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Siegfried Klammer: Ein bewegtes Leben
Er hat ein Bauunternehmen, eine Tischlerwerkstatt und ein Schotterwerk geführt, er hat sich für ein hiesiges E-Werk und eine Industrie- und Handwerkszone eingesetzt, er hat Politik gemacht und das Ahrntal geprägt. Siegfried Klammer, 92 Jahre, hat Arbeit nach der Überzeugung gelebt, dass vieles möglich ist. Porträt über einen, der im Leben nie „stille sein konnte“
Es ist nicht ganz klar, wer erstaunter ist. Der alte Herr, der über sein Leben erzählen soll. Oder die Autorin dieser Zeilen, die ihn eben noch eigenhändig mit dem Auto hat heranfahren sehen. Staunen ist dann auch nicht zu viel gesagt, um das folgende Gespräch zu beschreiben. Siegfried Klammer, 92 Jahre alt, hat so viele Pflöcke in seinem Leben eingeschlagen, dass man leicht den Überblick verlieren kann. Zum Gespräch lädt er in den Ahrntalerhof ein. Das Hotel steht an den Ausläufern von St. Johann. Erst vor Kurzem hat es seine Tore geschlossen. Wo früher Kaffee und Kuchen über den Tresen gereicht wurden, herrscht aufgeräumte Stille. Es ist, passend zum Zeitgeist, frisch in dem Raum mit den getäfelten Wänden. Seine Jacke nimmt Siegfried Klammer, Jahrgang 1931, nicht ab. Modell: Bergtour.
IN DER KATAKOMBENSCHULE
An diesem Ort, und während er das sagt, klopft er mit der Hand auf den Tisch, ist er als zweites von sechs Kindern aufgewachsen. Der Vater arbeitet Tag und Nacht, nur langsam gelingt es, die alte Hütte etwas auszubessern. „Faschistenzeit”, sagt Klammer und nickt vielsagend. Ein Jahr besucht er die Katakombenschule bei einer der sogeSiegfried Klammer, Jahrgang 1931, wächst in St. Johann auf. Nach einer kurzen Schulausbildung von gerade einmal sechs Jahren fängt er im Baubetrieb seines Vaters an. Nach dem Tod des Vaters übernimmt er mit 22 Jahren und baut sich schnell einen festen Kundenstamm auf. Als er mehr als 15 Arbeiter beschäftigt, folgt die verpflichtende Eintragung ins nationale Album für Bauunternehmer. In den Jahren zwischen 1964 und 1967 baut er ein Schotterwerk, eine Tischlerwerkstatt und gründet mit Gottlieb Oberkofler die Gesellschaft EWSM, die schließlich das E-Werk Gföllberg realisiert.1977 baut er das Hotel Ahrntalerhof und nur wenig später die Ahrntaler Bauindustrie. Klammers Ehefrau Agnes führt den Ahrntalerhof, der 1997 eröffnet, 36 Jahre lang. Dann übernimmt Enkel Thomas bis August 2022 das Ruder. Von 1974 bis 1980 ist er Vize-Bürgermeister der Gemeinde Ahrntal und weitere fünf Jahre Gemeinderat. Auch dem Sportverein steht er zwölf Jahre vor. Klammer lebt mit seiner Frau Agnes in St. Johann.
