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Heinrich Oberleiter: Endlich heimgekommen
Dem Puschtra Bui, Heinrich Oberleiter wurde in Steinhaus bei seinem ersten Besuch in seiner Heimat nach seiner dramatischen Flucht vor kurzem ein warmherziger, emotionaler Empfang ausgerichtet. Eine besondere Ehre wurde Oberleiter mit dem großen Österreichischen Zapfenstreich erwiesen, aufgeführt von der Musikkapelle St. Jakob in Ahrn und dem Schützenbataillon Ahrntal. Auch zahlreiche Fahnenabordnungen aus dem Pustertal und die Bundes- sowie Bezirksfahnen des Südtiroler Schützenbundes nahmen daran teil. Viele Familienangehörige des Heimkehrers sowie eine große Menge an Zuschauerinnen sowie Zuschauern verfolgten die beeindruckende Feierlichkeit auf dem Kirchplatz in Steinhaus.
EINE BESONDERE FEIER
Nach dem offiziellen Festakt fand im Pavillon eine Gesprächsrunde statt, moderiert von der Historikerin Martha Stocker. Heinrich Oberleiter sprach von seinen damaligen
Landeskommandant Roland Seppi, Heinrich Oberleiter und seine Tochter Sonja in Steinhaus.
Beweggründen, seine Tochter Sonja, Antragstellerin des Gnadengesuches, erzählte von ihrem Leben mit einem Vater, der den schweren Rucksack der lebenslangen Verbannung
DER GROSSE ÖSTERREICHISCHE ZAPFENSTREICH
Friedrich Fischer, Hauptmann der Schützenkompanie Oberes Ahrntal, erklärte vor der Aufführung die Bedeutung dieser traditionellen Zeremonie. Der Ursprung führt in das Lagerleben des Mittelalters zurück. Der Zapfenstreich ist das Signal an die Schankstuben, den Aufschank zu beenden und an die Soldaten, ihre Schlafstätten aufzusuchen. Anschließend beginnt die Nachtruhe, es darf also im wahrsten Sinne des Wortes nichts mehr „verzapft“ werden. Im Laufe der Zeit wurden dem anfängli-
Meldung an den Landeskommandanten durch Bataillonskommandant Wolfgang Kofler.
chen „Trommelschlag zum Zapfenstreich“ immer weitere Elemente hinzugefügt und dieser hat sich dadurch zu einer genau vorgegebenen Zeremonie der Ehrerbietung gewandelt. Der „Große Österreichische Zapfenstreich“ war besonderen Anlässen vorbehalten, Kaiserin Maria Theresia wie auch Kaiser Josef ließen bei Staatsbesuchen und anderen offiziellen Anlässen diese Zeremonie aufführen. Das Werk ist ein zeremonielles Musikstück mit historischen Trommelrufsignalen und Traditionsmärschen. Es besteht aus drei Teilen und wird nach einem vorgeschriebenen Ablauf aufgeführt. „Die Schützen des Bataillon Ahrntal pflegen diesen Brauch weiter und zeigen mit der Aufführung einerseits Respekt und Ehrerbietung und andererseits Referenz zum Vaterland“ so die Erklärung Fischers. // mg
Der Heimkehrer mit dem großen österreichischen Zapfenstreich geehrt. Schützenbataillon Ahrntal und viele Abordnungen. Alfred Stolzlechner
Angetreten in Reih und Glied.
Aufmarsch mit der Musikkapelle St. Jakob im Ahrntal.
aus der Heimat zu tragen hatte. Karl Zeller als Anwalt Oberleiters informierte über den rechtlichen Weg, der die Begnadigung durch Staatspräsident Mattarella ermöglicht hatte. Es war ein Rückblick auf ein gelebtes Leben, ohne politische Anspielungen und Sticheleien. Auch politische Reden waren nicht zu hören, man wollte einfach die Rückkehr des Heinrich Oberleiter gebührend feiern. Die Organisatoren, die Schützenkompanie Steinhaus unter Hauptmann Benjamin Rauchenbichler, zeigten sich zufrieden ob der gelungenen Feier, auch der Wettergott war ihnen gnädig gesinnt. Der vorausgesagte Wolkenbruch erfolgte erst, als alle unter Schutz und Schirm waren und tat der feierlichen Stimmung keinen Abbruch.
// Monika Gruber
DIE MUSIKKAPELLE ST. JAKOB IM AHRNTAL
Die Musikkapelle St. Jakob in Ahrn wurde von den Organisatoren gebeten, den musikalischen Part des Großen Österreichischen Zapfenstreichs zu übernehmen. Eine große Herausforderung, sagt Obmann Thomas Künig. Nach Diskussion im Ausschuss, in Absprache mit den Musikanten und Musikantinnen und unter der Bedingung, alles Politische rund um die musikalische Aufführung fernzuhalten, hat sich die Kapelle dazu bereit erklärt. Einige Mitglieder waren am Anfang noch skeptisch, auch ob der politischen Brisanz, doch im persönlichen Gespräch hat
Der Obmann der Musikkapelle St. Jakob in Ahrn, Thomas Künig. Alfred Stolzlechner der Obmann sie zum Mitmachen überzeugen können. Kapellmeister Daniel Niederegger war gleich begeistert und ging mit Motivation an diese Aufgabe – diese große Herausforderung für eine Musikkapelle heran. Es bedurfte doch etlicher Proben, um das Stück einzustudieren, auch die Spieldauer von circa 35 Minuten, unterbrochen nur von kurzen Pausen ist für die Musikant/innen nicht zu unterschätzen. „Die Aufführung des Großen Österreichischen Zapfenstreichs rund um die Heimkehr des Heinrich Oberleiter hat vielen von uns – und wie mir berichtet wurde, auch vielen aus dem Publikum – Gänsehautmomente beschert. Alles in allem war es eine gelungene Veranstaltung, die Zusammenarbeit mit den Schützen war sehr harmonisch, das Wetter hat noch mitgespielt. Uns ist bewusst, dass diese Aufführung etwas Besonderes war und die Gelegenheit, einen Großen Österreichischen Zapfenstreich musikalisch gestalten zu dürfen, in einem Musikantenleben wahrscheinlich nicht zweimal kommt “ sagt ein zufriedener Obmann Thomas Künig. // mg