blücherstraße besteht aus 32 Erwachsenen und 11 Kindern im Alter von 1 bis 82 Jahren aus sieben verschiedenen Nationen.
Das Gelände in der Blücherstraße 17 wurde 2001 entdeckt, und mit Unterstützung der Lokalen Agenda 21 der Stadt Wiesbaden konnte das Gebäudekomplex auf seine Eignung für die Umsetzung des Wohnprojekts geprüft werden. 2003 kam es zur Gründung der Genossenschaft.
Am 7.März 2005 wurde der Kaufvertrag abgeschlossen und umgehend mit der Sanierung der Gebäude begonnen. 2007 konnten die ersten Mieter einziehen.
Alle Infos unter: www.gemeinschaftlich-wohnen.de
Am 26. März folgt das Theaterstück „Wer will WG?“ der Gruppe „Sirenen von Sirona“, am 12. Mai ein Abendflohmarkt mit OpenAirKino, am 15. Juli ein Kleinod im Westend und am 16. September schließlich das Sommerfest inklusive der Eröffnung der Kulturtage. Konstantin Mahlow
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zusammenleben
Die eingeweihte E-Ladestation gegenüber der Blücherstraße 17
Edle Tropfen, exzellentes RostraBeben, Tolle Attacken aufs Zwerchfell &
ein Schwanengesang
CCW feiert Närrische Riesling-Gala, Große Kostümsitzung und das Amanda-Finale der „Gartenzwerge“
„Fassenacht wird wieder schee – wir starten durch beim CCW 2.0“ war das „nachhaltige“ Kampagnenmotto. Nach langer Pandemiepause wurde Gott Jokus wieder zünftig gehuldigt.
Die Großfamilie des Carnevalclubs Wiesbaden 1954 e.V. war im ZaisSaal mit erlesenem Programm in die Session gestartet. Im gut besetzten Thiersch-Saal gings rund mit der 2 x 11. Riesling-Gala und der Großen Kostümsitzung - edle Tropfen im Glas und FünfsterneProgramm. Elite aus Stadt, Land und Bund war aufgekratzt an Bord.
Gleich zwei Premierenauftritte mit Planken-Beben und akrobatischem Können boten rasanten Augenschmaus, bekamen lautstarken Applaus und durften kaum von
der Bühne: Aus Köln kamen hinreißende „Kammerkätzchen und Kammerdiener“ mit mehrstöckigen Pyramiden und gewagten „Flugkörpern“. Das Tanzcorps Rot-Weiß Vettelschoß lotete die Deckenhöhe aus. Die Schwerkraft war außer Gefecht gesetzt mit grandiosen Hebe- und Flugfiguren. Gänsehaut pur. Das Publikum steht auf den Stühlen. Standing ovations. Zünftiges Tamtam der Füsiliergarde Gonsenheim hatte mit Schmackes den Eisbrecher gegeben. „Geburtstagskind“ Andreas Guntrum, CCWPräsident, Erzschelm und mit der früheren Rheingauer Weinkönigin Stephanie Kopietz plus Weinbaupräsident Peter Seyffardt Moderator der Riesling-Gala, wurde von CCWGrande Klaus Groß gratuliert. Der CCW-Promi feierte passend zur Kampagne später ein rundes Wie-
genfest – mit Gemahlin Ella Groß schulterte der CCW- Ehrensitzungspräsident am Fassenachtssonntag 140 Lenze.
Dem Gaumen zu schmeicheln, wussten ausgezeichnete Kreszenzen der Weingüter SpeicherSchuth/Kiedrich, Höhn/Dotzheim, August Eser/Oestrich, Egert /Hattenheim, Wein- und Sektgut Barth/ Hattenheim, Sekthaus Raumland/ Flörsheim-Dalsheim in Rheinhessen (mit dem Pino Noir der Gala), Heinz Nikolai/ Erbach und Diefenhardt/ Martinsthal.