nannten Hilfslehrerinnen. Die Schiefertafel mit dem Griffel dient nur dem Studium vor Ort. Alles, was darauf steht, muss aus Sicherheitsgründen wieder gelöscht werden. Drei Jahre drückt er die Schulbank in der italienischen Schule, dann wieder muss er die deutsche Kurrentschrift lernen. Nach sechs Jahren Hin und Her ist er ausgeschult. „Ich glaube nicht, dass es eine schlechtere Ausbildung geben kann, als das, was wir gehabt haben.” Die Sommermonate verbringt er weg vom heimischen Tisch als Hüterbub auf verschiedenen Almen. In Großklausen, an den Holzerböden, Pernthal und beim Rastbichler. Manch ein Bauer steckt ihm am Ende des Sommers auch ein bisschen Geld zu. Der Vater hat sich in der Zwischenzeit einen Namen als Zimmerer gemacht. 1945 nimmt er den Sohn zum ersten Mal mit auf die Arbeit. Welchen Beruf einer erlernt, ist damals selten eine freie Entscheidung. Gearbeitet wird, wo es zu tun gibt. So geht es einige Sommer lang. Als im Winter 51 der Himmel nicht mehr aufzuhören scheint, Schnee nach unten zu schütten, arbeitet Siegfried Klammer längst fest im Betrieb mit. Überall gehen Lawinen ab, reißen ganze Häuser und
Schwindelfrei: Arbeiter auf einer seiner Baustellen. Freudvoll: Auf diesem Glockenturm fehlt nur noch die Lasur.
Holz ist sein Rohstoff: Über viele Jahrzehnte verkauft Klammer seine Produkte.
Ställe zu Tal. Im Frühjahr geben die wärmeren Temperaturen langsam das wahre Ausmaß der Verwüstungen frei. Für die Klammers geht die Arbeit in einer Frequenz los wie die Schneemassen Monate zuvor ins Tal gestürzt waren. Bis in den Pinzgau reicht die Arbeit.
EIN EIGENER BETRIEB – MIT 22 JAHREN
Ausgestattet mit einem Grenzschein gelangt Klammer mit seinem Vater ins Krimmler-Achental, wo ein Bauer die Almhütten und die Ställe wieder aufbauen will. Den Grenzschein erwähnt Klammer keinesfalls zufällig. Er sagt diesen Satz auch, um zu betonen, dass Grenzen damals das tägliche Leben in einer Weise beeinflussten, wie wir es uns heute nicht mehr vorstellen können. Mit der Zeit wird der Vater bei der Arbeit schwächer. Aus dem Bett kehrt er nie mehr ganz zurück auf die Baustellen. Ein halbes Jahr später, 1952, um genau zu sein, stirbt er an einer Geschwulst. Heute nennt man das Kind beim Namen: Krebs. Etwa 20 Männer arbeiten zu diesem Zeitpunkt für die Zimmerei. Jeden einzelnen fragt Siegfried Klammer, ob er das Gewerbe übernehmen will. Keiner traut es sich zu. „Ich sagte ihnen: Gut, wenn ihr mich als Chef akzeptiert und mir helft, dann mache ich weiter.” Da ist er 22 Jahre alt.
DIE ANFÄNGE ALS UNTERNEHMER
Über ein Auto verfügt der Zimmereibetrieb „Siegfried Klammer“, der auch Maurerarbeiten ausführt, nicht. Nicht einmal ein Fahrrad kann man sich leisten. Als ein Bauer in Pojen Almhütten und Ställe errichten lässt, geht Klammer mit seinen Mitarbeitern am Montagmorgen um 3 Uhr los, um dreieinhalb Stunden später an Ort und Stelle zu sein. Viele Aufträge kommen von Kriegsheimkehrern. Sie können sich gerade die Mauern leisten, im Parterre aus Steinen zusammengeschichtet, ab dem ersten Stock reicht es manchmal für die vielfach teureren Ziegeln. Das Holz für den Dachstuhl: nicht selten von Bauern erbettelt. Nach und nach vermag sich der eine oder andere ein Fenster mit Isolierglas einzubauen. Eines wohlgemerkt – andere Zeiten eben. Mit den Jahren werden die Aufträge größer und die Bürokratie auch. Wer mehr als 15 Leute hat, muss seinen Betrieb ins Nationalalbum der Bauunternehmer eintragen lassen. Die Eintragung ermöglicht, größere Bauten zu übernehmen. „Schulen”, sagt Siegfried Klammer nicht ohne Stolz. Ausgerechnet er, der seine eigene Ausbildung unter so schwierigen Bedingungen erhalten hat. Vielleicht hat gerade der schwierige Start seine unternehmerische Hand geprägt. Er baut ein Schotterwerk, gründet mit Gottlieb Oberkofler die Gesellschaft EWSM, mit der er später das E-Werk Gföllberg bauen wird und eröffnet eine Tischlerwerkstatt. Das alles innerhalb von ein paar Jahren.
