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Tourismus im Pustertal: Die Grenzen ausloten?

DER TOURIMSUS IM PUSTERTAL Die Grenzen ausloten?

Einmal mehr bewies sich die start. klar.-Dialogreihe des Jugend- und Kulturzentrums UFO in Bruneck als Begegnungsraum für wertschätzenden Dialog. Anstelle hitziger Diskussionen, in denen festgefahrene Positionen vertreten und Grenzen verhärtet werden, geht man hier aufeinander zu und diskutiert auf Augenhöhe.

Dies gelang auch bei dem brisanten Thema rund um Olympia, Antholz, Naturschutz und Ressourcenverbrauch. Es diskutierten Claudia Plaikner, Obfrau des Landesverbands für Heimatpflege und Lorenz Leitgeb, Präsident des Biathlon Weltcup Komitees, unter der Moderation von Markus Lobis, der 1995 Mitorganisator der Biathlon WM war und selbst gesehen hat, „was so eine Veranstaltung aus einem Tal macht.“ „Es ist langsam gewachsen“, betont Leitgeb, es gebe viele Freiwillige, viele Antholzer seien stolz auf die Veranstaltung, so könne man auch gut in die Zukunft blicken. Dem Komitee sei bewusst, dass es Grenzen gebe und setzt sich diese auch selbst. Claudia Plaikner befürchtet jedoch, dass eben diese Grenzen bei Olympia überschritten werden und nennt dabei verschiedenste Bauprojekte wie neue Verkehrsinfrastruktur, Speicherbecken, Beschneiungsanlagen, Schießstand und Pisten. Leitgeb stellt klar, dass bei Olympia aufgrund der Bestimmungen weniger Zuschauer anwesend sein werden und mehr

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Von links nach rechts: Lorenz Leitgeb, Claudia Plaikner und Markus Lobis. Gunther Niedermair

Geld in die Bahn als in die Straße investiert werde. Der Nutzen für die Bevölkerung liege darin, dass viele ohnehin notwendige Projekte nun möglich gemacht bzw. beschleunigt werden. Plaikner stößt sich jedoch daran, dass es im Vorfeld der Olympia-Bewerbung geheißen habe, dass keine Anpassungen notwendig seien. Sie hätte sich statt einiger anderer Projekte z.B. eine Investition in eine zweigleisige Bahnlinie gewünscht.

PRO UND CONTRA TOURISMUS

Laut Leitgeb müsse man langfristig denken, im Grunde profitiere jeder von uns und der Tourismus habe Wohlstand in unser Land gebracht. „Wachsen kann man in verschiedenen Sichtweisen sehen. In der Quantität sicherlich nicht. Wir sind zufrieden mit dem, was wir erreicht haben.“ Leitgeb ist überzeugt, dass das Tal nicht zusätzlich belastet werde. Plaikner stimmt zu, dass der Tourismus viele aus der Armut gerettet habe. Jetzt sei es allerdings ein Tourismus ohne Limit, auch das Erlebnis Berg sei keine eigene Naturerfahrung und Leistung mehr, sondern die Landschaft werde inszeniert – der Berg durch Aufstiegsanlagen zugänglich gemacht. „Man nimmt den Gästen das eigentliche Erlebnis.“ Es gehe heute vor allem um steigende Gäste- und Beherbergungszahlen und Verkehrsbeschleunigung. Viele Leute können mit dieser Art des Tourismus nicht mehr gut leben. „Das wächst uns über den Kopf!“

DIE FRAGE DER NACHHALTIGKEIT

Auch das Publikum diskutierte im zweiten Teil der Veranstaltung auf Augenhöhe mit: Der Gemeinderat von Rasen-Antholz, Alexander Messner, gibt zu bedenken, dass die neu gebauten und teuren Anlagen auch instandgehalten werden müssen – Kosten, welche die kleine Gemeinde selbst stemmen muss. Christine Baumgartner von der Plattform Pro Pustertal weist darauf hin, dass bei uns die Bevölkerung im Gegensatz zu anderen Ländern nicht befragt wurde. Ebenso vermisst Plaikner die demokratische Grundeinstellung – die Bevölkerung werde nicht miteinbezogen. Sie wünscht sich mehr Offenheit und Gespräch. Auch Leitgeb betont die Wichtigkeit, sich verschiedene Meinungen anzuhören. Die Möglichkeit, im gemeinsamen Gespräch Grenzen auszuloten, bot das UFO an diesem sehr spannenden Abend. Wer die Veranstaltung verpasst hat, kann sich die Aufzeichnung auf der Facebookseite des UFO ansehen. Am 19. Januar 2023 erwartet Sie ein weiterer spannender Dialog mit der in der Ukraine tätigen Journalistin Daniela Prugger aus Olang und dem Philosophen, Friedensforscher und Experten zum Thema Konfliktforschung Kurt Gritsch. Alle Infos dazu: www.ufobruneck.it.

// Verena Aschbacher

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