4 minute read
INT. TRICKFILMFESTIVAL S
from WIESBADENER 03/2021
by Petra Esser
Die Schnecke und der Buckelwal
El Dorado der Animationskunst trotz(t) Corona
Advertisement
Drei Tage im September: 22. Internationales Trickfilm-Festival Wiesbaden vom 10. bis 12. September 2021 im Filmschloss Biebrich
Alle Jahre wieder zeigte sich Wiesbaden als El Dorado der flimmernden Preziosen. In Zeiten der Pandemie ist alles anders. Die 22. Auflage des beliebten Dauerbrenners wurde gestrichen. „Nachdem im November 2020 das Internationale Trickfilm-Festival kurzfristig ausgefallen ist, freuen wir uns, die wunderbaren Filme jetzt nachholen zu können“, sagt Detelina Grigorova-Kreck. Eine digitale Version stand auch für Gründervater Joachim Kreck nie zur Debatte.
Die Fans dürfen wieder mit den Hufen scharren in Vorfreude auf „trickreiche“ Hochkaräter „Wir müssen auch weiterhin flexibel bleiben und freuen uns, wenn wir unsere deutschen Filmschaffenden als Gäste begrüßen können.“ Vom 10. bis 12. September 2021 ist der Vorführsaal der Deutschen Film- und Medienbewertung (FBW) im Filmschloss Biebrich am Rhein wieder Schauplatz flimmernder Hochkaräter.
Drei Tage im September: Die 22. Version wird eine kurze – „besondere Corona-Umstände“. Als kulturpreisgekrönte „Freunde der Filme im Schloss“ zeigen Detelina Grigorova-Kreck & Joachim Kreck im Trio mit dem unverzichtbaren „Dritten Mann“ Michael O. Fechner rund 90 innovative Werke.
Aus Kanada kommt „The Physics of Sorrow“ des Exil-Bulgaren Theodore Ushev, eine Innovation mit hot-wax-painting und der Stimme von Donald Sutherland. Aus Großbritannien, Frankreich, China, Japan, USA und Estland sind weitere Schmankerl eingeladen. Aus Taiwan kommen „Movements“. Aus Indien wurde die „äußerst witzige“ 3D-Computeranimation „09:09 F“ von Avinash Medhe ausgewählt. Aus Russland kommt „He Can `t Live Without Cosmos“. von Konstantin Bronzit, aus der Ukraine kommt „Kohannia/Deep Love“ von Mykyta Lyskov. Zum ersten Mal zeigt mit „Yes, People“ das Festival einen Film aus Island.
Die vielfach preisgekrönte Polen-Frankreich-Deutschland-CoProduktion „Porträt of Suzanne“ von Izabel Plucinska verspricht anrührende Spannung. „Don´t know what“ stammt von Thomas Reinoldner aus Österreich und ist der in Annecy ausgezeichnete „völlig ausgefallene, lustige Experimentalfilm“, der sogar einen alten Filmfuchs wie Joachim Kreck schmunzeln lässt: „Noch nie gesehen, so was!“ Wenn das der Initiator des Festivals sagt, der immerhin 86 Lenze schultert..
Das GründerInnnen-Paar ist eingebunden in das Oral history-Projekt „Erlebte Geschichte & Geschichten“ des Fördervereins Stadtarchiv Wiesbaden.
Auch unter erschwerten Bedingungen soll ein exzellentes Programm geboten werden in den Sektionen „Best of international Animation“ und nach einjähriger Pause wieder „Best of German Animation 2019/ 2020“, in „New Generations 2019/ 2020“ und den „Tricks for Kids“.
Zwei großartige Langfilme mit Brisanz sind auch an Bord: Als deutsche Erstaufführung blickt der sozialkritische Film „True North“ von Eiji Han Shimizu in ein Arbeitslager in Nordkorea. Für Cannes und Annecy ausgewählt, ist als Rarität dank des Schweizer Filmverleihs Filmcoopy die Romanverfilmung „Die Schwalben von Kabul“ der Regisseurinnen Zabou Breitman und Èléa Gobbé-Mévellec zu sehen.
