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KÜNSTLERGRUPPE50 - DER FILM S
from WIESBADENER 03/2021
by Petra Esser
Die Regisseurin Stella Tinbergen
„Kunst als Schlüssel zur Existenz”
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Die Künstlergruppe50 Wiesbaden
Die mehrfach ausgezeichnete Regisseurin Stella Tinbergen begleitete die Künstlergruppe50 Wiesbaden über mehrere Jahre.
Der Film „Kunst als Schlüssel zur Existenz” sollte zum 70-jährigen Jubiläum der Künstergruppe50 2020 fertig gestellt und dem Publikum vorgestellt werden. Der Film war fertig! Die Pandemie aber machte es unmöglich, ihn ins Kino zu bringen. Nun ist geplant, den Film endlich zum Jahresende in der Wiesbadener Filmbühne Caligari zu zeigen. Der WIESBADENER hatte Gelegenheit, die renommierte Regisseurin zu interviewen: Was war Ihre Intention, einen Film über die Künstlergruppe50 Wiesbaden zu machen? Ich fand den Gedanken reizvoll, eine „Biografie” über eine Gruppe zu machen und habe Kontakt aufgenommen. Es war schon eine besondere Herausforderung, alle Persönlichkeiten filmisch in eine gute Form zu gießen. Wie ist der Titel entstanden? Mir stellte sich die Frage, welche Gemeinsamkeit haben diese Menschen, die künstlerisch und persönlich ja eine eigene Linie haben? Zunächst traf ich mich mit fast allen KünstlerInnen und habe dabei schnell festgestellt, dass „Kunst der Schlüssel zur Existenz” dieser Menschen ist. Keine und keiner von ihnen hat die Kunst als Brotberuf; alle haben eines zweites Standbein zur Sicherung des Lebensunterhalts.
„Kunst als Schlüssel zur Existenz“ – der Film:
2017 – 2020 | Gefördert durch: HessenFilm, Stiftung Flughafen Frankfurt/Main für die Region, Kulturamt der Landeshauptstadt Wiesbaden, Spielbank Wiesbaden, SV-Sparkassenversicherung, Museumsverein Ritschl e.V., Rotary Club Wiesbaden, Naspa Stiftung „Initiative und Leistung” und weitere Sponsoren.
Doch alle leben für die Kunst! Und darauf kommt es an. So kam ich auf den Titel, denn Kunst ist ihr gemeinsamer Nenner und damit der Schlüssel zu ihrer Existenz.
Wie war die Zusammenarbeit mit der Künstlergruppe50 bzw. wie war Ihre Vorgehensweise? Ich habe fast alle besucht und dann festgestellt, dass es eine besondere Herausforderung sein wird, diese Vielfalt an Künstlerinnen und Künstlern angemessen zu würdigen. Keinesfalls durfte der Film eine bloße Aneinanderreihung werden. Solch ein Film wäre furchtbar langweilig geworden. So habe ich nach gemeinsamen Handlungssträngen oder „roten Fäden” gesucht. Zu Hilfe kam mir da die Beheimatung der Künstlergruppe50 in Wiesbaden. Dadurch wurde Wiesbaden zur Nebenperson und zum roten Faden. Ich musste zudem ein dramaturgisches Gerüst finden, um die Gruppe als Künstlergruppe abbilden zu können. Das bedeutete aber, dass am Ende nicht alle Persönlichkeiten im Film zu sehen sein würden. Wieder schaute ich, was diese Menschen verbindet, um eine filmische Verdichtung herstellen zu können. Ich habe nach Querverbindungen gesucht, wie z.B. die Entscheidungsfindung der Gruppe zur Aufnahme eines neuen Mitglieds. Auch eine Ausstellung in Berlin brachte wunderbare dynamische Situationen. Das waren Gruppenbegegnungen, aus denen ich dann wieder einzelne Geschichten etablieren konnte. Dann wollte ich natürlich das große Spektrum der Gruppe zeigen, das von Installationen, über Bildhauerei, bis hin zu Malerei, Fotografie und vielem mehr reicht. Ich musste „Sensationen” schaffen, um für den Zuschauer/die Zuschauerin die Spannung zu halten. Ich habe der Gruppe kommuniziert, dass ich den Film als Kunstwerk verstehe, in denen die Menschen meine Farben sind. Und wie bei einem Gobelin treten diese Farben mal in den Vordergrund, manchmal in den Hintergrund. Es kann nicht jede und jeder gleichzeitig nebeneinander stehen, das ist wie bei einem Chor. Aber immerhin haben 13 KünstlerInnen am Ende ihren Platz im Film gefunden. Im Grunde hätte jede(r) Einzelne einen eigenen Film verdient. Aber das ist auch finanziell kaum zu realisieren.
