P R I M E S NOW BOAR DING
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NOV 2019
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POLTÈRA JÜRGENSON
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Pic: Patrick Steiner | Blue Tomato Team Rider: Felix Widnig
ÖS TERREICH | DEUTSCHL AND | SCHWEIZ | NIEDERL ANDE | FINNL AND Blue Tomato Winter Book jetzt gratis bestellen | blue-tomato.com/book instagram.com/bluetomato | #yourrideourmission
HAUPTSTRASSE 159, 5542 FLACHAU TEL. +43 (0) 6457 2929 INFO@SALZBURGERSPORTWELT.COM
ED I TORI AL
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iese Zeilen resultieren aus einer Unterhaltung, die mein Ego schmerzend verletzt und mich hart getroffen hat. Snowboarden hat seine Kultur verloren. Die Industrie feiert sich immer noch selbst, obwohl sie sich mit ihrer Performance am Rande der Belanglosigkeit bewege. Faszination und Identifikation sei bei Werbung für Katzenfutter höher als im Snowboarden, ganz zu schweigen von der Kreativität und Innovation, mit der die Bewerbung der Snowboard-Produkte über Medien und Social Media betrieben werde. Und auch die Leute die auf dem Snowboard stehen, kommen oftmals etwas unterbelichtet daher. Zieht man einen Strich unter diese Aussagen eines Typen, der für sein Leben gerne Snowboard fährt und von Berufswegen einen ziemlich genauen Plan hat, wohin sich Trends und Subkulturen bewegen, kommt man zu dem ernüchternden Ergebnis, dass es um Snowboarden schon mal besser stand!
Und trotzdem hallten diese Worte lange bei mir nach und brannten sich tief in meinem Bewusstsein ein. Ihr kennt es alle, wenn man etwas im Kopf hat, begegnet einem dieses Thema an jeder Ecke. Man liebäugelt z. B. mit dem Kauf eines alten VW Bus und schon sieht man die knatternden Eulen an jeder Ampel stehen. Genauso erging es mir plötzlich beim Snowboarden. Überall Proleten und Jacken, bei deren Anblick meine Pupillen anfingen wie Bälle im Flipperautomaten herumzuschießen. Hilfe, holt mich hier raus! Manche Menschen schreiben Bücher, um ihr Erlebtes zu verarbeiten. Andere legen sich auf die Couch und erzählen ihrem Psychiater, was sie beschäftigt. Mit dieser Prime Snowboarding-Ausgabe betreiben auch wir eine Therapie, indem wir uns den Spiegel vor Augen halten. Dabei geben wir nicht einem Psychiater unser Innerstes preis, sondern hören einem bunten Querschnitt an Menschen zu, die Snowboarden zu ihrem Lebensinhalt erklärt haben, um herauszufinden, ob es noch Hoffnung auf Heilung für uns Snowboarder gibt oder wir uns doch mit dem bitteren Vergleich abfinden müssen, dass wir weniger innovativ als Katzenfutterwerbung sind.
Es mag schon sein, dass es Klamotten gibt, die einen Tinnitus im Auge auslösen und nicht jedes Boarddesign jedermanns Sache ist. Und ja, das Marketing war sicher auch schon mal innovativer, aber ganz so dramatisch wie mir der Status Quo unseres Sports um die Ohren geklopft wurde, sehe ich die Situation dann doch nicht. Schließlich sind wir ja alle ein wenig unterbelichtet - das fängt beim Präsidenten von Amerika an und zieht sich wie ein roter Faden durch unsere Gesellschaft bis zu uns Snowboardern, die sicher schon den Flug für den nächsten Surftrip im Frühjahr gebucht haben. Summa summarum ist die Situation suboptimal, aber absolut im grünen Bereich.
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Nehmt euch die Zeit und hört zu was die Menschen, die wir getroffen haben, uns erzählten und entscheidet anschließend für euch selbst, wo Snowboarden heute steht und welche Position ihr in dieser Selbsttherapie einnehmt. Viel Spaß mit der „behind the story“-Issue und wie immer: Ride on!
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Anthony Slater on the Whatever. Photo: Cyril Müller bataleon.com
For over 15 years, Bataleon has led the industry in 3D shape technology. We’ve perfected our patented Triple Base Technology™, producing boards with traditional camber and lifted contact points in all shapes, sizes and flavors, making snowboarding more enjoyable for all.
I NHALT
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RETO WHO?
DER, DER DEN SCHWEIZER WINTERSPORT VERÄNDERTE
Reto Poltèra war Snowboard-Pionier in der Schweiz, Pro und formt seit 1992 den Schnnee von LAAX in Pipe und Parks.
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EDITORIAL FOTOFOLIO
Matthieu Georges
Mit Sicherheit ins Backcountry
Alles Wichtige im Überblick
36 STAMMTISCH
Die Produkte des Monats
48 PRRIME DESTINATION Tiefschneeparadis Obertauern
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Ein Leben im Auftrag des Snowboardens!
96 BANG BANG
Der explosive Ausbruch des Michi Schärer aus dem Contest-Alltag
104 JEREMY JONES
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GIGI RÜF
112 NARCIS
RETO WHO?
120 IVIKA JÜRGENSON
Deniz Cinek
Klare Sicht mit Maxi Preissinger
40 PRODUCTS
88 STEVE GRUBER
58 B-EBENE
Caffeè NoName
38 PRIME PRODUCT
TRICK OF THE MONTH
Coach Gian erklärt euch den Cab 540° Tail Grab
NEWS
GUT DING WILL WEILE HABEN
Anna Gasser erzählt uns ihre unglaubliche Geschichte, die Snowboard-Geschichte schrieb.
54 LAWINENKUNDE 56
ANNA GASSER
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Qualität statt Quantität!
Der Mann, der den Schweizer Wintersport veränderte
80 ANNA GASSER Die unglaubliche Geschichte der Anna Gasser
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Zehn Jahre Jones Snowboards
Elias Elhardt zu besuch im Kosovo
Eine Frau erobert die Straße
128 ABO 130 KOLUMNE
Funsport ist geschlechtsneutral!
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STEVE GRUBER LAST MAN STANDING!
Steve hat schon den Tiefschnee entzweit, als viele von euch noch in der Ursuppe schwammen und wird dies auch noch tun, wenn die Meisten von euch das Snowboarden schon wieder an den Nagel gehängt haben. FOTOGRAF SILVANO ZEITER FAHRER NICOLAS MÜLLER LOCATION MELCHSEE-FRUTT, CH TRICK: METHOD
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JEREMY JONES
COVER
JONES WIRD ZEHN!
Wir haben uns mit Jeremy zum 10. Geburtstag getroffen und über zehn Jahre Jones und die Zukunft gesprochen.
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Nico Müller ist einer der Leuchttürme unseres Sports, was er mit seinem aktuellen Absinthe Videopart einmal mehr unter Beweis gestellt hat. Für die Filmaufnahmen reiste Mr. Method auch nach Melchsee-Frutt, von wo er unter anderem auch das Titelfoto dieser Ausgabe mit nach Hause brachte.
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FOTOFOL I O
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ALTER: 36 Jahre IN T E RV IE W S EBASTIAN GOGL
WOHNORT: Montpellier, France
FOTOS : MAT T GEORGE S / T R I PL E
FOTOGRAFIE SEIT: 2002
KAMERA: Meine top 5 Kameras sind: Canon 5D SR Mamya 7 Hasselblad X-Pan Contax T2 Drone Mavic Pro WICHTIGSTES GADGET AUF DEM BERG: Wasserflasche INSTAGRAM: @matt_georges WEBSEITE: mattgeorges.com
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Franzosen sind für ihren guten Geschmack bekannt. Das trifft auch auf Matthieu Georges zu, der es in den vergangen 16 Jahren zu verstehen gelernt hat, seinen Fotos eine minimalistische Handschrift zu verpassen, die oft kopiert wurde und an welcher man seine Aufnahmen schnell erkennen kann. Matt hat das große Glück, dass er seit fünf Jahren als Fotograf im Auftrag von Vans durch die Weltgeschichte reisen kann und mit seinen Arbeiten für eines der kreativsten Snowboard-Teams ein visuelles Rückgrat bildet, indem seine Fotos internationale Beachtung in allen Medien finden.
Als das Onboard Magazine vor einigen Jahren eingestellt wurde, für welches ich als Fotograf tätig war, wusste ich, dass ich nur dann weiterhin Vollzeit als Snowboard-Fotograf arbeiten kann, wenn ich die finanzielle Unterstützung einer Marke bekomme und interessante Projekte realisieren könnte. Heutzutage ist es leider nicht mehr möglich, nur durch den Abverkauf von Fotos an Magazine zu überleben, da es nur noch wenige gibt und die Produktion von Actionfotos zeitund kostenintensiv ist. Aber um die Frage zu beantworten: Ich bin seit fünf Jahren bei Vans als Fotograf unter Vertrag. Die Zusammenarbeit ist großartig, das Team vielfältig und talentiert und Vans unterstützt eigentlich alle meine Ideen. Wir drucken jede Saison kreative Fotobücher und Zeitungen in limitierter Auflage, was heute nur noch wenige Brands machen.
Willkommen zu Pastillen und Café o Lait mit Matt.
Matt, als Fotograf reist du die meiste Zeit durch die Snowboard-Weltgeschichte. Was vermisst du von zu Hause am meisten, wenn du unterwegs bist? Ich bin jetzt seit rund 15 Jahren durch meine Arbeit als Fotograf auf Reisen, allerdings versuche ich nie länger als zwei Wochen am Stück fort zu sein. Wenn ich unterwegs bin, vermisse ich meine geregelten Tagesabläufe, wie z. B. mit meiner Frau und meinen drei kleinen Töchtern aufzuwachen, sie zur Schule zu bringen und dann für den Rest des Tages in meinem Studio zu arbeiten. Allerdings reise ich auch echt gerne und ich genieße die Zeit unterewegs. In unserem letzten Fotofolio erklärte uns Vernon Deck, dass sein Job als Snowboard-Fotograf nicht familienkompatibel sei. Als Gründe nannte er die vielen Reisen und das unregelmäßige Einkommen. Wie bekommst du Job und Familie unter einen Hut?
Vernon hat wahrscheinlich ein stückweit recht, aber ich denke trotzdem, dass jeder Job auch familienkompatibel ist, solange man die richtige Balance findet. Klar, kann man als Familienvater nicht alles stehen und liegen lassen, wenn das Telefon klingelt und die Stimme am anderen Ende sagt, man solle jetzt sofort irgendwo hinkommen, nur weil es ein paar Zentimeter Neuschnee gegeben hat. Man kann auch nicht jede Nacht an der Bar versumpfen, weil man sich morgens um die Kinder kümmern muss usw. Am Ende muss eben jeder für sich seine Prioritäten setzten und sein Leben danach ausrichten. Ich habe für mich die Entscheidung getroffen, eine Familie aufzubauen und bin mit meiner Frau und meinen drei Mädels der glücklichste Mensch und kann das auch mit meiner Arbeit als Snowboard-Fotograf vereinen. Viele deiner Shootings finden mit dem Vans Team statt. Bist du bei Vans als Fotograf unter Vertrag?
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Ist die Bildsprache deiner Arbeiten von Vans eigentlich vorgegeben oder hast du freie Hand beim Fotografieren? Glücklicherweise habe ich meistens die Freiheit, so zu arbeiten wie es mir gefällt. Das liegt sicherlich auch daran, dass mein Stil zu fotografieren, der Bildsprache von Vans entgegenkommt. Schnee- und Lichtverhältnisse in den Bergen bestimmen die Möglichkeiten, was für Rider und dich als Fotograf machbar ist. Wie geht man mit diesem nicht beeinflussbaren Faktor um, da Fotoshootings oft für einen kurzen Zeitraum angesetzt sind. Es ist völlig kontraproduktiv, ein Shooting am Berg auf einen Tag anzusetzen, außer alle Leute sind eh in der Gegend und so flexible, dass sie jederzeit Shooten gehen können, was aber eher selten der Fall ist. Du musst ein Shooting immer auf mehrere Tage ansetzten, um den Unsicherheitsfaktor „Wetter“ berücksichtigen zu können. Aber wenn man mit den richtigen Leuten reist, kann man bei jedem Wetter und allen Schneeverhältnissen etwas realisieren. Teilweise finde ich die Shootings an Schlechtwe t te r ta g e n s o g a r wes e n t l i c h spannender, da Nebel, Wolken, Schnee und Regen für ganz besondere Stimmungen sorgen.
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Du bist schon seit langem im Geschäft und hast viele Fotografen gehen sehen und nur wenige kommen. Was sind die Gründe für das Fotografensterben? Tatsächlich habe ich mit 20 Jahren angefangen, in dieser Branche zu arbeiten. Jetzt bin ich 36 und ein „alter“ Hase im Geschäft .... Ich habe in all den Jahren viele Fotografen getroffen, die auch heute noch dabei sind, aber natürlich zieht es auch viele irgendwann in eine andere Richtung, wie z. B. in die Werbung. Manche wechseln auch komplett ihren Job. Aber der Hauptgrund für die rückläufige Anzahl an jungen Fotografen ist die Industrie selbst. Läuft es mal eine Saison nicht rund, werden als erstes die Budgets fürs Marketing gekürzt, was direkt die Fotografen, Filmer und Medien trifft. Natürlich kann ich solche Maßnahmen nachvollziehen, aber der Schuh drückt meiner Meinung nach wo ganz anderes. Ich habe schon so oft miterlebt, wie Verantwortliche herumjammern , dass sie keine Budgets haben, aber am gleichen Abend tausende von Euro für Alkohol und Lap Dance in Nachtclubs über die Firmenkreditkarte verpulvern. Ich bin kein Moralapostel und genieße selbst gerne eine gute Flasche Wein, die mein Auftraggeber spendiert, aber all das Rumgeheule, dass es keine Budgets gebe, halt ich für absoluten Käse. Dafür wird zu viel Geld von zu vielen Firmen beim Feiern und Essengehen verbrannt! Ich weiß auch, dass es Kids da draußen gibt, die sich eine Saison lang den Arsch beim Snowboarden aufreißen würden, wenn sie die 1000,- Euro als Reisekosten für ihren Winter von einem Teammanager bekommen würden, die der an einem Abend mit ein paar seiner Teamfahrer auf den Kopf haut.
Das ist eine klare Ansage! Aber sag mal, wie bist du überhaupt zur Snowboard-Fotografie gekommen? Zuerst war ich Skateboarder und Snowboarder. Die Fotografie tauchte erst etwas später auf, als ich 16 oder 17 war. Der Vater meines besten Freundes machte Aktfotografie. Er nahm mich mit in seine Dunkelkammer und zeigte mir, wie man die Schwarz-Weiß-Aufnahmen entwickelte. Für mich war es unglaublich faszinierend zu sehen, wie das Bild im Entwickler langsam auf dem Papier sichtbar wurde und es fasziniert mich heute noch immer. Die Aktfotografie war auch eine gute Strategie, um Aufmerksamkeit von den Mädels in der Schule zu bekommen. " Hey! Lass mich dich fotografieren und anschließend können wir die Filmrolle zusammen entwickeln und ein paar Prints davon abziehen und vielleicht danach noch ein wenig Liebe machen ... " Nichts Perverses übrigens, ich bin halt nur halb Franzose und halb Italiener, diese Mentalität wurde mir quasi mit in die Wiege gelegt. [lacht] Wie auch immer, es war auch schön, coole Fotos von unseren Skatetrips aus ganz Europa mit nach Hause zu bringen. Da einige meiner Freunde gesponsert waren, endeten irgendwann meine Fotos in Magazinen und ich bekam einen Job als Grafikdesigner beim Freestyler Magazine in Frankreich. Ich studierte noch zu dieser Zeit, also ging ich um 5 Uhr morgens
RIDER: ARTHUR LONGO
LOCATION: CHAMONIX, F
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ins Büro, dann um 9 Uhr in die Uni, dann zurück ins Büro zum Mittagessen und anschließend wieder zurück in die Uni, bevor es abends zurück ins Büro ging. Es war einfach unglaublich für mich, diesen Job zu bekommen, also habe ich wirklich alles dafür gegeben! Welche Eigenschaften muss man besitzen, um als Fotograf am Berg erfolgreich zu sein? Was genau bedeutet für dich Erfolg? Das du als Fotograf gute Fotos produzierst, die anschließend die Leute gerne sehen wollen und du letztlich damit Geld verdienen kannst. Um in den Bergen gut arbeiten zu können, muss man echt fit sein, Geduld mitbringen, früh aufstehen, die Gefahren des Berges einschätzen können, das Handwerk des Fotografen beherrschen und einfach hart arbeiten. Um erfolgreich zu sein, musst du auch anschließend deine Fotos bearbeiten und vermarkten, sonst war alles umsonst und der Erfolg in Form von Einnahmen bleibt aus. Dazu gehört die Kommunikation mit Marken und Medien, das Befeuern von Social Media-Kanälen und das Organisieren von Ausstellungen, als weitere Referenz und Erlösquellen. Neben der Fotografie muss man anscheinend auch einige andere Fähigkeiten mitbringen, um erfolgreich sein zu können. Dazu gehört der Umgang mit der Zeit an Downdays und das oft recht intensive Nachtleben der Fahrer, mit denen man unterwegs ist. An dieser Stelle tut es mir echt leid, dass ich mit dem Partymythos brechen muss, aber wenn du um 6 Uhr oder früher aufstehst, den ganzen Tag draußen bei Minustemperaturen im Backcountry verbracht und einen großen Kicker geschaufelt hast, dutzende Male im Tiefschnee irgendwo hochgehiket bist, hast du abends sicherlich keine Energie mehr, um im Nachtleben steil zu gehen. Vor allem, wenn man das mehrere Tage hintereinander macht! Das wilde Nachtleben findet zu der Zeit der Filmpremiere statt oder auf Messen und einigen Contests.
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RIDER: ARTHUR LONGO
LOCATION: CHAMONIX, F
LOCATION: OTARU, JPN
RIDER: BENNY URBAN
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RIDER: RENE RINNEKANGAS
LOCATION: KITZSTEINHORN, AUT
F L O C O R ZEL I US - KI C K E R LINE - FLA CH A UWINKL
PIC MARKUS ROHRBACHER
Alle News, Termine und Facts
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NEWS 21
GEW INNE
SNOWPRIME B VERL OARDIN G O ST SNOW CARDEINE TI AN E UCH ROL !
SNOW CARD TIROL An 228 Skitagen gültig in über 90 Skigebieten mit über 4.000 Pistenkilometern – das sind die superlativen Eckdaten, die uns das Wunderticket namens Snow Card Tirol schmackhaft macht. Und wie gewohnt müssen wir auch diesen Winter wieder zuschlagen – oder haben sie schon längst, denn seit Anfang Oktober ist die Karte in den Tiroler Resorts wieder gültig.
info@prime-snowboarding.de mit dem Betreff „Snow Card Tirol“ und nennt uns den Grund, warum genau ihr die Mutter aller Verbundpässe gewinnen sollt.
Und weil 825,- Euro, die ihr für eine Snow Card Tirol auf den Tisch legen müsst, keine Peanuts für arme Snowboarder sind, verlost Prime Snowboarding eines dieser begehrten Tickets an euch. Um an der Verlosung teilzunehmen, sendet uns lediglich eine E-Mail an
Erwachsene: Jugendliche):
Einsendeschluss ist der 20. November 2019. Preise Snow Card Tirol: 825,- Euro 659,- Euro
(Jahrgang 2001 bis 2003)
Kinder):
413,- Euro
(Jahrgang 2004 bis 2013)
Kinder bis Jahrgang 2014 sind FREI!
Weiter Infos rund um die Snow Card Tirol findet ihr unter: www.snowcard.tirol.at
K2 & RIDE SNOWBOARD TEST DAYS DIE TOUR ZUM KOSTENLOSEN ON SNOW-PRODUKTTEST IST WIEDER UNTERWEGS! Zwischen Ende Oktober und Mitte April bieten euch K2 und Ride Snowboards die einmalige Chance, den ganzen lieben Tag lange und vor allem umsonst, die neuen Boards, Boots und Bindungen der Hardgood-Spezialisten zu testen. Nachdem die K2 & Ride Snowb o a rd Te s t D a ys i n d e n ve rg a n g e n zwei Wintern großen Anklang gefunden haben, schrauben diese Saison die Experten der beiden Brands nun schon zum dritten Mal für euch die hoch -
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wertigen Produkte perfekt auf euch eingestellt zusammen. Wer behauptet sein Board von vor fünf Jahren fährt genauso gut wie die neuesten Bretter auf dem Markt, der wird an den Test Days eines Besseren belehrt! 04.-05.01.2020 11.-12.01.2020 01.-02.02.2020 12.02.2020
Ehrwalder Almbahn, AUT Alpbachtal, AUT Kitzsteinhorn, AUT Flachauwinkl/ Absolut Park, AUT
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15.-16.02.2020
Innsbruck/ Skylinepark, AUT 29.02-01.03.2020 Axamer Lizum, AUT 07.-08.03.2020 Feldberg/ Grafenmatt, GER 28.-29.03.2020 Mayrhofen, AUT 11.-13.04.2020 Kühtai, AUT Alle Termine und Updates findet ihr auch unter: www.prime-snowboarding.de
GEWIN NE GEWINN T
PRIME KREUZWORTRÄTSEL Willkommen zur zweiten Runde unseres Prime Snowboarding-Kreuzworträtsel! Nachdem wir etwas skeptisch waren, ob "Omas" Kreuzworträtsel im Snowboarden funktionieren würden, habt ihr uns mit euren vielen Einsendungen eine klare Antwort zum Weitermachen gegeben. Danke an dieser Stelle für's Mitmachen und viel Spaß beim Krübeln und Lösen!
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Großevent in Sölden. Schweizer Backcountry-Talent, das von Ride Snowboards und O'Neill unterstützt wird. Überbegriff für Kicker, Rails, Boxen usw. Skigebiet im Salzburger Land. Schuhmarke, die für Waffeleisensohlen steht. Name des aktuellen Absinthe Film. Schweizer Method-Stilikone. Amerikanische Contest-Kicker-Maschine. Oberseite eines Snowboards. Trick bei dem das hintere Knie nach vorne auf das Board gedrückt wird.
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Dreimaliger Air&Style Gewinner aus Österreich. Name des Park Lifts am Absolut Park. Größter Freestyle und Halfpipe Event der Schweiz. Trick bei dem man beide Beine während des Grabs durchstreckt. Schweizer Halfpipe-Fahrer, der 2017 seine Contest-Karriere beendete. Skigebietverbund im Salzburger Land. Rückwärts angefahrener Fs 180°. Amtierender FIS Halfpipe World Champion. Skigebiet aus dem Unterengadin. Negative Vorspannung beim Board. First Layer Brand aus Neuseeland. Schweizer Kanton, in dem Grindelwald liegt. Absprung über die Nose.
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Schickt uns ein Foto von eurem ausgefüllten Kreuzworträtsel an info@primesnowboarding.de inkl. Lösungswort mit dem Betreff: "PUSH" und nehmt so am Gewinnspiel teil. Einsendeschluss ist der 15.12.19
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WAS MACHT EIGENTLICH…
...PETER KÖNIG? Hallo Peter, "früher war alles besser" ist eine abgedroschene wie dämliche Pharse, die wir alle kennen. Du hast allerdings die goldene Zeiten noch miterlebt, in denen man als Shredder die "Low hanging Fruits" in Form von fetten Verträgen easy ernten konnte, wie z.B. dein Raiffeisen Club-Deal. War Früher vielleicht doch besser als Heute? Ja, die Phrase ist Schwachsinn, denn für die heutigen Snowboarder ist jetzt die golden Zeit! Alles im Leben ändert sich irgendwann, akzeptiert man das nicht, steckt man letztlich in einem Loch der Unzufriedenheit fest und dreht sich im Kreis. Wir müssen lernen mit der Zeit zugehen und müssen uns an sie anpassen. Und ja, solche Verträge wie ich sie damals hatte, sind heute auf jeden Fall noch drin. Der Unterschied von meiner aktiven Zeit zu heute ist halt vielleicht der, dass damals der individuelle Charakter einer Person noch wichtiger war als heute, wo alles auf Leistung und Reichweite zu basieren scheint. Du hattest damals überlegt, deine Lehre zum Maschinenbautechniker an den Nagel zu hängt, um Vollzeit-Snowboarden zu können. Wie war die Resonanz aus deinem Elternhaus? Ich hätte meine Ausbildung zum Maschinenbautechniker eigentlich schon zur Halbzeit meiner Lehre an den Nagel hängen können, da meine Eltern mich beim Snowboarden zu 100 Prozent unterstützt haben. Ihre einzige Bitte war damals, dass ich einen Berufsabschluss in der Tasche haben sollte, bevor ich mich komplett auf das Snowboarden konzentriere. Um ehrlich zu sein, jetzt bin ich froh darüber auf meine Eltern gehört zu haben, denn in einem von Bürokratie gesteuertem Land wie es Österreich ist, hat mir dieser Abschluss so einige Hürden aus
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dem Weg geräumt. So absurd es klingt, hätte ich keinen Abschluss im Maschinenbau gehabt, hätte ich keine Lehre zum Koch nachholen können. Die beiden Berufe haben zwar nichts miteinander zu tun, aber ich sag nur: Herzlich willkommen in Österreich! Hast du eigentlich als Pro besser verdient als heute als Koch? Es kommt darauf an, aus welchem Blickwinkel man das betrachtet. Auf den ersten Blick habe ich als Snowboarder mehr Geld verdient. Aber wenn man einen guten fünfstelligen Betrag, den ein wilder 18-Jähriger in die Hand gedrückt bekommt, einem regelmäßigen Gehalt gegenüberstellt, wird schnell klar, dass ich heute mehr unterm Strich habe. Zudem habe ich als Koch in der Gastronomie noch andere Benefits, wie kostenloses Essen und Wohnen. Gut geschultes Fachpersonal in der Gastro ist zurzeit Mangelware, was mir in die Karten spielt. Snowboarden hat sich extrem professionalisiert. Zu deiner Zeit stand die Rockstar-Attitüde noch mehr im Mittelpunkt. War Peter König stärker auf der Yogamatte oder am Glas? Definitiv am Glas! Aber wie schon erwähnt, war früher das Bild eines Snowboarders komplett anders, ob das jetzt gut oder schlecht war sei dahingestellt. Natürlich hätte die ein oder andere Yoga Session meinem Körper gutgetan, aber was soll´s. Hätte ich mich leistungsorientierter verhalten, würden mir heute all die guten Erinnerungen mit meinen Wegbegleitern fehlen. Ich kann mich noch gut an jeden Tourstopp der Isenseven Mayhem-Tour erinnern. Warum? Weil es einfach geil war und jeder Moment ein Unikat für sich. Ich denke nicht, dass ich mich heute noch an einen einzigen Sonnengruß von damals erinnern
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Peter König hat sein Snowboard gegen die Schürze eingetauscht kreiert heute leckere Gerichte als Koch
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ALTER: 31 Jahre LEBT IN: Oststeiermark SNOWBOARDET SEIT: 1991 LIEBLINGSTRICK: definitiv Frontflip LIEBLINGSGERICHT: unmöglich zu beantworten für einen Koch ARBEITSPLATZ: Hotel & Spa der Steirerhof Bad Waltersdorf SPONSOREN ZU AKTIVEN ZEITEN: Forum Snowboard, Fousquare Outerwear, Gloryfy Eyewear, Moreboards
könnte, wenn ich Yoga gemacht hätte. Als Pro erlebt man viele Höhen und Tiefen. Was hat deine Karriere geprägt? Einer der großen Momente war mein erster gestandener Bs 1080°. Dieser Trick verfolgte mich Monate, sogar zwei Schulter-Luxationen hatte ich wegen diesem Trick. An dem Tag, als ich den Trick in meinem Kopf perfektioniert und anschließend endlich gestanden habe, konnte ich selbst in der Nacht danach meine Füße noch nicht still halten. Im Oktober 2012 ist für mich dann eine Welt zusammengebrochen, als mich mein guter Freund u n d d a m a l i g e r Te a m m a n a g e r Chris Patsch angerufen hat, um mir mittzuteilen, dass Forum auf Eis gelegt und unser Team aufgelöst wird. Wie schwer ist dir der Abschied vom Profisport gefallen? Sehr schwer! Einerseits war ich nach einigen Verletzungen wieder auf der Höhe und fühlte mich danach, dass ich jeden Baum ausreißen wollte. Ich habe nach meinen
so köstlich aus wie es anno dazumal dein BS 180° tat. Ist Peter König Perfektionist? Perfektionismus im Kochen ist fast schon Grundvoraussetzung , um ein guter Koch sein zu können. Ich kann noch so ein perfektes Rezept von Kochlegenden oder bekannten Köchen haben, wenn ich nicht genauestens darüber Bescheid weiß, wie sich Lebensmittel bei gewissen Kochtechniken verhalten, schmeckt es einfach nicht richtig. Zum Beispiel bin ich für eine Saison an den Arlberg gegangen, weil dort viel Kaiserschmarrn gegessen wird und ich unbedingt lernen wollte, wie der perfekte Kaiserschmarrn funktioniert. Nur durch permanente Praxis und Erfahrung ist es dir als Koch möglich, dein Können zu perfektionieren.