Bei „Best of German Animation“ ist, auf Realität basierend, die Produktion „Hier oben, bei den weißen Göttern“ von Alexander Lahl/Max Mönch ein Favorit des Festivalgründers. „Just a guy“ von Shoko Hara, die drei Frauen von ihrer bizarren Verliebtheit in einen Serienmörder und Vergewaltiger erzählen lässt, sieht Joachim Kreck als „Film des Jahres“ an. In der Sektion „Best of New Generations“ kommt Wiesbadens Partnerstadt Gent zu Ehren: Capucine Muller wird ihren Diplomfilm der Königlichen Akademie „Dutchgaria“, bester Studentenfilm beim KROK-Filmfestival, persönlich vorstellen, wenn es die die Pandemielage erlaubt. Das international etablierte Festival basiert auf Zusammenarbeit mit dem Kulturamt der Landeshauptstadt Wiesbaden, der FBW, der Omnimago GmbH und der Caligari FilmBühne.
Der Etat von rund 40.000 Euro wird vom Kulturamt Wiesbaden und HessenFilm gestemmt. Der mit 1000 Euro dotierte Preis des Kulturamtes der LH Wiesbaden geht an Steve Cutts. Der Jugend eine Gasse: Der 25 jährige Animator aus London, ein brillanter Illustrator einer neuen Künstler-Generation. „Sein Stil ist von den Cartoons der 1920er Jahre inspiriert, von Comics und Grafic Novels.“ „Ob der Preisträger unsere Einladung annehmen kann, richtet sich nach der Pandemiesituation. Steves Filme „Happiness“ und „The Turning Point“ zeigen wir auf jeden Fall im Festival.“
Tradition trotz(t) Corona: Das Publikum ist wieder die Jury. Die Preise „Best of International Animation (1000 Euro der „Filmsortiment GmbH Hamburg“), „Best of German Animation“ (1000 Euro Ortsbeirat Biebrich) und „Best of New Generations“ (500 Euro der Sparkassen-Versicherung) werden vergeben. Ein Herz für Kinder Detelina Grigorova-Kreck hat „ein tolles Programm an „Tricks for Kids“ zusammengestellt. In der Sonntagsmatinée läuft die brandaktuelle deutsche Fassung des Weihnachtsspecials im ZDF in Erstaufführung „Die Schnecke und der Buckelwal“ von Magic Light Pictures gehen auf Reisen. Trudes Tier ist ein „Klickhit“, denn Influencerin Trude mischt als Gesundheits-Guru mit.
Abstand und Sicherheit Mit ausgeklügeltem Hygienekonzept (Lüftung zwischen den Vorstellungen, verminderte Sitzplatzzahl, Desinfektion, Munaskenpflicht, Anmeldung) sollen die neun Vorstellungen laufen. „Wir haben uns für eine Liveausgabe entschieden. Die Filme sehen auf großer Leinwand wesentlich eindrucksvoller aus und entsprechen dem, was sich die Filmschaffenden vorgestellt haben. Sonst ist es kein Film mehr. Wenn wir einladen, erfahren wir größten Enthusiasmus der Filmleute“, betonen Joachim Kreck und Detelina Grigorova-Kreck.
True North
Anmeldungen unter: info@filme-im-schloss.de Telefon: 0611 – 84 07 66.
Gesine Werner
Das Trickfilm-Festival trotz(t) Corona. Detelina GrigorovaKreck und Joachim Kreck mit Fachzeitschriften zu „The physics of Sorrow” und „Genius Loci”. Das T-Shirt macht Werbung für Les Blanks Film „A Poem is a naked Person”, der 2015 in Wiesbaden lief. Foto: Gesine Werner