DER NÄCHSTE SCHRITT
1972 tut er sich mit den Außerhofer-Brüdern Beppe und Siegfried zusammen. Die Unionbau mit Siegfried Klammer als Präsident an der Spitze ist geboren. Es ist der Beginn einer Erfolgsgeschichte, an der Klammer fünf Jahre mitschreibt. Als Sohn Helmut, der vom Vater das Bauen im Herzen übernommen hat, seine Geometer- >>
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Wenn es um Glockentürme geht, ist Siegfried Klammer in seinem Element. Er will nicht, dass der Brauch des Mittagsläutens in Vergessenheit gerät.
ausbildung abschließt, steigt Klammer aus. Seine Frau Agnes hat zu dem Zeitpunkt im Sommer schon in der heimischen Wohnung Gäste bewirtet, wie es allerorts im Ahrntal üblich ist. Ihr Wunsch: ein eigenes Hotel. Siegfried Klammer baut ihr eines. 1979 eröffnet der Ahrntalerhof. Über 30 Jahre lang führt sie das Hotel und Klammer indessen seine Baufirma weiter. Schon damals schwebt ihm eine Handwerker- und Industriezone im Tal vor. Als Vizebürgermeister und Gemeinderat setzt er sich dafür ein. „Irgendwann haben wir das zusammengebracht”, sagt er. 1980 beginnt er mit dem Bau der Ahrntaler Bauindustrie. Heute firmiert das Unternehmen, das auf Fassaden und Balkone spezialisiert ist, nur noch unter Ahrntaler.
VIEL MEHR ALS EIN HOBBY
Das Schnitzen ist ihm in dieser bewegten Zeit eine willkommene Abwechslung. Die Hand seines Vaters hat er nie gehabt, aber „schlecht war meine auch nicht”. In einer kleinen Werkstatt neben dem Hotel verkauft er Jahrzehnte seine Produkte. Nun, da Enkel Thomas den Betrieb aufgegeben hat, ist meistens geschlossen. Seine Tischlerei hat er im Keller des Nebengebäudes eingerichtet. Er will die Räume zeigen, jeden Tag sei er hier, sagt er, und wenn es nur eine Stunde ist. „Im Tun fühlt man sich weniger krank”, sagt er. Auf dem Weg dorthin spiegelt sich die Sonne in den großen Kupferbottichen, wo das Bier in der vor Kurzem eröffneten Brauerei von Sohn Erich heranreift. Dass das Machen und Tun auf die Söhne übergegangen ist – Zufall? Disposition? Wer weiß das schon genau. Beim Schnitzen hat sich Klammer mittlerweile auf Kreuze und Glockentürme spezialisiert. Fertig aufgereiht stehen sie in der Garage und in der Tischlerei. Einen besonders schönen fertigt er gerade auf Bestellung aus Bayern an. Er muss noch ein bisschen Lasur auftragen. Den Pinsel legt er nach getaner Arbeit an Ort und Stelle. Alles muss seinen Platz haben. Er mag es nicht, wenn Dinge liegen bleiben. Die Glockentürme stehen für eine Zeit, in der es meist nur eine Uhr in der Stube gab und die Menschen dem Rhythmus der Natur folgten. Wenn das Essen fertig war, zog die
Jeden Tag geht Klammer in seine Werkstatt und fertigt Kreuze und Glockentürme.
Bäuerin an der langen Schnur und ließ die Glocke erklingen. Klammer will nicht, dass dieser Brauch in Vergessenheit gerät. Es geht auf Mittag zu, als der 92-Jährige das Tor öffnet und zur Garagenausfahrt nach oben geht. Bald wird er mit seiner Frau am Mittagstisch sitzen und Spaghetti Amatriciana essen. Vor dem Eingang zum Hotel hält er kurz inne. Dann lächelt er und sagt: „Es gibt ja noch so viel zu tun.“
// Verena Duregger
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