Verletzungen wieder Snowboarden für mich als Leidenschaft entdeckt, was sich gut angefühlt und mich extrem nach vorne gepusht hat. Allerdings musst ich feststellen, dass im Snowboard-Biz viel geredet und wenig umgesetzt wird. Nach dem Forum-Aus hing ich in der Luft und zwischen den Leuten, mit denen ich über Jahre zusammengearbeitet habe und auch mit ihnen privat unterwegs war, herrschte Funkstille. Für Menschen die viel erzählen ohne das was dahinter steckt, gibt es bei uns den Begriff des „Dampfplauderes“, der auf viele Leute aus dem Biz damals zutraf. Wie bist du überhaupt zum Kochen gekommen? Nach dem Snowboarden habe ich zuerst wieder als Maschinenb a u te c h n i ke r g e a r b e i te t, a b e r musste schnell feststellen, dass mir der Beruf zu langweilig war. Gastronomie hat mich schon immer interessiert und das Kochen war neben dem Snowboarden meine zweite große Leidenschaft. Wir sind durch ein Kochvideo auf dich aufmerksam geworden. Deine Gerichte sehen in etwa
Peter wurde als eines der größten Nachwuchstalente Österreichs gehandelt und war Teil des legendären Forum Teams
Der Traum vieler Pros sind Erfolge auf internationaler Ebene. Was ist das Höchste für einen Koch? Die Einen träumen davon bei der Kocholympiade teilzunehmen, die anderen träumen von Sternen und Hauben. Ich hingegen habe beides satt. Schon im Snowboarden wurde man permanent mit
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Wettbewerben und Vergleichen konfrontiert, mit denen ich heute nichts mehr zu tun haben will. Für einen Koch gibt es nichts Wichtigeres, als vom Gast Wertschätzung zu erhalten. An einem guten Gericht sind auch die Zutaten beteiligt, deren Produktionskette bis hin zur Aufzucht der Tiere reicht. Leider werden immer mehr Gäste unverschämt und wollen für immer Weniger immer mehr und kommunizieren das auch in Bewertungen im Internet. Mein persönliches Ziel als Koch ist echte Wertschätzung! Deine Arbeitszeiten sind eher am Abend. Du hättest also theoretisch viel Zeit zu Snowboarden. Wie viele Tage steht Peter König im Winter noch auf dem Brett? Leider stehe ich fast gar nicht mehr auf dem Brett. „Mise en place“ heißt unter Köchen Vorbereitung , die ca. 80% deines Arbeitstags ausmacht. Wenn die Zubereitung der Gerichte für die Gäste also nur 20% ausmacht, verstehst du besser, dass der Koch auch den ganzen Tag mit Arbeit verbringt, bevor die Gäste kommen.
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NEWS 21 SAAC LAWINENCAMPS MIT SICHERHEIT AM BERG! Seit 15. Oktober ist die Anmeldung für die kostenlosen zweitägigen Lawinencamps geöff net und der übliche Run auf die Events hat die Server wieder zum Glühen gebracht. Es gibt aber noch vereinzelte Plätze an den vielen Terminen der SAAC Lawinencamps für euch. Langjährige Erfahrung, Profis in Sachen Lawinenkunde und treue Partner, haben dem Projekt SAAC Lawinencamps in den vergangenen 17 Jahren ein stetiges Wachstum beschert – und dennoch reicht die Anzahl der Camps nie aus, um allen Interessenten eine Teilnahme an präventiven Lawinenkursen zu ermöglichen. Zwischen 25 und 30 Termine jeden Winter mit jeweils 50 Teilnehmern sind eine beachtliche Zahl an Freeridern und Skitourengehern, die sich bei SAAC grundlegendes Wissen für das Risikomanagement abseits der markierten Pisten bis heute geholt haben.
Programm und Ablauf der SAAC Camps haben sich bewährt: halber Tag Theorie, danach ein ganzer Tag Praxis im Gelände. Und das Wichtigste: Wie immer ist die Teilnahme kostenlos und das Liftticket für den Praxistag gibt es zudem zum Sonderpreis. Termine und Anmeldung findet ihr unter: www.saac.at
PRIME PARTNER KLEINWALSERTAL Der Crystal Ground Snowpark bekommt Zuwachs.
Ab dieser Saison erwartet aktive Familien und Freestyler im Skigebiet Kanzelwand/ Fellhorn ein neues Winter-
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für unterschiedliche Erlebnisse stehen. Die 840 Meter lange und kurvige Crystal Slope ist für jedes Fahrlevel und Alter geeignet. Der Run führt über jede Menge Bodenwellen, spaßige Steilkurven und durch einige Tunnel und bieten die perfekte Basis für erste Freestyle-Erfahrungen. Im Crystal Peak begrüßt euch ab diesem Winter eine mittlere Kickerline sowie vergleichsweise breite Obstacles, die euch einen perfekten Einstieg in die Welt der Snowparks bieten.
sport-Erlebnis-Trio, bei dem jeder seine persönliche Herausforderung findet. Waren Fellhorn Funslope, Easy Fellhornpark und Crystal Ground Snowpark bisher eigenständige Wintersport-Angebote, so werden die drei Hotspots ab der kommenden Saison unter dem Namen Crystal Family gebündelt und so aufeinander abgestimmt, dass sie eine Einheit bilden und dennoch
Der Crystal Ground Snowpark wird auch in Zukunft Dreh- und Angelpunkt der Freestyle-Szene im Kleinwalsertal sein. Die regelmäßig wechselnden und kreativen Setups aus Rails, Boxen und Kicker, werden mit entspannten
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Events, viele Freestyler und solche, die es noch werden wollen, am Fuße der Kanzelwand vereinen. „Ziel ist es, ein Angebot zu kreieren, bei dem jedes Familienmitglied sein persönliches Highlight findet. Das Kind, das spielerisch erste Freestyle-Erfahrungen sammelt, der Jugendliche auf der Suche nach Nervenkitzel und die Eltern, die mal etwas Neues abseits vom klassischen Pistenfahren erleben möchten. Damit knüpfen wir an die Philosophie der gesamten 2-Länder-Skiregion an“, erklärt Josef Gruber, Vorstandsmitglied des Vereins um den Crystal Ground, die das Konzept mitentwickelten und ergänzt: „Das Level der einzelnen Bausteine ist so angepasst, dass der Übergang von einem auf das andere Angebot möglichst harmonisch ist“.
Alle News, Termine und Facts
CHEFREDAKTION Sebastian Gogl sebastian.gogl@primesports.de
NEWS 21
ONLINEREDAKTION Nicolai Steidle nico.steidle@prime-snowboarding.de ART DIRECTION & GRAFIK Torsten Bürgin torsten.buergin@primesports.de MITARBEITER DIESER AUSGABE Roman Lachner, Nicolai Steidle FOTOGRAFEN Sani Alibabic, David Birri, Claudio Casanova, Beckna, Matthieu Georges, Sebastian Gogl, Matt McChattie, Clemens Millauer, Andrew MIller, Valentin Müller, Tsutomu Nakata, Markus Rohrbacher, Tim Schiphorst, Silvano Zeiter
RIDE SKI AMADÉ
ANZEIGEN Sebastian Gogl sebastian.gogl@primesports.de Christian Schubert christian.schubert@primesports.de ABONNEMENT PrimaNeo GmbH & Co. KG Kundendienst Abonnement Postfach 10 40 40 20027 Hamburg
ALLE WICHTIGEN TERMINE IM ÜBERBLICK Ride Ski Amadé startet diesen Winter in die zweite Saison und lädt euch wieder zu unzähligen kleineren und größeren Freestyle-Contests zum Mitmachen ein. In den Snowparks von Flachauwinkl, Alpendorf, Großarl, Planai und am Hochkönig ist vom Cash4Tricks bis zum legendären Absolut Spring Battle an beinahe jedem Wochen-
ende etwas geboten. Treff t euch mit Gleichgesinnten zum sportlichen „Wettstreit“, sahnt ab und pusht ganz nebenbei euer Fahrlevel in den astreinen Snowparks von Ride Ski Amadé.
prime@primaneo.de Tel. +49 (0)40-80 80 530 66 Fax +49 (0)40-80 80 530 50 Service: Mo. bis Fr. 10 – 18 Uhr VERTRIEB PrimaNeo GmbH & Co. KG Postfach 10 40 40 20027 Hamburg
Alle Updates und News findet ihr auch auf www.prime-snowboarding.de
DRUCK Druckerei Berger Wiener Straße 80 A - 3580 Horn
TERMINE RIDE SKI AMADÉ: 14.-15.12.2019 11.01.2020 19.01.2020 26.01.2020 01.02.2020 02.02.2020 08.02.2020 13.02.2020 16.02.2020 23.02.2020 29.02.2020 07.03.2020 14.-20.03.2020 21.-22.03.2020 28.03.2020 04.04.2020
REDAKTIONSANSCHRIFT PRIME SPORTS GmbH Westermühlstraße 8 RGB 80469 München info@prime-snowboarding.de
Absolut Park, Jib King Superpark Planai, Plan P Superpark Planai, Cash 4 Tricks Absolut Park, Cash 4 Tricks Superpark Planai, Girls Day Snowpark Großarltal, Cash 4 Tricks Blue Tomato Kings Park, Cash 4 Tricks Snowpark Gastein, Cash 4 Tricks Snowpark Alpendorf, Cash 4 Tricks Snowpark Großarltal, Cash 4 Tricks Blue Tomato Kings Park, Cash 4 Tricks Blue Tomato Kings Parks, Girls Day Absolut Park, Spring Battle t.b.a.,Family Freestyle Weekend Blue Tomato Kings Park, Cash 4 Tricks Absolut Park, ZSAEP Experience
VERLAGSANSCHRIFT Prime Sports GmbH Schlesische Straße 27 10997 Berlin info@primesports.de Registergericht Berlin, HRB 163820 Geschäftsführung: Sebastian Gogl & Christian Schubert
Erscheinungsweise: 4 Ausgaben pro Jahr
FOTO: ROLAND HASCHKA
NEWS & TERM I NE
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IMPRESSUM #21
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Der Verlag übernimmt keine Haftung für unverlangt eingeschickte Manuskripte und Fotos. Leserbriefe können aus redaktionellen Gründen gekürzt werden. Die Zeitschrift und alle Beiträge sind urheberrechtlich geschützt. Alle Rechte vorbehalten. Nachdruck, Aufnahme in Onlinedienste/Internet oder sonstige Veröffentlichung, auch auszugsweise, nur mit Genehmigung der Redaktion. Namentlich gekennzeichnete Beiträge geben nicht unbedingt die Meinung der Redaktion wieder. © 2019 Prime Sports GmbH.
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20 LOC ATION CAF F È NONAME , IN T E RV IE W: S EBASTIAN GOGL
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CAFFÈ NONAME
Willkommen im Caffè NoName, der wohl bekanntesten Schweizer Einkehr für Snowboarder. Wir haben uns mit Melanie Schmid unterhalten, die mit ihrem Team den Laaxer Szenetreff direkt am Crab Sogn Gion für euch über die Wintersaison schmeißt. Warum Melanies Arbeitstag mit einem Work-out beginnt und vielleicht der perfekte Caffè NoName-Gast groß, 30, braungebrannt und vermögend sein sollte, erfahrt ihr hier beim Prime Snowboarding-Stammtisch.
H
allo Meli, warum heißt das Caffè NoName eigentlich Caffè NoName? Da gibt es unterschiedliche Legenden. Die Berühmteste besagt, dass 200 Jahre n. Chr. der Einsiedler St. NoNamos diese
magische Tri Caffè Bohne entdeckte, die noch bis heute bei uns nach seiner Rezeptur geröstet und angeboten wird. Unser Caffè wurde also nach NoNamos benannt. Eine andere Version besagt, Reto Gurtner [ Chef von LAAX, Anm. d. Red. ] wollte einfach nicht,
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Das Caffè NoName liegt direkt oberhalb der Halfpipe und ist der Ort der Begegung aller Freestyler, die eine Pause vom Shredden brauchen
dass sich unter Umständen ein Sponsor bei der Namensgebung mit einschleichen kann, wodurch das „NoName“ entstand. Du bist für das Caffè NoName verantwortlich. Wie müssen wir uns deinen Arbeitsalltag vorstellen? Mein Tag startet meistens mit einem Work-out auf der Terrasse beim Schneeschaufeln, während die Sonnen aufgeht. Danach schalte ich unsere La Marzocco an und genieße die Ruhe vor dem Sturm bei einem leckeren Flatwhite. In unserem Team machen alle alles, weshalb ich den
Die geheimnisvolle Carolina ist noch schneller und aufmerksamer bei der Arbeit, als sie schön ist. Sie sieht alles und beherrscht viele Sprachen, also passt auf, was ihr bei uns anstellt und von euch gebt. Nici ist charmant, top organisiert und ein hervorragender Mentor für die neuen Teammitglieder. Sie ist immer für eine intelligente Diskussion zu haben, jedoch sollte das Thema wohl gewählt sein, denn die Frau hat Anspruch!
Sechs Engel für LAAX Meli (r. oben) und ihr Team
lieben Tag lang zwischen Barista, Kasse, Abräumen, Küche und Unterhalten unserer Gäste hin und her pendle. Nebenbei greife ich noch zum Hörer und bestelle z. B. 1000 Liter Milch oder 500 Paninibrötli nach. Es wird also nie langweilig bei uns und Spaß haben wir sowieso bei uns im Caffè NoName. Abends nach dem Kassensturz explodiert mir zwar fast der Kopf, aber wenn ich mit der Gondel ins Tal gefahren bin und noch meine Büroarbeiten erledigt habe, gehen wir Mädels gerne ins Indy was trinken, danach ist die Welt wieder in bester Ordnung.
MELANIE
Das mit der Frauenquote scheint bei euch sehr genau genommen zu werden, da ihr ja nur Mädels seid. Habt ihr keinen Bock auf Jungs? Hallo, natürlich sind Jungs willkommen! Du hast bei deinen Besuchen hier wohl immer nur Augen für die Mädels gehabt, eh? [lacht]
WAS MACHT DAS CAFFÈ NONAME AUS: Treffpunkt für Locals, Touristen, Freestyler und alle Anderen
Kannst du uns in je zwei Sätzen, die Mädels aus deinem diesjährigen Team vorstellen. Wir wär’s, wenn du mit dir selbst anfängst? Also gut, ich bin von Natur aus eher ein „Tollpatsch“, arbeite seit Jahren in der Gastronomie und tue Menschen gerne etwas Gutes. D.h. ich mache fast alles für meine Gäste und noch mehr für mein Team. Die spanische Christina ist mit ihrer herzlichen Art meine passende Stellvertretung. Sie hat die längsten Haare von uns allen und ihr Lächeln scheint niemals zu enden, genau wie ihr Fleiß und ihre Perfektion.
ALTER: forever 21! HOBBY: Yoga, Snow and Rock 'n' roll MACHT IM SOMMER: Nichts CAFFÈ NONAME GIBT’S SEIT: länger als einige Teammitglieder 1994
GÜNSTIGSTE SPEISE: Biberli: 0.50 CHF
Die durchgeknallte Shannon ist unsere Tanzqueen und scheint keinen Schlaf zu brauchen. Sie ist jung, 24/7 motiviert und ihre guten Vibes sind für das Team unersetzbar. Die tüchtige Mariell ist immer da, wenn man sie braucht. Sie poliert bis sie ihr hübsches Spiegelbild sieht und ihr gutes Herz ist mindestens doppelt so groß wie sie selbst. Hört sich nach einer guten Crew an, die du da beisammenhast. Gib es eigentlich auch irgendwas Neues, was eure Gäste diesen Winter erwarten wird? Wir haben über den Sommer die Terrasse umgebaut und euch so mehr Platz zum „Hinfallen“ verschafft. Und ja, so wie es aussieht, werden wir diese Saison tatsächlich ein reines Frauenteam sein. Neben unserer Stammcrew, die ich gerade vorgestellt habe, werden vier neue Mädels unser Team verstärken und alles geben, um euch einen möglichst angenehmen Aufenthalt bei uns zu ermöglichen.
Nachhaltigkeit wird in LAAX großgeschrieben. Wie sieht das in der Umsetzung aus? Wir legen Wert auf Qualität und beziehen unsere Produkte überwiegend aus der Region. Zudem werden wir diese Saison ganz auf Röhrli [Strohhalme, Anm. d. Red.] verzichten. Ich möchte an dieser Stelle auch das Interview dazu nutzen, um euch aufzuklären, dass unsere Abfallstationen mit den drei Löchern echt nicht so kompliziert sind. Das erste Loch ist für den Restmüll, Loch zwei ist für PET und das dritte Loch ist für Dosen! Ihr bekommt das mit der Mülltrennung hin! Wie sieht eigentlich der perfekte Caffè NoName-Gast aus? Groß, 30, braungebrannt und vermögend! Spaß bei Seite, wir freuen uns über alle Gäste die gut drauf und freundlich sind und unsere echt simple 3-Loch-Mülltrennung kapieren und einhalten. Und was genau hat es eigentlich mit dem Tip-Trip auf sich? Während der Saison wächst unser Team immer zu einer kleinen Familie zusammen und wir verbringen auch gerne unsere Freizeit miteinander. Allerdings ist diese sehr limitiert, weil wir sieben Tage die Woche geöffnet haben. Aus diesem Grund haben wir uns dann irgendwann darauf geeinigt, dass wir all unser Trinkgeld zusammenschmeißen und nach der Saison mit dem Geld einen Tip-Trip für uns alle organisieren. Damit wir auch kommendes Jahr wieder einen Trip machen können, freuen wir uns über eure Unterstützung in Form von etwas Trinkgeld ...
TEUERSTE SPEISE: Panini Crudo & Pecorino: 10 ,- CHF PREIS BIER 0,3L: 5 ,- CHF PREIS LIMO 0,5L: trink doch lieber ein Caffè! INSTA: caffe.noname FB: Caffè-NoName Drei Löcher für den LAAXER Greenstyle!
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ADVERTORIAL
OAKL EY
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OAKLEY
SEE IT IN PRIZM KLARE SICHTVERHÄLTNISSE MIT MAXI PREISSINGER
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nsere fünf Sinne sind meistens die einzigen Orientierungshilfen , wenn wir uns unsere Portion Stoke beim Shredden am Berg abholen möchten. Doch der beste Sehsinn hilft nicht mehr weiter, wenn sich die Sicht und mit ihr der Kontrast verschlechtert. Wir alle kennen diese unangenehmen Blindfluge-Abfahrten, genau wie die Brillenexperten von Oakley, die durch die Prizm™-Glastechnologie eine Optik entwickelt haben, die euch auch bei schlechten Sichtverhältnissen eine klare und kontrastreiche Sicht verspricht. Wir haben uns mit Maxi Preissinger getroffen und uns mit ihm über die Vorteile der Prizm™-Gläser unterhalten, denn der Hüne eines Oberbayer schwört auf diese Technologie und macht keinen Run ohne die perfekte Sicht durch seine Oakley. Maxi, die aktuelle Oakley Kampagne steht unter dem Slogan SEE IT IN Prizm™: Was siehst du für die kommende Saison? Welche Contests und Projekte wirst du durchs Prizm™-Glas sehen? Ich hoffe ich werde sehr viel Powder durch meine Prizm™ Gläser sehen - haha. Geplant ist wieder mit meinen Kumpels Luis Eckert und Filmer Jakob Wallner Episoden für unser Projekt Tall&Small zu filmen und dieses Jahr vor allem im Backcountry noch mehr Gas zu geben , als letzte Saison. Contest-mäßig ist eigentlich nichts geplant, außer das Spring Battle im Absolut Park, aber vielleicht ergibt sich ja noch etwas. Du warst vergangene Saison der Host unserer Primest HitsTour, die wir auch diese Saison
wieder durchziehen werden. Was macht die Primest Hits aus deiner Sicht aus und was erwartet die Leute, die bei einem der Stopps vorbeischauen möchten? Bei den Primest Hits geht es darum mal eine willkommene Abwechslung vom Park-Shredden zu bekommen und sich als Crew einen mega Run zu bauen, der dann gemeinsam das ganze Wochenende zerlegt wird. Das coole ist, dass jeder seine Ideen mit einbringt und somit ein kreativer Run aus unzähligen Sidehits entsteht - Spaß ist garantiert! Außerdem gibt es Grillerei, Bier und coole Preise. Schaut unbedingt vorbei! Für den ultimativen Fahrspaß ist Sicherheit und beste Sicht obligatorisch. Bei den schnell wechselnden Witterungsbedingungen in den Bergen kann die Sicht stark beeinträchtigt werden. Welche Präventivmaßnahmen kannst du unseren Lesern und Leserinnen geben, damit sie bei schlechten Sichtverhältnissen nicht auf dem Berg verloren gehen? Damit es gar nicht erst soweit kommt, immer den Wetterbericht und vor allem auch den Schneebericht checken – gerade wenn ihr abseits der Piste unterwegs seid. Wenn das Wetter wechselhaft gemeldet ist, nehme ich immer meine Airbrake XL Goggle mit einem Prizm™ Snow Sapphire Iridium Glas für Sonne und einem Prizm™ Snow Hi Pink Glas für Nebel mit. So kann ich einfach das zweite Glas in die Jacke stecken und direkt wechseln, wenn die Sichtverhältnisse umschlagen.
Maxi behält auch kopfüber den Überblick!
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Was macht eine gute Goggle aus? Eine gute Goggle zeichnet sich vor allem durch ihre Gläser aus, die nicht beschlagen sollten (Kleiner Tipp: es ist immer wichtig die Goggles nach dem Shredden auszupacken und zu trocknen). Die Prizm™ Gläser von Oakley optimieren die Sicht bei jedem Wetter und haben mich bisher nie im Stich gelassen. Ein weiterer wichtiger Punkt für mich, ist der Style und ein großes Sichtfeld für uneingeschränkte Sicht. Wie viele Gläser hast du am Berg dabei und welches Glas verwendest du bei welchen Sichtverhältnissen? Generell habe ich immer zwei bis drei Goggles bzw. verschiedene Gläser am Berg dabei. Mein Favorit bei Sonne ist Prizm™ Snow Black Iridium – vor allem am Gletscher, wenn es sehr hell ist. Bei durchwachsenem Wetter Prizm™ S n ow To rc h I r i d i u m u n d b e i Schneefall oder Flatlight ist Prizm™ Snow Hi Pink mein Tipp für beste Sicht.
Kannst du uns erklären, wie die Prizm™-Technologie funktioniert und weshalb man beim Blick durch die Scheiben auch bei absolut widrigen Sichtverhältnissen noch Zeichnung in der Schneestruktur erhält? Die Prizm™-Glastechnologie verstärkt Kontraste und optimiert damit die natürliche Sicht des Auges in unterschiedlichen Umgebungen – egal, ob bei Sonne oder Schneefall. Auch bei fiesem Whiteout kann ich mit den Prizm™-Gläsern noch Konturen im Schnee erkennen, weil sie die für unser Auge relevanten Wellenlängen des Farblichtspektrums herausfi ltern. Das Produktteam von Oakley hat (sich lange mit der Farbwahrnehmung unserer Augen auseinandergesetzt und) verschiedene Tönungen entwickelt, die diese Farben durch die Feinabstimmung der entsprechenden Wellenlängen hervorheben. Hierdurch wirken die durch das Auge wahrgenommene Farbe weitaus lebendiger und wir können Konturen erkennen, die mit bloßem Auge nicht zu erkennen sind. Welche Goggle bevorzugst du und warum? Ich habe unterschiedliche Favoriten. Im Backcountry ist es die Airbrake XL. Im Park ist mein derzeitiger Liebling die Fall Line XL aufgrund der Styles und des großen Sichtfeldes. Benutzt du ein und die selbe Goggle, wenn du mit und o h n e Helm unterwegs bist? Ob ich mit Helm oder ohne unterwegs bin, hat a u f d i e Wa h l d e r Goggle keinen Einfluss. Alle Goggles von Oakley lassen sich nahtlos in die Oakley MOD Helme integrieren, wie z. B. beim neuen MOD1 – sieht stets stylish aus mit maximaler Sicherheit und Funktionalität.
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PRIME DESTINATION OBERTAUERN
# 21 T EXT RO MA N LAC H N E R FOTOS O B E RTAU E R N / MA R KUS RO H R BAC H E R
OBERTAUERN 360°-TIEFSCHNEEVERGNÜGEN IM SALZBURGER LAND Der vergangene Winter brachte Rekordschneefälle mit sich, die wiederum zu apokalyptischen Medienberichten führten, da vieler Orts Natur und Mensch mit den Schneemaßen überfordert waren. Ein Ort, für den große Schneemengen im Winter Standard sind, ist Obertauern. Das Hochtal südöstlich von Salzburg wird seit jeher von Frau Holle bevorzugt und Schneemassen-Management gehört hier zum Daily Business. Alleine die Tatsache, dass in Obertauern im Winter 17/18 mehr Schnee fiel als im letztjährigen “Katastro-
phenwinter”, unterstreicht diese niederschlagsreiche Qualität von Obertauern mehr als eindrücklich. Aus diesem Grund steht der Ort auch völlig verdient mit 264 Zentimetern als mittlere maximale Schneehöhe auf Platz Eins der schneereichsten Wintersportorte Österreichs. Grund für die Schneesicherheit ist die besondere Lage am Tauernhauptkamm: Das Gebiet wird sowohl bei anrückenden Tiefdruckgebieten aus Süden, wie auch bei klassischem Nordstau beschneit. Doppelter Niederschlag hält einfach besser!
k, meteorologisch s i t z t O b e r ta u e r n also in der ersten Re i h e u n d g re i f t sich jedes Mal eine gehörige Portion Neuschnee ab, wenn ein Tiefdruckgebiet über das Salzburger Land pfeifft. Für ausreichend weiches Weiß unter dem Kiel ist somit also gesorgt. Dem nicht genug, denn die Destination hat neben ihrer Schneesicherheit einen weiteren Trumpf im Ärmel, mit dem das Powder Game in die Freeride Champions League katapultiert wird. Wirft man einen Blick auf die Panoramakarte, so stellt man entzückt fest, dass das Skigebiet einer einzigen Bowl gleicht, die lediglich von der Passstrasse an zwei Stellen durchbrochen wird. Wer Eins und Eins zusammenzählen kann, dem wird schnell bewusst, dass er keine Autostunde von Salzburg entfernt den heiligen Gral der Freeride-Sage gefunden hat. Von
der Passhöhe der Bundesstrasse, die gleichzeitig das Dorfzentrum von Obertauern markiert und zudem als Mittelpunkt des Skigebiets fungiert, bringen euch 26 moderne Liftanlagen auf die bis zu 2.313 Meter hohen Gipfel, die wie Satelliten kreisrund um den Ortskern angeordnet sind. Ihr sitzt als Tiefschneefahrer in Obertauern also wie die Made im Speck und dürft euch an dem opulenten Offpiste-Mahl satt essen. Dieser besondere topographische Charakter hat zudem den Vorteil, dass ihr die komplette Saison hindurch mit Sicherheit in einem Sektor der „Schneeschüssel des Salzburger Landes“, wie Obertauern auch gerne bezeichnet wird, perfekte Bedingungen findet. Gerade im Frühjahr, wenn sich die Lawinengefahr mit der Tageszeit kontinuierlich verändert, könnt ihr in Obertauern zudem auf sichere und dennoch lohnende Varianten ausweichen.