Welche Schwierigkeiten/ Besonderheiten/schöne Momente kamen dabei zum Tragen? Die absolute Hauptperson in diesem Film ist das Machen von Kunst. Und ich hatte das Glück, zu den KünstlerInnen einen so schönen Kontakt aufbauen zu können, so dass ich bei sehr vielen sehr schöne Einblicke über das Machen von Kunst gewinnen konnte. Insofern steht der Film auch stellvertretend für die KünstlerInnen, die nicht in den Vordergrund gestellt werden konnten.
Wie stellt man so einen Film auf die Beine? Ich habe ungefähr drei Jahre gebraucht, um den Film fertig zu stellen. 2017 habe ich angefangen. Der Film sollte zum 50-jährigen Jubiläum 2020 fertig werden. Durch Corona wurde es kompliziert. Aber der Film ist pünktlich zum Jubiläum fertig geworden. Wichtig ist natürlich, dass die finanziellen Mittel für einen solchen Film bereit stehen. Allen voran steht hier die Filmförderung. Sehr wichtig war das Kulturamt der Stadt Wiesbaden. Der Amtsleiter Herr Funk hat von Anfang an an den Film geglaubt und mir viele Türen geöffnet. Doch auch Stiftung Flughafen Frankfurt/ Main für die Region und die SV Sparkassenversicherung und viele private Sponsoren waren beteiligt. Auch Sammler der Gruppe, der Architekt Helmut Wirth und seine Frau Maja Wirth waren wichtig. Der Museumsverein Otto Ritschl e.V. war beteiligt, der Rotary Club Wiesbaden, um nur ein paar zu nennen. Ich muss sagen, dass mein Film sehr viel Unterstützung von Wiesbadener Institutionen bekommen hat. Denn, als durch Corona das Projekt ins Stocken geriet, da sich die Drehzeiten durch die Pandemie-Auflagen verdoppelten, wodurch aus einem halben ein ganzer Drehtag wurde, hat das Kulturamt wieder und wieder einen Nachschlag gegeben, so dass ich die Mehrkosten auffangen konnte. Wie und wann kamen Sie zum Genre Film? Ich habe die Höhere Technische Bundeslehranstalt in Graz, Schwerpunkt Audiovisuelle Medien besucht und anschließend die Filmhochschule in Wien. Dann habe ich einige Jahre fast jeden nur möglichen Beruf im Bereich Film ausgeübt. Ausschließlich Filme mache ich seit 1991. Mein Einstieg war ein Film über Elefanten, über die Wichtigkeit von Elefanten – Elefantenträume. Danach folgten Personenporträts und schließlich Künstlerbiografien, wie über Marianne von Werefkin und das Tänzerpaar Sacharoff.
Künstlergruppe50 Wiesbaden
Die im Jahr 1950 gegründete Künstlergruppe50 Wiesbaden gehört zu den ältesten städtischen Künstlergruppen in Deutschland. In ihren Arbeiten spannen sie einen weiten Bogen von der Gegenständlichkeit bis hin zur Abstraktion. Zu ihren Medien gehören Malerei und Bildhauerei ebenso wie Fotografie und Installation. www.kuenstlergruppe50wiesbaden.de
Mitwirkende der Künstlergruppe50 Wiesbaden
Swantje von Bismarck, Petra von Breitenbach, Frank Deubel, Ellianne Dinnendahl, Joan Draxler, Roman Eichhorn, Alois Ewen, Bettina Gelhard-Reeh, Arnold Gorski, Titus Grab, Gisela Grosshaus, Nicole Fehling, Bettina Flössner, Iris Kaczmarczyk, Johannes Ludwig, Isanna von Perbandt, Ricarda Peters, Horst Reichard, Tom Sommerlatte, Gabriele Strecker. Susanne Kiessling/Galerie Nero. Wann und wo ist geplant, den Film zu zeigen? Der Film wird gezeigt werden, sobald es keine Beschränkungen der Besucherzahl mehr gibt. Ich hoffe, dass wir Ende des Jahres eine Uraufführung feiern dürfen. Wird der Film – außer im Caligari – noch anderswo zu sehen sein? Ich habe den Film auf Festivals eingereicht und warte hier auf Antworten. Viele Festivals haben die Auflage, dass die Filme noch nicht einem breiten Publikum gezeigt wurden, so dass ich erst nach Eingang der Antworten planen kann, ob bzw. wann ich den Film einem breiteren Publikum zeigen werde.
Aktuelle Informationen und der Trailer zum Film unter: www.tinbergen.de