Bestens gelaunt ging es nach der lecker-unterhaltsamen RieslingGala rüber zum närrischen dancefloor in den Zais-Saal. Die „Amandas“ Ilse Piro & Kemi Arinka heizten stimmgewaltig ein und sorgten für prächtige Stimmung – genau wie am nächsten Abend.
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zusammenleben
Musikkabarettist Christoph Reuter aus Berlin bringt die Rostra in Schwung. Dr. Florian Sitte in seiner Paraderolle als Ex-Kanzlerin Angela Merkel.
Bei der Kostümsitzung navigierte Sitzungspräsi Michael Wink durch ein exzellentes Programm, konnte sich vor „Zugabe“-Rufen kaum retten. Der Saal schunkelt, singt mit und amüsiert sich wie Bolle: Die „Humbas“ mit Thomas Neger wähnten sich „Im Schatten des Doms“. Guntram Eisenmann als „Mann vom Altpapier“ nahm sich „Zores in England“ und „Hobby-Zar Putin“ zur Brust. Schwiegertochter Jennifer überzeugte als Goldkehlchen. Bernhard Knab als „deutscher Michel“ knöpfte sich die „letzte Generation“ mit ihren „Handies der neuesten Generation“ vor und gab den Rapper.
Die legendären Mainzer Hofsänger können auch „Bewegung“ und kommen mit Bajazzo und Jukebox nicht nur in gewohnter Kluft daher. Attacken aufs Zwerchfell werden in fliegendem Galopp geritten von Scherzkeksen der Spitzenklasse. „Alle sind musikalisch - außer manche!“ Christoph Reuter aus Balin ist die Wucht in Tüten, bringt den Saal tatsächlich zum (Sitz)-Tanzen.
„Ein helles Mammut heißt Helmut!“ Musik-Kabarett dient der Aufklärung und die Devise heißt „Machen Sie Quatsch!“ Der „aufgeblasene BabyBel“ heißt Matthias Brodowy, kommt aus Hannover, schießt den Vogel ab und macht bella figura als Ady Po-
sitas. Auch bei „Musikdozent“ und Publikumsliebling Andy Ost bleibt kein Auge trocken. Lachkollern ist angesagt
Für tänzerischen Augenschmaus sorgten CCW-Eigengewächse. Liliengarde, 1+1=3 Luzie Mae Schwartz, Alexandra Weinerth & Olivia Back sowie die Diamonds.
Beim Schwanengesang der CCWGartenzwerge sind Tränentüchlein angesagt: Nach 66 Jahren - erst als „Carnevalistas“ im Carnevalverein Westend, ab 1975 als CCW-Gartenzwerge - ist Schluss mit Lustig. Zehn Oberbürgermeister haben sie überlebt, kamen ins Fernsehen und bis nach Kentucky. Die Stadt Louisville adelte die Zwerge zu Ehrenbürgern. Chapeau.
Ohne ihre Hymne „Wissbade, Wissbade“ (nach Cat Stevens Moonlight Shadow) sind die stimmstarken Mannen nicht zu haben.
Sogar Andreas Guntrum wirft sich ebenso wie Kurhaus-Legende Suresh Soni in Goldkehlchens Zwergenkluft und lässt die Stimmbänder vibrieren. Als Maestro früherer Zeiten sind Mathias Budau, Dieter Schauerer und Michael Meurer dabei. Natürlich wird der unkaputtbaren „Amanda“ zum Finale
gehuldigt. Der Kult-Song trifft den Nerv, wird inbrünstig mitgesungen und bringt den narrischen Club in Schwung.
Mit Meenzer
Hofxang geht es dann in die Nacht: „So ein Tag…“
Info: www.carneval.club karten@ccw-info.de
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Text
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und Fotos: Gesine Werner
„Kammerkätzchen & Kammerdiener“ aus Köln lassen die Planken der Rostra erbeben.
Die Mainzer Hofsänger können sich auch „bewegen“ und haben ihre Jukebox mitgebracht.