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Für ChampagnerPowder braucht niemand über den Ozean reisen, wie hier Adrian Krainer eindrücklich beweist
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G e n e re l l s te h t d i e S i c h e r h e i t beim Fahren abseits der gesicherten Pisten und ausgezeichn e te n Va r i a n te n a n o b e rs te r Stelle. Hier hat Obertauern investiert und für alle, die sich bei der Beurteilung der aktuellen Situation nicht sicher sind, einen Freeride Checkpoint errichtet. An diesem werden alle relevanten Informationen, wie die aktuelle Lawinenwarnstufe, Temperatur, Schneehöhen und gefährliche Hangexpositionen aufgezeigt. Zudem könnt ihr dort auch eure LVS-Geräte auf ihre Funktionstauglichkeit testen. Ihr findet den Checkpoint strategisch günstig gelegen zwischen den Bergstationen der Hochalmbahn und der Kringsalmbahn.
kosten, denn an der Gamsleiten I Sechser-Sesselbahn, der Achenrainbahn und der Zehnerkarbahn dürfen Frühaufsteher ihre Turns auf leeren und frisch präparierten Pisten hinterlassen. Der Renaissance der Carving Turns geschuldet, bleiben womöglich viele sogar noch etwas auf den 100 Pistenkilometern und spulen eine der beiden legendären Tauernrunden ab. Die Liftanlagen ermöglichen nämlich einen kompletten Rundkurs, sowohl im als auch gegen den Uhrzeigersinn, egal an welchem Punkt des Skigebietes gestartet wird. Es müssen nicht einmal die Bretter beim Überqueren der Straße abgeschnallt werden, da euch großzügige Brücken über den Asphalt führen.
Jetzt haben wir aber genug Background-Infos abgedrückt, ihr wollt ja schließlich vor allem wissen, wo ihr dem weichen Lack der „Schneeschüssel“ mit euren Powder-Schwerten ein paar Kratzer verpassen könnt. Anfangen wollen wir an der Schnaidbergbahn. Das Terrain ist kupiert, verspielt und bewaldet – ideal also, wenn es in Obertauern wieder einmal heftigst schneit und ihr oberhalb der Baumgrenze im White Out verlorengehen würdet. Das Areal ist größer als man denkt und ihr könnt hier eure Schenkel auf Betriebstemperatur halten, bis euch der nächste Blue Bird Day das komplette Potential Obertauerns vor die Nase setzt. Und dieses kann man jeden Mittwoch schon ab 8:30 Uhr morgens aus-
Jetzt wollen wir euch aber ein paar absolute Offpiste-Highlights an die Hand geben, die ihr abhaken solltet, wenn ihr zum Freeriden nach Obertauern kommt. Früher oder später schlagt ihr am Zehnerkar auf, denn die Runs unter dem Gipfel sind genau das, was Freerider suchen -steil, offenes Gelände und ausreichend Möglichkeiten um massig Auftrieb unter den Belag zu bekommen. Alle Lines sind zudem vom Lift aus einsehbar, was es euch leicht macht, während der Auffahrt eine neue Route zu entdecken. Einen Steinwurf vom Zehnerkar entfernt, findet ihr den Klassiker von Obertauern – der Run von der Kleinen Kesselspitze! Startpunkt dieser Variante ist die Gamsleiten-II-Bergstation.
Website: Höhenlage: Open: Pistenkilometer: Liftablagen:
www.obertauern.com 1.000 m bis 2.400 m vsl. 20.11.19 bis 03.05.20 ca. 100 km 26 Seilbahnen und Lifte
Tickets (EURO) 1 Tag 6 Tage Saison
Erw. 48,254,50 518,-
Verbund:
Super Ski Card
PARK The Spot Tobi Tritscher genießt den Powder in Obertauern, dem schneereichsten Wintersportort Österreichs
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PRIME DESTINATION OBERTAUERN
Ride-in-Ride-Out und die Schneesicherheit lassen Shredherzen in Obertauern höher schlagen
Von dort geht es die ersten Meter noch auf der Piste nach unten, bevor ihr im Sattel angekommen euer Board auf den Rücken schnallt. Der Aufstieg ist zwar nicht lange und nach 20 Minuten solltet ihr auf dem Gipfel sein, doch ihr solltet beim Hiken beide Hände frei haben, denn es warten steile Stufen auf euch, an denen ihr etwas emporklettern müsst. Aber keine Angst, es tun sich keine ausgesetzten Felsabbrüche unter euch auf. Am Gipfelkreuz dürft ihr wieder in den Ride Mode wechseln und in den großen Kessel droppen, der sich in Richtung Süden öffnet. Im oberen Sektor zieht ihr noch lässige Turns in das offene Gelände, während ihr im unteren Sektor jedes Cliff mitnehmt. Viele der Runs führen am Ende auf die Galerie über der Bundesstraße. Bei entsprechender Schneelage, stehen hier kollektive Bomb Drops auf der Agenda.
„The Spot“ heißt der Snowpark an der Kehrkopfbahn, wo sich die Freestyler treffen
Abschließend wollen wir noch d i e Pa r k - F ra k t i o n b e d i e n e n . Auch diese findet in Obertauern Möglichkeiten, um sich in Szene zu setzen, wenngleich Freestyle beim überirdischen Freeride-Angebot nur eine Nebenrolle spielen kann. Mit „The Spot“ ein feiner Snowpark an der Kehrkopfbahn auf euch, der sich an Einsteiger und Jib-Fanatiker richtet. Über insgesamt drei Kilometer Länge und drei Lines, findet sich neben klassischen Park-Elementen auch eine eigene Freestyle-Freeride-Route. Grundsätzlich verändern sich die Features während der Saison immer wieder, da der Park komplett ohne Kunstschnee auskommt. Und jetzt geht eure Bretter präparieren und checkt euren Kalender, wann sich ein Slot für den Trip nach Obertauern auftut.
Auf zur nächsten Variante – und zwar vom Seekareck über die Bärwurzkaralm bis zur Gnadenalm. Vom Seekareck geht es nicht zurück in Richtung Zentrum, sondern in den Kessel, der sich nordwestlichen unter dem Gipfel öffnet. Ihr kehrt also dem Skigebiet den Rücken und werdet mit einem genialen Run belohnt, der auf Grund seiner Exposition den Schnee lange frisch konserviert. Unten angekommen führt euch ein Forstweg bis zur Gnadenalm an der Passstraße. Von dort geht es mit dem kostenlosen Bus zurück nach Obertauern. Wer noch genug Saft in den Schenkeln hat und sich einen Hang komplett selber erarbeiten will, der könnte von der Gnadenalm aus noch ca. 500 Höhenmeter bis hinauf zur Südwiener Hütte touren. Ok, das ist komplette Fleißarbeit, denn die Meisten von euch haben jetzt nur noch Augen für das wohl verdiente Feierabendbier nach getaner Arbeit. Doch Vorsicht! In Obertauern kann das Nachtleben ohne Probleme mit dem Offpiste-Angebot mithalten. Es wäre nicht das erste Mal, dass selbst der ambitionierteste Freerider in einer der vielen Bars verschüttet wurde und den nächsten Tag im Schnee etwas lädiert beginnen musste.
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SAAC LAWINENKUNDE LAWINENKUNDE LEICHT VERSTÄNDLICH MIT DEN EXPERTEN VON SAAC In unserer ersten Folge der SAAC Lawinenkunde haben euch die SAAC Profis darüber aufgeklärt, welche Informationen der Lawinenlagebericht beinhaltet und wie ihr diese nutzen könnt, sofern ihr über den notwendigen Wissensstand verfügt. Wie das im Detail geht, lehren euch die Bergführer beispielsweise in den SAAC Basic Camps. Die Beurteilung der Lawinengefahr beginnt aber nicht erst, wenn ihr das Board schon unter den Füßen habt und am Drop-In eures unverspurten Faces steht. Um den Tag im Backcountry zu einem sicheren und gleichzeitig unvergesslichen Erlebnis werden zu lassen, sollte eure Planung schon am Tag vor dem Freeriden beginnen. Wie ihr euch perfekt vorbereitet, erklären wir euch hier in der zweiten Folge unserer Lawinenkunden.
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Eure Ausrüstung
1.1. Freeride Snowboards Ohne die richtige Ausrüstung zum Freeriden zu gehen, kommt nicht in die Powder-Tüte wie ihr alle hoffentlich wisst. Dazu zählt neben eurer Sicherheitsausrüstung, also Helm und Rückenprotektor, optional ein Lawinenrucksack und eurer Lawinen Set-up, bestehend aus LVS, Sonde und Schaufel, auch das passende Gerät unter euren Füßen. Auftrieb ist hier das Zauberwort. Ok, mit Zauberei hat das nicht mehr viel zu tun, denn nur mit ausreichend Länge und Breite erzeugt euer Spaßgerät den Auftrieb, um euch kräftesparend durch den Tiefschnee fl oaten zu lassen. 1.2 Lawinen Ausrüstung Und schon kommen wir mit LVS, Schaufel und Sonde zum Kern eures Freeride Set-ups. Auch beim Kauf und der Wartung dieses Trios solltet ihr einiges beachten. Ein LVS-Gerät sollte demnach möglichst intuitiv in der Bedienung sein. In der Ent-
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wicklung von LVS-Geräten hat sich in den vergangenen Jahren einiges getan und wichtige Funktionen wie Markierung bei Mehrfachverschüttungen sind deutlich einfacher geworden. Wenn ihr euch heute ein neues Gerät zulegt, solltet ihr auf jeden Fall eines mit drei Antennen kaufen. Für die Suche und die Ortung des Verschütteten unter der Schneedecke benötigt jeder Freerider eine Sonde, um die Position der verunglückten Person vor dem Freischaufeln zu markieren. Eine Sonde sollte mindestens eine Länge von 240 Zentimetern haben und nicht zu dünn und somit nur gering biegsam sein, da sie sonst auf harten Schichten beim Sondieren ausschert. Der Zusammenbau der Sonde muss selbsterklärend sein, was leider nicht immer der Fall ist. Wie beim LVS-Gerät sollte man den Umgang mit der Sonde oft üben, damit man im Ernstfall vor bösen Überraschungen verschont bleibt. Komplettiert wird die die Notfallausrüstung mit einer Lawinenschau-
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Beim Neukauf eines LVS-Gerätes, solltet ihr auf eines mit drei Antennen setzte. Eure Schaufel muss stabil sein und einen Teleskop-Griff besitzen
fel. Und hier solltet ihr nicht am falschen Ende sparen oder euch für das leichteste Modell am Markt entscheiden. Denn wenn im Ernstfall die Schaufel beim Graben bricht, ist die Katastrophe vorprogrammiert. Eine gute Lawinenschaufel ist sehr stabil, hat auf alle Fälle einen Teleskop-Stiel und einen funktionellen Griff. Die Größe des Schaufelblattes spielt ebenso eine Rolle, wenngleich nicht die wichtigste. 1.3. Lawinenrucksack Wenn ihr den Powder Chasern im Lift begegnet, stellt ihr fest, dass Lawinenrucksäcke schon beinahe zur Grundausrüstung aller Freerider gehören. Die Handhabung von Lawinenrucksäcken ist bei allen Systemen relativ ähnlich. Mit einem Zug am Auslösegriff blasen sich die Airbags auf und bilden mit dem Körper eine optimale Aufl agefl äche. Klassisch werden dabei über einen Griff am Schultergurt Kartuschen aktiviert, die anschließend die Airbags mit Gas fl uten. Etwas neuer, aber inzwischen ausgereift und massentauglich, ist die Aktivierung eines elektrischen Gebläses. Alle Rucksäcke sollten dabei stabile Metallschnallen, Brust- und Schrittgurte besitzen, damit der Rucksack auch in der Lawine sicher am Körper sitzt.
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Wo wollt ihr Freeriden gehen
In der letzten Ausgabe haben wir euch erklärt, was alles im Lawinenlagebericht (LLB) steht und wie ihr diese Informationen richtig lest und versteht. Am Abend vor eurem Ausflug ins ungesicherte Gelände könnt ihr bereits viele Punkte abarbeiten. Der Wichtigste ist natürlich, wohin soll es gehen, bzw. welche Hänge wollt ihr euch in welchem Gebiet
„EINE GUTE PLANUNG IST DER ERSTE SCHRITT UM EINEN COOLEN UND SAVEN FREERIDETAG ZU ERLEBEN!“
Stefan Rössler, SAAC Experte
vornehmen. Als Grundlage für die Wahl oder den Ausschluss eines bestimmten Gebietes, liefert euch der Abschnitt der Gefahrenstufen in Zusammenhang mit der Wetterprognose. Beide Faktoren gilt es mit dem Geländeprofil, das ihr befahren wollt, abzugleichen. Es macht beispielsweise keinen Sinn euren Trip in ein Skigebiet zu planen, dessen Lifte erst oberhalb der Baumgrenze beginnen. Im LLB lest ihr aber von Triebschnee über 2.000 Meter Höhe oder in kammnahem Gelände. Zudem habt ihr gelesen, dass für den kommenden Tag mit Schneefall zu rechnen ist. Ohne optische Anhaltspunkte von Bäumen bei schlechter Sicht mutiert der Powder-Ausfl ug über der Baumgrenze zu einem Lotteriespiel, anstatt das ihr zielsicher den Hauptgewinn bei spaßigen Tree Runs abgreift. Generell hilft euch bei der richtigen Line-Wahl die Erfahrung, die ihr mit der Zeit bekommt. Wer über einen größeren Erfahrungsschatz in unterschiedlichen Resorts verfügt, der kann aus der Fülle an Möglichkeiten die beste Option wählen.
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Eure Sonde sollte mindestens 240 cm lang sein und eine hohe Steifigkeit besitzen
vergleichsweise einfach und bedarf primär keinen akrobatischen Denkleistungen mehr. Natürlich ist auch in diesem Punkt derjenige im Vorteil, der detailliertes Wissen über das Resorts und dessen Offpist Runs kennt. Mit diesen zusätzlichen Informationen lässt sich noch schneller die Spreu vom Weizen trennen, um einen perfekten und sicheren Tag im Gelände genießen zu können.
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Sonstige Vorbereitungen
Ok, das Wetter habt ihr gecheckt, die passenden Runs für den kommenden Tag wurden bereits ermittelt, den Lawinenlagebericht habt ihr im Blick und euer Equipment wartet nur darauf, endlich auf den Berg zu kommen. Eigentlich kann schon jetzt nicht mehr viel schief gehen, denn ihr habt euch hinreichend auf euer anstehendes Abenteuer vor-
bereitet. Aber was ist, wenn trotz aller Vorbereitungen, doch etwas in die Hose geht? Wer im Ernstfall die entsprechende Notfallnummer bereits im Handy gespeichert hat, der verschenkt keine Zeit und die Rettung kann umgehend über den Unfall benachrichtigt werden. Wir hoffen natürlich, dass ihr niemals in ein solches Szenario gelangt, aber sicher ist eben sicher! Jetzt wisst ihr schon, was ihr vor eurem Powder Day alles unternehmen könnt, um auf der sicheren Seite zu sein. In der kommenden Ausgabe erklären wir euch, was ihr zu beachten habt, wenn ihr in den Hang dropt und durchs Gelände pfl ügt.
Die Wahl der richtigen Hänge
Im Grunde ist dieser Punkt die Feinjustierung auf das Gelände, das für euren Freeride-Tag in Frage kommt. Also von der groben Auswahl eures Gebietes hin zu der finalen Sektion eurer Runs. Onlineanbieter wie Freeride Maps, Fat Maps oder sogar Google Earth geben euch ausreichend Informationen über die Topographie für den geplanten Powder-Trip. Wo befi nden sich die Hänge, die man meiden soll? Welche Hänge sind die sichereren Alternativen? Und welches Gelände sollte ohne Probleme zu befahren sein? All das könnt ihr schon am Abend vor eurem Ausfl ug abchecken. Im Gegensatz zu der aktuellen Beurteilung im Gelände, also wenn ihr dann am Drop-in euers Powder Runs steht, gestaltet sich die Auswahl von lohnenden und zugleich sicheren Abfahrten
Auf topgraphischen Karten lassen sich Exposition und Steilheit ablesen. Anbieter wie Freeride Maps haben auch schon mögliche Runs eingezeichnet.
VERANTWORTUNGSBEWUSSTES FREERIDEN – meldet euch unter saac.at für eines der nächsten Lawinen-Camps an. Die Anmeldung ist seit dem 15. Oktober 2019 freigeschaltet.
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Schaut doch noch auf der SaaC Webseite vorbei und sichert euch noch einen Platz bei den begehrten Lawinen Camps.
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CAB 540° TAIL GRAB
GEWIN NE
+15 / -15 A LTE R : 42 Jahre LE BT IN : Krattigen, Berneroberland SN OWB OA R D E T SE IT: 1989
Willkommen zum “Trick of the month”, unserer Rubrik zum Nachmachen. Nach dem Air to Fakie aus der letzten Ausgabe von Prime Snowboarding, erklärt euch Coach Gian in der zweiten Lehrstunde einen weiteren Evergreen, den Cab 540°.
LIE B LIN G STR IC K: Pipe: Bs Air Kicker Bs 720° Indy
Der Trick setzt etwas Fahrerfahrung voraus, unter anderem auch, weil ihr den Trick rückwärts anfahren müsst. Aber keine Sorge, ihr könnt euch risikofrei an Pistenkanten und Bodenwellen langsam per Cab 180°, Cab 360° und Bs 360° an die eineinhalb Drehungen aus der Rückwärtsfahrt herantasten. Wie schon erwähnt, ist der Cab 540° ein Klassiker, der einmal gelernt, immer funktioniert und an etwas größeren Sprüngen absolute Hangtime verspricht, vor allem wenn man wie Gian sich während der Flugphase für den Tail Grab entscheidet.
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CM
Z IE LE : Alles im Leben unter einen Hut bekommen LE B E N SMOT TO : Don’t talk, do! SPO N SO R E N : Nitro, TSG, O’Neill, Seat, Jungfraubahnen
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1x2 TAGESSKIPÄSSE FÜR GRINDELWALD-FIRST Ihr habt Bock auf Kickern wie Gian hier beim Cab 540° Tail Grab? Dann schickt uns eine E-mail an info@prime-snowboarding.de mit dem Betreff: Kickern wie Coach Gian! Und sichert euch so die Chance zu zweit einen Tag umsonst im Snowpark Grindelwald-First Shredden zu gehen. Der Einsendeschluss ist der 15.12.2019
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Ihr fahrt fakie, also rückwärts auf den Kicker leicht in der Hocke zu. Im Gegensatz zu vielen anderen Spins, macht ihr beim Cab 540° nur einen leichten Setup-Turn vor dem Absprung oder verzichtet gleich komplett auf den sonst üblichen Gegenturn vor Drehsprüngen.
Beim Absprung „schmiert“ ihr das Board über die Fersenkante über den Take-off in die Luft. Die Drehung leitet ihr ein, indem ihr den hinteren Arm nach vorne holt und ihr euch zeitgleich mit eurem Oberkörper in Rotationsrichtung dreht. Das passiert fast automatisch, wenn ihr euren Blick auf das Tail richtet, das ihr gleich fest in eurer Hand halten wollt.
Versucht in der Hocke zu bleiben, bis ihr das Tail sicher in der Hand habt. Danach streckt ihr das vordere Bein und boned was das Zeugs hält. Beim Cab 540° Tail Grab kommt ihr automatisch in eine leichte Seitenlage, was nicht nur optisch was her macht, sondern sich auch ziemlich cool anfühlt!
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Durch das Bonen kassiert ihr einerseits extra Stylepunkte, andererseits haltet ihr leichter das Gleichgewicht, während ihr die Hangtime-Phase genießt. Ein großer Vorteil des Cab 540° Tail Grab ist, dass ihr schon nach 270° theoretisch seht, wo die Landung auf euch wartet. Coach Gian lässt sich allerdings mit dem Blick in die Landung etwas mehr Zeit, weil er den Flug abseits von Arbeit und Familie einfach mal genießen möchte.
LANDUNG
Und wie es sich für einen echten Coach gehört, führt Gian lehrbuchmäßig seinen vorderen Arm im gleichen Winkel, wie sich sein Board dreht, durch den gesamten Bewegungsablauf mit und sorgt so für zusätzliche Stabilität in der Luft und eine gleichmäßige Rotation.
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Ihr habt bereits den Knuckle überflogen und seid nur noch eine gute Vierteldrehung vom 540° entfernt. Die leichte Seitenlage beim Cab 540° kommt euch im Landeanflug zugute, da ihr euch – wenn ihr alles richtig gemacht habt – jetzt einfach im Anflug entlang der Landungsneigung „Fallen“ lassen könnt. Dazu löst ihr den Grab und richtet euren Blick in Fahrtrichtung. Der Körper folgt eurem Kopf automatisch nach. Jetzt müsste ihr nur noch die Beine etwas strecken, um den Impact der Landung abzufedern. BAM!
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Ein gutes Foto stoked Deniz mehr als sich eine Startnummer überzustreifen und auf seinen Einsatz an einem Contest zu warten. Cheezy Sunset Session in Hoch-Ybrig, Deniz Home Resort
Wenn man über gute Snowboarder spricht, ist die Schweiz wohl im übertragenen Sinne das Land, wo Milch und Honig fließen. Aber auch abseits von Fredi Kalbermatten, IPOD und Nicolas Müller gibt es dort Snowboarder, die ihr ganzes Leben dem Sport verschreiben und trotzdem selten den Weg ins Rampenlicht gefunden oder gesucht haben. Einer der Besten an der Snowboardbasis ist Deniz Cinek, der vor mehr als einem Jahrzehnt mit dem System gebrochen hat, um im Winter jeden Tag auf dem Snowboard stehen zu können. Wir haben ihn getroffen und mit ihm über türkische Wurzeln, Spin to Win und gesellschaftlichen Druck gesprochen.
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u hast früher die europäische Contest-Szene gewaltig aufgemischt. Wann bist du den letzten Wettbewerb deines Lebens gefahren? Ich fahre nach wie vor noch einige Contests. Mittlerweile sind es aber nur noch Banked Slaloms und Fun Contests in meinem Home Resort, bei denen ich mitfahre oder eben so coole Events, wie eure Primest Hits. Den letzten größeren Contest, wo ich es noch so richtig Senden musste, ist aber bestimmt schon fünf Jahre her. Was war dein größter Contest-Erfolg? Der 1. Platz an der Chill and Destroy-Tour in Ehrwald, der 2. Platz beim Snow Yahzee und der Sieg bei den Multiple Gangs of Thyon Victories. Du hast Migrationshintergrund. Deine Eltern kommen aus der Türkei. Warst du schon mal dort zum Snowboarden? Ich bin ein Secondo, meine Mutter ist Schweizerin, mein Vater Türke. Ich habe mein ganzes Leben in der Schweiz verbracht. Leider habe ich es noch nie zum Snowboarden in der Türkei geschafft. Allerdings würde ich ger-
ne einen Snurf-Trip in dieses türkische Bergdorf machen, wo die Bewohner schon lange bevor es Snowboarden gab, mit so einer Art von Snurfern die Berge im Winter hinunter gefahren sind. Wie bist du mit dem Snowboarden in Kontakt gekommen? Meine Eltern und ich haben zusammen mit dem Snowboarden begonnen. Das war in den 1990gern und wir steckten in neon Overalls und Hardboots. Damals ist Snowboarden gerade in der Schweiz aufgekommen und wir hatten alle zusammen einfach mega viel Spaß dabei und ich war von der ersten Minute an in das Snowboarden verliebt! Du hattest Coverage in vielen Magazinen, warst im Competition Game erfolgreich. Warum ist Deniz Cinek niemals "Pro" geworden?
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E i n e rs e i ts h a t te i c h d i e g a n ze Contest-Szene satt und die geilen Events, wo der Spaß im Vordergrund stand, waren gefühlt innerhalb eines Jahres ausgestorben. Zudem ist das Sender-Level, mit all den jungen Fahrer, die mit Trainern, Trampolin-Einheiten und Kraftraum richtig professionell unterwegs sind, enorm gestiegen. Außerdem habe ich früh für mich herausgefunden, dass ich viel lieber mit Fotografen zum Shooten gegangen bin und gute Fotos mich a u c h e i n fa c h m e h r g es to ke d haben , als an einem Contest auf meinen Einsatz zu warten. Sicherlich war es auch für die Karriere nicht von Vorteil, dass ich einfach verdammt gerne mit Freunden Shredden gehen und mir das eigentlich immer wichtiger war, als auf Knopfdruck mein Brett anzuschnallen und vor einer Jury einen Run zu fahren. Für mich gibt es einfach nichts besseres, als mit guten Freunden in den Tiefschnee abzubiegen oder ein paar Park Labs zu drehen. Du hast eine Ausbildung zum Bergführer gemacht, obwohl du damals diese für überfl üssig gehalten hast. Was konntest du aus der Ausbildung für dein Riding mitnehmen?
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Na ja, ich hatte die feste Absicht die Ausbildung durchzuziehen, aber dazu ist es nicht gekommen. Die Ausbildung hätte insgesamt vier Jahre für gedauert und zudem ein kleines Vermögen gekostet. Außerdem musste ich feststellen, dass ich es einfach hasse auf Skiern zu stehen, was aber zu meinem Alltag als Bergführer geworden wäre. Mich hat auch die Erkenntnis gelangweilt, dass ich als Bergführer jeden Tag auf’s neue ein Risiko eingehe und verantworten muss, nur um für gutbetuchte Touristen den Kindergärtner zu spielen, während ich sie auf einen 4000er jage. Lass uns Snowboarden in drei Zeitalter einteilen: 1970-1990, 1991-2005, 2006 bis heute. Zu welcher Zeit hättest du am liebsten dein Geld mit Snowboarden verdient? Ich denke, das wäre 1991-2005 gewesen. Das war der Beginn von Freestyle bis hin zu seiner Kommerzialisierung. Zu dieser Zeit gab es jeden Tag etwas Neues und man konnte auch als Pro noch richtig gut Geld verdienen. Wenn du dir heute Contests anschaust, was findest du gut, was fehlt dir? All die Big Air-Contests kann ich mir ehrlich gesagt nicht mehr anschauen. Das ganze Getripple ist für mich halt eher Turnen als Snowboarden wie ich es liebe. Slopestyle bietet zumindest noch etwas Abwechslung, weshalb ich das Geschehen dort schon noch verfolge. Ich bewundere die Jungs und Mädels, die über all die Kicker, Rails und Boxen einen perfekten Run auf höchstem Niveau ins Ziel fahren. Auch der Vibes unter den Fahrern scheinen zu passen, was man beim Zuschauen einfach merkt und was cool rüberkommt. Was mir allerdings beim Slopestyle etwas fehlt, ist der Style, der halt schwer zu bewerten ist. Und grundsätzlich ist ein Judging-System halt auch immer ein Innovationskiller, weshalb wir fast immer die gleichen Runs sehen, egal, ob der Contest in Neuseeland, Kanada oder der Schweiz ausgetragen wird. Du arbeitest im Sommer, um im Winter Snowboarden zu können. Wann nimmst du einen Full Time Job an und welcher wird das sein?
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+15/-12 ALT ER: 35 Jahre LE BT IN : Zürich im Sommer / Unteriberg Ybrig im Winter SNOWB OA RD E T SEI T: Anfang der 1990ger SPO N SO RE N : Bataleon, Bonfire, Switchback, Deeluxe, Von Zipper, POW, Coal, Hoch-Ybrig, NBC Snowpark
[lacht ] Ich habe mir schon als 20-Jähriger gesagt, dass ich die Zeit in der ich körperlich fit bin, voll auskosten möchte, bevor es seriöser mit Familie und Job wird. Die richtige Frau habe ich gefunden und das mit den Kindern klappt hoffentlich auch, wenn die Zeit dafür reif ist. Beim Job bin ich allerdings noch etwas lost [lacht]. Ich bin mein ganzes Leben lang immer „in and out“ vom System gewesen, was die Ange-
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legenheit für mich nicht einfach macht. Ich habe noch nie richtig im Winter gearbeitet und habe mittlerweile in 50 verschiedene Jobs während des Sommers mein Geld verdient. Ich hoffe einfach, dass ich einen Job finden werde, der mich erfüllt und in den ich mich mit meiner ganzen Energie reinknien kann und der mir finanziell ein erfülltes Familienleben erlaubt, das etwas „out of the System“ verlaufen kann.
Gibt es eigentlich Snowboarder die dich beeindruckt oder gar beeinflusst haben? Back in the days war das sicherlich Jeff Brushie. Danach kam Terje Haakonsen und Peter Line, gefolgt von Nico Müller und Halldor Helgason.
und Spaß. Wie würde dein Event aussehen, wenn du frei bestimmen dürftest? Gute Frage, aber auf jeden Fall muss der Spaß für die Rider im Mittelpunkt stehen. Eine Art Jam Session mit einer abwechslungsreichen und kreativen Line.
Vans High Standard, Primest Hits und andere Formate bezeugen die Sehnsucht von vielen Snowboardern nach Style
Du darfst drei Entscheidungen die du in deiner Zeit als Snowboarder gemacht hast revidieren. Welche wären das?
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Deniz liebt Snowboarden und Shooten mit Freunden, egal, ob bei Sonnenschein oder wie hier nachts bei klirrender Kälte
Ich bin vollkommen zufrieden mit meiner "Karriere" als Snowboarder. Ich habe mein Leben und Snowboarden voll ausgelebt. Vielleicht hätte ich schon etwas früher auf meinen Körper hören sollen, anstatt immer sieben Tage die Woche Vollgas auf dem Brett zu geben. Und klar, die ein oder andere Verletzung hätte ich mir sparen können, aber alles in Allem bin ich happy, wie mein Leben bisher verlaufen ist.
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TSUTOMU NAKATA
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Eigentlich wollten wir nur wissen, wo er vergangen Winter gesteckt hat, da es um den Ausnahmesnowboarder im Jahrhundertwinter verdächtig ruhig geblieben ist ... Gigi Rüf, hat uns mit seinen unzähligen Videoparts heiß auf Snowboarden gemacht und uns nach mehr verspieltem Powder-Shredden lechzen lassen. Seine abartigen Filmauftritte waren auch mitverantwortlich dafür, dass eine ganze Generation in die Snowboardabhängigkeit abrutschte und Skifahren schon beinahe für tot erklärt wurde. Heute sieht Gigi Videoparts als eine Form der Selbstdarstellung, die für ihn ein Auslaufmodell ist. Grotesker Weiße hängt Gigi´s Untertauchen mit einem neuen Filmprojekt zusammen, von dem er selber behauptet, es sei die aufwendigste Produktion, an der er je mitgewirkt habe. Wie passt das zusammen und was meint Gigi eigentlich damit, wenn er die Industrie als Trittbrettfahrer bezeichnet, die das Schicksal der individuelle Klasse unseres Sports in die Hände einer uniformierten Elite übergibt?
Hey Gigi, vergangen Winter haben wir nicht viel von dir mitbekommen. Bist du Zuhause in Vorarlberg im Tiefschnee versunken? Es war in der Tat ein mega Winter, sogar hier in den Voralpen des Bregenzerwaldes hat es reichlich Tiefschnee aufgetischt. Aber als Pro habe ich auch Verpflichtungen, weshalb ich mich letzten Winter für mehrere Wochen in Japan aufgehalten habe, während es Zuhause beste Schneeverhältnisse hatte. Was stand in Japan für dich auf dem Programm, dass du dem Jahrhundertdump in den Alpen den Rücken zugekehrt hast? Ich bin in Japan bei der Freeride World Tour an den Start gegangen und habe anschließend im japanischen Powder vier Wochen lang an einem spannenden Filmprojekt gearbeitet. Kannst du uns schon etwas über das Filmprojekt verraten? Es handelt sich um meinen neuen Film „DRIVEN“, der in einem Jahr auf die Leinwand kommen wird. Es ist die aufwendigste Produktion, an der ich je mitgewirkt habe. Wir hatten ein Jahr Vorbe-
reitung und drehen nun über zwei Jahre an fünf Top-Destinationen, wo wir jeweils fünf Wochen bleiben. Japan und Kamtschatka, das zur russischen Föderation gehört, haben wir im Kasten. Als nächstes drehen wir in den europäischen Alpen und in Nordamerika. Ich habe bei der Produktion den spaßigsten Teil – ich darf Snowboarden. Die vier Kameraleute am Set müssen das dann aufwendig einfangen. Jeder Tag hat bei diesem Projekt sein eigenes Drehbuch. Der Regisseur ist die Natur, der die Action in Szene setzt. „DRIVEN“ wird also erst nächste Saison released, aber bereits diesen Dezember werden erste Episoden zum Film ausgekoppelt. Was können wir von den Kurzfilmen erwarten? Die Episoden erzählen was es bedeutet, einen Film wie „DRIVEN“ zu realisieren, an den alle Beteiligten höchste Qualitätsansprüche stellen. In einer Zeit, in der Videos in unserem Sport auf Schnelllebigkeit und Reichweite ausgelegt sind, geben die Episoden zu „DRIVEN“ Einblicke in die Organisation und Produktion des Films und vermitteln, wie viel Aufwand und gelebte
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Leidenschaft überhaupt notwendig ist, um einen hochwertigen Snowboardfilm realisieren zu können. Glaubst du nicht, dass klassische Snowboard-Filme, wie wir sie aus den letzten 20 Jahren kennen, eher ausgedient haben? Ich arbeite jetzt schon unglaubliche zwei Jahrzehnten mit der Pirate Movie Production zusammen und auch wir mauserten uns. Über die Jahre haben wir ausgezeichnete Streifen produziert, die allesamt einen positiven Impuls für Snowboarden gesetzt haben. Und ja, es ist in der Tat so, dass Videoparts zu überbewerteten Auslaufmodellen verkommen sind. Ein Videopart ist eine Form der Selbstdarstellung, die heute jeder mit seinem Smartphone produzieren kann, was cool ist und für einige Sekunden auch unterhaltend sein kann. Nur bedauer ich, dass es in dieser Entwicklung kaum noch Qualitätsansprüche gibt und bei diesem Trend sich die Industrie teilweise zum Trittbrettfahrer entwickelt. Man könnte aber auch behaupten, dass Social Media für unglaublich viel Kreativität und D i ve rs i tä t i m S n ow b o a rd e n sorgt und gerade die Kurzlebigkeit der Inhalte Raum für Neues und Entwicklung bietet. Natürlich, im Kern macht das Sinn, eben wie Medien und Progression Hand in Hand gehen. Wenn aber gar keine Impulse aus der Industrie heraus zu erwarten sind, dann darf man auch nicht überrascht sein, wenn die hauptmedialen Events wie Olympia und Ihre uniformierte Elite, den Sport immer mehr nach außen hin definieren werden. Die Entwicklung des Sports hängt von den Mitspielern ab und heutzutage will die Industrie meist kurzfristig und vielleicht auch erst später am Erfolg teilnehmen. Lass uns als Beispiel die Fotografen, Filmer und Fahrer nehmen, die momentan ein hartes Los gezogen haben, die aber letztlich zusammen mit der Industrie unserem Sport den Anstrich verpassen sollten, der ihm entspricht und der für seine zukünftige Attraktivität elementar wichtig ist.
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Verspielt, leichtfüßig, massiv: Gigi Rüf!
Wenn wir schon beim Thema sind. Du bist einer der wenigen deutschsprachigen Snowboarder, die sich international durchsetzen und etablieren konnten. Warum haben diesen Status nur so wenige Pros aus unseren Breitengraden erreicht? Natürlich habe ich wie viele andere motivierte junge Shredder davon geträumt, einmal Pro zu werden, aber ich habe nicht im Entferntesten daran geglaubt, dass ich eines Tages dort ankommen werde, wohin mich meine Karriere letztlich gebracht hat. Um ganz ehrlich zu sein, bin ich in das ganze Pro-Ding auch eher so reingerutscht und habe dann einfach die Möglichkeiten genutzt, die mir begegnet sind. Heute bin ich an einem Punkt in meiner Karriere angekommen, an dem ich mich mit weniger vorgegebenen Zielen wieder freier bewegen und mich für meine Zukunft neu orientieren kann. Ein guter und talentierter Snowboarder zu sein reicht heute nicht mehr aus, um eine erfolgreiche Karriere starten zu können. Auf was ko m m t e s n e b e n dem Snowboarden an, damit man sich im internationalen Business etablieren kann? Es gibt Talente und es gibt Punks. Egal, zu welcher Gattung du gehörst, am Ende zählt die Grundeinstellung, dass du etwas bewegen willst. Für mich war es die Kreativität, die ich zwischen Talent und Punk für mich entdeckt und genutzt habe. Ich habe mich in die Projekte, die mir meine Sponsoren ermöglicht haben, immer voll reingekniet und hart dafür gearbeitet, damit am Ende das beste Ergebnis herauskam. Durch diesen Einsatz habe ich viel Zuspruch von meinen Sponsoren und den Fotografen und Filmern erhalten, mit denen ich zusammenarbeiten durfte.
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Deine Karriere war lange Zeit beispiellos und du warst bei großen Marken wie Burton , Nike und Volcom unter Vertrag. Doch dann kam der Bruch. Was war passiert? Im Boardsport hat sich bekanntlich viel getan und daraus hat sich auch viel entwickelt - wie soll es auch anders sein, wenn aus Unabhängigkeit und beispielslos kreativem Zusammenschluss an Attitüde, die von Musik bis hin zur Kunst und Adrenalin reicht, miteinander verbindet. Dieses Feeling, das auch mich völlig individuell geprägt hat,
ich mir meinen Traum erfüllt, eine Snowboard-Marke aufzubauen, die mir absolute Unabhängigkeit erlaubt. Bei den Designs helfen mir Künstler, die mich inspirieren. Mit meinem Bruder der Ingenieur ist, erarbeite ich gemeinsam die Umrisspläne der Boards, die allesamt eine eher untypische Form besitzen, bevor ich die Fahreigenschaften der Shapes ausgiebig teste. Im Augenblick wird SLASH weltweit über 15 Großhändler vertrieben, was für mich den Vorteil mit sich bringt, dass ich ausverkauft bin und ich eine neue Kollektion umsetzten kann.
hat mir fast keine andere Wahl gelassen, als auch meinen völlig individuellen Weg zu gehen. Selbst das abrupte Aus von Nike Snowboarding hat mir letztlich wieder weitergeholfen, meinen Traum von meiner eigenen Snowboard-Marke „SLASH“ zu realisieren.
Du arbeitest aber auch eng mit deinen Sponsoren zusammen. Wie müssen wir uns die Zusammenarbeit mit deinen Sponsoren vorstellen? D e r E n t w i c k l e rs ta t u s wa r i m m e r s c h o n e t wa s , wa s ich neben dem S n o w b o a rd e n a l s z we i te s S ta n d b e i n a n g e s t re b t h a b e . Die Zusammenarbeit m i t g ro ß e n U n te rn e h m e n i n s p i r i e rte viele erstklassige Produkte, die es e r fo l g re i c h i n d e n Handel geschafft haben. Mit Union Bindings genieße ich solch anhaltenden Respekt in unserer Zusammenarbeit, genau wie mit Dragon Optics, mit denen ich schon seit 18 Jahre meine Signature Goggle machen darf, an deren Design sich aktuell meine zwei Kinder künstlerisch austoben durften. [lacht]
War es schwierig für dich, plötzlich neben dem Snowboarden auch als Unternehmer aktiv zu werden? Nachdem ich mich mit SLASH von der Nidecker Group erfolgreich lösen konnte, bin ich als Unternehmer frei in meiner Entscheidungsfindung. Mit SLASH habe
Das Testen von Hardgoods ist einleuchtend, aber mit Mons Royale hast du nun einen Sponsor aus dem Bereich First- und Mid Layer. Ohne dir irgendwas unterstellen zu wollen, aber wie funktioniert diese Zusammenarbeit, da du ja kaum als Unterwäschemodell engagiert wurdest?
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Gigi auf Erkundungsflug im heimischen Luftraum in Vorarlberg
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A LTE R : 38 Jahre LE BT IN : Vorarlberg SN OWB OA R D E T SE IT: 1991 LIE B LIN G STR IC K: Bs 180° LE B E N SMOT TO : Immer der Nase nach SPO N SO R E N : Dragon Opticals, Union Bindings, Slash Snowboards, 686, Mons Royale, TSG SEAN KERRICK SULLIVAN
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Da ist was dran, ha ha ... Mit Mons Royale arbeite ich seit einem Jahr zusammen und versuche mich im Augenblick mit der Marke und ihrem Mehrwert tiefgreifend auseinanderzusetzten. In dieser kurzen Zeit konnte ich noch nicht viel zur Weiterentwicklung der Marke beitragen, was aber nicht schlimm ist, da Mons einen wirklich guten Job macht! Mons Royale wurde nicht auf dem Reißbrett gegründet, sondern die Leute die dahinterstehen, sind selber leidenschaftliche Wintersportler, die wie ich mit SLASH ihren Traum einer eigenen Marke umgesetzt haben.
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Zudem ist es ein gutes Gefühl hochwertige Merinowolle am Körper zu tragen, ganz ohne made in China! Werden wir in Kürze auch von Mons Royale mit einer Gigi’s First Layer-Series, designed by Gigi’s Kids beglückt? Wenn es dazu kommen sollte, können die Protection Brands einpacken, da meine Jungs sich am liebsten vorne und hinten ihre Kopfkissen in die Pyjamas stopfen. Wie würdest du eigentlich reagieren, wenn deine Kids eines Tages
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mit einem Sponsorenvertag von Burton um die Ecke kommen? Ich würde natürlich gratulieren, da man einen Sponsor nicht einfach geschenkt bekommt. Gigi, wir sind am Ende unseres Gespräches angekommen. Welchen weißen Rat kannst du unseren Leserinnen und Lesern mit auf den Weg geben? Sei dir nicht zu sicher, wenn du denkst du weißt wie der Hase läuft, denn er hoppelt! Ein Spruch meiner Frau, der mir immer wieder begegnet. [lacht]
OVERVIEW
ridden by
The Strata is a cross performance wreckingball,
torstein horgmo
yr.15
featuring a Stage 6 Direct Injected base, that incorporates an “industry first” Fused Vaporlite Bushing System that sets new standards for how a snowboard binding should function and perform.
GAS PEDAL
BASEPLATE
SUB CHASSIS
BUSHING
UNION BINDING CO. STRONGER.
ADDITIONAL INFORMATION
ONLINE:UNIONBINDINGCOMPANY.COM
SOCIAL:@UNIONBINDINGCO
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T EXT: BASTI GOGL FOTOS : L AAX
Die Geschichte eines Mannes, die den konservativen Schweizer Wintersport tiefgreifend verändern sollte Es gibt nur einen Zeitzeugen, der die europäische Snowboard-Kultur von den Anfängen bis heute so intensiv miterlebt und auch mitgeprägt hat, wie der Schweizer Reto Poltèra. Den Wenigsten von euch wird der Mann ein Begriff sein, der Anfang der Neunzehnhundertneunziger mit den Surflegenden Laird Hamilton und Joel Tudor ein Team bildetet und auch mit Shaun Palmer snowboardend und feiernd um die Welt zog. Ganz nebenbei baut Reto seit 1992 an einem Snowpark, der zu vielen Snowparks wurde und uns heute als Freestyle-Mekka LAAX ein Begriff sein sollte. Hätten wir Menschen also Jahresringe wie Bäume, könnten wir an Retos Körper die Geschichte unseres Sports und die von LAAX ablesen. Nehmt euch die Zeit, um mit Reto zwischen Nostalgie und der Zukunft unseres Sports, den Alltag zu vergessen!
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Du warst in den 1990gern aktiver Snowboarder und Teil des legendären Sims Teams, gemeinsam mit Shaun Palmer, Noah Salasnek und Max Perotti. Wie kam es dazu? Ja, ich war in den 90gern Pro Snowboarder und meistens in LAAX oder Kalifornien unterwegs. Ich wurde damals im Oxbow Team als Freeride-Snowboarder unterstützt. Meine Teamkollegen damals waren Longboard-Surfer Joel Tudor und Bigwave-Surfer Laird Hamilton. Zu dieser Zeit lernte ich auch die Amis wie Shaun Palmer, Noah Salasnek, Max Perotti, Bob Klein und Damien Sanders oder Europäer wie Micky
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Reto Poltèra ist der Mann, der seit bald 30 Jahren die FreestyleEntwicklung von LAAX vorantreibt. Seine ungebrochene Motivation hat Freestyle-LAAX Reto's Herz zu verdanken, das ungeborchen für Snowboarden schlägt
Früh, José Fernandez, Max Plötzeneder, Beckna und Reto Lamm beim Shredden an den diversen Spots kennen. 1996 wurde ich dann als Freerider und Boardercrosser im Palmer Team aufgenommen, wir waren damals verdammt schnell! Was waren damals die wichtigsten Attribute im Snowboarden? Das Wichtigste war für uns, das wilde Leben ohne Vorschriften und Grenzen jeden Tag in vollen Zügen leben zu können. Das hat uns unendlich viel Spaß gemacht, war berauschend und wurde ein stückweit zu unserem Lebensinhalt. Snowboarden war und ist das
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Beste, was mir und vielen anderen passieren konnte. Wir hatten in den 1990igern auf alle Fälle jeden Tag verdammt gute Ideen, auf und neben dem Schnee! Es war einfach das Geilste mit Freunden an die schönsten Plätze dieser Welt zu Reisen und diese intensive zu erleben. Shaun Palmer war damals der Inbegriff von Sex, Drugs and Rock'n'Roll, der gefühlt immer zwei heiße Babs im Arm hielt und zwischen Partyexzessen und räudiger Motocross-Action noch kurz mal Snowboard-Weltmeister wurde. Ein Lifestyle, der
Snowboarden war wie die WoodstockBewegung. Das Skifahren war stock konservativ, wir haben als Snowboarder ihre Weltanschauung der eintönigen Leistungsgesellschaft erfolgreich gefährdet Das Palmer Team zu Besuch in LAAX bei und mit Reto
stimmen konnte, was anders war als eben all das, was schon in Vereinsstrukturen begradigt wurde. Hinzu kam, dass seitwärtsfahren im Schnee dem Surfen im Meer extrem nahekommt und für mich – wie für viele andere auch - einfach ein unbeschreiblich gutes Gefühl auslöst. Das müssen alle Menschen kennenlernen dürfen, das gehört doch zu den Grundrechten eines jeden Menschen ... [lacht] ALTER: 49 Jahre LEBT IN: LAAX SNOWBOARDET SEIT: 1986 BERUF: Produktedesigner GRÖSSTE FREUDE IM LEBEN: Surfen mit meiner Familie GRÖSSTER ERFOLG: Weltranglistensechster bei der Swatch Boardercross World Tour 1999 GRÖSSTE HERAUSFORDERUNG: Realisation Nachtfinal Halfpipe LAAX OPEN 2019 LEBENSMOTTO: Keep Smiling
heute bei Contestfahrern undenkbar wäre. Wie müssen wir uns das Treiben der damalige Snowboard-Szene vorstellen? Da unser Leben fast nur aus S n ow b o a rd e n , S u r fe n , S ka te n und Motocross bestand, mussten wir eigentlich für die Wettkämpfe nicht speziell trainieren. Wir gingen nicht trainieren, wir gingen Shredden! Und zum Snowboard-Leben gehörten natürlich auch wilde Partys und Dinge, die einfach Spaß gemacht haben. Spaß zu haben war zu dieser Zeit wahrscheinlich der zentrale Faktor, der uns antrieb und den wir auf die unterschiedlichen Tageszeiten gleichmäßig und in gezielten Dosen verteilten. Shaun war im Spaßhaben genauso outstanding wie auf dem Snowboard. Er hatte z. B. einen umgebauten Greyhound Bus als Wohnmobil, die Einrichtung war auf 100% Party ausgelegt. Whirlpools waren damals auch sehr beliebt ... Snowboarden boomte zu dieser Zeit wie kein zweiter Sport. Wobei mich jetzt viele von damals steinigen würden, da ich Snowboarden als Sport bezeichnet habe. Was machte die Faszination aus, dass fast eine ganze Generation auf das eine Brett wechselte? Snowboarden bedeutete Hun dertprozent Freiheit, die man mit Freunden erleben durfte. Das wollten logischerweise alle, denn damals gab ja sportlich gesehen fast nur Vereine und Clubs mit Trainern, Chefs und Präsidenten. Mit Snowboarden war endlich etwas da, dass man von A - Z selber be-
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Snowboarden wurde zu dieser Zeit als Rebellion gegen das Establishment des Wintersports wahrgenommen. Was waren die Gründe dafür, das Snowboarder in Skigebieten und in der Wintersportindustrie ungern gesehen waren? S n o w b o a rd e n w a r w i e d i e Woodstock-Bewegung. Das Skifahren war stock konservativ, wir haben als Snowboarder ihre Weltanschauung der eintönigen Leistungsgesellschaft erfolgreich gefährdet. Wir haben das Straßenleben der Städte auf den Schnee gebracht. Das war eine Gefahr für 100 Jahre konservativen Wintersport! Kannst du uns ein Beispiel aus deiner „wilden“ Zeit geben, welches die damalige Kontroverse zwischen Skifahren und Snowboarden beschreibt? Der Weltspiegel hat einmal einen witzigen Beitrag über LAAX und das Generationenproblem produziert und ausgestrahlt. Wir haben in diesem Beitrag angeblich mit dem Bau unserer Snowboard-Piste P60 den Skifahrern die Piste geklaut. In dem Film werden junge innovative Freestyler porträtiert, d i e vo m k l a s s i s c h e n S k i u r l a uber-Klientel im fortgeschrittenen Alter als verrückt und gefährlich beschrieben werden. Jede Generation steht für sich und eckt mit anderen Generationen an. Das ist liegt in der Natur der Sache und ist auch ein stückweit gut so. Das war bei uns nicht anders, nur mussten wir damals lauter sein als die Kids von heute, da heute viel mehr toleriert und akzeptiert wird als noch vor 25 Jahren.
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Als größte bisherige Herausforderung in seinem Job, nennt Reto die Halfpipe Night Finals der LAAX Open 2019. Neben der Qualität der Halfpipe, musste die Beleuchtung für Fahrer, TV und Zuschauer passen, genau wie die Ausleuchtung der Piste, damit nach den Finals alle Leute einen perfekten und sicheren letzten Run ins Tal genieße konnten
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Viele Skigebiete haben sich früher gegen Snowboarden gewehrt und den „Freaks“ teilweise sogar die Ausübung des Sports auf den Pisten untersagt. Was war der Grund dafür, dass sich LAAX von Beginn an für Snowboarder geöffnet hat? Reto Gurtner, CEO der Weisse Arena Gruppe, ist ein 68er und hat in Kalifornien studiert. Er war auch Surfer, Skater und Woodstock-Fan … Darum war er von der neuen Bewegung, die schon fast mehr Lifestyle als Sport war, sehr fasziniert und angetan. Du hast 1992 die Snowboard GARAGE, damals ein Dreh- und Angelpunkt der lokalen Snowboard-Szene, in LAAX eröffnet. Was ging zu dieser Zeit in LAAX ab und wann wurde der erste Snowpark gebaut? Wir habe 1992 die Snowboard GARAGE LAAX eröffnet und uns mit ihr unseren Lebenstraum erfüllt. Endlich ein Ort, wo wir alles nach den Wünschen eines Vollblut-Snowboarders aufbauen konnten. In der Folge entstand bis heute nicht nur ein Snowpark, sondern auch das Riders Palace Hotel und Riders Club über das Caffè NONAME bis hin zur Snowboard-Schule und dem Freestyle Academy Club, eine richtige Snowboard-Welt. 1992 durfte ich auch den ersten richtigen Snowpark auf dem Vorab Gletscher bauen, der war schon knapp 2 km lang und hatte hohe Wellen geschlagen. Wir wurden damals von Snowboardern überrannt! Du bist seit 2005 in der Geschäftsleitung von der Weisse Arena Gruppe/LAAX und bist für die Bereiche Freizeit und Sport verantwortlich. Das hört sich fast so an, als wäre dein Job die Errichtung von Spielplätzen und Sportanlagen? Ich bin bei uns in LAAX für Sport und Freizeit verantwortlich. Wenn ich es mir so richtig überlege, ist die Erwartung an mich in meinem heutigen Job die selbe wie damals, als ich für Oxbow und später für Palmer als Pro unterwegs war: Ich darf das unglaublich gute Ge-
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Reto Mitte der 1990iger
Reto heute
fühl von Freiheit, das wir beim Surfen oder eben im Schnee auf dem Berg erleben können, den Kids vermitteln. Früher Stand ich dafür am Start eines Contests oder habe bei Fotoshootings alles gegeben, um möglichst geile Aufnahmen zu produzieren. Heute versuche ich die Rahmenbedingungen für die Kids zu schaffen, damit sie dieses Glücksmoment erfahren und genießen können.
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LAAX ist Szenetreff! Zu den Stammgästen gehört auch Kevin Backström, der gemeinsam mit Tor Lundström für Beyond Medals immer wieder auf Filmaufnahmenjagd in LAAX unterwegs ist
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Markus Keller gehört zum Inventar der LAAXER Halfpipe
Aus Schneemangel wurde das Park-Setup für die BEOs 2007 auf den Vorab Gletscher verlegt
Die Skigebiete in Europa tragen meiner Ansicht nach, eine gewisse Mitverantwortung für den Rückgang von Snowboarden nach dem großen Boom
Du hast davon gesprochen, dass Snowboarden das Stadtleben in den Schnee gebracht hat und zur Gefahr für den etablierten Wintersport wurde. Laut einer Studie sind die Städter nach dem großen Snowboard-Boom weitergezogen. Was war deiner Meinung nach der Grund dafür, dass die Leute plötzlich das Interesse an Snowboarden verloren haben? Irgendwann flaut jeder Boom wieder ab. Das ist wie beim Surfen, ein Swell hält ja auch nicht ewig an oder man hat auch nicht jeden Tag frischen Powder am Berg. Jedenfalls sind die heutigen Snowboarder der harte Kern und der nächste Boom steht meiner Meinung nach vor der Türe. Dazu kommt, dass die Kids der damaligen Snowboarder nun ebenfalls auf dem Snowboard stehen. Das Surf-Feeling auf dem Schnee hat sich natürlich auch auf die Skifahrer übertragen, die heute als Freeskier unterwegs sind. Durch den grossen Surf- und Skateboard-Boom, spüren wir bereits heute einen Anstieg bei den Snowboardkurs-Buchungen. Ein Typ meinte kürzlich zu mir, Snowboarden sei ins Proletentum abgerutscht. Seine Argumente: Die Industrie schmeißt nichtsagende Klamotten- und B o a rd d e s i g n s a u f d e n
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wart bringen! Und zur Attraktivität des Snowboardens möchte ich auf die Einschaltquoten der letzten beiden Olympischen Winterspiele verweisen, wo Halfpipe Snowboarden die höchsten Einschaltquoten hatte und von wesentlich mehr Menschen am TV verfolgt wurde als Ski Alpin.
Markt und bewerbe diese mit Kampagnen, die langweiliger als Werbung für Katzenfutter sind. Im Vergleich zu Surfen und Skaten, wo der Lifestyle eine viel prägendere Rolle spiele, würde die Szene besser gebunden. Zudem stehe Skaten und Surfen auch kulturell für etwas im Gegensatz zu Snowboarden. Wie nimmst du die heutige Szene bei euch wahr und für was steht LAAX als die Snowboard-Destination in Europa? Ich teile diese Meinung nur bedingt. Die Skigebiete in Europa tragen meiner Ansicht nach, eine gewisse Mitverantwortung für den Rückgang von Snowboarden nach dem großen Boom. Sie wollten einfach die jungen Wilden mehrheitlich wieder loswerden, weshalb sie die Parks abgeschafft haben und Snowboard-Kurse für Kids unter zehn Jahren hat man vergeblich gesucht. Freestyle am Berg wurde sozusagen trockengelegt und der Nachwuchs unterbunden. Aber es gibt andere Beispiele von Gebieten wie LAAX, die voll auf die Freestyle-Kultur gesetzt haben und eine extrem kreative und authentische Szene bei sich haben. Und hört man sich bei den Leuten im Park um, haben viele Shredder ihre Roots beim Skaten und Surfen. Also sind wir doch keine Proleten ... Es gibt sicher auch im Snowboarden diese unD terbelichteten und oberflächlichen Prolls, die viele Jahre dem Zeitgeist hinterherhinken, aber wo gibt E es die nicht? Diese Leute müssen wir an die Hand nehmen und in die Gegen-
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An welchen Stellschrauben müsste deiner Meinung nach gedreht werden, damit Snowboarden wieder attraktiver für Leute aus den Städten wird, die heute gefühlt lieber Wandern gehen, als eben im Winter zu Snowboarden? Es ist unser aller Aufgabe, dieses großartige Gefühl vom Gleiten auf dem Snowboard allen Kids zugänglich zu machen. Das darf niemand verhindern, weshalb wir unaufhörlich unsere Geschichte von der Freiheit und dem Surfen auf dem Schnee erzählen müssen. Es braucht Events und Happenings, Schnuppertage und Camps. Es braucht im Winter keine Weltreisen auf die Malediven, gehen wir doch Zuhause in den Bergen Surfen! Greta hat es den Kids bereits gesagt! Als Verantwortlicher für Sport und Freizeit in LAAX, möchte ich dich am Ende noch um deine Einschätzung bitten, wo du in den kommenden Jahren die Probleme, aber auch die größten Chancen für Snowboarden siehst und wie man diese aus deiner Sicht lösen bzw. nutzen sollte. Ich sehe keine Probleme, sondern nur Chancen! Snowboarden ist so cool, dass wir es nur wieder zu den Menschen bringen müssen. Das Material ist im Vergleich zu früher unglaublich gut und der Krieg der Marken hat sich gelegt. Wir können also gemeinsam nach vorne schauen und etwas bewegen. Surfen, Skaten und Snowboarden sind nun auch olympische Disziplinen, von denen gerade auch die asiatischen Länder wie Japan und China begeistert sind, was den Sport global gesehen ebenfalls weiterbringen wird. Und wenn wir die großen Contests einmal ausblenden, geht es beim Snowboarden vor allem um ein Lebensgefühl, dessen ganze Kultur wir fördern und nutzen müssen. Dazu zähle ich Kunst, Musik, Design und den Greenstyle, die wir hier in LAAX täglich versuchen miteinander zu einen.
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UND PLÖTZLICH WAR ICH INFIZIERT! B E H I N D T
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DIE GESCHICHTE DER ANNA GASSER DIE GESCHICHTE SCHRIEB Wenn man Anna Gasser nach ihren Helden fragt, nennt die gebürtige Kärntnerin als erstes Mark McMorris, von dem sie gelernt hat, wie wichtig mentale Stärke im Wettbewerbszirkus ist. Dass Gasser sich einiges von ihm abgeschaut hat, sieht man spätestens, wenn man einen Blick auf die Sommer X-Games in Norwegen wirft. Die hat Gasser mal eben gewonnen; und das obwohl sie fast die ganze letzte Saison verletzt ausgefallen war. Die Powerfrau vom Millstätter See, hat einfach viel mehr anzubieten als nur ein hübsches Gesicht und lange blonde Haare. Wir baten die 28-jährige zum Tanz und haben mit ihr über medialen Druck, das Niveau im Frauen-Snowboarden und die meist gegoogelte Frage über sie, gesprochen.
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ANNA
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Hallo Anna, wo bist du eigentlich aufgewachsen? Ich bin in Kärnten am wunderschönen Millstätter See aufgewachsen. Woher kommt deine Liebe zum Snowboarden und wie bist du überhaupt dazu gekommen? Ich habe meine Liebe zum Snowboarden erst sehr spät entdeckt, weil ich es einfach nie ausprobiert habe. Ich stand tatsächlich mit 18 Jahren zum ersten Mal auf einem Snowboard. Mein Cousin nahm mich damals mit auf den Berg. Er hatte schon ein paar Sprünge drauf, ist Powdern gegangen und hat mir dann auch noch ein paar Snowboard-Videos gezeigt. Was ich damals in den Videos gesehen habe, war cool und hat mir offensichtlich gefallen, denn ich war ab diesem Zeitpunkt infi ziert! Ab dem nächsten Winter war ich dann immer mit meinem Cousin und seiner Crew beim Snowboarden unterwegs. Gehst du heute noch ab und zu mit deinem Cousin fahren? Mit dem Erfolg kamen auch die vielen Termine, Contests und Verpflichtungen. Als wir damals angefangen haben zu Snowboarden, wollten wir beide unbedingt Pros werden. Heute studiert er und ich gehe meinen Verpflichtungen nach, weshalb sich unsere Wege leider viel zu selten kreuzen. Diesen Winter haben wir uns aber fest vorgenommen, zumindest einen gemeinsamen Tag snowboarden zu gehen. Du hast in einem Alter angefangen zu Snowboarden, wo andere schon fast auf dem Höhepunkt ihrer Contest-Karriere angekommen sind. Hättest du dir je erträumt, dass du eines Tages deinen Lebensunterhalt mit Snowboarden verdienen würdest?
Ganz ehrlich, ich habe in den kühnsten Träumen nicht daran geglaubt. Und schon gleich gar nicht, dass ich ausschließlich vom Snowboarden leben kann. Ich erinnere mich noch gut daran, als ich nach dem ersten halben Jahr auf dem Brett einen Shop Sponsor gefunden habe, wo ich für 20 % Rabatt einkaufen konnte. Ich habe mir damals ein Loch in den Bauch gefreut! Ein großer Moment war auch für mich, als ich mein erstes Snowboard umsonst bekommen habe. [lacht] Durch deinen späten Einstieg in das Snowboard-Biz, besteht vermutlich ein Großteil deines Freundeskreises aus Menschen, die eher wenig mit dem Sport am Hut haben. Wie geht’s du mit diesem „Doppelleben“ um?
Es ist tatsächlich so, dass ich die Menschen, die mir sehr viel bedeuten, leider nicht mehr so oft sehe wie ich das gerne würde. Ich habe eine sehr normale Jugend gehabt, bin mit meinen besten Freunden zur Schule gegangen und bin heute auch wirklich sehr froh darum, dass nicht alle meine Freunde aus dem Snowboardzirkus kommen. Irgendwann ist es mit dem Snowboarden auch vorbei, ich habe das bereits
merkt, als ich eine längere Verletzung durchzustehen musste. Plötzlich ist man einfach komplett abgemeldet und sieht die ganzen Leute, die man sonst jeden Tag um sich hat, nicht mehr. In solchen Momenten platzt diese kleine Snowboard-Bubble und gerade in solchen Momenten bin ich auch heilfroh, dass ich ein stabiles Umfeld abseits der Snowboard-Szene habe. Oft sind es die Freunde von daheim, die ein „normales“ Leben führen, die mich wieder zurück auf den Boden der Tatsachen holen. Ich bin also eigentlich sehr dankbar, dass ich nicht so früh mit dem Sport angefangen habe, so wie heute die meisten Kaderathleten, die oft nur die Snowboardwelt kennen, und sonst nichts. Um deine Person ist vor allem durch Olympia ein riesen Hype entstanden. Wie bist du damit umgegangen? Das war alles in bisschen eigenartig für mich. Ich bin schon relativ lange Wettbewerbe gefahren, auch relativ erfolgreich, aber mich kannte eigentlich niemand. Als ich dann als erste Frau der Welt den Cab Double gemacht habe, war es wie eine Explosion. Auf einmal hat sich die ganze Snowboardwelt und auch viele Mainstream Medien für mich interessiert. Ich wurde über Nacht vom Underdog zum absoluten Topfavoriten für Olympia. Am Anfang ist es mir wirklich schwergefallen mit dieser neuen Rolle umzugehen. Es ist plötzlich ein ungeheurer Druck auf mich ausgeübt worden, bzw. habe ich diesen Druck auf meine Person zugelassen. Erst i n te re s s i e r t sich niemand für dich und auf einmal erwartet die g a n ze We l t von dir, dass du Olympia gewinnst. Ich habe zum Beispiel vor Sotchi einen Beitrag über mich im ORF gesehen, in dem die Moderatorin sagte, dass alles Anna liebt den weichen Slush im Frühjahr, der den perfekten Untergrund bildet, um neue Tricks zu lernen
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Anna hat im Laufe der letzten Jahre massiv an Flughöhe gewonnen
andere als Gold für Anna Gasser eine Enttäuschung wäre. Ich dachte mir damals: geht´s eigentlich noch! Ich habe allerdings über die Jahre gelernt, all das auszublenden. In Korea habe ich mir zum Beispiel vor den Spielen eine komplette Woche Social Media-Verbot verordnet. Ich wollte mich einfach voll und ganz auf die Spiele konzentrieren und wollte nicht mehr die Erwartungen der Anderern zu meinen werden lassen. Du warst früher Turnerin. Warum hast du nicht den Weg einer professionellen Turnkarriere gewählt? Also erstmal war Turnen einfach nur ein Spaßding. Ich habe in einem sehr kleinen Verein daheim trainiert, wo ich sehr bald die Kapazitäten der Trainer und der Räumlichkeiten ausgereizt hatte. Ich konnte irgendwann alle Tricks die mir dort beigebracht wurden, also legten mir die Trainer einen Vereinswechsel nahe. Das habe ich dann im Alter von 12 Jahren auch gemacht, was allerdings beim Turnen schon viel zu spät ist, vor allem hinsichtlich der Tatsache, dass man im heutigen Leistungsturnen mit 20 schon beinahe zu alt ist. Turnen ist einfach ein Sport, der schon lange sehr leistungsorientiert betrieben wird, anders als beim Snowboarden, das vergleichsweise noch in der Entwicklung steckt. Nichtsdestotrotz habe ich im Alter
von 12 angefangen, zwei Jahre im Leistungsberreich zu turnen. Mir hat es einerseits Spaß gemacht, aber es hat mir auch die Freude am Turnen genommen. Abgesehen davon war das Niveau auf Wettkämpfen bereits überirdisch, was mich auch nicht gerade motiviert hat zum Weitermachen. Ich habe dann irgendwann das Turnen an den Nagel gehangen. Was gibt dir Snowboarden, dass dir Turnen nicht geben konnte? Eindeutig die Freiheit! Ich habe ohne Trainer, ohne Trainingsplan, ohne System zum Snowboarden angefangen. Ich konnte alles einfach frei entscheiden. Wann mache ich einen neuen Trick? Welchen Trick will ich lernen? Oder wie mache ich einen Trick. Beim Turnen wurde mir immer gesagt was ich machen soll, das passiert beim Snowboarden zum Glück nicht. Du bist eine sehr progressive Snowboarderin. Du hast als erste Frau den Cab Double, den Back Double und jetzt auch noch als erste Frau einen Triple gemacht. Woher nimmst du die Motivation den Sport immer weiter zu pushen, obwohl du vermutlich auch mit deinen safety Tricks ganz vorne mitfahren würdest? Mir macht Weiterentwicklung einfach extrem viel Spaß. Das ist ja
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das Schöne am Snowboarden. Dadurch dass es keine Grenzen gibt, kann man eigentlich jeden Tag etwas Neues lernen. Ich wollte einfach diesen Double lernen, weil ich ihn mir gut vorstellen konnte. Dass ich das erste Mädchen war, die den Double gemacht hat, war mir in dem Moment nicht bewusst und auch völlig egal. Der Hype danach hat mich komplett dan auch entsprechend überrollt. Ich habe nicht im Geringsten mit so einem Aufschrei gerechnet. Für mich war es vor allem eine Herausforderung an mich selbst, es war einfach der nächste Schritt für mich, den ich gehen wollte. Heute ist es so, wenn jemand etwas geschafft hat, machen die Anderen es auch, weil sie sehen, dass es möglich ist. Zudem ist es heute auch sehr viel leichter geworden schwere Tricks zu lernen, weil die Trainingsmöglichkeiten einfach sehr viel besser sind. Deshalb geht das Niveau im Frauensnowboarden gerade auch durch die Decke. Wie du gerade gesagt hast, haben sich die Trainingsmöglichkeiten massiv verbessert. Heute haben fast alle Snowboardnationen sowohl im Winter als auch im Sommer Zugang zu Bagjumps und Trampolinanlagen etc. Wäre eine derart unkonventionelle Karriere, wie du sie hingelegt hast heute noch möglich?
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Ich denke, dass es heute wirklich schwer bis unmöglich wäre. Die Mädels fangen immer jünger an und haben eben diese exzellenten Möglichkeiten, alle Tricks ohne Verletzungsrisiko bis zum Erbrechen einzustudieren, bevor sie die Tricks dann im Schnee machen. Heute ist alles viel professioneller geworden. Als ich mit den Contest anfing, war alles viel freier, die meisten Pros hatten keine Trainer und haben einfach ihr Ding gemacht. Auch die Macht der FIS war noch viel limitier-
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ter als heute. Wenn ich heute nochmal mit 18 anfangen würde, wäre es schon echt schwer nochmal dahin zu kommen, wo ich jetzt bin. Wie war es für dich, dass dein langjähriger Trainer Gigi Scheidl aufgehört hat? Sportlich gesehen, habe ich mit Gigi eine sehr erfolgreiche Zeit gehabt. Wir haben drei super Saisons zusammen erlebt und ich bin Gigi für alles was er für mich getan hat, für immer dankbar. Aber ich verste-
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he seine Beweggründe, warum er aufgehört hat, sehr gut und bin ihm nicht im Geringsten böse. Seit diesem Sommer habe ich mit Patrick Cinca auch einen neuen Trainer gefunden, der selber echt gut auf dem Snowboard steht und zudem menschlich ein super Typ ist. Wahrscheinlich bräuchte ich überhaupt keinen Trainer, da ich ohne Trainer das Trainieren gelernt habe, aber es ist eine riesen Hilfe zu wissen, dass jemand da ist und hilft und mir auch den Rücken von vielen Dingen freihält.
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Mit dem ersten Triple Cork, der je von einer Frau gesprungen wurde, hat sich Anna in den SnowboardGeschichtsbüchern unsterblich gemacht
Lass uns nochmal über Olympia reden. Du warst sowohl im Slopestyle als auch beim Big Air die große Favoritin. Während du im Big Air Gold geholt hast, bist du im Slopestyle untergangen. Die Bedingungen für den Slopestyle-Wettbewerb waren katastrophal und wegen starkem Wind wurden eigentlich alle alpinen Wettbewerbe vertagt, außer eben Snowboarden. Eine Fahrerin, die sich für einen Start
ausgesprochen hat, war Jamie Anderson, die letztlich das Ding mit einem Safety Run gewonnen hat. Wie siehst du mit etwas Abstand dieses Finale? Es war wirklich verdammt schwer zu verdauen. Vor allem war es wirklich keine gute Werbung für das Frauensnowboarden. Olympia ist die größte Bühne für unseren Sport und wir haben so ein Komparsen Schauspiel geboten, weil die Bedingungen nichts anderes zugelassen haben.
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Wir konnten nicht zeigen, wie sehr sich in den letzten Jahren das Damensnowboarden weiterentwickelt hat, das hat mich wirklich traurig gemacht. Es gab einen Haufen Mädels, die in der Quali super Runs gezeigt haben, die dann aber aufgrund ihres zu geringen Gewichts und der starken Winde extrem heftig stürzten und ihr Potential nicht annähernd abrufen konnten. Bezüglich Jamie muss man sagen, dass Contest-Snowboarden schon ein Egosport ist, weshalb ich
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Mit ihrem Sieg bei Olympia, hat Anna ihr letztes Contest-Ziel erreicht
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ihr auch nicht böse bin. Sie hat in dem Moment nur auf sich selbst geschaut, hat gesehen, dass sie mit den Bedingungen besser klarkommt als andere Fahrerinnen und somit größere Chancen auf Gold hat. Ich denke, dass ihre Entscheidung durchaus legitim war und sich viele Andere, wenn sie in Jamies Position gewesen wären, genauso entschieden hätten. Am Schluss lag die Entscheidung beim IOC, die nach der Flut an Stürzen schon allein aus Sicherheitsgründen den Wettkampf hätten abbrechen müssen. Es war am Schluss einfach kein fairer Wettkampf möglich und das ist für die olympischen Spiele ein wirkliches Armutszeugnis. Im Männersnowboarden gab es vor ca. fünf Jahren eine Wachablösung, die ältesten Fahrer mit Auftrag sind maximal 25 Jahre. Auch im Frauensnowboarden drücken die jungen Talente. Kukomu Murkse hat als 13-jährige einen Back 1260° gezeigt, Chloe Kim räumt mit zarten 19 in der Pipe gerade alles auf. Dennoch gibt es im Frauensnowboarden immer noch Fahrerinnen die streng an der 30 kratzen und die immer noch die Szene dominieren. Wie lange mischt du noch oben mit? Das ist eine verdammt gute Frage! Also momentan fahre ich einfach noch wirklich gerne Snowboard und habe das Glück, dass ich niemandem mehr etwas beweisen muss. Ich habe genug gewonnen und habe mit dem Olympiasieg mein letztes großes Contestziel erreicht. Solange ich mich fit fühle und weiterhin auf Topniveau mithalten kann mache ich weiter, aber wenn die Jüngeren mich eines Tages überholen, ist es an der Zeit den Hut zu ziehen. Es gibt im Snowboarden ja auch noch soviel mehr als nur Contests! Z. B. würde ich mich gerne mehr Filmprojekten widmen und auch mehr ins Backcountry gehen. Also werden wir nach deiner Zeit als Contestfahrerin mehr Videoparts von dir sehen?
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Ich hoffe doch! Ich habe dieses Jahr schon bei zwei Filmprojekten mitgewirkt, wo ich im Tiefschnee und auf Street Rails unterwegs war. Zudem werde ich während des nächsten Jahres an einer Dokumentation arbeiten und mit den Pirates filmen gehen. Du hast in einem Interview erwähnt, dass du Hörbücher zum Entspannen liebst. Was hörst du beim Snowboarden? Vor Contests höre ich oft Musik, um besser runter zu kommen, auch beim Liftfahren stehe ich auf Musik. Aber bei meinen Contest Runs kann ich keine Musik hören. Ich brauche die Umgebungsgeräusche und muss einfach mit allen Sinnen voll bei meinem Lauf dabei sein.
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Welche Fahrerinnen sind für dich die größten Konkurrentinnen? Also Jamie Anderson ist einfach ein Evergreen. Die Frau ist unglaublich motiviert und ehrgeizig und hat jetzt auch noch Doubles gelernt. Deshalb darf man diese Frau niemals abschreiben, weil sie einfach verdammt gut auf dem Brett steht. Und dann natürlich die Young Guns. Da vor allem die Japanerinnen, die durch die Bank stark sind. Vor allem aber Kokumo Murkse und Leila Reira. Außerdem die in Australien geborene Zoi Sadowski, die eine sehr starke Saison gefahren ist und mit 18 Jahren auch noch echt jung ist. Du bist seit kurzem Teil des Skullcandy Teams. Wie kam es eigentlich dazu?
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Also erstmal wollte ich natürlich unbedingt so viele Kopfhörer wie möglich haben, weil ich meine immer verlege. [lacht] Aber Spaß beiseite. Skullcandy war für mich immer die Core Marke schlechthin, wenn es um Kopfhörer ging. Skullcandy hat eigentlich meine komplette Snowboardzeit begleitet und als mich die Firma dann über Social Media kontaktierte, musste ich nicht lange überlegen. Vor allem in Anbetracht der Tatsache, dass sie auch Fahrer wie Travis Rice, Mark McMorris oder Eero Ettala unter Vertrag haben, hat die Sache schon sehr attraktiv für mich gemacht. Es gibt eine Webseite im Netz die sich „Answer the Public“ nennt. Gibt man ein Schlagwort ein wie zum Beispiel „Anna Gas-
ser“, tauchen die meist gegoogelten Fragen zu dem jeweiligen Schlagwort auf. Was schätzt du wollen die Leute über Anna Gasser wissen? Wow. Klingt nach einer spannenden Seite. Die Wollen bestimmt wissen wer mein Freund ist? Hundert Punkte! Mach unsere Leser glücklich. Wer ist der Freund von Anna Gasser? Der Clemens Millauer, auch ein Snowboard-Profi, den ich schon viele Jahre kenne. Du warst letzte Saison ziemlich lange verletzt, diese Saison willst du nochmal angreifen. Wie ist es bisher gelaufen und was kommt noch? Also ich war bei den X-Games in
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Anna´s Zukunft wird sie vermehrt zum Filmen in den Tiefschnee führen
Norwegen, die ich glücklicherweise gewinnen konnte. Ich stehe seit April wieder auf dem Brett, konnte also im Frühling eigentlich wieder viel fahren, was sehr wichtig war, da man im Slush einfach die meisten Tricks lernen kann. Jetzt geht die Wintersaison erst so richtig los. Ich fliege jetzt für zwei Wochen nach Australien, bevor ich die europäischen Gletscher abklappern werde. Bei den Contests werde ich einen Gang runterschalten und weniger Wettbewerbe fahren. Ich werde die großen Events wie Dew Tour und die X-Games mitnehmen, aber sicher nicht so viele Weltcups fahren wie die letzten Jahre, da dieses Jahr keine Quali für Olympia ansteht. Diesen Winter möchte ich mehr Raum für Filmprojekten schaffen und mehr Zeit mit Freunden und meiner Familie verbringen.
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IN T E RV IE W NICO STEID L E
FOTO: BECKNAPHOTO
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LAST MAN STANDING
STEVE GRUBER ERZÄHLT
DIE GESCHICHTE SEINES LEBENS!
Als Steve Gruber für die ersten Snowboard-Filme vor der Kamera stand, froren den Filmern noch die Finger ab, weil sie am Berg die Filmspulen nachwickeln mussten. Inzwischen blickt Steve, durch dessen Adern reines Snowboard-Vollblut zu fließen scheint, auf dreißig Jahre kompromissloses Shredden zurück. Willkommen in der Welt des Steve Gruber, in der die Ehre einen höheren Stellenwert besitzt, als der olympische Gedanke und wo ein gepflegtes Feierabendbier mit Chick in der Bappn mehr Energie freisetzt, als zehn Trainingseinheiten im Gym an Drehmoment generieren können. Macht euch ein Helles auf bevor ihr weiterlest wie wir es taten, als wir dem 43-jährigen Haudegen bei der Geschichte seines Lebens zuhörten.
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Ein Klassiker perfekt ausgeführt von einem Klassiker! Steve kopfüber in seinem Element
Wie war das damals, als du mit dem Snowboarden angefangen hast? Wenn ich mich recht entsinne, müsste das so 1988 gewesen sein. Ich war damals 13 und habe mit meinem Bruder zusammen so ein Teil namens „Snowboard“ ausprobiert, von dem wir keine Ahnung hatten, wie es funktioniert. Aber es hat Laune gemacht und ich wollte danach unbedingt so ein Brett haben, was aber leider nicht drin war, weil gerade erst neue Ski für mich unterm Weihnachtsbaum lagen. Ich habe mir dann anhand einer Anleitung aus einem Buch und der Hilfe meines Vaters ein Snowboard über den Sommer selber gebaut. Du warst auf alle Fälle schnell und tief im Snowboarden drin und hast mit deinen Kumpels Bernd Egger und Dieter Steinhart die Ästhetiker gegründet. Wann war das eigentlich und wie kam es dazu? Meine Erinnerungen an die Anfänge der Ästhetiker sind schon etwas verschwommen, aber es müsste im Herbst 1993 gewesen sein. Wir sind damals viel zusammen am Berg gewesen und haben dadurch auch andere Leute kennengelernt, die wie wir voll dem S n ow b o a rd e n ve r fa l l e n wa re n und mit der gleichen Motivation und Einstellung wie wir jede freie Minute Shredden gegangen sind. Innsbruck war damals der Nabel der europäischen Contest-Szene und hatte eine gute Clique. Wir wollten auch sowas, aber ohne große Ambitionen für Wettkampf-Ergebnisse, sondern aus purer Motivation zum Shredden. Die Contests zu dieser Zeit waren für uns eher Mittel zum Zweck, da die Parks damals eigentlich nur zu den Contests hergerichtet waren und abends immer gut gefeiert wurde. 1999 wurdest du Vizeweltmeister in der Halfpipe. Glaubt man den Geschichten, warst du von deiner Finalteilnahme so überrascht und erfreut, dass die darauffolgende Nacht zwischen Quali und Finale eine ganz besondere werden sollte ...
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Ich kann mich nicht mehr erinnern! [ lacht ] Mir wurde erzählt, dass wir eine Party mit zu viel Bier hatte und die Afterparty bis 5.30 Uhr bei Burton im Hotel weiterging. Danach gab’s wohl kein Taxi mehr und ich wurde irgendwie von Drew Stevenson in mein 10 km entferntes Hotel geschleift. Allerdings hatte ich meinen Zimmerschlüssel verlegt und bin dann anscheinend über die Dachrinne hoch zu meinem Zimmer geklettert und habe es tatsächlich noch geschafft, dass gekippte Fenster auszuhängen und einzusteigen. Mit dem Erfolg kommt auch meist der Ruhm. Wie bist du damit umgegangen? Mir war das mit dem Ruhm nie so richtig bewusst. Ich war eigentlich immer nur froh wenn ich dabei sein konnte und war stoked, dass ich all die Leute kennenlernen durfte. Das ich außerhalb meines Freundeskreises sowas wie ein „Snowboardstar“ war, habe ich nicht gecheckt. Nach der WM wurde für mich zuhause sogar einen offiziellen Empfang organisiert, was mir einfach nur unangenehm und peinlich war. Berühmtsein war was für Andere, ich wollte einfach Snowboarden! Viele finden deinen Style extrem smooth und behaupten, dass es selbst heute wenige Leute gibt, die besser auf dem Brett stehen als du. Puhhh, was soll ich darauf antworten? Ich persönlich finde meinen Style jetzt gar nicht so außergewöhnlich, aber wenn ein Trick gut funktioniert, fühlt er sich halt auch gut an und wahrscheinlich passt dann halt auch der Style. Neben deiner Contest-Karriere, hast du auch so ziemlich mit jeder großen Filmproduktion gearbeitet und warst mit allen Big Names shooten. Gab es jemanden, der dich besonders beeindruckt hat? Big Names sind Big Names, weil sie extrem gute Snowboarder sind oder waren. Mich hat jeder begnadete Shredder auf seine Art und Weise beeindruckt und motiviert, selber weiterhin Gas zu geben.
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Die goldenen Jahre des Snowboardens waren auch deine große Zeit. Firmen wie Diesel und Salomon haben dich für gutes Geld unter Vertrag genommen. Sind solche Deals für die heutigen Kids noch möglich? Für die richtig guten Leute sind solche Deals auf jeden Fall drin. Der Unterschied zu damals ist heute aber, dass es jetzt viel mehr gute Fahrer gibt und wesentlich weniger Firmen mit großen Budgets, wodurch es schwieriger geworden ist, an gute Deals zu kommen. Aber an der Spitze verdienen heute die Topleute besser als wir damals. Du hattest mit Fred Holdenau sogar einen Manager, was damals im Snowboarden noch eher unüblich war. Wie kam es zu dieser Zusammenarbeit und hat sich diese finanziell positiv für dich ausgewirkt? Ich kannte Fred damals aus Flachau, wo er eine Halfpipe gebaut hat. Er war einfach ein Geschäftsmann und hat das Vermarktungspotential im Snowboarden schon früh erkannt. Irgendwann hat er mich gefragt, wie es um eine Zusammenarbeit steht. Ob sich das alles finanziell gelohnt hat, ist schwer zu beantworten. Fred konnte besser verhandeln als ich und ich kam mir auch ehrlich gesagt deppert vor, mich selbst als „Produkt“ vor Sponsoren möglichst gewinnbringend zu verkaufen. Von daher hat Fred sicher mehr Kohle aus den Verträgen geholt als ich es getan hätte. Auf der anderen Seite hat Fred als Manager auch überall mitverdient, wodurch mir unterm Strich auch wieder wesentlich weniger Geld geblieben ist. Als Manager hat er seinen Anteil an meine Contest-Preisgeldern, Incentives, Verträgen usw. bekommen ... Fred hatte einen sehr professionellen Blick auf´s Snowboarden und wollte immer, dass ich professionell trainiere, gesund lebe und so viele Contests wie möglich fahre. Gerade vor dem Training habe ich mich halt oft gedrückt, weil ich einfach immer Spaß beim Snowboarden haben wollte und die Professionalisierung durch Ernährungsumstellung und Trainingseinheiten mir
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so überhaupt nicht getaugt hat. Diese systemische Vorgehensweise hat für mich einfach nichts mit Snowboarden zu tun gehabt, wie mir es getaugt hat und warum ich diesen Sport so geliebt habe und immer noch liebe.
Was hat dich denn an den FIS Events genau gestört? Im Snowboarden hatten wir bis dahin Teamkollegen aus der ganzen Welt, die für die gleichen Sponsoren unterwegs waren. Bei der FIS wirst du dann plötzlich
War das auch der Grund, warum sich eure Wege getrennt haben? Es gab Momente, in denen ich daran gezweifelt habe, ob die Zusammenarbeit mit Fred für mich noch Sinn ergeben würde, was er natürlich weniger spannend fand. Schlussendlich kam das Ende für Fred und mich aber, nachdem meine großen Sponsoren weggebrochen waren und ich als Athlet für einen Manager auch nicht mehr rentabel genug war. Wir sind im Guten auseinander gegangen und ich bin heute noch sehr dankbar für alles, was Fred für mich getan hat. Die ersten olympischen Spiele 1998 waren ein großes Thema im Snowboarden. Warum hast du die Spiele, die für dich eine riesen Plattform hätten werden können, boykottiert? Es gab damals die beiden Verbände FIS und ISF. Die ISF wurde von Snowboardern gegründet, da die FIS bis zu dem Zeitpunkt wo Snowboarden olympisch wurde, kein Interesse an unserem Sport hatte. Alle guten Contests und Contest-Serien liefen über die ISF und plötzlich, wo es Budget-Töpfe abzugreifen gab, diktierte die FIS, dass nur der bei Olympia teilnehmen darf, der sich über ihre Events im Jahr zuvor qualifiziert. Dieser Move kam einem Genickschuss für die ISF nahe, die sich im Gegensatz zur FIS für den Snowboard-Sport und dessen noch junge Entwicklung eingesetzte. Mit dem Boykott, dem sich übrigens auch viele andere Fahrer wie z. B. Terje Haakonsen angeschlossen haben, wollten wir ien Zeichen setzten und uns mit denen solidarisieren, die etwas für unseren Sport getan haben. Ich hatte damals schon FIS-Erfahrung durch die Halfpipe WM und wollt mir auch das was dort passierte, nicht nochmal antun.
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als Österreicher ins österreichische Haus und als Deutscher ins deutsche Haus gesteckt. Scheiß drauf, welcher Sportart du angehörst und mit wem du dich verstehst. Wir mussten damals bei der FIS Outerwear von Brunotti
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A Indy per Day, keeps the grey daily life away!
tragen, in die ich nicht für alles Geld der Welt geschlupft wäre. [ lacht ] Ich kann mich auch noch gut an die WM erinnern, als mich die TV Kamera ausversehen filmte, wie ich eine Kippe im Mund hatte. Die Aufnahmen haben fast zum
Gab es Momente, in denen du es bereut hast, die olympische Bühne niemals betreten zu haben? Ich bin mal mit Gian Simmen [Gian gewann 1998 Gold in Nagano, Anm. d. Red.] über die Schweizer Grenze gefahren und als unser Auto aufgehalten wurde, haben die Polizisten Gian direkt nach einem Autogramm gefragt. Da wurde mir die Tragweite meiner damaligen Entscheidung bewusst. Aber ich bleib dabei: Was die FIS da veranstaltet, wird nie dem entsprechen, was Snowboarden für mich war und nach wie vor ist!
FOTO: BECKNAPHOTO
Was ist Snowboarden für dich? Ich wollte immer Filme drehen, mit dem Brett um die Welt reisen und mit Leuten die ähnlich ticken, den Sport weiterentwickeln und den dazugehörigen Lifestyle zelebrieren. All das habe ich erreicht und gelebt, was mich rückblickend echt glücklich macht.
Herzinfarkt bei den Verantwortlichen geführt. Kurzum: die ganze Veranstaltung wiedersprach allem was Snowboarden für mich war; nämlich Freiheit, Rock’n’Roll und vor allem mit meinen Freunden am Berg sein.
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Die meisten Sponsoren sind Branchen intern. Wie war das damals eigentlich mit Diesel als Klamottensponsor? Diesel war damals durch 55DSL sehr stark im Snowboarden engagiert. Zum Beispiel hat 55DSL über Jahre das SPC Summer Camp als Hauptsponsor mitfinanziert. Ich kann mich noch an ein Sales Meeting auf Sardinien erinnern, wo ich mit Joel Tudor surfen war und anschließend mit ihm zum Abendessen auf die Segelyacht von Diesel Besitzer Renzo Rosso eingeladen wurde. Trotz des vielen Geldes waren die Leute von Diesel extrem entspannt und haben sich damals für den Sport interessiert und ihn auch so verstanden wie er damals war. Du bist viele Jahre zusammen mit Wolle Nyvelt und David Benedek im Salomon Team gefahren. Wer war der kompletteste Snowboarder von euch und wer war der stärkste Mann an der Bar? David war sehr früh ein Innovator im Snowboarden und technisch auf höchstem Niveau im Park, später aber auch im Backcountry und in der Pipe unterwegs.
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Von Berufswegen Ästhetiker! Wie dieser herrliche Fs 3er beweist, scheint Steve seinen Job ernst zu nehmen
Trick-technisch war er sicherlich die Nummer eins von uns dreien. Wolle hingegen ist für mich der komplettere Freerider mit dem Auge und Style eines Surfers und dem Herz und der Motivation eines Vollblut-Skaters. Ich glaube, ich hatte für alle Bereiche etwas Talent, aber habe mit Sicherheit den Award für die beste Performance an der Bar gewonnen! Du warst lange Zeit oben auf und bist dann plötzlich ohne Hauptsponsoren dagestanden. Wie bist du mit dieser neuen und einschneidenden Situation umgegangen? Ich habe mir damals so eine Art zweite Chance gewünscht. Sprich, ein Budget-Cut und die Aufforderung noch mehr für Salomon Gas zu geben. Aber Salomon hat mich ohne Vorankündigung komplett gedropt. Natürlich habe ich das persönlich genommen und die Welt nicht mehr verstanden. Heute weiß ich, dass es sich damals um eine wirtschaftliche Entscheidung gehandelt hat, die nicht gegen mich, sondern für die Company getroffen wurde.
FOTO: MATT MCCHATTIE
Dein Rauswurf hat den Weg für deinen Kumpel Wolle Nyvelt ins internationale Team geebnet. Das war sicherlich keine einfache Zeit für eure Freundschaft? Ich habe damals deutlich mehr verdient als Wolle und habe das Contestfahren immer mehr reduziert. Wolle hat zeitgleich mit Absinthe Films erfolgreich gearbeitet und ging durch die Decke. Er wurde damals sogar zum „Rider of the Year“ in den USA gewählt, was die krasseste Auszeichnung war, die man im Snowboarden erhalten konnte. Natürlich war ich nach der Entscheidung bei Salomon extrem sauer und enttäuscht, aber es war ja nicht Wolle´s Schuld. Du hast einmal gesagt, dass du dein Geld nicht richtig investiert hast. Was würdest du mit deiner Weisheit von heute anders machen? Ich würde mir eine Wohnung
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kaufen und nicht wieder mein Geld in schwindelige Pensionsfonds stecken! Jede Pro-Karriere scheint irgendwann zu enden, nur deine nicht. Was treibt dich an, dass du mit 43 immer noch auf dem Brett stehst? Berge, Natur, Freiheit und die Unbekümmertheit, wenn ich mit Freunden im Powder durch den Wald oder über Hänge gleite und es nur um den Augenblick geht. Genau das macht Snowboarden für mich aus! Und klar, den ein oder andere Adrenalinkick nehme ich schon auch noch ganz gerne mit, wenn ich mich aus meiner Komfortzone bewege, was heute viel schneller passiert als noch vor zwanzig Jahren. [lacht] Du bist jetzt 43 Jahre alt. Welchen Vorteil bringt dein Alter für den Sport, was sind die Nachteile? Das ist jetzt eher eine Fangfrage, oder? Also gut, die Vorteile meines Alters liegen definitiv in der Erfahrung und den vielen Freundschaften, die ich in den letzten 30 Jahren sammeln konnte. Alles andere ist eher nachteilig , wobei ich es eher als Challenge sehen, mich weiterhin fit und gesund zu halten. Letztes Jahr hast du mit K2 einen neuen Sponsor an Land gezogen. Wie kam es dazu und wirst du eine zweite Pro-Karriere starten? Mit der Sponsorensuche ist es bei mir wie bei der Partnersuche. Wenn du was unbedingt willst, kommt nichts Gescheites dabei raus. Ich war und bin weder ein Schürzenjäger noch ein Geschäftsmann, was ich gar nicht negativ sehe, nur ging halt bei mir mit Sponsoren kaum was weiter. Mit den Leuten bei K2 verbinden mich teils lange Freundschaften und irgendwann hat sich die Zusammenarbeit einfach ergeben. Die Jungs bei K2 sehen Snowboarden ähnlich wie ich, haben den richtigen Spirit und sind loyal. Ich bin super stoked wie das läuft und der Rest wird sich weisen.
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+12/-6 A LT ER: 43 Jahre L EBT IN : Mayrhofen, AUT SN OWB OA RDET SEIT: 1988 B ERUF: Ästhetiker! L EB EN SM OT TO: Nur wer Respekt gibt, kann Respekt erhalten! ZIEL E: Weiter Shredden, Skaten und Surfen und Projekte organisieren, die den Sport und seine Leute weiterbringt SPON SOREN : K2 Snowboards, Horsefeather, SP, Evoc, Transform Gloves, Ästhetiker
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IN T E RV IE W S EBASTIAN GOGL FOTOS DAVID BIRR I TINU MÜ L L E R
Sich als junger Snowboarder einen Namen zu machen ist schwer. Michi Schärer kann ein Lied davon singen, war der Schweizer doch bis vor zwei Jahren praktisch unsichtbar auf dem Snowboard-Radar. Aber Michi ist talentiert und fokussierte sich auf Contests und fuhr dort immer bessere Ergebnisse ein und wird schließlich Teil des Schweizer Nationalteams. Spätestens seit seinem Finaleinzug an den Olympischen Spielen im vergangenen Winter, ist Michi im internationalen ContestGeschehen angekommen. Nach Olympia stiegen logischerweise die Erwartungen an den Upcomer, weitere Topplatzierungen für sein Heimatland einzufahren. Doch was macht der Schweizer, dessen Mutter aus Deutschland stammt? Er pfeift auf die Punktejagd und stellt fest, dass es beim Snowboarden nicht nur um Leistung gehen sollte und schon gleich gar nicht immer alles Sinn ergeben muss.
MICHI SCHÄRER’S EXPLOSIVER AUSBRUCH AUS DEM CONTEST-ALLTAG
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anchmal muss es einen aus der Bahn werfe n , u m m i t etwas Abstand vom Alltag feststellen zu können, dass es im Leben mehr gibt, als nur das eigene Hamsterrad, so auch beim Schweizer Michi Schärer. Michi, seines Zeichens erfolgreiche Kicker-Contest-Maschine, verletzte sich während des Big Air Finales an den Olympischen Spielen in Pyeongchang an der Schulter und brachte trotz der schmerzenden Schulter einen respektablen 6. Platz aus Südkorea mit nachhause. Seine Verletzung zwang den damals 21-Jährigen zu einer neun monatigen Reha, in welcher er sich und sein Leben als Contestfahrer reflektierte. „Mir ist bewusst geworden, dass ich viel zu viele Contests und Trainingseinh e i t e n g e f a h re n bin, die für mich nur einen Teil vom Snowboarden dars te l l e n . C o n te s t s können mega cool sein, aber über die Dauer einer Saison hinweg , wird es für mich häufig etwas zu monoton, wodurch die für mich so wichtige Motivation ein stückweit verloren geht. Diese ist für mich aber so wichtig, um überhaupt erfolgreich Snowboarden zu können.“
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Auch wenn der Snowpark Grindelwald-First Teamrider weiterhin Contests fahren wird, hat er für sich herausgefunden, dass seine größte Inspiration aus Filmen und Magazinen stammt, wo das Sammeln von Punkten während eines Wettkampfes keine Rolle spielen, sondern Spaß, Kreativität und Ästhetik im Mittelpunkt stehen. „Snowboard-Movies und Magazine waren und sind für mich die größte Inspiration, und trotzdem hatte ich bis zu meiner Verletzung immer das Gefühl, dass das Filmen und Fotografieren nicht mit Contestfahren und dem Swissteam
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zu vereinen ist und ich erst nach meiner aktiven Contest-Karriere damit anfangen könnte.“ Zwischen Reha-Einheiten und Leerlauf fand Michi für sich heraus, dass es an der Zeit zum Umdenken war. Weiterhin nur auf die Wettbewerbskarte zu setzten sei Blödsinn und engstirnig. Um overall ein guter Snowboarder zu sein, gehört auch overall alles dazu, was Snowboarden ausmacht. "Powdern macht einfach Spaß und ist eine riesige Energiequelle für meine Motivation, und wer im Tiefschnee seine Tricks beherrscht, für den ist es ein Leichtes, diese in den Park zu adaptieren." meint der Schweizer weiter. Die Abwechslung macht den Unterschied und so entschied sich Michi, sich bis in den März hinein vom Contestgeschehen zurückzuziehen, teilte dies dem Schweizer Snowboard Verband mit und rief anschließend seinen Kumpel Valentin Müller, seines Zeichens Fotograf und Filmer an, ob er Lust und Zeit hätte, um mit Michi zusammen ein Powder-Projekt zu realisieren. Valentin sagte zu und so verschwanden die Beiden im Tiefschnee. Den Clip, den die Jungs aus dem Backcountry mitgebracht haben, könnt ihr euch auf prime-snowboarding.de anschauen. Aber es sollte nicht nur bei einem Powder-Edit bleiben, denn an einem Downday in LAAX, verbachte Michi viel Zeit mit seinem Contest-Buddie Jonas Bösinger im Caffè NoName und irgendwie landeten die beiden in der Vergangenheit des Snowboardens bei einem Videopart aus dem Jahr 2000, des legendären Films „Moment’s Notice“. In dem besagten Videopart hauen sich Chandro Capin und Martin Rutz teils ziemlich wild aus Kicker raus, die nach ihrem Absprung in die Luft gesprengt wurden. So sinnlos dieser Part schien, so unglaublich unterhaltend und erfrischend kam und kommt das Chapter rüber. Sinnbefreit, aber cool zum Anschauen, gemixt mit Spaß und etwas Nervenkitzel - Michi war im wahrsten Sinne des Wortes angezündet von dem Clip, der für ihn den absoluten Gegenpol zu seinem Contest-Dasein darstellte.
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Michi ist inzwischen Vollprofi und sucht trotz Explosion den Blickkontakt mit der Kamera
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Die Session in GrindelwaldFirst, fährt Michi zusammen mit Shred-Buddie Ralph Menth
„Den Gedanken einer völlig sinnbefreiten Session mit einer etwas scatchy Unbekannten im Spiel fand ich einfach genau das Richtige, um einen Gegenpol zu meinem fokussierten Wettkampfleben, bei welchem nichts dem Zufall überlassen wird und die geringste Unachtsamkeit schwere Verletzungen zur Folge haben kann, zu generieren“, erzählt uns der Nitrofahrer weiter. Den Gedanken eines kurzen Clips mit Explosionen nimmt Michi mit unters Kopfkissen und greift ein paar Tage später zum Telefon und erzählt Gian Simmen von den Jungfraubahnen von seiner Idee. Gian, der selbst 2000 als Fahrer bei „Moment’s Notice“ vor der Kamera stand, war von der Idee direkt angefixt und stellte den Snowpark Grindelwald-First als Location zur Verfügung. Allerdings mit der einen Auflage, dass das Shooting auf
den! „Natürlich musste ich mich hinterfragen, ob ich das wirklich durchziehen wollte, aber muss denn immer alles einen Sinn ergeben? Ich finde nicht, denn Snowboarden macht doch auch genau deshalb so viel Spaß, weil auch einfach Mal was Non Sense sein darf. Ich hatte Bock auf die Session und habe allen Beteiligten gesagt, dass die Party steigt!“
professionellem Niveau mit einem ausgebildeten Pyrotechniker umgesetzt werden musste.
aber ich bin mit dem Ergebnis ganz zufrieden. Wobei, mit meinem Method aus dem Clip bin ich überhaupt nicht zufrieden, den kann ich eigentlich viel besser, aber ich hatte eben nur den einen Versuch!“
Ganz ohne Organisation und Verstand funktioniert eine Session, bei der sich alles um sinnbefreiten Spaß handeln soll, dann wohl doch nicht. Denn Michi muss sich auf die Suche nach einem Sprengmeister machen und stellt relativ schnell fest, dass es Explosionen am Berg nicht zum Nulltarif gibt. Der Pyrotechniker ist gefunden, doch das schmale Budget erlaubt genau zehn Sprünge bzw. Explosionen, mehr ist finanziell nicht drin. Um also einen Clip realisieren zu können, musste jeder Versuch ein Treffer sein, sonst würde das Budget und die Idee des Clips verpuffen, wie der Rauch nach den Explosionen selbst. Und wieder tauchte die Sinnfrage auf, aber Michi hatte sich entschie-
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Gesagt, getan: Der Tag kam und Michi flog zusammen mit seinem Shred-Buddie Ralph Menth vor den zehn Salven davon und schaffte es tatsächlich, aus den zehn Sprüngen einen Clip zu produzieren. Auf die Frage, ob das Resultat für ihn einen höheren Stellenwert als eine gute Contest-Platzierung habe, antwortet der junge Schweizer: „Einen direkten Vergleich von Äpfeln und Birnen zu ziehen fällt mir schwer,
Und so kurierte Michi sein Piepen im Ohr von den lauten Explosionen über Nacht aus und stellte fest, dass die Bang Bang-Session eben doch einen Sinn hatte, denn der Dreh mit all den Jungs die dabei waren, hat ihm mega viel Spaß gemacht und ihn schwer zum Shredden motiviert. Ob der Dreh nun etwas damit zu tun hatte wissen wir nicht, aber Michi ist am Morgen nach der Session nach Andorra geflogen und gewann dort den Total Fight, den letzten großen Contest der Saison und einer seiner ersten Contests nach seiner Verletzungspause.
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Was kommt dir als erstes in den Sinn, wenn du heute an das Shooting zurückdenkst? E s w a r e i n fa c h s p a n n e n d und cool zu sehen, was es alles braucht, um so eine Idee tatsächlich auf die Beine zu stellen. Irgendwie ist das Ganze vergleichbar mit einer Situation, die ich neulich auf einem Skate-Trip hatte. Wir standen am Abend nach der Session am Feuer beim Grillen und ich hatte dieses Feuerzeug in der Hand, dass ich urplötzlich ins Feuer werfen wollte, wie ein kleines Kind. Irgendwie hatte ich einen starken Drang, das Ding ins Feuer zu werfen, mein Verstand sagte aber, das sei total bescheuert, Ressourcenverschwendung und einfach dämlich. Mein Kumpel, der wohl meine Gedanken von meinem Gesicht ablesen konnte, meinte dann nur: Wenn man voll Bock auf etwas hat, muss man es machen. Diese Worte sind bei mir hängen geblieben. Das heisst jetzt nicht, dass ich total egoistisch werde und einen Scheiss auf die Umwelt und die Konsequenzen meiner Handlungen geben werde. Aber von Zeit zu Zeit denke ich, ist es trotzdem ok, das Gehirn auch mal abzuschalten und einfach das zu tun, worauf man in einem Moment wirklich Bock hat.
Was war das Schwierigste an der Umsetzung des Shootings? Das Schwierigste war wohl einen guten Winkel fürs Filmen zu finden, denn von hinten sieht man den Fahrer nicht, auf Grund der Flamme und von vorne konnte man es nicht Filmen, weil es nach dem Jump stark runter geht und man von Unten ebenfalls nichts sieht. Dann habe ich meiner Physio von der Problematik erzählt und sie sagt mir, dass ihr Freund bei Dedicam.TV arbeitet, die wohl ersten und besten Drohnenfilmer in der Gegend. Anschließend hat sie Ihn gefragt und er war sofort am Start, da sie beide auch snowboardbegeistert sind. Dafür bin ich ihnen extrem dankbar, denn die Drohne hat das Problem gelöst.
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Wie viele Leute waren in das Projekt involviert und wie lange hat das Shooting gedauert? Wir waren rund zehn Leute und das Ganze hat zwei bis drei Stunden gedauert. Die Explosionen wurden von Menschenhand ausgelöst und Menschen machen ja bekanntlich Fehler. Wie bist du mit diesem Fakt, der ein gewisses Restrisiko darstellte, vor und während des Shootings umgegangen? Ich habe versucht, das so gut es ging auszublenden Hätte der ExIm Leben muss p l os i o n s t y p a b e r nicht immer tatsächlich zu früh alles Sinn gedrückt, wäre die ergeben! Angelegenheit sicherlich hässlich geworden, da Outerwear ja auch super schnell und gut brennt. Einmal hat der Pyrotechniker tatsächlich etwas zu früh den Auslöser gedrückt, nach diesem Sprung haben meine Ohren ordentlich gepiept.
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Aus was bestanden die Bomben eigentlich? Aus Benzin und einer kleineren Ladung Schwarzpulver.
Kannst du dich noch an das Gefühl erinnern, als du an dem Shooting das erste Mal in den Inrun gedropt bist? Ich fand es einfach super, dass die ganze Organisation vorbei war, alles geklappt hat und ich nun endlich fahren durfte. Natürlich war ich auch ziemlich nervös, denn wir hatten durch den Tag bereits das Intro gefilmt und beim Introshoot mit dem Motorrad war die Explosion verdammt heiss. Ich hatte etwas Angst, dass mich die Hitzewelle aus dem Konzept bringen könnte. Das war aber dann zum Glück kein Problem.
A LTE R : 22 Jahre LE BT IN : Bern, CH SN OWB OA R D E T SE IT: 16 Jahren LIE B LIN G STR IC K: Fs 7 Tail LE B E N SM OT TO : Wenn du etwas unbedingt willst, dann mach es. SP O N SO R E N : Nitro, TSG, Snowpark Grindelwald-First
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Und was ging in der vor, als du wieder gelandet bist? Nach dem ersten Sprung dachte ich mir, das war jetzt gar nicht so schlimm und fragte mich, ob er womöglich zu spät abgedrückt hatte. Aber das Timing passte. Danach ging es eigentlich vor allem darum, dass ich alle Tricks lande. Was würdest du Greta Thunberg antworten, wenn sie dich fragen würde, was du da eigentlich gemacht hast und warum? Und schon sind wir wieder bei meiner Geschichte von Oben, ich könnte es aus logischer Sicht nicht rechtfertigen und das Ganze ist ökologisch gesehen ein Blödsinn gewesen. Aber ich wüsste auch nicht, was ich ihr sagen würde, wenn Sie mich fragt, wieso ich in der Weltgeschichte herumfliege, um über i rg e n d we l c h e Gerüstschanzen zu springen, an Orten, wo es eigentlich keinen Schnee gibt? Oder wieso wir so viel Energie zum Beschneien verwenden. Dazu möchte ich auf jeden Fall sagen, dass ich wo ich kann auf meinen ö ko l o g i s c h e n Fussabdruck achte, indem ich z.B. wenig Fleisch esse oder auf den obligatorischen Ferienausflug nach Bali verzichte. Diesen Sommer bin ich z. B. mit meinen Freunden im Auto und nicht mit dem Flieger nach Ericeira gefahren. Wir waren neun Personen in einem Auto mit neun Sitzen. Und bei meinem Skate-Trip habe ich den Zug als Transportmittel gewählt. Ich versuche momentan einfach so gut es geht auf die Umwelt zu schauen, aber es gibt auch Sachen, auf die ich nicht verzichten will.
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Als die Gummistiefel noch aus Holz waren und Snowboarden in den Kinderschuhen steckte, gründeten dem Lifestyle verfallenen Snowboarder, die ersten Brands. Über die Jahre wuchsen einige von ihnen zu Global Player heran, die während des riesigen Booms um die Jahrtausendwende mächtig Cash abschöpften. Der Trend zog weiter und das inzwischen mordsmäßig aufgeblasene Snowboard-Geschäft konnte sich nicht mehr aufrecht auf den Beinen halten, was dazu führte, dass jede Menge begnadete Pros ihren Job verloren. Wenige Jahre später, als die Industrie totgesagt wurde, kündigte der bestbezahlte Freerider der Welt seinem Hauptsponsor, ohne einen neuen Vertrag in der Tasche zu haben. Jeremy Jones schien nicht nur verrückt zu sein, wenn er die heftigsten AK-Lines hinunterdonnerte, denn diese Entscheidung schien seine Karriere „lebensbedrohliche“ zu gefährden.
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ber Jones verfolgte ein Ziel, wie eigentlich jedes Mal, wenn er einen Berg für seine Lines in Angriff nahm und schaffte es tatsächlich, seine Skeptiker eines Besseren zu belehren. Die Idee von Jones nahm vor zehn Jahren ihren Lauf und hat sich s e i t h e r s te t i g we i te re n t w i c ke l t, genau wie Jeremy: Lies sich der Freerider doch einst auf jeden Peak per Helikopter fliegen, so geht er heute im wahrsten Sinne des Wortes mit gutem Beispiel voran und erklimmt die Berge, die er befahren möchte, aus eigener Körperkraft. Natürlich konnte sich Jones Snowboardes im vergangenen Jahrzehnt auch nur entwickeln, weil die Marke Teil des Konsumkreislaufes ist, dem wir alle angehören. Der Unterschied zu vielen anderen Brands ist allerdings, dass Jeremy nichts unversucht lässt, um durch seine Bekanntheit auf die Problematik des Klimawandels aufmerksam zu machen. Wir wollten uns mit Jeremy zum Kerzenauspusten und Geburts tagstorteessen verabreden, was fast in die Hose ging, da Jeremy inzwischen ein unglaublich beschäftigter Mann geworden ist. Aber nachdem wir ihm erzählten, dass wir alternativ mit Burton auf deren Vierzigsten anstoßen würden, stand Jeremy urplötzlich doch noch vor der Tür.
Willkommen zum Geburtstagsplausch mit Jeremy und seiner unglaublichen Geschichte.
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Hey Jeremy, Glückwunsch zu zehn Jahren Jones! Wie würdest du dieses Jahrzehnt in einem Satz zusammenfassen? Eine große Reise ins Unbekannte, unterstützt von unzähligen Snowboardern, Shops, Ingenieuren und Mitarbeitern, die daran geglaubt haben, dass wir unser Ziel einer nachhaltigen und trotzdem erfolgreichen Snowboard-Brand erreichen werden. Kannst du dich noch an den Augenblick erinnern, als die Entscheidung Jones zu gründen fiel und was waren damals deine Beweggründe für diesen Schritt? Jeremy zu Gast bei Freunden in Nepal
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Es war nie mein Plan, eine eigene Snowboardfirma zu gründen, aber ich bekam einfach nicht die Snowboards, die ich haben wollte. Der Schwerpunkt bei meinem damaligen Sponsor lag auf Freestyle-Boards, aber ich hatte einige wirklich spannende Ideen und neue Konzepte sowohl für Splitboarding als auch für All-Mountain Snowboarding. Außerdem wollte ich für ein Unternehmen arbeiten, das meiner Umweltethik entsprach. Damals verhandelte ich auch mit potenziellen neuen Sponsoren, während ich versuchte, meine Ideen und Ideale in Einklang zu bringen, was wiederum den Impuls für Jones aus-
löste. Aber am Ende war definitiv das Treffen mit den Nidecker-Brüdern entscheidend. Sie waren jung und aufgedreht und wir hatten direkt einen guten Draht zueinander. Ich wusste, dass die Jungs gut und hungrig waren und meinen Produktkonzepten Leben einhauchen konnten. Wie gründet man eigentlich eine Snowboardmarke? Gute Frage! [Lacht ] Das mit Jones fing zwei Jahre nach dem Start von Protect Our Winters an, als ich gerade dabei war, meinen ersten eigenen Film „Deeper“ zu produzieren. Finanziell gesehen,
Für "Higher", den letzten Film aus Jeremys Film-Triologie, reiste Jones nach Nepal und stellte sich den den Herausforderungen des Himalaya
war die Entscheidung eine Katastrophe, da mir Sponsorengelder für die Umsetzung des Filmprojektes flöten gegangen sind. Andererseits ist über die Jahre in mir ein starkes Bewusstsein herangereift, wie ich mich in unserer Umwelt bewegen möchte, auch in Hinblick auf die Produktentwicklung und die Art und Weise, wie ich Snowboarden wollte. B i s z u d i e s e m Ze i t p u n k t h a b e ich zwar dieses Bewusstsein in der Theorie gepredigt, aber in der Praxis habe ich versagt und nutzte weiterhin die Vorzüge eines Pros wie Heli-Shuttles usw. Drei Monate nachdem ich
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das erste Mal an Jones gedacht habe, folgte ich endlich meinem Herz und nicht dem Geld und gründete Jones ohne einen blassen Schimmer zu haben, was auf mich zukommen und wo hin die Reise führen würde. Blickt man auf die letzten 20 Jahre Entwicklung zurück, waren überwiegend die renommierten Marken für Innovationen und Image verantwortlich. Heute setzten in der Wahrnehmung nicht selten jüngere Marken wie z. B. Jones die Akzente. Machen die „Newcomer“ einfach besseres Marketing?
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Ich achte bewusst nicht darauf, was andere Marken machen. Meine Inspiration für Jones basiert auf der vielen Zeit, die ich in den Bergen mit den unterschiedlichsten Menschen aus fast allen Altersgruppen verbringe. Ich gehe sogar so weit und behaupte, dass unser Erfolg nicht unser Marketing, sondern unser Produkt ist. Als wir Jones gründeten, gab es praktisch kein Marketing. Unser Marketing war unsere tägliches Tun und Handeln. Heute ist unser Entwicklungsbudget immer noch um 80 % höher, als unser Marketingbudget.
Zukunft führen werden. Meine Hoffnung beruht auch auf einer möglichst vielfältigen Snowboard-Kultur, die von Rails bis Powsurfing und von Tech-Freestyle bis Rennen alles abdeckt und akzeptiert. Je mehr Vielfalt und Möglichkeiten Snowboarden bietet, desto besser und nachhaltiger wird sich die Zukunft des Sports entwickeln.
Das Jones Team transportiert erfolgreich die Emotionen des Sports, indem ihr macht, was ihr liebt. Du meintest vorhin auch, dass euer Marketing ihr selbst seid. Wie wichtig ist das Team Snowboarden war über viele Jah- aber für die Produktentwicklung? re einfach zu cool für diese Welt. Unser Team ist ein großer GeSeitdem Freeriding und Split- winn für die Produktentwicklung , boarding an Beliebtheit ge- genau wie für die Verbreitung winnen, können viele Leute der Emotionen und der Faszinasich auch wieder mit dem Sport tion , die Snowboarden hervoridentifizieren. Wo siehst du die ruft. Ihre Erfahrungen fließen in Zukunft des Snowboardens? die Produktentwicklung mit ein, Es ist schwer zu sagen, was die aber vor allem sind sie authenZukunft für Snowboarden bereithält. t i s c h e B o t s c h a f te r f ü r u n s e re n Ich weiß nur, dass meine Generati- Sport. Damit meine ich nicht von on wie keine andere Snowboardern Tra i n i n g s we g e n , s o n d e r n we i l geformt und geprägt hat. Unse- unser Team aus Leuten besteht, re Kinder fahren jetzt auch Snow- die ihr Leben um Snowboarden board, was vermuherum aufgeten lässt, dass wir baut haben und in den kommenden einen ähnlichen Jahren ein Wachstum Lifestyle und die B E H I N D erleben werden. Es g l e i c h e U mwe l gibt viele coole und te t h i k ve r t re te n clevere Kids, die die wie ich und dieT H E Snowboard-Fackel s e m i t a n d e re n in die Hand nehS n ow b o a rd e r n men und uns in die teilen möchten.
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Splitboarding statt Helikopter Shuttle - Jeremy, Nick Russel und Elena Hight gehen in Tahoe mit gutem Beispiel voran
Lass uns beim Entwicklungsprozess bleiben. Wie müssen wir uns die Umsetzung eines Produktes von der Idee bis zum Verkauf vorstellen? Der Entwicklungsprozess verläuft organisch und natürlich. Manchmal kommt es mir fast so vor, als ähnelt dieser Prozess einer Splitboardtour in ein unbekanntes Tal. Der Schlüssel für die erfolgreiche Entwicklung neuer Produkte, ist ein offener Geist ohne feste Vorstellungen oder Agenden, wie die Entwicklung verlaufen muss. Es gibt bei Jones keine Abkürzung zu einem guten Produkt. Wir testen, optimieren, denken nach und wiederholen diese Vorgänge immer wieder, bis wir hoffentlich irgendwann ein Produkt in den Händen halten, das uns überzeugt und uns glücklich macht. Aus diesem Grund gibt es auch keinen vorgeschriebenen Produktionsplan, bis wann ein neues Produkt marktreif zu sein hat. Zum Beispiel haben wir an dem neuen Flagship mehrere Jahre getüftelt. Ich wollte das Board von Grund auf neu entwickeln, mit absolut umweltfreundlichen Materialien und Produktionsprozessen. Ich hatte am Anfang keine Ahnung, ob wir am Ende ein besseres Produkt herstellen werden und so testeten und optimierten wir immer wieder und immer wieder. Wir erlebten Rückschläge, verfolgten neue Ideen, testeten sie usw. Während dieser mehrjährigen Entwicklung habe ich auch festgestellt, dass die Entwicklung von wirklich umweltfreundlichen Produkten einfach so lange dauert, wie sie eben dauert. Und wie im Leben selbst, gilt auch hier für uns bei Jones: Der Weg ist das Ziel! Nachhaltigkeit wird zwingendermaßen zum Thema unserer Generation. Ist Wintersport in seiner heutigen Form überhaupt noch vertretbar? Die eigentliche Frage muss doch lauten, ob die Menschheit in ihrer jetzigen Form nachhaltig ist und langfristig überlebensfähig bleibt. Die Wissenschaft hat belegt, dass unser gegenwärtiger Weg und die Geschwindigkeit, mit der wir uns auf diesem bewegen, unser Leben auf der Erde dramatisch verändern wird. Wintersport spielt dabei auch eine Rolle, wie wir letztlich alle, aber die
Wintersportler sind in dieser Diskussion nur eine Randerscheinung. Und wie gesagt, wir alle spielen in diesem Kreislauf eine Rolle, egal, ob wir auf deinem Snowboard, vor einem Schaufenster oder Zuhause unter der Dusche stehen. Und genau hier müssen wir, muss jeder Einzelne ansetzten, um im Kollektiv wirklich etwas bewegen zu können. Wir werden nicht nur unser geliebtes Snowboarden verlieren, wenn es keine Winter mehr gibt, deshalb ist es für mich ein absolutes Rätsel, warum die gesamte Wintersportindustrie und alle Wintersportler nicht stärke zusammen dafür einstehen,
dass sich unsere Politik endlich und schnell bewegt, indem Kohle und andere CO2-Verursacher hoch besteuert und Anreize zum Umdenken geschaffen werden.
Jeremy genießt die Abgeschiedenheit im argentinischen Backcountry der Anden
In der Autoindustrie scheint die Weichenstellung in Richtung E-Mobilität zu stehen. In der Mode wird an Konzepten gearbeitet, dass wir bald in kleinen Shops per kleinen Produktionsstraßen, direkt vor Ort unsere Klamotte produzieren und kaufen können. Was glaubst du, wie in zehn Jahren Snowboards hergestellt und vertrieben werden?
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Ich bin offen und gehe neue Wege, um die Situation unserer Umwelt zu verbessern. 3D Drucker in verschiedenen Regionen, die den Kunden die Produkte ohne große Transportwege herstellen, wären schon echt cool! Ich bin auch ein großer Fan von Kreislaufwirtschaft, bei welcher alte Produkte an den Hersteller zurückgeschickt werden und zur Herstellung neuer Produkte wiederverwendet werden. Es gibt einen leichten Trend bei den High-End Rentals, den wir genau analysieren und für uns in Zukunft nutzen möchten.
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Zurück in der Gegenwart, müssen wir weiterhin daran arbeite, weniger schädliche, dafür langlebigere und leistungsfähigere Produkte herzustellen. Mit zunehmendem Wachstum haben wir bei Jones auch mehr fi nanzielle Kraft, sauberere Herstellungsverfahren und nachhaltigere Materialien zu entwickeln. Du reist seit über 20 Jahren als Pro um die Welt und hast zusammen mit Xavier de Le Rue Freeriding auf ein neues Niveau gehoben. Welcher Moment aus dieser langen Zeit war das eindrücklichste Erlebnis für dich? Das muss im zweiten Jahr während der Dreharbeiten zu „Deeper“ gewesen sein. Meine Karriere war auf dem Höhepunkt und ich bin gerade davon abgekommen, weiterhin Hubschraubern als Lift auf die Berggipfel zu benutzen. Ich war aber auch davon überzeugt, dass Hubschrauber die Grenzen des Möglichen limitieren, da man mit ihnen nur rund 5 % der Berge dieser Erde anfliegen darf, was bedeutete, dass 95 % aller Berge durch mein Raster fielen, wenn ich mich weiterhin bequem per Hubschrauber hätte Shuttlen lassen. Ich war mir sicher, dass ich mein Riding verbessern könnte, wenn ich nur lange genug in den Bergen verweile und zu Fuß die Gipfel erklimmen würde, die ich mit dem Heli nicht erreichen konnte. Am Anfang war diese Umstellung ein einziger Kampf. Ich musste eine neue Crew finden, die mit mir diesen Weg gehen würde, musste gegen ständig beschlagene Kameralinsen und leere Batterien und Akkus kämpfen. Musst lernen, wie man zu Fuß diese Berge bezwingt, die ich zuvor bequem per Helikopter erreichte und und und ... Wie gesagt, dieser eindrückliche Moment geschah im zweiten Jahr, als wir für Deeper drehten und ich zusammen mit Xavier am Fuße eines unglaublichen Faces für 20 Tage in einem Zelt ausharrte. Wir hatten die Hoffnung, dass wir einen Tag erwischen, an dem es uns die Bedingungen erlauben würden, die unglaublichen Spins die dieses Face durchzogen, zu befahren. Am 21. Tag grabbelten wir morgens um 3 Uhr aus unseren Zelten und kämpften uns den Berg hinauf. An diesem Tag fuhren wir die besten Lines unseres
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S T O R Y Die vielleicht schwierigeste Line seiner Karriere, fuhr Jones im Himalaya auf über 6.000 m in einem 60° steilen und eisigen Face
Lebens! Das war defi nitiv der größte Moment meiner Karriere und ich bin stolz und dankbar, dass ich diesen eindrücklichen und unvergesslichen Moment zusammen mit Xavier erleben durfte. Du hast jetzt zehn Jahre mit Jones auf dem Buckel. Was versprichst du dir von den nächsten zehn Jahren Jones? Wir werden weiterhin daran arbeiten, unsere Produkte immer leistungsfähiger und nachhaltiger zu
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gestalten. Wir werden weiterhin Geld sammeln, das wir für gezielte Aktionen gegen den Klimawandel, einsetzten werden. Es gibt keinen Masterplan für Jones und so werden vor allem unsere Kunden mit ihrem Kaufverhalten unser weiteres Schicksal mitlenken, das sich bis jetzt definitiv zum besten Run meines Lebens entwickelt hat! An dieser Stelle in herzliches Dankeschön an alle, die uns bis jetzt gekauft und unterstützt haben. Wir fangen gerade erst an... ONWARD!
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T EXT: EL IAS EL HAR DT FOTOS : CARLOS BL ANCHAR D
EIN FILM ÜBER EIN KLEINES SKIGEBIET,
DAS IN EINER VOM KRIEG ZERRÜTTETEN REGION ZUM ORT DER BEGEGNUNG WIRD. Wir leben in einer Zeit, in der Populismus und Nationalismus leider Zuwachs erfahren. Eine Entwicklung, die in Hinblick auf unsere Vergangenheit, kaum vorstellbar ist. Elias Elhardt reiset nach Bresovice, einem Skigebiet im Kosovo, um einen Snowboard-Kurzfilm über die Region zu drehen, die bis heute immer noch nicht offiziell von Serbien als Land anerkannt wird. Der Kosovo war einst Teil Jugoslawiens, einem pluralistischen Staat, der verschiedene Ethnien unter sich vereinte, welche Ende der 1990ger aufgrund nationalistischer Strömungen in einem leidvollen Krieg zerbrach. Narcis, eine Reise in die Vergangenheit die kaum aktueller sein könnte.
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uf dem Weg in den umstrittenen Staat Kosovo, fuhren wir ü b e r k u rve n re i c h e S t ra ß e n i n e i n e r ländlichen Landschaft eingebettet in den albanischen Alpen. Nach einer Nitro-Teamreise im Valbona Tal Albaniens ging unsere Reise weiter, als Markus Keller und Filmer Karsten Boysen mich auf ein ausgedehntes Balkan-Abenteuer begleiteten. Bresovice, ein kleines Skigebiet war unser Ziel, das in der grenzüberschreitenden Region der Sharr-Berge verborgen liegt. Wir näherten uns einem alten Gebäude am Fuße der Berge, die Straße wurde dort durch ein einfaches Gittertor blockiert, das mit Militärlastwagen und schwer bewaffneten Männern bewacht wurde. Wir haben die Grenze zum Kosovo erreicht. Wir wussten, dass wir hier eine zusätzliche Autoversicherung für den Kososvo abschließen mussten, aber wir hatten keinen blassen Schimmer davon, was uns an dem schwer bewaffneten Grenzübergang tatsächlich erwarten wird. Entsprechend ange-
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spannt fühlte sich die Atmosphäre im Auto an, erfüllt mit dem Gefühl der Unwissenheit und Aufregung was uns bevorstand. Wir waren dabei eine andere Welt zu betreten. Ein Land, das von vielen Nationen nicht anerkannt wird, der so genannte "Schwarzmarkt Europas", ein Land, das kürzlich vom Krieg verwüstet wurde, ein Ort, von dem wir merkten, dass wir kaum etwas wussten. Wir drehten die Musik leise und übergaben unsere Papiere an der Kontrolle, der Grenzbeamte schaute sich unsere Pässe an und warf einen prüfenden Blick auf unser Snowboard-Equipment im Kofferraum, bevor er uns unserer Pässe wieder aushändigte und anschließend freundlich fragte, ob wir noch zusammen einen Kaffee trinken möchten. Diese unerwartete Geste war unsere erste positive Erfahrung, die wir auf unserer Trip in den Kosovo machten und die zu gleich der Auftakt für eine eindrückliche Reise werden sollte. Die Republik Kosovo wurde 2008 nach einem schrecklichen Krieg in den Jahren 1998 und 1999 zu einem unabhängigen Staat von Serbien. Obwohl der Krieg durch
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Das Hotel Narcis ist Zeitzeuge der Vergangenheit und Hoffnung auf eine bessere Zukunft zugleich
eine Intervention der USA und anderer NATO-Staaten beendet wurde, blieb eine Teilung innerhalb der Region bestehen. Wenngleich ein Großteil des Gebietes von Kosovo von Albanern bevölkert ist, ist es auch die Heimat serbischer Kulturkreise und Gemeinden. Der Krieg liegt nun schon zwei Jahrzehnte zurück, aber die Teilung der beiden Kulturen ist allgegenwärtig. Auf dem Weg nach Bresovica passieren wir Städte, die mit Fahnen gesäumt sind, die die jeweilige Zugehörigkeit und Identität demonstrieren. Die serbischen Flaggen kennzeichnen, dass es sich um eine serbisch geprägte Stadt handelt. Sie akzeptieren oft auch nicht den Euro als offizielle Währung und erkennen den Kosova nicht als unabhängigen Staat an. Die nächste Stadt, rot gefärbt und mit dem schwarzen Doppeladler geschmückt lässt erkennen, dass es sich um eine albanisch geprägte Stadt handelt, und obwohl sie Kosovaren sind, identifizieren sie sich auch stark mit dem Nachbarland Albanien. Die Demonstration der Probleme im Zusammenhang mit dem Kosovo ist tiefgreifend, komplex und spaltet die Menschen dort heute unübersehbar noch immer.
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Der Sharr Mountain Nationalpark eröffent unzählige Touren und Abfahrten fern ab von Massentourismus
uf unserem letzten Streckenabschnitt nach Bresovica fahren wir nochmal an zwei Städten am Fuße der Berge vorbei. Eine ist serbisch, die Andere albanisch, danach endet das Fahnenmeer. Wir kämpfen uns um tiefe Schlaglöcher herum die Bergstraße hinauf und stellen fest, dass es hier an elementarer Infrastruktur mangelt. Als wir oben in Bresovica ankommen, ist der provisorische Parkplatz von meterhohen Schneewänden um-
geben, viele Autos sind unter den Schneemassen begraben und alle anderen Autos stehen kreuz und quer ohne System. Telefonnummern hängen an den Windschutzscheiben der vielen eingeparkten Autos, von den Fahrzeughaltern der Autos, die die anderen Wagen einparken, falls irgendwer wegfahren möchte. Das Resort verfügt über 16 Pistenkilometer und ermöglicht einen idealen Zugang zum abgelegenen Backcountry des Sharr Mountain Nationalparks. Seit dem Krieg ist das Eigentümerverhältnis von Bresovica nicht ganz geklärt, weshalb es auch seit Kriegsbeginn keine Investitionen mehr in die Infrastruktur gab. Ein Umstand, der diesen Ort
Showtime in den Gassen von Bresovice! Elias missioniert mit einem satten Method die Menschen weg vom Schlittenund Skifahren hin zum Snowboarden. Good Job!
wie aus einer anderen Zeit wirken lässt, als ob man mit einer Zeitmaschine in die Vergangenheit gereist sei. Die beiden zentralen Gebäude des Ortes sind das Hotel Molika und das Hotel Narcis in einem Retro-Look, der an längst vergangen Tage erinnert. Beide Hotels sind halb verlassen und wurden seit dem Krieg nicht mehr renoviert – Zeitzeugen hierfür sind etwa die montierten Aschenbecher neben der Toilette.
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ls wir mit unseren Dreharbeiten begannen, verließen Markus und Karsten den Kosovo und meine Freundin Isabelle, Fotograf Carlos Blanchard, Regiekolle-
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ge Alex Tank und Filmer Andreas Zissler kamen in Bresovica an. Während wir das Kernteam bildeten, wuchs unsere Crew schnell an, da sich immer mehr Locals dem endlosen Kickerbauen, dem Big Air Crowd-Management und dem Skidoo-Taxi-Service anschlossen. Das Hotel Molika wurde für die drei Wochen unseres Aufenthalts im Kosovo zu unserer Heimat. Die leeren Räume, die staubbeladenen Möbel und das Licht, das durch die Vorhänge sickerte, lassen einen mit Gänsehaut und einem Gefühl des früheren Lebens an diesem Ort zurück. Um mehr von diesem geheimnisvollen Ort zu enthüllen und einige der Geheimnisse, die in sei-
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nen Mauern verborgen sind freizulegen, trafen wir uns mit dem lokalen Bergführer und Snowboarder Hamdi Hisari. Er ist ein wichtiges Mitglied der Gemeinde Bresovica und der Gastgeber für unseren Aufenthalt. Hamdi kommt seit seiner Kindheit nach Bresovica. Begleitet von seinem Vater und seiner Familie lernte er hier das Skifahren und verbrachte seine Ferien damit, das Hotel und den Ort zu erkunden, wie es jedes Kind mit Freude tun würde. Im Gespräch mit Hamdi bezeichnete er das Resort als "den perfekten Ort", an dem Menschen aus ganz Jugoslawien und Europa zusammenkamen. Hamdi erlebte Bresovica nicht nur als sein Kindheitsparadies, sondern er erlebte auch die Veränderungen und Auswirkungen, die der Krieg und seine Konflikte mit sich brachten und letztlich das Land zerstörten. Hinter seiner harten "Super Hamdi"-Außenschale hatten wir das Gefühl, dass der Wandel in Bresovica und seinem Land schwer auf ihm lastete und die Narben die der Krieg hinterlassen hat, immer noch sichtbar waren, als Hamdi sich nach und nach uns gegenüber öffnete. Während wir über seine Erinnerungen sprachen und durch die Gebäude gingen, teilte Hamdi Einblicke in die Vergangenheit mit uns. Seine Vergangenheit, die Vergangenheit des Ortes und dem Schicksal eines ganzen Landes. Es fällt Hamdi offenbar nicht leicht sich zu erinnern, wie die Dinge einmal waren und zu wissen, dass der Krieg irreparabel alles verändert hat. Dieser Eindruck ist spürbar und fließt gleichermaßen durch das Skigebiet wie durch die Menschen in Bresovica.
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as Gebiet, das einst über fünf Sessellifte verfügte, betreibt im Augenblick zwei Lifte, die von einem Dieselaggregat angetrieben werden. Normalerweise würde nur einer der beiden Lifte laufen und so vorgeben, an welchem Hang man heute Fahren geht. Wir haben schnell festgestellt, dass wenn es ein Problem mit dem Skipass gibt, der Manager des Resorts höchstpersönlich
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Nach Einbruch der Dunkelheit kehrt Stille in Bresovice ein und der Geruch von echter Hausmannskost, weißt den Weg zurück zum Abendessen
kommt, um sich dem Problem anzunehmen. Oder wenn wir nicht alle Fahrten unserer Tickets genutzt haben, wir unser Geld für die nicht getätigten Liftfahrten erstattet bekommen. Dieser überaus faire und menschliche Umgang war besonders für uns und gab uns ein angenehmes Gefühl, das wir aus den Alpen nicht unbedingt so kennen. Schnell wurden wir Stammgäste in den beiden Restaurants des Dorfes, dem Che Fox und Tina's Pizzeria. Das Frühstück bei Che Fox fühlte sich eher wie ein Familienbuffet an, wo man einen doppelten Espresso bezahlt und die nachfolgenden Espressi inkludiert waren. Doch es war nicht nur der süße Nektar des Koffeins, der uns einen Großteil unserer Zeit in den Hütten hielt.
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Dem Schlitten ist es schnuppe, ob Serbe oder Kosovare, Hauptsache die Leute haben Spaß!
Hamid kennt das Hotel Narcis seit seiner Kindheit, als er dort mit anderen Kids aus ganz Jugoslawien und Europa den Betonklotz erkundete
Die Restaurants waren auch der Dreh- und Angelpunkt aller, die in Bresovica zusammenkamen. Die Einkehren sind der Ort an denen man mit allen Menschen ins Gespräch kommt, sich austauscht und zum Beispiel Tipps gibt, wenn eine Snowboard-Bindung falschherum montiert ist. Der freundliche und respektvolle Umgang lässt schnell die unzähligen Powder Runs die draußen warten, bei all der Gastfreundschaft und Menschlichkeit in den Hintergrund rücken. Uns eröffnete sich in den Restaurants eine neue Denkweise, weg vom Ich-willmeine-Lines-shredden, hin zu einem echten Miteinander. Mit der Zeit erkennen wir, dass unsere "One Run, One Espresso"-Regel eigentlich der "Balkan-Ansatz" war, und wir beginnen die Dinge anders wahrzunehmen, es eröffnet sich uns eine neue Perspektive wie wir am Berg
miteinander umgehen ohne darauf zu achten, dass wir unbedingt auf unsere Kosten kommen müssen. Auf dem Berg wurden wir zu einer großen Gruppe, bestehend aus uns und Einheimischen, die uns voll Freude ihre besten Spots zeigten. Wir haben die Vorteile des weitläufigen Backcountry von Bresovice durch die Einheimischen kennengelernt und mit ihnen zusammen ein paar unvergessliche Powder-Sessions erlebt. Verspielte Windlips und Side Hits bescherten uns jede
Tree Runs der beste Zeitvertreib bei schlechter Sicht!
Menge Spaß auf dem Weg nach unten zurück zum Sessellift. Da die Pisten nach Schneefall nicht gleich gewalzt wurden, konnten wir sogar direkt auf der Piste den Tiefschnee genießen. Der schwere Frühjahrsschnee unten im Ort eignete sich zudem hervorragend zum Kickerbauen und so lag es auf der Hand, dass wir mit Hilfe der Locals viele kleinere und größere Kicker zwischen den Häusern schaufelten. Zur Mittagspause brachten wir alle Helfer und neue
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Freunde zu Tina's Pizzeria. Tina, die uns mit traditionellen Gerichten bekochte, muss stundenlang für uns in der Küche gestanden haben. Das Essen schmeckte vorzüglich und die Geselligkeit lies fast vergessen, dass draußen noch Kicker auf uns warteten. Ein Niveau an Offenheit und Gastfreundschaft, das in anderen Teilen Europas oder den USA schwer zu finden ist, und das obwohl der Krieg dieses Land gespalten und zu großen Teilen zerstört hat.
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Der Krieg im Kosovo und die Zerstörung Jugoslawiens wurden von den entgegengesetzten Merk malen von Offenheit und Gastfreundschaft angetrieben. Das hohe Maß an Nationalismus und Identität, das sich in den vielen Flaggen der Kulturen zeigt die wir durchquert haben, ist im Kosovo immer noch omnipräsent. Der Kosovo gehörte einst zu Jugoslawien, einer Einheit von Staaten, die ein hohes Maß an Vielfalt und letztlich durch nationalistische Interessen zerbrach. Der Zusammenbruch Jugoslawiens, der als "Balkanisierung" bekannt ist, bedeutete den Verlust der Diversität und den Anstieg des Protektionismus, da viele Menschen es für notwendig hielten, ihre eigene Identität und Werte vor jene der Anderen zu stellen. Diese von einigen Politikern gezielte Instrumentalisierung von Merkmalen wie Religion und Herkunft brachte die Menschen gegeneinander auf, und wurde zum entscheidenden Vehikel für ihre geopolitischen Machtinteressen. Diese destruktive Dynamik führte zum Krieg und letztlich zur Spaltung Jugoslawiens. Viele Menschen, mit denen wir gesprochen haben, erinnern sich an das ehemalige Jugoslawien als Einheit, ähnlich wie die heutige Europäische Union. Wenn wir den Menschen hier zuhören und sehen
Sonne und Schnee lassen in Brezovica die unterschiedlichen Ethnien miteinander verschmelzen und bringen die Menschen zum Lachen
Elias bringt mit einem sytlischen Stalefish Farbe ins öde Grau
was der Krieg angerichtet hat, drängt sich einem der Gedanke auf, ob der derzeitige Aufstieg des Nationalismus in Europa und die Spaltung zwischen den Ländern im schlimmsten Fall auch unsere Zukunft dramatisch verändern könnte, wie hier auf dem Balkan geschehen. Die ersten Boten für diese Verschiebung sind der Verlust der Akzeptanz für Anderssein. Der Wert der Vielfalt der sich zeigt, wenn verschiedene Menschen, Ethnien und Religionen in Offenheit und Akzeptanz zusammenkommen. Besonders ausgeprägt war dies im Kosovo, wo die Fähigkeit sich der Vielfalt zu öffnen, verloren ging. Doch das kleine Skigebiet Brezovica ist zu einem Treffpunkt für unterschiedliche Menschen aus der ganzen Region geworden. Das war auch der Hauptgrund, warum ich hierherkommen und diese Geschichte festhalten wollte, die in unserer Zeit des zunehmenden Nationalismus in Europa und anderen Teilen der Welt von großer Bedeutung zu sein scheint.
Einer unserer neuen Freunde, Benjamin, arbeitet für die Deutsche Entwicklungszusammenarbeit im Auftrag der Bundesregierung in der ländlichen Entwicklung auf dem Balkan. Er ist auch ein begeisterter Backcountry-Fahrer und Stammgast in Brezovica. Wir unternahmen zusammen eine Splitboard-Tour und folgten vermeidlichen Schneeschuhspuren, die sich wenig später als Bärenspuren entpuppten. Man vergisst immer wieder, wie abgelegen und wild dieser Ort noch heute ist. Durch die Gespräche mit Benjamin bekam ich ein etwas besseres Verständnis der Region. Er erklärte mir, das Jugoslawien seinen eigenen dritten Weg gegangen sei: Da es weder ein westlich kapitalistisches noch östlich kommunistisches Land war, haben sie hier ihren eigenen Entwicklungsweg gefunden. Zusammen mit einigen überwiegend afrikanischen Ländern, entwickelten sie eine Bewegung des „Dritten Weges". Doch die Spaltungen, die sich aus der nationalistischen Ideologie ergaben, rissen diesen Entwicklungsweg auseinander. In Bezug auf Bresovica und die Gemeinsamkeiten, die der Bergsport ermöglicht, ist das Skigebiet zu einem Treffpunkt der verschiedenen Ethnien und Religionen geworden, wo die einst verfeindeten Kulturen heute wieder friedlich zusammenzukommen.
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ei der Entstehung des Films „Narcis“ war von Anfang an klar, dass es unmöglich sein wird, die Tiefe und Dynamik des vergangenen Konflikts und die Geschichte des Kosovo festzuhalten oder zu verstehen. Doch das Leben von Hamdi und die mysteriösen verlassenen Gebäude, in denen sich das Leben einer einstigen Gesellschaft abspielte, gaben uns einen perfekten Rahmen um mit dem Film eine eindrückliche Geschichte zu erzählen. Wir fanden eine Welt in einem kleinen Skigebiet, das entschlossen ist, sich nicht von seiner Vergangenheit gefangenhalten zu lassen. Wo die Schneekultur nicht an Religion oder Ethnien gebunden ist und wo Menschen zusammenkommen, in der Hoffnung, eine gemeinsame Zukunft aufbauen zu können.
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IN T E RV IE W S EBASTIAN GOGL
FOTO: TIM SCHIPHORST
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Ivika liebt die Herausforderung und fühlt sich am wohlsten, wenn sie ihre Komfortzone verlässt
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FOTO: TIM SCHIPHORST
Urban Snowboarding war in den vergangenen die sich nach eigener Aussage erst dann Jahren der kreative Motor unseres Sports, aber richtig wohl fühlt, wenn sie ihre Komfortzone auch eine Angelegenheit für Jungs mit dicken verlässt. Nachdem wir Ivika’s Videopart aus Eiern in der Hose, denn die Spots sind meist dem Streifen „Honey“ gesehen haben, stand für so massiv, dass uns nur beim Anschauen der uns fest: An dieser Frau werden wir in Zukunft Street-Parts das Adrenalin in den Kopf schießt. nicht mehr vorbeikommen! Wer ist diese Frau mit In dieser Männerdomäne aus Beton und Stahl den dicken Eiern, was treibt sie an und wie lebt tauchen nur selten Frauen auf, was irgendwie es sich als Mädel in einer Männerwelt, in der oft nachzuvollziehen ist. Eine, die mit dieser Regel nur wenige Zentimeter über Erfolg oder OP-Tisch bricht, ist die Estländerin Ivika Jürgenson, entscheid? Willkommen in Ivika’s Welt!
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Ivika, du warst für uns bis zum Release deines Videoparts in „Honey“ eher ein unbeschriebenes Blatt Papier. Dein Part hat uns wirklich umgehauen! Unter welchem Stein bist du so urplötzlich hervorgekrochen? Ha ha, vielen Dank für das Kompliment! Ich komme ursprünglich aus Estland, was wahrscheinlich auch der Grund dafür ist, warum mich die meisten Leute nicht so gut kennen.
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Heute lebe ich in Den Haag und liebe einfach das Snowboarden, weshalb ich auch seit drei Jahren meine Winter komplett dem Filmen von Street-Snowboarding widme. Gibt es in Estland überhaupt Skigebiete und eine richtige Snowboard-Szene? Es gibt ein paar hügelartige Berge in Estland, und dort stehen auch vereinzelt alte Schlepplifte. Aber es
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handelt sich wirklich eher um Hügel, denn mehr als 300 m sind die höchsten Erhebungen nicht hoch. Ich gehe dort manchmal hin, um meinem kleinen Bruder das Skifahren beizubringen. Wenn jemand die Eigeninitiative ergreift und sich kümmert, werden dort sogar ein paar Jib-Obstacles aufgebaut. Als ich noch in Estland gewohnt habe, hatten wir einen kleinen DIY-Snowpark in Tallinn, mit einer Winch und ei-
Ivika stopft mit ihrem harten Street-Riding allen Skeptikern von Frauensnowboarden das Maul, wie z. B. hier, mit einem fetten Transfer to Lipslide
nigen selbstgebauten Features. Das Set-up war in einem alten Amphitheater aufgebaut, wo sich damals die gesamte Snowboard-Szene traf. Der Spot war ziemlich abgelegen und es war einfach cool dort alle anderen Snowboarder aus unserem Land zu treffen und gemeinsam die Jib-Obstacles zu fahren, abzuhängen und auch kleine Events gemeinsam zu veranstalten. Jeder kannte jeden, was für eine sehr schöne und familiäre Atmosphäre sorgte. Warum bist du nach Den Haag gezogen und nicht in eine Stadt nahe der Berge? Die Frage ist berechtig, denn mit meinem Fokus auf Snowboarden, scheint Den Haag als Wohnsitz keinen Sinn zu ergeben. Im Grunde lebe ich dort nur im Sommer, da ich während des Winters die ganze Zeit unterwegs bin. Wer schon einmal im Sommer in Den Haag war weiß, dass der Strand vor der Haustür liegt und das Leben in der Stadt in der warmen Jahreszeit einfach unglaublich pulsierend ist. Zudem gibt es in der Nähe Indoor-Pisten, wo ich hin und wieder auf ein paar Labs vorbeischaue, um fit auf dem Brett zu bleiben. Du fährst Spots, an denen viele Jungs den Schwanz einziehen und lässt deine Tricks dort spielerisch leicht aussehen. Wie machst du das? Ich glaube, meine größte Motivation in den Straßen große Spots zufahren, ist, dass ich es liebe mich aus meiner Komfortzone zu verabschieden. Wenn ich im Snowpark in den Bergen unterwegs bin, übe ich oft nur normale Railtricks, aber wenn ich in den Straßen beim Filmen unterwegs bin, orientiere ich mich eigentlich immer an größeren Spots, die ich auch noch nie gefahren bin. Es ist oft auch wirklich beängstigend für mich, wenn ich vor diesen Spots stehe und mir überlege, dass ich diese gleich mit meinem Snowboard bezwingen muss. Aber wenn ich meinen Trick hinbekomme und ihn hinterher auf der
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Kamera anschaue, ist das für mich die absolute Glückseligkeit. Vergangen Winter habe ich z. B. zum ersten Mal ein paar echt große Wallrides, Banks und Drops in Angriff genommen, wo ich mir vorher dachte, was zum Henker mache ich hier eigentlich? Doch wenn du deinen inneren Schweinehund überwindest und den Spot bezwingst, ist das einfach ein unbeschreiblich gutes Gefühl. Es gibt nicht viele Mädels, die wie du ticken und mit ihren Snowboards durch die Straßen ziehen. Woran liegt das? Nun, zuerst einmal gibt es einfach generell viel weniger Frauen beim Snowboarden als Männer. Den Schritt dann noch auf die Straße zu machen, ist ein zusätzlicher Filter: Ich denke, es braucht eine ganze Menge Hingabe für Urban Snowboarding, um als Mädel auf die Straße zu gehen und sich dort in einer Umgebung aus Beton, Metall und Jungs sein Brett anzuschnallen. Außerdem gibt es leider nicht mehr viele Städte in Europa, die genug Schnee abbekommen, um auf der Straße konstant Snowboarden zu können. Somit ist Urban Snowboarding in Europa fast immer mit viel Planung und Reisen verbunden. Wie bist du eigentlich zum Snowboarden gekommen? Wie gesagt, ich bin in Estland aufgewachsen, wo es kaum Berge gibt, dafür aber viel und lange Schnee liegt. Meine ersten Erfahrungen mit dem Snowboard waren also kurze Hikes an kleinen Hügeln, um Schwung für kleine Jibs zu bekommen. Soweit ich mich erinnern kann, konnte ich einen Boardslide bevor ich das Kurvenfahren gelernt habe. [lacht] Das ich mich dann immer mehr in Richtung Urban Snowboarding entwickelt habe, war irgendwie auch ein natürlicher Prozess. Vor drei Jahren habe ich mich dann dazu entschieden, meine Wintermonate komplett dem Snowboarden und Filmen zu widmen.
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Du bist eines der wenigen Mädels, die mit den Jungs durch die Straßen zieht. Nervt dich das nicht manchmal? Heute ist das für mich kein Problem mehr, aber am Anfang war es für mich persönlich schon eine Herausforderung, mich vor den Jungs zu beweisen und ernstgenommen zu werden. In meiner ersten Filmsaison bin ich dann auch genau aus diesem Grund nach Kanada gegangen, da es dort noch ein paar andere Mädels gab, die auch Street fuhren. Danach bin ich dann immer mehr mit den Jungs von Postland in Europa auf Reisen gegangen. Das war das Beste was mir passieren konnte, denn sie haben mich immer weiter gepusht und somit viel zu meiner Entwicklung beigetragen. Ich wünschte, andere Mädels könnten den gleichen Weg durchlaufen, denn ich hatte mit den Jungs immer eine gute Zeit und mein Riding ist durch sie viel besser geworden. Sind die Jungs denn immer gentlelike zu dir? [lacht] Ich denke, sie behandeln mich ganz okay, halt genauso wie sie sich gegenseitig behandeln. Sie sind super hilfsbereit bei der Vorbereitung und Umsetzung von Spots und pushen mich und mein Selbstbewusstsein immer weiter,
um anspruchsvollere und größere Spots zu fahren. Wenn ich z. B. mit mir und einem Trick kämpfe, sind sie immer für mich da und gegeben mir Tipps, wie ich weiterkomme. Was ich auch sehr schätze, ist, dass mich die Jungs immer unterstützen, wenn ich einen neuen Spot finde, den nur ich fahren möchte. Das war früher in meiner Mädels-Crew anderes. Da sind wir immer alle zusammen einen Spot gefahren. Das hat zwar super viel Spaß gemacht und ich vermisse es auch, aber die Jungs fordern mich mehr bzw. fordere ich mich selbst vor den Jungs mehr, wodurch ich einfach immer besser auf dem Snowboard werde.
Wir ziehen den Hut vor Ivika, denn selbst Eero Ettala hätte keinen besseren Front Boardslide auf dieses fette Rail gestellt!
Urban Snowboarding ist auch immer mit Schmerzen und Angst verbunden. Wie gehst du damit um? Ich bin super glücklich, dass ich beim Filmen eine wirklich eingespielte und professionelle Crew um mich habe. Tim, unser Filmer, kennt meine Grenzen inzwischen ganz genau und hilft mir diese zu erkennen und auch zu überschreiten. Manchmal bin ich vor einem Trick wie in einer Starre gefangen, weil ich einfach riesigen Schiss vor dem Drop-in habe, aber die Jungs schaffen es dann immer wieder, mir die Angst zu nehmen und mich zu motivieren.
SOWEIT ICH MICH ERINNERN KANN, KONNTE ICH EINEN BOARDSLIDE BEVOR ICH DAS KURVENFAHREN GELERNT HABE
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Wir sind gespannt, was für Fotos uns Ivika zu ihrem nächsten Prime Snowboarding-Interview mitbringen wird!
Trotzdem gehören Blessuren irgendwie zum Snowboarden auf Metall und Beton dazu, wie Overshoots beim Kickerfahren. Was war dein dunkelster Moment in deiner bisherigen Karriere? Das stimmt, ganz ohne blaue Flecken und Prellungen geht es einfach nicht, wenn man sich beim S t re e t- Fa h re n we i te re n t w i c ke l n möchte. Mein schmerzhaftester Moment war der 1. Januar 2019. Der Release für meinen Videopart, für den ich schon 2018 gefilmt habe, war für Februar geplant. Im Januar war also die letzte Chance, noch ein paar Aufnahmen zu realisieren. An einem Double Kink-Rail habe ich mir dann unglücklich den Ellbogen gebrochen, als ich eine Fs Boardslide versuchte. Ich wurde noch am gleichen Tag operiert und mein Videopart lag auf Eis. Das war definitiv mein dunkelster Moment in meiner Karriere! Wie bist du mit dieser neuen und schmerz haften Situation umgegangen? Obwohl die Schmerzen echt heftig waren, hat mich die Tatsache dass mein Videopart auf der Kippe stand, emotional viel mehr belastet. Da arbeitest du einen ganzen Winter hart und bist kurz vor der Ziellinie und plötzlich steht alles infrage und könnte umsonst gewesen zu sein. Ich wusste ehrlich gesagt auch überhaupt nicht, was ich nach dem Krankenhaus mit mir anfangen sollte, da ich mein ganzes Leben auf meine Filmsaison ausgerichtet hatte. Aber der Videopart kam dann doch, denn sonst würde wir uns jetzt nicht unterhalten. Glücklicherweise konnte ich die Deadline verschieben und zum Saisonende hin noch zwei weitere Shooting-Trips machen, um genügend Aufnahmen für meinen Part zusammen zu bekommen. Mein Ellbogen war zwar noch nicht komplett verheilt und mir saß der Unfall noch allgegenwärtig im Bewusstsein, aber der Drang danach,
meinen Part fertig zu bekommen war so groß, dass ich mich wieder auf das Brett stellte. Ich hatte mir als Ender einen Ollie in eine riesige Bank in den Kopf gesetzt. Ich glaube, ich war in meinem Leben noch nie so verängstigt und emotional aufgewühlt, wie dort an dem Spot. Aber Kas [ Lemmens, Anm. d. Red ] und Kameramann Tim [ Schiphorst, Anm. d. Red ] haben mich super eingefangen und motiviert. Es war unser letzter Tag in Japan, also meine letzte Chance, meinen Part fertigzubekommen. Die Sonne
B OA R D
ging schon unter, was zusätzlichen Druck erzeugte, denn wir hatten nur noch wenig Zeit. Ich hatte den Spot unter Kontrolle, aber irgendwie bin ich bei der Ladung immer weggerutscht, da die Kompression einfach heftig war. Am Ende war es schon ziemlich dunkel und ich konnte fast nichts mehr sehen, als ich meinen letzten Versuch startete. Ich werde es nie vergessen, wie ich sauber aus der Landung herausgefahren bin, aller Druck den ich mir selbst auferlegt hatte, von mir abgefallen ist und ich vor Überwältigung in Tränen ausgebrochen bin.
A LTE R : 29
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D I NOSAU RS WILL DIE
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T HE BRAT B O OT
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Ein wunderbares Happyend mit einem unglaublichen Resultat in Form deines Videoparts! Aber lass uns abschließend noch kurz ein ganz anderes Thema anschneiden. Was würdest du sagen, wenn das IOC die Olympischen Spiele um Urban Snowboarding erweitern würde? Wenn ich ganz ehrlich bin, weckt dieser Gedanke ziemlich gemischte Gefühle in mir. Auf der einen Seite wäre es sicher cool, wenn ein größeres Publikum sieht was wir machen. Andererseits würden wir zu viele Flips und verrückte HuckTr i c k s s e h e n , wo es doch auf der Straße eher um Style und Kreativität gehen sollte. Und meiner Meinung nach kann man das nicht in ein Punktesystem einordnen und gere c h t b e w e r te n . Die Fahrer würden wahrscheinlich nur noch bestimmte Tricks von der Liste abhaken, damit sie Punkte sammeln, aber es sollte nicht einmal eine Punkteliste geben, sondern nur die Freiheit, dass zu fahren, was man fühlt und was zu einem passt.
LE BT IN : Den Haag, NL SN OWB OA R D E T SE IT: 2005 LIE B LIN G STR IC K: Boardslide LE B E N SMOT TO : Go vegan or die! SPO N SO R E N : Vans, Blue Tomato, Union Bindings, Dinosaurs Will Die
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in Mitbewerberblatt hat vor kurzem ein Bild gepostet auf dem ein Splitscreen zu sehen war. Auf beiden Bildern war ein Alpenpanorma zu sehen, ein Bild unbearbeitet, in das andere waren mit Rotstift „Lines“ eingezeichnet. Kommentiert wurde das Ganze mit „What I see, what she sees“.
Absender den Mund mit Kernseife auswaschen sollte. Negative Reaktionen auf den leisesten Anflug von Sexismus sind mittlerweile eine gesellschaftliche Erwartungshaltung. Eine Reaktion ist auch in Ordnung, jedoch steht diese oft in keinem Verhältnis zur Ursache. Nun leben wir in Europa im feministischen Auenland, wir haben Genderbeauftragte, ein Gleichstellungsgesetz, Equal Pay im Surfen und Snowboarden, Nein heißt Nein und Frauen können ihren Mann verlassen, ohne von ihren Brüdern dafür umgebracht zu werden. Es liegen bestimmt einige Dinge im Argen, aber das Snowboarden, das ich kennengelernt habe, kennt kein Geschlecht und keinen Sexismus. Und dennoch kommt es mir manchmal so vor, als wären Frauen die eigentlichen Sexisten im Snowboard-Game. Womenmag hier, Girlsshred dort, auf eine Bewerbung bei einem Surf Online Magazin bekam ich eine Absage mit der Begründung, dass sie nur weibliche Redakteure beschäfti-
guter Figur, die womöglich auch noch ihr Geld damit verdienen, stehen auf dem Surfindex. Wir finden es wichtig, dass sich Frauen von patriarchal geprägten Schönheitsnormen emanzipieren, aber genauso finden wir es unmöglich, dass Frauen wie die Coffey Sisters als „pfui“ gelten, weil sie ihre Surfkarriere mit ihrem guten Aussehen pushen. Mich ermüdet der Zorn auf Frauen, die ihr Geld mit ihrem Aussehen verdienen und die hysterischen Ausbrüche einer Generation Porno, die in einen Beissreflex verfällt, wenn man einen Frauenhintern in einem Bikini in einem Sportmagazin zu sehen bekommt. Dass hier aber mit zweierlei Maß gemessen wird, zeigt uns ein Post des WMNSurfmags: abgebildet ist eine Frau, die auf dem Surfbrett im Line-up sitzt, um sie herum sitzen ca. 20 Penisse auf Surfbrettern; Punchline: only dicks in the water; die Reaktionen? “Classic, perfect, so true“. Man stelle sich ein Bild mit Vaginas vor, die alle aus dem Wasser huschen, wenn die Wellen größer werden als zwei Meter: die Reaktionen wären wohl weniger positiv.
Was erstmal harmlos klingt, löste feministische Brechreize aus, Sexismus-Peitsche inklusive. Von „mehr habt ihr nicht drauf“ bis hin zu „schlechtestes Snowboard Magazin der Welt“ gab es alles zu lesen. Manche Kommentare waren so schändlich, dass wir sie an dieser Stelle lieber zurückhalten. Das Motto: Ich habe höchsten Respekt vor das Püppchen bleibt zuhause, dem weiblichen Geschlecht. der Macker geht auf SnowFragt man mich nach meinen board-Abenteuer. Einen Tag Snowboardidolen, nenne ich B E H I N D neben dem Altmeister Terje später kam der Gang nach KaHaakonsen die viel zu früh nossa, es folgte ein dienstfertiger Entschuldigungspost, man verstorbene Allgäuerin Stefwill sich ja die treuen Leserinfi Haamann. Ivica Jürgenson nen halten. Eine witzige Randhat sich gerade einen 8-Seiter notiz hatte die Sache aber: der in unserem Magazin mit starT H E Post wurde von einer Redakteukem Railgame verdient, Anna rin! veröffentlicht, die mit einer Gasser fährt besser als 95 % Freundin über die unterschiedaller Männer, Kukomo Muralichen Betrachtungsweisen eise hat in ihrem Rookie-Jahr nes Alpenpanoramas philosoals 13-Jährige ihren männliS T O R Y phierte und daraufhin diesen chen Genossen kurz mal die „sexistischen“ Post verfasste. Grenzen aufgezeigt. Ja, FrauDass „I“ geschlechtsneutral ist, en sind unterrepräsentiert im wurde vom geifernden Mob Funsport und Empowerment ist ausgeblendet, Shitstorm on! Wir wichtig, aber wenn man sich hätten uns natürlich gemütlich das Niveau der Mädels heuins Fäustchen lachen können, te anschaut, muss man sagen, nur ist dieses Thema einfach dass hier viel richtig gemacht zu präsent im Funsport gewurde. Ich denke, ich spreche worden. Vorweg: wir sind nicht misogyn gen. Man stelle sich an dieser Stelle vor, für den Großteil der Männer im Snowund absolute Befürworter von Parität. Wir es würde Snowboard Magazine geben, boarden, wenn ich sage, dass wir uns finden es wichtig, auf gesellschaftliche die nur Bilder von Männern verwenden, über Frauen am Berg freuen und extreÄnderungen zu pochen und mit gebo- Sessions auf denen keine Frauen zuge- men Respekt davor haben, was sie leistener Härte gegen existente Missstände lassen sind und Snowboard-Zeitschriften, ten. Wir sollten jedoch aufhören unseren vorzugehen. Dennoch glauben wir, dass die nur Männer beschäftigen. Ausgang: Sport nach Geschlechtern zu trennen, der feministische Diskurs einen Crashkurs Man(n) kann es sich vorstellen. Wir be- sondern wieder lernen, uns als Szene zu braucht in punkto gewaltfreier Kommuni- treiben auch ein Surfmagazin und hier ist begreifen. Männer müssen den Alphakation. Die spontan Empörten fühlen sich die Thematik noch viel brisanter. Wir trau- tiermodus in der Gegenwart von Mädels aufgrund der Diskursexplosion, innerhalb en uns kaum noch Frauen abzubilden, einfach mal abstellen, Frauen sollten ander digitalen Mikroöffentlichkeit ausgelöst, die im Bikini surfen, weil die üblichen Ver- fangen über sich selbst zu lachen. Ich schnell als mächtige Gemeinschaft. Und dächtigen dann in Schnappatmung ver- musste über den Surfpost auf WMNSurfdort wird dann die „sexistische“ Person fallen und uns die Sexismus-Keule über mag übrigens schmunzeln. Wenn er nicht mit Worten belegt, nach welchen sich der den Kopf prügeln. Hübsche Frauen mit gar so sexistisch wäre.
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